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Todesschrein
  • Текст добавлен: 7 октября 2016, 11:02

Текст книги "Todesschrein"


Автор книги: Clive Cussler


Соавторы: Graig Dirgo

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Триллеры


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28

Die Larissaschleppte sich in den Hafen der Isle of Sheppey und legte am Kai an. Der Kapitän raffte seine gefälschten Dokumente zusammen und stieg den Hügel hinauf zur Zollbaracke. Ein Mann stand vor der Tür und schloss soeben für die Nacht ab.

»Ich brauche lediglich eine Ankunftsbescheinigung«, sagte der Kapitän und zeigte ihm ein Papier.

Der Mann schloss die Tür wieder auf und betrat die winzige Baracke. Ohne sich die Mühe zu machen, das Licht anzuknipsen, ging er zu einem brusthohen Pult und nahm einen Stempel aus einem Drehständer auf der Tischplatte. Er klappte ein Stempelkissen auf, befeuchtete den Stempel und streckte die andere Hand fordernd nach dem Schriftstück aus, das der Kapitän noch immer in der Hand hielt. Sobald er es erhalten hatte, legte er es auf die Tischplatte und drückte den Stempel darauf.

»Willkommen in England«, sagte der Zollbeamte und bedeutete dem Kapitän mit einer Geste, er solle hinausgehen.

Während der Beamte die Tür abermals verriegelte, fragte der Kapitän: »Wissen Sie, ob ich in der Nähe einen Arzt finden kann?«

»Zwei Straßen weiter den Hügel hinauf«, antwortete der Zollbeamte, »und dann nach links. Aber er hat jetzt geschlossen. Sie können morgen hingehen – nachdem Sie hier waren und Ihre Zollerklärung abgegeben haben.«

Der Beamte entfernte sich, und der Kapitän kehrte auf die Larissazurück, um sich in Geduld zu fassen und zu warten.

Den Stammgästen in der Hafenbar auf der Isle of Sheppey musste Nebile Lababiti vorkommen wie ein Schwuler auf der Suche nach einem Liebhaber. Und was sich daraus ergeben könnte, gefiel ihnen ganz und gar nicht. Lababiti trug einen kurzen italienischen Mantel, eine matt glänzende Seidenhose und ein Seidenhemd, dessen obere Knöpfe offen standen und den Blick auf mehrere goldene Halsketten zuließen. Er roch nach Haarpomade, Zigaretten und zu viel Eau de Cologne.

»Ich möchte ein Bier«, sagte er zu dem Barkeeper, einem untersetzten, muskulösen und tätowierten Mann mit glatt rasiertem Schädel, der ein schmuddeliges T-Shirt trug.

»Bist du sicher, das du nicht lieber einen Fruchtsaft haben willst, Kumpel?«, fragte der Barkeeper leise. »Ein Stück die Straße rauf ist ein Laden, wo man einen teuflischen Bananendaiquiri bekommt.«

Lababiti griff in die Tasche seines Mantels, holte eine Packung Zigaretten heraus, zündete sich eine an und blies dem Barkeeper den Rauch ins Gesicht. Der Mann sah aus wie ein ehemaliger Kirmeshelfer, den man gefeuert hatte, weil er mit seinem Aussehen die Kunden abschreckte.

»Nein«, sagte Lababiti, »ein Guinness wäre jetzt genau das Richtige.«

Der Barkeeper ließ sich das offensichtlich durch den Kopf gehen, machte aber keinerlei Anstalten, ein Glas zu füllen.

Lababiti zauberte einen Fünfzig-Pfund-Schein hervor und schob ihn über die Theke. »Und servieren Sie den anderen Gentlemen auch einen Drink«, sagte er und deutete mit einer ausholenden Geste auf die zehn weiteren Gäste. »Sie sehen aus, als hätten sie es verdient.«

Der Barkeeper blickte zum Ende der Theke, wo der Eigentümer, ein pensionierter Fischer, an dessen rechter Hand zwei Finger fehlten, vor einem Glas Bier saß. Der Eigentümer gab mit einem Kopfnicken sein Okay, also griff der Barkeeper nach einem Glas.

Auch wenn der Orientale ein Schwuler auf Partnersuche war, galt für dieses Etablissement, dass er es sich nicht leisten konnte, einen zahlenden Gast rauszuekeln. Sobald das Glas Bier vor ihm auf der Theke stand, griff Lababiti danach und trank einen Schluck. Dann wischte er sich die Oberlippe mit dem Handrücken ab und schaute sich um. Die Bar war der reinste Schweinestall. Stühle unterschiedlichster Machart standen vor ramponierten und wackligen Holztischen. Ein Kohlefeuer brannte in einem offenen, rußgeschwärzten Kamin am Ende des Raums. Die Theke selbst war im Laufe der Jahre von unzähligen Messern misshandelt worden.

