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Packeis
  • Текст добавлен: 12 октября 2016, 05:46

Текст книги "Packeis"


Автор книги: Clive Cussler


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Триллеры


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Professor Adler schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich wusste es! Jemand hat an meinem Ozean herumgepfuscht!«

»Aber wir haben es hier mit riesigen Entfernungen und Flächenausdehnungen zu tun«, sagte Trout und dämpfte vorübergehend Adlers Überschwang. »Wenn ich diese Diskussion richtig verfolgt habe, so kommt sie gleich wieder auf Joes riesige Zündkerze – oder auf Als Spule – zurück. Selbst wenn diese Vorrichtung enorme Energien hervorbrächte, wäre dies doch im Vergleich mit der Masse der Erde verschwindend gering.«

Austin brach das Schweigen, das nach Trouts Einwand entstand. »Und wenn es mehr als nur einen dieser Apparate gäbe?«

Er schob den Laptop in die Mitte des Tisches und drehte ihn langsam, damit jeder die Lichtpunkte sehen konnte, die die in Mitleidenschaft gezogene Region umgaben.

Trout erkannte die Bedeutung des Gezeigten auf Anhieb.

»Vier Schiffe, von denen jedes seinen Energieausstoß auf einen kleinen Bereich konzentriert. Das könnte funktionieren.«

Austin nickte. »Ich habe noch etwas anderes Interessantes beobachtet.« Er rief das Satellitenbild auf, das kurz nach dem Untergang der Belleaufgenommen worden war. »Meine Vermutung läuft darauf hinaus, dass eins dieser Schiffe selbst den Störungen zum Opfer gefallen ist, die es erzeugt hat.«

Ein zustimmendes Murmeln verriet, dass darüber am Tisch Einigkeit herrschte.

»Das könnte immerhin das Wieerklären«, sagte Zavala.

»Worauf ich mir keinen Reim machen kann, ist das Warum.«

»Ehe wir diese Frage zu beantworten versuchen«, wandte Austin ein, »sollten wir vielleicht lieber ergründen, werdahinterstecken könnte. Schließlich haben wir es nicht mit jemandem zu tun, der in einer Badewanne planscht und ein paar kleine Wellen erzeugt. Leute, bislang noch ohne Namen und ohne Gesicht, haben weder Kosten noch Mühen gescheut, den Ozean aufzuwühlen. Soweit wir bisher wissen, haben sie die Mannschaften von zwei Schiffen getötet und Schäden in Millionenhöhe verursacht – und alles nur in der Verfolgung irgendeines bislang noch unbekannten Ziels.« Er schaute die am Tisch Versammelten nacheinander an. »Sind wir alle bereit, uns in die Arbeit zu stürzen?«

Hibbet machte Anstalten, sich zu erheben.

»Ich hoffe, Sie holen Kaffee«, sagte Austin grinsend.

Hibbet senkte verlegen den Kopf. »Nein. Eigentlich wollte ich wieder in mein NUMA-Büro zurückkehren. Ich dachte, Sie hätten jetzt alles, was Sie brauchen.«

»Joe, erzähl Al mal etwas über unsere ›Hotel California‹-Regel.«

»Mit Freuden. Es ist wie in dem alten Song von den Eagles, Al. Sobald man ins Spezialteam für Sondereinsätze aufgenommen wurde, kann man sich vorübergehend abmelden, aber man kann nicht aussteigen.«

»Wir brauchen Ihre Kenntnisse über Elektromagnetismus«, sagte Austin. »Es wäre uns eine große Hilfe, wenn Sie vom rein technischen Standpunkt aus darüber nachdenken könnten, ob diesen Hirngespinsten auch nur eine Spur von Plausibilität zugrunde liegt. Wo können wir mehr über die Kovacs-Theoreme erfahren?«

»Mein bester Rat ist, gehen Sie zum Ursprung. Die Forschungen wurden in Los Alamos durchgeführt. Da draußen gibt es sogar eine Kovacs Society, die ein Museum für seine Arbeiten und Dokumente unterhält. Ich habe mich von Zeit zu Zeit mit Fragen an sie gewandt.«

