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The Stand. Das letze Gefecht
  • Текст добавлен: 24 сентября 2016, 05:37

Текст книги "The Stand. Das letze Gefecht"


Автор книги: Stephen Edwin King


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Ужасы


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Der verängstigte Nick sah nur Dr. Soames an, der wieder zum Auto ging und langsam einstieg.

»Und du, Nick«, sagte Soames und sah ihn aus dem Fenster heraus an. »Wie geht es dir? Erkältet? Niesen? Husten?«

Nick schüttelte jedesmal den Kopf.

»Versuchst du, die Stadt zu verlassen? Wenn du über die Felder gehst, könntest du es vielleicht schaffen.«

Nick schüttelte den Kopf und schrieb: »Die Männer sind eingesperrt. Ich kann sie nicht einfach im Stich lassen. Vincent Hogan ist krank, aber den beiden anderen scheint es gutzugehen. Ich besorge ihnen Frühstück und sehe nach Mrs. Baker.«

»Du bist ein umsichtiger Junge«, sagte Soames. »Das ist selten. Ein Junge in diesen abgehalfterten Zeiten, der Verantwortung zeigt, ist noch seltener. Das wird ihr gefallen, Nick, ich weiß es. Mr. Braceman, der Methodistenpfarrer, hat auch gesagt, daß er sie besuchen möchte. Ich fürchte, bis dieser Tag vorbei ist, wird er noch viele Besuche machen müssen. Du bist doch vorsichtig mit den drei Eingesperrten, ja?«

Nick nickte ernst.

»Gut. Ich will versuchen, heute nachmittag vorbeizuschauen und nach dir zu sehen.« Er legte den Gang ein und fuhr müde, eingesunken und mit blutunterlaufenen Augen davon. Nick sah ihm mit besorgtem Gesicht nach, dann ging er weiter in Richtung Truck Stop. Es war offen, aber einer der beiden Köche war nicht da, und drei von vier Kellnerinnen waren nicht zur Schicht von sieben bis drei erschienen. Nick mußte lange warten, bis er seine Bestellung bekam. Als er wieder ins Gefängnis kam, sahen Billy und Mike ausgesprochen ängstlich drein. Vince Hogan war im Delirium, um sechs Uhr an diesem Abend war er tot.

19

Larry war so lange nicht mehr am Times Square gewesen, daß er erwartet hatte, alles würde irgendwie anders aussehen, verzaubert. Die Dinge würden kleiner und trotzdem da sein, und er würde keine Angst mehr vor der üppigen, übelriechenden und manchmal gefährlichen Vitalität des Ortes haben, wie er sie als Kind empfunden hatte, wenn er mit Buddy Marx oder allein hingegangen war, um sich für 99 Cents zwei Filme anzusehen oder den glitzernden Tand in den Schaufenstern der Geschäfte und Arkaden und Billardhallen zu betrachten.

Aber alles sah wie damals aus – zu sehr wie damals sogar, denn einiges hatte sich tatsächlich verändert. Wenn man die Treppe von der U-Bahn heraufkam, war der Zeitungskiosk gleich an der Ecke nicht mehr da. Einen halben Block weiter, wo früher eine Spielhalle mit blitzenden Lichtern und Glocken und gefährlich aussehenden jungen Männern gewesen war, die ihre Zigaretten in den Mundwinkeln hängen ließen, während sie Desert Isle oder Space Race spielten, war jetzt ein Orange Julius, vor dem eine Horde junger Schwarzer standen, die sanft die Unterleiber bewegten, als würde irgendwo unablässig Jive gespielt, Jive, den nur schwarze Ohren hören konnten. Und es gab mehr Massagesalons und Pornokinos.

Dennoch war alles noch fast wie früher, und das machte ihn traurig. Irgendwie verschlimmerte der einzige wirkliche Unterschied zu früher alles nur: Er kam sich hier jetzt wie ein Tourist vor. Aber vielleicht kamen sich sogar die einheimischen New Yorker auf dem Square wie Touristen vor, zwergenhaft, während sie nach oben sehen und die ständig wechselnden Leuchtreklamen lesen wollten. Er konnte es nicht sagen; er hatte vergessen, was für ein Gefühl es war, ein Teil New Yorks zu sein. Und der Wunsch, es wieder zu lernen, war nicht sonderlich groß.

