355 500 произведений, 25 200 авторов.

Электронная библиотека книг » Clive Cussler » Packeis » Текст книги (страница 29)
Packeis
  • Текст добавлен: 12 октября 2016, 05:46

Текст книги "Packeis"


Автор книги: Clive Cussler


Жанр:

   

Триллеры


сообщить о нарушении

Текущая страница: 29 (всего у книги 31 страниц)

Auf einem anderen Bildschirm lieferte die Konsole ein Schnittdiagramm der Erde, das ihre verschiedenen Schichten zeigte. Spezielle Sensoren im Rumpf des Schiffs wären in der Lage, die Tiefenwirkung der elektromagnetischen Strahlung und die Intensität des Wellen-Effekts zu messen.

Gant hatte einen Rundgang durch das Schiff unternommen und mit seinen Sicherheitsleuten gesprochen. Perfektionist, der er war, wollte Gant auf Nummer sicher gehen, dass Margrave, sobald er seinen Nutzen erfüllt hatte, auch schnellstens eliminiert würde. Während er die Aussichtsplattform betrat, lächelte Gant und fragte: »Dauert es noch lange?«

Margrave warf einen Blick auf sein GPS-Gerät. »Gegen Morgen sind wir am Ziel. Dann wird es noch etwa eine Stunde dauern, um das Schiff in Position zu bringen und die Spule abzusetzen. Die See ist ruhig, also dürfte das nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen.«

Gant ging zur Bar und schenkte zwei schlanke Gläser mit Champagner voll. Ein Glas reichte er Margrave.

»Ein Toast wäre jetzt angemessen.«

»Auf die Vernichtung der Eliten«, sagte Margrave. »Und auf eine neue Welt.«

Gant hob sein Glas. »Auf eine neue Weltordnung.«

41

Zavala verließ das Cockpit der 747 und ging nach hinten in die verkürzte Passagierkabine, wo Austin mit einem Laptopcomputer saß und arbeitete. Zavala lächelte, als hätte er soeben einen guten Witz gehört.

»Piloten sind manchmal seltsame Menschen«, sagte Zavala und schüttelte amüsiert den Kopf. »Die Cockpit-Crew würde sich freuen, wenn du ihr verraten würdest, wohin sie das Flugzeug fliegen soll.«

»Ich habe bald eine genaue Position«, erwiderte Austin. »Einstweilen kannst du ihnen mitteilen, sie sollen Kurs auf den mittleren Südatlantik nehmen.«

»Das engt das Ziel erheblich ein«, sagte Zavala.

»Das ist die Region, die wir beobachten.« Austin deutete auf den Computerbildschirm. »Dies ist das NASA-Diagramm mit den Daten, die vom ROSAT-Satelliten gesammelt wurden. Der Fleck dort, der sich von Brasilien bis nach Südafrika erstreckt, ist unser Jagdrevier – die sogenannte Südatlantische Anomalie.« Er drückte auf einige Tasten seines Keyboards und holte eine Ansammlung von Rechtecken heran.

»In diesem Bereich befindet sich das ausgeprägteste Loch in der Magnetosphäre.«

»Was bedeutet, dass dies der logische Punkt ist, um einen Polsprung einzuleiten«, sagte Zavala.

»Ja und nein. Dort ist der Punkt, den wir meiner Meinung nach aufsuchen sollten.« Er tippte an einer anderen Stelle auf den Bildschirm. »Dort ist die Erdkruste dünner, so dass dort die Kovacs-Wellen am tiefsten eindringen können.«

Zavala blies seine Wangen auf. »Das ist immer noch eine ganz schöne Menge Ozean, die abgesucht werden muss. Mindestens fünfhundert Quadratkilometer.«

»Es ist ein Anfang«, sagte Austin.

Er spitzte die Ohren, als aus dem Laderaum ein elektrisches Summen ertönte. Kurz darauf kamen Karla und Barrett durch die Tür. Karlas blonde Haare waren strähnig, und sie hatte dunkle Ränder unter den Augen. Barretts Gesicht und Hände waren mit Schmiere bedeckt.

Austin dachte, dass Karla sogar in ihrem derangierten Zustand selbst das verhätscheltste Spitzenmannequin mit ihrer eleganten Schönheit beschämen würde. Sie hob den Schraubenzieher in ihrer Hand wie die Freiheitsstatue ihre Fackel.

