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Todesschrein
  • Текст добавлен: 7 октября 2016, 11:02

Текст книги "Todesschrein"


Автор книги: Clive Cussler


Соавторы: Graig Dirgo

Жанр:

   

Триллеры


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Clive Cussler
Todesschrein

Die Figuren

Der Vorstand der Corporation

Juan Cabrillo: Vorsitzender

Max Hanley: Direktor

Richard Truitt: Technischer Direktor

Die Besatzung (in alphabetischer Reihenfolge)

George Adams: Hubschrauberpilot

Rick Barrett: Stellvertretender Küchenchef

Monica Crabtree: Koordinatorin für Nachschub und Logistik

Carl Gannon: Ohne spezifischen Aufgabenbereich

Chuck »Tiny« Gunderson: Pilot

Michael Halpert: Buchführung und Finanzen

Cliff Hornsby: Ohne spezifischen Aufgabenbereich

Julia Huxley: Ärztin

Pete Jones: Ohne spezifischen Aufgabenbereich

Hali Kasim: Fernmeldespezialist

Larry King: Scharfschütze

Franklin Lincoln: Ohne spezifischen Aufgabenbereich

Bob Meadows: Waffenexperte

Judy Michaels: Pilotin

Mark Murphy: Waffenexperte

Kevin Nixon: Technischer Zauberkünstler

Tracy Pilston: Pilotin

Sam Pryor: Antriebsingenieur

Gunther Reinholt: Antriebsingenieur

Tom Reyes: Ohne spezifischen Aufgabenbereich

Linda Ross: Sicherheit und Überwachungen

Eddie Seng: Leiter der Landoperationen

Eric Stone: Leiter des Kontrollraums

Die anderen

Langston Overholt IV: Leitender CIA-Beamter, der die Corporation engagiert

Halifax Hickman: Milliardenschwerer Industrieller

Chris Hunt: Offizier der U.S. Army, der in Afghanistan getötet wird

Michelle Hunt: Chris Hunts Mutter

Erik der Rote: Legendärer Forscher und Entdecker

Der Emir von Katar: Oberhaupt des Scheichtums Katar

John Ackerman: Archäologe, der den Meteoriten auf Grönland findet

Clay Hughes: Berufskiller, der den Auftrag erhält, den Meteoriten auf Grönland zu stehlen

Pieter Vanderwald: Südafrikanischer Waffenhändler

Mike Neilsen: Pilot, der Hughes zum Mount Forel fliegen soll

Woody Campbell: Säufer auf Grönland, der Cabrillo eine Schneekatze vermietet

Aleimein Al-Khalifa: Terrorist, der Bombenattentate in London plant

Scott Thompson: Leiter der Besatzung der Free Enterprise

Thomas »TD« Dwyer: CIA-Wissenschaftler, der die Gefährlichkeit des Meteoriten entdeckt

Miko »Mike« Nasuki: Astronom der NOAA und Assistent Dwyers

Saud Al-Sheik: Saudischer Beschaffungsbeamter für den Haddsch

James Bennett: Pilot, der den Meteoriten von den Faröern nach England bringt

Nebile Lababiti: Terrorist, für die Durchführung des Attentats in London zuständig

Milos Coustas: Kapitän des Hochseefrachters Larissa,der die Bombe nach London bringt

Billy Joe Shea: Eigentümer eines 1947er MG TC, den sich Cabrillo ausborgt, um die Bombe zu verfolgen

Roger Lassiter: Unehrenhaft entlassener CIA-Agent, der den Meteoriten nach Maidenhead bringt

Elton John: Berühmter Musiker

Amad: Junger Jemenit, der die Bombe scharfmachen und ans Ziel bringen soll

Derek Goodlin: Freudenhausbesitzer in London

John Fleming: Chef des MI5

Dr. Jack Berg: CIA-Arzt, der Thompson zum Reden bringt

William Skutter: Offizier der U.S. Air Force, der das Team in Medina anführt

Patrick Colgan: Offizier der U.S. Army, der das Team führt, das die Gebetsteppiche in Riad umleiten soll

PROLOG

Vor fünfzigtausend Jahren und Millionen Meilen von der Erde entfernt zuckte ein Planet wie von Krämpfen befallen, um seinen Kollaps anzukündigen. Dieser Planet war uralt, doch sein Untergang war von Anfang an vorgesehen gewesen. Er war ein instabiler Himmelskörper mit Polen, die ihre Polarität ständig änderten.

