355 500 произведений, 25 200 авторов.

Электронная библиотека книг » Stephen Edwin King » The Stand. Das letze Gefecht » Текст книги (страница 74)
The Stand. Das letze Gefecht
  • Текст добавлен: 24 сентября 2016, 05:37

Текст книги "The Stand. Das letze Gefecht"


Автор книги: Stephen Edwin King


Жанр:

   

Ужасы


сообщить о нарушении

Текущая страница: 74 (всего у книги 100 страниц)

»Willst du sagen, sie haßt Männer?« fragte Stu und sah sie eindringlich an.

Sue schüttelte den Kopf. »Sie is' bi.«

»Sisbi?« fragte Stu zweifelnd.

»Sie ist mit beiden Geschlechtern glücklich, Stuart. Und ich hoffe, du wirst jetzt nicht im Komitee einbringen, daß zusammen mit >Du sollst nicht töten< auch wieder die alten Moralgesetze eingeführt werden.«

»Ich habe genug zu tun, auch ohne mich darum zu kümmern, wer mit wem schläft«, murmelte er, und alle lachten. »Ich habe nur gefragt, weil ich nicht will, daß jemand diese Sache als Kreuzzug betrachtet. Wir brauchen Beobachter da drüben, keine Guerillakämpfer. Es ist eine Aufgabe für ein Wiesel, nicht für einen Löwen.«

»Das weiß sie«, sagte Susan. »Fran hat mich gefragt, wie sie es aufgenommen hat, als ich sie gefragt habe, ob sie für uns da rüber gehen würde. Sie hat es ziemlich gut aufgenommen. Zunächst einmal hat sie mich daran erinnert, wenn wir bei diesen Männern geblieben wären... weißt du noch, wie ihr uns gefunden habt, Stu?«

Er nickte.

»Wenn wir bei ihnen geblieben wären, wären wir entweder tot oder letztendlich doch im Westen gelandet, denn in diese Richtung sind sie gefahren... jedenfalls wenn sie nüchtern genug waren, daß sie die Schilder lesen konnten. Sie sagte, sie hätte sich schon gefragt, wo ihr Platz in der Zone sei, und dieser Platz war offensichtlich außerhalb. Und sie hat gesagt...«

»Was?« fragte Fran.

»Daß sie versuchen würde zurückzukommen«, sagte Sue brüsk und schwieg danach. Was Dayna Jürgens sonst noch gesagt hatte, ging nur sie beide etwas an, nicht einmal die Mitglieder des Komitees sollten es wissen. Dayna ging nach Westen und hatte ein zehn Zoll langes Klappmesser an den Unterarm geschnallt. Wenn sie das Handgelenk heftig abknickte, schnappte die Feder, und presto hatte sie plötzlich einen sechsten Finger, der zehn Zoll lang war und eine zweischneidige Klinge hatte. Sie dachte, die meisten – die Männer – würden das nicht verstehen.

Wenn er wirklich der große Diktator ist, dann band vielleicht nur er sie zusammen. Wenn er nicht mehr ist, fangen sie vielleicht an, untereinander zu streiten und zu kämpfen. Das könnte ihr Ende sein, wenn er stirbt. Und wenn ich in seine Nähe komme, Susie, sollte er besser seinen Schutzteufel bei sich haben.

Sie werden dich töten, Dayna.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht rechtfertigt allein der Anblick, seine Eingeweide auf den Boden fallen zu sehen, ja alles. 

Susan hätte sie vielleicht daran hindern können, aber sie hatte es nicht versucht. Sie hatte sich damit begnügt, Dayna das Versprechen zu entlocken, daß sie sich an den ursprünglichen Plan halten würde, wenn sich keine absolut perfekte Gelegenheit bot. Dem hatte Dayna zugestimmt, und Sue glaubte nicht, daß ihre Freundin die Chance bekommen würde. Flagg hielt sich sicher gut bedeckt. Trotzdem hatte Sue Stern in den drei Tagen, seit sie ihrer Freundin den Vorschlag unterbreitet hatte, als Spionin nach Westen zu gehen, nur ziemlich schlecht geschlafen.