Seine Mutter war heute morgen nicht zur Arbeit gegangen. Sie hatte seit einigen Tagen mit einer Erkältung zu kämpfen und war am Morgen mit Fieber aufgewacht. Er hatte sie in dem schmalen, sicheren Bett in seinem alten Zimmer rumoren hören, sie hatte geniest und leise »Scheiße!« gemurmelt und das Frühstück vorbereitet. Das Fernsehgerät war eingeschaltet worden, dann kamen die Nachrichten im »Today«-Programm. Versuchter Staatsstreich in Indien. In Wyoming war ein Kraftwerk in die Luft geflogen. Vom Obersten Gericht erwartete man eine richtungsweisende Entscheidung im Zusammenhang mit den Rechten der Schwulen.

Als Larry in die Küche kam und sich das Hemd zuknöpfte, waren die Nachrichten vorbei, und Gene Shalitt interviewte einen Mann mit Glatze. Der Mann mit der Glatze zeigte eine Anzahl kleiner Glastiere, die er selbst hergestellt hatte. Glasblasen, sagte er, war seit vierzig Jahren sein Hobby, und sein Buch darüber würde bei Random House herauskommen. Dann nieste er. »Gesundheit«, sagte Gene Shalitt und kicherte.

»Spiegel– oder Rühreier?« fragte Alice Underwood. Sie trug einen Bademantel.

»Rühreier«, sagte Larry. Er wußte, daß es keinen Zweck hatte, gegen Eier zu protestieren. Nach Alices Ansicht war ein Frühstück ohne Eier (wenn sie bei Laune war, nannte sie sie »Gackerbeeren«) kein Frühstück. Sie hätten Proteine und hohen Nährwert. Ihre Vorstellungen von Nährwert waren vage, aber allumfassend. Sie hatte eine Liste von Lebensmitteln mit hohem Nährwert im Kopf, wie Larry wußte, aber auch eine mit Dingen, die abzulehnen waren – Bonbons, Mixed Pickles, Slim Jims, die Streifen rosa Kaugummi, die man zusammen mit Baseballkarten bekam und, weiß Gott, noch eine ganze Menge anderer.

Er setzte sich und sah zu, wie sie die Eier machte, sie in dieselbe schwarze Pfanne goß und mit demselben Schneebesen schlug, den sie schon benutzt hatte, als er noch in die erste Klasse der P.S. 162 gegangen war.

Sie zog ein Taschentuch aus der Tasche ihres Bademantels, hustete hinein, nieste hinein und murmelte undeutlich »Scheiße!«

»Machst du blau, Mom?«

»Ich habe mich krankgemeldet. Diese Erkältung will mich fertigmachen. Ich hasse es, mich am Freitag krank zu melden, das machen so viele, aber ich muß mich einfach hinlegen. Ich habe Fieber. Die Mandeln sind auch geschwollen. «

»Hast du den Arzt gerufen?«

»Als ich ein hübsches Mädchen war, haben die Ärzte noch Hausbesuche gemacht«, sagte sie. »Wenn man heute krank ist, muss man ins Krankenhaus zur Notaufnahme. Entweder das, oder ich verbringe den Tag damit, daß ich auf einen Quacksalber warte, der einen irgendwo empfängt, wo sie – haha – medizinische Sozialfürsorge haben. Stellen Sie sich hinten an, und warten Sie auf Ihre Notration! Dort geht es schlimmer zu als eine Woche vor Weihnachten bei der Heilsarmee. Ich bleib' zu Hause und nehm' Aspirin, und morgen habe ich es überstanden.«

Er blieb fast den ganzen Vormittag zu Hause und versuchte, ihr zu helfen. Er trug das Fernsehgerät an ihr Bett, wobei seine Oberarmmuskeln heroisch hervortraten (»Du hebst dir einen Bruch, nur damit ich >Let's Make a Deal< sehen kann«, schniefte sie), brachte ihr etwas zu trinken und eine alte Flasche Nyquil wegen ihrer Blähungen, und er lief nach unten zum Markt, um ihr ein paar Taschentücher zu kaufen.

