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Todesschrein
  • Текст добавлен: 7 октября 2016, 11:02

Текст книги "Todesschrein"


Автор книги: Clive Cussler


Соавторы: Graig Dirgo

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Триллеры


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35

Es war der 30. Dezember 2005. Bob Meadows und Eddie Seng waren per Auto unterwegs nach London. Es herrschte dichter Verkehr, und die Straßen waren glatt vom Regen. Seng suchte im Radio eine Station mit einem aktuellen Wetterbericht und hörte dann aufmerksam zu, als der Ansager eine detaillierte Vorhersage verlas. Das Armaturenbrett des Range Rover erstrahlte in mattem Licht, das Heizgebläse lief auf vollen Touren.

Eddie Seng schaltete das Radio aus.

»In einer Stunde soll aus dem Regen Schnee werden«, verkündete er. »Wie schaffen es Menschen, hier zu leben?«

»Es ist ziemlich trostlos, das ist schon wahr.« Bob Meadows blickte in die zunehmende Dunkelheit hinaus. »Aber sieh dir nur mal an, wie erstaunlich beschwingt die Leute sind.«

Eddie Seng ignorierte diesen Kommentar. »Der typische Freitagabendverkehr«, sagte er, »alles fährt nach London, um ins Theater zu gehen oder sich sonst wie die Zeit zu vertreiben.«

»Mich wundert, dass Max noch nicht zurückgerufen hat«, sagte Bob Meadows.

Nach Verlassen des Pubs hatte Meadows Max Hanley angerufen, um ihm ihre gewonnenen Erkenntnisse zu übermitteln.

»Die Oregonhat im Augenblick sicherlich mit einer ziemlich rauen See zu kämpfen«, sagte Eddie Seng, während er behutsam bremste und sich im Schritttempo dem Ende einer Autoschlange näherte, die einige Kilometer lang war.

Es war kalt auf der Nordsee, aber nicht so rau, wie man es eigentlich hätte erwarten können. Der Sturm, der von Norden heranzog, drückte auf das Wasser, und abgesehen von einem deutlichen Temperaturabfall während der letzten Stunde hatten die Leute auf der Oregonkeine wesentlichen Veränderungen bemerken können.

Unter Deck hatte es Kevin Nixon im Zauberladen ausgesprochen warm. Die letzten Tage hatte er sich ausschließlich mit Al-Khalifas gerettetem Satellitentelefon befasst. Der Apparat war im Seewasser gelandet, als die Leiche über Bord geworfen worden war. Da die thermalen Kamine den Körper sehr schnell aufgebläht hatten und er daher mit dem Telefon in der Tasche schnell wieder an die Wasseroberfläche aufgestiegen war, hatte das Innenleben des Mobiltelefons kaum Gelegenheit zum Korrodieren gehabt.

Kevin Nixon hatte das Gerät auseinandergenommen und sorgfältig gereinigt. Nachdem er das Telefon wieder zusammengesetzt hatte, funktionierte es jedoch noch immer nicht. Daher hatte er entschieden, einen Minibackofen aus der Küche zu zweckentfremden und darin die Leiterplatinen zu erhitzen, um sichergehen zu können, dass wirklich jeder Tropfen Feuchtigkeit verdunstete. Mit einer medizinischen Pinzette hatte er die Bauelemente aus dem Ofen gefischt, das Telefon wieder zusammenmontiert und dann frische Batterien eingelegt.

Nach dem Einschalten wurde die Tastaturbeleuchtung aktiviert, und auf dem Display erschien der Hinweis auf eingegangene Nachrichten und Anrufe.

Kevin Nixon lächelte zufrieden und streckte die freie Hand nach dem Intercom aus.

Max Hanley und Eric Stone hatten sich die Information vorgenommen, die Eddie Seng und Bob Meadows übermittelt hatten. Ihnen war es gelungen, mit einem Hackerprogramm in die Datenbank der British Motor Vehicles Registry einzudringen und zu dem Motorradkennzeichen einen Namen und eine Adresse ausfindig zu machen. Danach verglichen sie die Information über Nebile Lababiti mit einer anderen Datenbank und erhielten nähere Angaben über seine Bankverbindungen und sein Besuchervisum. Im Augenblick war Stone damit beschäftigt, die erhaltenen Daten abzugleichen.