»Nun«, sagte sie jetzt zu den ändern, »ich muß heim ins Bett. Nacht, Leute.«

Sie ging mit den Händen in den Jackentaschen davon.

»Sie sieht älter aus«, sagte Stu.

Nick schrieb etwas und zeigte den beiden den Block.

Wir alle, stand dort.



Am nächsten Morgen war Stu auf dem Weg zum Kraftwerk, als er Susan und Dayna auf Motorrädern den Canyon Boulevard entlangkommen sah. Er winkte, und sie hielten an. Er fand, dass Dayna nie hübscher ausgesehen hatte. Sie hatte sich das Haar mit einem grünen Seidenschal nach hinten gebunden; über Jeans und einem karierten Baumwollhemd trug sie einen Wildledermantel. Auf den Gepäckträger hatte sie einen zusammengerollten Schlafsack geschnallt.

»Stuart!« rief sie und winkte ihm lächelnd zu.

Lesbisch? dachte er ungläubig.

»Du machst einen kleinen Ausflug, soweit ich weiß«, sagte er.

»Klar. Und du hast mich nicht gesehen.«

»Nein«, sagte Stu. »Nie. Zigarette?«

Dayna nahm eine Marlboro und hielt die Hände über sein Streichholz.

»Sei vorsichtig, Mädchen.«

»Mach ich.«

»Und komm heil zurück.«

»Hoffentlich.«

Sie sahen einander im hellen Spätsommermorgen an.

»Paß auf Frannie auf, Großer.«

»Mach ich.«

»Und sei als Marshal nicht so streng.«

»Darauf kannst du dich verlassen.«

Sie warf die Zigarette weg. »Was meinst du, Suze?«

Susan nickte, legte den Gang ein und lächelte ein wenig gequält. Sie sah ihn an, und Stu hauchte ihr einen Kuß auf den Mund.

»Viel Glück.«

Sie lächelte. »Du mußt es zweimal machen, wenn es wirklich Glück bringen soll. Hast du das nicht gewußt?«

Er küßte sie noch einmal, diesmal länger und gründlicher. Lesbisch? fragte er sich erneut.

»Frannie kann sich glücklich schätzen«, sagte Dayna. »Das kannst du ihr sagen.«

Stu trat lächelnd einen Schritt zurück und wußte nicht recht, was er sagen sollte, daher sagte er überhaupt nichts. Zwei Blocks weiter rumpelte einer der großen orangefarbenen Lastwagen des Beerdigungskomitees wie ein Omen über die Kreuzung, und der Augenblick war vorüber.

»Gehen wir, Mädchen«, sagte Dayna. »Auf und davon.«

Sie fuhren los, und Stu stand am Bordstein und sah ihnen nach.



Sue Stern kam zwei Tage später zurück. Sie hatte Dayna von Colorado Springs aus nach Westen fahren sehen, sagte sie, und ihr nachgesehen, bis sie als winziger Fleck in der großen, schweigenden Landschaft verschwunden war. Dann hatte sie ein bißchen geweint. In der ersten Nacht hatte Sue in der Nähe von Monument ihr Lager aufgeschlagen und war in den frühen Morgenstunden voller Angst durch ein tiefes, heulendes Geräusch aufgewacht, das aus einem Abwasserkanal unter der Straße zu kommen schien, an der sie kampiert hatte.

Schließlich hatte sie allen Mut zusammengenommen, mit ihrer Taschenlampe in das Wellblechrohr hineingeleuchtet und einen abgemagerten, zitternden Welpen entdeckt. Ungefähr sechs Monate alt. Er scheute vor ihrer Berührung zurück, und sie war zu groß, um in das Rohr zu kriechen. So war sie schlußendlich in die Stadt Monument gefahren, in den dortigen Supermarkt eingebrochen und im kalten Licht einer falschen Dämmerung mit einem Rucksack voll Hundefutterkonserven Marke Alpo und Cycle One zurückgekommen. Der Trick funktionierte. Der Welpe fuhr in einer der BSA-Satteltaschen mit ihr zurück.