Es roch nach Schweiß, Fischinnereien, Dieselöl, Urin und Wagenschmiere.

Lababiti trank einen weiteren Schluck und blickte auf seine goldene Piaget-Armbanduhr.

Nicht weit von der Bar entfernt, auf einer Anhöhe oberhalb der Docks, standen zwei von Lababitis Männern und beobachteten durch Nachtsichtgläser die Larissa.Die meisten Mannschaftsmitglieder hatten das Schiff bereits verlassen, um die Nacht an Land zu verbringen. Nur in der achtern gelegenen Kabine brannte noch Licht.

Auf dem Kai schoben zwei andere Araber einen Karren vor sich her, der offenbar mit Abfall gefüllt war. Während sie an der Larissaentlangtrotteten, richteten sie einen Geigerzähler auf den Rumpf des Frachters. Der Ton des Messgeräts war ausgeschaltet, doch die Anzeige verriet ihnen, was sie wissen mussten. Langsam setzten sie den Weg zum Ende des Kais fort.

Unter Deck nahm Milos Coustas, Kapitän der Larissa,mit einem Kamm letzte Korrekturen an seiner Frisur vor. Dann schmierte er sich Salbe auf seinen Arm. Er wusste nicht so recht, weshalb er das eigentlich tat – seit er die Salbe gekauft hatte und regelmäßig anwendete, schien sie kaum geholfen zu haben. Er konnte nur hoffen, dass ihm der Arzt, den er am nächsten Tag aufsuchen sollte, etwas Wirkungsvolleres verschrieb.

Nachdem er seine Toilette beendet hatte, verließ Coustas die Kabine und stieg an Deck.

Er war mit seinem Kunden in der Bar verabredet, ein Stück die Anhöhe hinauf.

Lababiti hatte soeben sein zweites Glas Guinness bestellt und einen ersten Schluck daraus getrunken, als Coustas die Bar betrat. Lababiti wandte den Kopf, um zu sehen, wer hereingekommen war, und wusste sofort, dass dies sein Mann war. Hätte Coustas ein T-Shirt mit der Aufschrift »Griechischer Schiffskapitän« getragen, er hätte nicht deutlicher auffallen können. Er trug eine weit geschnittene Bauernhose, ein weites weißes Baumwollhemd, das am Hals mit einer Schnur verschlossen wurde, und die Art von Mütze, wie offenbar alle Griechen, die am Wasser wohnten, sie bevorzugten.

Lababiti bestellte beim Barkeeper einen Ouzo für Coustas, dann winkte er ihn zu sich herüber.

Sie waren zwar Terroristen, aber keine Dilettanten. Sobald die Männer mit den Nachtsichtgeräten bestätigten, dass Coustas die Bar betreten hatte, machten die beiden Männer mit dem Karren auf dem Kai kehrt und hielten neben der Larissaan. Schnell kletterten sie an Bord und begannen zu suchen. Schon nach wenigen Minuten hatten sie die Kiste lokalisiert, die die Atombombe enthielt, und meldeten ihren Fund dem Beobachtungsteam, das in einem gemieteten Lieferwagen saß. Der Lieferwagen rollte bis zum Ende des Kais, während die beiden Terroristen an Bord der Larissagleichzeitig die Kiste über die Reling wuchteten. Sie hoben die mit Abfall beklebte Abdeckung hoch und deponierten die Kiste in dem mit einer zusätzlichen Bleipanzerung versehenen Karren.

Indem einer der beiden den Karren zog und der andere schob, bewegten sie sich ohne auffällige Eile über den Kai.

Lababiti und Coustas hatten sich an einen Tisch im hinteren Teil der Bar zurückgezogen. Toilettengerüche wehten über sie hinweg. Coustas hatte mittlerweile seinen zweiten Drink und wurde immer lebhafter.

»Was ist denn nun diese spezielle Fracht, für deren Transport Sie so viel Geld bezahlt haben?«, fragte er Lababiti und lächelte verschwörerisch. »Da Sie Araber sind und die Kiste so schwer ist, nehme ich an, dass Sie Gold schmuggeln.«

Lababiti nickte, womit er die Anschuldigung weder bestätigte noch zurückwies.

»Wenn es so ist«, sagte Coustas, »dann finde ich, dass jetzt ein stattlicher Bonus angesagt wäre.«

Sobald die Kiste mit der Bombe in den Lieferwagen eingeladen war, rasten die beiden Beobachter davon. Die anderen beiden Männer rollte den Karren zum Wasser hinunter und stießen ihn hinein. Dann rannten sie zu einem in der Nähe geparkten Motorrad und schwangen sich darauf. Sie starteten die Maschine und fuhren den Hügel hinauf zur Bar.

