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Packeis
  • Текст добавлен: 12 октября 2016, 05:46

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Автор книги: Clive Cussler


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Триллеры


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32

Austin hatte einen unheimlichen Traum, in dem eine Prozession von Zwergmammuts zum Klang des »St. Louis Blues« durch die Straßen einer kristallenen Stadt zog. Er schlug die Augen auf. Die Mammuts und die Stadt verschwanden, aber die Musik blieb. Sie kam von seinem Mobiltelefon.

Er gelobte, sich in Zukunft von verrückten Russen, die Wodka wie Wasser tranken, fernzuhalten, dann angelte er das Handy aus seinem Gepäck und murmelte ein undeutliches »Austin hier« in den Hörer.

Trouts Stimme sagte: »Wir versuchen seit Tagen, dich und Joe zu erreichen. Wart ihr in irgendeinem Bergwerk?«

»Es war wohl eher eine Höhle«, erwiderte Austin. »Wir haben Karla Janos gefunden und waren dann die ganze Zeit auf einem russischen Eisbrecher mit Kurs zum sibirischen Festland.«

»Es freut mich, dass sie offenbar okay ist. Sie ist möglicherweise unsere einzige Hoffnung.«

Austin erschrak über den Ernst in Trouts Stimme. Er richtete sich ruckartig in seiner Koje auf.

»Unsere einzige Hoffnung für was, Paul?«

»Gamay und ich haben eine Ausgabe der Kovacs-Theoreme in Los Alamos aufgetrieben. Ich habe auf deren Grundlage und unter Berücksichtigung des bekannten Materials über Polsprünge eine Computersimulation durchgeführt. Was dabei herauskam, sieht gar nicht gut aus.«

»Ich höre«, sagte Austin.

Trout wartete einen Moment, dann erklärte er: »Die Simulation zeigte, dass der magnetische Polsprung nicht so elastisch abläuft, wie manche Leute glauben. Ein Schock, der stark genug ist, um einen magnetischen Polsprung auszulösen, bewirkt gleichzeitig eine geologische Verschiebung der Erdkruste.«

»Soll das heißen, dass ein Polsprung, sobald er begonnen hat, nicht mehr aufzuhalten oder gar umkehrbar ist?«

»So sieht es aus.«

»Gibt es in der Simulation eine mögliche Fehlerquelle?«

»Die ist so unbedeutend, dass man sie vernachlässigen kann.«

Austin hatte das Gefühl, als verlöre er jeglichen Boden unter den Füßen. »Wir haben es also mit einer Katastrophe zu tun.«

»Schlimmer«, sagte Trout. »Das ist der Weltuntergang. Die Zerstörung, die ein solcher Vorgang zur Folge hat, sobald er ausgelöst wurde, übersteigt alles, was man sich vorstellen kann oder irgendjemand bisher erlebt hat.«

»Wie viel Zeit haben wir?«

»Die Reaktion dürfte unmittelbar erfolgen. Der zeitliche Ablauf hängt davon ab, wann die Leute, die die Strudel und die Monsterwellen erzeugt haben, sich entschließen, den Schalter umzulegen.«

»Ich kann vielleicht für einen kleinen Hoffnungsschimmer sorgen.« Er berichtete Trout von seiner Begegnung mit Barrett und der Möglichkeit einer Gegenmaßnahme zur Neutralisierung des Polsprungs.

»Das ist ja ermutigend. Wann bist du wieder in Washington?«

»Ich denke, wir laufen morgen ein. Auf uns wartet schon ein Flugzeug. Ich rufe dich an, sobald wir in der Luft sind, um dir unsere wahrscheinliche Ankunftszeit durchzugeben.«

»Ich halte mich bereit.«

Nachdem die Verbindung unterbrochen war, saß Austin in seiner dunklen Kabine, lauschte dem Dröhnen der Schiffsmotoren und verfluchte die Langsamkeit von Ozeanreisen. Er war sich der Dringlichkeit der Lage gar nicht bewusst gewesen, als Kapitän Ivanov ihn eingeladen hatte, die Rückfahrt auf dem Eisbrecher zu machen. Austin hätte auch mit Petrow zurückkehren können, hatte jedoch dessen Angebot höflich abgelehnt, weil er meinte, es sei wichtig, dass er sich ausführlich mit Karla Janos unterhielt. Petrow hatte nur vielsagend gegrinst und gemeint, Austin könne ihn jederzeit anrufen, wenn Not am Manne sei.