Dick Ellis geriet in Verzückung über den Welpen. Es war ein Irish Setter, eine Hündin, und entweder reinrassig oder so nahe dran, dass es keinen Unterschied machte. Wenn sie älter war, würde Kojak ihr sicher gern seine Aufwartung machen. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile in der Freien Zone, und in der Aufregung über Adam und Eva in Hundegestalt war das Thema Mutter Abagail für diesen Tag vergessen. Susan Stern wurde zu einer Art Heldin, und soweit die Mitglieder des Komitees wußten, hatte sich keiner gefragt, was Susan in dieser Nacht in Monument zu suchen gehabt hatte, das weit südlich von Boulder lag.

Aber Stu erinnerte sich noch lange an den Morgen, als die beiden Boulder verlassen hatten und er sie zur Autobahn Denver-Boulder fahren sah. Denn niemand in der Freien Zone sollte Dayna Jürgens wiedersehen.



27. August; kurz vor der Dämmerung; Venus am Himmel. Nick, Ralph, Larry und Stu saßen auf der Treppe von Tom Cullens Haus. Tom stand auf dem Rasen, frohlockte und schlug Krocketbälle durch verschiedene Tore.

Es ist Zeit, schrieb Nick.

Stu fragte leise, ob sie ihn wieder hypnotisieren müßten, und Nick schüttelte den Kopf.

»Gut«, sagte Ralph. »Ich glaube nicht, daß ich das aushalten würde.« Dann rief er mit lauterer Stimme: »Tom! He, Tommy! Komm mal rüber!«

Tom kam grinsend herübergelaufen.

»Tommy, es ist Zeit zu gehen«, sagte Ralph.

Toms Lächeln verschwand. Er schien zum ersten Mal zu bemerken, daß es dunkel wurde.

»Gehen? Jetzt? Meine Fresse, nein! Wenn es dunkel wird, geht Tom ins Bett. M-O-N-D und das buchstabiert man Bett. Tom mag nicht im Dunkeln draußen sein. Wegen den Gespenstern. Tom... Tom...«

Er verstummte, und die anderen sahen ihn unruhig an. Tom war in dumpfes Schweigen verfallen. Er kam wieder zu sich... aber nicht auf die übliche Weise. Es war kein plötzliches Wiedererwachen, bei dem alles Leben auf einen Schlag zurückkehrte, sondern eine langsame Angelegenheit, widerwillig, fast traurig.

»Nach Westen gehen?« sagte er. »Ihr meint, es ist dieZeit?«

Stu legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ja, Tom. Wenn du kannst.«

»Auf die Straße.«

Ralph gab einen erstickten, murmelnden Laut von sich und ging hinter das Haus. Tom schien es nicht zu bemerken. Er sah abwechselnd Stu und Nick an.

»Nachts gehen. Am Tag schlafen.« Tom fügte langsam in der Dämmerung hinzu: »Und den Elefanten sehen.«

Nick nickte.

Larry brachte Toms Rucksack, der neben der Treppe gestanden hatte. Tom streifte ihn langsam und verträumt über.

»Du mußt vorsichtig sein, Tom«, sagte Larry mit belegter Stimme, »Vorsichtig. Meine Fresse, ja.«

Stu fragte sich ein wenig zu spät, ob sie Tom nicht noch ein Einmannzelt geben sollten, aber er verwarf den Gedanken. Tom hätte auch das einfachste Zelt nicht aufschlagen können.

»Nick«, flüsterte Tom. »Muß ich das wirklich?«

Nick legte einen Arm um Tom und nickte langsam.

»Gut.«

»Du mußt immer auf der breiten vierspurigen Straße bleiben, Tom«, sagte Larry. »Die 70 heißt. Ralph fährt dich mit dem Motorrad dorthin, wo sie anfängt. «

»Ja, Ralph.« Pause. Ralph war hinter dem Haus hervorgekommen. Er wischte sich mit einem Taschentuch die Augen.

»Bist du fertig, Tom?« fragte er rauh.

»Nicky? Ist es noch mein Haus, wenn ich zurückkomme?«

Nick nickte heftig.

»Tom liebt sein Haus. Meine Fresse, ja.«

»Das wissen wir, Tommy.« Stu konnte jetzt auch warme Tränen tief in der Kehle spüren.

