Текст книги "Todesschrein"
Автор книги: Clive Cussler
Соавторы: Graig Dirgo
Жанр:
Триллеры
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39
Die Oregonlegte um kurz nach sechs Uhr morgens in Southend-on-Sea in der Themsemündung an.
Sämtliche Mannschaftsmitglieder waren hellwach und geduscht. Nacheinander erschienen sie im Speisesaal, um zu frühstücken. Für sieben war ein Treffen im Konferenzraum angesetzt worden. Max Hanley hatte ein paar Stunden geschlafen und sich um fünf Uhr wieder an die Arbeit gemacht, um die Logistik für die bevorstehende Operation zu erarbeiten.
Kurz nach sechs Uhr rief er Langston Overholt an und weckte ihn.
»Unser Team macht sich in Kürze auf den Weg nach London«, meldete er. »Wir glauben, dass wir die Hauptpersonen lokalisiert haben, allerdings haben wir noch keinen Hinweis auf irgendeine radioaktive Strahlung gefunden.«
»Habt ihr euch mit dem MI5 abgestimmt?«, wollte Overholt wissen.
»Juan wird sich bald bei ihnen melden und das Kommando für die Operation übergeben. Er will nur sichergehen, dass unser Team als Rückversicherung an Ort und Stelle ist.«
»Das klingt vernünftig«, sagte Overholt müde. »Und was ist mit dem Meteoriten?«
»Wir erledigen immer schön eins nach dem anderen«, sagte Hanley. »Sobald die Bedrohung durch die Bombe beseitigt wurde, setzen wir unser Team auf dieses Problem an.«
»Wo befindet sich der Stein zur Zeit?«
»Südlich von Oxford«, erklärte Hanley, »und unterwegs nach Süden. Falls er bis in die Außenbezirke Londons gelangt, schalten wir uns ein. Wenn nicht, kümmern wir uns darum, sobald die Bombe aus dem Verkehr gezogen wurde.«
»Die Polizei in Las Vegas wurde kaltgestellt«, erzählte Overholt, »daher habe ich eine nationale Sicherheitsdirektive erlassen, die ihnen die Autorität verleiht, zu tun, was immer getan werden muss. Im Augenblick dürften die Beamten gerade dabei sein, in das Penthouse einzudringen. Du weißt ja, wenn du dich geirrt haben solltest und Hickman doch nicht hinter dieser Sache steckt, werde ich, sobald sich der aufgewirbelte Staub gelegt hat, meinen Job los sein.«
»Mach dir keine Sorgen, Langston«, versuchte Hanley, ihn zu beruhigen, »wir sind stets daran interessiert, qualifizierte Bewerber in unser Team aufzunehmen.«
»Du bist ein richtiger Scherzbold, Max«, sagte Overholt sarkastisch und unterbrach die Verbindung.
Hanley legte das Telefon hin und wandte sich an Eric Stone.
»Wie läuft es?«
»Richard steht mal wieder an vorderster Front«, antwortete Stone. »Er ist seit dem frühen Morgen aktiv und hat für die Leute, die wir nach London schicken, englische Kleidung und Regenmäntel besorgt. Außerdem hat er einen Reisebus gechartert, der sie hier abholt. Als ich das letzte Mal mit ihm sprach, war er gerade mit dem Bus hierher unterwegs.«
»Dick ist wirklich eine Klasse für sich«, sagte Hanley anerkennend. »Was ist mit Kevin?«
»Er hat die Ausrüstung fertig und führt im Moment die letzten Tests durch.«
»Michael Halpert?«, fragte Hanley als Nächstes.
»Als ich das letzte Mal bei ihm war, arbeitete er unter Hochdruck. Er meint, er verfolge noch eine andere Spur und müsse in ein paar Stunden mit weiteren Informationen aufwarten können.«
»Dann gib mir mal durch, wie unsere übrigen Leute verteilt sind«, bat Hanley.
»Vier von unserer Truppe sind bereits in London«, zählte Eric Stone auf und zog eine ausgedruckte Liste zurate, »und zwar Cabrillo, Seng, Meadows und Truitt. Die sechs, die in Kürze dorthin gebracht werden, sind Huxley, Jones, Lincoln, Kasim, Murphy und Ross.«
»Damit sind wir mit zehn Akteuren in London vertreten«, stellte Hanley fest.
»Richtig«, bestätigte Stone. »Als Unterstützung aus der Luft stehen in Heathrow George Adams mit dem Robinson sowie Tiny Gunderson und Tracy Pilston mit der Gulfstream bereit. Judy Michaels hat soeben ihren Urlaub abgebrochen und übernimmt das Wasserflugzeug.«
»Wer bleibt auf der Oregon?« ,fragte Hanley.