»Die Bankschecks, mit denen er seine Miete bezahlt, passen nicht zu der Adresse, die er bei der Passkontrolle angegeben hat«, stellte Eric fest. »Ich habe den Namen des Gebäudes, auf den seine Mietschecks ausgestellt wurden, durch ein Kartografieprogramm laufen lassen und die Adresse gefunden. Der Passkontrolle hat er erklärt, er wohne in Belgravia in London. Das Haus, für das er Miete zahlt, ist jedoch ein paar Kilometer weiter entfernt, und zwar in der Nähe des Strandes.«

»Diese Straße kenne ich«, sagte Max Hanley. »Als ich das letzte Mal in London war, habe ich in einem Restaurant, das Simpson’s hieß, an dem Strand gegessen.«

»Und war es gut?«.

»Das Restaurant existiert seit 1828«, sagte Hanley. »Kein Laden kann sich so lange halten, wenn das Essen schlecht ist. Roastbeef, Lammbraten, gute Desserts.«

»Und wie ist die Straße«, fragte Stone, »der Strand, meine ich?«

»Viel Betrieb«, antwortete Hanley, »Hotels, Restaurants, Theater. Nicht gerade der ideale Ort für eine Geheimoperation.«

»Aber offenbar bestens geeignet für einen Terroranschlag.«

Max Hanley nickte. »Such mal den nächsten Hubschrauberlandeplatz.«

»Bin schon dabei«, sagte Eric Stone.

Dann summte das Intercom, und Kevin Nixon bat Hanley, in den Zauberladen herunterzukommen.

Lababiti hatte sich zwei Glas Bier und einen doppelten Pfefferminzschnaps genehmigt. Er warf einen Blick auf seine goldene Armbanduhr und zündete sich eine Zigarette an. Als er sie aufgeraucht hatte, drückte er sie im Aschenbecher aus, legte ein paar Ein-Pfund-Münzen auf die Theke und ging hinaus.

Der Jemenit, der die Bombe an Ort und Stelle bringen sollte, musste in den nächsten Minuten mit dem Flughafenbus eintreffen. Lababiti fand die Bushaltestelle ein Stück die Straße hinauf, lehnte sich dort an die Hauswand und vertrieb sich die Wartezeit mit einer weiteren Zigarette.

London war in Feiertagsstimmung. Die Schaufenster der Läden waren dem Anlass entsprechend dekoriert, und die Straßen waren schwarz von Menschen. Die meisten Hotels waren ausgebucht, da die Menschen in Scharen nach London strömten, um dort Silvester zu feiern. Unter anderem sollte im Hyde Park ein Konzert mit Elton John stattfinden. Und im Green und im St. James’s Park in der Nähe des Buckingham-Palastes waren die Bäume mit Tausenden farbiger Lichter geschmückt worden. Die Straßen in der Umgebung des Hyde Parks würden abgesperrt werden, um dort Imbissbuden, Getränkestände und Toilettenwagen für die Riesenparty aufzubauen. Auf Lastkähnen, die in der Themse vor Anker lagen, sollten Feuerwerke abgebrannt werden. Und der Himmel wäre ein einziges festliches Lichtermeer.

Lababiti musste grinsen, als er an das Geheimnis dachte, das nur er kannte. Er würde das imposanteste Feuerwerk beisteuern, und wenn es erlosch, wäre von der Party und allen Menschen, die daran teilnahmen, nichts mehr übrig. Der Bus näherte sich, und Lababiti wartete, während er sich leerte.

Der Jemenit war fast noch ein Kind, und er schien wegen der ungewohnten Umgebung verängstigt und verwirrt zu sein. Nachdem die meisten anderen Fahrgäste den Bus an der Haltestelle verlassen hatten, stieg er ängstlich aus. Dabei umklammerte er mit beiden Händen einen billigen Reisekoffer. Bekleidet war er mit einem zerschlissenen schwarzen Wollmantel, der wahrscheinlich aus einem Secondhandladen stammte. Der dünne Streifen eines Barts, dem nicht mehr genügend Zeit bliebe, sich richtig zu entwickeln, zierte seine Oberlippe wie ein dunkler Schaumrest nach dem Genuss eines Glases Schokoladenmilch.