»Gut. Ich bin fertig. Mit wem fahre ich?«

»Mit mir, Tom«, sagte Ralph. »Zur Route 70, erinnerst du dich?«

Tom nickte und ging zu Ralphs Motorrad. Nach einem Augenblick folgte ihm Ralph mit hängenden Schultern. Selbst die Feder in seinem Hutband schien traurig herabzuhängen. Er stieg auf das Motorrad und trat den Starter durch. Einen Augenblick später fuhr er auf den Broadway und bog nach Osten ab. Sie standen beisammen und sahen, wie das Motorrad in der purpurnen Dämmerung zu einer Silhouette vor dem Scheinwerferlicht wurde. Dann verschwand das Eicht hinter dem Holiday Twin Autokino und war nicht mehr zu sehen.

Mit hängendem Kopf und den Händen in den Taschen ging Nick davon. Stu wollte sich ihm anschließen, aber Nick schüttelte fast wütend den Kopf und winkte ihn fort. Stu ging zu Larry zurück.

»Das war's«, sagte Larry, und Stu nickte düster.

»Glaubst du, daß wir ihn je wiedersehen, Larry?«

»Wenn nicht, dann werden wir sieben – nun, vielleicht nicht Fran, sie war nie dafür, ihn zu schicken – den Rest unseres Lebens mit der Entscheidung, ihn zu schicken, leben müssen. Ich wünsche manchmal, ich hätte nie von dem elenden Komitee der Freien Zone gehört.«

»Nick mehr als jeder andere«, sagte Larry.

»Ja, Nick mehr als jeder andere.« Sie sahen Nick nach, der langsam den Broadway hinabschritt und in den Schatten unterging, die um ihn herum wuchsen. Dann betrachteten sie eine Zeitlang schweigend Toms dunkles Haus.

»Verschwinden wir von hier«, sagte Larry plötzlich. »Der Gedanke an all die ausgestopften Tiere... ich habe plötzlich einen Eins-A Gruselanfall.«



George Richardson, der neue Arzt, hatte sich im Dakota Ridge Medical Center eingenistet, denn es lag in der Nähe des Boulder City Hospital mit seiner medizinischen Ausrüstung, seinen großen Medikamentenvorräten und seinen Operationssälen.

Am 28. August war er bereits voll im Geschäft, unterstützt von Laurie Constable und Dick Ellis. Dick hatte gebeten, die Welt der Medizin verlassen zu dürfen, die Erlaubnis dazu aber nicht erhalten. »Du leistest hier hervorragende Arbeit«, sagte Richardson. »Du hast eine Menge gelernt, und du wirst noch mehr lernen. Außerdem haben wir so viel zu tun, daß ich es nicht alleine schaffe. Wir werden sowieso den Verstand verlieren, wenn wir nicht in ein oder zwei Monaten einen weiteren Arzt bekommen. Gratuliere, Dick, du bist der erste Assistenzarzt der Freien Zone. Gib ihm einen Kuß, Laurie.«

Laurie gehorchte.

Gegen elf an diesem Vormittag Ende August kam Fran ins Wartezimmer und sah sich neugierig und ein wenig nervös um. Laurie saß am Schreibtisch und las eine alte Ausgabe des Ladies Home Journal.

»Hi, Fran«, sagte sie und sprang auf. »Ich habe mir schon gedacht, daß wir dich früher oder später zu sehen bekommen würden. George kümmert sich gerade um Candy Jones, aber er kommt gleich zu dir. Wie geht es dir?«

»Ziemlich gut, danke«, sagte Fran. »Ich glaube...«

Die Tür eines Sprechzimmers ging auf, und Candy Jones kam heraus, gefolgt von einem großen, gebückten Mann in Kordhosen und einem Freizeithemd mit dem Izod-Alligator auf der Brust. Candy betrachtete zweifelnd eine Flasche rosa Substanz, die sie in einer Hand hielt.

»Sind Sie sicher, daß es das ist?« fragte sie Richardson zweifelnd.

»Das habe ich noch nie gehabt. Ich habe gedacht, ich wäre immun.«

»Das sind Sie nicht, und jetzt haben Sie es«, sagte George grinsend.