» Ta-ta!« ,rief sie. »Zeit für Fanfaren und einen Trommelwirbel. Wir sind fertig.«

»Die Dynamos sind allesamt justiert und in Betrieb«, meldete Barrett.

Barrett hatte das letzte Kabel weniger als eine Stunde zuvor eingeholt, und das Flugzeug war bereits wenige Minuten nach Schließen der Tür in der Luft. Al Hibbet hatte mit trauriger Miene verfolgt, wie das Flugzeug startete. Er hätte so gerne an der Mission teilgenommen, doch Austin meinte, sie brauchten am Boden jemanden, der über jedes Detail der Mission informiert war. Nur für alle Fälle.

Das Summen wurde stetig lauter. Karla nahm die Glückwünsche, die folgten, dankbar entgegen, dann streckte sie sich auf einigen freien Sitzen aus und schlief auf der Stelle ein. Austin nahm Karla behutsam den Schraubenzieher aus der Hand und legte ihn auf den Sitz neben ihr.

»Danke«, sagte Barrett. »Und jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen.« Karlas Beispiel folgend, gähnte er ausgiebig und suchte sich eine freie Sitzreihe, auf der er sich ebenfalls langmachte und sofort einschlief.

Austin hielt Längen– und Breitengrad der Position auf seinem Computer fest, dann ging er nach vorne zum Cockpit, um dem Navigator der Maschine die Koordinaten zu geben. Er fragte, wie lange es dauern würde, bis sie am Ziel einträfen, und erhielt eine Zeitspanne von etwa zwei Stunden. Austin blickte aus dem Cockpitfenster auf eine Schicht watteartiger Wolken, die sich unter ihm erstreckte, so weit das Auge reichte.

Die Crew bestand ausschließlich aus Freiwilligen, die sich zweifelsfrei darüber im Klaren waren, dass sie an einer gefährlichen Mission teilnahmen. Während der Navigator einen Flugplan erstellte, kehrten Austin und Zavala in die Passagierkabine zurück.

»Nach dem, was du im Cockpit gesagt hast, kommen wir etwa zur gleichen Zeit am Ziel an wie das Schiff«, sagte Zavala.

»Es wird zeitlich sogar noch knapper. Wir befinden uns in derselben Gegend. Wenn wir dort eintreffen, müssen wir sofort mit einem Suchschema beginnen. Und ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis wir das Transmitter-Schiff aufspüren.«

»Jede Verzögerung könnte sich als verhängnisvoll erweisen. Und die niedrige Wolkendecke ist auch keine Hilfe.«

»Darüber habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. Die Trouts haben berichtet, dass sie in den Minuten, bevor ihr Boot in den Strudel gerissen wurde, am Himmel eine Menge elektrische Aktivität beobachtet haben.«

»Das stimmt. Und Al erzählte, es hätten die reinsten Himmelsfeuerwerke stattgefunden, als die Vereinigten Staaten und die Russen mit elektromagnetischen Waffen auf Basis der Kovacs-Theoreme herumgespielt haben.«

»Dann gibt es jeden Grund anzunehmen, dass wir das gleiche Phänomen beobachten werden, sobald Margrave und Gant ihren Zapper anwerfen. Ich glaube, wir sollten eher den Himmel beobachten als das Meer. Die Wolken könnten uns unter Umständen sogar helfen, das Schiff zu finden.«

»Hervorragend! Ich werde den Leuten im Cockpit sagen, dass sie nach einem Feuerwerk Ausschau halten sollen.«

Nur widerstrebend weckte Austin Karla und Barrett. Er ließ ihnen ein paar Minuten Zeit, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Während das Flugzeug der Südatlantischen Anomalie entgegenraste, brachte er sie auf den aktuellen Stand. Sie kamen überein, sich aufzuteilen, wenn es Zeit wurde, wobei Karla auf der einen Seite des Flugzeugs Posten beziehen würde und Barrett auf der anderen. Austin würde zwischen hinten und vorne hin und her pendeln und als Verbindungsmann zu Zavala fungieren, der im Cockpit sitzen und die Augen offen halten würde.