»Das Schiff ist mit Carl Gannon, Rick Barrett, Cliff Hornsby, Gunther Reinholt und Tom Reyes besetzt.«
»Wer bleibt übrig?«
»Du, ich, Kevin Nixon im Zauberladen, Monica Crabtree in der Logistik und Larry King«, zählte Stone auf.
»Larry habe ich ganz vergessen«, sagte Hanley. »Wir brauchen ihn dort als weitere Unterstützung.«
»Soll ich ihn zu Dicks Team schicken?«
Hanley überlegte kurz. »Nein«, entschied er. »George soll ihn mit dem Helikopter abholen. Sie sollen so nah wie möglich am Ort des Geschehens warten und bereit sein, jeden Moment starten zu können. George und Larry können wenn nötig aus der Luft eingreifen.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Stone.
»Hervorragend.«
»Richard hat heute früh das Haus unseres Hauptdarstellers ausgekundschaftet«, sagte Cabrillo.
Juan Cabrillo, Eddie Seng und Bob Meadows frühstückten in Cabrillos Suite.
»Er ist unterwegs zum Hafen, wo die Oregonangelegt hat, um das restliche Team abzuholen.«
»Dann vermute ich mal, dass er keinerlei Spuren von der Bombe gefunden hat«, sagte Seng, »sonst wären wir nämlich längst im Einsatz.«
»Richtig«, sagte Cabrillo.
»Müssen wir also warten, bis die Gegenseite aktiv wird?«, fragte Meadows.
»Wenn sich die Bombe in London befindet«, sagte Cabrillo, »und die Hauptpersonen bemerken, dass ihnen jemand im Nacken sitzt, können sie sie jederzeit hochgehen lassen. Möglicherweise sind sie noch nicht an ihrem vorgesehenen Zielort angelangt, bei einem atomaren Sprengkopf allerdings – auch wenn es nur ein kleiner wie dieser ist – wäre der Grad der Vernichtung grauenvoll.«
»Sollen wir denn dann versuchen, sie aufzuscheuchen«, fragte Seng, »die Bombe zu schnappen und zu entschärfen?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das im Sinne des MI5 wäre«, sagte Cabrillo, »aber genau diese Vorgehensweise würde ich empfehlen.«
»Wann triffst du dich mit ihnen?«, wollte Bob Meadows wissen.
Cabrillo wischte sich den Mund mit der Leinenserviette ab und schaute auf seine Armbanduhr. »In fünf Minuten«, antwortete er. »Im Foyer.«
»Was sollen wir in der Zwischenzeit tun?«, fragte Seng.
»Schaut euch die Umgebung des Apartments an, und macht euch mit der Gegend vertraut.«
Edward Gibb war nicht glücklich. Am Silvestertag geweckt und zur Arbeit abkommandiert zu werden, entsprach in keiner Weise seinen Vorstellungen von einem gemütlichen Feiertag. Ein Rechtsanwalt hatte am Morgen dieses Tages angerufen und gefragt, ob er sich mit dem neuen Eigentümer der Fabrik treffen und die Türen aufschließen könne. Gibb hätte beinahe schon abgelehnt – er hatte sich entschlossen, sich zur Ruhe zu setzen, und hatte die Absicht, dies dem Human Resources Department mitzuteilen, sobald sie alle wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt wären. Doch der Gedanke, den geheimnisvollen Käufer der Maidenhead Mills kennen zu lernen, reizte ihn.
Nachdem er geduscht, sich angezogen und ein schnelles Frühstück aus Tee und Toast genommen hatte, fuhr er zur Fabrik rüber. Eine Limousine, aus deren Auspuff weiße Rauchwolken in die kalte Luft aufstiegen, stand vor dem Tor. Gibb näherte sich ihr und klopfte gegen des hintere Fenster. Es fuhr nach unten, und ein Mann lächelte ihn an.
»Mr. Gibb?«, fragte er.
Gibb nickte.
»Halifax Hickman«, stellte sich der Mann vor, stieg aus dem Wagen und blieb vor dem Fabriktor stehen. »Zuerst möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, dass ich Sie an einem Feiertag von Ihrer Familie weggeholt habe.«
Die Männer schüttelten sich die Hand.
»Kein Problem, Sir«, wehrte Gibb ab und trat zum Tor. »Ich kann gut verstehen, dass Sie so bald wie möglich sehen wollen, wofür Sie Ihr Geld ausgegeben haben.«
»Ich war unterwegs nach Europa«, log Hickman, »und meine Zeit ist ziemlich knapp bemessen.«
»Ich verstehe, Sir.« Gibb griff in die Tasche, holte einen Satz Schlüssel hervor und entriegelte die Tür.