»Vergessen Sie nicht die Stärkebäder, und bleiben Sie in Zukunft aus dem hohen Gras raus.«

Sie lächelte kläglich. »Jack hat es auch. Soll er herkommen?«

»Nein, aber Sie können aus den Stärkebädern eine Familienangelegenheit machen.«

Candy nickte kläglich, dann sah sie Fran. »Hallo, Frannie, wie geht's dir, Mädchen?«

»Okay. Und dir?«

»Schrecklich.« Candy hielt die Flasche hoch, so daß Fran die Aufschrift CALADRYL auf dem Etikett lesen konnte. »Giftefeu. Und du wirst nie erraten, wo ich es mir geholt habe.« Sie strahlte. »Aber ich wette, du kannst erraten, wo Jackes sich geholt hat.«

Als sie ging, sahen sie ihr amüsiert nach, dann sagte George: »Miss Goldsmith, nicht wahr? Komitee der Freien Zone. Es ist mir ein Vergnügen.«

Sie gab ihm die Hand. »Nur Fran, bitte. Oder Frannie.«

»Okay, Frannie. Was haben Sie für ein Problem?«

»Ich bin schwanger«, sagte Fran. »Und habe eine Heidenangst.«

Dann brach sie ohne Vorwarnung in Tränen aus.

George legte ihr einen Arm um die Schultern. »Laurie, ich brauche Sie in etwa fünf Minuten.«

»Gut, Doktor.«

Er führte sie in das Behandlungszimmer, wo sie sich auf den schwarzen Tisch setzen mußte.

»Aber warum die Tränen? Wegen Mrs. Wentworths Zwillingen?«

Frannie nickte kläglich.

»Es war eine schwierige Geburt, Fran. Die Mutter war Kettenraucherin. Die Babys waren zu leicht, selbst für Zwillinge. Sie kamen ganz plötzlich am späten Abend. Ich hatte keine Möglichkeit zu einer Obduktion. Regina Wentworth wird jetzt von einigen Frauen gepflegt, die mit unserer Gruppe gekommen sind. Ich glaube – ich hoffe -, daß sie aus dem seelischen Tief herauskommt, in dem sie sich momentan befindet. Vorläufig kann ich nur sagen, daß die Babys es von Anfang an mit zwei Handicaps zu tun hatten. Die Todesursache kann alles möglichegewesen sein.«

»Auch die Supergrippe?«

»Ja. Auch die.«

»Also müssen wir einfach abwarten.«

»Nein, verdammt. Sie bekommen sofort die komplette Schwangerschaftsfürsorge. Ich werde Sie ständig überwachen, genau wie jede andere Frau, die schwanger wird oder schwanger ist. General Electric hatte einen Slogan: Fortschritt ist unser wichtigstes Produkte In der Zone sind die Babys unser wichtigstes Produkt, und sie werden entsprechend behandelt.«

»Aber wir wissen wirklich nichts.«

»Nein, leider. Aber trotzdem Kopf hoch, Fran.«

»Ja, gut. Ich will's versuchen.«

Es klopfte kurz an der Tür, und Laurie kam herein. Sie reichte George ein Formular, und George fing an, Frannie Fragen nach ihrer Krankengeschichte zu stellen.



Als die Untersuchung vorbei war, ließ George sie eine Weile allein und erledigte etwas im Nebenzimmer. Laurie blieb bei ihr, während Fran sich anzog.

Als sie die Bluse zuknöpfte, sagte Laurie leise: »Ich beneide dich, weißt du. Trotz Unsicherheit und so. Dick und ich haben wie verrückt versucht, ein Baby zu machen. Wirklich komisch – ich war diejenige, die einen ZEROPOPULATION-Button zur Arbeit getragen hat. Ich meinte natürlich >Zero Population Growth< – Bevölkerungs-Nullwachstum -, aber wenn ich heute an diesen Button denke, wird mir echt unheimlich zumute. O Frannie, deins wird das erste. Und ich weiß, es wird alles gut. Es muß

Fran lächelte nur und nickte, weil sie Laurie nicht daran erinnern wollte, daß ihres nichtdas erste sein würde.

Mrs. Wentworths Zwillinge waren die ersten gewesen.



»Fein«, sagte George eine halbe Stunde später.

