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Packeis
  • Текст добавлен: 12 октября 2016, 05:46

Текст книги "Packeis"


Автор книги: Clive Cussler


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Триллеры


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28

Im zehnten Stock der NUMA-Hauptverwaltung ist das moderne Äquivalent der berühmten Bibliothek von Alexandria untergebracht. Das rundum verglaste Computer-Zentrum, das die gesamte Etage einnimmt, enthält eine gewaltige digitale Bibliothek, die jedes Buch und jeden Artikel sowie jede wissenschaftliche Tatsache und Aufzeichnung über die Weltmeere einschließt. Auf all das kann mit einem Hochgeschwindigkeits-Computernetzwerk mit der Fähigkeit, enorme Datenmengen innerhalb von Sekundenbruchteilen zu transportieren, zugegriffen werden.

Das Zentrum ist das Geistesprodukt des Computergenies der NUMA, Hiram Yeager, welcher die künstliche Intelligenz, die er geschaffen hatte, auf den Namen »Max« taufte. Es war Yeagers Idee, Max eine weibliche menschliche Persönlichkeit zu verleihen, die durch ein dreidimensionales holographisches Bild mit braunem Haar, topasfarbenen Augen und einer weichen, weiblichen Stimme repräsentiert wurde.

Paul Trout hatte sich entschlossen, auf das reizvolle holographische Bild zu verzichten. Anstatt Max’ zentrale Steuerkonsole zu benutzen, an der Yeager mit dem Computer akustisch zu kommunizieren pflegte, hatte Trout einen Konferenzraum am Rand des Datencenters bezogen. Er hatte ein simples Keyboard angeschlossen, um Max’ unerschöpflichen Wissensspeicher anzuzapfen. Das Keyboard kommunizierte mit einem überdimensionalen Monitor, der den größten Teil einer Wand einnahm. Neben Trout an einem Mahagonitisch vor dem Monitor saßen Gamay, Dr. Adler, der Wellenexperte, und Al Hibbet, der NUMA-Spezialist für Elektromagnetismus.

Trout bedankte sich bei allen für ihr Erscheinen und erklärte ihnen, dass Austin und Zavala abberufen worden waren. Dann drückte er auf einige Keyboardtasten. Das Foto eines Mannes mit schmalem Gesicht, dunklem Haar und ausdrucksvollen grauen Augen erschien auf dem Bildschirm.

»Ich möchte Sie mit dem Gentleman bekannt machen, dessen Genie uns heute hier zusammengebracht hat«, sagte Trout. »Hier sehen Sie Lazio Kovacs, den brillanten ungarischen Elektroingenieur. Dieses Foto wurde Ende der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufgenommen, und zwar etwa zu der Zeit, als er an seinen revolutionären Theorien über den Elektromagnetismus arbeitete. Und dies kann passieren, wenn wissenschaftliche Brillanz missbraucht wird.«

Trout wechselte das Foto und erzeugte einen geteilten Bildschirm, auf dem zwei Satellitenfotos zu sehen waren. Auf der linken Seite befand sich das Foto von den Monsterwellen, die die Southern Belleverschlungen hatten. Die andere Seite zeigte den riesigen Strudel, wie er sich aus dem Weltraum darstellte.

Er wartete, bis die Bedeutung der Fotos jedem der Anwesenden klar geworden war.

»Wir in diesem Raum haben die Vermutung geäußert, dass jemand elektromagnetische Impulse, basierend auf den Kovacs-Theoremen, angewendet haben könnte, um diese Störungen zu erzeugen. Wie Sie wissen, waren Gamay und ich in Los Alamos und haben dort mit einem ausgewiesenen Kenner der Arbeit Lazio Kovacs’ gesprochen. Er bestätigte unseren Verdacht hinsichtlich direkter menschlicher Einmischung und deutete an, dass die Art von elektromagnetischer Manipulation, mit der wir es hier höchstwahrscheinlich zu tun haben, tatsächlich einen Polsprung auslösen könnte.«

»Ich nehme an, wir unterhalten uns über eine Umkehr der magnetischen Pole«, sagte Adler.

