Текст книги "Todesschrein"
Автор книги: Clive Cussler
Соавторы: Graig Dirgo
Жанр:
Триллеры
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Linda Ross, die Sicherheits– und Überwachungsexpertin der Oregon,saß bei Kasim am Tisch. »Ich habe den britischen Behörden gemeldet, was wir wissen – dass ein weißer Lieferwagen auf der Straße von Loch Ness in südlicher Richtung unterwegs ist, dass er wahrscheinlich den Meteoriten transportiert und dass Juan ihn in einem alten schwarzen MG TC verfolgt. Sie wollen Hubschrauber hinschicken, aber es dürfte ungefähr eine Stunde dauern, bis sie die Gegend erreichen.«
»Kann die Challenger nicht auf größere Höhe gehen und uns einen Lagebericht schicken?«, fragte Hanley in den Kontrollraum.
Niemand sagte etwas. Stone tippte einige Befehle auf seiner Tastatur und deutete dann auf den Monitor. »So sieht es im Augenblick in der Region aus.«
Die Nebelschicht wirkte wie eine graue Wolldecke. In Schottland war die Sicht zu Land zu vernachlässigen. So bald war daher mit Hilfe aus der Luft nicht zu rechnen.
Halifax Hickman schäumte vor Wut. Nachdem er seine Sicherheitstruppe beschimpft hatte, konzentrierte er sich auf ihren Anführer. »Sie sind gefeuert«, sagte er zu ihm.
Der Mann ging wortlos zur Tür und verließ das Penthouse.
»Sie«, sagte er zu dem Stellvertreter des Mannes, den er soeben gefeuert hatte, »wo ist der Dieb, der hier eingebrochen ist?«
»Einer unserer Leute sah ihn auf der Straße ein Stück hinter Dreamworld landen«, berichtete der Mann. »Er wurde von zwei Personen in einem offenen Jeep aufgelesen. Zwei meiner Männer haben sie verfolgt, als plötzlich die gesamte elektrische Anlage ihres Fahrzeugs streikte. An diesem Punkt haben sie den Jeep dann verloren.«
»Ich will, dass jeder, der auf unserer Lohnliste steht, die ganze Stadt nach diesem Jeep durchsucht«, befahl Hickman. »Ich will wissen, wer so dreist war, in meine Wohnung in meinem Hotel einzudringen.«
»Wir werden uns sofort darum kümmern, Sir«, sagte der neu ernannte Chef des Sicherheitsdienstes hastig.
»Das will ich Ihnen auch geraten haben«, rief Hickman, während er durch den Flur zu seinem Büro ging.
Die Wachleute verließen das Penthouse. Und diesmal achteten sie darauf, die Tür abzuschließen. Hickman wählte eine Telefonnummer und hatte eine Menge zu sagen.
In seinem Büro an Bord der Oregonkatalogisierte Michael Halpert den Inhalt von Truitts Übertragung. Die Dateien waren ein ungeordnetes Durcheinander von Firmendokumenten, Bank– und Aktiendepotauszügen und Kapitalbeteiligungen. Entweder gab es keine persönlichen Dateien oder sie waren noch nicht übermittelt worden, ehe die Verbindung gekappt wurde.
Halpert ließ den Computer nach einigen Schlüsselwörtern suchen, dann betrachtete er die Fotos, die Truitt aus der Gulfstream gefaxt hatte. Auf seinem Schreibtischsessel rollte er zu einem anderen Computer hinüber, ließ die Bilder durch einen Scanner wandern, dann stellte er eine Verbindung zum Computer des U.S. State Department her und begann, den Bestand an Passfotos zu durchsuchen. Die Datenbank war riesengroß, die Suche konnte mehrere Tage in Anspruch nehmen. Er ließ die Computer ihre Arbeit verrichten, verließ das Büro und begab sich in den Speisesaal. Das Tagesmenü war Filetgulasch à la Stroganoff – Halperts Leibgericht.