»Vielen Dank«, sagte Hickman, während Gibb das Tor öffnete und zur Seite trat.
»Nehmen Sie sie«, sagte Gibb und reichte Hickman die Schlüssel. »Ich habe noch einen zweiten Satz.«
Hickman ließ sie in seine Tasche gleiten. Gibb ging durch eine Art Vorhalle und durch eine Doppeltür in eine weitläufige Fabrikhalle, wo die Maschinen standen und der Stoff gelagert wurde. Er streckte die Hand nach einem Haupttrennschalter an der Wand aus und legte ihn um. Die Beleuchtung strahlte. Gibb sah Hickman an. Der Mann betrachtete die verschiedenen Maschinen.
»Dies ist die Scher– und Absaugstation«, erklärte er und deutete auf eine Maschine, die aussah wie die zu groß geratene Version eines Brat– und Grillofens, wie er in den Burger-King-Restaurants benutzt wurde. »Das Material wird über ein Förderband in das Gerät transportiert, wo es bearbeitet wird, und am Ende kommt es auf diesen Rollen wieder heraus.«
Der Metallrahmen, in dem sich die Rollen befanden, war etwa tischhoch und führte zu einer Verpackungsstation. Dort bildeten mehrere Rahmen einen Halbkreis, an dessen Ende sich eine Laderampe befand. Stoffballen konnten auf den Rollen weitergeschoben werden, bis sie entweder in Kartons gestapelt oder in Plastikfolie eingeschweißt wurden. Danach landeten sie zum Transport in Lastwagen.
Hickmans Blick wanderte weiter. »Sind das dort die Gebetsteppiche für Saudi-Arabien?«, fragte er und deutete auf drei große stählerne Frachtcontainer in der Nähe der Spinnmaschine und unweit des Tors zu den Laderampen. »Darf ich sie mal sehen?«
»Natürlich, Sir«, sagte Gibb, schloss jeden der Container auf und öffnete die Türen, »und sie hätten schon längst geliefert werden müssen.«
Hickman warf einen Blick hinein. Jeder der Container war so groß wie der Aufleger eines Sattelschleppers. Ihre Größe war so bemessen, dass sie in den Laderaum einer 747 Frachtmaschine passten. Die Teppiche hingen, an Spannern befestigt, von der Decke der Container herab, so weit das Auge reichte. Jeder Container musste mehrere tausend Stück enthalten.
»Warum werden sie nicht aufgestapelt?«, fragte Hickman.
»Wir müssen sie mit Insektiziden und Desinfektionsmitteln besprühen, ehe sie in Saudi-Arabien eingeführt werden dürfen. Auf diese Weise wollen sie sich da unten vor Rinderwahnsinn oder irgendeinem anderen Krankheitserreger schützen – dieses Verfahren ist mittlerweile in jedem Land vorgeschrieben«, sagte Gibb.
»Lassen Sie die Container offen«, sagte Hickman, »und geben Sie mir die Schlüssel.«
Gibb nickte und reichte Hickman das Gewünschte.
»Wann kommen die Arbeiter aus dem Urlaub zurück?«, fragte Hickman.
»Am Montag, dem zweiten Januar«, antwortete Gibb und folgte Hickman, der an den Maschinen vorbeiging und in die Vorhalle zurückkehrte.
»Ich habe in den USA einige Helfer angeheuert. Die Erledigung dieses Auftrags hat für uns höchste Priorität«, sagte Hickman, als sie die Vorhalle mit den Büros betraten. »Zeigen Sie mir jetzt bitte ein Büro, von wo aus ich telefonieren kann?«
Gibb deutete auf eine Treppe, die zu einem rundum verglasten Büro führte, von dem aus die gesamte Fabrikhalle zu überblicken war. »Sie dürfen gern meines benutzen, Sir. Es ist offen.«
Hickman lächelte und schüttelte Gibb die Hand. »Mr. Gibb«, sagte er freundlich, »ich denke, Sie sollten jetzt schnellstens zu Ihrer Familie zurückkehren. Ich sehe Sie dann am Montag.«
Gibb nickte, machte ein paar Schritte in Richtung Tür und blieb dann stehen. »Mr. Hickman«, sagte er zögernd, »möchten Sie heute Abend nicht zu uns kommen und mit uns den Jahreswechsel feiern?«
Hickman war schon auf halbem Weg zur Treppe und wandte sich zu Gibb um. »Das ist ein überaus liebenswürdiges Angebot«, sagte er, »aber der Jahreswechsel ist für mich immer eine Zeit der stillen Einkehr.«
»Haben Sie keine Familie, Sir?«, fragte Gibb.