Seit er sich an Bord befand, hatte Austin nur sehr wenig Zeit mit Karla verbracht. Nachdem sie und Maria ein tränenreiches Wiedersehen gefeiert hatten und Onkel Karl zusammengeflickt worden war, hatte jeder sich in seine Kabine zurückgezogen, um den dringend benötigten Schlaf nachzuholen.

Austin zog sich an und ging an Deck, das von gedämpftem arktischem Licht erhellt wurde. Die Kotelnypflügte mit konstanter Geschwindigkeit durch den Ozean. Die kalte Luft traf auf seine Lungen wie ein Windstoß aus einem offenen Gefrierschrank. Mittlerweile hellwach begab er sich in die Messe, wo er sich eine Tasse Kaffee einschenkte. Der Raum war verlassen bis auf zwei Matrosen, die sich soeben anschickten, ihre Schicht anzutreten. Er fand einen Tisch in einer Ecke, holte das Mobiltelefon aus der Tasche und wählte die Nummer, die Barrett ihm genannt hatte. Nach ein paar Sekunden meldete sich eine weibliche Stimme mit einem zögernden Hallo.

»Ich würde gerne mit Barrett sprechen«, sagte Austin.

»Hier ist Barrett. Ich habe eine Frauenstimme programmiert, die für mich antwortet.«

»Übertreiben Sie dieses elektronische Versteckspiel nicht ein wenig?«

»Verdammt, Kurt, schließlich sind nicht Sie es, auf den geschossen wurde«, sagte Barrett. »Sie machen sich keine Vorstellung von den Leuten, mit denen Sie es zu tun haben.«

»Deshalb rufe ich Sie an. Meinen Sie, dass man mit Gant und Margrave reden kann?«

»Gant ist in etwa so umgänglich wie eine Klapperschlange. An Tris kann man vielleicht noch herankommen, aber er ist so verdammt überzeugt von der Rechtmäßigkeit seines Anliegens, dass es ihm völlig egal ist, wer dabei auf der Strecke bleibt. Warum fragen Sie?«

Austin gab ihm kurz den Inhalt seines Gesprächs mit Trout wieder.

Als Barretts Stimme sich wieder meldete, hatte sie ihren männlichen Klang. »So etwas hatte ich befürchtet. Oh mein Gott. Ich bin für das Ende der Welt verantwortlich. Ich bringe mich um.«

»Wenn die Welt untergeht, dann brauchen Sie das nicht«, sagte Austin.

Barrett beruhigte sich ein wenig. »Das ist die verdrehteste Logik, die ich jemals gehört habe.«

»Danke. Zurück zu meiner ursprünglichen Frage. Meinen Sie, dass Gant oder Margrave ähnlich entsetzt reagieren würden, wenn ich ihnen die Tatsachen schilderte?«

»Der Unterschied ist, dass ich Ihnen glaube.Die beiden werden hingegen annehmen, dass Sie ihnen nur Sand ins Getriebe werfen wollen, um ihre Pläne zu vereiteln.«

»Vielleicht lohnt es sich, wenigstens einen Versuch zu starten. Wie komme ich an sie heran?«

»Gants Stiftung unterhält in Washington ein Büro.«

»Ich dachte an etwas weniger Offizielles.«

»Lassen Sie mich nachdenken. Ich glaube, ich habe irgendetwas in der Zeitung gesehen. Gant veranstaltet so eine Wohltätigkeitsgeschichte mit Pferden auf seinem Landsitz. Vielleicht können Sie irgendwie daran teilnehmen. Ich könnte Ihnen dabei behilflich sein.«

»Das ist doch schon ein Anfang. Was ist mit Margrave?«

»Er verlässt nur selten seine Insel in Maine. Er hat im Laufe der Zeit eine regelrechte Festungsmentalität entwickelt. Eine Menge Sicherheitsleute bewachen seinen Bau, aber ich habe vielleicht eine Idee, wie Sie an ihn herankommen.«

»Versuchen kann man es ja mal. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um diese Geschichte zu stoppen, ehe der kritische Punkt erreicht wird. Sind Sie noch immer auf Achse?«

»Ich lebe nach wie vor in meinem Schlafsack. Rufen Sie mich an, wenn Sie zu Hause sind.«

Austin trennte die Verbindung, leerte seine Kaffeetasse und wollte gerade in seine Kabine zurückkehren, als Karla die Messe betrat. Sie schien über seine Anwesenheit mindestens ebenso überrascht zu sein wie er über ihre. Er lud sie mit einer Geste an seinen Tisch ein.

