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Todesschrein
  • Текст добавлен: 7 октября 2016, 11:02

Текст книги "Todesschrein"


Автор книги: Clive Cussler


Соавторы: Graig Dirgo

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3

Im Gegensatz zu der Wärme und Geselligkeit an Bord der Oregonwirkte die Szenerie und Stimmung in dem einsamen Lager am Mount Forel nördlich des Polarkreises auf Grönland um einiges düsterer und gedämpfter. Außerhalb der Höhle heulte der Wind, die Temperatur betrug minus fünfundzwanzig Grad Celsius ohne Berücksichtigung des Windabkühlungsfaktors. Es war der einundneunzigste Tag der Expedition und jegliche Spannung und Erregung waren längst verflogen. John Ackerman war müde, entmutigt und ganz allein mit der bitteren Erkenntnis einer Niederlage. Ackerman arbeitete für seinen Doktortitel in Anthropologie an der University of Nevada in Las Vegas. Sein augenblicklicher Lebensraum war von seiner vertrauten Wüstenlandschaft genauso weit entfernt wie ein untermeerisches Gebirge von einem Papagei. Die drei Helfer von der Universität waren nach Hause zurückgekehrt, sobald das Semester geendet hatte, und Ersatz würde frühestens in zwei Wochen eintreffen. Eigentlich hätte Ackerman selbst auch eine Pause einlegen sollen, doch er war geradezu von einem Traum besessen.

Seit jenem Moment, als er den obskuren Hinweis auf die Höhle mit dem geheimnisvollen Namen »Schrein der Götter« gefunden hatte, während er an seiner Doktorarbeit über Erik den Roten saß, hatte er sich unter den Zwang gesetzt, diese Höhle vor allen anderen zu finden. Vielleicht war ja die ganze Geschichte nur ein Mythos, dachte Ackerman, aber wenn der Schrein der Götter tatsächlich existierte, dann wollte er, dass sein Name und nicht der irgendeines Fremden mit dem Fund in Verbindung gebracht wurde.

Er rührte in der Dose Bohnen auf dem Stahlgestell des Kochers, der in dem Zelt stand, das er unweit des Höhleneingangs aufgeschlagen hatte. Auf Grund der Beschreibung, die er übersetzt hatte, war er sicher, dass dies die Höhle war, von der Erik der Rote auf seinem Sterbebett gesprochen hatte. Trotz monatelanger Bemühungen musste er jedoch immer noch die scheinbar solide Wand knapp zehn Meter tief im Höhleninneren überwinden. Er und seine Helfer hatten jeden Quadratzentimeter der Wände und des Bodens der Höhle eingehend untersucht, aber nichts gefunden. Die Höhle selbst sah aus, als sei sie von Menschenhand geschaffen, dennoch konnte sich Ackerman dessen nicht hundertprozentig sicher sein.

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein Bohneneintopf gleichmäßig angewärmt wurde, blickte er hinaus, um nachzusehen, ob die Antenne für sein Satellitentelefon nicht vom Wind umgeweht worden war. Sie befand sich unversehrt an Ort und Stelle, also kehrte er in die Höhle zurück und ging seine E-Mails durch. Ackerman hatte völlig vergessen, dass in der übrigen Welt Weihnachten gefeiert wurde, doch die entsprechenden Wünsche und Grüße seiner Freunde und Verwandten erinnerten ihn jetzt daran. Während er ihre Nachrichten beantwortete, breitete sich zunehmend Traurigkeit und Niedergeschlagenheit in ihm aus. Man schrieb einen Festtag, den die meisten Amerikaner mit ihrer Familie oder mit Freunden verbrachten, und er saß hier mitten im Nirgendwo, mutterseelenallein und auf der Jagd nach einem Traumgebilde, an dessen Existenz er schon nicht mehr richtig glauben konnte.

