Текст книги "Todesschrein"
Автор книги: Clive Cussler
Соавторы: Graig Dirgo
Жанр:
Триллеры
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33
Die Oregonjagte durch die Nordsee wie ein Wal unter Strom. Im Kontrollraum blickten Max Hanley, Eric Stone und Linda Ross aufmerksam auf einen Monitor, der anzeigte, wo sich der Meteorit zurzeit befand. Seit der Korrektur der Frequenzen waren die Signale konstanter geworden und zur Ruhe gekommen. An Stelle der gelegentlichen Verzerrungen, die auftraten, wenn die Peilwanzen in die Nähe von Starkstromleitungen gerieten, empfingen sie jetzt ein eindeutiges, klares Bild.
»Das Wasserflugzeug ist soeben im Firth of Forth gelandet«, stellte Eric Stone fest und schaute auf einen anderen Bildschirm. »Es ist zu neblig, so dass er Juan nicht genau lokalisieren kann.«
»Er soll in der Nähe bleiben und sich bereithalten«, entschied Max Hanley.
Stone leitete die Empfehlung per Sprechfunk weiter.
Danach stellte Hanley über die abhörsichere Leitung eine Verbindung mit Overholt her.
»Der Lastwagen fährt nach Edinburgh«, meldete Hanley.
»Die Engländer haben sowohl die Innenstadt als auch die nach Süden führenden Autobahnen abgesperrt«, informierte ihn Overholt. »Wenn sie sich auf den Weg nach London machen, haben wir sie.«
»Es wird auch allmählich Zeit«, sagte Hanley.
Der Fahrer des Lieferwagens wandte sich seinem Partner zu. »Es gibt eine Änderung der Pläne«, sagte er ohne irgendwelche Anzeichen von Nervosität.
»Flexibilität ist die Grundlage für guten Sex und perfekte Geheimhaltung«, sagte der Beifahrer. »Wohin geht es jetzt?«
Der Fahrer setzte ihn ins Bild.
»Dann solltest du hier lieber gleich nach links abbiegen«, sagte der Beifahrer, während er weiter die Straßenkarte studierte.
Juan Cabrillo konzentrierte sich auf die Straße, während er den Lieferwagen mit seinem Funkdetektor verfolgte. Es war mittlerweile fast zwanzig Minuten her, seit er den Lieferwagen gesehen hatte, doch sobald sie durch eine Reihe von Dörfern in der Umgebung Edinburghs fuhren, hatte er Gas gegeben und war im Begriff, die Lücke zwischen ihnen zu schließen.
Er löste den Blick von dem Metallkasten auf dem Beifahrersitz und ließ ihn über die Landschaft schweifen.
Der Nebel lag wie ein dickes Tuch auf der Straße, die mit Mäuerchen aus Natursteinen gesäumt war. Die Bäume waren völlig kahl und erschienen wie groteske Totengerippe vor dem grauen Hintergrund. Gut eine Minute zuvor hatte Cabrillo einen kurzen Blick auf den Firth of Forth erhaschen können, jenen Meeresarm der Nordsee, der weit nach Schottland hineinreichte. Seine Fluten waren schwarz und aufgewühlt. Der Bogen der Hängebrücke in der Nähe des Ufers war kaum zu erkennen.
Er trat aufs Gaspedal und konzentrierte sich wieder auf den Metallkasten. Die Peilsignale kamen mit jeder Sekunde näher.
»Ich habe nur Befehl, Sie davor abzusetzen und zu verschwinden«, erklärte der Fahrer. »Jemand wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
Der Fahrer bremste vor dem Bahnhof in Inverkeithing und blieb neben einem Kofferträger mit einem Gepäckkarren stehen.
»Sonst noch was?«, fragte der Passagier, während er bereits Anstalten machte, die Tür zu öffnen.
»Viel Glück«, wünschte ihm der Fahrer.
Der Passagier stieg aus und winkte dem Kofferträger.
»Kommen Sie mal«, sagte er, »ich habe Arbeit für Sie.«
Der Träger ließ sich nicht lange bitten und kam herüber.
»Haben Sie schon Ihre Fahrkarte?«
»Nein«, antwortete der Fahrgast.
»Wo ist Ihr Gepäck?«
Der Passagier öffnete die Hecktür des Lieferwagens und deutete auf die Kiste.