Der Planet bestand aus Gestein und Magma, mit einem metallenen Kern. In den unzähligen Jahrtausenden, seit er entstanden war und abkühlte, hatte sich eine Atmosphäre gebildet. Die Schichten der Gashülle enthielten Argon, Helium und einen kleinen Anteil Wasserstoff. Leben entstand auf seiner Oberfläche – eine primitive, undifferenzierte Mikrobenart.

Der Planet hatte niemals eine echte Chance, komplexe Lebensformen zu entwickeln. Um sich zu vermehren, konsumierten die Mikroben Sauerstoffmoleküle und hielten auf diese Weise die Planetenoberfläche und seine Atmosphäre frei von Zellen, die sich hätten weiterentwickeln können. Das Oberflächengestein verwandelte sich in eine extrem heiße, fließende Masse, während der Planet mit jedem weiteren Umlauf um seine Sonne dem wabernden Schmelzofen näher kam. Er rotierte nicht wie die Erde um seine Achse, sondern vollführte eine kontinuierlich heftiger werdende Taumelbewegung, während seine polare Ausrichtung ständig wechselte und sich die aus flüssigem Gestein bestehende Oberfläche wie Lava aus einem Vulkan verteilte.

Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde brachte ihn seiner Sonne näher, und er warf nach und nach seine Haut ab, als bearbeitete die Hand Gottes seine Oberfläche mit einer Drahtbürste.

Die stellaren Kopfschuppen, die in die Atmosphäre gewirbelt wurden, gelangten bis zum äußeren Rand der Gashülle, wurden von der Sonne erhitzt und explodierten mit der Wucht Tausender Atombomben. Von der Schwerkraft auf die Oberfläche zurückgesogen, rissen die Glutgeschosse weitere Teile der zerbrechlichen Kruste weg. Diese löste sich mehr und mehr auf.

Der zum Untergang verurteilte Planet hatte nur noch kurze Zeit vor sich.

Während sich die schützende Hülle ins All verflüchtigte, stieg die Temperatur des inneren Metallkerns weiter an und die Kugel im Zentrum begann zu rotieren. In der Oberfläche entstanden Risse, verbreiterten sich und dehnten sich aus, auch Brüche bildeten sich und entließen immer größere Stücke geschmolzenen Gesteins ins All. Währenddessen wuchs der metallene Kern mit erstaunlicher Heftigkeit. Dann, ganz plötzlich, geschah es. Ein riesiger Gesteinsbrocken auf der der Sonne zugewandten Seite löste sich ab. Die Polarität wechselte ein letztes Mal, und der Planet wurde in eine rasende Drehung versetzt.

Dann explodierte er.

Millionen metallener Kugelkörper flogen hinaus ins All, wobei sich ihre Moleküle neu anordneten, während sie wie Lötzinn unter einer offenen Flamme schmolzen. Ein paar glückliche Trümmer schafften es, das Gravitationsfeld der Sonne zu verlassen. Sie begaben sich auf eine lange Reise in die Tiefen des Alls.

Zehntausende von Jahren waren verstrichen, seit der unbekannte Planet explodiert war und seine Überreste im Universum verstreut hatte. Aus großer Entfernung betrachtet erschien das sich nähernde Geröll blau. Ein Teil davon entpuppte sich als perfekt geformte Kugel. Viele Bruchstücke waren von anderen Planeten im All angezogen worden und auf deren Oberflächen gestürzt, doch dieses eine Stück war weiter gelangt als alle anderen und regnete mit vielen anderen Meteoriten auf einen Planeten namens Erde herab.