Nach und nach verwandelte sich die Traurigkeit in Wut. Indem er seine Bohnen völlig vergaß, nahm er die Coleman-Lampe vom Tisch und ging zum hinteren Ende der Höhle. Dort blieb er stehen und verfluchte halblaut die Folge der Ereignisse, die ihn einen der festlichsten Tage des Jahres in einer fernen und eisig kalten Wüste verbringen ließ. All seine mikroskopischen Untersuchungen und seine sorgfältige Staubpinselei hatten nichts gebracht.

Es gab überhaupt nichts – nur leeres Gerede. Morgen würde er das Lager abbrechen, das Zelt und das gesamte Material auf den Schlitten hinter seinem Schneemobil laden. Sobald das Wetter sich ein wenig besserte, würde er sich dann auf den Weg zur nächsten Stadt, Angmagssalik, knapp zweihundert Kilometer entfernt, machen.

Der Schrein der Götter würde ein Mythos bleiben. In einem plötzlichen Wutanfall stieß er einen lauten Fluch aus und schwang die mit Brennstoff gefüllte Laterne hoch und ließ den Griff am höchsten Punkt los. Die Laterne flog durch die Luft und krachte gegen das Felsdach der Höhle.

Der Glaskörper zersplitterte, und lodernder Brennstoff spritzte gegen die Decke und sickerte an den Felswänden herab. Dann, wie durch einen geheimen Zauber, wurden die Flammen durch die Risse über seinem Kopf gesogen. Die Reste der brennenden Flüssigkeit verschwanden in vier Spalten, die ein Quadrat bildeten.

Das Höhlendach, dachte Ackerman, wir haben nie das Dach untersucht.

Er ging zum Höhleneingang, öffnete eine Holzkiste und holte die dünnen Aluminiumröhren heraus, mit denen sie auf dem Höhlenboden ein Gitter für die genaue archäologische Untersuchung ausgelegt hatten. Jede der Röhren war knapp anderthalb Meter lang. In einem Gerätesack aus Nylon fand Ackerman eine Rolle Klebeband, mit dessen Hilfe er die Stäbe zusammenfügte, bis er eine etwa fünf Meter lange Stange erhielt. Diese ergriff er wie einen Speer und kehrte damit in die Höhle zurück.

Die zerbrochene Laterne lag noch immer brennend auf dem Höhlenboden. Der Metallkörper war verbeult, und der Glaskörper fehlte, aber sie verströmte weiterhin Licht. Er blickte zur Decke hoch und sah, dass der Qualm der mittlerweile verbrannten Flüssigkeit die nur undeutlich erkennbaren Umrisse eines Quadrats hinterlassen hatte.

Indem er die Stange gegen eine Seite des Quadrats stemmte, übte Ackerman einen behutsamen Druck aus.

Die dünne Steinplatte, die die Abdeckung bildete, wies abgeschrägte Kanten auf. Sobald er mit der Stange dagegen drückte, rutschte sie, gehalten von alten Holzdübeln, zur Seite, bis sie sich wie die Jalousie eines kunstvoll geschaffenen Fensters öffnete.

Dann, sobald die Klappe offen stand, fiel eine aus Walrosshaut geknüpfte Leiter herunter.

Ackerman war starr vor Staunen. Dann löschte er die immer noch brennende Laterne, kehrte zum Zelt zurück und stellte fest, dass sein Bohneneintopf überkochte. Er nahm ihn vom Kocher, dann suchte er eine Taschenlampe, einige Hilfsmittel für den Fall, dass er stecken bleiben sollte, sowie ein Seil und eine Digitalkamera zusammen. Schließlich kehrte er zu der Leiter zurück, um zu seiner Entdeckung hinaufzusteigen.