Austin sah Adler fragend an. »Könnten Sie sich mit Al zusammensetzen und so etwas wie eine schriftliche Darstellung verfassen? Joe, ich denke, wir sind uns einig darin, dass der Bau einer Flotte von schwimmenden Kraftwerken eine ziemlich aufwändige Angelegenheit ist. Ich denke, dass diese Dynamos irgendwo auf Bestellung gebaut wurden.«

»Ich werde mal sehen, ob ich ihre Herkunft feststellen kann«, versprach Zavala.

»Wir könnten noch heute Nachmittag nach New Mexico fliegen und morgen früh wieder zurück sein«, sagte Gamay.

Austin nickte. »Bringt in Erfahrung, wie weit diese Experimente gingen und ob sie noch immer durchgeführt werden. Wir tragen alles zusammen, was jemals über Kovacs geschrieben wurde. Vielleicht finden wir etwas, das unsere ganze Mühe lohnt.«

Er bedankte sich bei jedem für sein Erscheinen und schlug vor, dass sie am nächsten Tag um die gleiche Uhrzeit wieder zusammenkommen sollten. Er und Zavala würden sich in ein paar Stunden in der NUMA-Zentrale treffen. Als er wieder ins Haus zurückkehrte, ging Austin an seinem Bücherschrank vorbei, und sein Blick blieb an einem Buch über Plato hängen.

Schatten und Echos. Echos und Schatten.

Er fragte sich, wie Plato wohl dieses neue Rätsel erklärt hätte.

18

Karla lag in ihrem Schlafsack und lauschte, wie der Wind um die alte Pelzjägerhütte heulte. Sie rief sich ihre Reaktion beim Anblick des Mammutjungen in Erinnerung. Zu behaupten, sie sei erstaunt gewesen, wäre eine krasse Untertreibung gewesen. Sie war sich vorgekommen, als sei sie vom Blitz getroffen worden. Sie hatte Mühe gehabt, tief und ruhig durchzuatmen. Schließlich hatten ihre Ausbildung und Erfahrung sich gemeldet, und sie begann, den Fund auf dem Labortisch mit wissenschaftlicher Nüchternheit zu betrachten.

Indem sie ihr Augenmaß zu Hilfe nahm, schätzte sie, dass die Kreatur etwa einen Meter zehn lang und einen Meter hoch war. Ihr Gewicht betrug ungefähr zweihundert Pfund. Das Mammut besaß sämtliche Charakteristika, die die Künstler der Steinzeit in ihren Höhlenzeichnungen festgehalten hatten, darunter auch den hohen, spitzen Schädel mit seiner behaarten Wölbung und den hohen Schulterbuckel.

Die Stoßzähne wiesen bereits den Ansatz zu einer Krümmung auf, was die Vermutung nahe legte, dass das Tier männlichen Geschlechts war. Bei einem erwachsenen Tier konnten die Zähne bis zu fünf Meter lang werden. Die Ohren waren klein, und der Rüssel erschien im Vergleich mit dem Körper wie ein Stummel. Selbst im ausgewachsenen Zustand war der Rüssel erheblich kürzer als bei einem heutigen Elefanten. Der Körper war mit kastanienbrauner Behaarung bedeckt. Der Größe nach zu urteilen dürfte das Mammut sieben oder acht Monate alt gewesen sein.

Karla vermutete, dass dies das am besten erhaltene Exemplar eines Mammuthus primigeniuswar, das man je entdeckt hatte. Die meisten Mammutfunde bestanden aus Fleisch– und Knochenresten. Dies hier war ein vollständiges Exemplar und in einem viel besseren Zustand als Effie, der Teilkadaver, der in Fairbanks Creek gefunden worden war, und die russischen Exemplare, Dimaund Zharkov,oder, der berühmteste von allen, der schockgefrorene Beresovka-Kadaver, dessen Fleisch theoretisch sogar immer noch essbar war. Der Magen des Tiers enthielt die Butterblumen, die es kurz vor seinem Tod verzehrt hatte. Karla wandte sich an die anderen Wissenschaftler.