Der Träger bückte sich und hob die Kiste an. »Die ist aber schwer«, stellte er fest. »Was ist da drin?«
»Hochempfindliche Geräte zur Ölsuche«, sagte der Passagier, »also seien Sie bloß vorsichtig.«
Der Träger stellte die Kiste auf den Karren und richtete sich auf.
»Sie sollten lieber reingehen und sich Ihre Fahrkarte besorgen«, riet der Träger. »Der Zug fährt in weniger als fünf Minuten ab. Wo wollen Sie hin?«
»Nach London«, sagte der Passagier und ging zur Tür.
»Ich erwarte Sie am Zug«, sagte der Träger.
Während der Meteorit auf dem Karren durch den Bahnhof geschoben wurde, verließ der Fahrer mit dem Lieferwagen den Bahnhofsvorplatz in Inverkeithing und bog nach links ab. Er war nur ein paar Kilometer in Richtung Edinburgh gefahren, als der Verkehr dichter und langsamer wurde. Vor ihm gab es wohl einen Verkehrsstau. Er blickte an der Autoschlange entlang und versuchte, etwas zu erkennen. Es sah aus wie eine Verkehrskontrolle. Langsam rollte er weiter.
»Starten Sie jetzt«, befahl Max Hanley per Sprechfunk dem Piloten des Wasserflugzeugs.
Der Pilot, der mit Klebeband noch schnell eine Notiz an seiner schweren mit Kaffee gefüllten Thermosflasche befestigt hatte, schob die Gashebel nach vorne. Das Flugzeug schwankte und hüpfte, während es mit zunehmender Geschwindigkeit über die kabbeligen Wellen glitt.
Mit einem kleinen Hüpfer hob es schließlich ab.
Der Pilot flog so niedrig, wie er es so eben noch glaubte riskieren zu können. Er blickte angestrengt nach unten und hielt nach irgendeinem Hinweis auf den seltsam aussehenden Wagen Ausschau, den Hanley ihm beschrieben hatte. Er befand sich nur wenige Meter über den Stromleitungen, als er die Straße fand, nach der er gesucht hatte.
Das Signal war stehen geblieben und bewegte sich nicht mehr. Das Problem war, dass Juan Cabrillo keine Landkarte von der Gegend hatte, daher blieb ihm nichts anderes übrig, als irgendwie im Kreis zu fahren und darauf zu achten, wann das Peilsignal am stärksten empfangen wurde.
»Letzter Aufruf für Zug Nummer Siebenundzwanzig nach London«, plärrte der Lautsprecher, »alles einsteigen!«
»Ich habe nur noch amerikanisches Geld«, sagte der Passagier. »Sind zwanzig Dollar genug?«
»Das reicht, Sir«, sagte der Kofferträger. »Ich schaffe nur schnell die Kiste in Ihr Abteil.«
Der Träger stieg in den Zug, fand das Abteil und öffnete die Tür. Dann stellte er die Kiste mit dem Meteoriten auf den Boden. Sobald er das Abteil verlassen hatte, erschien auch schon der Passagier. Er hatte die Fahrkarte immer noch in der Hand und ließ sich erleichtert auf seinen Sitzplatz fallen.
»Wie sieht unser Zeitplan aus?«, fragte Max Hanley.
»In diesem Moment geht ein Zug nach London ab«, meldete Eric Stone nach einem Blick auf seinen Computermonitor.
»Sieh dir an, welche Strecke er fährt.«
»Ich bin kurz vor Edinburgh«, gab Adams per Sprechfunk durch. »Bisher noch keine Spur von Juan.«
»Halte Ausschau nach dem Wasserflugzeug«, funkte Hanley zurück.
»Verstanden«, antwortete Adams.
Billy Joe Shea wandte sich per Headset an George Adams: »Ich kann nur hoffen, dass mein Wagen nicht zu Schaden kommt.«
»Keine Sorge«, sagte Adams, »falls ihm irgendetwas zugestoßen ist, werden meine Leute es in Ordnung bringen.«
»Das möchte ich Ihnen auch geraten haben«, sagte Shea.
»Schauen Sie bloß nach unten, ob Sie ihn irgendwo entdecken.«
An Bord der Oregonnahm Hanley das Mikrofon des Funkgeräts an sich und rief das Wasserflugzeug.