»Ich hatte einen Sohn«, antwortete Hickman leise, »er wurde ermordet.«
Damit machte er kehrt und ging weiter zur Treppe.
Gibb machte ebenfalls kehrt und ging durch die Tür hinaus. Hickman war überhaupt nicht so, wie die Zeitungen immer schrieben. Er war eigentlich nur ein einsamer alter Mann, völlig durchschnittlich. Vielleicht, dachte Gibb, sollte ich meinen Entschluss, mich zur Ruhe zu setzen, noch einmal überdenken – wenn Hickman mein neuer Chef ist, könnten sich interessante Möglichkeiten für mich ergeben.
Hickman betrat das Büro und griff nach dem Telefonhörer.
Cabrillo betrat die Lobby mit Eddie Seng und Bob Meadows im Schlepptau. Ein blonder Mann in einem schwarzen Anzug und mit auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhen kam sofort auf sie zu.
»Mr. Fleming hat einen Teil des Speisesaals absperren lassen, damit Sie ungestört konferieren können«, sagte der Mann. Fleming war der Chef des MI5. »Kommen Sie bitte hier entlang.«
Seng und Meadows gingen zum Eingang. Wie auf ein geheimes Zeichen hin erhoben sich mehrere Männer, die in der Lobby gesessen und Zeitung gelesen hatten, und folgten ihnen. Also wären sie bei ihrem Rundgang nicht allein.
Cabrillo folgte dem blonden Mann in den Speisesaal. Sie bogen in einen Flur ein, der nach links führte und erreichten einen Raum, in dem ein Mann an einem Tisch saß. Auf dem Tisch wartete eine Teekanne und eine silberne Platte mit Gebäck.
»Juan«, sagte der Mann und erhob sich.
»John«, erwiderte Cabrillo und streckte die Hand aus.
»Das ist alles«, sagte Fleming zu dem blonden Mann, der daraufhin den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.
Fleming deutete einladend auf einen Stuhl, und Cabrillo setzte sich. Fleming schenkte Cabrillo eine Tasse Tee ein und schob den Teller mit dem Gebäck zu seinem Gast hinüber.
»Ich habe schon gegessen«, sagte Cabrillo und zog den Tee zu sich heran.
Fleming musterte Cabrillo einige Sekunden lang nachdenklich, dann gab er sich einen Ruck. »Also, Juan«, sagte er, »was zum Teufel ist hier eigentlich los?«
Im Konferenzraum der Oregonwaren alle Plätze besetzt. Max Hanley kam als Letzter herein, trat zu einem Rednerpult und legte einen Schnellhefter darauf ab.
»Die Lage stellt sich wie folgt dar«, begann Hanley. »Wir glauben, dass sich die Bombe irgendwo im West End von London befindet. Richard hat das Apartmenthaus, das unsere Hauptperson, Nebile Lababiti, verdeckt gemietet hat, überprüft und gestern Abend beobachten können, wie Lababiti und eine andere männliche Person nach Hause kamen. Nachdem sie das Apartment betreten haben, hat Richard den Bereich vor der Wohnungstür mit einem Geigerzähler überprüft, jedoch keinerlei verräterische Strahlung gefunden. Ihr sechs werdet Juan notfalls unterstützen. Er, Bob und Eddie sind bereits an Ort und Stelle. Richard hat überdies einen Peilsender an Lababitis Jaguar befestigen können, doch bisher hat es in dieser Richtung keinerlei Aktivitäten gegeben.«
»Von welchem Zeitplan können wir ausgehen?«, fragte Linda Ross.
»Wir rechnen immer noch mit einem Angriff genau zum Jahreswechsel«, antwortete Hanley, »sozusagen als symbolische Geste.«
»Wir erhalten doch sicher genauere Anweisungen, wenn wir in London sind, nicht wahr?«, wollte Mark Murphy wissen.
»Richtig«, sagte Hanley. »Juan stimmt sich mit dem MI5 ab. Dessen Leute und Juan werden euch eure Aufgaben detailliert zuweisen.«
Hanleys Pieper erklang. Er hakte ihn von seinem Gürtel los und blickte auf das Display. »Okay, Leute«, sagte er, »Richard ist eingetroffen, um euch nach London zu bringen. Er wartet draußen. Denkt daran, die Kisten mit der Ausrüstung mitzunehmen, die Kevin für euch vorbereitet hat. Sie stehen an der Gangway. Noch Fragen?«
Niemand meldete sich.
»Dann viel Glück«, sagte Hanley.