Lababiti hasste die Griechen nicht so sehr wie die Bewohner der westlichen Hemisphäre, aber besonders gut leiden konnte er sie auch nicht.

Er empfand sie als laut, aufdringlich und meist sittenlos. Außerdem kannten sie keine Umgangsformen. Coustas hatte bereits zwei Drinks spendiert bekommen, jedoch keinerlei Anstalten gemacht, sich bei Lababiti zu revanchieren. Während er dem Barkeeper durch eine Geste zu verstehen gab, er solle noch eine Runde bringen, erhob sich Lababiti von seinem Stuhl.

»Über einen Bonus unterhalten wir uns, wenn ich zurückkomme«, sagte er. »Vorher muss ich kurz die sanitären Einrichtungen aufsuchen. Dar Barkeeper ist gerade unterwegs – warum machen Sie sich nicht nützlich und holen die Gläser selbst von der Theke?«

»Ich habe noch etwas in meinem Glas«, sagte Coustas grinsend.

»Das können Sie austrinken, wenn Sie zurückkommen«, sagte Lababiti und entfernte sich.

Als er die Toilette betrat, kam es ihm vor, als befände er sich in einem Außenklo. Es roch nicht besonders gut, und die Beleuchtung war armselig. Glücklicherweise wusste Lababiti genau, wo er die Tablette versteckt hatte, also holte er ein in Folie eingeschweißtes Päckchen aus der Tasche und wickelte es aus.

Dann, die Tablette in seiner Hand versteckend, ging er schnell zum Tisch zurück.

Coustas stand immer noch an der Theke, wo er den Barkeeper zu überreden versuchte, etwas mehr Ouzo in sein Glas zu schütten. Er verfolgte, wie sich der Barkeeper vorbeugte und die Flasche ansetzte, um das Glas des Griechen aufzufüllen, während gleichzeitig ein schlanker, dunkelhäutiger Mann in der Eingangstür der Bar erschien, kurz nieste und wieder verschwand. Lababiti war soeben im Begriff, sich wieder niederzulassen, als er das Signal bemerkte, dass der Diebstahl erfolgreich verlaufen war.

Er zerbröselte die Tablette und streute die Krümel in den restlichen Ouzo in Coustas’ Glas.

Dann setzte er sich, während der Grieche mit zwei frischen Drinks zum Tisch kam. Der Lärm eines Motorrads, das sich rasant entfernte, drang von der Straße herein. »Der Barkeeper will mehr Geld«, sagte Coustas und ließ sich auf seinen Stuhl fallen, »er meint, was Sie ihm gegeben haben, sei aufgebraucht.«

Lababiti nickte. »Ich muss raus zu meinem Wagen, um noch ein paar Pfund zu holen. Trinken Sie ruhig Ihr Glas aus. Ich bin gleich wieder zurück.«

»Können wir dann über einen Bonus sprechen?«, fragte Coustas, setzte das noch zu einem Drittel gefüllte Glas an die Lippen und trank einen Schluck.

»Sowohl über einen Bonus als auch über die Übergabe der Fracht«, sagte Lababiti und erhob sich. »Ich nehme an, Sie möchten in Gold ausgezahlt werden?«

Coustas nickte, während Lababiti zur Tür ging. Er war berauscht – sowohl vom Ouzo als auch von der Aussicht auf den unerwarteten Reichtum. Alles schien perfekt zu laufen – bis er einen stechenden Schmerz in der Brust verspürte.

Lababiti zeigte dem Barkeeper mit einer Handbewegung an, dass er nur kurz hinausgehe, dann verließ er die Bar und ging die Straße ein Stück hinauf zu seinem Jaguar. Die Straße war verlassen, mit Abfall übersät und durch die wenigen noch funktionierenden Straßenlaternen nur unzureichend beleuchtet.

Eine Avenue der zerbrochenen Träume und vergeblichen Hoffnungen.

Lababiti zögerte keine Sekunde. Er schloss die Tür seines Wagens mit dem Funkschlüssel auf, schwang sich hinein und startete den Motor. Er stellte die Lautstärke des CD-Players ein und gab Gas.

Als der Inhaber der Bar auf die Straße hinausrannte, um dem elegant gekleideten Fremden Bescheid zu sagen, dass sein Freund zusammengebrochen sei, sah er nur noch die Rücklichter des Jaguars, der soeben die Hügelkuppe erreichte und dahinter verschwand.