»Sir«, sagte die Stimme aus dem Telefon mit gesteigerter Lautstärke, »wir werden von einer Flugkörper-Fregatte der U.S. Navy angerufen.«
»Was meinen Sie?«, fragte Hickman.
»Wir haben Befehl erhalten, entweder beizudrehen oder versenkt zu werden«, meldete der Kapitän der Free Enterprise.
Hickmans Plan löste sich immer schneller in Wohlgefallen auf.
»Können Sie sie nicht abhängen?«, fragte er.
»Niemals.«
»Dann greifen Sie an«, befahl Hickman.
»Sir«, sagte der Kapitän laut, »das wäre reinster Selbstmord.«
Hickman wartete ein paar Sekunden mit einer Antwort und überlegte. »Dann verzögern Sie die Kapitulation so lange wie möglich«, meinte er schließlich.
»Ja, Sir«, sagte der Kapitän.
Hickman trennte die Verbindung und lehnte sich zurück. Dem Team auf der Free Enterprisewaren von Anfang an falsche Informationen gegeben worden. Um die Leute zur Mitarbeit zu bewegen, hatte er ihnen erklärt, sein Plan sehe vor, den Meteoriten zusammen mit der Atombombe bei einem Angriff auf Syrien einzusetzen. Danach würde er diesen Angriff den Israelis in die Schuhe schieben und auf diese Weise einen richtigen Krieg im Mittleren Osten auslösen. Wenn alles vorbei wäre, so hatte er ihnen weisgemacht, würden die Vereinigten Staaten die Kontrolle über diese Region an sich gerissen haben und der Terrorismus wäre ein für alle Mal ausgemerzt.
In Wirklichkeit verfolgte er mit seinem Plan weitaus persönlichere Ziele. Er wollte den Tod der einzigen Person, die er je aufrichtig geliebt hatte, rächen. Und Gnade Gott allen denen, die sich ihm dabei in den Weg stellten.
Er griff ein weiteres Mal nach seinem Telefonhörer und wählte die Nummer seines Hangars.
»Machen Sie meine Maschine für einen Flug nach London bereit.«
»Ahoi«, grüßte Meadows den Mann an Deck des Katamarans.
»Ahoi«, antwortete er.
Der Mann war hoch gewachsen und schlank. Sein Gesicht wurde von einem sorgfältig gestutzten Spitzbart und buschigen grau melierten Augenbrauen beherrscht. Seine Augen waren klar und zwinkerten, als verfügte ihr Besitzer über ein geheimes Wissen, von dem niemand sonst etwas ahnte. Der Mann, der deutlich älter als sechzig war, hatte seine Hände noch immer in dem torpedoförmigen Objekt stecken.
»Darf ich an Bord kommen?«
»Sind Sie der Sonarexperte?«, fragte der Mann grinsend.
»Nein«, antwortete Meadows.
»Kommen Sie trotzdem«, sagte der Mann mit einem Anflug von Enttäuschung in der Stimme.
Meadows kletterte auf das Deck des Katamarans und ging auf den Mann zu. Er kam ihm irgendwie bekannt vor. Dann konnte Meadows das Gesicht einordnen. »Hey«, sagte er, »Sie sind doch dieser Schriftsteller, der …«
»Pensionierter Schriftsteller«, korrigierte der Mann lächelnd, »ja, ich bin es. Aber vergessen Sie das mal für einen Augenblick – kennen Sie sich mit Elektronik aus?«
»Ich bin froh, wenn ich meinen Elektroherd in Gang kriege«, gestand Meadows und lächelte entschuldigend.
»Verdammt«, sagte der Schriftsteller. »Ich habe die Systemplatine dieses Sonargeräts gehimmelt und muss sie schnellstens reparieren oder ersetzen, ehe das Wetter aufklart und wir wieder auslaufen können. Der Techniker sollte schon vor einer Stunde hier sein. Offenbar hat er sich verfahren oder ist wer weiß wo verschollen.«
»Wie lange liegen Sie schon hier im Hafen?«, wollte Meadows wissen.