Die sechs verließen den Konferenzraum.
Cabrillo brachte Fleming auf den neuesten Stand und trank einen Schluck Tee.
»Der Premierminister wird große Probleme haben, die Öffentlichkeit im Ungewissen zu lassen«, gab Fleming zu.
»Ihnen dürfte doch klar sein, dass die Hammadi-Gruppe, wenn sie erfährt, dass ihre Tarnung aufgeflogen ist, die Bombe jederzeit zünden kann«, erwiderte Cabrillo. »Unsere beste Chance ist es, mit Hilfe der Stimmaufnahme von Al-Khalifa mit ihnen Kontakt aufzunehmen, oder einfach darauf zu warten, dass sie etwas tun, und ihnen zur Bombe zu folgen, um sie dann zu entschärfen.«
»Wir könnten das Konzert ausfallen lassen«, sagte Fleming. »Das würde wenigstens die Anzahl der Menschen in dieser Gegend erheblich reduzieren.«
»Ich denke, dies wäre für die Hammadi-Gruppe ein Alarmsignal«, sagte Cabrillo.
»Wir müssen zumindest die königliche Familie und den Premierminister an einem sicheren Ort unterbringen«, sagte Fleming.
»Wenn Sie das schaffen, ohne dass irgendjemand etwas bemerkt«, sagte Cabrillo, »dann tun Sie es um Gottes willen.«
»Es war geplant, dass Prinz Charles den Auftritt Elton Johns ansagen sollte, aber er könnte ja irgendeine Krankheit vortäuschen«, schlug Fleming vor.
»Versuchen Sie es mit einem Lockvogel.« Cabrillo hatte eine andere Idee.
»Wenn der Plan vorsieht, beim Konzert zuzuschlagen«, sagte Fleming, »und die Waffe ist nicht bereits an Ort und Stelle, dann werden sie sie irgendwie dorthin bringen müssen.«
»Wenn Sie Ihre Leute die Gegend rund um das Konzert so unauffällig wie möglich mit Geigerzählern überprüfen lassen und keine Strahlung festgestellt wird, dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass sie die Absicht haben, den Sprengkopf per Auto in Position zu bringen.«
»Wenn wir den Bereich in der Nähe des Konzertortes unter die Lupe nehmen und nichts finden«, sagte Fleming langsam, »brauchen wir nur noch die Straßen zu kontrollieren, über die man nach Mayfair und nach St. James gelangen kann.«
»Genau«, sagte Cabrillo, »der Verkehr in dieser Gegend ist schon jetzt grauenhaft. Sie brauchen lediglich ein paar Lastwagen in den Seitenstraßen bereitzustellen, die auf ein Zeichen hin die Straßen blitzschnell abriegeln können. Ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird. Wenn wir mit unserer Vermutung richtig liegen und Lababiti tatsächlich im Besitz der Bombe ist, dann wissen wir immerhin, dass sie sich nicht in seinem Jaguar befindet, dagegen irgendwo in der Nähe versteckt sein muss. Ich denke, unsere einzige Hoffnung besteht darin, ihn zu überwachen und an ihm zu kleben wie die Schmeißfliegen an einem Tierkadaver. Und ihn dann zum richtigen Zeitpunkt aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Falls wir uns irren und er uns nicht zur Bombe führt«, sagte Fleming, »dann besteht unsere einzige Hoffnung darin, dass der Absperrring um Mayfair und St. James die Bombe aufhält.«
»Wenn Sie Ihre Lastwagen richtig aufstellen, dürfte es auf der ganzen Welt keinen einzigen Wagen geben, der es durch diese Straßen schafft.«
»Aber haben wir dann noch genügend Zeit, die Bombe zu entschärfen?«, fragte Fleming.
»Je weiter vom Konzert entfernt wir sie aufstöbern, desto mehr Zeit haben wir. Sorgen Sie dafür, dass jeder Ihrer Leute ein Diagramm bei sich hat, aus dem hervorgeht, welche Drähte gekappt werden müssen, um die Uhr des Zeitzünders anzuhalten.«
»Lieber Gott«, sagte Fleming, »wenn wir doch nur wüssten, wo die Bombe ist.«
»Wenn wir es wüssten«, gab ihm Cabrillo Recht, »dann wäre die ganze Sache verdammt viel einfacher.«
40
Overholt unterrichtete seinen Oberbefehlshaber.
»Das ist der Stand der Dinge, Mr. President«, sagte er am frühen Neujahrsmorgen.
»Und Sie haben den Briten wirklich jede Hilfe angeboten, die wir liefern können?«, fragte der Präsident.