»Ich wünschte, so wäre es«, warf Gamay ein. »Es ist jedoch durchaus möglich, dass wir es mit einem geologischenPolsprung zu tun haben, in dessen Verlauf die Erdkruste über dem Kern in Bewegung gerät.«

»Ich bin zwar kein Geologe«, sagte Adler, »aber für mich klingt das nach den Voraussetzungen für eine Katastrophe größeren Ausmaßes.«

»Tatsächlich«, meinte Gamay mit einem Lächeln, das so düster wie reizend war, »könnten wir es mit dem viel beschworenen Weltuntergang zu tun haben.«

Betroffenes Schweigen folgte auf ihre Erklärung. Adler räusperte sich schließlich. »Ich habe das Wort ›könnten‹ gehört. Offenbar sehen Sie noch einen gewissen Spielraum.«

»Ich wäre froh, wenn der Spielraum so groß wäre, dass wir uns elegant aus dieser Geschichte herauswinden können«, sagte Gamay. »Aber Sie haben Recht mit der Vermutung, dass wir noch gewisse Zweifel hegen. Wir wissen nicht, wie zuverlässig unsere Los-Alamos-Quelle ist, daher hat Paul eine Methode entwickelt, die Kovacs-Theoreme zu testen.«

»Und wie soll das gehen?«, fragte Adler.

»Mithilfe einer Simulation«, sagte Trout, »in etwa so, wie Sie in Ihrem Labor natürliche Bedingungen schaffen, indem Sie sich einer Wellenmaschine oder eines Computermodells bedienen.«

Hibbet hatte einen Einwand. »Kovacs hat seine Theorien eher allgemein dargestellt und einige spezielle Punkte weggelassen.«

»Das ist richtig«, räumte Gamay ein. »Aber Kovacs hat selbst eine detailliertere Zusammenfassung seiner Theoreme veröffentlicht. Er hat sie als Grundlage für seine der Öffentlichkeit zugänglichen Publikationen benutzt. Von dieser Zusammenfassung existiert nur ein einziges Exemplar.«

»Wie schön, wenn wir es hätten«, sagte Adler.

Gamay schob Kovacs’ Buch kommentarlos über den Tisch.

Adler nahm die Blätter vorsichtig vom Tisch auf und las den Namen auf dem Umschlag: Lazio Kovacs. Er blätterte in den vergilbten Seiten. »Das ist ja Ungarisch«, stellte er fest.

»Einer unserer NUMA-Übersetzer hat eine englische Version erstellt«, sagte Trout. »Da jedoch die Mathematik eine universelle Sprache ist, gibt es dort keinerlei Probleme. Da sah es mit den Tests ganz anders aus. Dann erinnerte ich mich an die Arbeit im National Laboratory Los Alamos, wo die Wissenschaftler eine Methode entwickelt hatten, Atombomben aus unserem Arsenal zu testen, ohne internationale Verträge und Abkommen zu verletzen. Sie testen die einzelnen Bauteile der Bombe, berücksichtigen dabei Faktoren wie zum Beispiel die Materialermüdung und so weiter und geben diese Daten in einen Computer ein, der eine Simulation durchführt. Ich beabsichtige, es genauso zu machen.«

»Ein Versuch lohnt sich bestimmt«, sagte Hibbet.

Trout tippte auf dem Keyboard, und ein Bild der Erde erschien auf dem Monitorschirm. Aus der Kugel war ein Stück herausgeschnitten worden wie bei einer Orange, um die Schichten des Erdinneren zu zeigen: der äußere Kern aus flüssigem Eisen, der Mantel und die Erdkruste. »Vielleicht können Sie dieses Diagramm ein wenig erläutern, Al.«

»Liebend gern«, antwortete Hibbet. »Die Erde ist im Prinzip nichts anderes als ein riesiger Stabmagnet. Der innere Kern aus festem Eisen rotiert mit einer anderen Geschwindigkeit als der äußere Kern aus flüssigem Eisen. Diese Bewegung hat einen Dynamoeffekt zur Folge, der ein Magnetfeld erzeugt, das man auch Geodynamo nennt.«

Das Bild veränderte sich und zeigte nun den intakten Globus. Linien strahlten von einem Pol hinaus ins All und führten gekrümmt zum entgegengesetzten Pol zurück.

»Dies sind die magnetischen Kraftlinien«, erklärte Hibbet. »Sie erzeugen ein magnetisches Feld, das die Erde umgibt und uns den Gebrauch von Kompassen erlaubt. Noch wichtiger ist, dass die Magnetosphäre rund siebzig Kilometer weit ins All hinausreicht. Sie stellt insofern eine Barriere dar, als sie uns vor der schädlichen Strahlung des Sonnenwindes und vor den Schwärmen tödlicher Partikel schützt, die die Erde aus dem Weltraum ständig bombardieren.«

Trout veränderte abermals das Computerbild. Jetzt blickten sie auf eine Weltkarte. Der Ozean war mit blauen und goldenen Flecken übersät.