Sobald er die Öffnung hinter sich hatte, war es, als sei Ackerman auf den Dachboden eines alten Hauses geklettert. Hier befand sich die eigentliche Höhle. Die Höhle nämlich, die er und die Studenten so eingehend untersucht hatten, war lediglich eine sorgfältig angelegte Täuschung. Mit der Taschenlampe den Weg ausleuchtend, bewegte sich Ackerman in Richtung der unteren Höhlenöffnung. Etwa in gleicher Höhe, wo die untere Höhlenöffnung nach draußen führte, fand Ackerman einen Geröllhaufen, der wie ein natürlicher Erdrutsch erschien. Später könnte er das Gestein beiseite räumen und in die Eiswüste hinausblicken, doch im Augenblick – und seit mehreren Jahrhunderten – bewahrte der Felssturz die Geheimnisse.

Die Tarnung hatte Ackerman erfolgreich getäuscht.

Nun machte er kehrt, schob sich vorsichtig an der Öffnung im Felsboden vorbei und ließ ein Ende seines Seils auf den Boden fallen. Indem er es abwickelte, drang er in den Korridor vor, wobei er die Taschenlampe über den Kopf hielt.

Die Wände waren mit Zeichnungen von jagenden Männern, erlegten Wildtieren und Schiffen auf Reisen zu fernen Gestaden verziert. Es schien Ackerman offensichtlich, dass viele Menschen jahrelang in der Höhle geschuftet hatten. Der Gang erweiterte sich zu einem großen Raum, und das Licht streifte Öffnungen, in denen, von der Kälte konserviert, Pelze und Tierfelle auf übereinander angeordneten Schlafstätten lagen. Sie waren als Lager für die Bergleute aus dem Fels herausgehauen worden. Er folgte einem Gang entlang des Schlafbereichs, der über mehrere kurze Abzweigungen von der Haupthöhle hin bis zu einem Teil verfügte, dessen Wände von Kochfeuern rußgeschwärzt waren. Lange, roh behauene Tische, die in Einzelteilen in die Höhle gebracht und dort zusammenfügt worden waren, füllten einen Speisesaal mit hoher Decke. Ackerman ließ den Lichtstrahl seiner Taschenlampe herumwandern und entdeckte kleine Walölbecken mit langen Dochten, die offensichtlich in die Wände eingelassen waren, um Licht zu spenden.

Es waren genügend Plätze für etwa hundert Menschen vorhanden.

Ackerman sog prüfend die Luft ein und fand sie erstaunlich frisch. Tatsächlich konnte er sogar einen leichten Luftstrom wahrnehmen. Er kam zu der Vermutung, dass die Männer Eriks des Roten eine Technik entwickelt haben mussten, Luftschächte zu bohren und ein Belüftungssystem zu schaffen, um schlechte Luft und üble Gerüche aus der Höhle abzuleiten. Nicht allzu weit von dem Speisesaal entfernt befand sich ein kleinerer Raum mit schräg vor den Wänden stehenden Trögen. Diese waren mit dampfendem Wasser gefüllt. Er wusste, dass es sich dabei um primitive Toiletten handelte, aber während er sich ausrechnete, dass sie an die tausend Jahre alt sein mussten, tauchte Ackerman einen Finger ins Wasser. Es war heiß. Sie mussten eine geothermale unterirdische Wasserader gefunden und umgeleitet haben, dachte Ackerman. Ein paar Schritte weiter, gleich hinter dem Raum mit den Toiletten, stieß er auf einen erhöht angelegten Tümpel, aus dem sich Wasser in die Tröge ergoss. Die Bäder.

Nach den Bädern tastete er sich durch einen engen Gang, dessen Wände sorgfältig geglättet und mit geometrischen Symbolen versehen waren, die in den Fels graviert waren und im Licht der Taschenlampe rot, gelb und grün leuchteten. Ein kurzes Stück weiter war eine Öffnung zu sehen, von sorgfältig ausgesuchten Schmucksteinen eingerahmt.

Ackerman trat durch diese Öffnung in eine geräumige Kammer.