Gewöhnlich erscheinen englische Polizeiinspektoren nicht am Ort des Geschehens, wenn Leute in Bars sterben. So etwas geschieht des Öfteren, und die Ursachen sind meistens offensichtlich. Um Inspector Charles Harrelson aus dem Bett zu holen, war ein Anruf aus dem Büro des gerichtlichen Leichenbeschauers erforderlich. Und anfangs war er nicht allzu glücklich darüber. Nachdem er seine Pfeife gestopft hatte, zündete er sie an und betrachtete durch die Qualmwolken die Leiche. Dann schüttelte er den Kopf.

»Macky«, sagte er zu dem Coroner, »deswegen hast du mich geweckt?«

Der Gerichtsarzt, David Mackelson, arbeitete schon seit fast zwanzig Jahren mit ihm zusammen. Er wusste, dass der Inspektor immer ein wenig ungehalten war, wenn er aus tiefem Schlaf gerissen wurde.

»Willst du eine Tasse Kaffee, Charles?«, fragte Macky vorsichtig. »Ich glaube, ich kann den Inhaber überreden, uns eine zu kochen.«

»Nicht, wenn ich wieder ins Bett zurückkehre«, sagte Harrelson, »was ich dem Aussehen dieses armen Teufels nach bestimmt gleich tun werde.«

»Oh«, sagte Macky, »ich denke, du wirst doch eine brauchen.«

Er zog das Laken zurück, mit dem Coustas’ Körper bedeckt war, und deutete auf die roten Flecken an seinen Armen.

»Weißt du, was das ist?«, fragte er Harrelson.

»Keine Ahnung«, entgegnete der Inspektor.

»Das sind Verbrennungen, die durch starke Strahlung verursacht wurden«, sagte Macky, holte eine Dose Schnupftabak aus der Tasche und nahm eine Prise davon. »Und jetzt, Charles, bist du doch sicher froh, dass ich dich geweckt habe, oder?«

29

George Adams entdeckte die Cessna, gab Juan Cabrillo ein Zeichen und deutete auf die bewegliche Landkarte auf dem Schirm des Navigationssystems.

»In ein paar Minuten wird er über Land sein«, meldete Adams über den Helmlautsprecher.

»Hoffen wir«, sagte Cabrillo, »dass ihn die RAF schon erwartet. Dann können wir diese Geschichte endlich ein für alle Mal abschließen. Wie sieht es mit unserem Treibstoff aus?«

Adams deutete auf die Anzeige. Der Gegenwind hatte seinen Tribut gefordert, und die Nadel zitterte fast über der Leer-Marke. »Wir fliegen schon seit einiger Zeit auf Reserve, Juan, aber es reicht aus, um bis zum Festland zu kommen. Wie es dann weitergeht, lässt sich jedoch nicht voraussagen.«

»Wir landen und tanken auf«, entschied Cabrillo zuversichtlich, »sobald Max uns durchgibt, dass die Düsenjäger unseren Freund unter Kontrolle haben.«

Aber genau in diesem Augenblick schlug sich Max Hanley mit allen möglichen amtlichen Stellen auf zwei Kontinenten herum.

»Was zum Teufel meinen Sie damit: Es gibt keine Flugzeuge?«, wollte er von Langston Overholt wissen.

»Das Schnellste, das die Engländer in die Luft bringen können, ist ein Düsenjäger in zehn Minuten«, sagte Overholt, »und zwar in Mindenhall, unten im Süden. Sie haben in Schottland zur Zeit keine Maschine stationiert. Um das Ganze noch zu verschlimmern, sind ihre Ressourcen im Süden ziemlich erschöpft – die meisten ihrer Kampfflugzeuge fliegen Hilfseinsätze im Irak und in Afrika.«

»Haben die Amerikaner nicht irgendeinen Flugzeugträger in der Nähe?«, fragte Hanley.

»Nein«, antwortete Overholt, »das einzige Schiff, das in dieser Gegend operiert, ist eine mit Marschflugkörpern ausgerüstete Fregatte, die Befehl hat, die Jacht, die von den Faröern kommt, aufzuhalten.«

»Mr. Overholt«, sagte Hanley, »wir haben ein Problem. Unser Freund Juan dürfte im Augenblick vor Wut kochen – wenn wir ihm nicht schnellstens irgendwie zu Hilfe kommen, verlieren wir den Meteoriten noch einmal. Wir machen hier unseren Job, aber wir brauchen auch ein wenig Unterstützung.«

»Ich verstehe«, sagte Overholt, »ich will mal sehen, was ich tun kann, und rufe Sie dann zurück.«

Hanley betrachtete die Landkarte auf dem Monitor im Kontrollraum. Der blinkende Punkt, der auf dem Radar die Cessna darstellte, überflog soeben die Küstenlinie. Er wählte eine Nummer.