»In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts fassten Wissenschaftler alles zusammen, was über den geschmolzenen Erdkern bekannt ist, und gaben es einem Supercomputer ein«, erklärte Trout. »Alle möglichen Daten kamen hinzu. Temperatur. Mengenangaben. Viskosität. Sie stellten fest, dass die Pole sich alle hunderttausend Jahre umkehren, und zwar beginnt es damit, dass ein Pol merklich schwächer wird. Offensichtlich befinden wir uns am Anfang eines solchen Zyklus.«

»Heißt das, die Erde unterliegt einem natürlichen Polsprung?«, fragte Adler.

»Offensichtlich«, antwortete Trout. »Das Magnetfeld der Erde begann vor etwa einhundertfünfzig Jahren an Kraft zu verlieren. Seine Feldstärke hat seitdem um zehn bis fünfzehn Prozent abgenommen, und der Abbau hat sich beschleunigt. Wenn dieser Trend anhält, wird das Feld stetig schwächer und würde bald nahezu vollständig verschwinden, um sich mit entgegengesetzter Polarität wieder aufzubauen.«

»Nadeln, die heute noch nach Norden zeigen, würden dann nach Süden zeigen«, fügte Hibbet hinzu.

»Das ist richtig«, sagte Trout. »Ein Wechsel des magnetischen Pols würde eine ganze Reihe störender Ereignisse zur Folge haben, doch die Wirkung insgesamt wäre nur minimal. Die meisten Menschen würden sich an die neuen Verhältnisse anpassen und den Vorgang überleben. Wie verschiedene Studien zeigen, haben die magnetischen Pole sich recht häufig umgekehrt.«

»Herodot schrieb davon, dass die Sonne dort aufging, wo sie normalerweise unterging«, sagte Gamay. »Die Hopi sprachen von dem Chaos, das einsetzt, wenn die beiden Zwillinge, die die Erde an Ort und Stelle festhalten, ihre Positionen verlassen. Dies könnten Hinweise auf frühere Polsprünge sein.«

»Während Legenden faszinierend sind und häufig ein Körnchen Wahrheit enthalten, sind wir alle an diesem Tisch mit wissenschaftlichen Methoden vertraut«, sagte Adler.

»Deshalb habe ich die Wahrsager und Pseudowissenschaftler, die das Ende der Welt vorausgesagt haben, gar nicht erst erwähnt«, sagte Gamay. »Das physikalische Phänomen des Polsprungs wurde mit Theorien über Atlantis und vorzeitliche Astronauten vermischt.«

»Als Wellenexperte beschäftige ich mich mit ungeahnten ozeanischen Kräften«, sagte Adler, »aber eine Verschiebung der Oberfläche einer gesamten Welt erscheint mir eher unglaublich.«

»Normalerweise würde ich Ihnen darin zustimmen«, sagte Gamay. »Aber Spezialisten für Paläomagnetik, die die Lavaströme studierten, haben nachgewiesen, dass der Untergrund sich in Relation zum magnetischen Nordpol der Erde bewegt hat. Nordamerika befand sich einst tief in der südlichen Hemisphäre, wo die Landmasse vom Äquator durchschnitten wurde. Einstein stellte die Theorie auf, dass wenn genügend Eis sich auf den Polkappen ansammelt, ein Polsprung als Folge eintreten könnte. Wissenschaftler fanden heraus, dass vor einer halben Milliarde Jahren die tektonischen Platten der Erde neu angeordnet wurden. Der frühere Nord– und Südpol wanderten auf den Äquator, und Punkte auf dem Äquator wurden zu den Polen, wie wir sie heute kennen.«

»Das ist doch ein Prozess, der Millionen von Jahren dauert«, wandte Adler ein.

Trout brachte das Gespräch wieder auf die Computersimulation zurück. »Deshalb sollten wir einen eingehenderen Blick auf die Gegenwart werfen. Das Bild auf dem Schirm zeigt die Magnetfelder der Erde. Die blauen Flecken sind die nach innen gerichteten Felder, die goldenen die nach außen gerichteten. Die englische Marine beobachtet seit dreihundert Jahren den magnetischen und den echten Nordpol, so dass wir einen recht genauen Datenbestand haben. Was wir dabei beobachten können, ist eine Zunahme der blauen Inseln.«

»Was auf magnetische Anomalien hindeutet, wo die Feldlinien in der falschen Richtung verlaufen«, sagte Hibbet.