»Absolut«, antwortete Overholt. »Fleming, der Chef des MI5, meinte, wir könnten zu diesem Zeitpunkt nicht mehr tun, als dafür zu sorgen, dass sich zwei von unseren Kernwaffenexperten auf der Mindenhall Air Base einsatzbereit halten.«
»Und das haben Sie natürlich getan, nicht wahr?«, sagte der Präsident.
»Die U.S. Air Force hat sie vor einer Stunde mit einem Helikopter hingebracht«, antwortete Overholt. »Sie halten sich zurzeit in London auf und müssten jederzeit zur Corporation und zum MI5 stoßen.«
»Was können wir darüber hinaus noch tun?«
»Ich habe mich mit dem Pentagon in Verbindung gesetzt«, berichtete Overholt. »Sie stellen Entlastung und medizinische Unterstützung bereit, falls irgendetwas schief gehen sollte.«
»Ich habe die Anweisung erlassen, dass sämtliches nicht mit grundlegend wichtigen Dingen befasste Personal in der Botschaft in London evakuiert wird«, sagte der Präsident.
»Dank das Feiertags waren nur eine Hand voll Leute zugegen.«
»Ich wüsste nicht, was wir sonst noch tun können«, sagte Overholt, »außer für ein glückliches Ende zu beten.«
Auf der anderen Seite des Großen Teichs informierte John Fleming den Premierminister.
»Das ist der neueste Stand«, endete er. »Außerdem müssen wir Sie und Ihre Familie so schnell wie möglich in Sicherheit bringen.«
»Ich gehöre nicht zu denen, die sich angesichts drohender Gefahr feige davonstehlen«, widersprach der Premierminister. »Meine Familie können Sie ruhig evakuieren, aber ich bleibe hier. Wenn es zum Schlimmsten kommt, kann ich nicht aus der Ferne zuschauen, wie meine Landsleute sterben, und ich habe vorher über die Bedrohung Bescheid gewusst.«
Es entspann sich eine heftige Diskussion, in deren Verlauf Fleming den Premierminister mehrmals geradezu anflehte, sich in Sicherheit bringen zu lassen. Der Premierminister hielt jedoch an seinem Entschluss fest.
»Sir«, endete Fleming entnervt, »es hilft niemandem, wenn Sie am Ende zum Märtyrer geworden sind.«
»Das ist wohl richtig«, gab der Premierminister zu, »aber trotzdem bleibe ich an Ort und Stelle.«
»Dann gestatten Sie uns wenigstens, dass wir Sie in den Bunker unter dem Verteidigungsministerium bringen«, bat Fleming. »Dort sind Sie bombensicher und werden mit Frischluft versorgt.«
Der Premierminister erhob sich als Zeichen, dass die Besprechung für ihn beendet war.
»Ich werde das Konzert besuchen«, sagte er mit Nachdruck. »Treffen Sie die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen.«
»Jawohl, Sir«, gab sich Fleming geschlagen, stand ebenfalls auf und ging zur Tür.
In nächster Nähe des Apartmenthauses in der Seitenstraße, die vom Strand abzweigte, waren auf verschiedenen Gebäuden ringsum insgesamt vier Richtmikrofone versteckt und auf die Fenster von Lababitis Wohnung gerichtet. Die Schüsseln fingen Schwingungen der Fensterscheiben auf, verstärkten sie und wandelten sie in Töne um, bis alles, was in der Wohnung gesagt und an Geräuschen erzeugt wurde, so laut und deutlich wie eine digitale Tonaufnahme zu hören war.
Ein Dutzend MI5-Agenten posierten als Londoner Taxifahrer und patrouillierten in den umliegenden Straßen, während andere als harmlose Passanten unterwegs waren, sich die diversen Schaufensterauslagen ansahen oder in Restaurants saßen. Im Hotel, dem Apartmenthaus gegenüber, bevölkerten mehrere Agenten das Foyer, waren meist in Zeitungen vertieft und warteten darauf, dass etwas geschah.
Truitt stand von seinem Platz hinter dem Fahrer auf, als der Bus vor dem Eingang des Savoy Hotels stoppte. Er hatte Cabrillo über sein Mobiltelefon benachrichtigt. Bob Meadows und Eddie Seng warteten bereits vor der Tür. Truitt stieg aus dem Bus, gefolgt vom Rest des Teams, und überquerte den Bürgersteig zum Hotel.
»Wir sollen gleich zu Juans Zimmer rauffahren«, erklärte Meadows und öffnete die Tür.
Während die einzelnen Mitglieder des Teams an ihm vorbeigingen, händigte Seng jedem seinen Zimmerschlüssel aus. Wenige Minuten später standen sie in Cabrillos Zimmer. Nachdem alle einen Sitzplatz gefunden hatten, ergriff Juan das Wort.