»Es sind jetzt genau vier Tage«, antwortete der Schriftsteller. »Noch zwei weitere Tage, und ich muss meine Mannschaft mit neuen Lebern ausrüsten – sie sind dabei, den ganzen Ort leerzusaufen. Das heißt … bis auf einen Knaben – er hat vor Jahren das Trinken aufgegeben und ist jetzt süchtig nach Kaffee und Kuchen. Die Frage ist, wo finde ich die Kerle? Diese Expeditionen sind die reinsten schwimmenden Irrenhäuser.«
»Aha«, sagte Meadows, »Sie sind Unterwasserarchäologe.«
»Verwenden Sie auf diesem Schiff bloß nicht das Wort ›Archäologie‹«, erklärte der Schriftsteller scherzhaft. »Archäologen rangieren auf diesem Boot etwa auf der gleichen Stufe wie Nekrophile. Wir sind Abenteurer, Schatzsucher.«
»Tut mir Leid«, entschuldigte sich Meadows lächelnd. »Wissen Sie, wir versuchen, einen Diebstahl aufzuklären, der vor zwei Nächten hier im Hafen verübt wurde. Vermissen Sie irgendetwas?«
»Sie sind doch Amerikaner«, stellte der Autor fest, ohne die Frage zu beantworten. »Was haben Sie mit einem Raub zu schaffen, der in England verübt wurde?«
»Würden Sie mir glauben, wenn ich darauf erwidere, dass es um die nationale Sicherheit geht?«
»Aber immer doch«, sagte der Schriftsteller. »Wo waren Sie, als ich noch Bücher schrieb? Immer musste ich mir alles aus den Fingern saugen.«
»Ich meine es ernst«, sagte Meadows.
Der Schriftsteller dachte einen Moment lang nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein, wir vermissen nichts. Auf diesem Schiff gibt es jede Menge Kameras. Unter Wasser, über Wasser, unten in den Kabinen, über den Instrumenten, verdammt noch mal, wahrscheinlich sogar auf dem Klo. Ich habe den Kahn von einem Filmteam gemietet.«
Meadows runzelte verblüfft die Stirn. »Haben Sie das den Engländern verraten?«
»Sie haben mich nicht gefragt«, sagte der Schriftsteller. »Sie schienen viel mehr daran interessiert zu sein, mir zu erklären, dass ich nichts gesehen hätte – was ich auch nicht habe.«
»Also haben Sie wirklich nichts gesehen?«
»Nicht wenn es spät in der Nacht passiert ist«, sagte der Schriftsteller. »Ich bin über siebzig Jahre alt – nach zehn Uhr müssen Sie schon mit einem Feuer oder einer nackten Frau kommen, um mich wachzubekommen.«
»Aber die Kameras?«, fragte Meadows.
»Die laufen die ganze Zeit«, sagte der Schriftsteller. »Wir drehen ein Fernsehfeature über die Schatzsuche – Videobänder sind billig, gutes Material ist wertvoll.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir die Bänder mal zu zeigen?«, fragte Meadows.
»Nur«, sagte der Autor, während er zur Kabinentür ging, »wenn Sie bitte, bitte sagen.«
Zwanzig Minuten später besaß Meadows das, weswegen er in den Hafen gekommen war.
32
Nebile Lababiti betrachtete die Atombombe, die auf dem Holzfußboden des Apartments lag, mit einer Mischung aus Erregung und Unbehagen. Es war ein unbelebtes Objekt – vorwiegend maschinell bearbeitetes Metall und ein paar Kupferdrähte – doch es erzeugte ein Gefühl der Furcht und der Gefahr. Die Bombe war mehr als nur ein Objekt – sie hatte ein eigenes Leben. Wie ein Gemälde oder eine Skulptur. Erfüllt mit der Lebenskraft seines oder ihres Schöpfers, war die Bombe nicht einfach nur ein Metallklumpen. Sie war die Antwort auf die Gebete seines Volkes.