»Ja, Sir«, erwiderte der Pilot der Challenger 604, die in Aberdeen bereit stand. »Wir lassen alle halbe Stunde die Turbinen an, um sie warm zu halten. Daher können wir starten, sobald wir dazu die Freigabe erhalten.«

»Das Zielobjekt hat soeben bei Cape Wrath das Festland erreicht«, sagte Hanley, »daher fliegen Sie zuerst nach Osten und gehen dann auf nördlichen Kurs. Wie es im Augenblick aussieht, ist Glasgow sein nächstes Ziel.«

»Was tun wir, wenn wir ihn eingeholt haben?«

»Folgen Sie ihm«, befahl Hanley, »bis die englischen Jäger auftauchen.«

Während sich Hanley und der Pilot unterhielten, hatte der Kopilot die Startfreigabe erhalten. Er gab dem Piloten ein Handzeichen.

»Soeben ist die Freigabe erfolgt«, gab der Pilot an Hanley durch, »ist sonst noch etwas zu beachten?«

»Halten Sie Ausschau nach unserem Freund Cabrillo. Er befindet sich an Bord des Robinson und dürfte mittlerweile Spritprobleme haben.«

»Alles klar, Sir«, antwortete der Pilot, während er die Gashebel nach vorne schob und in Richtung Startbahn rollte.

Leichter Nebel setzte sich auf der Windschutzscheibe der Challenger ab, während der Pilot sie über den Zufahrtsweg zur Hauptrollbahn lenkte. Den Wolken im Norden nach zu urteilen würde sich die Wetterlage noch um einiges verschlechtern. Während er auf der Startbahn in Position ging, führte er die letzten Checks aus.

Dann schob er die Gashebel bis zum Anschlag nach vorn und raste die Startbahn hinunter.

James Bennett blickte voller Sorge auf seine Tankanzeige. Mir dem verbliebenen Treibstoff würde er es kaum bis Glasgow schaffen, daher veränderte er den Kurs leicht nach Backbord. Bennett plante, über Land zu bleiben, falls er eine Notlandung machen müsste. Daher entschied er, dass ihn sein neuer Kurs erst nach Süden nach Inverness führen sollte, um danach möglicherweise nach Osten in Richtung Aberdeen umzuschwenken. Er wäre ein Glückspilz, sollte er den schottischen Flughafen erreichen. Aber Bennett war nicht vom Glück begünstigt.

In diesem Moment klingelte sein Telefon.

»Wir haben ein Problem«, sagte die Stimme. »Soeben haben wir einen englischen Funkspruch aufgefangen, aus dem hervorgeht, dass zwei Kampfjets aufgestiegen sind, um Sie aufzuhalten. Es ist etwa eine Viertelstunde Zeit, bis sie bei Ihnen sind.«

Bennett sah auf die Uhr. »Das ist wirklich ein Problem«, antwortete er schnell. »Ich musste wegen Spritmangels den Kurs ändern. Ich schaffe es nicht bis Glasgow, wie wir geplant hatten. Das Beste, was ich anbieten kann, ist Aberdeen – aber das ist vor Ankunft der Düsenjäger nicht zu schaffen.«

»Selbst wenn Sie auf den Faröern hätten auftanken können«, sagte die Stimme, »würde Glasgow wegen der Jets, die zu Ihnen unterwegs sind, ohnehin ausfallen. Was ist mit dem Helikopter? Glauben Sie, dass er Sie immer noch verfolgt?«

»Seit ich gestartet bin, habe ich ihn nicht mehr gesehen«, sagte Bennett. »Ich schätze, sie sind umgekehrt.«

»Gut«, sagte die Stimme, »dann müsste mein Plan funktionieren. Holen Sie Ihre Karte raus.«

Bennett öffnete die Landkarte von Schottland. »Ich hab sie vor mir«, meldete er.

»Sehen Sie Inverness?«

Bennett suchte auf der Karte. »Ja, ich hab’s.«

»Sehen Sie den südlich gelegenen großen See?«

»Soll das ein Scherz sein?«, fragte Bennett.

»Nein«, erwiderte die Stimme. »Das ist Loch Ness. Fliegen Sie am östlichen Rand entlang – dort befindet sich ein Team mit einem Lastwagen. Sie zünden eine Rauchgranate, damit Sie sie lokalisieren können.«

»Was dann?«, fragte Bennett.

»Gehen Sie so tief wie möglich runter und werfen Sie die Fracht ab«, erklärte die Stimme. »Das Team wird sie bergen und den restlichen Weg weitertransportieren.«

»Was ist mit mir?«, wollte Bennett wissen.