Lababiti trat auf ihn zu. »Ich bin Nebile.«

»Amad«, stellte sich der Junge leise vor.

Lababiti bugsierte ihn die Straße hinunter zu seiner Wohnung.

Sie hatten ein Kind geschickt, das den Job eines Erwachsenen erledigen sollte. Aber das war Lababiti egal – auf keinen Fall würde er die Ausführung selbst in die Hand nehmen.

»Hast du schon gegessen?«, fragte er den Jungen, als sie sich ein Stück von der Haltestelle entfernt hatten.

»Ein paar Feigen«, antwortete Amad.

»Dann sollten wir dein Gepäck in mein Apartment bringen. Anschließend führe ich dich ein wenig herum.«

Amad nickte nur. Es war deutlich zu sehen, dass er zitterte und Schwierigkeiten hatte, ein Wort über die Lippen zu bringen.

Max Hanley hörte sich Al-Khalifas Botschaften an, dann speicherte er sie.

»Seine Mailboxansage ist sehr kurz«, stellte Hanley fest.

»Es könnte reichen«, meinte Kevin Nixon.

»Dann nichts wie an die Arbeit«, entschied Hanley.

»Bin schon dabei, Max.«

Hanley verließ den Zauberladen, kehrte zum Fahrstuhl zurück und fuhr wieder nach oben. Nach ein paar Schritten durch den Korridor erreichte er den Kontrollraum und trat ein. Eric Stone deutete auf einen Bildschirm, der eine Straßenkarte von London zeigte.

»Wir können sie dorthin bringen«, sagte er. »In den Battersea Park.«

»Wie weit ist es von Belgravia und vom Strand entfernt?«, fragte Hanley.

»Der Heliport ruht auf Pfeilern in der Themse«, erklärte Eric Stone, »und zwar zwischen der Chelsea Bridge im Osten und der Albert Bridge im Westen. Wenn sie die Queenstown Road benutzen und die Albert Bridge überqueren, sind sie sofort in Belgravia. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Strand.«

»Wunderbar«, sagte Hanley.

Bob Meadows hatte den Telefonhörer bereits nach dem ersten Klingeln am Ohr.

»Fahrt zum Battersea Park«, sagte Max Hanley ohne Einleitung, »dort gibt es einen Hubschrauberlandeplatz mitten in der Themse. Juan wird dort in Kürze mit dem Robinson eintreffen.«

»Hast du dich schon um ein Hotel gekümmert?«

»Noch nicht«, erwiderte Hanley, »aber ich werde gleich ein paar Zimmer im Savoy buchen.«

»Heißt das, dass ihr unseren Mann aufgestöbert habt?«

»Wir gehen davon aus«, sagte Hanley. »Wenn uns nicht alles täuscht, müsste er sich irgendwo auf der anderen Straßenseite aufhalten.«

»Perfekt«, sagte Meadows und beendete das Gespräch.

Als Nächstes holte sich Hanley von Cabrillo einen Zwischenbericht. Nachdem er ihm die Funkfeuerfrequenz des Heliports durchgegeben hatte, fügte er hinzu, dass Bob Meadows und Eddie Seng dort mit ihm zusammentreffen würden.

»George wird den Helikopter sicherlich nach Heathrow bringen müssen«, vermutete Cabrillo. »Ich glaube nicht, dass er ihn auf dem Landeplatz parken darf.«

»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Hanley.

»Denk auch daran, ein Hotelzimmer für ihn zu buchen«, sagte Cabrillo. »Er ist ziemlich erschöpft.«

»Ich suche ihm etwas in Heathrow, so nah wie möglich beim Robinson.«

»Sonst noch was?«, fragte Cabrillo.

»Kevin hat sich Al-Khalifas Satellitentelefon vorgenommen und es tatsächlich zum Leben erweckt.«

»Kann er die Stimme imitieren, damit wir seine Kontaktleute anrufen können?«, fragte Cabrillo gespannt.