Dann konnten sie nicht mehr viel tun, außer einander auf die Nerven zu gehen. Sie beschwerte sich darüber, wieviel schlechter der Fernsehempfang im Schlafzimmer war, und er verbiß sich einen giftigen Kommentar, von wegen ein schlechter Empfang sei immer noch besser als gar kein Empfang. Schließlich sagte er ihr, er wolle ausgehen und sich ein wenig die Stadt ansehen.

»Das ist eine gute Idee«, sagte sie sichtlich erleichtert, »ich werde etwas schlafen. Du bist ein guter Junge, Larry.«

Und so war er erleichtert und doch voller Schuldgefühle die schmale Treppe hinunter (der Fahrstuhl war immer noch defekt) und auf die Straße gegangen. Der Tag gehörte ihm, und er hatte immer noch zweihundert Dollar in bar.

Aber jetzt, am Times Square, war er nicht mehr so fröhlich. Er schlenderte ziellos umher; die Brieftasche hatte er schon lange in eine der vorderen Taschen gesteckt. Er blieb vor einem Schallplattenladen stehen und hörte gebannt seine eigene Stimme aus den angeschlagenen Lautsprechern über ihm. Die Mittelstrophe.

»I didn't come to ask you to stay all night

Or to find out if you've seen the light

I didn't come to make a fuss or pick a fight

I just want you to tell me if you can think you can

Baby, can you dig your man?

Dig him, baby – Baby, can you dig your man?«

Das bin ich, dachte er und sah mit leerem Blick die Alben an, aber heute deprimierte ihn der Klang. Schlimmer, er bekam Heimweh. Er wollte nicht hier unter diesem grauen Waschküchenhimmel sein, New Yorker Abgase riechen und mit einer Hand dauernd Taschenbillard mit der Brieftasche spielen, um sich zu vergewissern, daß sie noch da war. New York, dein Name ist Paranoia. Plötzlich wollte er in einem Aufnahmestudio an der Westküste sein, ein neues Album aufnehmen.

Larry beschleunigte seine Schritte und betrat eine Spielhalle. Glocken und Summer taten ihm in den Ohren weh, das verstärkte, durchdringende Knurren von Deathrace 2000 war zu hören, einschließlich der schauderhaften elektronischen Schreie sterbender Fußgänger. Hübsches Spiel, dachte Larry, und bald gibt es Dachau 2000. Das wird den Kids gefallen. Er ging zur Wechselkabine und wechselte einen Zehner in Vierteldollarmünzen. Neben dem Beef 'n Brew auf der anderen Straßenseite war ein Telefonkiosk, der geöffnet hatte, und er wählte die Nummer von Jane's Place direkt aus dem Gedächtnis. Jane's war eine Spielhölle, wo sich Wayne Stukey manchmal herumtrieb.

Larry steckte Münzen in den Schlitz, bis ihm die Hand weh tat, und dreitausend Meilen entfernt klingelte das Telefon. Eine weibliche Stimme sagte: »Jane's. Offen.«

»Für alles?« fragte er tief und sexy.

»Hör zu, du Klugscheißer, dies ist kein... He, ist das Larry?«

»Ja, ich bin's. Hi, Arlene.«

»Wo bist du? Du läßt dich gar nicht mehr blicken, Larry.«

»Nun, an der Ostküste«, sagte er vorsichtig. »Jemand hat mir gesagt, Blutegel hätten sich an mir festgesetzt, und ich sollte aus dem Teich verschwinden, bis sie abfallen.«

»Hat das mit einer großen Party zu tun?«

»Ja.«

» Davonhabe ich gehört«, sagte sie. »Big Spender.«

»Ist Wayne da, Arlene?«

»Du meinst Wayne Stukey?«

»John Wayne meine ich nicht – der ist tot.«

»Soll das heißen, du hast es noch gar nicht gehört?«

»Was soll ich gehört haben? Ich bin an der anderen Küste. Ihm fehlt doch nichts, oder?«

»Er liegt mit diesem Grippevirus im Krankenhaus. Captain Trips nennen sie es hier drüben. Nicht, daß es zum Lachen wäre. Viele Leute sind daran gestorben, heißt es. Die Leute haben Angst und bleiben zu Hause. Wir haben sechs leere Tische, und du weißt, dass Jane's nie leere Tische hat.«

