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Todesschrein
  • Текст добавлен: 7 октября 2016, 11:02

Текст книги "Todesschrein"


Автор книги: Clive Cussler


Соавторы: Graig Dirgo

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Триллеры


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16

Sobald Max Hanley im Besitz der Nachricht war, dass sich zur Zeit der Entführung des Emirs kein isländischer Privat– oder Militärhubschrauber in der Luft befunden hatte, war es ein Kinderspiel, diese Information mit den Verkehrsdaten des Hafens zu vergleichen, um festzustellen, welche Schiffe etwa um die gleiche Zeit ein– oder ausgelaufen waren.

Er brauchte nicht lange, um die Akbarals ihr wahrscheinlichstes Ziel zu identifizieren.

Nach einer Überprüfung der Satellitendaten nahm er an, dass die Akbarin nördlicher Richtung durch die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland dampfte. Während er das sofortige Auslaufen einleiten ließ, befahl er außerdem, den magnetohydrodynamischen Antrieb einzusetzen, sobald sie sich in freiem Wasser befanden. Daraufhin erreichte die Oregoneine Geschwindigkeit von dreißig Knoten und schlängelte sich zwischen den Eisbergen hindurch wie ein Skiläufer zwischen den Slalomstangen auf einem steilen Eishang. Er versuchte abermals, Juan Cabrillos Telefon zu erreichen, hatte aber auch diesmal kein Glück.

In diesem Augenblick betrat Michael Halpert den Kontrollraum. »Sie haben die Besitzverhältnisse gezielt verschleiert«, sagte er, »deshalb war uns der Kahn nicht verdächtig.«

»Und wer ist nun der wahre Eigentümer?«, wollte Hanley wissen.

»Die Hammadi-Gruppe.«

»Al-Khalifa«, sagte Max Hanley. »Wir wussten, dass er es auf den Emir abgesehen und entsprechende Pläne vorbereitet hatte. Hätten wir allerdings auch gewusst, dass im Hafen eine Jacht liegt, die unter seinem Befehl steht, wäre die ganze Geschichte vielleicht völlig anders gelaufen.«

Eric Stone schwang in seinem Drehsessel herum. »Max«, sagte er, »ich habe die von dir gewünschte Verbindung hergestellt. Das Helikoptersymbol ist auf dem Schirm zu sehen. Es handelt sich um einen Eurocopter Modell EC-130B4. Ich lasse gerade die Registrierung überprüfen.«

Hanley warf einen Blick auf den Bildschirm. »Warum haben wir zwei Blips?«

Stone starrte auf das Bild, dann vergrößerte er den entsprechenden Ausschnitt. »Das zweite Echo ist gerade erst auf dem Schirm erschienen«, sagte er. »Es ist zwar nur eine Vermutung, aber ich würde sagen, mittlerweile ist noch ein zweiter Helikopter in der Gegend unterwegs.«

Cabrillo hielt sein grünes Knicklicht hoch, bückte sich und legte einen Finger auf Ackermans Hals. Er spürte einen schwachen Puls. Dann bewegte sich der Archäologe und wachte auf. Seine Augen waren wässrig, seine Haut zeigte ein gespenstisches Grau, und seine Lippen bewegten sich kaum.

»Sie sind nicht …«, flüsterte er.

»Nein«, sagte Cabrillo, »ich bin nicht der Mann, der auf Sie geschossen hat.«

Cabrillo schob Ackermans Jacke zur Seite, holte ein Messer aus der Tasche und schnitt damit Ackermans Hemd auf. Die Wunde sah schlimm aus. Arterielles Blut wallte aus der Öffnung wie Brunnenwasser aus einer zu starken Pumpe.

»Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten?«, fragte Cabrillo.

Ackerman deutete mit einer matten Geste auf einen Nylonsack neben einem Klapptisch, der in der Nähe stand. Cabrillo holte den Sack, öffnete seinen Reißverschluss und angelte dann das Notfallpaket heraus. Es entpuppte sich als ein Plastikkasten, dem er nun mehrere Mullkompressen und Heftpflasterstreifen entnahm. Er riss die Verpackungen auf, während er zu Ackerman zurückkehrte. Dann legte er einen Stapel Kompressen auf die Wunde und klebte sie in dieser Position fest. Anschließend ergriff er Ackermans Hand und legte sie behutsam auf die Wunde.