»Er ist wunderbar«, sagte sie. »Wo haben Sie ihn gefunden?«

»Babar ruhte in der Uferböschung eines ausgetrockneten Flussbetts«, sagte Maria.

» Babar?«

»Wir mussten dem armen Ding irgendeinen Namen geben«, antwortete Maria. »Ich besaß als Kind mal ein Buch über Babar, den König der Elefanten.«

»Ich finde diesen Namen wunderschön. Herzlichen Glückwunsch an Sie alle.« Karla lächelte. »Das dürfte die wissenschaftliche Entdeckung des Jahrhunderts sein.«

»Vielen Dank«, sagte Maria. »Unglücklicherweise ergibt sich aus diesem Fund ein Problem für unsere Expedition.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Es wird allmählich Zeit fürs Abendessen«, unterbrach Arbatov. »Wir können uns bei Tisch darüber unterhalten.«

Dem Umfang des Bauchs nach zu urteilen, der sich über Arbatovs Hosenbund wölbte, schien er nicht viele Abendessen zu versäumen. Sie begaben sich ins große Zelt. In der heiteren Umgebung fiel es schwer zu glauben, dass sie sich auf einer abgelegenen arktischen Insel aufhielten. Der Klapptisch war mit einem geblümten Plastiktuch bedeckt. Das weiche Licht der Laternen sorgte für eine heimelige Atmosphäre. Gasheizungen hielten das Innere des Zelts angenehm warm und gemütlich, obgleich der Stoff unter dem eisigen Wind, der vom Wasser kam, gelegentlich flatterte und raschelte.

Die Mahlzeit bestand aus ukrainischem Borschtsch, gefolgt von einem deftigen Rindergulasch und ponchiki-Keksen als Dessert. Heruntergespült wurde alles mit Tee, nach dem hochprozentiger Wodka ausgeschenkt wurde, der die Kälte des Spätnachmittags linderte. Nachdem sie Marias Kochkünste kennen gelernt hatte, wurde Karla klar, dass Sergei an seinem Leibesumfang nicht alleine schuld war.

Karla verzehrte ihren letzten Keks. »Ich kann mich nur wundern, dass Sie unter relativ primitiven Bedingungen eine derart köstliche Mahlzeit auf den Tisch zaubern können.«

»Man muss nicht unbedingt hungern oder von tiefgefrorenen Fertiggerichten leben, wie die Amerikaner es zu tun pflegen«, sagte Maria. »Solange ich ein Feuer, einen Topf und die richtigen Zutaten zur Verfügung habe, kann ich hier genauso gut kochen wie im besten Moskauer Restaurant.«

Karla hob ihr Glas Wodka zu einem Toast. »Ich möchte Ihnen noch einmal zu Ihrem Fund gratulieren. Sie sind sicherlich sehr glücklich.«

Dr. Satos sensibles japanisches Ohr für feine Zwischentöne nahm Karlas behutsamen Versuch, ein heikles Thema in ihr Tischgespräch einfließen zu lassen, auf Anhieb wahr.

»Vielen Dank«, sagte er. »Wie wir vorhin bereits andeuteten, gibt es da ein Problem.« Er sah Arbatov auffordernd an.

Der Russe nickte. »Sie wissen, welches Ziel wir mit dieser Expedition verfolgen?«

»Ja«, erwiderte Karla. »Sie suchen die Überreste eines Mammuts, die man für einen Klonversuch verwenden kann.«

»Richtig.« Arbatov nickte. »Ins Leben gerufen wurde dieses Projekt im Jahr 1999, als eine internationale Expedition einige vielversprechende Reste in einem Klumpen gefrorenen Schlamms entdeckte.«

»Das Zharkov-Mammut«, sagte Karla. »Die Überreste wurden nach der sibirischen Familie benannt, der das Land gehörte, auf dem sie gefunden worden waren.«

»Das ist richtig. Eine Reihe genetischer Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt haben großes Interesse an dem Tier bekundet. Sie meinten, wenn es möglich sei, DNS aus dem Gewebe zu gewinnen, dann könnte man es vielleicht dazu verwenden, ein Wollhaarmammut zu klonen.«

»Soweit ich mich erinnere, enthielt der Schlamm lediglich Knochensubstanz und kein weiches Gewebe.«

»Ohne das weiche Gewebe war an einen Klonversuch nicht mehr zu denken, aber das Interesse hielt an. Entsprechende Experimente wurden fortgesetzt«, sagte Arbatov.