Soweit er erkennen konnte, waren die Wände glatt und sämtliche Kanten abgerundet. Der Boden war hier mit plattenförmigen Steinen ausgelegt, um einen nahezu völlig ebenen Untergrund zu schaffen. Geoden und Kristalle hingen wie natürliche Lüster von der Decke herab. Ackerman justierte seine Taschenlampe. Dann richtete er sich auf, hielt sie sich wieder über den Kopf und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.

Mitten im Raum erhob sich ein Podest, auf dem ein graues kugelförmiges Gebilde lag.

Die Geoden und Kristalle an der Decke zerlegten das Licht der Taschenlampe in Tausende winzige Regenbogen, die über die Wände tanzten, als würden sie von einer rotierenden Discokugel erzeugt. Ackerman atmete zischend aus, und dieses Geräusch geisterte jetzt als mehrfach verstärktes Echo durch den Raum.

Er näherte sich dem brusthohen Podest und betrachtete fasziniert die Kugel.

»Ein Meteorit«, sagte er laut.

Dann holte er die Digitalkamera hervor und begann damit, seine Umgebung in allen Einzelheiten zu dokumentieren.

Nachdem er über die Leiter wieder in die untere Höhle zurückgekehrt war, nahm er den Geigerzähler aus der Utensilientasche, schlug ein Buch über Metallanalyse auf und versuchte, die Zusammensetzung der Kugel zu bestimmen. Es dauerte nicht lange, und er hatte das Rätsel gelöst.

Eine Stunde später, wieder aus der oberen Höhle zurück, fasste Ackerman die Digitalbilder und die Messungen des Geigerzählers zu einem E-Mail-Paket zusammen. Nachdem er eine Stunde damit zugebracht hatte, eine flammende Presseerklärung über sich selbst zu formulieren und diese seiner Nachricht hinzuzufügen, schickte er die E-Mail zwecks Begutachtung und Genehmigung seinem Sponsor.

Dann lehnte er sich zurück, um in seinem Ruhm zu schwelgen. Und wartete auf Antwort.

In der Echelon-Überwachungsstation außerhalb Londons in der Nähe von Chatham wurde der größte Teil der weltweiten Kommunikation aufgezeichnet. Als von England und den Vereinigten Staaten gemeinsam betriebene Einrichtung hatte sich Echelon einiger Aufmerksamkeit der Presse auf beiden Seiten des Großen Teichs erfreuen dürfen. Im Grunde war Echelon nicht mehr und nicht weniger als ein riesiger Abhörapparat, der den gesamten weltweiten Kommunikationsaustausch aufschnappte und zur Auswertung durch einen Computer jagte. Bestimmte Wörter waren gekennzeichnet, so dass sie, falls sie auftauchten, bewirkten, dass die Nachrichten, in denen sie enthalten waren, ausgeworfen wurden, um von einem menschlichen Mitarbeiter genauer in Augenschein genommen zu werden. Dann wurde die gekennzeichnete Nachricht auf einen Dienstweg geschickt, bis sie schließlich dem zuständigen Spionagedienst zugeleitet oder als unwichtig abgelegt wurde.

Ackermans E-Mail aus Grönland wanderte zu einem Satelliten, ehe sie in die Vereinigten Staaten weitergeleitet wurde. Auf ihrem Weg zurück zur Erde wurde die Nachricht von Echelon abgefangen und in den Computer eingegeben. Sie enthielt ein Wort, das eine eingehende Überprüfung auslöste.

Nach einiger Zeit würde die Nachricht in England den Dienstweg durchlaufen und durch eine sichere Leitung den Ozean zur National Security Agency in Maryland überqueren, um dann zur Central Intelligence Agency in Langley, Virginia, weitergeschickt zu werden.

Doch bei Echelon gab es einen Verräter, so dass der Text noch an einen anderen Ort übermittelt wurde.