»Behalten Sie Ihre Hand genau dort«, sagte Cabrillo, »ich bin gleich zurück.«

» Der Geist« ,flüsterte Ackerman, » der Geisthat das getan.«

Cabrillo machte auf dem Absatz kehrt und spurtete zum Höhleneingang. Aus der Finsternis drang der Lärm der anlaufenden Turbine des Eurocopters zu ihm. Ein paar Schritte später konnte er auch den Widerschein der blinkenden Positionslampen auf seinem Rumpf erkennen.

Dann erschien in der Ferne eine zweite Gruppe blinkender Lichtquellen.

Al-Khalifa war ein hervorragender Hubschrauberpilot. Zu verdanken hatte er dies einem gefälschten Studentenvisum und 100000 Dollar an Schmiergeldern sowie dem Unterricht an der Flugschule in Südflorida, die er ein Jahr lang besucht hatte. Aufmerksam inspizierte er durch die Windschutzscheibe das Terrain am Mount Forel. Er hatte soeben eine orangene Schneekatze auf etwa halber Höhe des Berghangs entdeckt, als der andere Hubschrauber auftauchte.

Das Glück ist ein launischer Geselle – wäre er nur fünf Minuten später gekommen, seine große Chance wäre ihm entgangen.

Innerhalb von Sekunden überblickte Al-Khalifa die Situation und entwickelte sofort einen Plan.

Cabrillo wagte sich vorsichtig aus der Höhle und ging hinter einem Felsvorsprung in Deckung. Er musste schnellstens die Schneekatze erreichen und sein Gewehr herausholen, doch der zweite Helikopter befand sich unmittelbar vor ihm. Er fischte das Satellitentelefon aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. Gott sei Dank, außerhalb der Höhle fing er endlich wieder ein Signal auf. Er gab eine Kurzwahlnummer ein und brauchte nicht lange zu warten, bis Max Hanley sich meldete.

»Hier oben sieht es aus wie damals nach dem Fall Saigons«, sagte Cabrillo. »Als ich ankam, war schon ein Helikopter da, und gerade eben ist ein zweiter aufgetaucht. Wer sind diese Leute?«

»Einen hat Stony schon identifiziert«, antwortete Hanley.

»Es ist eine Chartermaschine aus Westgrönland, Eigentümer ein gewisser Michael Neilsen. Wir haben den Namen auf mögliche Verbindungen zu irgendeiner Organisation überprüft, bisher aber keinen Treffer gelandet. Daher vermute ich, dass er ein ganz normaler Pilot ist, den man mieten kann.«

»Und was ist mit der zweiten Maschine?«

Eric Stone hatte seine Tastatur mittlerweile wie ein Wilder bearbeitet. »Es ist ein Bell Jet Ranger, der von einer kanadischen Bergbaufirma gechartert wurde.«

»Der Zweite ist ein Bell Jet Rang–«, wollte Hanley das Ergebnis von Eric Stones Recherche weitergeben.

»Ich habe ihn genau vor der Nase«, unterbrach ihn Cabrillo. »Es ist kein Jet Ranger. Eher sieht er nach einem McDonnell Douglas 500 aus.«

Eric Stone tippte weitere Befehle ein, und Sekunden später erschien das Bild eines abgestürzten Helikopters auf dem Monitorschirm. »Jemand hat die Registrierung und die Kennnummer gestohlen, um eine Identifikation zu vermeiden. Kann Juan irgendwelche Zahlen auf dem Schwanzleitwerk erkennen?«

»Eric meint, wir hätten es mit einer gestohlenen Registrierung zu tun«, meldete Hanley. »Kannst du vielleicht ein paar Zahlen lesen?«

Cabrillo angelte ein Minifernglas aus einer anderen Tasche seines Overalls und starrte in die Dunkelheit. »Zweierlei«, sagte er langsam. »Zum einen hängt irgendeine Waffenvorrichtung unter dem Rumpf. Und der zweite Punkt ist, dass am Schwanzleitwerk keine Zahlen zu sehen sind, dafür aber irgendwelche Buchstaben seitlich am Rumpf. Ich sehe ein A, dann ein K und ein B. Die restlichen Buchstaben sind mit Eis bedeckt. Der nächste Buchstabe könnte wieder ein A sein, aber ganz sicher bin ich mir nicht.«

Hanley berichtete Cabrillo, was sie über die Jacht namens Akbarin Erfahrung gebracht hatten.