»Das werden wir bald wissen.«

36

Roger Lassiter saß auf einer Bank vor der Herrentoilette des Bahnhofs in Newcastle upon Tyne. Während der letzten zwanzig Minuten hatte er die Tür und die nähere Umgebung aufmerksam beobachtet. Bislang war ihm jedoch nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Er wartete, bis der Mann, der soeben die Toilette betreten hatte, wieder herauskam und sich entfernte. Nun schienen die Räumlichkeiten leer zu sein. Nachdem er sich ein letztes Mal prüfend umgeschaut hatte, stand er auf und ging hinein.

Er fand die hinterste Kabine und nahm den Deckel vom Wasserkasten der Toilette.

Dann fischte er den Schließfachschlüssel heraus und steckte ihn in die Tasche. Daraufhin verließ er die Toilette und begab sich zu den Gepäckschließfächern. Nachdem er den Bereich ungefähr eine halbe Stunde lang beobachtet und nichts Verdächtiges bemerkt hatte, wartete er, bis ein Kofferträger vorbeiging, und winkte ihn heran.

»Auf dem Parkplatz steht mein Mietwagen«, erklärte ihm Lassiter lächelnd und wedelte mit einer Zwanzig-Pfund-Note. »Wenn ich damit zum Eingang komme, könnten Sie mir dann ein Paket dorthin bringen?«

»Wo ist das Paket, Sir?«, fragte der Träger.

Lassiter reichte ihm den Schlüssel. »Dort drüben«, sagte er, »in einem der Schließfächer.«

Der Träger nahm den Schlüssel entgegen. »Was für einen Wagen fahren Sie?«

»Einen schwarzen Daimler«, antwortete Lassiter.

»Okay, Sir«, sagte der Träger und schob seinen Gepäckkarren zu den Schließfächern hinüber.

Lassiter verließ das Bahnhofsgebäude und ging über die Straße zum Parkplatz. Wenn er in den Wagen steigen, starten und den Parkplatz unbehelligt verlassen konnte, war alles in Ordnung. Falls er jedoch beobachtet wurde, müsste die Gegenseite spätestens in diesem Augenblick reagieren.

Niemand kam. Niemand hielt ihn auf. Niemand wusste etwas von seinem Vorhaben.

Nachdem er die Parkgebühr entrichtet hatte, verließ er den Parkplatz und lenkte den Wagen zum Bahnhofseingang. Dort wartete der Träger bereits mit der Kiste auf seinem Karren. Lassiter hielt neben ihm an und betätigte die Hebel im Handschuhfach, der die Kofferraumhaube entriegelte.

»Stellen Sie die Kiste hinein«, sagte er, während er das Seitenfenster herunterfahren ließ.

Der Träger hob die Kiste in den Kofferraum des Daimler und klappte den Deckel zu. Lassiter legte den Gang ein und entfernte sich.

Der CIA-Verbindungsmann saß in einem Büro der MI5-Zentrale in London.

»Ihre Hilfstruppen haben uns ein Videoband überlassen, auf dem die Zulassungsnummer eines Lieferwagens zu erkennen ist, von dem wir annehmen, dass darin die Atombombe weggebracht wurde«, sagte der MI5-Mann. »Zurzeit ist eines unserer Teams unterwegs zu der Autovermietung des Lieferwagens. Sobald wir wissen, wer der Mieter ist, müssten wir in der Lage sein, die Bombe aus dem Verkehr zu ziehen.«

»Hervorragend«, sagte der CIA-Agent ruhig und demonstrierte professionelle Gelassenheit. »Und wie ist der Stand der Dinge bezüglich unseres verschwundenen Meteoriten?«

»Diese Angelegenheit müsste ebenfalls in Kürze erledigt sein«, versprach der MI5-Agent.

»Brauchen Sie unsere Hilfe?«, fragte der CIA-Mann.

»Ich glaube nicht«, erwiderte der MI5-Agent. »Wir haben die Royal Army und die Marine auf die Geschichte angesetzt.«

Der CIA-Mann erhob sich von seinem Stuhl. »Dann warte ich ab, bis ich von Ihnen höre, dass die Bergung erfolgt ist.«

»Wenn wir alles unter Kontrolle haben, werde ich mich sofort mit Ihnen in Verbindung setzen.«

Sobald der Vertreter der CIA sein Büro verlassen hatte, griff der MI5-Agent zum Telefon.