Die metallene Kugel drang auf einer flachen Bahn von Westen nach Osten in die Erdatmosphäre ein. In der Ionosphäre teilte sie sich und gebar eine kleinere runde Kugel aus reinstem Metall. Der Muttermeteorit schlug auf dem fünfunddreißigsten Breitengrad auf. Dort war es heiß und trocken. Das Baby jedoch, leichter und kleiner, wurde weiter nach Nordwesten gezogen und hatte als Ziel den zweiundsechzigsten Breitengrad, eine Stelle, an der die Erdoberfläche mit einer dicken Schicht aus Schnee und Eis bedeckt war.

Unterschiedliche Umweltverhältnisse auf ein und demselben Planeten sorgten auch für unterschiedliche Resultate.

Die Mutter und ihr geschmolzenes Metall nahmen wieder die Form einer glühenden Kugel an, nachdem sie ihr Junges ausgespien hatten. Sie überquerte eine Küste und raste dann in einer abfallenden Flugbahn über eine kahle Wüste. Hoch über dem Sand, dem Gestein und den Kakteen dahinschießend, bohrte sich das Geschoss aus 63000 Tonnen Nickel und Eisen, das einen Durchmesser von gut hundert Metern besaß, in die Erde und pflügte einen Krater von knapp zwei Kilometern Durchmesser ins trockene Erdreich. Staubwolken wurden in den Himmel geschleudert und umkreisten dann die Erde. Monate vergingen, bis der Fallout wieder auf die Erde zurückkehrte.

Das Baby war makellos und silbergrau. Der Prozess der ersten Explosion und die molekulare Neuanordnung während seiner Reise durchs All hatten eine perfekte Kugel entstehen lassen, die wie die miteinander verwachsenen Hälften eines geodätischen Doms aussah. Einer flacheren Bahn über dem Planeten folgend, wanderte sie unauffällig durchs All, wobei ihre glatte Oberfläche kaum Reibung mit der Erdatmosphäre entwickelte und anders als ihre Mutter keinerlei wütende Turbulenzen erzeugte. Die Kugel sank wie ein mit Topspin geschlagener Golfball allmählich tiefer.

Über die Küste einer Insel hinweg segelnd, die mit Eis bedeckt war, sah es aus, als würde sie mit einem Magneten zur Erde hinabgezogen. Ihr Durchmesser betrug bei einem Gewicht von hundert Pfund knapp fünfzig Zentimeter. Als sie nur noch etwa drei Meter über dem Schnee dahinflog, brach ihre Vorwärtsbewegung jäh ab, als die Schwerkraft sie zur Landung zwang. Die ihr innewohnende Hitze schmolz eine Rinne in den Schnee und ins Eis, einer Schneekugel ähnlich, die von einem Kind gerollt wird, um damit einen Schneemann zu bauen.

Nachdem sich ihre Bewegungsenergie verbraucht hatte, verflüchtigte sich auch ihre Wärme, und sie kam am Fuß eines vergletscherten Berges zur Ruhe.

»Was hat die Hölle uns geschickt?«, fragte der Mann auf Isländisch, während er den Gegenstand mit einem Stock hin und her schob.

Der Mann war ziemlich klein, besaß jedoch dicke Muskelpakete, die von jahrelanger Arbeit und Mühe kündeten. Die Haare auf seinem Kopf und der dichte Bart, der seine Wangen bedeckte, leuchteten so rot wie die Flammen der Unterwelt. Dicke weiße Tierfelle hüllten seinen Oberkörper ein, während seine Beinkleider aus Seehundsleder gefertigt waren, das man mit Schafwolle gefüttert hatte. Der Mann neigte zu heftigen Wutanfällen, und um der Wahrheit die Ehre zu geben: ihn als Barbaren zu bezeichnen, wäre sicherlich nicht ganz verkehrt gewesen. Im Jahr 982 wegen Mordes aus Island verbannt, hatte er eine Gruppe Getreuer über das eisige Meer zu der mit Eis bedeckten Insel geführt, wo sie nun lebten. Während der letzten achtzehn Jahre hatte er an der felsigen Küste eine Siedlung gebaut, und seine Kolonie hatte überleben können, da ihre Bewohner der Jagd und dem Fischen nachgegangen waren. Gleichzeitig war er zunehmend von quälender Langeweile heimgesucht worden. Dieser Mann, Erik der Rote, sehnte sich danach, auf Forschungsreise zu gehen, Anführer zu sein, neue Länder zu erobern.