»Ist das etwa dieser Hurensohn Al-Khalifa?«, fluchte Cabrillo. »Wer sitzt dann in dem anderen Heli? Al Capone?«

Neilsen hatte die Rotorblätter auf hohe Reisegeschwindigkeit eingestellt, nahm nun Gas weg und ließ den Eurocopter in der Luft stehen, während der andere Hubschrauber vor der Windschutzscheibe erschien.

»Sehen Sie dort«, machte er Hughes per Intercom auf die neue Lage aufmerksam.

»Fliegen Sie los, sofort!«, rief Hughes.

»Ich denke, wir sollten lieber landen und abwarten, was geschieht«, erwiderte Neilsen.

Blitzartig zog Hughes eine Pistole aus der Tasche und richtete die Mündung auf Neilsens Kopf. »Ich sagte, Sie sollen losfliegen.«

Ein Blick auf Hughes und auf die Pistole reichte völlig aus. Neilsen schob die Steuersäule nach vorne, und der Eurocopter machte einen Satz vorwärts. Im gleichen Moment schoss eine Flamme unter dem Rumpf des anderen Helikopters hervor, und eine Rakete raste auf den Punkt zu, an dem sie sich soeben noch befunden hatten. Sie verfehlte ihr Ziel und zischte hinaus in die Eiswüste.

Eric Stone holte im Kontrollraum der Oregonein Bild auf den Monitor. »Das ist eine DOD-Satellitenaufnahme von vor einer Stunde«, erklärte er dazu. »Der zweite Helikopter kam von einem Punkt vor der Ostküste Grönlands auf direktem Kurs zum Mount Forel.«

In diesem Augenblick betrat George Adams den Kontrollraum. »Unser Hubschrauber ist einsatzbereit.«

»Hast du genügend Reichweite, um es von hier hin und zurück zu schaffen?«, wollte Hanley wissen.

»Nein.« Adams schüttelte den Kopf. »Für die Rückkehr dürften uns an die vierzig Gallonen fehlen.«

»Welchen Treibstoff benutzt du?«

»Hundert Oktan bleifrei.«

»Juan«, sagte Hanley übers Satellitentelefon, »George ist bereit und kann sofort starten, aber der Sprit reicht nicht für den Rückflug. Hast du auf der Schneekatze vielleicht eine Notration?«

»Ich denke, es dürften um die hundert Gallonen sein, die übrig sind«, antwortete Cabrillo.

Max Hanley blickte fragend zu George Adams, der aufmerksam zugehört hatte.

»Wenn ich irgendeinen Octane-Booster mitnehme, können wir den Sprit veredeln, damit mein Vogel damit betankt werden kann. Egal wie oder was, ich werde auf jeden Fall hinfliegen und Juan helfen.«

»Ich rufe gleich in der Werkstatt an und lasse den Booster zum Flugdeck raufbringen«, entschied Hanley. »Zieh deine Vorbereitungen durch und starte so bald wie möglich.«

Adams nickte und eilte zur Tür.

»Ich schicke dir die Kavallerie, Juan«, sagte Hanley ins Telefon. »George dürfte in zwei Stunden bei dir sein.«

Cabrillo beobachtete, wie der zweite Helikopter in Position ging, um einen weiteren Schuss auf den Eurocopter abzufeuern. »Das ist gut«, erwiderte Cabrillo, »denn die Kiste mit der gefälschten Registrierung hat den Mietvogel soeben mit einer Rakete unter Beschuss genommen.«

»Du machst wohl Witze.« Hanley verstand gar nichts mehr.

»Und das ist noch nicht alles, mein lieber Freund«, fuhr Cabrillo fort. »Die richtig schlechte Nachricht bin ich noch gar nicht losgeworden.«

»Was könnte noch schlimmer sein?«

»Der Meteorit befindet sich an Bord des gemieteten Helikopters«, sagte Cabrillo. »Sie haben ihn vor mir eingesackt.«

Im Eurocopter richtete Hughes mit einer Hand die Pistole auf Neilsens Kopf und hielt das Telefon in der anderen.

»Fliegen Sie nach Westen zur Küste«, befahl er. »Der Plan hat sich geändert.«

Neilsen nickte und führte die notwendigen Manöver durch.

Gleichzeitig gab Hughes eine Kurzwahlnummer ein und wartete.