Zavalas Stimme drang aus den Lautsprechern. Er teilte ihnen mit, dass das Flugzeug die äußere Grenze des Suchgebiets in etwa einer Viertelstunde überfliegen werde. Austin konnte die wachsende Spannung in der Kabine fast körperlich spüren. Die Atmosphäre wurde noch dichter, noch bedrückender, als Zavala meldete, dass sie sich in der heißen Zone befanden. Sie nahmen ihre Positionen an den Fenstern des Jumbo-Jets ein. Zehn Minuten verstrichen, dann zwanzig. Austin ging in der geräumigen Kabine auf und ab und sprach den Leuten Mut zu. Es war nur schwer zu glauben, dass sich unter der dicken Wolkenschicht ein unendlicher Ozean erstreckte.

Austin hatte vorgeschlagen, dass das Flugzeug eine Reihe von parallel verlaufenden Bahnen über dem Suchgebiet abfliegen sollte. Es war das gleiche Rasenmähermuster, das Austin bei der Suche nach einem verschollenen Schiff benutzt hätte, und bot den Vorteil, innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeit eine viele Quadratkilometer große Fläche abzudecken. Sie hatten eine Bahn hinter sich, dann eine zweite und befanden sich gerade auf der dritten, als Austin sich zu fragen begann, ob er einen Fehler gemacht hatte. Alle paar Sekunden schaute er auf seine Uhr.

Das Flugzeug hatte sich soeben in die Kurve gelegt, um die nächste Bahn zu beginnen, als Karla sich meldete. »Ich sehe etwas. Bei drei Uhr.«

Austin und Barrett eilten durch die Kabine auf die andere Seite des Flugzeugs und blickten durch die Fenster. Die Sonne stand tief am Himmel, und ihre Strahlen zauberten blaue Schatten auf die Wolkendecke. Aber auf der rechten Seite pulsierte am Himmel ein weißes Leuchten, das dem Lichtschimmer ähnelte, den ein Gewitter gewöhnlich zwischen den Wolken erzeugt. Austin ergriff das Mikrofon, das mit dem Cockpit verbunden war. Zavala bestätigte über die Lautsprecher, dass er ebenfalls das Leuchten in den Wolken beobachtet habe.

Das Flugzeug beschrieb eine enge Kurve und begann, ähnlich einer Motte, die von einer Flamme angelockt wird, den langen Sinkflug in Richtung des Lichts, das in der Ferne waberte wie ein riesiger Hexenkessel.

42

Aufgrund der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit hatte man sich, was die Gestaltung und Installation der Kontrolltafel betraf, für größtmögliche Einfachheit entscheiden müssen. So kam es, dass die Konsole nicht mehr war als ein flaches Brett, das auf hüfthohen Stützen ruhte. Die Anordnung war bewusst unkompliziert gehalten worden und bestand im Grunde nur aus einem Hauptschalter, der den Energiefluss zu allen Dynamos kontrollierte. Verschiedene Einstellräder und Anzeigeinstrumente überwachten verschiedene andere Bereiche des Betriebssystems.

Zavalas Stimme drang aus den Lautsprechern. »Wir tauchen in die Wolken ein.«

Austin spürte ein Kribbeln auf seiner Kopfhaut, und seine Haare stellten sich auf, und zwar nicht aus Angst, sondern aufgrund der elektrischen Ladung, die plötzlich die Luft erfüllte. Karlas lange Locken standen von ihrem Kopf ab wie bei Frankensteins Braut. Sie versuchte, ihre Haare mit den Händen zu glätten, hatte damit aber nur begrenzten Erfolg. Mit seinem rasierten Schädel hatte Barrett keine derartigen Probleme, obgleich seine Spinnentätowierung plötzlich eine Gänsehaut aufwies.

Die elektrische Show begann jedoch erst. Jede Oberfläche im Frachtabteil begann, bläulich zu leuchten, ähnlich dem St-Elmo-Feuer, das Seeleute immer in der Takelage ihrer Segelschiffe hatten tanzen sehen. Die Innenbeleuchtung des Flugzeugs ging ständig an und aus, als ob ein Kind am Schalter herumspielte. Dann erlosch die Beleuchtung vollständig.