»Ich glaube, ich sehe ihn«, meldete der Pilot.
»Notieren Sie Zug nach Londonauf Ihrem Zettel«, sagte Hanley, »außerdem Adams ist unterwegs,machen Sie sich irgendwie bei ihm bemerkbar, damit er Sie sieht, und werfen Sie den Zettel ab.«
»Alles klar, Boss«, sagte der Pilot.
Nachdem er mit einem Filzstift eine weitere Zeile auf den Zettel gekritzelt hatte, tauchte er unter den Stromleitungen durch und zog die Maschine keine drei Meter über Cabrillo im MG hinweg.
»Was zum Teufel …«, stieß Cabrillo hervor, als das Schwanzleitwerk des Wasserflugzeugs vor seiner Windschutzscheibe auftauchte.
Der Pilot wackelte mit den Tragflächen, dann beschleunigte er, flog ein Stück voraus und wendete für einen weiteren Überflug. Sobald Cabrillo einen Blick auf den Rumpf der Maschine werfen konnte, erkannte er in ihr ein Flugzeug der Corporation und stoppte am Straßenrand.
Er klappte das Verdeck des Cabrios zurück und reckte den Hals, während er den Himmel absuchte. Das Wasserflugzeug schwebte wieder dicht über der Straße und kam langsam auf ihn zu. Als es ihn fast erreicht hatte, sah Cabrillo, wie eine Röhre aus dem Fenster flog und über den Asphalt hüpfte.
Die Thermosflasche rollte weiter, bis sie keine drei Meter vor dem MG auf der Straße liegen blieb.
Cabrillo sprang aus dem Wagen, um sie schnellstens zu holen.
»Seaplane 8746«, meldete sich die Flugkontrolle in Edinburgh, »achten Sie auf einen Helikopter in Ihrer nächsten Umgebung.«
Der Pilot des Wasserflugzeugs der Corporation brach seinen steilen Steigflug ab und brauchte ein oder zwei Sekunden, um zu antworten.
»Tower, Seaplane 8746, Helikopter im Sektor«, sagte der Pilot, »bitte geben Sie Fabrikat durch.«
»Seaplane 8746, Helikopter ist ein Robinson R-44.«
»Seaplane 8746, ich habe Sichtkontakt.«
»Die Engländer haben den Lieferwagen umzingelt«, sagte Overholt zu Hanley.
»Ich denke, sie haben den Meteoriten in den Zug nach London umgeladen«, erwiderte Hanley.
»Das soll wohl ein schlechter Witz sein«, sagte Overholt wütend. »Ich muss sofort den Chef des MI5 anrufen und ihm Bescheid geben. Welcher Zug?«
»Genau wissen wir es noch nicht, aber der nächste Zug, der abfährt, geht nach London«, sagte Hanley.
»Ich rufe Sie zurück«, fauchte Overholt und knallte den Hörer auf die Gabel.
Doch ein paar Sekunden später klingelte sein Telefon schon wieder – diesmal war es der Präsident persönlich.
Der Pilot des Wasserflugzeugs rief Adams über Funk. »Folgen Sie mir, ich führe Sie direkt zu ihm.«
»Dann mal los«, sagte George Adams.
Nach einer weiteren Kehre erschien das Wasserflugzeug wieder über der Straße und setzte abermals zu einem Überflug an. Der Robinson folgte.
»Dort!«, rief Shea, als sein MG in Sicht kam.
Adams blickte nach unten. Cabrillo war gerade im Begriff, zu dem Oldtimer zurückzugehen.
Adams setzte mit dem Robinson auf einem Feld auf der anderen Straßenseite auf und ließ den Motor laufen. Cabrillo kam mit der Thermosflasche und seinem Satellitentelefon unterm Arm herübergerannt. Er öffnete die Passagiertür und legte beide Gegenstände auf den Rücksitz. Shea hatte Schwierigkeiten mit seinem Sicherheitsgurt. Cabrillo öffnete ihn und half dem Mann beim Aussteigen.