»Dieser große Farbfleck ist die südatlantische Anomalie, wo die Feldlinien bereits in der falschen Richtung verlaufen«, sagte Trout. »Das Wachstum der Anomalie nahm um die Jahrhundertwende deutlich zu. Dies passt zu den Magsat-Beobachtungen, die schwache Areale in der Nordpolarregion und unterhalb von Südafrika zeigen. Die Beobachtungen stimmen mit Computersimulationen überein, die auf einen möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Polsprung hinweisen.«

»Sie haben durchaus überzeugend dargestellt, dass es in der Vergangenheit zu geologischen und magnetischen Polverschiebungen gekommen ist«, sagte Adler. »Aber wir reden doch hier über die Möglichkeit, dass der Mensch einen solchen Vorgang auslöst. Ich denke, das dürfte ein wenig zu überheblich sein. Der Mensch mag ja eine Menge bewirken können, aber ich denke, wenn es um eine totale Umgestaltung der Erdoberfläche geht, müssen sogar wir passen.«

»Es erscheint total verrückt, nicht wahr?«, sagte Trout mit einem schiefen Grinsen. Er wandte sich an Hibbet. »Sie sind der Fachmann für Elektromagnetismus. Was halten Sie davon?«

Hibbet betrachtete den Bildschirm. »Ich hatte keine Ahnung, dass die Anomalien im südlichen Ozean so schnell gewachsen sind.« Er überlegte, dann, indem er seine Worte sehr sorgfältig wählte, fuhr er fort: »Lazio Kovacs beschäftigte sich unter anderem auch mit den Eigenschaften von Materie und Energie. Er stellte fest, dass Materie zwischen den Zuständen von Materie und Energie hin und her schwankt. Energie unterliegt nicht den Regeln von Raum und Zeit, daher ist der Wechsel von der einen Phase zur anderen eine Momentangelegenheit. Und Materie macht es der Energie nach. Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns die elektromagnetischen Verhältnisse der Erde ansehen. Wenn sich die elektromagnetische Energie auf eine bestimmte Art und Weise verändert, kann Materie – in diesem Fall die Erdkruste – sich ebenso verändern.«

»Das heißt, Sie halten einen geologischen Polsprung für möglich«, sagte Gamay.

»Ich sage damit, dass ein vom Menschen ausgelöster magnetischer Polsprung mit seinen tiefgreifenden, kurzfristigen Begleitumständen eine irreversible geologische Bewegung auslösen kann, zumal sich ein natürlicher Polsprung ankündigt. Alles, was nötig ist, dürfte ein leichter Schubser sein. Ein Hinzufügen oder Abzapfen elektromagnetischer Energie, wodurch das Feld verändert wird, könnte Reaktionen auf Materienebene auslösen. Orkanartige Störungen des Erdkerns oder des Magnetfeldes könnten für die Monsterwellen und den Strudel verantwortlich sein. Es wäre keine langsame Verschiebung tektonischer Platten. Die Struktur des gesamten Planeten könnte sich in einem winzigen Moment verändern.«

»Mit welchem Ergebnis?«, fragte Gamay.

»Einem katastrophalen.Falls die Kruste sich über dem flüssigen Kern verschiebt, würden ungeheure Trägheitskräfte wirksam. Die Verschiebung würde Tsunamis erzeugen, die über ganze Kontinente hinwegspülen würden, und Stürme, gegen die Hurrikane ein laues Lüftchen wären. Erdbeben und Vulkanausbrüche mit unendlichen Lavaströmen wären eine weitere Folge. Hinzu kämen drastische klimatische Veränderungen und massivste Strahlung.« Er hielt kurz inne. »Die Auslöschung ganzer Arten wäre im Bereich des Möglichen.«

»Während der letzten Jahrzehnte hat die Häufigkeit heftiger Naturerscheinungen deutlich zugenommen«, sagte Gamay. »Ich frage mich, ob man sie als Warnzeichen ansehen soll.«

»Vielleicht«, sagte Hibbet.

»Ehe wir uns irgendwelchen Ängsten hingeben, sollten wir lieber zu den Fakten zurückkehren«, empfahl Trout.

»Ich habe die Polsprung-Simulationen der Caltech und aus Los Alamos als Grundlage genommen. Dann habe ich die Daten hinzugefügt, die Dr. Adler über die ozeanischen Störungen zusammengetragen hat, sowie das von Al gelieferte Material über die Anwendung niederfrequenter elektromagnetischer Impulse. Wir haben außerdem das Strömungsverhalten des flüssigen Erdkerns an den Stellen simuliert, wo die Magnetfelder erzeugt werden. Die Kovacs-Papiere sind sozusagen der letzte Teil der Gleichung. Wen wir jetzt alle bereit sind …« Er gab auf dem Keyboard einen Befehl ein.