»Sir«, meldete er sich, während Neilsen beschleunigte und über die Schneelandschaft jagte, »ich habe das Objekt geborgen und seinem Wächter fristlos gekündigt, aber jetzt gibt es ein Problem.«

»Welcher Art?«, fragte der Mann am anderen Ende.

»Wir werden von einem unbekannten Hubschrauber angegriffen.«

»Sie sind unterwegs zur Küste, richtig?«

»Ja, Sir, genau so, wie es geplant war.«

»Das Team ist auf dem Posten und erwartet Sie«, sagte der Mann. »Wenn Ihnen der Helikopter aufs Meer hinausfolgt, wird sich das Team um die Lösung des Problems kümmern.«

Ehe Hughes eine Antwort geben konnte, traf die zweite Rakete den Schwanz des Eurocopters und trennte ein Blatt des Heckrotors ab. Neilsen bemühte sich, die Maschine unter Kontrolle zu halten, doch der Eurocopter geriet ins Trudeln und schraubte sich der Erde entgegen.

»Wir stürzen ab«, konnte Hughes gerade noch rufen, ehe die Zentrifugalkraft des Eurocopters, der sich immer schneller drehte, seine Hand gegen das Seitenfenster schleuderte, das Glas zerschmetterte und das Telefon zerbersten ließ.

Während sich die Hubschrauber entfernten, war Cabrillo zu der Stelle am Berghang zurückgekehrt, wo er die Schneeschuhe deponiert hatte. Er befestigte sie an seinen Füßen, als ihn der dumpfe Knall der Rakete, die den Eurocopter traf, aufblicken ließ. Es war dunkel, und er hatte für einen Moment Schwierigkeiten, etwas zu erkennen. Dann, ein paar Sekunden später, erschien ein pulsierender Lichtschein in der Ferne auf dem Boden. Er tanzte dort herum wie ein Unglück verheißendes Nordlicht und erlosch gleich darauf.

Cabrillo zurrte die Schneeschuhe fest, stapfte so schnell es ging zur Pistenraupe hinüber und lenkte sie in Richtung des Lichtscheins. Zehn Minuten später, als er den Schauplatz des Geschehens erreichte, brannte das Feuer noch. Der Hubschrauber selbst lag wie ein zerbrochenes Windrad auf der Seite. Cabrillo kletterte aus der Schneekatze und hebelte die verklemmte Tür des Hubschrauberwracks auf. Pilot und Passagier waren tot. Nachdem er alles entfernt hatte, anhand dessen die Leichen oder der Helikopter hätten identifiziert werden können, durchsuchte er das Wrack nach der Kiste, in der sich der Meteorit befand.

Aber er fand nichts – nur ein paar Fußspuren unbekannter Herkunft.

Nachdem die Verbindung mit Hughes unterbrochen worden war und auch nicht mehr wiederhergestellt werden konnte, wählte Hughes’ Auftraggeber eine andere Nummer.

»Es ist was schief gegangen«, meldete er. Nachdem er die Situation beschrieben hatte, äußerte sich sein Gesprächspartner.

»Keine Sorge, Sir«, sagte er zuversichtlich, »auf solche Eventualitäten sind wir vorbereitet.«

17

Sobald der Schnee und die Kälte das Feuer, das durch den geplatzten Treibstofftank gespeist worden war, halbwegs zum Erlöschen gebracht hatten, hatte Al-Khalifa die Tür des Eurocopters aufgewuchtet. Eine schnelle Überprüfung der beiden Körper hatte weit geöffnete, blicklose Augen ergeben, die zu verkünden schienen, dass der Tod sehr schnell eingetreten sein musste. Al-Khalifa hatte sich nicht mit dem Versuch aufgehalten, die Männer zu identifizieren – im Grunde war es ihm völlig gleichgültig, wer sie waren. Sie waren weiß und stammten aus einem westlichen Land, und sie waren tot. Das reichte völlig aus.

Seine Hauptsorge galt der Bergung des Meteoriten, und dazu musste er durch die hintere Tür in den Hubschrauber gelangen, wo sich der Kasten auf der Rückbank verkeilt hatte. Er nahm ihn an sich, kletterte aus dem Hubschrauber, ließ den Verschluss aufschnappen und klappte den Deckel hoch.

Der Meteorit befand sich darin. Er ruhte auf einer Schaumstoffunterlage und wurde von Bleiplatten im Kasten abgeschirmt.