In der Höhle am Mount Forel träumte John Ackerman von seinem neuen Leben. Er hatte sich bereits auf den Titelblättern der meisten archäologischen Fachzeitschriften gesehen. Nun formulierte er in Gedanken eine Dankesrede für etwas, das, zumindest in seiner Vorstellung, dem Oscar der Archäologie entsprach.

Dieser Fund war eine bedeutende Angelegenheit, ähnlich wichtig wie das Öffnen einer Pyramide oder die Ortung eines bislang unberührten, vollständig erhaltenen Schiffswracks. Magazinartikel, Bücher und Talkshows erwarteten ihn. Wenn sich Ackerman klug genug anstellte, dann bildete dieser Fund die Grundlage einer atemberaubenden Karriere. Er könnte ein allseits anerkannter Großmeister der Archäologie werden, der Mann, den die Medien in solchen und ähnlichen Fällen um eine Stellungnahme und Bewertung bitten würden. Er könnte richtig prominent werden – und das allein war heutzutage schon eine bedeutende Karriere. Wenn er insgeheim ein wenig nachhülfe, wäre der Name John Ackerman schon bald das Synonym für große Entdeckungen.

Dann meldete sein Computer mit einem elektronischen Zwitschern den Eingang einer Nachricht.

Die Nachricht war kurz und bündig.


Informieren Sie vorerst noch niemanden. Wir brauchen mehr schlüssige Beweise, ehe wir mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit geben. Ich schicke Ihnen jemanden, um alles zu überprüfen. Er dürfte in ein oder zwei Tagen bei Ihnen eintreffen. Fahren Sie bis dahin fort, den Fund zu dokumentieren. Tolle Arbeit, John, aber behalten Sie vorerst alles für sich.

Als Ackerman die Nachricht das erste Mal las, war er irritiert. Dann dachte er nach und konnte sich mit dem Gedanken beruhigen, dass sein Sponsor wahrscheinlich einige Zeit brauchte, um die Neuigkeit von dem Fund als Sensation in die Presse zu lancieren. Vielleicht hatte er die Absicht, einem der wichtigeren Rundfunksender die Exklusivrechte an dieser Sache zu verkaufen, und brauchte Zeit, um ein entsprechendes Gespräch zu arrangieren. Vielleicht plante er auch eine konzertierte Aktion aus Magazinen, Zeitungen und Fernsehauftritten.

Nicht lange, und Ackerman konnte an nichts anderes mehr denken, und sein Ego begann, verrückt zu spielen.

Je größer die Publicity wäre, desto grandioser konnte sich auch seine Zukunft entwickeln.

Für Ackerman allerdings würde sich sein durch Selbstüberschätzung aufgeblähtes Ego als eine tödliche Kombination erweisen.

4

Manchmal ist es besser, Glück zu haben, statt clever zu sein. Im obersten Stockwerk eines Hotels in einer Stadt, die sich bei Glücksrittern und Hasardeuren besonderer Beliebtheit erfreute, überflog ein Mann in mittlerem Alter namens Halifax Hickman die Digitalfotos auf einem Computermonitor und lächelte. Nach Lektüre eines gesonderten Berichts, den er vor ein paar Stunden ausgedruckt hatte, stellte er auf einem Notizblock einige Berechnungen an und betrachtete noch einmal die Bilder. Unglaublich. Da fand sich endlich die Lösung all seiner Probleme – inklusive eines steuerfreien Bonus.

Es war, als hätte er einen Vierteldollar in einen einarmigen Banditen gesteckt und einen millionenschweren Jackpot gewonnen.

Hickman brach in Gelächter aus – doch es war kein glückliches Lachen. Das Lachen klang böse und hatte seinen Ursprung an einem freudlosen Ort. Von Rache gesteuert und mit Hass getränkt kam es aus den finstersten Winkeln der Seele des Mannes.

Als das Lachen erstarb, griff er nach dem Telefon und wählte eine Nummer.