»Wie geht es ihm?«

»Wer weiß? Die Krankenhäuser sind voll von Leuten, und keiner darf Besuch empfangen. Richtig unheimlich, Larry. Und es sind eine Menge Soldaten hier.«

»Auf Urlaub?«

»Soldaten auf Urlaub tragen keine Waffen oder fahren in Lastwagenkonvois durch die Gegend. Viele Leute haben echt Angst. Du kannst froh sein, daß du weit weg bist.«

»War nichts in den Nachrichten?«

»In der Zeitung hat gestanden, man solle sich gegen Grippe impfen lassen, mehr nicht. Aber ein paar Leute sagen, daß die Armee nicht vorsichtig genug mit einem Seuchenkampfstoff umgegangen ist. Ist das nicht unheimlich

»Das ist nur Panikmache.«

»Gibt es das bei euch nicht?«

»Nein«, sagte er, aber dann mußte er an die Erkältung seiner Mutter denken. Und hatte er in der U-Bahn nicht jede Menge Niesen und Husten gehört? Er erinnerte sich, er war sich vorgekommen wie auf der TB-Station. Aber Niesen und triefende Nasen gab es schließlich in jeder Stadt. Grippeviren sind gesellig, dachte er. Sie teilen sich den Reichtum.

»Janey selbst ist auch nicht da«, sagte Arlene. »Sie sagt, sie hat Fieber und geschwollene Mandeln. Ich dachte, die alte Hure wäre viel zu zäh, um krank zu werden.«

»Drei Minuten sind um, bitte melden, wenn Gespräch beendet«, fuhr das Fräulein vom Amt dazwischen.

Larry sagte: »Ich bin in ungefähr einer Woche wieder da, Arlene. Wir treffen uns.«

»Einverstanden. Ich wollte schon immer mit einem berühmten Plattenstar ausgehen.«

»Arlene? Du kennst nicht zufällig einen Typen namens Dewey the Deck, oder?«

»Oh!« sagte sie plötzlich erschrocken. »O Mann! Larry!

»Was?«

»Gott sei Dank hast du noch nicht aufgelegt. Ich habe Wayrie gesehen, zwei Tage bevor er ins Krankenhaus gegangen ist. Hatte ich ganz vergessen. Herrje!«

»Ja, was denn?«

»Es ist ein Umschlag. Er sagte, der sei für dich, aber er bat mich, ihn eine Woche oder so in der Kasse zu lassen oder ihn dir zu geben, wenn ich dich sehe. Er sagte so was wie >Er kann verdammt froh sein, daß Dewey the Deck den nicht an seiner Stelle kriegt!<«

»Was ist drin?« Er nahm den Hörer von einer Hand in die andere.

»Moment. Ich seh' nach.« Ein Augenblick Stille, dann hörte er Papier zerreißen. »Es ist ein Sparbuch«, sagte Arlene. »First Commercial Bank of California. Der Kontostand ist... Mann! Etwas mehr als dreizehntausend Dollar.

Wenn du mich in eine billige Klitsche einlädst, schlage ich dir den Schädel ein.«

»Das wird nicht nötig sein«, sagte er grinsend. »Danke, Arlene. Bitte, heb das für mich auf.«

»Nein, ich werf es in den Gully. Arschloch.«

»Es ist so schön, wenn man geliebt wird.«

Sie seufzte. »Du bist ein Knallkopf, Larry. Ich tue es in einen Umschlag mit unseren beiden Namen. Dann kannst du mich nicht bescheißen, wenn du nach Hause kommst.«

»Das würde ich nie wagen, Süße.«

Sie legten auf, und dann meldete sich das Fräulein vom Amt und verlangte noch drei Dollar für Ma Bell, sprich: die Telefongesellschaft. Larry, der immer noch das breite, alberne Grinsen im Gesicht spürte, steckte sie bereitwillig in den Schlitz. Er betrachtete das Kleingeld, das noch auf der Ablage der Telefonzelle lag, suchte ein Zehncentstück heraus und steckte es in den Schlitz. Einen Moment später klingelte das Telefon seiner Mutter. Der erste Impuls ist, eine gute Nachricht anderen mitzuteilen, der zweite, damit jemanden zu erschlagen. Er dachte – nein, er glaubte -, daß ausschließlich ersteres der Fall war. Er wollte sich selbst und ihr mit der Auskunft Erleichterung verschaffen, daß er wieder flüssig war.