Damit würden sie die Briten mitten ins Herz treffen.
Die verhassten Engländer, die Kunstgegenstände aus den Pyramiden gestohlen hatten, die die Bürger des Mittleren Ostens unterdrückten und Seite an Seite mit den Amerikanern Kriege ausfochten, in denen sie nichts zu suchen hatten. Lababiti befand sich mitten in der Höhle des Löwen. London pulsierte ringsum. Die Stadt, in der die Bankiers residierten, die all die Unterdrückung finanzierten. Die Kunstgalerien, Museen und Theater der Innenstadt waren in nächster Nähe zu finden. Number 10 Downing Street, das Parlamentsgebäude, der Buckingham-Palast.
Der Palast. Das Zuhause der Königin, dieses uralten Symbols all dessen, was er verabscheute. Den Pomp und das ganze Drumherum, die Rechtschaffenheit und die Feierlichkeit. Schon bald würde all das in dem Feuer verbrennen, das vom Schwert des Islam angefacht würde – und wenn es erst erloschen war, wäre die Welt nicht mehr so, wie sie einmal gewesen war. Der Bestie wäre das Herz aus der Brust gerissen worden. Der geheiligte geschichtsträchtige Boden wäre nur noch eine öde Wüste, wo die menschliche Seele nichts Tröstliches mehr fände.
Lababiti zündete sich eine Zigarette an.
Es würde nicht mehr lange dauern. Irgendwann im Laufe des Tages würde der junge jemenitische Krieger, der sich bereit erklärt hatte, die Sprengladung ans Ziel zu bringen, in der Stadt eintreffen. Lababiti würde den jungen Mann zu Wein und einem vorzüglichen Essen einladen, ihn mit Huren und Haschisch und exquisiten Köstlichkeiten versorgen. Es wäre das Mindeste, was er für jemanden tun konnte, der bereit war, sein Leben für die Sache hinzugeben.
Sobald sich der junge Mann eingewöhnt hatte und den Weg kannte, den er nehmen musste, würde sich Lababiti schnellstens zurückziehen.
Eine Führungspersönlichkeit zu sein, bedeutete nicht, dass man für sein Land starb – sondern dass man dafür sorgte, dass andere für sein Land starben. Und Nebile Lababiti hatte nicht die geringste Absicht, selbst zum Märtyrer zu werden. Wenn die Bombe explodierte, säße er sicher auf der anderen Seite des Kanals – in Paris.
Er fragte sich nur, weshalb er so lange nichts von Al-Khalifa gehört hatte.
»Keine Ahnung, wie sie uns durch die Lappen gehen konnte«, sagte Rodgers.
»Macht nichts«, sagte Bob Meadows, »jetzt haben Sie eine Autonummer, die zu dem Truck gehört. Suchen Sie den Wagen, und wenn Sie ihn gefunden haben, dürfte die Bombe ganz in der Nähe sein.«
»Kann ich das Band haben?«, fragte Rodgers.
Meadows behielt wohlweislich für sich, dass er den Schriftsteller gebeten hatte, zwei Kopien anzufertigen, und dass eine davon wohlbehalten und geschützt in dem geliehenen Range Rover lag. »Klar«, sagte er.
»Ich denke, ab jetzt können wir übernehmen«, sagte Rodgers und pochte auf seine Autorität. »Ich sorge dafür, dass mein Boss die Führung des amerikanischen Geheimdienstes daran erinnert, Sie für Ihren Beitrag zu loben.«
Der ständige Streit zwischen Akteuren und Agenturen konnte einem auf die Dauer auf die Nerven gehen, Rodgers musste von seinen Vorgesetzten instruiert worden sein, dass ganz gleich, was geschah, dem MI5 am Ende das Verdienst zukommen müsse, die Bombe geborgen zu haben. Nun, da er besaß, was ihn seiner Meinung nach in die Lage versetzen würde, die Bombe in Sicherheit zu bringen, versuchte er, die Corporation in den Hintergrund zu drängen.