Al-Khalifa klappte den Deckel zu, stapfte durch den Schnee zu seinem Kawasaki HK-500D, platzierte den Kasten auf dem Passagiersitz und sicherte ihn dort mit dem Sitzgurt. Dann schlängelte er sich in den Pilotensessel, startete den Motor und hob ab. Während er über die schneebedeckte Landschaft flog, erschien der Kasten auf dem Passagiersitz wie ein Ehrengast und überhaupt nicht wie eine Kugel voll tödlichen Gifts, das dazu bestimmt war, ahnungslose Völkerscharen ins Verderben zu stürzen.

Per Funk versetzte Al-Khalifa die Besatzung der Akbarin Bereitschaft und kündigte an, in Kürze wieder an Bord zu sein. Sobald er das Schiff erreicht hätte, könnten sie Kurs auf London nehmen und ihre Mission abschließen. Der Zorn der Gerechten würde schon bald Befriedigung finden.

Danach könnte er sich auf den Emir und den Sturz der Regierung Katars konzentrieren.

»Hast du keine guten Nachrichten für mich?«, fragte Cabrillo, während er die Schultern hochzog und dem aufkommenden Sturm den Rücken zuwandte.

»Wir haben die Akbarauf dem Radar ausgemacht«, sagte Max Hanley. »Sie befindet sich etwa zwei Stunden vor uns. Ich will sie angreifen, um unseren Mann herauszuholen.«

Cabrillo beobachtete die Anzeige der Signalstärke auf dem Display seines Mobiltelefons. Er veränderte seine Position ein wenig, um eine bessere Verbindung zu erhalten.

»Ich befinde mich an der Stelle, wo der Eurocopter abgestürzt ist«, berichtete er. »Er wurde von einem geheimnisvollen Heli abgeschossen. Der Pilot und der Passagier sind tot – und der Meteorit ist nirgendwo zu sehen.«

»Bist du sicher?«, fragte Hanley.

»Ganz sicher. Eine einzelne Spur nähert sich dieser Stelle. Ich habe sie bis zu Kufenabdrücken des anderen Helikopters zurückverfolgt. Wer immer den Eurocopter abgeschossen hat, jetzt ist er im Besitz des Meteoriten.«

»Eric Stone wird versuchen, den Kurs des anderen Helikopters auf dem Radar zu verfolgen«, erklärte Hanley.

»Weit kann er nicht gekommen sein. Falls es ein MD-Hubschrauber ist, können wir von einer Reichweite von insgesamt dreihundertfünfzig Meilen ausgehen. Da er wohl kaum irgendwo nachtanken kann, befindet er sich irgendwo innerhalb eines Radius von hundertfünfundsiebzig Meilen um deinen augenblicklichen Standort.«

»Eric kann auch noch etwas anderes versuchen«, sagte Cabrillo. »Ich konnte den Meteoriten bestäuben, ehe er entwendet wurde.«

Staubwar der Spitzname, den die Corporation für die mikroskopisch kleinen Peilsender verwendete, mit denen Cabrillo die Kugel in der Dunkelheit bestreut hatte. Sie erschienen dem ungeübten Auge tatsächlich wie Staub, jedoch sandten sie ein Signal aus, das von der geballten Elektronik der Oregonaufgefangen und entschlüsselt werden konnte.

»Verdammt, du bist richtig gut«, stellte Hanley anerkennend fest.

»Nicht gut genug, Max, denn irgendjemand hat sich unsere Beute geschnappt.«

»Wir werden sie schon finden, Juan«, versprach Hanley.

»Ruf mich an, sobald du etwas weißt.«

Nachdem er die Verbindung unterbrochen hatte, machte sich Cabrillo durch den tiefen Schnee auf den Rückweg zur Höhle.

Hundertdreißig Kilometer weit entfernt und unsichtbar für das Radar der Akbarschien die Atmosphäre an Bord der Motorjacht Free Enterpriseum einiges ruhiger und gelassener. Die Männer dort nahmen es, was Entschlossenheit und Leidenschaft betraf, mit den Muslimen in jeder Hinsicht auf – allerdings waren sie weitaus besser ausgebildet und nicht daran gewöhnt, Emotionen offen zu zeigen. Jeder war weißhäutig, über eins achtzig groß und in exzellenter körperlicher Verfassung. Und jeder hatte in irgendeiner Form beim amerikanischen Militär gedient. Alle hatten persönliche Gründe, sich an diesem Unternehmen zu beteiligen. Und sie waren ausnahmslos bereit, im Einsatz zu sterben.