Stroboskopartige Blitze draußen erhellten die Fensterreihen und ließen die verwirrten Gesichter im Frachtraum erscheinen wie Tänzer in einer Diskothek. Das Flugzeug schien sich im Zentrum eines Blitzgewitters zu befinden. Aber es gab keinen Donner, sondern da war nur das gedämpfte Dröhnen der Jetmotoren. Die relative Stille steigerte das Unheimliche der Szene noch um einiges.

Das Intercom musste von einem separaten Stromkreis gespeist werden, denn Zavalas Stimme drang abermals krächzend aus den Lautsprechern. Seine Botschaft war kurz und unmissverständlich.

»Soeben haben sich die Cockpitinstrumente verabschiedet.«

Eine Sekunde später hatte er eine Meldung zu machen, die noch erschreckender war. »Verdammt, die Kontrollen sind ebenfalls ausgefallen.«

Austin wusste, dass ein Flugzeug von der Größe einer 747 sofort in den Sturzflug gehen würde, aber es war nicht dafür gebaut, um auf Aufwinden aufzusteigen und zu gleiten wie ein Segelflugzeug. Sobald ein Pilot feststellte, dass er auf sich allein gestellt war, würde er ins Trudeln verfallen, so dass die Tragflächen abrissen. Austin legte schützend einen Arm um Karlas Schultern.

Irgendetwas geschah im Frachtraum. Das elektrische Spektakel verlor an Leuchtkraft. Das kalte Feuer, das über die Wände und die Decke waberte, schien zu ersterben. Dunkle Flecken erschienen im matten Schimmern und dämpften das geisterhafte blaue Licht. Ein letztes helles Aufblühen. Dann ging die Innenbeleuchtung wieder an.

Eine Sekunde später drang aus den Lautsprechern Zavalas sehnsüchtig erwartete Mitteilung: »Die Instrumente und die Kontrollen funktionieren wieder«, berichtete er.

Austin nahm den Arm von Karlas Schultern und ging zur Kontrolltafel, um ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Er machte sich Sorgen, dass die hohe statische Elektrizität, die eine derart dramatische Lightshow ausgelöst hatte, vielleicht den ein oder anderen Schalter verbrannt hatte. Zu seiner Erleichterung war jedoch alles in Ordnung.

Eine Veränderung des Lichts, das durch das Fenster hereindrang, veranlasste Karla, ihren Platz zu verlassen und nach der Ursache zu forschen. Sie presste die Nase gegen die Plexiglasscheibe und rief die anderen zu sich herüber. Austin blickte hinaus und stellte fest, dass sie die Wolkendecke durchstoßen hatten. Durch den dünnen Schleier niedrig hängender Wolkenfetzen war das blaue Meer zu erkennen. Ein grelles Flackern von oben erregte seine Aufmerksamkeit. Anstelle der Unterseite der Wolkendecke sah er eine Aurora aus wirbelnden weißen, blauen und roten Farbwolken, die einen leuchtenden Baldachin bildeten. Der ganze Himmel schien in Flammen zu stehen. Es war, als entluden sich hundert Gewitter in gleichzeitigen Blitzen.

Das Flugzeug hatte die elektrische Barriere in einem Stück überwunden, aber sie waren noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Obgleich die elektrischen Attacken nachließen, wurde die Maschine, je tiefer sie unter die Wolkendecke sank, von heftigen Turbulenzen hin und her gestoßen. Aus allen Richtungen prügelten mächtige Windstöße auf die 747 ein. Trotz ihrer enormen Dimensionen tanzte und bockte die Maschine wie ein Drachen an seiner Schnur.

Die Windstöße sollten sie offenbar nur mürbe machen. Wie ein Boxer in den Seilen musste das Flugzeug eine Serie von wuchtigen frontalen Windschlägen hinnehmen. Der Frachtraum hallte von einem lauten Dröhnen wider, während die Winde die Maschine attackierten, so dass die Insassen sich vorkamen wie in einem Fahrzeug, das mit hoher Geschwindigkeit über eine von Schlaglöchern übersäte Piste raste. Als es schien, als würde der nächste Ansturm jede Niete in der Struktur des Flugzeugs sprengen, ließ die Heftigkeit der Schläge nach, und sie wurden deutlich seltener. Dann kamen die Turbulenzen vollständig zur Ruhe.