»Wir lange dauert es, bis wir eingreifen?«, erkundigte er sich.

»Der Zug ist nur noch fünf Minuten entfernt«, antwortete eine Stimme.

In einer bewaldeten Gegend, ungefähr anderthalb Kilometer nördlich des Dorfes Stockton, der Middlesborough nächstgelegenen Eisenbahnstation, sah es aus, als herrschte ein richtiger Krieg. Zwei englische Challenger-Panzer waren auf beiden Seiten der Bahngleise in Stellung gegangen. Ein Stück weiter nach Norden, etwa in dem Bereich, wo sich das Zugende befinden würde, sobald der Zug gestoppt wäre, versteckten sich zwei Züge Royal Marines in Tarnanzügen im Wald, wo sie darauf warteten, sozusagen durch die Hintertür in den Zug einzudringen. Rechts und links etwas weiter von den Gleisen entfernt, hinter Baumreihen, die die Gleise säumten, lauerten auf freiem Gelände ein einzelner Harrier-Jet und ein Agustawestland-A-129-Mongoose-Helikopter mit schwerer Bewaffnung.

In der Ferne im Norden wurde das typische Geräusch des Zugs Nummer siebenundzwanzig ständig lauter.

Der Dienst habende englische Armeeoberst wartete, bis er die Nase der Lokomotive erkennen konnte. Dann meldete er sich per Funk bei dem Lokomotivführer und befahl ihm anzuhalten. Sobald der Lokführer die Challengers entdeckte, betätigte er die Bremsen, und der Zug kam rutschend zum Stehen, wobei die Räder auf den Gleisen einen Funkenregen erzeugten. Der Harrier und der Agustawestland, die beide mit laufenden Maschinen gewartet hatten, kamen blitzartig hinter den Bäumen hoch, um für Feuerschutz zu sorgen, während gleichzeitig die Royal Marines aus dem Wald auftauchten und den Zug durch sämtliche Türen enterten.

Eine sorgfältige Suche sollte durchgeführt werden, doch sie würden nichts finden.

Zur gleichen Zeit fuhr Roger Lassiter auf der nach London führenden Autobahn südwärts. Als er Stockton passierte, bemerkte er die hektische Geschäftigkeit in der Ferne und nahm die nächste Ausfahrt nach rechts in Richtung Windermere. Er erreichte den Nord-Süd-Highway, der Lancaster durchquerte und dem er bis Birmingham folgen würde. Danach ginge es weiter nach Südengland. Lassiter zündete sich eine Zigarette an und blickte hinaus in den Regen.

Während er sich der Themse näherte, studierte George Adams das GPS-Gerät, um seine exakte Position festzustellen. Juan Cabrillo hatte einen Park auf der anderen Seite des Flusses entdeckt. Dort waren Arbeiter im Licht mehrerer Scheinwerfer damit beschäftigt, ein großes Zelt aufzubauen.

»Schau mal nach links, Juan«, sagte Adams über sein Headset.

Die quadratischen Umrisse des Heliports wurden mit Blinklichtern illuminiert. Dann ließ ein Wagen in der Nähe seine Scheinwerfer kurz aufleuchten. Adams drückte den Steuerknüppel nach vorn und begann zu sinken.

»Eddie und Bob sind da«, meldete Cabrillo. »Ich lasse mich von ihnen zum Hotel bringen, damit wir Kriegsrat halten können. Max hat jemanden mit deinem Hotelschlüssel zum Geschäftsterminal in Heathrow geschickt. Was brauchst du sonst noch, George?«

»Nichts, danke«, antwortete Adams. »Ich lasse die Maschine auftanken und fahre dann zum Hotel. Wenn du mich brauchst, ruf mich an.«

»Sieh zu, dass du ein wenig Schlaf bekommst«, sagte Cabrillo, »du hast ihn dir redlich verdient.«

George Adams befand sich im Landeanflug und verzichtete jetzt auf einen Kommentar. Er kam über den Battersea Park niedrig herein, näherte sich dem Landeplatz und setzte butterweich auf. Juan Cabrillo öffnete die Tür auf seiner Seite und schnappte sich sein Mobiltelefon. Geduckt entfernte er sich vom Robinson. Sobald er außer Reichweite der Rotorflügel war, richtete er sich auf. Er ging auf den Range Rover zu, als Adams abhob und die Themse überquerte.