Scott Thompson, der Anführer des Trupps auf der Free Enterprise,hielt sich im Ruderhaus auf und wartete auf eine Meldung. Sobald er sie erhielt, würden sie angreifen. West und Ost befanden sich im Rahmen einer geheimen Affäre auf unheilvollem Konfrontationskurs.

Die Free Enterprisejagte durch dichten Nebel nach Süden. Während der letzten Stunde war das Schiff auf drei Eisberge gestoßen, deren Spitzen eine Fläche von mindestens einem Acre hatten. Kleinere Eisschollen waren zu zahlreich, um sie zählen zu können. Sie tanzten im Wasser wie die Eiswürfel in einem Longdrinkglas. Es war bitterkalt, und der Wind nahm an Stärke ständig zu.

»Kontakt hergestellt«, sagte der Kapitän.

Hoch oben auf dem Aufbau der Free Enterprisebegann eine hoch entwickelte Elektronik, Radarsignale von anderen Schiffen aufzufangen. Sie sendete diese Signale dann mit zeitlicher Verzögerung und unterschiedlicher Geschwindigkeit zurück. Ohne ein gleichbleibendes Signalecho konnten die Radare der anderen Schiffe die Free Enterprisejedoch nicht identifizieren.

Das Schiff hatte sich in ein unsichtbares Gespenst auf dem schwarzen, wogenden Meer verwandelt.

Ein hoch gewachsener Mann mit Bürstenhaarschnitt betrat das Ruderhaus.

»Ich bin soeben alle Daten durchgegangen«, sagte er. »Unsere Schlussfolgerung ist: Es hat Hughes erwischt.«

»Dann ist wohl mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass derjenige, der Hughes zu Strecke gebracht hat, über den Meteoriten verfügt«, stellte der Kapitän fest.

»Der Chef lässt den Helikopter von einer seiner Weltraumfirmen in Las Vegas verfolgen.«

»Und wohin ist er unterwegs?«

»Das ist ja das Schöne«, antwortete der Mann, »direkt zu dem Ziel, das wir vermutet haben.«

»Klingt, als könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, sagte der Kapitän.

»Genau.«

George Adams war ein hervorragender Pilot, doch die zunehmende Dunkelheit und der heftiger werdende Wind sorgten dafür, dass seine Hände schwitzten. Seit dem Start von der Oregonflog er ausschließlich nach den Angaben seiner Instrumente. Er wischte sich die Handflächen ab, drosselte die Cockpitheizung und studierte den Navigationsmonitor. Bei seiner augenblicklichen Geschwindigkeit müsste er die Küstenlinie in zwei Minuten überqueren. Während er die Maschine höher steigen ließ, um genügend Abstand zu den aufragenden Gebirgsformationen einzuhalten, betrachtete er noch einmal seine Anzeigeinstrumente.

Die fehlende Sicht vermittelte ihm ein Gefühl, als hätte ihm jemand eine Einkaufstüte über den Kopf gestülpt.

Cabrillo konnte nicht eindeutig feststellen, ob Ackerman schon tot war oder noch lebte.

Von Zeit zu Zeit glaubte er etwas spüren zu können, das ein schwacher Puls sein konnte, doch die Wunde blutete nicht mehr – und das war ein schlechtes Zeichen. Seit Cabrillo in die Höhle zurückgekehrt war, hatte sich Ackerman nicht gerührt. Seine Augen waren geschlossen, nicht einmal die Lider zuckten. Cabrillo richtete ihn so weit auf, um sehen zu können, dass sich die Wunde unterhalb seines Herzens befand. Dann deckte er ihn mit einem Schlafsack zu. Viel mehr konnte er nicht für ihn tun.

Nun klingelte sein Telefon.

»Das Peilsignal des Meteoriten führt direkt zur Akbar« ,meldete Hanley.