»Seid ihr da hinten okay?«, erkundigte Zavala sich.

»Uns geht es gut, aber du wirst einen ganzen Satz neuer Stoßdämpfer brauchen.«

»Ich brauche eher einen Satz neuer Zähne« ,sagte Zavala.

»Bestell dem Piloten, das war eine Glanzleistung. Sind die Tragflächen noch dran?«

»Er bedankt sich und fragt, wer schon Tragflächen braucht.«

»Das ist beruhigend. Kannst du das Schiff sehen?«

»Noch nicht. Es sind immer noch ein paar Wolken dazwischen.« Eine kurze Pause trat ein, und als Zavala sich wieder meldete, konnte Austin deutlich die Erregung in seiner Stimme hören. »Sieh mal nach backbord, Kurt. Etwa bei neun Uhr.«

Austin beugte sich zum Fenster und erkannte unter sich den Passagierdampfer. Er kam ihm vor wie ein Spielzeugboot auf einem Ozean. Von einer Kiellinie oder einer Bugwelle war nichts zu sehen, was bestätigte, was Austin aus den Turbulenzen und der Lightshow schloss, die das Flugzeug soeben überstanden hatte. Das Schiff war vor Anker gegangen, und die elektromagnetische Attacke hatte begonnen.

Das Schiff war von einem Ring von Wellen umgeben, die sich von dem Schiff wegbewegten. Obgleich die Größe der Wellen schwer zu beurteilen war, verrieten ihre Schaumkämme, die aus ihrer Flughöhe deutlich zu erkennen waren, dass die Seen monströse Ausmaße haben mussten.

Austin wies den Piloten über Intercom an, in zehntausend Fuß Höhe zu bleiben, das Schiff zu umkreisen und mit jeder Runde um tausend Fuß tiefer zu gehen. Er gab Barrett, der an der Kontrolltafel stand, ein Zeichen und sagte ihm, er solle sich bereithalten. Der Wissenschaftler nickte und steigerte die Energiezufuhr zu den Dynamos. Ein elektrisches Summen wie von tausend Bienenstöcken erfüllte das Innere der Maschine.

Etwas brannte. Austin warf einen Blick in den Frachtraum und bemerkte eine Rauchwolke und einen Funkenregen bei einem der Dynamos. Er rief Barrett zu, die Energiezufuhr zu stoppen, und rannte, mit Karla im Schlepptau, durch den Frachtraum.

Barrett hatte längst die Anzeige entdeckt, die auf das Problem hinwies, und den entsprechenden Schalter sofort umgelegt. Austin stellte fest, dass die Funkenquelle eine Leitung zu einem der Dynamos war. Die Verbindung hatte sich gelockert, als das Flugzeug von den Windstößen hin und her geworfen wurde.

Er untersuchte die Verbindung auf irgendwelche Schäden, fand nichts dergleichen und schloss die Verbindung wieder. Dann winkte er Barrett zu, die Energiezufuhr erneut hochzufahren. Das Bienengesumm setzte wieder ein und steigerte sich zu einem Heulen, das sogar das Dröhnen der Jetturbinen übertönte. Karla stand mittlerweile neben Barrett vor der Kontrolltafel. Austin hielt sich währenddessen in der Nähe des Intercoms auf, um mit dem Cockpit in ständiger Verbindung bleiben zu können.

»Wie sieht es aus?«, wollte Austin wissen.

Barrett überflog die Kontrolltafel und grinste. »Alles im grünen Bereich.«

Austin stieß den Daumen nach oben und meldete sich bei Zavala. »Wie ist die Flughöhe?«

»Achttausend Fuß.«

»Gut. Bringt sie auf viertausend runter, und dann überfliegt das Schiff. Gib mir Bescheid, wenn wir uns dem Ziel nähern.«

»Aye, aye, Sir.«

Während das Flugzeug sank, musste der Pilot eine Reihe unerwarteter Turbulenzen abfangen. Er brachte mit einigen geschickten Manövern die Maschine wieder auf Kurs. Gleichzeitig meldete Zavala, dass das Schiff direkt voraus lag.

Austin rief Barrett zu, auf volle Leistung zu gehen. Er zögerte mit der Hand über dem Energieschalter, und für einen kurzen Moment glaubte Austin, er habe ihn nicht verstanden. Dann trat Barrett beiseite und legte Karlas Hand auf den Schalter.