Sie setzte sich und sagte: »Ich konnte nicht schlafen.«

»Das kann ich verstehen. Sie haben in den letzten Tagen eine Menge durchgemacht.«

»Onkel Karl meint, die Männer, die die Expeditionsteilnehmer ermordet haben, seien hinter mir her gewesen. Es wäre um irgendein Geheimnis gegangen, das ich angeblich kennen soll. Ich habe keine Ahnung, was los ist, aber ich fühle mich für vieles, das geschehen ist, verantwortlich.«

»Es ist nicht Ihre Schuld. Die Leute glauben, das Geheimnis sei von Ihrem Großvater, einem Elektroingenieur namens Lazio Kovacs, an Sie weitergegeben worden.«

»Sie irren sich. Der Name meines Großvaters lautete Janos, so wie meiner.«

Austin schüttelte den Kopf. »Das war der Name, den Kovacs annahm, nachdem er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus Deutschland flüchtete.«

»Ich verstehe nicht.«

»Ihr Großvater wurde gezwungen, für die Nazis an der Entwicklung elektromagnetischer Waffen zu arbeiten. Er flüchtete aus einem geheimen Labor, kurz bevor die Russen in Ostpreußen einfielen. Offenbar wurde ihm dabei von einem jungen Angehörigen der deutschen Widerstandsbewegung geholfen. Der Name des Deutschen lautete Karl.«

» OnkelKarl! Ich habe mich schon immer gefragt, welche Verbindung zwischen ihm und meinem Großvater bestand. Sie waren so verschieden, und trotzdem hielten sie eng zusammen.«

»Jetzt wissen Sie es.«

»Das ist doch verrückt! Mein Großvater gab mir niemals irgendeine geheime Formel für einen Todesstrahl oder was immer es sein mag, das sie suchen.«

»Möglicherweise wissen Sie mehr, als Sie ahnen. Ihr Aufsatz über das Aussterben des Wollhaarmammuts deutet darauf hin, dass Sie mit seiner Arbeit ziemlich gut vertraut sind.«

»Nach der Entdeckung dieser Tiere auf der Insel ist mein Aufsatz nur noch ein Witz. Ich kann es kaum erwarten, dorthin zurückzukehren und weiterzuforschen.«

»Petrow hat versprochen, sich akademischer Kreise und nicht so sehr irgendwelcher Regierungsvertreter zu bedienen, um Ihre pelzigen Freunde zu schützen. Er hatte einigen politischen Ärger und glaubt, dass diese Geschichte ihm nützen könnte.«

»Das freut mich zu hören. Aber zurück zu meinem Großvater. Als ich auf dem College war, ging ich mit meiner Theorie von einem durch eine Katastrophe ausgelösten Aussterben zu meinem Großvater, weil er der einzige Naturwissenschaftler war, den ich damals kannte. Es herrschte allgemeine Skepsis darüber, dass ein Polsprung überhaupt möglich sein sollte. Er sagte jedoch, dass so etwas geschehen könne und dass es schon mal geschehen sei. Dass ein solcher Vorgang durch natürliche Phänomene eingeleitet werden könne, oder, in der Zukunft, auch durch menschliches Zutun, wenn die entsprechende Technologie zur Verfügung stünde. Er zeigte mir einige Berechnungen, die mit Elektromagnetismus zu tun hatten und angeblich seine Theorie bewiesen. Das ist alles. Später, als ich nach seinem Tod an meiner Doktorarbeit saß, stützte ich mich mitunter auch auf seine Erkenntnisse.«

»Ist das alles, was er zu diesem Thema äußerte?«

»Ja. Wir haben uns kaum über Naturwissenschaft unterhalten. Als meine Eltern starben, wurde er für mich Vater und Mutter zugleich. Ich erinnere mich, dass er sich Gute-Nacht-Gedichte ausdachte, damit ich schneller einschlief.«

Sie trank von ihrem Kaffee. »Wie kam es, dass Sie und Joe uns gerettet haben?«

»Ich hörte aus zuverlässiger Quelle, dass Ihr Leben aufgrund Ihrer familiären Verbindungen in Gefahr sein könnte.«

»Sie sind nur deswegen um die halbe Welt gereist?«

»Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr Onkel Karl die Geschichte so gut im Griff hatte, wären meine Sorgen um einiges geringer gewesen.«

»Onkel Karl hat mir das Leben gerettet, aber ich fürchte, dass wir beide aus dem letzten Loch pfiffen, als Sie und Joe vom Himmel gefallen sind. Eigentlich bin ich ziemlich verwirrt. Ich dachte immer, die NUMA habe ausschließlich mit Ozeanen zu tun.«