Ganz allmählich verschwand das Lächeln von seinen Lippen. Das Telefon klingelte nur. Vielleicht hatte sie sich doch noch entschlossen, zur Arbeit zu gehen. Er dachte an ihr gerötetes, fiebriges Gesicht, an ihr Husten und Niesen und dann, wie sie ungeduldig »Scheiße!« ins Taschentuch gesagt hatte. Er glaubte nicht, daß sie zur Arbeit gegangen war. Er war sich fast sicher, dass sie dazu gar nicht kräftig genug war.

Er legte auf und nahm zerstreut die durchgefallene Münze an sich, als sie zurückkam. Er ging hinaus und ließ das Geld in der Hand klimpern. Er sah ein Taxi und winkte ihm, und als das Taxi sich wieder in den Verkehr einfädelte, fing es an zu regnen. Die Tür war verschlossen, und als er zwei– oder dreimal geklopft hatte, war er sicher, daß niemand in der Wohnung war. Er hatte so laut geklopft, daß ein Stockwerk höher jemand zurückgeklopft hatte, wie ein erzürntes Gespenst. Aber er mußte hinein, um sich zu vergewissern, und er hatte keinen Schlüssel. Er wollte gerade nach unten in Mr. Freemans Wohnung gehen, da hörte er das leise Stöhnen hinter der Tür.

Die Wohnungstür seiner Mutter hatte drei verschiedene Schlösser, aber trotz ihrer fast krankhaften Angst vor Puertoricanern benutzte sie selten alle drei gleichzeitig. Larry warf sich mit der Schulter gegen die Tür, und sie knirschte im Rahmen. Er warf sich noch einmal dagegen, und das Schloß gab nach. Die Tür sprang auf und knallte gegen die Wand.

»Mom?«

Wieder dieses Stöhnen.

Die Wohnung lag im Halbdunkel; der Tag war plötzlich sehr finster geworden, es donnerte, und das Geräusch des Regens schwoll an. Das Wohnzimmerfenster war halb geöffnet, die weißen Gardinen bauschten sich über den Tisch, dann wurden sie wieder nach draußen durch die Öffnung und in den Luftschacht gesogen. An der Stelle, wo der Regen eingedrungen war, war ein großer, nasser Fleck auf dem Fußboden.

»Mom, wo bist du?«

Ein lautes Stöhnen. Er ging in die Küche, und wieder grollte der Donner. Er wäre fast über sie gestolpert. Sie lag auf dem Fußboden, halb im Schlafzimmer, halb draußen.

»Mom! Mein Gott, Mom!«

Als sie seine Stimme hörte, versuchte sie, sich umzudrehen, aber sie konnte nur den Kopf bewegen – sie drehte das Kinn, bis es auf der linken Wange lag. Ihr Atem klang röchelnd und verschleimt. Aber das Schlimmste war – ein Anblick, den er nie vergessen würde -, wie ihr sichtbares Auge sich nach oben drehte und ihn anglotzte wie das eines Schweins im Schlachthaus. Ihr Gesicht glühte vor Fieber.

»Larry?«

»Ich bring' dich ins Bett, Mom.«

Er bückte sich, wehrte sich wütend gegen das Zittern in den Knien und nahm sie in die Arme. Ihr Morgenmantel glitt zur Seite und entblößte ein verwaschenes Nachthemd und ihre von dicken blauen Krampfadern durchzogenen fischbauchweißen Beine. Sie glühte förmlich. Er war entsetzt. Niemand konnte so hohes Fieber haben und am Leben bleiben. Das Gehirn mußte ihr im Kopf backen. Wie zur Bestätigung sagte sie: »Larry, hol deinen Vater. Er ist in der Kneipe.«