Fran zog die Brauen hoch. Sie dachte zuerst, er habe ihren Namen falsch ausgesprochen. Sie erinnerte sich ohne guten Grund daran, daß der kleine Mickey Post, der unten in der Straße gewohnt hatte, sie bis zur dritten Klasse Fan genannt hatte.

»Das Baby. Es geht ihm gut.«

Fran nahm ein Kleenex-Tuch und hielt es krampfhaft fest. »Ich habe gespürt, wie es sich bewegt... aber das ist schon eine Weile her. Seitdem nichts mehr. Ich hatte Angst...«

»Es lebt, aber ich bezweifle, daß Sie gespürt haben, wie es sich bewegte. Das waren wahrscheinlich Blähungen.«

»Es war das Baby«, sagte Fran leise.

»Nun, ob oder ob nicht, es wird sich in Zukunft oft bewegen. Sie werden Anfang bis Mitte Januar niederkommen. Wie hört sich das an?«

»Gut.«

»Essen Sie richtig?«

»Ich glaube – ich gebe mir alle Mühe.«

»Gut. Keine Übelkeit?«

»Am Anfang hin und wieder, aber das ist vorbei.«

»Wunderbar. Haben Sie genug Bewegung?«

Einen alptraumhaften Augenblick mußte sie daran denken, wie sie das Grab ihres Vaters ausgehoben hatte. Sie blinzelte die Vision fort. Das war ein anderes Leben gewesen. »Ja, viel.«

»Haben Sie zugenommen?«

»Ungefähr fünf Pfund.«

»Sie dürfen noch zwölf Pfund zunehmen; ich bin heute großzügig.«

Sie grinste. »Sie sind der Arzt.«

»Ja, und ich war Geburtshelfer, Sie sind also in den richtigen Händen. Befolgen Sie den Rat Ihres Arztes, und alles wird gut. Übrigens, was Fahrräder, Motorräder und Mopeds anbetrifft, etwa ab, sagen wir 15. November, nein nein. Um die Zeit fährt sowieso niemand mehr damit. Zu kalt. Sie rauchen oder trinken nicht übermäßig, oder?«

»Nein.«

»Hin und wieder einen Schlummertrunk, dagegen ist nichts einzuwenden. Ich werde Ihnen Vitamintabletten verschreiben, die können Sie in jedem Drugstore in der Stadt holen...«

Frannie brach in Gelächter aus, und George lächelte unsicher.

»Habe ich etwas Komisches gesagt?«

»Nein. Unter den Umständen hat es sich nur komisch angehört.«

»Oh! Ja, ich verstehe. Jedenfalls kann sich niemand mehr über zu hohe Arzneimittelpreise beschweren, richtig? Noch etwas, Fran. Haben Sie sich schon mal ein Pessar einsetzen lassen... eine Spirale?«

»Nein, warum?« fragte Frannie und mußte wieder an ihren Traum denken: an den dunklen Mann mit dem Kleiderbügel. Sie schauderte.

»Nein«, sagte sie noch einmal.

»Gut. Das war's.« Erstand auf. »Ich werde Ihnen nicht sagen, dass Sie sich keine Sorgen machen sollen...«

»Nein«, stimmte sie zu. Das Lachen war aus ihren Augen verschwunden. »Lieber nicht.«

»Aber ich möchte Sie bitten, sich möglichst wenig Sorgen zu machen. Übermäßige Aufregung der Mutter kann die Drüsenfunktion durcheinanderbringen. Und das ist nicht gut für das Baby. Schwangeren Frauen verschreibe ich nicht gern Beruhigungsmittel, aber wenn Sie meinen...«

»Nein, nicht nötig«, sagte Fran, aber als sie in die heiße Mittagssonne hinaustrat, wußte sie, daß sie die ganze zweite Hälfte ihrer Schwangerschaft Gedanken an Mrs. Wentworths gestorbene Zwillinge quälen würden.



Am neunundzwanzigsten August trafen drei Gruppen ein, eine mit zweiundzwanzig Mitgliedern, eine mit sechzehn und eine mit fünfundzwanzig. Sandy DuChiens besuchte alle sieben Mitglieder des Komitees und teilte ihnen mit, daß die Freie Zone jetzt über tausend Einwohner hatte.