»Die Schlüssel stecken«, rief er laut, um den Lärm des Motors und der Rotoren zu übertönen, »wir melden uns in Kürze bei Ihnen, um die Miete für den Wagen zu bezahlen.«
Dann schwang er sich auf den Passagiersitz des Robinson und schloss die Tür auf seiner Seite. Shea duckte sich und sah zu, dass er unter den Rotorblättern hervorkam. Sobald er sich in sicherer Entfernung zum Helikopter befand, überquerte er die Straße und näherte sich seinem geliebten MG. Während Adams startete, inspizierte er den alten Sportwagen eingehend. Abgesehen von einem leeren Tank schien er in einwandfreiem Zustand zu sein.
Adams war bereits fünfzig Meter aufgestiegen, als Cabrillo endlich etwas sagte.
»Mein Telefon ist tot«, meldete er über sein Helmmikrofon.
»So etwas Ähnliches haben wir vermutet«, sagte George Adams. »Wir nehmen an, dass sie den Meteoriten mit dem Zug weitertransportieren.«
»Dann ist diese Nachricht unnötig«, entschied Juan Cabrillo und riss den Zettel ab, der an die Thermosflasche geklebt war.
»Ist vielleicht Kaffee in der Flasche?«, erkundigte sich Adams. »Ich könnte jetzt einen Becher gebrauchen.«
»Ich auch«, sagte Cabrillo, während er die Verschraubung öffnete und ein aromatischer Duft durch das Cockpit wehte.
34
»Ich verstehe, Mr. Prime Minister«, sagte der Präsident. »Ich werde sie sofort benachrichtigen.«
Er legte den Hörer auf und rief seine Sekretärin. »Geben Sie mir Langston Overholt von der CIA.«
Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück und wartete darauf, dass die Verbindung hergestellt wurde.
»Ja, Mr. President«, meldete sich Overholt.
»Ich habe soeben mit dem Premierminister gesprochen«, begann der Präsident. »Sie waren nicht sehr glücklich. Es scheint, als hätten Sie und die Corporation etwas auf ihrer kleinen Insel veranstaltet, was der Premierminister als ›Zwergenaufstand und lächerlichen Ringelpiez‹ bezeichnete. Der Premierminister hat die Straßen, die in zwei Städte Schottlands führen, sperren lassen, und jetzt ist man in den Lieferwagen eingedrungen, in dem nach Ihrer Aussage der Meteorit transportiert wurde, und hat ihn leer vorgefunden. Sie wollen, dass sich die Corporation zurückzieht und es ihnen selbst überlässt, die Angelegenheit zu regeln.«
»Sir«, widersprach Overholt, »ich glaube, das wäre zu diesem Zeitpunkt ein großer Fehler. Cabrillo und seine Männer befanden sich in einer heiklen Situation. Zuerst haben sie an dem Meteoriten geklebt, als wären sie mit ihm verwachsen. Sie haben ihn zwar noch nicht in ihren Besitz gebracht, ihn aber auch noch nicht verloren. Und zweitens haben sie ihn bis zu einem Zug verfolgt, der nach London fuhr – Cabrillo ist schon wieder in der Luft und trifft Vorbereitungen zuzugreifen.«
»Geben Sie Ihre Informationen an den MI5 weiter«, befahl der Präsident, »und überlassen Sie alles Weitere denen.«
Overholt hielt für einen Moment inne, ehe er wieder das Wort ergriff. »Wir haben immer noch die ukrainische Atombombe, die vermisst wird. Die Corporation hat ein Einsatzteam nach London geschickt, um dort nach der Bombe zu suchen – können sie wenigstens damit weitermachen?«
»Die Ukrainer haben die Corporation für diesen Job engagiert«, sagte der Präsident, »nicht irgendwelche Abteilungen oder Behörden der Regierung der Vereinigten Staaten. Ich glaube nicht, dass es in Ihrer Macht steht, Ihnen den Befehl zum Abbrechen ihrer Aktivitäten zu geben.«
»Ich habe den MI5 gebeten, mit ihnen zusammenzuarbeiten«, sagte Overholt. »Damit hat die Corporation im weitesten Sinne freie Hand.«
Der Präsident überlegte, ehe er antwortete. »Der Premierminister hat sich zu der verloren gegangenen Atombombe nicht speziell geäußert«, sagte er langsam. »Viel mehr Sorgen machten ihm die Ereignisse in Schottland.«
»Ja, Sir«, sagte Overholt.