»Ich verstehe«, sagte Eddie Seng. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir den Rover noch für ein paar Tage behalten?«
»Nein, bitte bedienen Sie sich«, sagte Rodgers.
»Und wäre es auch in Ordnung, wenn wir den Inhaber der Bar verhören?«, fragte Meadows. »Nur damit wir unsere Akten vervollständigen und die Angelegenheit abschließen können?«
»Wir haben den Mann bereits ausgiebig verhört«, erwiderte Rodgers und ließ sich die Bitte einige Sekunden lang durch den Kopf gehen, »daher wüsste ich nicht, inwieweit es schaden könnte.«
Rodgers griff nach seinem Mobiltelefon, um das Kennzeichen des Lieferwagens durchzugeben, dann sah er die beiden Amerikaner erwartungsvoll an.
»Vielen Dank«, sagte Seng und gab Meadows ein Zeichen, mit ihm zum Range Rover zu kommen.
Rodgers deutete einen militärischen Salut an.
Meadows öffnete die Tür und schob sich hinter das Lenkrad, während Seng es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte.
»Warum hast du ihm das Band überlassen?«, wollte Seng wissen, sobald die Türen geschlossen waren.
Meadows deutete auf die Kopie, die auf dem Boden im Fußraum lag, dann ließ er den Motor des Range Rovers an und wendete.
»Statten wir dem Barbesitzer einen Besuch ab«, sagte er, »und sehen wir, was wir rauskriegen können.«
»Denkst du das Gleiche, was ich denke?«, fragte Seng ein paar Minuten später, während Meadows vor der Bar parkte.
»Keine Ahnung«, erwiderte Meadows. »Hat es unter Umständen mit dem Motorrad zu tun, das ebenfalls auf dem Video zu sehen war?«
»Ich könnte die Nummer durchgeben«, schlug Eddie Seng vor, »während du schon mal reingehst.«
Meadows stieg aus dem Range Rover. »Du hast wirklich ein verdammt gutes Gedächtnis«, sagte er anerkennend.
Eddie Seng hielt eine Handfläche hoch, auf der er die Nummer mit Kugelschreiber notiert hatte.
Bob Meadows schüttelte grinsend den Kopf, schloss die Tür und ging zum Eingang der Bar.
Die Bäume im St. James’s und im Green Park in der Nähe des Buckingham-Palastes waren kahl, und der im Winterschlaf liegende Rasen war mit Raureif bedeckt. Touristen verfolgten den Wachwechsel, während die Atemluft in weißen Dampfwolken aus ihren Nasen drang. Ein Mann näherte sich auf einem Motorroller vom Piccadilly, bog auf den Grosvenor Place ein und fuhr gemächlich am Teich innerhalb der Palastgärten entlang. Danach erreichte er die Buckingham Palace Road und folgte ihr bis zum Birdcage Walk. Auf der Straße, die am Teich im St. James’s Park entlangführte, hielt er an und notierte seine Fahrtzeit und die Verkehrsverhältnisse.
Dann verstaute er das kleine Notizbuch in seiner Jackentasche und fuhr knatternd davon.
Cabrillo hielt den Kopf aus dem Seitenfenster des MG. Vor einer Stunde, als er am Ben Nevis, dem höchsten Berg Schottlands, vorbeigefahren war, hatte er den Abstand zu dem Lieferwagen aufgeholt. Nun, während sich der MG durch die Grampian Mountains kämpfte, gewann der Lieferwagen wieder an Vorsprung. Bald musste irgendetwas geschehen. Cabrillo rechnete damit, jeden Moment George Adams im Robinson oder die britische Armee oder die Luftwaffe oder sogar einen Polizeiwagen zu sehen. Er war sicher, dass die OregonHilfe schickte – schließlich war er unbewaffnet und saß in einem viel zu schwachen Wagen.
Gewiss hatte längst jemand herausgefunden, wo er sich befand.