»Lassen Sie sich von den Düsenjägern auf einem Flugplatz zur Landung zwingen«, fuhr die Stimme fort. »Sobald die Cessna durchsucht und nichts gefunden wurde, wird man die ganze Geschichte für einen Irrtum halten.«

»Hervorragend«, sagte Bennett.

»Finde ich auch«, sagte die Stimme.

Der Robinson-Hubschrauber mit Juan Cabrillo und George Adams an Bord überquerte die felsige Küstenlinie. Adams gab Cabrillo mit dem Daumen das Zeichen, alles sei okay, dann schaltete er das Mikrofon ein.

»Sieht so aus, als hätten wir es geschafft«, sagte Adams.

»Wenn uns jetzt der Sprit ausgeht, kann ich mich mit der Kiste nach unten schrauben.«

»Ich hoffe, dass du das ausreichend geübt hast, falls es so weit kommen sollte.«

»Ich mache das jede Woche mehrmals«, versicherte Adams, »nur für alle Fälle.«

Die Wolkendecke wurde immer dicker, je weiter sie landeinwärts flogen. Ab und zu konnten die Männer einen Blick auf die schneebedeckten Berge Schottlands unter ihnen erhaschen. Eine halbe Minute vorher hatte Cabrillo für einen kurzen Moment die blinkenden Positionslichter der Cessna über ihnen entdeckt.

»Die Kampfjets müssten jetzt in der Luft sein«, sagte er, während er nach dem Telefon griff und Hanley anrief.

Die Oregonstampfte südlich der Faröer mit voller Kraft durch die See. Bald müsste eine Entscheidung getroffen werden, ob sie nach Westen an Schottland und Irland vorbei oder zwischen den Shetlandinseln und den Orkneys hindurch in die Nordsee dampfen sollte. Hanley verfolgte die Bilder auf den Monitoren, als sein Telefon klingelte.

»Wie ist die Lage?«, fragte Cabrillo ohne Einleitung.

»Overholt hatte Schwierigkeiten, die englischen Jets in die Luft zu kriegen«, sagte Hanley. »Der letzten Meldung zufolge haben sie Mindenhall aber soeben verlassen. Bei mehr als Mach eins müssten sie in ungefähr einer halben Stunde bei euch sein.«

»Wir haben aber keinen Sprit mehr für eine halbe Stunde«, sagte Cabrillo.

»Das tut mir Leid, Juan«, sagte Hanley. »Ich habe die Challenger von Aberdeen losgeschickt, um die Verfolgung aufzunehmen, bis die Jäger übernehmen. Sie können die Cessna verfolgen und mir entsprechende Informationen durchgeben. Wir kriegen den Kerl – mach dir keine Sorgen.«

»Was ist mit der Jacht?«

»Sie hat den Hafen auf den Faröern vor zehn Minuten verlassen«, berichtete Hanley. »Eine amerikanische Fregatte mit Marschflugkörpern ist unterwegs, um sie auf dem Atlantik abzufangen.«

»Wenigstens einegute Nachricht«, sagte Cabrillo.

Hanley beobachtete den Monitor, der die Position der Cessna und die des Robinson zeigte. Gleichzeitig lauschte er dem Kopiloten der Challenger, der sie über den Lautsprecher im Kontrollraum auf dem Laufenden hielt. Die Challenger hatte die beiden Flugzeuge auf dem Radarschirm geortet und näherte sich ihnen zügig.

»Die Cessna befindet sich zur Zeit über Inverness«, sagte Hanley. »Die Challenger hat sie auf dem Schirm. Wie viel Sprit habt ihr noch?«

Cabrillo wandte sich über sein Headset an Adams.

»George, schaffen wir es bis Inverness?«

»Ich denke schon«, antwortete Adams, »seit wir über Land sind, haben wir Rückenwind.«

»Es reicht bis Inverness«, gab Cabrillo an Hanley durch.

Hanley wollte Cabrillo und Adams gerade empfehlen, zu landen und aufzutanken, doch dazu kam er nicht mehr. Der Kopilot der Challenger meldete sich nämlich. Die Cessna ging plötzlich in den Sinkflug.

»Juan«, sagte Hanley schnell, »die Challenger meldet gerade, dass die Cessna runtergeht.«

Nach der Monitorkarte an Bord des Robinson war Inverness nur wenige Kilometer entfernt.

»Wo will der Kerl landen?«, fragte Cabrillo.

»So wie es aussieht am Ostufer des Loch Ness.«

»Ich rufe zurück«, sagte Cabrillo zu Hanley, ehe er die Verbindung unterbrach.