»Eine Gruppe japanischer und chinesischer Forscher klonten zwei Kühe, indem sie Hautzellen eines toten Rinderembryos verwendeten, das auf die Temperatur des russischen Permafrosts heruntergekühlt worden war. Seitdem fanden weitere Expeditionen statt, die in Sibirien nach geeigneten Überresten suchten. Meine Frau und ich arbeiten für einen sibirischen Naturschutzpark, der beabsichtigt, einen weiblichen indischen Elefanten als Ersatzmutter zu benutzen, um einen Nachkommen zu erzeugen, der teilweise einem Mammut entspricht, und den gleichen Prozess mit diesem Nachkommen zu wiederholen. Sie hoffen, in fünfzig Jahren ein Lebewesen zu erhalten, das zu achtundachtzig Prozent ein Wollhaarmammut ist.«

»An diesem Projekt sind auch die Japaner beteiligt«, nahm Dr. Sato jetzt den Faden auf. »Studenten der Kinki Universität und Veterinärmediziner von der Kagoshima Uni, wo Dr. Ito tätig ist, suchen seit 1997 in Sibirien nach DNS-Proben. Schätzungsweise zehn Millionen Mammuts ruhen im sibirischen Permafrost, daher kamen wir hierher, in der Hoffnung zu finden, was wir suchen.«

»Und wie soll dieses Klonen durchgeführt werden?«, fragte Karla.

»Es ist außerordentlich kompliziert. Jeder Schritt muss perfekt funktionieren«, sagte Dr. Ito, der veterinärmedizinische Experte. »Wir würden einen kompletten DNS-Strang aus dem weichen Gewebe extrahieren, einem weiblichen Elefanten eine Eizelle entnehmen, die wir dann bestrahlen, um deren DNS zu zerstören. Diese würden wir durch Mammut-DNS ersetzen und die Eizelle dem Elefanten wieder einpflanzen. Die normale Tragzeit eines Elefanten beträgt zweiundzwanzig Monate, aber wir haben keine Ahnung, wie lange sie bei dieser Kreatur dauert. Ebenso wenig wissen wir, wie wir das hybride Junge versorgen müssten.«

»Jedes dieser Hindernisse ist für sich alleine schon fast unüberwindlich«, stellte Karla fest.

»Das Schwierigste war, genügend weiches Gewebe zu finden«, sagte Maria.

»Bis jetzt«, sagte Karla.

»Am idealsten wäre es gewesen, wenn wir ein trächtiges Mammut gefunden hätten«, fuhr Maria fort, »aber dies hier dürfte ausreichen.«

»Ich bin ein wenig verwirrt«, bekannte Karla. »Es scheint, als befände sich im Körper des Jungtieres im Schuppen ein Übermaß an klonfähigem Material.«

Die Art und Weise, wie die vier Wissenschaftler einander anschauten, hatte beinahe etwas Spaßiges an sich.