An Bord der Oregonwurde mit nur mäßigem Erfolg an diesem Problem gearbeitet.
Das Schiff war immer noch gut hundertsechzig Kilometer von Kinnaird Head entfernt und dampfte mit voller Kraft nach Süden. In ein paar Stunden wäre die Oregonvor Aberdeen – und noch ein paar Stunden später hätte sie Edinburgh erreicht.
»Okay«, rief Hali Kasim durch den Kontrollraum Hanley zu, »George meldet soeben, er habe ausreichend Sprit getankt, um es bis Inverness zu schatten. Dort wird er noch einmal auftanken und der Straße nach Süden folgen.«
»Welche Reichweite hat er dann?«, wollte Hanley wissen.
»Moment«, sagte Kasim und gab die Frage an Adams weiter.
»Über den größten Teil Englands«, antwortete Kasim schließlich, »aber er meint, bis nach London würde es ohne eine weitere Zwischenlandung zum Auftanken doch nicht reichen.«
»Eigentlich müssten wir die Angelegenheit schon vorher erledigt haben«, sagte Hanley.
»Okay«, rief Kasim. »Adams sagt, er sei startbereit.«
»Dann bitte ihn, der Straße wie geplant zu folgen, bis er auf Juan stößt.«
Hali Kasim wiederholte die Instruktion.
»Er meldet, er müsse sich mit dichtem Nebel herumschlagen«, sagte Kasim, »aber er würde direkt über der Straße fliegen.«
»Gut.« Hanley nickte zufrieden.
Linda Ross trat neben Hanleys Sessel. »Max«, rief sie, »Eric und ich haben uns noch mal die Frequenzen der Peilsender auf dem Meteoriten vorgenommen. Wir fangen jetzt ein deutlicheres Signal auf.«
»Auf welchem Monitor?«
Ross deutete auf einen Schirm an der hinteren Wand.
Der Meteorit befand sich fast in Stirling. Nicht mehr lange, und der Fahrer des Lieferwagens würde seine weiteren Absichten durch eine Richtungsänderung verraten. Entweder nach Osten in Richtung Glasgow oder nach Edinburgh im Westen.
»Gib mir Overholt«, sagte Hanley zu Eric Stone.
Kurz darauf meldete sich Overholt.
»Ich lasse die Engländer sämtliche Straßen in der Umgebung von Glasgow und Edinburgh absperren und jeden Last– und Lieferwagen durchsuchen«, sagte Overholt.
»Wir können von Glück reden, dass es nicht sehr viele Straßen gibt, die sie benutzen können«, sagte Hanley. »Eigentlich müssten sie den Lastwagen schnell finden.«
»Hoffen wir das Beste«, sagte Overholt. »Jetzt noch etwas anderes. Ich habe vom Chef des MI5 einen Anruf erhalten, in dem er sich bei Meadows und Seng für ihre erfolgreiche Mitarbeit an der Lösung des Atombombenproblems bedankte. Offensichtlich hat Meadows ein Videoband aufgetrieben, auf dem eine Autonummer zu sehen ist, von der sie annehmen, dass sie sie zu der Bombe führt.«
»Das freut mich doch sehr«, sagte Hanley.
Overholt legte eine kurze Pause ein, ehe er fortfuhr: »Außerdem haben sie in aller Form darum gebeten, dass unsere Leute sich jetzt zurückziehen sollen – sie wollen die Angelegenheit von jetzt an allein managen.«
»Ich sage Meadows und Seng Bescheid, sobald sie sich hier melden«, versprach Hanley.
»Nun, Max«, sagte Overholt, »an Ihrer Stelle würde ich mir damit Zeit lassen, ihren Anruf anzunehmen.«
»Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen, Mr. Overholt«, sagte Hanley grinsend und legte auf.
»Overholt meint, die Engländer wollen, dass Bob und Eddie aussteigen und ihnen die verloren gegangene Atombombe überlassen«, sagte Hanley zu Stone.