»Dies zu Ehren Ihres Großvaters.«

Karla quittierte die Geste mit einem breiten Grinsen und legte den Schalter um. Strom floss in die Antenne, wo er in Impulse elektromagnetischer Energie umgewandelt wurde. Austin hatte keinerlei Richtwerte oder Erfahrungen, an denen er sich hätte orientieren können, daher erzeugte er einen Teppich aus Energiestößen in ähnlicher Weise, wie ein U-Boot-Jäger im Ozean ein Streufeuer aus Wasserbomben ausbringt.

Wenig später befanden sie sich über dem Schiff. Austin wies den Piloten an, das Manöver zu wiederholen und diesmal aus einem anderen Winkel anzufliegen. Die 747 war nicht für Tiefflugangriffe gebaut und schien eine halbe Ewigkeit zu brauchen, um eine weite Kurve zu fliegen und die nächste Serie von Impulsen abzufeuern.

Abermals meldete Zavala die Annäherung ans Ziel. Und abermals betätigte Karla den Energieschalter.

Ein weiterer Überflug, und eine weitere Serie elektromagnetischer Impulse deckte das Schiff und den Ozean in seiner direkten Umgebung ein.

»Wie lange müssen wir so verfahren?«, wollte Zavala wissen.

»Bis uns der Sprit ausgeht, und noch etwas länger«, erwiderte Austin mit einem Ausdruck stählerner Entschlossenheit in der Stimme.

Auf der Aussichtsplattform der Polar Adventureherrschte euphorische Stimmung.

Margrave und Gant blickten nach oben durch das Glasdach, und ihre Gesichter waren in das pulsierende, vielfarbige Licht der Aurora hoch über dem Schiff gebadet. Margraves seltsame Physiognomie hatte nie satanischer ausgesehen.

»Fantastisch!«, murmelte Gant in einem seltenen Gefühlsausbruch.

Margrave stand hinter der Steuerkonsole. Er hatte die Dynamos nach und nach auf volle Leistung beschleunigt, und die Konsole leuchtete und blinkte wie ein Flipperautomat.

»Die Aurora zeigt an, dass wir den kritischen Punkt erreicht haben«, erklärte er. »Die elektromagnetischen Wellen sind in den Meeresboden eingedrungen. Sie verändern den elektromagnetischen Fluss und verschieben den Pol. Achten Sie auf den Kompass und den entscheidenden Sprung.«

Gant warf einen Blick auf die Kompassscheibe, dann blickte er durch eins der Panoramafenster.

»Irgendetwas ist da draußen auf See im Gange.«

Die aufgewühlte Oberfläche des Ozeans hatte sich um das Schiff herum plötzlich geglättet.

»Wir befinden uns im Epizentrum des Polsprungs«, erklärte Margrave. »Ein Ring von riesigen Wellen wird sich nach außen ausbreiten. Am Rand dieser Zone dürften einige Wirbel und Strudel entstehen.«

»Gut, dass wir nicht im Weg liegen«, sagte Gant.

»Es wäre nicht allzu günstig, wenn es anders wäre. Die Störungen lassen sich nicht voraussagen und treten völlig zufällig auf. Aus diesem Grund ist unser Transmitter-Schiff damals gesunken. Es ist so etwas wie die Ruhe im Auge eines Hurrikans. Bis auf einen etwas heftigeren Seegang sind wir hier in Sicherheit.«

Gant blickte hinaus auf die ansteigende See. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so mächtig gefühlt.

Austins Gedanken liefen in eine ganz andere Richtung als Gants. Er war wie ein Arzt, der versucht, einen klinisch toten Patienten wieder ins Leben zurückzuholen, nur lagen in seinem Fall Millionen von Leben auf dem Behandlungstisch. Er blickte aus dem Fenster, während die 747 sich zu einem weiteren Anflug abermals in die Kurve legte, und konnte nicht feststellen, ob die Gegenmaßnahme wirkte oder nicht.