Bob Meadows verließ seinen Platz hinterm Lenkrad und öffnete für Cabrillo die hintere Tür.

»Wie ist der Stand der Dinge?«, fragte Cabrillo, während er auf der Rückbank Platz nahm und die Tür schloss.

»Wir haben Max über alles informiert, was wir in Erfahrung bringen konnten«, antwortete Eddie Seng. »Er sagte, du würdest uns auf den neuesten Stand bringen.«

Seng wendete und lenkte den Range Rover aus dem Park hinaus. An der Ampel stoppte er und wartete, um in die Queenstown Road einzubiegen und über die Chelsea Bridge zu fahren.

Während Seng sie zum Savoy brachte, fing Cabrillo an zu berichten. Die Oregonjagte nach Süden. Es war beinahe Mitternacht am 30. Dezember: Das Schiff sollte laut Plan gegen neun Uhr vormittags in den Docks in der Nähe Londons einlaufen. Im Konferenzraum herrschte dichtes Gedränge. Hanley war damit beschäftigt, mit einem Spezialmarker ein Dry-Erase-Board zu beschreiben. Und auch dort wurde der Platz allmählich knapp.

»Fassen wir zusammen, was wir bisher wissen«, sagte er. »Mittlerweile gehen wir davon aus, dass der Diebstahl des Meteoriten und die verschwundene ukrainische Atombombe in keinerlei Verbindung zueinander stehen. Wir glauben, dass Al-Khalifa und seine Gruppe durch einen wahrscheinlich bestochenen Offizier beim Abhördienst Echelon von dem Meteoriten unterrichtet wurden und dann beschlossen haben, diesen in ihren bereits existierenden Plan einzubauen, der nach unserer Auffassung einen Terroranschlag mitten in London zum Ziel hat.«

»Wer hatte es denn ursprünglich auf den Meteoriten abgesehen?«, fragte Mark Murphy.

»Die letzte Information, die von Richard in Las Vegas ausgegraben wurde, scheint auf Halifax Hickman hinzudeuten.«

»Den Milliardär?«, fragte Linda Ross.

»Richtig«, sagte Max Hanley. »Wir wissen nur noch nicht warum. Hickman ist an Hotels, Feriendörfern, Spielkasinos, Waffenfabriken und diversen Fabriken für Haushaltsgeräte beteiligt. Außerdem besitzt er eine Kette von Bestattungsunternehmen sowie eine Eisenwarenfabrik, die Nägel und andere Befestigungsmittel produziert. Er hat seine Finger auch noch in Eisenbahnlinien und in der Ölförderung und im Satellitenfernsehen – soweit wir haben in Erfahrung bringen können, unterhält er eine Mehrheitsbeteiligung an einem Sender.«

»Also ein Industriemagnat der alten Schule«, stellte Pete Jones fest. »Nicht so wie die modernen Superreichen, die ihr Geld aus einer einzigen Quelle schöpfen wie Software oder Pizzarestaurants.«

»Lebt er nicht völlig zurückgezogen?«, fragte Julia Huxley.

»So ähnlich wie Howard Hughes«, bestätigte Max Hanley.

»Ich lasse vom Computer mal ein Psychogramm erstellen«, bot Julia Huxley an, »damit wir in etwa wissen, mit wem wir es zu tun haben.«

»Im Augenblick ist Michael gerade dabei, unsere Computerdateien zu durchsuchen, ob wir so etwas wie ein Motiv zutage fördern können.«

»Wie steht es zurzeit mit unserem Meteoriten?«, fragte Franklin Lincoln.