Die Erdkugel verschwand vom Bildschirm und machte einer Botschaft Platz.

HALLO, PAUL, WIE GEHT ES DEM BESTANGEZOGENEN MITGLIED DES SPEZIALTEAMS FÜR SONDEREINSÄTZE?

Max hatte ihn an seinem Passwort erkannt. Trout rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her und sehnte sich nach der Zeit zurück, als Computer nicht mehr als reichlich dumme Maschinen waren. Er tippte ein:

HALLO, MAX, WIR SIND BEREIT FÜR DIE COMPUTER-SIMULATION.

IST DAS EINE AKADEMISCHE ÜBUNG, PAUL?

NEIN.

Max hielt mehrere Sekunden lang inne. Es war eine ungewöhnliche Reaktion von einem Hochgeschwindigkeitscomputer.

ZU EINEM SOLCHEN VORFALL DARF ES NICHT KOMMEN.

Trout starrte auf die Worte. Bildete er es sich nur ein, oder schien Max es tatsächlich mit der Angst zu tun zu bekommen? Er tippte die Frage:

WARUM NICHT?

DIE FOLGE WIRD DIE TOTALE VERNICHTUNG DER ERDE SEIN.

Trouts Adamsapfel machte einen krampfhaften Hüpfer. Er tippte nur ein Wort:

WIE?

SO.

Der Globus erschien wieder auf dem Bildschirm, und die goldenen Flecken auf den Ozeanen gerieten in Bewegung. Der rote Fleck im Südatlantik verband sich mit anderen Flecken der gleichen Farbe, bis der gesamte Ozean unterhalb von Südamerika und Südafrika rot leuchtete. Dann begannen die Kontinente, ihre Lage zu verändern. Nord– und Südamerika vollführten eine Drehung um einhundertachtzig Grad, so dass sie auf der Seite lagen. Die Punkte, die vorher den Äquator angedeutet hatten, verwandelten sich in Nord– und Südpol. Heftige Veränderungen der Oberfläche breiteten sich wie eine Seuche über den Globus aus.

Trout gab eine weitere Frage ein und hielt den Atem an:

GIBT ES EINE MÖGLICHKEIT, DIESEN PROZESS ZU NEUTRALISIEREN?

JA. LASS NICHT ZU, DASS ER BEGINNT. ER KANN NICHT UMGEKEHRT WERDEN.

GIBT ES EINE MÖGLICHKEIT, DIE UMKEHRUNG AUFZUHALTEN?

ICH VERFÜGE NICHT ÜBER GENUG DATEN, UM DIESE FRAGE ZU BEANTWORTEN.

Trout wusste, dass er so weit gegangen war, wie er konnte. Er wandte sich an die anderen. Adler und Hibbet sahen aus, als hätte man ihnen soeben Gratistickets für eine Bootsfahrt auf dem Charon geschenkt.

Gamay war ähnlich betroffen, jedoch zeigte ihre Miene einen gelassenen Ausdruck, während ihre Augen entschlossen funkelten. »Da ist etwas, das keinen Sinn ergibt. Warum sollte jemand etwas in die Wege leiten, das sowohl das Ende der Welt als auch seinen eigenen Untergang zur Folge hätte?«

Paul Trout kratzte sich am Kopf. »Vielleicht passt hier dieses alte Bild vom mit dem Feuer spielen. Es könnte sein, dass sie gar nicht wissen, wie gefährlich ihr Vorhaben ist.«

Gamay schüttelte den Kopf. »Irgendwie kann mich die Fähigkeit unserer Spezies, mit offenen Augen in ihr Verderben zu rennen, schon gar nicht mehr verblüffen.«

»Kopf hoch«, sagte Trout. »Verzeih mir meinen Galgenhumor, aber wenn diese Sache durchgezogen wird, wird es überhaupt keine Spezies mehr geben.«

29

Die meisten Amerikaner, die Kapitän Ivanov bisher kennen gelernt hatte, waren Touristen auf Abenteuerreise durchs Neusibirische Meer gewesen. Sie waren gewöhnlich wohlhabend und mittleren Alters, ausgerüstet mit Kameras und Ferngläsern und unerschrocken, wenn es darum ging, den ein oder anderen seltenen Vogel zu verfolgen. Aber die beiden Männer, die vom Himmel herabgekommen waren und sein Schiff bestiegen hatten, als ob es ihnen gehörte, waren aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.