Dr. Sato ergriff das Wort. »Es gibt gewisse juristische Differenzen. Es ist, als stritten sich zwei Elternteile um das Sorgerecht für ein Kind.«

»Sie brauchen keinen vollständigen Körper. Eine DNS-Probe wäre ausreichend.«

»Das ist richtig«, sagte Sato. »Aber Sie wissen doch, wie heftig gelegentlich in der wissenschaftlichen Welt gestritten wird. Wer immer den Fund nach Hause bringt, deren oder dessen Karriere macht einen großen Sprung, und finanziell geht es der oder dem Betreffenden auch erheblich besser.«

»Wer hat das Baby gefunden?«

Arbatov zuckte die Achseln. »Sato und Ito, aber wir beanspruchen das Baby für uns, weil wir geholfen haben, es in die Hütte zu bringen, und weil es sich auf russischem Boden befindet.«

»Wurde für einen solchen Fall nicht irgendeine Vereinbarung getroffen?«

»Das schon, aber niemand hatte erwartet, dass wir ein derart perfekt erhaltenes Exemplar finden würden«, sagte Maria.

»Wir alle sind doch vernünftige Menschen«, meinte Arbatov. »Maria hat dafür gesorgt, dass wir unser männliches Naturell einigermaßen im Zaum hielten. Wir hatten einige hitzige Diskussionen und haben uns ausführlich darüber unterhalten, ob wir Ihnen überhaupt von unserem Fund erzählen sollen. Wir beschlossen, dass es unklug wäre, unseren Fund vor Ihnen zu verheimlichen, und dass es ganz einfach wissenschaftlich unaufrichtig wäre. Wir wissen jedoch noch immer nicht, was wir tun sollen.«

»Sie haben Recht. Sie haben wirklichein Problem«, stellte Karla fest.

Vier Köpfe nickten zustimmend.

»Aber das Problem ist nicht unlösbar«, fügte sie hinzu, und die Köpfe hielten mitten in der Bewegung inne.

»Bitte verlangen Sie nicht von uns, salomonisch zu entscheiden und das Baby in der Mitte zu teilen«, sagte Arbatov.

»Ganz und gar nicht. Die Antwort liegt doch auf der Hand. Gehen Sie los und suchen Sie ein anderes Exemplar. Es ist möglich, dass in derselben Gegend noch weitere Mammuts darauf warten, gefunden zu werden. Ich helfe Ihnen. Ich habe die Topographie von Ivory Island bis ins Pleistozän, als es in den Steppen noch von Tieren wimmelte, ausgiebig untersucht. Ich glaube, ich kann Ihnen die Regionen mit der größten Konzentration und den entsprechenden Umweltbedingungen zeigen, was Ihre Chance auf eine erfolgreiche Suche erheblich steigern dürfte.«

Dr. Sato meldete sich zu Wort. »In unserem Land halten wir mehr von Konsens als von Konfrontation. Ich schlage vor, dass wir nach einem zweiten Exemplar Ausschau halten. Wenn wir keins gefunden haben, ehe das Schiff zurückkehrt, werden wir unsere jeweiligen Sponsoren über die Situation ins Bild setzen und es ihnen überlassen, die Angelegenheit vor Gericht auszufechten.«

Diplomatisch wie sie war, wandte Maria sich an ihren Mann. »Sergei? Als Leiter des Projekts, was hältst du davon?«

»Ich finde, dass Ms. Janos eine Lösung gefunden hat, mit der wir alle leben können.«

»Sie können sich gleichzeitig revanchieren«, sagte Karla, »indem Sie mir bei meinemProjekt behilflich sind.«

»Ich muss mich entschuldigen«, meinte Dr. Sato. »Wir waren so sehr mit unseren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, dass wir die grundlegendsten Gebote der Höflichkeit vernachlässigt haben. Was genau hoffen Sie hier zu finden?«

»Die Antwort auf das Rätsel des Mammuts.«

»Sie meinen das Aussterben während des Pleistozäns?«, fragte Maria.