Clay Hughes lebte in den Bergen nördlich von Missoula, Montana, in einer Hütte, die er selbst gebaut hatte, und auf einem Stück Land, etwa sechzig Hektar groß, das ihm gehörte. Eine heiße Quelle auf seinem Land lieferte Wärme sowohl für die Hütte wie auch für eine Reihe von Gewächshäusern, die ihn im Wesentlichen mit Nahrung versorgten. Sonnen– und Windenergie erzeugten den notwendigen elektrischen Strom. Mobil– und Satellitentelefon hielten die Sprechverbindung zur restlichen Welt aufrecht. Hughes hatte bei einer Bank in Missoula ein Konto mit sechsstelligem Guthaben, eine Adresse bei einem Schließfach– und Versandservice, um Post zu verschicken und zu empfangen, sowie drei Reisepässe, vier Sozialversicherungsnummern und Führerscheine mit verschiedenen Namen und Adressen.

Er legte großen Wert auf seine Privatsphäre – ein nicht ungewöhnlicher Wesenszug bei Auftragsmördern, die auf keinen Fall auffallen wollen.

»Ich habe Arbeit für Sie«, sagte Hickman.

»Wie viel?«, kam Hughes sofort zum wesentlichen Punkt.

»Circa fünf Tage für fünfzigtausend Dollar. Und ich sorge für die Beförderung.«

»Da nehme ich an, dass jemand in Kürze einen schlechten Tag erwischen wird«, sagte Hughes. »Was sonst noch?«

»Ich muss einen Gegenstand irgendwohin bringen lassen, wenn es erledigt ist«, antwortete Hickman.

»Hilft es der Sache?«, wollte Hughes wissen.

»Ja.«

»Dann ist der Transport kostenlos«, sagte Hughes edelmütig.

»Mein Jet wird in einer Stunde dort sein«, erwiderte Hickman. »Ziehen Sie sich warm an.«

»Ich möchte Gold«, sagte Hughes.

»Sie bekommen es«, versprach Hickman und unterbrach die Verbindung.

Eine Stunde später landete eine Raytheon Hawker 800XP auf dem Flugplatz von Missoula. Hughes schaltete den Motor seines liebevoll restaurierten 1972er International Scout aus. Er holte eine Tasche aus dem Kofferraum, öffnete sie und warf einen letzten prüfenden Blick auf seine Waffen. Zufrieden, dass alles vorhanden und in Ordnung war, zog er den Reißverschluss der Tasche zu, hob sie heraus und stellte sie auf den Boden. Dann schloss er die Heckklappe, bückte sich und machte die Sprengladung scharf, die er als Diebstahlsicherung installiert hatte.

Wenn sich irgendwer an seinem Wagen zu schaffen machte, während er weg war, würde der Scout explodieren, und sämtliche Hinweise auf seine Eigentümerschaft sowie all seine persönlichen Papiere würden gleich mit vernichtet werden. Hughes war im höchsten Maße paranoid. Er lud sich die Reisetasche auf die Schulter und ging zum Düsenjet.

Siebenundvierzig Minuten später überflog er auf einem nord-nordöstlichen Kurs die kanadische Grenze.

5

Am Tag, nachdem die E-Mail aus Grönland abgefangen worden war, saß Langston Overholt IV in seinem Büro im CIA-Hauptquartier in Virginia und betrachtete ein Foto des Meteoriten. Er warf einen kurzen Blick auf einen Bericht über Iridium und studierte dann seine Agentenliste. Wie üblich herrschte Personalknappheit. Er griff in eine Schüssel auf seinem Schreibtisch, nahm einen Tennisball heraus, warf ihn gegen die Wand und fing ihn wieder auf, sobald er zurücksprang. Dieses eintönige Hin und Her beruhigte ihn.