Im Jahr 1000 n. Chr. brach er auf, um nachzusehen, was in westlicher Richtung landeinwärts zu finden war.

Elf Männer begleiteten ihn, als er die Reise begann, doch nach etwa fünf Monaten, bei Frühlingsanfang, waren nur noch fünf von ihnen übrig. Zwei waren in tiefe Eisspalten gestürzt, ihre Schreie verfolgten Erik noch immer bis in den Schlaf. Einer war auf dem Eis ausgerutscht und mit dem Kopf auf einem Stein aufgeschlagen, der aus dem Eis ragte. Tagelang hatte er sich in schrecklichen Schmerzen gewunden, hatte nichts hören und nicht reden können, bis ihm das Schicksal gnädig war und er eines Nachts starb. Einer war von einem riesigen weißen Bären gerissen worden, als er sich abends vom Lagerfeuer entfernt hatte, um eine Süßwasserquelle zu suchen, die er in der Nähe zu hören geglaubt hatte.

Zwei waren Krankheiten zum Opfer gefallen und hatten unter heftigem Husten und hohem Fieber gelitten, was die Überlebenden davon überzeugte, dass böse Mächte in ihrer Nähe lauerten und sie verfolgten. Während die Expeditionsgruppe schrumpfte, veränderte sich die Stimmung grundlegend. Die Begeisterung und die Aussicht auf neue, aufregende Entdeckungen, die die Männer am Anfang angetrieben hatte, waren verflogen und durch düstere Vorahnungen und die Gewissheit des sicheren Untergangs ersetzt worden.

Es war, als stünde die Expedition unter einem Fluch, dem die Männer Tribut zollen müssten.

»Heb die Kugel«, befahl Erik dem jüngsten Mitglied der Expedition. Er war der Einzige, der schon auf der Insel geboren worden war.

Der Halbwüchsige, Olaf der Finne, Sohn von Olaf dem Fischer, ging vorsichtig zu Werke. Das seltsame graue, kugelförmige Gebilde ruhte auf einem aus dem Eispanzer ragenden Felsen, als sei es von der Hand Gottes dorthin gelegt worden. Er hatte nicht die geringste Ahnung, dass dieses Objekt rund achtundvierzigtausend Jahre zuvor vom Himmel gefallen war. Olaf näherte sich der Kugel mit größter Wachsamkeit. Jeder in der Gruppe wusste von Eriks Neigung zur Gewalttätigkeit. Tatsächlich kannte auch jeder auf der eisigen Insel seine Geschichte. Erik fragte und bat nicht – er forderte, er befahl. Daher versuchte Olaf gar nicht erst, zu widersprechen oder sich zu weigern. Er schluckte lediglich krampfhaft und bückte sich.

Olafs Hand berührte den Gegenstand, und er stellte fest, dass seine Oberfläche kalt und glatt war. Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl, sein Herz bliebe stehen – aber er machte weiter und versuchte, die Kugel anzuheben, musste jedoch erkennen, dass sie für seine von der langen Expedition geschwächten Arme zu schwer war.

»Ich brauche Hilfe«, sagte Olaf.

»Du«, entschied Erik und deutete auf einen anderen Mann.

Gro der Schlächter, groß gewachsen und mit hellblonden Haaren und blassblauen Augen, machte drei Schritte und umfasste eine Seite der Kugel. Beide Männer spannten ihre Rückenmuskeln und hoben die Kugel bis in Hüfthöhe, dann blickten sie Erik fragend an.

»Fertigt aus der Haut eines Stoßzahnbewehrten eine Tragschlinge«, verlangte dieser. »Wir bringen den Fund zurück in die Höhle und bauen einen Altar.«

Ohne ein weiteres Wort marschierte Erik in die Schneewüste los und überließ es den anderen, sich um den Fund zu kümmern. Zwei Stunden später befand sich die Kugel unversehrt in der Höhle. Sofort begann Erik mit dem Entwurf einer kunstvollen Räumlichkeit für diesen Gegenstand, von dem er jetzt annahm, dass er geradewegs von den Göttern im Himmel über ihnen stammte.