Boulder glich nicht mehr so sehr einer Geisterstadt.



Am Abend des dreißigsten stand Nadine in Harolds Keller, beobachtete ihn und hatte ein ungutes Gefühl.

Wenn Harold etwas tat, was nichts mit irgendwelchen seltsamen Sexspielen mit ihr zu tun hatte, schien er sich an einen privaten Ort zurückzuziehen, wo sie keinen Einfluß auf ihn hatte. Wenn das der Fall war, wirkte er kalt; mehr noch, er schien sie zu verachten und auch sich selbst. Das einzige, was sich nicht änderte, war sein Hass auf Stuart Redman und die anderen im Komitee.

Im Keller stand ein altes Tischhockeyspiel, und Harold arbeitete auf dessen durchlöcherter Oberfläche. Neben ihm lag ein aufgeschlagenes Buch. Auf der aufgeschlagenen Seite war ein Diagramm zu sehen. Er betrachtete das Diagramm eine Weile, dann den Apparat, an dem er arbeitete, und dann machte er etwas damit. Neben seiner rechten Hand lag der Werkzeugsatz seines TriumphMotorrads. Auf dem Hockeytisch lagen kleine Stücke Draht.

»Weißt du«, sagte er abwesend, »du solltest Spazierengehen.«

»Warum?« Sie war ein wenig gekränkt. Harolds Gesicht war angespannt; er lächelte nicht. Nadine begriff, warum Harold immer lächelte: Wenn er aufhörte zu lächeln, sah er wie ein Verrückter aus. Sie vermutete, daß er verrückt war, oder fast.

»Weil ich nicht weiß, wie alt dieses Dynamit ist«, sagte Harold.

»Was meinst du damit?«

»Altes Dynamit schwitzt, Herzblatt«, sagte er und sah zu ihr hoch. Sie bemerkte, daß der Schweiß ihm nur so über das Gesicht lief, als wollte er seine Aussage bestätigen. »Es transpiriert, um taktvoll zu sein. Und was es transpiriert, ist reines Nitroglyzerin, eine der instabilsten Substanzen der Welt. Wenn es alt ist, kann dieses kleine wissenschaftliche Projekt uns über den Gipfel des Flagstaff Mountain und den ganzen Weg bis ins Land Oz pusten.«

»Deshalb mußt du nicht gleich so patzig sein«, sagte Nadine.

»Nadine? Ma chère

»Was?«

Harold sah sie ruhig und ohne zu lächeln an. »Halt dein verdammtes Maul.«

Sie gehorchte, aber sie machte keinen Spaziergang, obwohl sie es gern getan hätte. Wenn es Flaggs Wille war (und das Spiritistenbrett hatte ihr gesagt, daß Harold Flaggs Instrument war, mit dem Komitee zu Rande zu kommen), konnte das Dynamit nicht alt sein. Und selbst wenn es alt war, würde es erst explodieren, wenn es sollte... oder? Wieviel Einfluß hatte Flagg überhaupt auf die Ereignisse?

Genug, sagte sie sich, er hat genug. Aber sie war nicht sicher, und sie wurde zunehmend unruhig. Sie war noch einmal in ihr Haus zurückgegangen, und Joe war verschwunden gewesen – diesmal endgültig. Sie hatte Lucy aufgesucht und den kühlen Empfang lange genug ertragen, um zu erfahren, daß Joe (Lucy nannte ihn natürlich Leo), seit sie zu Harold gezogen war, »einen leichten Rückfall« gehabt hatte. Auch dafür machte Lucy sie offenbar verantwortlich... aber wenn eine Lawine vom Flagstaff Mountain herabkommen oder ein Erdbeben die Pearl Street aufreißen würde, würde Lucy ihr wahrscheinlich auch das zur Last legen. Nicht, daß es nicht bald genug geben würde, für das man sie und Harold verantwortlich machen konnte. Aber sie war bitter enttäuscht gewesen, daß sie Joe nicht mehr gesehen hatte... um ihm einen Abschiedskuß zu geben. Sie und Harold würden nicht mehr lange in der Freien Zone Boulder bleiben.