Karla nickte. »Stellen Sie sich diese Insel vor zwanzigtausend Jahren vor. Das Land draußen vor unserem Zelt war grün und strotzte von Vegetation. Die Erde erbebte unter dem Donner der Füße von riesigen Herden der Art Mammuthus.Diese Tiere waren bis zu fünf Metern hoch, womit sie die größten aller Elefanten waren. Bereits vor drei Millionen Jahren streiften ihre umfangreichen Herden durch die Alte Welt. Sie lebten in Nordamerika von North Carolina bis Alaska, in den meisten Teilen Russlands und Europas und sogar in Britannien und in Irland. Aber um achttausend vor Christus waren sie nahezu ausgestorben. Die Herden der Mammuts verschwanden zusammen mit Hunderten anderer Arten, und zurück blieben ihre tiefgefrorenen Knochen, um Wissenschaftler wie uns in Verwirrung zu stürzen.«

»Das Aussterben ist eins der größten Rätsel der Welt«, sagte Maria. »Mammuts, Mastodonten, Säbelzahntiger – sie alle verschwanden vor zehn– bis zwölftausend Jahren vom Antlitz der Erde und fast zweihundert andere Säugetierarten mit ihnen. Millionen von Tieren starben auf der ganzen Welt. Was hoffen Sie ausgerechnet hier zu finden?«

»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Karla. »Wie Sie wissen, gibt es drei Hypothesen über die Ursache des Aussterbens. Die erste besagt, dass die Clovis-Menschen durch extensive Jagd für das Aussterben verantwortlich waren.«

»Das wesentliche Manko dieser Hypothese ist, dass damit das Aussterben in der restlichen Welt nicht erklärt wird«, sagte Arbatov.

»Es gibt außerdem keinerlei fossile Beweise, die diese Hypothese stützen, daher wenden wir uns der zweiten Hypothese zu, dass nämlich ein tödliches Virus die Säugetierpopulationen der Welt heimgesucht hat.«

»Halten Sie die Virus-Hypothese für die plausibelste?«, fragte Dr. Sato.

»Ja und nein. Ich komme darauf zurück, nachdem wir uns die dritte Hypothese, einen drastischen Klimawechsel, angesehen haben. Gegen Ende der Periode veränderte das Wetter sich schlagartig. Aber in dieser Hypothese klafft ein großes Loch. Auf mehreren Inseln überlebten die Tiere. Wäre jedoch ein Klimawechsel die Ursache für das massenhafte Aussterben gewesen, hätten auch sie sterben müssen.«

»Wenn extensive Jagd oder ein Virus oder ein Klimawechsel nicht die Ursache waren, was war es dann?«, fragte Sergei.

»Im Grunde haben wir es mit zwei Denkmodellen zu tun. Da wäre zuerst einmal der Katastrophismus, der besagt, dass ein einzelnes Ereignis oder eine Kette von Ereignissen das Aussterben ausgelöst hat. Und dann ist da noch der Uniformismus, laut dem das Aussterben sich über einen längeren Zeitraum hingezogen hat und auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist.«

»Zu welchem Lager gehören Sie – zu den Katastrophisten oder den Uniformisten?«, wollte Arbatov wissen.

»Zu keinem. Keine Hypothese für sich wird allen Fakten gerecht. Ich denke, dass alles bisher Genannte daran beteiligt war, nämlich dass das Aussterben durch eine Katastrophe oder eine ganze Folge von Katastrophen in Gang gesetzt wurde. Tsunamis. Vulkanausbrüche, wodurch tödliche Wolken und Gase erzeugt wurden, die für eine grundlegende Veränderung der Vegetation sorgten.«

»Diese Hypothese hat allerdings auch ein großes Loch«, stellte Arbatov fest. »Alle Indizien weisen darauf hin, dass das Aussterben sich über Hunderte oder gar Tausende von Jahren erstreckte.«

»Das wäre kein Problem. Meine Hypothese berücksichtigt die Entdeckung von zahlreichen Mammuts, die man in Massengräbern gefunden hat, und sie erklärt gleichzeitig, weshalb einige Exemplare noch lange Zeit überlebt haben. Es gibt Beweise dafür, dass viele Tiere gewaltsam getötet wurden. Aber wir wissen auch, dass einige Mammutarten noch existierten, als die Ägypter ihre Pyramiden bauten. Die Katastrophe hat die Mammutherden derart geschwächt, dass sie durch Krankheiten und durch Jäger endgültig ausgelöscht werden konnten. Das Aussterben einer bestimmten Art setzte einen Dominoeffekt in Gang. Die Raubtiere, die Mammuts jagten, und andere Tiere verloren ihre Nahrungsquelle.«