»Der MI5 hat entschieden, dass kein Versuch unternommen werden soll, das Objekt abzufangen, ehe die Gegenseite aktiv wird«, sagte er. »Wir sollen uns als eine Art Rückversicherung für den unwahrscheinlichen Fall bereit halten, dass die Waffe tatsächlich in die Nähe des Konzertortes gelangen sollte.«
»Was treibt unser Hauptdarsteller zur Zeit?«, fragte Mark Murphy.
»Wir überwachen seine Wohnung mit allen möglichen Abhörgeräten«, beantwortete Juan Cabrillo die Frage, »und im Augenblick schlafen sie.«
»Was genau werden wir tun?«, fragte Linda Ross.
»Jeder von uns ist darin ausgebildet, das Objekt außer Betrieb zu setzen, daher werdet ihr entlang der möglichen Routen zum Konzertort postiert. Dort warten wir für den Fall, dass wir gebraucht werden.«
Cabrillo trat an eine Pinnwand aus Kork, die auf einer Staffelei stand. Ein großer Stadtplan von London war mit Heftzwecken auf dem Brett befestigt, und eine Reihe von Strecken war mit einem leuchtend gelben Marker hervorgehoben worden.
»Davon ausgehend, wo sich die Wohnung befindet, sind dies die wahrscheinlichsten Routen«, erklärte Cabrillo. »Wir glauben, dass, ganz gleich, wo sich die Bombe im Augenblick befindet, derjenige, der sie unter Kontrolle hat, vorbeikommen und Lababiti und den anderen Mann abholen wird, damit sie die Atombombe gemeinsam am Konzertort verstecken können.«
»Demnach nimmst du an, dass sie das Objekt verstecken, den Zeitzünder aktivieren und verschwinden?«, fragte Kasim.
»Wir hoffen, dass es so abläuft«, gab Cabrillo zu. »Diese Art von Waffe verfügt über eine Sicherheitsschaltung, die ein zeitliches Polster von zehn Minuten – vom Scharfmachen bis zur Detonation – vorsieht, um unerwünschte Explosionen zu vermeiden.«
»Demnach ist es nicht damit getan, einen Schalter zu betätigen, und schon beginnt der Spaltungsprozess?«, fragte Julia Huxley.
»Nein«, antwortete Cabrillo, »die russischen Modelle sind den unseren in dieser Hinsicht sehr ähnlich – in beiden Fällen sind mehrere Schritte erforderlich, ehe die Waffe eingesetzt werden kann. Wir glauben, dass sie eine so genannte ›Babybombe‹ erworben haben, die speziell für den Einsatz gegen ausgewählte Ziele vorgesehen ist. Das gesamte Objekt passt wahrscheinlich in eine Kiste von eins fünfzig Länge und je einen Meter Breite und Tiefe.«
»Und wie schwer ist das Ding?«, fragte Franklin Lincoln.
»Weniger als vierhundert Pfund.«
»Demnach wissen wir, dass sie den Apparat nicht einfach tragen oder zum Beispiel mit einem Fahrrad transportieren können«, stellte Pete Jones fest.
»Sie brauchen irgendein Fahrzeug«, bestätigte Cabrillo, »also kann man wohl davon ausgehen, dass sie auf die Benutzung von Straßen angewiesen sind.«
Cabrillo deutete auf eine Markierung auf der Karte, mit der die Adresse Lababitis gekennzeichnet wurde.
»Von der Wohnung aus«, sagte er, »gibt es zwei Routen, denen sie folgen können. Die erste befindet sich gleich hinter uns. Vom Strand abbiegen in die Savoy Street zur Themse, dann ins Victoria Embankment und nach Süden. Auf dem Victoria Embankment haben sie mehrere Möglichkeiten. In die Northumberland Avenue und die Mall hinunter, oder weiter durch die Bridge Street und die Great George Street bis zum Birdcage Walk. Die zweite Möglichkeit wäre den Strand hinunter bis zur Mall, aber dann müsste er durch Charing Cross fahren und über den Trafalgar Square, wo meistens sehr dichter Verkehr herrscht. Als dritte Möglichkeit könnten sie auch noch einen Weg durch die zahlreichen Seitenstraßen suchen. Es wäre zwar keine direkte Route, allerdings wären sie dort nicht so leicht zu verfolgen. Aber das sind bis jetzt nichts als Vermutungen.«
»Was sagt dir dein Bauch, Juan?«, fragte Truitt.