»Also teilen Sie ihnen mit, sie sollen die Suche fortsetzen«, sagte der Präsident schließlich. »Falls sie die Bombe aus dem Verkehr ziehen können, fällt die Bedrohung durch eine schmutzige Bombe unter Verwendung des Meteoriten weg.«
»Ich glaube, ich verstehe, was Sie sagen wollen, Mr. President.«
»Gehen Sie behutsam vor«, riet der Präsident, »und sorgen Sie dafür, dass nicht zu auffällig agiert wird.«
»Darauf haben Sie mein Wort, Mr. President«, erklärte Overholt feierlich.
George Adams flog über dem Ende des Eisenbahnzugs Nummer siebenundzwanzig. Er schob sich behutsam vor, um Cabrillo auf dem Dach des Waggons abzusetzen, als Hanley die Männer über Funk erreichte.
»Wir haben den Befehl, uns zurückzuziehen«, sagte Hanley. »Die Briten beabsichtigen, den Zug in einer verlassenen Gegend an der Küste in der Nähe von Middlesborough zu stoppen.«
»Wir sind doch fast am Ziel, Max«, widersprach Cabrillo, »nur noch ungefähr fünf Minuten, und ich bin in dem Zug drin und suche den Meteoriten.«
»Es kam direkt vom Präsidenten, Juan«, sagte Hanley. »Wenn wir einen Befehl des Präsidenten missachten, dann habe ich das Gefühl, als würde danach nicht mehr allzu viel Arbeit aus dem Oval Office in unsere Richtung fließen. Tut mir Leid, aber von einem rein geschäftlichen Standpunkt aus betrachtet ist es die Sache im Augenblick nicht wert.«
George Adams hörte das Gespräch mit und bremste den Robinson bereits ab. Er blieb jedoch über den Gleisen – für den Fall, dass Cabrillo doch weitermachen wollte. Er blickte Cabrillo an und zuckte die Achseln.
»Bleib zurück, George«, sagte Cabrillo über das Headset.
Adams drückte den Steuerknüppel zur Seite, und der Helikopter verließ seine Position über den Bahngleisen und flog über Ackerland. Indem er den Steuerknüppel zurückzog, begann Adams in eine sichere Höhe aufzusteigen.
»Na schön«, sagte Cabrillo müde, »du hast Recht. Ich denke, wir sollten uns eure Position durchgeben lassen, damit George uns zum Schiff zurückbringen kann.«
»Wir laufen soeben an Edinburgh vorbei und sind mit voller Kraft nach Süden unterwegs«, sagte Hanley. »Aber wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich von George in London absetzen lassen. Ich habe Bob und Eddie dorthin geschickt, sie haben einige interessante Spuren im Zusammenhang mit der fehlenden Atombombe aufgetan.«
»Können wir denn an dieser Geschichte weiterarbeiten?«, fragte Cabrillo.
»Bis man uns etwas anderes sagt«, antwortete Hanley.
»Also schafft die Corporation die Bombe wieder heran«, sagte Cabrillo langsam, »und wir überlassen es den Briten, sich um unseren Meteoriten zu kümmern. Irgendwie scheint alles schief zu laufen.«
»Und schief ist englisch – und englisch ist modern«, sagte Hanley.
Auf dem regennassen Deck der Fähre, die von Göteborg, Schweden, nach Newcastle upon Tyne dampfte, sprach Roger Lassiter in ein Satellitentelefon. Lassiter hatte für die CIA gearbeitet, ehe man ihn vor ein paar Jahren ausgemustert hatte, nachdem festgestellt worden war, dass erhebliche Geldsummen von Konten auf den Philippinen verschwunden waren. Mit dem Geld hätten Einheimische für Informationen über moslemische Terroristenorganisationen, die in den südlichen Provinzen aktiv waren, bezahlt werden sollen. Lassiter hatte das Geld in einem Spielkasino in Hongkong verloren.