»Wir ihr alle wisst, haben Juan und George mit ansehen müssen, wie er die Faröer an Bord einer Cessna verließ, die sie daraufhin verfolgt haben. Als dem Helikopter der Sprit ausging, blieb Juan der Cessna per Auto bis zu einem Bahnhof in der Nähe von Edinburgh auf den Fersen. Er wollte gerade eingreifen, als ihn der Präsident durch Overholt zurückgepfiffen hat und ihm erklären ließ, er solle die Lösung des Problems den englischen Behörden überlassen. Sie hatten die Absicht, den Zug vor einer Stunde anzuhalten, aber wir wissen noch nicht, wie die Sache ausgegangen ist.«

»Wenn sie den Meteoriten tatsächlich in ihren Besitz gebracht haben«, sagte Hali Kasim, »bestünde unsere einzige Beteiligung darin, ihn in die Vereinigten Staaten zu bringen.«

»Richtig«, sagte Hanley, »und das ist der Grund, weshalb ich mich auf die Atombombe konzentrieren möchte. Wir glauben, dass sie auf einem griechischen Frachter durch das Schwarze Meer zu einem Hafen namens Isle of Sheppey gebracht wurde. Dort, so nehmen wir an, haben sich Angehörige von Al-Khalifas Terrorgruppe die Bombe, ohne sie zu bezahlen, geschnappt und sind damit abgehauen. Eddie Seng und Bob Meadows sind am Ort des Geschehens gewesen und fanden dort ein Videoband, das uns Hinweise auf ihren augenblicklichen Aufenthaltsort lieferte.«

»Es erscheint seltsam«, sagte Pete Jones, »dass die anderen die Mission nach Al-Khalifas Tod nicht abgebrochen haben. Ihr Anführer wird ausgeschaltet, und sie planen, einfach weiterzumachen?«

»Das ist ja das Schöne an der ganzen Sache«, meinte Hanley. »Wir glauben, sie wissen gar nicht, dass Al-Khalifa tot ist.«

»Offensichtlich hat er sich nicht bei ihnen gemeldet«, stellte Linda Ross fest.

»Stimmt«, sagte Hanley, »aber das muss er früher schon getan haben – zumindest nach den Berichten über ihn, die wir im Laufe der Jahre gesammelt haben.«

»Heißt das, dass einer von uns Al-Khalifas Rolle übernehmen wird?«, fragte Bob Meadows.

Hanley gab Kevin Nixon ein Zeichen. Dieser nickte und streckte die Hand nach einem Tonbandgerät aus. »Wir haben Al-Khalifas Satellitentelefon in seiner Tasche gefunden. Seine Mailbox war mit einer kurzen Ansage von ihm versehen. Die habe ich mit einer Aufnahme aus einer Abhöraktion abgestimmt und dann seine Stimme als Datei im Computer gespeichert.«

Nixon schaltete das Tonbandgerät ein: Al-Khalifas Stimme drang aus einem Lautsprecher.

»Wir glauben, dass wir seinen Kontaktmann über dieses Telefon anrufen und ein Treffen vereinbaren können«, sagte Hanley. »Und dabei schnappen wir uns die Bombe.«

»Wie viel Zeit haben wir?«, fragte Hali Kasim.

»Wir gehen davon aus, dass sie morgen um Punkt Mitternacht zuschlagen werden«, sagte Hanley.

»Also genau zum Jahreswechsel.« Mark Murphy schüttelte den Kopf. »Diese größenwahnsinnigen Schweine. Gibt es irgendeinen Anlass, bei dem sie es tun könnten?«

»In einem Park in der Nähe des Buckingham-Palastes ist eine große Feier mit einem Konzert geplant«, sagte Hanley.

»Mit Elton John als Star des Abends.«

»Jetzt werde ich richtig sauer«, schimpfte Murphy. »Ich mag seine Musik.«

»Na schön, Leute.« Hanley ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. »Am besten sucht ihr eure Kabinen auf und schlaft euch aus, so gut es geht. Die meisten von euch gehen morgen nach London, um die Operation vorzubereiten. Um sieben in der Früh treffen wir uns hier im Konferenzraum, um die Einzelheiten zu besprechen. Sobald wir dann in London sind, werdet ihr in die City gebracht. Gibt es noch irgendwelche Fragen?«

»Nur eine«, meldete sich Julia Huxley. »Weiß jemand, wie man eine Atombombe entschärft?«


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