Vergiß es, am besten läßt du ihn völlig in Ruhe, nachdem du dich auf diese Obszönität eingelassen hast. Du würdest ihm nur schaden... und dir wahrscheinlich auch, weil Joe... sieht, weiß. Laß ihn aufhören, Joe zu sein, laß mich aufhören, Nadine-Mom zu sein. Lass ihn wieder Leo sein, für immer.

Aber das Paradoxon war unerbittlich. Sie glaubte nicht, daß auch nur einer der Zone länger als ein Jahr zu leben hatte, und dazu gehörte auch der Junge. Es war nicht sein Wille, daß sie lebten...

... also die Wahrheit, nicht nur Harold ist sein Instrument. Du bist es auch. Du, die einst Moral als die unverzeihlichste Sünde der Welt nach der Seuche definiert hat...

Plötzlich wünschte sie sich, das Dynamit würde alt sein und sie beide in die Luft sprengen und ihnen ein Ende bereiten. Ein gnädiges Ende. Und dann dachte sie wieder an das, was geschehen würde, wenn sie über die Berge gegangen waren, und spürte wieder die alte schlüpfrige Wärme in ihrem Bauch.

»So«, sagte Harold sanft. Er hatte den Apparat in einem HushPuppiesSchuhkarton verstaut und beiseite gestellt.

»Ist es fertig?«

»Ja. Fertig.«

»Wird es funktionieren?«

»Willst du es ausprobieren?« Seine Worte klangen bitter sarkastisch, aber jetzt machte ihr das nichts aus. Er betrachtete sie wieder mit diesem gierigen, tastenden Schuljungenblick, den sie schon kannte. Er war von seinem fernen Ort zurückgekehrt – dem Ort, von dem er geschrieben hatte, was in seinem Hauptbuch stand, welches sie gelesen und anschließend wieder achtlos unter den losen Kaminstein gelegt hatte, wo es ursprünglich gewesen war. Jetzt wurde sie mit ihm fertig. Jetzt war sein Gerede nur Gerede.

»Möchtest du mir vorher wieder zusehen, wie ich an mir herumspiele?« fragte sie. »Wie gestern nacht?«

»Ja«, sagte er. »Gut. Okay.«

»Dann gehen wir hoch.« Sie klimperte mit den Wimpern. »Ich gehe vor.«

»Ja«, sagte er heiser. Kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, aber diesmal hatte nicht Angst sie dorthin gezaubert. »Geh du vor.«

Also ging sie vor, und sie konnte spüren, wie er unter den Rock des mädchenhaften Matrosenkleids sah, das sie trug. Darunter hatte sie nichts an.

Die Tür ging zu, und das Ding, das Harold gebastelt hatte, stand im Dämmerlicht in dem offenen Schuhkarton. Es war ein batteriebetriebenes Walkietalkie Marke Realistic aus dem Radio Shack. Die Rückplatte war abgeschraubt. Harold hatte acht Stangen Dynamit durch Drähte damit ve rbunden. Das Buch lag noch aufgeschlagen da. Es stammte aus Boulders öffentlicher Bibliothek, der Titel lautete: 65 Preisträger der Nationalen Wissenschaftsausstellung. Die Konstruktionszeichnung zeigte eine Türklingel, die mit einem Walkie-talkie ähnlich dem in der Schuhschachtel verbunden war. Die Bildunterschrift besagte: Dritter Preis, Nationale Wissenschaftsausstellung 1977, konstruiert von Brian Ball, Rutland, Vermont. Sagen Sie das richtige Wort und klingeln Sie über eine Entfernung bis zu zwölf Meilen!

Ein paar Stunden später kam Harold wieder nach unten, legte den Deckel auf den Schuhkarton und trug ihn vorsichtig nach oben. Er stellte ihn auf das oberste Regal im Küchenschrank. Ralph Brentner hatte ihm am Nachmittag erzählt, daß das Komitee der Freien Zone Chad Norris eingeladen hatte, bei der nächsten Sitzung zu sprechen. Wann würde das sein, hatte Harold sich beiläufig erkundigt. 2. September, hatte Ralph gesagt.

2. September.


    Ваша оценка произведения:

Популярные книги за неделю