Dann entdeckte er eine kreisrunde Zone in unmittelbarer Umgebung des Schiffs, wo die Wasseroberfläche stumpf wurde, als ob sie durch den Luftdruck von Helikopterrotoren geglättet wurde. Er konnte Verwerfungen auf der Oberfläche erkennen, ähnlich den Furchen, wie sie von starken Unterströmungen erzeugt werden. Einen Moment später begannen die Wassermassen, sich im Kreis zu bewegen, wobei das Schiff genau im Mittelpunkt lag. Innerhalb von Sekunden hatte die Zone einen Durchmesser von gut zwei Kilometern, begrenzt von einem schaumgekrönten Ring. Während die Strömungsgeschwindigkeit kontinuierlich zunahm, senkte die See in der Mitte sich ab.

Austin wurde Zeuge, wie ein riesiger Strudel entstand.

Die Polar Adventurehob sich nur etwa zwei Meter über die See ringsum, ehe sie wieder zurücksank.

Gant bemerkte, dass im Ozean rund um das Schiff eine Vertiefung zu entstehen schien. »Ist das ein weiterer Nebeneffekt?«, fragte er.

»Nein«, antwortete Margrave. Seine Verwirrung verwandelte sich in Sorge, als die Oberfläche immer schüsselförmiger wurde. Weiße Schaumwälle deuteten auf das Zusammentreffen starker Strömungen hin. Er griff nach dem Mikrofon, das ihn mit der Kommandobrücke verband. »Volle Kraft voraus. Wir versinken in einem Strudel.«

Margrave schaltete die Dynamos aus.

»Was tun Sie?«, fragte Gant.

»Irgendetwas stimmt nicht. Eigentlich sollte es keine solche Reaktion geben.«

Die Ozeansenke vertiefte sich, und Kreisströmungen waren entstanden, aber das Schiff hatte sich mittlerweile in Bewegung gesetzt und steuerte auf den Rand des Wirbels zu. Sein Bug stieg leicht hoch, und es musste gegen die Strömungen ankämpfen, die es seitlich abdrängen wollten, doch das Schiff blieb einigermaßen auf Kurs.

Gleichzeitig dehnte sich jedoch der Mahlstrom aus. Margrave brüllte ins Mikrofon, die Maschinen mit höchster Leistung laufen zu lassen, doch das Schiff schien dazu bestimmt, das Wettrennen zu verlieren, da es sich nicht wesentlich vom Mittelpunkt des Wirbels entfernte.

Dann veränderte das Verhalten des Wassers sich abermals. Die Strömung wurde schwächer, und der Boden der Schüssel stieg auf normales Meeresniveau. Und buckelte sich erneut auf.

»Was ist passiert?«, erkundigte Gant sich.

»Eine harmlose Unregelmäßigkeit«, antwortete Margrave. Er wischte sich den Angstschweiß von der Stirn und lächelte, während er die Dynamos wieder anlaufen ließ.

Während das Schiff höher stieg, begann das Wasser in seiner Umgebung, heftig zu brodeln. Der Ozeandampfer erreichte eine Höhe von sieben Metern, dann zehn.

»Sorgen Sie gefälligst dafür, dass das aufhört«, verlangte Gant.

Margrave schaltete abermals die Dynamos ab, aber das Schiff stieg weiter.

Zwanzig Meter.

»Sie Idiot! Was haben Sie getan?«

»Die Computermodelle –«

»Scheiß auf Ihre Computermodelle!«

Margrave verließ seinen Platz an der Steuerkonsole und eilte zu einem der großen Fenster, die die Aussichtsplattform umschlossen. Voller Grauen starrte er hinaus aufs Meer.

Das Schiff befand sich auf der Spitze einer mächtigen, rasend schnell wachsenden Wassersäule.

Austin hatte das Wachstum des Strudels verfolgt, bis er einen Durchmesser von etwa zwanzig Kilometern hatte. Nun beobachtete er fasziniert, wie der Wirbel sich glättete, sich in ein schäumendes Wasserinferno verwandelte und schließlich zu einem Wasserzyklon aufwölbte.

Der Hügel, der im Mittelpunkt des Wirbels entstand, wuchs an Höhe und Breite, während er sich drehte wie ein tanzender Derwisch.

Das Flugzeug näherte sich zu einem weiteren Überflug. Austin eilte ins Cockpit.