»Genau deshalb bin ich hier. Es hat auf See einige heftige Störungen gegeben, die mit etwas in Verbindung stehen könnten, das Ihr Großvater veröffentlicht hat. Es war eine Reihe von Gleichungen, die unter der Bezeichnung Kovacs-Theoreme bekannt wurden.«

»Ich verstehe nicht.«

»Sie sagten, Lazio Kovacs vertrat die Theorie, dass elektromagnetische Impulse dazu benutzt werden können, um einen Polsprung auszulösen. Irgendwann in der Zukunft.«

»Ja, das ist richtig.«

»Nun, die Zukunft hat angefangen.«

»Wer sollte den Wunsch haben, so etwas zu tun? Und weshalb?«

Austin spreizte die Hände in einer Geste der Ratlosigkeit.

»Das weiß ich nicht. Wenn wir nach Washington zurückkommen, möchte ich, dass Sie sich mit jemandem unterhalten. Vielleicht können Sie in bestimmten Punkten für Klarheit sorgen.«

»Ich hatte gehofft, vorher in Fairbanks vorbeizuschauen.«

»Ich fürchte, dafür reicht die Zeit nicht. Es könnte eine ganze Menge auf dem Spiel stehen.«

»Ich verstehe. Selbst wenn ich für das, was im Gange ist, nicht verantwortlich bin, hat meine Familie doch sehr viel damit zu tun, laut dem, was Sie mir erzählt haben. Ich werde alles tun, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.«

»Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Wir landen morgen. Danach wird uns ein NUMA-Flugzeug nach Washington bringen. Meine Kollegen Gamay und Paul Trout besitzen ein Stadthaus in Georgetown, und ich denke, sie werden sich freuen, Sie bei sich aufzunehmen. Die NUMA wird die Rechnungen für Kleidung, die Sie brauchen werden, gerne übernehmen.«

Karla tat etwas Unerwartetes. Sie beugte sich über den Tisch und hauchte Austin einen Kuss auf den Mund. »Vielen Dank für alles, was Sie für mich und Onkel Karl getan haben. Ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen kann.«

Normalerweise hätte Austin auf eine solche Bemerkung von einer schönen und intelligenten Frau wie Karla mit einer Einladung zu einem Abendessen reagiert. Doch ihre Geste überraschte ihn derart, dass das Beste, was er zustande brachte, ein höfliches »Gern geschehen« und die Empfehlung, lieber schlafen zu gehen, war.

Karla erwiderte, dass sie noch ein paar Minuten sitzen bleiben wolle und dass man sich bestimmt am nächsten Morgen sehen werde. Sie tauschten einen Händedruck und wünschten einander eine gute Nacht. Während er die Messe verließ, drehte Austin sich noch einmal um. Karla hatte das Kinn in die Hände gestützt und dachte offenbar angestrengt nach. Trotz all seiner philosophischen Kenntnisse war Austin einigermaßen ratlos, wenn es um die Wege des Schicksals ging. Die Götter mussten sich über ihren letzten Schabernack köstlich amüsieren. Sie hatten das Geheimnis, das die Welt retten konnte, im makellos geformten Kopf einer reizenden jungen Frau versteckt.

33

Gant betrachtete die letzten Momente einer Fuchsjagd als die erhabensten. Die dahinjagenden roten Jacken, der Klang der Jagdhörner, das laute Gebrüll der Jäger und das Donnern der Hufe waren lediglich ein Vorspiel zu jenem Augenblick der Wahrheit, wenn die kläffenden Hunde das verängstigte Tier erwischten und in blutige Fetzen rissen.

Die Beute war ungewöhnlich wendig gewesen. Das verschlagene Tier war einen Bach hinaufgerannt, hatte über einen umgestürzten Baum gesetzt und war bei einem Versuch, seine Verfolger abzuschütteln, diesen einmal sogar entgegengelaufen. Am Ende hatte die Hundemeute das Tier jedoch vor einer Ligusterhecke gestellt, die Gant hatte anpflanzen lassen, um aufgespürte und gehetzte Füchse in eine Sackgasse zu leiten, die vor einer Mauer endete. Selbst dann noch hatte der Fuchs sich gewehrt, ehe er schließlich zerfleischt wurde.

Gant hatte die anderen Jäger zu seinem Haus zurückgeschickt, um das erfolgreiche Ende der Jagd zu feiern. Er saß neben der Hecke ab und durchlebte noch einmal die letzten Sekunden des Ganzen. Die Jagd war eine grausame Praxis, aber er betrachtete sie als eine Metapher für das Leben allgemein. Die Jagd verkörperte den Kampf zwischen den Starken und den Schwachen.