»Sei ruhig«, sagte er bestürzt. »Sei ruhig und schlaf, Mom.«

»Er ist in der Kneipe mit diesem Fotografen!« rief sie schrill in das greifbare Halbdunkel des Nachmittags, und draußen krachte wütend der Donner. Larry hatte ein Gefühl, als wäre sein Körper mit langsam fließendem Schleim bedeckt. Vom halb geöffneten Fenster im Wohnzimmer her wehte ein kühler Wind durch die Wohnung. Als würde sie darauf reagieren, begann Alice zu zittern und bekam eine Gänsehaut an den Armen. Sie klapperte mit den Zähnen. Ihr Gesicht war ein Vollmond im Halbdunkel des Schlafzimmers. Larry zog die Decke herunter, legte ihre Beine aufs Bett und zog ihr die Decke bis zum Kinn. Trotzdem zitterte sie hilflos, so daß die Decke sich heftig bewegte. Ihr Gesicht war trocken und ohne Schweiß.



» Geh und sag ihm, daß ich gesagt hab', er soll da rauskommen!« rief sie, und dann war sie still, abgesehen von ihrem bronchitischen Atmen.

Ihr Gesicht war ein Vollmond im Halbdunkel des Schlafzimmers. Larry zog die Decke herunter, legte ihre Beine aufs Bett und zog ihr die Decke bis zum Kinn. Trotzdem zitterte sie hilflos, so daß die Decke sich heftig bewegte. Ihr Gesicht war trocken und ohne Schweiß.

Er ging ins Wohnzimmer zurück, Richtung Telefon, aber dann machte er einen Umweg. Er schlug das Fenster mit einem Knall zu und ging erst dann an den Apparat.

Die Telefonbücher waren auf der Ablage unter dem Tischchen. Er suchte die Nummer des Mercy Hospital und wählte, während draußen wieder Donner krachte. Ein Blitz verwandelte das Fenster, das er gerade zugemacht hatte, in eine blauweiße Röntgenplatte. Im Schlafzimmer schrie seine Mutter so kurzatmig, daß ihm das Blut gefror.

Das Telefon klingelte einmal, dann ein Summen und ein Klicken. Eine monotone und hohe Stimme sagte: »Hier ist der Anrufbeantworter des Mercy General Hospital. Zur Zeit sind alle Leitungen besetzt. Warten Sie bitte, Ihr Anruf wird so bald wie möglich entgegengenommen. Danke. Hier ist der Anrufbeantworter des Mercy General Hospital. Zur Zeit sind alle Leitungen...«

» Wir schicken die Wuschelköpfe nach unten!« schrie seine Mutter. Donner grollte. »Diese Puertorickies haben keine Ahnung!«

»...Anruf wird so bald wie möglich entgegengenommen...«

Er knallte den Hörer hin und stand schwitzend auf. Was für ein Scheißkrankenhaus war das, wo man nur eine gottverdammte Tonband-Auskunft erhielt, während die Mutter im Sterben lag? Was ging hier vor?

Larry beschloß, nach unten zu gehen und Mr. Freeman zu bitten, auf sie zu achten, während er selbst zum Krankenhaus ging. Oder konnte er einen privaten Krankenwagen rufen? Mein Gott, warum wußte man so etwas nicht, wenn man es brauchte? Warum lernte man so etwas nicht in der Schule?

Im Schlafzimmer rasselte unablässig das angestrengte Atmen seiner Mutter.

»Ich bin bald wieder da«, murmelte er und ging zur Tür. Er hatte schreckliche Angst um sie, aber in seinem Innern sagte eine andere Stimme etwas ganz anderes: Warum muß so etwas immer mir passieren?Und: Warum mußte es gleich nach dieser guten Nachricht passieren?Und besonders abscheulich: Wie sehr bringt das meine Pläne durcheinander? Was muß ich jetzt wieder alles umdisponieren?

Er haßte diese Stimme und wünschte, sie möge einen raschen und häßlichen Tod sterben, aber er konnte sie nicht zum Schweigen bringen.

Er lief die Treppe zu Freemans Wohnung hinunter, und Donner krachte durch die dunklen Wolken. Als er im Erdgeschoß war, blies der Wind die Tür auf und fegte Regen ins Haus.


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