War es die Sache wert, Agenten von anderen Operationen abzuziehen? Es ging wie immer um das Verhältnis zwischen Risiko und Nutzen. Overholt wartete auf einen Bericht aus dem CIA-Labor, der weitere Informationen über die mögliche Bedrohung liefern könnte. Im Augenblick aber war die Lage ziemlich eindeutig. Er brauchte jemanden, der nach Grönland reiste und den Meteoriten in sicheren Gewahrsam nahm. Sobald dies geschehen wäre, minimierte sich das Risiko um einiges. Und da seine sämtlichen Agenten nicht abkömmlich waren, entschied er sich, einen alten Freund um Hilfe zu bitten.

»Zwei fünf zwei vier.«

»Hier ist Overholt. Wie sieht es in Island aus?«

»Wenn ich noch einen Hering esse«, erwiderte Juan Cabrillo, »könnte ich aus eigener Kraft bis nach Irland schwimmen.«

»Es gibt Gerüchte, dass du für die Kommunisten arbeitest«, sagte Overholt.

»Darüber weißt du bestimmt bestens Bescheid«, gab Cabrillo zurück. »In der Ukraine gab es eine Sicherheitslücke.«

»Ja«, sagte Overholt, »wir arbeiten ebenfalls daran.«

Cabrillo und Overholt waren Jahre zuvor Partner gewesen. Ein Fehlschlag in Nicaragua hatte Cabrillo seinen Job bei der CIA gekostet, doch er hatte Overholt aus dem Schlamassel heraushalten können. Overholt hatte ihm diesen Gefallen nicht vergessen und in den folgenden Jahren Cabrillo und der Corporation so viele Aufträge zugeschanzt, wie bei einer genaueren Kontrolle nicht auffallen würden.

»Dieser ganze Terrorismus«, stellte Cabrillo fest, »hat für einen enormen Aufschwung in unserem Gewerbe gesorgt.«

»Hast du Zeit für ein kleines Nebengeschäft?«

»Wie viele Leute sind nötig?«, fragte Cabrillo und dachte dabei an die Jobs, für die man sie bereits engagiert hatte.

»Nur einer«, sagte Overholt.

»Volles Honorar?«

»Wie immer«, sagte Overholt, »mein Arbeitgeber ist kein Geizkragen.«

»Kein Geizkragen, aber schnell im Feuern von Angestellten.«

Cabrillo war nie darüber hinweggekommen, im Stich gelassen worden zu sein, und das mit gutem Grund. Der Kongress hatte ihn über offenem Feuer geröstet, und sein damaliger Boss hatte nichts getan, um dieses Feuer zu ersticken. Er hatte für Politiker und Bürokraten ungefähr genauso viel übrig wie für bohrfreudige Zahnärzte.

»Ich brauche lediglich jemanden, der nach Grönland rüberfliegt und dort etwas abholt«, erklärte ihm Overholt. »Das dauert ein oder zwei Tage.«

»Da hast du ja genau die beste Zeit erwischt«, stellte Cabrillo fest. »Es ist eisig kalt, und um diese Jahreszeit bleibt es dort vierundzwanzig Stunden lang dunkel.«

»Wie ich hörte, soll das Nordlicht um diese Zeit besonders eindrucksvoll sein«, versuchte ihm Overholt die Sache schmackhaft zu machen.

»Warum lässt du die Angelegenheit nicht von einem deiner CIA-Heinis erledigen?«

»Wie üblich steht niemand zur Verfügung. Da bezahle ich lieber deinen Verein und bringe die Geschichte mit einem Minimum an Aufsehen über die Bühne.«

»Wir haben hier immer noch für ein paar Tage zu tun«, sagte Cabrillo, »ehe wir wieder frei sind.«

»Juan«, sagte Overholt locker, »so wie ich es sehe, ist es ein Einmannjob. Wenn du einen deiner Männer rüberschicken und abholen lassen könntest, was wir brauchen, würde er wahrscheinlich noch vor Ende der Gipfelkonferenz wieder zurück sein.«

Cabrillo ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. Der Rest seines Teams sorgte für die Sicherheit des Emirs. Während der letzten zwei Tage hatte Cabrillo an Bord der Oregonherumgehangen und die Zeit mit Verwaltungsarbeit totgeschlagen. Er langweilte sich ohnehin und fühlte sich wie ein Rennpferd im Stall.