Das Wetter verschlechterte sich zusehends, Regen rann in dünnen Rinnsalen an der Frontscheibe des Robinson herab.

Adams schaltete den Ventilator ein und warf einen prüfenden Blick auf die Tankanzeige.

»Glaubst du an Monster?«, fragte Cabrillo.

»Ich glaube an Monstertrucks«, antwortete Adams, »warum fragst du?«

Cabrillo deutete auf die Monitorkarte. Die zigarrenförmigen Umrisse des Loch Ness kamen soeben in Sicht. »Laut Hanley bereitet die Cessna eine Landung am Ostufer des Loch Ness vor.«

Während der letzten Minuten hatte Adams einen kurzen Eindruck von der Landschaft gewinnen können, ehe die Wolkendecke sich wieder schloss. »Das glaube ich nicht«, sagte er.

»Warum nicht?«, fragte Cabrillo.

»Viel zu hügelig«, erklärte Adams, »dort gibt es keinen Platz für eine Rollbahn.«

»Das heißt –«, begann Cabrillo.

»Dass er einen Abwurf beabsichtigt«, beendete Adams den Satz.

Sobald er Bennetts Meldung erhalten hatte, dass die Cessna die Faröer verlassen hatte und verfolgt wurde, schickte der Leiter der Operation zwei der vier Männer, die in Glasgow warteten, los, damit sie schnellstens nach Norden rasten. Die beiden hatten die knapp zweihundert Kilometer lange Fahrt bis zum Loch Ness in weniger als zwei Stunden geschafft und warteten nun auf weitere Befehle. Vor zehn Minuten waren sie instruiert worden, zum Ostufer des Loch Ness zu fahren, einen verlassenen Flecken zu suchen und dort zu warten, bis sie benachrichtigt wurden. Dann hatten sie vor zwei Minuten Befehl erhalten, Rauchgranaten zu zünden und auf eine kleine Kiste zu achten, die in Kürze abgeworfen werden sollte.

Die Männer saßen bei offenen Türen auf der hinteren Stoßstange des Lieferwagens und schauten zu, wie der Rauch vom Regen und Wind weggeweht wurde. Jeden Augenblick musste das Flugzeug erscheinen.

»Hörst du das?«, fragte einer der Männer, als er Motorenlärm hörte.

»Es wird lauter«, stellte der zweite Mann fest.

»Ich dachte, unser Mann sei in einem …«

Bennett kämpfte mit der Steuerung, als die Düsen der Challenger in der Luft um die Cessna heftige Turbulenzen erzeugten. Wer immer den Privatjet lenkte, musste entweder ein Irrer oder völlig unfähig sein, dachte er. Ohne Zweifel dürfte seine kleine Maschine auf deren Radarschirm zu sehen sein.

»Zweihundert Fuß«, meldete der Kopilot der Challenger.

»Wenn wir jetzt eine Turbine verlieren, bleiben nur ein paar Aschehäufchen von uns übrig.«

»Schau aus dem Fenster«, befahl der Pilot. »Wir gehen noch einmal ganz nahe heran, dann ziehen wir hoch.«

Die Challenger jagte über die Landschaft und schaffte es knapp über eine Hügelkuppe. Dichte Schneewolken wurden von der Luftschleppe hochgewirbelt. Ein höherer Berg tauchte vor der Windschutzscheibe auf, und der Pilot zog den Steuerknüppel zurück, dann ließ er die Maschine wieder sinken, als der Gipfel hinter ihnen lag. Jetzt befanden sie sich über dem Loch.

»Dort.« Der Kopilot deutete auf einen Lieferwagen am östlichen, in Richtung Inverness gelegenen Seeufer. »Ich erkenne Rauch.«

Der Pilot folgte seinem Blick, dann zog er abermals den Steuerknüppel zurück und stieg in den Himmel. »Hallo, Oregon« ,sprach er ins Mikrofon, sobald sie wieder eine sichere Reisegeschwindigkeit erreicht hatten, »am Ostufer steht ein Lieferwagen, der mit Rauchgranaten markiert wird. Wie lange dauert es noch, bis die Kampfjets eintreffen?«

»Hallo, Challenger«, antwortete Hanley, »die Jäger sind noch mindestens eine Viertelstunde weit entfernt.«

»Sie wollen es wohl mit einem Abwurf versuchen«, gab der Pilot der Challenger durch.

»Danke für die Information«, sagte Hanley.

»Sie planen einen Abwurf«, sagte Cabrillo, nachdem Hanley geantwortet hatte.