Sobald er gefeuert worden war, hatte die CIA noch einige anderen Fakten aufgedeckt. Lassiter war sich nicht zu schade gewesen, unzulässige Gewalt auszuüben, amerikanische Einrichtungen zu seinem persönlichen Vorteil zu nutzen oder sich ordinärer Hinterlist und dreister Täuschung zu bedienen. Lassiter hatte in Bereichen operiert, wo Langley nur wenig Kontrolle ausgeübt hatte – und er hatte seine Privilegien bis an die Grenzen und sogar darüber hinaus missbraucht. Es kamen auch Gerüchte auf, er sei als Doppelagent für China tätig gewesen, doch sobald er aus dem Dienst entfernt worden war, wurde in dieser Angelegenheit nichts weiter unternommen.
Lassiter wohnte jetzt in der Schweiz, doch er stellte seine Dienste dem Höchstbietenden zur Verfügung.
In Schweden hatte er aus der Fabrik eines Schiffsausrüsters die Pläne eines revolutionären neuen Antriebssystems gestohlen. Der Kunde, der ihn für diesen Diebstahl engagiert hatte, kam aus Malaysia. Die Übergabe sollte in London stattfinden.
»Ja«, sagte Lassiter, »ich erinnere mich, schon mal mit Ihnen gesprochen zu haben. Damals waren Sie sich nicht ganz sicher, ob Sie meine Dienste eines Tages brauchen würden.«
Die Hawker 800XP näherte sich New Jersey, wo sie für den Sprung über den Atlantik aufgetankt werden sollte. Während er unterwegs war, schmiedete Hickman Pläne.
»Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, brauche ich Sie jetzt«, sagte Hickman.
»Was ist zu tun?«, fragte Lassiter, während er einen Mann wütend anfunkelte, der auf dem Deck an ihnen vorbeiging. Dieser Mann kehrte schnellstens ins Schiff zurück.
»Sie müssen ein Paket abholen und es für mich nach London bringen.«
»Das ist aber ein großer Umweg für mich«, log Lassiter.
»Ganz gewiss nicht, wenn man dem Mann glauben kann, den ich in Schweden auf Sie angesetzt hatte«, sagte Hickman. »Er ließ die Bemerkung fallen, dass Sie vor wenigen Stunden die Fähre zur Ostküste Englands bestiegen haben. Oder war das jemand anders?«
Lassiter ersparte sich die Mühe zu antworten. Wenn sich zwei Lügner unterhalten, sollten sie sich möglichst kurz fassen.
»Wo ist das Paket?« Er kam ohne Umschweife zum Geschäft.
»Sie müssen es vom Bahnhof holen«, sagte Hickman. »Es wird dort in einem Schließfach liegen.«
»Soll ich fliegen oder fahren?«
»Fahren«, sagte Hickman.
»Dann handelt sich um etwas, das einer Röntgenkontrolle nicht standhält«, sagte Lassiter. »Damit erhöht sich das Risiko.«
»Fünfzigtausend«, sagte Hickman, »bei Ablieferung.«
»Die Hälfte jetzt«, sagte Lassiter, »die andere Hälfte danach.«
»Ein Drittel, zwei Drittel«, sagte Hickman. »Ich will mich darauf verlassen können, dass Sie pünktlich liefern.«
Lassiter überlegte einen Moment lang. »Wann bekomme ich mein erstes Drittel?«
»Ich kann das Geld sofort telegrafisch überweisen«, sagte Hickman. »Auf welches Konto?«
Lassiter rasselte eine Kontonummer bei einer Bank auf den Channel Islands herunter. »Ich werde erst morgen früh nachprüfen können, ob das Geld eingetroffen ist. Kann ich Ihnen trauen?«
»Sobald Sie morgen früh kurz vor London sind«, sagte Hickman, »können Sie Ihre Bank anrufen. Dann erfahren Sie noch vor dem Liefertermin, ob Sie bezahlt wurden.«
»Und wie komme ich an die letzten beiden Drittel?«
»Die übergebe ich Ihnen persönlich«, sagte Hickman.
»Wenn Sie Sonne und Sand gegen die trüben britischen Inseln eintauschen«, sagte Lassiter, »muss es eine ganz große Sache sein.«
»Kümmern Sie sich nur um Ihre Rolle«, sagte Hickman. »Ich kümmere mich um meine.«
»Wir haben einen englischen Funkspruch aufgefangen«, erklärte Hickman dem Mann im Zug. »Sie halten den Zug in Middlesborough an.«
»Haben sie den Wechsel also mitgekriegt?«, wollte der Mann wissen.