Erik ließ Olaf und Gro zurück, um den vom Himmel gesandten Körper zu bewachen, während er zur Siedlung an der Küste zurückkehrte, um mehr Männer und alles mögliche Material zu holen. Dort angekommen, erfuhr er, dass seine Frau während seiner Abwesenheit einen Sohn geboren hatte. Er nannte ihn zu Ehren des Frühlings Leif, dann überließ er ihn der Obhut der Mutter, damit sie ihn aufzog. Er hingegen machte sich mit achtzig Männern und Werkzeug auf den Weg nach Norden in die fernen Berge, um die Höhle zu vergrößern, in der die Kugel versteckt war. Der Sommer stand unmittelbar bevor, die Sonne war bereits den ganzen Tag lang zu sehen.

Gro der Schlächter drehte sich auf seinem Felllager um und spuckte einige lose Pelzflocken aus.

Er rieb mit der Hand über das Bärenfell und betrachtete überrascht die Fellhaare, die sich in seiner Hand zu einem kleinen Knäuel zusammenballten. Dann schaute er hinüber zu der Kugel, die im tanzenden Lichtschein einer Fackel an der Wand lag.

»Olaf«, sagte er zu dem Jungen, der nur ein kurzes Stück entfernt auf seinem Lager schlief, »es ist Zeit, aufzustehen und den Tag zu beginnen.«

Olaf wälzte sich herum und sah Gro an. Seine Augen waren gerötet und blutunterlaufen, die fleckige Haut schuppte sich. Er hustete, richtete sich auf und starrte Gro im spärlichen Licht an. Gros Haare fielen aus, und seine Haut zeigte eine seltsame Färbung.

»Gro«, sagte Olaf, »deine Nase.«

Gro wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und sah Blut. Immer öfter stellte er fest, dass er Nasenbluten hatte. Er griff sich in den Mund und betastete einen Zahn, der schmerzte. Er brach unter seinen Fingern aus dem Zahnfleisch. Gro betrachtete ihn kurz, dann warf er ihn weg und kam auf die Füße.

»Ich koche die Beeren«, sagte er.

Er schürte das Feuer, fügte ein paar Scheite aus ihrem schwindenden Holzvorrat hinzu und holte dann einen Sack aus Seehundsleder hervor, der die roten Beeren enthielt, die sie gewöhnlich zu einem bitteren Morgentrunk kochten. Er verließ die Höhle, füllte einen verbeulten Eisentopf mit dem Schmelzwasser eines Gletschers in der Nähe, dann betrachtete er die Zeichen, die vor der Höhle auf die Felswand gekratzt worden waren.

Noch zwei oder drei Zeichen mehr, und Erik der Rote müsste wieder zurück sein.

Als Gro die Höhle erneut betrat, war Olaf aufgestanden und bereits in seine leichte Lederhose geschlüpft. Sein Hemd lag auf einem großen Stein neben ihm. Er kratzte sich den Rücken mit einem Stock, und Hautschuppen flatterten wie der erste leichte Schnee eines Frühwinters zu Boden. Sobald das Jucken nachließ, zog sich Olaf das Lederhemd über den Kopf.

»Irgendetwas ist nicht richtig«, stellte er fest. »Wir beide werden mit jedem Tag kränker.«

»Vielleicht liegt es an der schlechten Luft in dieser Höhle«, sagte Gro leise und stellte den Topf aufs Feuer.

»Ich glaube, es ist dies dort.« Olaf deutete auf die Kugel. »Das Ding ist verflucht.«

»Wir könnten die Höhle verlassen«, schlug Gro vor, »und draußen ein Zelt zum Schlafen aufschlagen.«

»Erik hat uns befohlen, in der Höhle zu bleiben. Ich fürchte, dass wir seinen Zorn zu spüren bekommen, wenn er zurückkehrt und uns draußen antrifft.«

»Ich habe nach den Zeichen gesehen«, sagte Gro. »Höchstens noch dreimal schlafen, und er ist wieder zurück.«

»Wir können abwechselnd nach ihm Ausschau halten«, flüsterte Olaf, »und dann schnell in die Höhle rennen, ehe er uns erwischt.«

Gro warf die roten Beeren ins kochende Wasser und rührte um. »Ob plötzlicher Tod oder schleichende Krankheit – ich denke, es ist am besten, wir gehen sicher und denken nicht darüber nach, was er wohl tun oder nicht tun wird.«

»Nur noch ein paar Tage«, sagte Olaf.