»Al-Khalifa!« Juan Cabrillo spuckte den Namen regelrecht aus. »Ich möchte bloß wissen, wie er von dem Meteoriten erfahren hat.«

»Ich habe Overholt bereits alarmiert, dass es bei Echelon eine undichte Stelle gibt«, sagte Hanley. »Das wäre die einzige Möglichkeit.«

»Demnach versucht die Hammadi-Gruppe, eine schmutzige Bombe herzustellen«, sagte Cabrillo, »aber das liefert uns keinen Hinweis darauf, wer überhaupt die Ersten waren, die den Meteoriten an sich gebracht haben.«

»Über die Flugpassagiere haben wir nichts herausfinden können«, gab Hanley zu, »aber ich vermute stark, dass es jemand war, der mit Al-Khalifa zusammengearbeitet hat, und dass sie in Streit geraten sind.«

Cabrillo ließ sich das einige Sekunden lang durch den Kopf gehen. Es wäre eine einleuchtende Erklärung – vielleicht sogar die einzige, die einen Sinn ergab – dennoch hatte er ein unbehagliches Gefühl. »Ich denke, das werden wir erfahren, wenn wir erst einmal den Meteoriten geborgen und den Emir befreit haben.«

»Das ist unser Plan«, pflichtete Hanley ihm bei.

»Dann wäre auch diese Affäre erledigt«, sagte Cabrillo.

»Und zwar elegant und sauber.«

Weder Cabrillo noch Hanley konnte voraussehen, dass es bis zum Ende dieser Affäre noch Tage dauern sollte.

Und sie hatten auch nicht die geringste Ahnung, dass dieses Ende alles andere als elegant und sauber sein würde.

»Bitte Julia Huxley, mich anzurufen«, sagte Cabrillo. »Ich brauche ihren medizinischen Rat.«

»Soll sofort geschehen«, erwiderte Hanley und meldete sich ab.

An Bord der Akbarwurden starke Scheinwerfer eingeschaltet, um das Landefeld auszuleuchten.

In sicherem Abstand standen zwei Araber und beobachteten, wie Al-Khalifa kurz über dem Heck der Jacht verharrte, dann langsam vorwärts schwebte und aufsetzte. Sobald die Gleitkufen des Helikopters das Deck berührten, rannten die Männer geduckt unter den Rotorblättern zur Maschine, um die Kufen auf dem Deck zu sichern.

Der große Rotor drehte sich zunehmend langsamer, als Al-Khalifa die Bremse betätigte. Sobald er stillstand, kletterte der Mann aus der Maschine und ging zur anderen Seite der Kanzel. Er öffnete die Tür, nahm den Kasten vom Passagiersitz, schleppte ihn zur Tür des Hauptsalons und wartete, bis sie geöffnet wurde.

Er ging hinein, steuerte auf den langen Tisch zu und stellte den Kasten ab.

Während er den Verschluss aufschnappen ließ und den Deckel öffnete, versammelten sich die Terroristen um den Tisch und betrachteten andächtig die Kugel. Dann beugte sich Al-Khalifa vor, hob den runden Stein aus dem Kasten und hielt ihn hoch über seinen Kopf.

»Eine Million Ungläubige werden sterben«, verkündete er, »und London wird untergehen.«

»Allah sei gepriesen!«, riefen die Terroristen.

»Eine Meile vor uns«, sagte der Kapitän der Free Enterprise,»Geschwindigkeit fünfzehn Knoten.«

Insgesamt neun Männer in schwarzen wasserdichten Kombinationsanzügen drängten sich im Ruderhaus. Sie waren mit Gewehren, Pistolen und Handgranaten bewaffnet.

Die Free Enterpriselag wie ein Brett im Wasser. Draußen auf dem hinteren Deck wurde ein großes schwarzes kugelsicheres Boot an der Seite herabgelassen. Im Bug und Heck waren Fünfzig-Millimeter-Maschinengewehre auf Drehgestellen montiert. Am Glasfiberrumpf war ein Hochleistungsbenzinmotor befestigt.

Das Boot verschwand hinter der Reling und landete mit einem lauten Klatschen im Wasser.

»Wir entern von achtern«, erklärte der Anführer, »neutralisieren die Gegner, holen den Meteoriten und verschwinden. Ich will, dass wir in spätestens fünf Minuten wieder hier an Bord sind.«

»Gibt es irgendwelche Freunde oder Verbündete auf dem Boot?«, fragte einer der Männer.

»Einen«, antwortete der Anführer und reichte seinen Männern ein Foto, das sie unter sich herumgehen ließen.