Das Wasserflugzeug mit Austin und Zavala an Bord hatte den russischen Eisbrecher Kotelnynordwestlich der Wrangelinsel eingeholt und war dann ein paar hundert Meter vom Schiff entfernt gelandet. Kapitän Ivanov befahl, ein Boot zu Wasser zu lassen, um die Passagiere des Wasserflugzeugs abzuholen. Er wartete an Deck neugierig auf diese Amerikaner, die über den politischen Einfluss verfügten, sein Schiff als privates Taxi zu benutzen.

Der Erste, der die Jakobsleiter heraufkam, war ein breitschultriger Mann mit hellem Haar und hellblauen Augen, die in einem braun gebrannten Gesicht zu leuchten schienen. Ihm folgte ein schlankerer, dunkelhäutiger Mann, der sich mit jener kraftvoll lässigen Eleganz bewegte, die ein Überbleibsel aus seiner Zeit in der Boxriege seines Colleges war. Sie winkten dem Wasserflugzeug zum Abschied zu, als es zum Heimflug startete.

Der Kapitän trat vor, um sich vorzustellen. Trotz seiner Verärgerung hielt er sich strikt an die Sitten und Gebräuche der Seefahrt. Ihr Händedruck war kräftig, und hinter ihrem freundlichen Lächeln erahnte der Kapitän eine kühle Selbstsicherheit, die ihm verriet, dass diese beiden keine Vogelkundler waren.

Der blauäugige Mann sagte: »Vielen Dank, dass Sie uns an Bord genommen haben, Captain Ivanov. Mein Name ist Kurt Austin, und das ist mein Freund und Kollege Joe Zavala. Wir gehören beide zur NUMA, der National Underwater and Marine Agency.«

Die harte Miene des Kapitäns entspannte sich ein wenig. Er war in den Jahren, die er zur See fuhr, des Öfteren NUMA-Wissenschaftlern begegnet und war von den Schiffen der Agentur und der professionellen Einstellung ihrer Besatzungen stets beeindruckt gewesen.

»Es ist mir eine Ehre, Sie als meine Gäste begrüßen zu dürfen«, sagte er.

Der Kapitän gab seinem Ersten Maat den Befehl, mit dem Schiff wieder auf Kurs zu gehen. Er lud seine Gäste in seine Kabine ein und holte eine Flasche Wodka aus einem Schrank.

»Wie lange, bis wir an Land gehen?«, erkundigte Austin sich.

»Ich denke, in etwa zwei Stunden stehen wir vor Ivory Island«, antwortete der Kapitän.

»Dann verzichten wir einstweilen auf den Wodka. Schaffen wir es nicht eher bis zur Insel?«

Die Augen des Kapitäns verengten sich. NUMA oder nicht, er ärgerte sich noch immer über die Anweisung, den Kurs zu ändern und zur Insel zurückzukehren. Der Befehl vom Marinekommando verlangte, dass er seinen Besuchern in jeder Weise entgegenkam und ihre Wünsche erfüllte, doch er brauchte damit nicht glücklich zu sein.

»Ja, natürlich, wenn wir das Tempo erhöhen«, sagte er. »Aber ich bin nicht daran gewöhnt, dass Fremde mir erklären, wie schnell ich mit meinem Schiff unterwegs sein soll.«

Austin entging der ungehaltene Unterton im Tonfall des Kapitäns nicht. »Vielleicht sollten wir doch den Wodka nehmen. Was meinst du, Joe?«

»Solange die Sonne über der Rahnock steht, immer«, sagte Zavala.

Der Kapitän schenkte drei Gläser bis zum Rand voll und verteilte sie. Sie stießen miteinander an, und die NUMA-Männer kippten ihre Drinks runter und beeindruckten damit den Kapitän, der erwartet – ja, sogar gehofft – hatte, dass der hochprozentige Alkohol bei seinen Gästen einen Hustenanfall auslösen würde.

Austin machte ihm ein Kompliment für seinen Wodka und fuhr dann fort: »Wir entschuldigen uns in aller Form, Captain, dass wir Ihr Schiff umgeleitet haben, aber es ist von äußerster Wichtigkeit, dass wir so schnell wie irgend möglich auf Ivory Island gelangen.«

»Aber wenn Sie es so eilig haben, warum sind Sie nicht einfach mit dem Wasserflugzeug hingeflogen?«

»Wir möchten, dass unsere Ankunft dort möglichst unbemerkt bleibt«, erklärte Austin.