»Das wissen wir«, erwiderte er, »ich wollte euch gerade Bescheid sagen. Die Challenger hat die Stelle soeben überflogen und am Ostufer einen Lieferwagen mit Rauchzeichen entdeckt.«

»Und wir haben die Cessna geortet«, sagte Cabrillo, »der Bursche ist genau vor uns. Wir dürften in wenigen Minuten über dem Loch Ness sein.«

»Was sagt eure Tankanzeige?«

»Treibstoffvorrat?«, gab Cabrillo die Frage weiter.

»Ich habe den Zeiger noch nie so weit unten gesehen«, antwortete Adams.

Cabrillo informierte Hanley.

»Dann brecht sofort ab«, entschied Hanley schnell, »und landet, solange ihr es noch könnt.«

Der Robinson flog in diesem Moment in ein Loch in der Wolkendecke, und Cabrillo blickte nach unten. Heftiger Wind kräuselte die Wasserfläche des Sees. »Dazu ist es zu spät, Max«, sagte Cabrillo, »wir befinden uns bereits über Loch Ness.«

Die beiden Männer, die am Seeufer warteten, hatten Befehl, Funkstille zu halten, bis sie den Meteoriten geborgen hätten und sich in sicherer Entfernung von der Abwurfstelle befänden. Daher meldeten sie auch nicht das Auftauchen des niedrig über sie hinwegfliegenden Privatjets. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass es sich um das Flugzeug einer Ölfirma handelte, das in Schwierigkeiten geraten war – wenn nicht, konnten sie ohnehin nichts daran ändern. Daher lauschten sie weiterhin auf den typischen Motorenlärm der Cessna und suchten den Himmel nach ihr ab.

Der Tornado-ADV-Kampfjet überflog Perth in Schottland, und der englische Rottenführer gab seine Position durch. Sie waren weniger als sechs Minuten vom Loch Ness entfernt und näherten sich zügig ihrem Ziel.

»Achte auf einen Challenger Privatjet und auf einen Helikopter«, funkte der Rottenführer seinen Rottenflieger in der anderen Maschine an. »Beide gehören zu uns.«

»Verstanden«, antwortete der Rottenflieger, »das Ziel ist eine Cessna-206-Propellermaschine.«

»Entfernung fünf Minuten und Ende«, meldete der Rottenführer per Funk seiner Basis.

Bennett suchte die Rauchzeichen, nach denen er Ausschau halten sollte, sobald er sich dem nordöstlichen Ende des Loch Ness näherte. Leichter Dunst lag in der Luft, und der Nebel über dem Loch war mit Rauch gemischt. Er fuhr die Bremsklappen aus, bis die Cessna wie ein flügellahmer Vogel dahinschlich, und blickte wieder nach unten. Auf der anderen Seite des Lochs erschienen blinkende Lichter, also legte er die kleine Maschine in eine Kurve.

»Da ist das Loch Ness«, sagte Cabrillo.

Der Robinson holte schnell zur Cessna auf, Adams reduzierte das Tempo. »Er bremst«, sagte er über sein Headset zu Cabrillo.

Cabrillo behielt die bewegliche Landkarte auf dem Navigationsmonitor im Auge. »Ich sehe nirgendwo so etwas wie ein größeres Feld zum Landen, daher wird es wohl auf einen Abwurf hinauslaufen, genau so, wie wir angenommen haben.«

Der Helikopter befand sich mitten über dem See und verfolgte die Cessna, die abschwenkte, um am Ostufer entlangzufliegen. Adams hatte gerade Kurs aufs Festland genommen, als der Motor zu spucken und zu stottern begann.

An Bord der Cessna 206 konzentrierte sich Bennett weiter auf das vor ihm liegende Gelände. Jetzt konnte er die Rauchwolken, das zuckende Blaulicht und den Lieferwagen sehen. Ziemlich dicht über Grund fliegend, streckte er eine Hand aus, entriegelte die Passagiertür und schob dann die Kiste, in der sich der Meteorit befand, bis zum Rand des Sitzes neben der Tür. Nur noch eine Minute, und er könnte die Tür öffnen, die Maschine auf die Seite legen und dann die Kiste hinausstoßen.

Billy Joe Shea fuhr in einem schwarzen 1947er MG TC am Ostufer des Loch Ness entlang. Shea war Händler für Bohrschlamm aus der Ölförderung und stammte aus Midland, Texas. Er hatte den Oldtimer nur wenige Tage zuvor in einer Werkstatt in Leeds gekauft. Sein Vater hatte früher ein ähnliches Fahrzeug besessen, darin hatte Billy Joe das Autofahren erlernt. Fast dreißig Jahre war es her, seit Sheas Vater den Wagen verkauft hatte, und Shea hatte seitdem schon immer den geheimen Wunsch gehabt, sich eines Tages selbst ein solches Modell zuzulegen.


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