»Das hättest du mir auch eher verraten können«, sagte Stone. »Sie haben eben angerufen und mich gebeten, ein englisches Motorradnummernschild zu überprüfen.«
»Und hast du den Halter identifiziert?«
»Mit Namen und Adresse«, antwortete Stone.
»Was haben Sie sonst noch gewollt?«
»Ich habe verschiedene Dossiers auf Bobs Laptop gefaxt. Die Telefonnummer, die er angab, gehört zum Pub V Grub auf der Isle of Sheppey.«
Bob Meadows hatte schon vor längerer Zeit gelernt, dass Drohungen nur dann wirksam waren, wenn jemand etwas zu verlieren hatte. Die Agenten vom MI5 und die örtliche Polizei hatten dem Barbesitzer klar gemacht, was geschehen könne, wenn er sich nicht kooperationsbereit zeigte. Sie hatten vergessen zu erwähnen, was geschehen könnte, wenn er es tat. Es ist einfach, mit Honig Bienen einzusammeln. Wenn es um Information geht, funktioniert Geld viel besser.
»Eine goldene Uhr, hm«, sagte Bob Meadows gerade, als Eddie Seng hereinkam und nickte.
»Eine echte Piaget«, sagte der Barbesitzer.
Meadows schob fünf Einhundert-Dollar-Scheine über die Theke, während Seng herüberkam und sich an die Theke setzte. »Was willst du trinken?«, fragte Meadows.
»Ein Bier mit Schuss«, antwortete Seng, ohne zu zögern.
Der Barbesitzer entfernte sich, um den Drink zu holen. Meadows beugte sich zu Seng vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern herab. »Wie viel Bargeld hast du bei dir?«
»Zehn«, antwortete Seng und meinte zehntausend.
Meadows nickte und drehte den Laptop um, so dass er und der Barbesitzer den Bildschirm betrachten konnten.
»Für fünftausend Amerikaner und ein herzliches Dankeschön von uns zeige ich Ihnen jetzt ein paar Bilder. Wenn Sie den Mann erkennen, der sich hier mit dem Schiffskapitän getroffen hat, sagen Sie sofort Bescheid.«
Der Barbesitzer nickte, und Meadows rief die Fotos von Al-Khalifas Komplizen, soweit sie bekannt waren, ab. Etwa ein Dutzend Konterfeis waren über den Bildschirm gerollt, ehe der Barbesitzer stopp sagte. Eingehend betrachtete er das Digitalfoto.
»Ich glaube, das ist er«, sagte er schließlich.
Meadows drehte den Laptop wieder weg, so dass der Barbesitzer nicht mehr auf den Schirm blicken konnte. Er öffnete die zugehörige Datei, die Angaben über die persönlichen Gewohnheiten des Mannes enthielt.
»Hat er geraucht?«, fragte Meadows.
Der Barbesitzer überlegte einen Moment lang. »Ja, das hat er.«
»Erinnern Sie sich auch noch an die Marke?«, fragte Meadows und zeigte Seng die Information, als seien sie in ein Ratespiel vertieft und als ginge es nicht um Leben und Tod.
»O Gott«, sagte der Barbesitzer und dachte nach.
Meadows deutete auf die Zeile, aus der hervorging, dass Lababiti eine goldene Piaget-Uhr besaß.
»Ich hab’s!«, rief der Barbesitzer. »Morelands, und er hatte ein elegantes silbernes Feuerzeug.«
Meadows klappte den Laptop zu und erhob sich.
»Bezahl den Mann«, sagte er zu Seng.
Seng griff in seine Jackentasche und holte einen Stapel Geldscheine heraus. Er zerriss die Banderole, zählte fünfzig Scheine ab und reichte sie hinüber. »Bob«, rief Seng hinter Meadows her, der schon fast die Tür erreicht hatte, »ich brauche dich als Zeugen.«
»Du hast ihm fünftausend gegeben«, sagte Meadows. »Du kannst dich jederzeit auf mich berufen.«