»Ein paar Tage nur«, pflichtete Gro ihm bei, während er einen eisernen Schöpflöffel in den Topf tauchte. Er füllte zwei eiserne Schalen mit dem Beerensud und reichte eine Schale an Olaf weiter.

Vier Zeichen am Höhleneingang später kehrte Erik der Rote zurück.

»Ihr habt den schlimmen Husten«, stellte er fest, sobald er den Zustand der Männer bemerkte. »Ich will nicht, dass ihr die anderen ansteckt. Kehrt zur Siedlung zurück, aber zieht in das nördliche Blockhaus.«

Olaf und Gro brachen am nächsten Morgen nach Süden auf – doch zu Hause kamen sie nie an.

Olaf starb als Erster. Sein geschwächtes Herz streikte drei Tage nach Beginn ihrer Wanderung einfach. Gro erging es nicht viel besser, und als er nicht mehr laufen konnte, schlug er sein Lager auf. Kurz danach erschienen die pelzigen Raubtiere. Was sie nicht sofort verschlangen, wurde zerfetzt und verstreut, bis nichts mehr vorhanden war und es aussah, als hätte es Gro überhaupt nicht gegeben.

Nachdem er seinen beiden Männern nachgeschaut hatte, bis sie in der Ferne verschwunden waren, sammelte Erik die Bergleute, Techniker und Arbeiter, die er aus der Siedlung mitgebracht hatte. Er suchte eine freie Fläche auf dem Boden der Höhle und begann, seinen Plan mit einem Stock in den Staub zu zeichnen.

Die Pläne waren anspruchsvoll, aber mit einem Geschenk des Himmels sollte man niemals nachlässig umgehen.

An diesem Tag fingen die ersten Gruppen damit an, die Höhle zu vermessen. Viel später sollte sich herausstellen, dass sie knapp zwei Kilometer weit in den Berg hineinreichte und dass die Temperatur zunahm, wenn man tiefer in den Berg eindrang. Ein großer Tümpel, gefüllt mit frischem Quellwasser, befand sich im Innern des Berges, umrahmt von Stalaktiten, die von der Decke herabhingen, und Stalagmiten, die ringsum vom Boden aufragten.

Mehrere Gruppen wurden zur Küste geschickt, um lange Stangen Treibholz heranzuschaffen, aus denen Leitern für die verschiedenen Auf– und Abstiege gebaut wurden, während andere Arbeiter Stufen ins Gestein meißelten. Kunstvolle Türen wurden aus Steinplatten geschaffen. Sie bewegten sich an raffinierten Scharnieren, um den Gegenstand vor anderen Besuchern zu schützen, die sich seiner geheimnisvollen Kräfte sicherlich gerne bedienten. Runen wurden in den Fels geritzt und Statuen herausgehauen, und Licht drang durch die wenigen Öffnungen ein, durch die der Höhle frische Luft zugeführt wurde. Erik überwachte die Arbeiten von der Siedlung an der Küste aus. Er besuchte den Bauplatz nur selten und ließ sich allein durch seine Vorstellungen leiten.

Männer kamen, verrichteten die von ihnen geforderten Arbeiten, wurden krank und starben, um sofort durch andere ersetzt zu werden.

Als die Höhle endlich fertig gestellt war, hatte Erik der Rote die Bevölkerung seiner Siedlung derart geschwächt, dass sie sich nie mehr davon erholen sollte. Nur ein einziges Mal erblickte sein Sohn Leif das wundervolle Geschenk der Götter mit eigenen Augen.

Danach befahl Erik, dass der Eingang zur Höhle verschlossen werde, und das Geheimnis musste unendlich lange warten, bis jemand den Weg zu ihm fand.


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