Ivanov hatte Mühe, ein schallendes Gelächter zu unterdrücken. »Die Kotelnyist nicht gerade unsichtbar.«

»Ein wichtiger Einwand. Das Schiff sollte sich möglichst außer Sichtweite der Insel halten. Den Rest des Weges legen wir aus eigener Kraft zurück.«

»Wie Sie wünschen. Ivory Island ist sehr abgelegen. Die einzigen Leute, die Sie dort antreffen, sind einige Wissenschaftler auf einer Expedition mit dem Ziel, Wollhaarmammuts zu klonen.«

»Wir wissen von dieser Expedition«, sagte Austin. »Sie ist der Grund, weshalb wir hier sind. Zu den Wissenschaftlern gehört eine junge Frau namens Karla Janos. Wir glauben, dass sie in Gefahr schwebt.«

»Miss Janos war Passagierin der Kotelny.In was für einer Gefahr schwebt sie denn?«

»Wir glauben, dass auf der Insel irgendwelche Leute sind, die sie töten wollen.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Allzu viele Einzelheiten wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass wir so schnell wie möglich die Insel erreichen müssen.«

Kapitän Ivanov griff nach dem Mikrofon der Sprechanlage des Schiffs und schickte dem Maschinenraum den Befehl »Volle Kraft voraus«. Austin hob eine Augenbraue. Karla Janos musste eine bemerkenswerte junge Frau sein. Sie hatte offensichtlich bei dem alten russischen Seewolf einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

»Noch eine weitere Bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Austin. »Wir brauchen auf dem Schiff eine freie Fläche, wo Joe und ich arbeiten können, ohne die Mannschaft des Schiffs zu stören.«

»Ja, natürlich. Auf dem Achterschiff ist jede Menge Platz.«

»Wir haben zwei große Gepäckstücke mit an Bord gebracht. Könnten Sie vielleicht dafür sorgen, dass sie nach Achtern geschafft werden?«

»Ich werde sofort den entsprechenden Befehl geben.«

»Nur eins noch«, sagte Austin schließlich, während er sich erhob.

Diese Amerikaner schienen eine endlose Liste von Forderungen zu haben. »Ja, bitte?«, fragte er barsch.

»Stellen Sie die Flasche nicht weg«, meinte Austin grinsend. »Wir wollen schließlich noch auf Miss Janos’ sichere Rückkehr anstoßen.«

Das Stirnrunzeln des Kapitäns verwandelte sich in ein breites Grinsen. Er schlug Austin und Zavala mehrmals auf den Rücken und ging dann voraus zum Hauptdeck. Er rief zwei Matrosen zu sich, die die großen Koffer hinter das Deckhaus schleppten.

Nachdem der Kapitän sich wieder auf die Kommandobrücke begeben hatte, verfolgten die Matrosen gespannt, wie Austin und Zavala einen runden Metallrahmen aus den Koffern holten.

Das aus Aluminiumrohren bestehende Rucksacktragegestell enthielt einen kompakten Zweitaktmotor, einen Zwanzig-Liter-Treibstofftank und einen vierflügeligen Propeller. Sie befestigten den Rahmen an einem schmalen Sitz. Dann spannten sie Leinen vom Rahmen zu einem Baldachin aus Ripstop-Nylon, den sie vorher auf dem Deck ausgebreitet hatten. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie den Adventure-X-Presso, einen in Frankreich gefertigten Paraglider, zusammengebaut.

Zavala, der schon eine Vielzahl von Flugzeugtypen gesteuert hatte, betrachtete den Paraglider mit skeptischen Blicken.

»Das Ding sieht aus, als hätten ein Ventilator und ein Friseursessel ein Kind gezeugt.«

»Tut mir leid«, sagte Austin, »aber ich habe keinen Apache-Hubschrauber in die Taschen gekriegt.«

Zavala schüttelte den Kopf. »Wir sollten lieber unsere restliche Ausrüstung auspacken.«

Ihr übriges Gepäck war bereits in einer Kabine deponiert worden. Austin holte ein Halfter aus seinem Seesack, überprüfte das Magazin seines Bowen-Revolvers und verstaute Reservemunition in einer Gürteltasche. Für diese Mission hatte Zavala sich für eine .45er Heckler & Koch entschieden, die für die Spezialkräfte der Armee entwickelt worden war. Außerdem hatten sie ein GPS, einen Kompass, Walkie-Talkies, einen Erste-Hilfe-Kasten und andere Notfallhilfen bei sich. Sie trugen aufblasbare Schwimmgürtel anstatt sperriger Schwimmwesten und schlüpften in wasserdichte Überzieher mit Wollfutter.

Ein Matrose klopfte an die Tür und überbrachte die Einladung des Kapitäns, ihn auf der Kommandobrücke zu besuchen. Als sie das Steuerhaus betraten, deutete Ivanov auf einen Radarschirm und machte sie auf ein länglich geformtes Radarzeichen aufmerksam.