»Was tun wir mit ihm?«

»Wenn möglich soll er beschützt werden«, sagte der Anführer, »aber nicht, wenn ihr dabei euer Leben in Gefahr bringt.«

»Sollen wir ihn an Bord zurücklassen?«

»Er ist für uns ohne Nutzen«, sagte der Anführer, »und jetzt los.«

Die Männer verließen das Ruderhaus und begaben sich zum Achterdeck. Im Gänsemarsch stiegen sie einige Stufen am Rumpf zu einer kleinen Plattform hinunter, an der das Schlauchboot vertäut war, dessen Motor bereits im Leerlauf leise vor sich hin blubberte. Sobald alle Männer eingestiegen waren, bezog einer von ihnen hinter dem Ruder Position, kuppelte ein und lenkte das Boot von der Free Enterpriseweg.

Bei einer Geschwindigkeit von fünfundfünfzig Knoten brauchte das Schlauchboot nicht lange, um die Akbarzu erreichen.

Sobald sie sich am Heck der Jacht befanden, sorgte der Mann, der das Schlauchboot lenkte, dafür, dass es dicht an der hinteren Badeplattform der Akbarblieb, die weiter durch das Wasser pflügte. Die Männer kletterten auf die Plattform, der Kapitän des Schlauchboots ließ sich ein kleines Stück zurückfallen und hielt dann einen konstanten Abstand zur Jacht ein. Langsam schlichen die acht Männer nach oben.

Der Gefangene in seiner Kabine auf der Akbarhatte es zwar geschafft, seine Hände zu befreien, nicht aber seine Beine. Er hüpfte hinüber zur Toilette, leerte seine Blase und setzte sich wieder zurück aufs Bett und fesselte erneut seine Hände. Falls nicht bald jemand erschien, um ihn zu retten, müsste er wohl oder übel selbst aktiv werden. Er war hungrig, und wenn er hungrig war, wurde er reizbar und wütend.

Das einzige Geräusch, das oben an Deck zu hören war, bestand aus einem leisen Tappen von Stiefeln, deren Fußteile in Filzhüllen steckten. Die Männer von der Free Enterpriseverteilten sich auf und in der Akbar.Sekunden später drang ein leises Knallen wie von einer Popcornmaschine durch das Schiff. Gleich danach war das dumpfe Poltern von Körpern zu hören, die zusammenbrachen und auf die Decksplanken aufschlugen.

Nach ein paar weiteren Sekunden wurde die Tür der Kabine aufgerissen, in der der Gefangene untergebracht war, und ein Mann mit schwarzer Kapuze über dem Kopf leuchtete ihm mit einer starken Handlampe ins Gesicht. Der Mann mit der Kapuze musterte ihn eingehend, verglich das, was er sah, mit einer Fotografie, die er ins Licht hielt, dann schloss er die Tür hinter sich. Der Gefangene zerrte an dem Material, das sein Gesicht bedeckte.

Die Akbarverlangsamte ihre Fahrt und stoppte schließlich.

Vier der Männer beschwerten, indem sie sich den Anführer zuerst vornahmen, die Leichen der Terroristen mit zusätzlichen Gewichten und warfen sie über Bord, während die andere Hälfte des Trupps die Blutspuren entfernte. Vier Minuten und vierzig Sekunden, nachdem der Erste von ihnen das Deck der Akbarbetreten hatte, kehrten sie wieder zur Badeplattform zurück.

Der Anführer des Teams von der Free Enterprisedeponierte sorgfältig eine Kiste im Heck des Schlauchboots, die Männer stiegen wieder zu. Der Bootslenker kuppelte ein, und das Boot kehrte in schneller Fahrt zu seinem Mutterschiff zurück.

Eine tiefgefrorene Pizza zuzubereiten hätte erheblich länger gedauert als der Überfall auf die Akbar.

Sobald das Einsatzteam wieder an Bord eingetroffen war, wurde das Schlauchboot aufs Deck gehievt, und der Kapitän der Free Enterpriselegte sein Schiff neben die Akbar.Der Nebel hatte sich ein wenig aufgelockert, und die Lichter der Akbarwurden von den schwarzen Fluten des Ozeans reflektiert. Die Jacht schaukelte auf der Stelle wie ein Boot, das über einem Riff ankerte. Der Unterschied aber war, dass das Wasser in dieser Region viel zu kalt war, um darin zu tauchen – außerdem war bis auf eine Person niemand mehr an Bord, der hätte herauskommen können.

Die Free Enterprisezog an der Jacht vorbei, dann beschleunigte der Kapitän stetig die Fahrt.


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