»Sie haben Ihren Partner erwischt, als er nach Edinburgh kam«, sagte Hickman. »Er muss Sie ans Messer geliefert haben.«
Der Mann ließ sich das einige Sekunden lang durch den Kopf gehen. »Das bezweifle ich«, sagte er schließlich, »zumindest nicht so früh. Jemand scheint uns zu verfolgen.«
Hickman erzählte nichts von dem Einbruch in sein Büro. Je weniger der Mann wusste, desto besser war es. Bisher hatte er das Team auf der Free Enterprisesowie einen Mann in Großbritannien verloren. Hickman gingen allmählich die Hilfsmittel aus, die er benutzen konnte. Und den Mann in Maidenhead würde er noch dringend brauchen.
»Was immer der Fall sein mag«, sagte Hickman, »ich habe mich des Problems angenommen. Sie steigen in Newcastle upon Tyne aus und deponieren das Paket in einem Schließfach. Dann gehen Sie zur nächsten Toilette und verstecken den Schließfachschlüssel im Wasserkasten der Toilette, die am weitesten vom Eingang entfernt ist. Ich habe bereits alles Notwendige arrangiert: Jemand wird das Paket abholen und zu seinem Bestimmungsort bringen.«
»Was soll ich dann tun?«, fragte der Mann, während er aus dem Zugfenster schaute. Das Schild verkündete Bedlington. Er war noch knapp fünfzig Kilometer von seinem neuen Zwischenstopp entfernt.
»Fahren Sie mit einem Mietwagen zu dem vereinbarten Ort in Maidenhead«, sagte Hickman und las von einem Zettel eine Adresse ab, »und warten Sie dort mit den restlichen Leuten aus Calais auf mich.«
»Klingt richtig gut«, sagte der Mann.
»Das ist es auch«, stimmte Hickman zu.
Zur gleichen Zeit, als George Adams und Juan Cabrillo nach London flogen, überquerte die Oregonden fünfundfünfzigsten Breitengrad vor Newcastle upon Tyne. Michael Halpert saß in seinem Büro und betrachtete einen Stapel Dokumente, die aus den Dateien stammten, die Dick Truitt ihm geschickt hatte. Halpert unterstrich verschiedene Sätze mit einem leuchtend gelben Marker, als plötzlich einer der Computer in seinem Büro einen Piepton von sich gab und der Drucker startete.
Halpert wartete, bis er seine Arbeit beendet hatte, dann holte er das Dokument aus dem Ausgabefach und las es.
Die Bilder, die Truitt gestohlen hatte, hatten in einer militärischen Datenbank einen Treffer erzielt. Das Gesicht gehörte einem gewissen Christopher Hunt aus Beverly Hills, Kalifornien. Hunt war Offizier in der U.S. Army gewesen, bis er in Afghanistan gefallen war. Warum hatte Hickman das Foto eines toten Soldaten in seinem Büro? In welcher Verbindung konnte es zu dem Diebstahl des Meteoriten stehen?
Michael Halpert beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, ehe er sich mit Max Hanley in Verbindung setzte.
Nebile Lababiti betrachtete voller Schadenfreude die Bombe, die ins Licht einer Taschenlampe getaucht war. Sie stand auf dem Fußboden eines im Parterre gelegenen Ausstellungsraums am Strand, der sich unter Lababitis Apartment befand. Der Raum stand seit einigen Monaten leer, Lababiti hatte das Schloss in der vergangenen Woche aufgebrochen und es dann ausgewechselt, so dass er den einzigen Schlüssel dazu besaß. Solange niemand auf die Idee käme, den Ausstellungsraum einem potenziellen Mieter zeigen zu wollen, war er aus dem Schneider.
Der Raum verfügte über eine eigene Garage mit Laderampe. Es war der ideale Ort, um die Bombe für den Transport zum Park in ein Fahrzeug einzuladen. Vor neugierigen Blicken geschützt, aber leicht und schnell zugänglich. Alles passte perfekt zusammen, dachte er.
Er knipste die Taschenlampe aus, verließ den Ausstellungsraum und ging über die Straße zu einem Pub in der Nähe des Savoy Hotels. Dort bestellte er sich ein Glas Bier und träumte von Tod und Vernichtung.