»Ich übernehme den Job«, entschied er also. »Meine Leute haben hier alles im Griff.«

»Wunderbar«, sagte Overholt.

»Ich brauche nur rüberzufliegen und etwas abzuholen, richtig?«

»So sieht es aus.«

»Und was ist es?«

»Ein Meteorit«, antwortete Overholt lauernd.

»Warum um alles in der Welt sollte die CIA auf einen Meteoriten scharf sein?«, fragte Cabrillo.

»Weil wir glauben, dass er vielleicht aus Iridium besteht und Iridium dazu verwendet werden kann, eine ›schmutzige Bombe‹ zu bauen.«

»Was sonst noch?«, fragte Cabrillo, nun um einiges wachsamer.

»Du musst ihn dem Archäologen, der ihn gefunden hat, stehlen«, sagte Overholt, »und zwar am besten, ohne dass er etwas bemerkt.«

Cabrillo wartete ein paar Sekunden mit seiner Erwiderung. Dann fragte er: »Hast du in letzter Zeit mal in deine Grube geschaut?«

»In welche Grube?« Overholt schluckte den Köder.

»Die Schlangengrube, in der du lebst«, sagte Cabrillo.

»Also übernimmst du den Job?«

»Schick mir die Einzelheiten«, sagte Cabrillo. »Ich breche in ein paar Stunden auf.«

»Keine Sorge – das wird das am leichtesten verdiente Geld, das die Corporation in diesem Jahr einnimmt. Wie ein Weihnachtsgeschenk von einem guten Freund.«

»Bewahre mich vor Freunden, die mit Geschenken unterm Arm anrücken«, sagte Cabrillo, ehe er das Gespräch beendete.

Eine Stunde später schloss Juan Cabrillo seine Vorbereitungen ab.

Kevin Nixon wischte sich die Hände an einem Putzlumpen ab, dann warf er den Lappen auf eine Werkbank im Zauberladen. Zauberladen nannte sich an Bord der Oregondie Abteilung, die sich mit der Herstellung von Fälschungen, der sicheren Unterbringung von Waffen, der Konstruktion von speziellen elektronischen Geräten, Tarnungen und Verkleidungen beschäftigte. Nixon fungierte als Werkstattboss und fantasievoller Erfinder.

»Ohne genaue Maßangaben«, stellte er fest, »ist dies das Beste, das ich zustande bringe.«

»Es sieht gut aus, Kevin«, sagte Cabrillo, nahm das Objekt und legte es in einen Karton, den er mit Klebeband verschloss.

»Nimm auch diese noch mit«, sagte Nixon und reichte Cabrillo einige Päckchen.

»Okay«, sagte Kevin Nixon dann, »du hast jetzt Kleidung für kalte Witterung, Telefon und Funkgerät, Notrationen und alles Mögliche außerdem, von dem ich meine, dass du es brauchen könntest. Viel Glück.«

»Danke«, sagte Cabrillo. »Jetzt muss ich nach oben an Deck und mit Max reden.«

Weniger als eine Stunde später, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Max Hanley, sein Stellvertreter, den Einsatz in Reykjavik perfekt unter Kontrolle hatte, ließ sich Juan Cabrillo von einem Taxi zum Flughafen bringen, um von dort aus zu seinem Flug nach Grönland zu starten. Was auf den ersten Blick wie eine einfache Angelegenheit aussah, sollte sich nach und nach als zunehmend kompliziert erweisen.

Und am Ende, wenn alles vorbei wäre, wäre eine ganze Nation einer ernsten Bedrohung ausgesetzt, und Menschen würden sterben.


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