»Ich denke, dass Sie auf der richtigen Spur sind, aber Sie meinen, dass diese weltweite Katastrophe plötzlich stattfand. Eben haben die Mammuts noch gemütlich Gras gefressen, und plötzlich waren sie zum Aussterben verurteilt. Ist das nicht ein wenig weit hergeholt?«

»Überhaupt nicht. Aber ich wäre die Erste, die zugibt, dass die Hypothese vom Polsprung ziemlich umstritten ist.«

»Polsprung?«

»Ich meine damit eine Neuausrichtung der Erdpole.«

»Wir sind keine Geologen«, sagte Arbatov. »Erklären Sie bitte, was Sie damit meinen.«

»Gerne. Es gibt zwei Arten der Polverschiebung. Eine ›magnetische Polverschiebung‹ hat eine Umkehr der magnetischen Pole zur Folge, wodurch allerlei Unannehmlichkeiten ausgelöst werden, jedoch nichts geschieht, das wir nicht überleben könnten. Eine ›geologische Polverschiebung‹ wäre eine tatsächliche Bewegung der Erdkruste über ihrem flüssigen Kern. Eine solche Erscheinung könnte eine Katastrophe auslösen wie die, von der ich annehme, dass sie die Mammuts als Art ausgelöscht hat.«

Arbatov war nicht überzeugt. »Sie legen Ihrer Hypothese vom Aussterben die theoretische Verschiebung der Erdpole zugrunde? Sie werden zugeben müssen, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass es zu einer derart großräumigen Störung kommen kann.«

»Im Gegenteil. Es ist geschehen, und es könnte jederzeit wieder geschehen.«

Arbatov ergriff mit einer übertriebenen Geste Karlas Glas. »Unser Gast hat wohl ein wenig zu sehr dem Wodka zugesprochen.«

»Sie können gerne meinen Aufsatz lesen, Dr. Arbatov, in dem ich meine Hypothese ausführlich begründe. Ich glaube, er wird Ihnen gefallen. Vor allem die Gleichungen, die zeigen, auf welche Art und Weise eine Störung des Magnetfelds der Erde einen Polsprung herbeiführen kann.«

Am Tisch brach eine Diskussion aus zwischen denen, die ihrer Hypothese zustimmten, und denen, die ihr widersprachen. Trotz ihrer zivilisierten Umgangsformen war offensichtlich, dass es in der Gruppe Spannungen gab. Das überraschte sie nicht. Wissenschaftler unterschieden sich nicht von sogenannten normalen Menschen, außer dass sie vielleicht um einiges eitler und kleinlicher waren. Marias ausgeprägt freundliche Persönlichkeit beendete den verbalen Schlagabtausch.

»Ich entschuldige mich für dieses ungehörige Verhalten gegenüber einem Gast«, sagte sie und schien ihren Mann mit Blicken erdolchen zu wollen. »Wie sehen Ihre Pläne für morgen aus?«

Nachdem Arbatov einen Dämpfer erhalten hatte, endete die Diskussion so schnell, wie sie ausgebrochen war.

»Vielleicht kann mir jemand von Ihnen zeigen, wo Sie Babar gefunden haben.«

Das sei kein Problem, wurde ihr gesagt. Alle halfen Maria beim Aufräumen. Wenig später schlüpfte Karla in ihren Schlafsack. In dem alten Gebäude war es bemerkenswert gemütlich und warm, und bis auf das Geraschel, das von allerlei kleinem Getier verursacht wurde, fühlte sie sich recht wohl. In ihrer Erregung über den Fund des Mammutbabys hatte sie Schwierigkeiten einzuschlafen.

Sie erinnerte sich an ein Gute-Nacht-Gedicht, das ihr Großvater immer aufgesagt hatte, nachdem sie nach dem Tod ihrer Eltern zu ihm gezogen war.

Sie kam kaum fünf Zeilen weit, als der Schlaf sie am Ende doch übermannte.


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