»Ich glaube nicht, dass sie die Bombe aus irgendeinem anderen Teil Londons holen müssen«, meinte Cabrillo nachdenklich. »Wenn du mich fragst, so befindet sie sich irgendwo in Lababitis Nähe. Gestartet wird in seiner Wohnung oder irgendwo ganz nah, und wenn ich der Fahrer wäre, würde ich die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mich bringen wollen und schnellstens aus der Explosionszone verschwinden. Ich würde das Victoria Embankment hinunterfahren, dann weiter zum Park, wo das Konzert stattfindet, den Zeitzünder einschalten und die Beine in die Hand nehmen. Dabei würde ich die Uhr im Auge behalten und mich neun Minuten später nach irgendeinem möglichst stabilen Gebäude umschauen und mich dort verstecken.«
»Wie weit reicht die Explosionszone?«, wollte Truitt wissen.
Cabrillo zeichnete mit dem Marker einen Kreis auf die Karte. Im Norden reichte er bis zur A 40 und bis Paddington, das südliche Ende befand sich in Chelsea und berührte fast die Themse. Die östliche Grenze war der Piccadilly Circus, im Westen waren es die äußeren Bezirke von Kensington und Notting Hill.
»Innerhalb dieses Kreises dürfte alles völlig vernichtet werden. Innerhalb einer Zone von knapp zwei Kilometern rund um das Explosionszentrum, wo sich auch die meisten Regierungsstellen befinden, kommt es zu erheblichen Schäden, und in einem Umkreis von acht Kilometern werden zahlreiche Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem ist dort mit starker Strahlung zu rechnen.«
Alle starrten wie gebannt auf die Karte.
»Das ist ja fast ganz London«, sagte Murphy schließlich.
Cabrillo nickte nur.
»Und wir werden ebenfalls gegrillt«, merkte Julia Huxley an, die für die medizinische Versorgung der gesamten Truppe zuständig war.
»›Gegrillt‹«, sagte Jones, »ist das ein medizinischer Begriff?«
Larry King, der Scharfschütze der Corporation, hatte geduldig gewartet, bis George Adams mit seinem Hubschrauber auf einem freien Feld in der Nähe der Oregongelandet war. Jetzt lief er geduckt unter den Rotorflügeln auf die Maschine zu, öffnete die hintere Tür, legte den Koffer mit seinem Gewehr und mehrere kleine Kartons auf den Rücksitz und schloss die Tür wieder. Dann ging er nach vorne und schwang sich auf den Passagiersitz. Er setze den Helm auf, schloss die vordere Tür und verriegelte sie. Erst dann drehte er sich zum Piloten um.
»Guten Morgen, George«, sagte er lakonisch.
»Hallo, Larry«, antwortete Adams, zog den Steuerknüppel zurück und ließ den Robinson aufsteigen. »Wie geht’s?«
Adams flog eine enge Kehre und brachte den Helikopter auf Kurs.
»Ein Tag wie geschaffen für die Jagd«, sagte King, während er aus dem Seitenfenster schaute und die Szenerie betrachtete.
Hanley hatte dafür gesorgt, dass der Robinson auf dem Dach einer Bank landen konnte, die wegen des Feiertags geschlossen war. Der Hubschrauberlandeplatz wurde in der Woche gewöhnlich von Kuriermaschinen für diverse nächtliche Eiltransporte benutzt.
Aber vorher mussten sie noch einen Abstecher zum Battersea Park machen.
Bob Meadows, Eddie Seng und Richard Truitt saßen in dem geliehenen Range Rover und suchten den Himmel ab. Sobald der Robinson auftauchte, wandte sich Meadows zu Truitt um, der auf dem Rücksitz saß. »Euer Majestät«, sagte er grinsend, »Ihr Gesicht ist eingetroffen.«
Truitt als Double für Prince Charles einzusetzen, war Juan Cabrillos Idee gewesen, und Fleming hatte sich damit einverstanden erklärt. Erstens verfügte der Zauberladen über die Möglichkeiten, eine Latexmaske herzustellen, die genau den Gesichtszügen von Prince Charles entsprach und dem Gesicht jedes Angehörigen der Corporation angepasst werden konnte. Nixon hatte die Gesichter des Teams schon vor längerer Zeit eingescannt und als Dateien im Computer gespeichert. Der zweite Grund für Cabrillos Entscheidung war die Notwendigkeit, dass der Darsteller des Thronfolgers überzeugend auftreten musste, und Cabrillo wusste, dass Truitt in dieser Hinsicht eine Naturbegabung war. Drittens war Truitt von allen Männern in der Corporation dem Prinzen hinsichtlich Körpergröße und Statur am ähnlichsten.