»Bringen Sie uns so schnell wie möglich in die Höhe. Und dann weg von diesem Ort.«

Der Pilot ging mit der 747 in einen steilen Steigflug.

Die Wassersäule erinnerte Austin an Fotos von Atombombentests im Pazifik.

Eine mit panischer Angst erfüllte Stimme drang krächzend aus dem Lautsprecher des Funkgeräts. »Mayday! Mayday! Melden Sie sich! Mayday!«

Austin lieh sich das Funkmikrofon. »Mayday empfangen.«

»Hier ist Gant auf der Polar Adventure.«Er musste brüllen, um bei dem Getöse im Hintergrund gehört zu werden.

»Sieht so aus, als hätten Sie eine grandiose Achterbahnfahrt vor sich«, sagte Austin.

»Wer ist da? Wer sind Sie?«

»Kurt Austin. Wir befinden uns ein paar tausend Fuß über Ihnen. Schauen Sie schnell hoch, denn lange sind wir nicht mehr hier. Übrigens schöne Grüße von Dr. Kovacs.«

Nach einer kurzen Pause war Gants Stimme wieder zu hören. »Was, zum Teufel, geht hier vor, Austin?«

»Wir haben Ihnen eine Dosis des Mittels gegen Polsprünge verpasst. Ich würde sagen, dass Sie und Ihr Partner erledigt sind.«

Gants Entgegnung war nicht zu verstehen und ging in einem ohrenbetäubenden Dröhnen unter.

Austin blickte aus dem Cockpitfenster. Das Schiff saß auf der Spitze der Wassersäule, wo es sich wie ein Kreisel drehte. Austin konnte sich die grauenhafte Szene an Bord nur vage ausmalen. Aber er hatte kein Mitleid mit Margrave und Gant, die nun die Früchte ihrer eigenen teuflischen Saat der Vernichtung ernteten.

Während das Flugzeug seinen Kurs änderte und sich von seinem Ziel wie ein riesiger durch die Ozeane wandernder Wal entfernte, geriet es in Turbulenzen, die von den künstlich manipulierten Naturkräften entfesselt worden waren, aber sie waren harmlos im Vergleich mit den Windattacken bei ihrem ersten Anflug. Das Flugzeug stieg ohne einen Zwischenfall bis auf fünfundzwanzigtausend Fuß, wo es wieder auf Geradausflug ging.

Karla presste ihr Gesicht gegen das Fenster, obgleich es außer der normalen Wolkendecke nichts zu sehen gab. Sie wandte sich zu Austin um. Ein benommener Ausdruck lag in ihren Augen.

»Was ist da unten passiert?«, fragte sie.

»Ihr Großvater hatte mit seinen Berechnungen absolut Recht gehabt.«

»Aber was war dieses Ding, diese Wasserfontäne?«

Austin konnte nicht genau sagen, was geschehen war, aber er vermutete, dass das Zusammenwirken elektromagnetischer Impulse vom Schiff und vom Flugzeug unvorstellbare Kräfte freigesetzt hatte.

»Die Natur mag es gar nicht, wenn man sich an ihr vergreift. Die Kombination unserer Gegenmaßnahme und der anfänglichen Impulse zur Einleitung des Polsprungs hat eine heftige Reaktion hervorgerufen.« Er lächelte. »Es ist so, als nehme man etwas gegen seinen verdorbenen Magen. Es kommt fast immer zu ein oder zwei Eruptionen, wenn ich so sagen darf, ehe sich alles wieder beruhigt.«

»Dann ist es also endgültig vorbei.«

»Ich hoffe es doch.« Austin meldete sich im Cockpit. »Was sagt der Kompass?«

»Er ist völlig normal«, antwortete Zavala. »Die Nadel zeigt noch immer nach Norden, mehr oder weniger jedenfalls.«

Barrett hatte seinen Platz hinter der Kontrolltafel nicht verlassen. Als er Zavalas Meldung vernahm, klatschte er in die Hände. Er kam herüber und umarmte Karla und Austin nacheinander.

»Wir haben es geschafft«, sagte er. »Bei Gott, wir haben es wirklich geschafft.«

Austin reagierte mit einem müden Lächeln. »Das haben wir«, pflichtete er ihm bei. »Das haben wir.«


    Ваша оценка произведения:

Популярные книги за неделю