»Das ist Ivory Island. Wir sind etwa zehn Kilometer von der Insel entfernt. Wie nahe wollen Sie heran?«

Leichter Dunst stieg vom grünen Wasser auf, in dem zahlreiche weiße Eisschollen trieben. Der Himmel war bedeckt. Die Sichtweite betrug weniger als anderthalb Kilometer. »Jemand soll sich ein Fernglas nehmen und Ausschau halten«, entschied Austin. »Sobald er die Insel sieht, gehen Sie vor Anker.«

Der Kapitän breitete eine Landkarte aus. »Der Haupthafen befindet sich auf der Südseite der Insel. Es gibt aber überall kleine Buchten und Meeresarme.«

Nachdem er sich mit Zavala beraten hatte, entschied Austin, dass sie sich zuerst das Basislager der Expedition ansehen und dann dem Fluss landeinwärts folgen sollten.

»Wir haben genug Treibstoff für gut zwei Stunden Flug bei uns, daher sollten wir so gezielt wie möglich suchen«, sagte Austin.

Sie gingen ihre Pläne noch einmal durch und hatten ihren Kriegsrat soeben beendet, als der Beobachter meldete, dass er die Insel sehen könne.

»Joe und ich können Ihnen für Ihre Hilfe gar nicht genug danken«, sagte Austin zum Kapitän.

»Gern geschehen«, erwiderte Ivanov. »Ms. Janos erinnert mich an meine Tochter. Bitte, tun Sie, was in Ihren Kräften steht, um ihr zu helfen.«

Auf Austins Bitte hin wurde das Schiff mit dem Heck in den Wind gedreht, und ein Teil des Decks wurde für den Start leer geräumt. Zu seiner Freude stellte Austin fest, dass der Wind mit nicht mehr als zwanzig Stundenkilometern wehte. Ein stärkerer Wind hätte sie vielleicht zurückgeschoben. Er wusste auch, dass die Windgeschwindigkeit in den oberen Luftschichten höher war.

Zuerst übten sie den Start ohne das Baldachinsegel. Der Trick bei einem Tandemstart bestand darin, die Beinbewegungen genau zu koordinieren und sich ganz sanft in die Luft zu erheben.

»Das war nicht schlecht«, stellte Austin nach einem ersten unbeholfenen Versuch fest.

Zavala warf einen Blick zu den Matrosen hinüber, die ihre Übungsläufe mit einer Mischung aus Belustigung und Entsetzen verfolgt hatten. »Ich wette, unsere russischen Freunde haben noch nie eine vierbeinige Ente gesehen.«

»Das nächste Mal sind wir besser.«

Austins Selbstvertrauen war völlig fehl am Platze. Sie stolperten regelrecht zum Start, doch die nächsten beiden Übungsläufe waren nahezu perfekt. Sie setzten ihre Schutzbrillen auf, breiteten den Baldachin auf dem Deck aus, spannten die Leinen und verbanden sie mit dem Rucksackgestell. Austin betätigte den Starterknopf, und der Motor begann leise zu summen. Der Luftdruck des Propellers füllte den Baldachin, so dass er vom Deck aufstieg. Austin drückte den Handgriff, um Gas zu geben, und sie begannen ihren schwerfälligen, vierbeinigen Anlauf zum Heck und in den Wind. Das fast dreißig Quadratmeter große Segel wurde vom Wind erfasst und riss sie hoch in die Luft.

Austin erhöhte die Drehzahl des Propellers, und sie begannen zu steigen. Der Paraglider schaffte im Steigflug bis zu hundert Meter pro Sekunde, jedoch war seine Steigrate im Augenblick erheblich geringer, weil sie ihn im Tandembetrieb flogen. Trotzdem hatten sie schnell eine Höhe von knapp zweihundert Metern erreicht. Austin zog an der linken Leine, wodurch die Flügelspitze leicht abknickte und der Paraglider in eine weite Linkskurve ging. Mit gut vierzig Stundenkilometern steuerten sie auf die Insel zu.

Während das Land näher kam, zog Austin beide Segelspitzen nach unten, und der Paraglider ging in einen lang gestreckten Sinkflug über. Sie kamen über die rechte Sandbank herein, die den Hafen umschloss, und beschrieben eine halbe Kehre, die sie den verlassenen Strand in Richtung des Flusses überqueren ließ, den sie auf der Karte gesehen hatten. Austin entdeckte in der Nähe des Flusses ein Objekt, doch die Nebelschwaden, die den Paraglider umhüllten, machten es schwierig, Details zu erkennen.


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