Ein Pferd wieherte. Gant blickte zu einem flachen Hügel hinauf, und seine Miene verfinsterte sich. Ein Reiter war als Silhouette vor dem blauen Himmel zu sehen. Niemand durfte über sein Land reiten, außer den Fuchsjägern. Er schwang sich wieder in den Sattel, gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte den Hügel hinauf.

Der Mann verfolgte Gants Ritt aus dem Sattel eines kastanienbraunen Arabers. Im Gegensatz zu den Fuchsjägern in ihren roten Jacken trug dieser Mann lediglich eine verwaschene Jeans und ein türkisfarbenes Polohemd. Eine schwarze Baseballmütze mit einem Harley-Davidson-Emblem auf der Krone bedeckte sein platinsilbernes Haar.

Gant brachte sein Pferd zum Stehen. »Sie haben sich widerrechtlich Zugang verschafft«, schnappte er. »Dies hier ist Privatgrund.«

Den Mann schien das nicht zu erschüttern, und seine hellblauen Augen veränderten kaum ihren leicht spöttischen Ausdruck.

»Was Sie nicht sagen«, erwiderte er.

»Ich könnte Sie anzeigen«, drohte Gant.

Der Mund des Mannes verzog sich zu einem gelangweilten Lächeln. »Und ich könnte Sie wegen Ihrer Fuchsjagd verhaften lassen. Sogar bei den Engländern ist sie mittlerweile verboten.«

Gant war es nicht gewöhnt, dass man ihm widersprach. Er richtete sich in seinen Steigbügeln auf. »Ich besitze riesige Ländereien, und mir gehört alles, was darauf kreucht und fleucht. Und ich tue mit meinem und auf meinem Besitz, was immer ich will.« Seine Hand wanderte zu einem Sprechfunkgerät, das an seiner Jacke befestigt war. »Verschwinden Sie von meinem Grund und Boden, oder soll ich meinen Sicherheitsdienst benachrichtigen?«

»Es ist nicht nötig, die Kavallerie zu rufen. Ich kenne den Weg hinaus. Die Tierschützer werden sich nicht gerade freuen, wenn sie erfahren, dass Sie Ihren Kötern erlaubt haben, einen Vertreter der örtlichen Fauna in Hackfleisch zu verwandeln.«

»Es sind keine Köter.Es sind reinrassige Fuchshunde. Ich habe viel Geld dafür gezahlt, sie von England hierher bringen zu lassen.«

Der Fremde nickte und ergriff seine Zügel.

»Warten Sie«, sagte Gant. »Wer sind Sie?«

»Kurt Austin. Ich gehöre zur National Underwater and Marine Agency.«

Gant fiel vor Überraschung beinahe vom Pferd. Er erholte sich schnell und zauberte ein verlogenes Lächeln auf seine Lippen.

»Wenn ich an die NUMA denke, fallen mir höchstens Seepferdchen ein und keine Araber, Mr. Austin.«

»Es gibt vieles, was Sie von uns nicht wissen, Mr. Gant.«

Gant schaffte es nicht, den Ausdruck der Verärgerung zu unterdrücken, der für einen kurzen Moment über seine Miene huschte. »Sie kennen meinen Namen?«

»Natürlich. Ich bin hergekommen, um mit Ihnen zu reden.«

Gant lachte. »Es war nicht nötig, dieses Grundstück widerrechtlich zu betreten, um mich zu sprechen. Sie hätten nur in meinem Büro anrufen und um einen Termin bitten müssen.«

»Danke. Das werde ich tun. Und wenn Ihre Sekretärin fragt, weshalb ich Sie sprechen will, dann werde ich antworten, dass ich mich gerne mit Ihnen über Ihre Pläne unterhalten würde, einen Polsprung auszulösen.«

Eins musste Austin Gant lassen. Der Mann hielt sich unglaublich gut unter Kontrolle. Ein leichtes Zusammenkneifen der Lippen war die einzige Reaktion auf Austins mittlere Bombe.

»Ich fürchte, ich würde Ihnen dann erklären müssen, dass ich nicht weiß, wovon Sie reden.«

»Vielleicht frischt der Name Southern BelleIhre Erinnerung ein wenig auf.«

Gant schüttelte den Kopf. »Sicherlich ein Mississippidampfer, nehme ich an.«

»Die Bellewar ein riesiges Frachtschiff. Sie wurde während ihrer Reise nach Europa von zwei gigantischen Wellen versenkt.«

»Ich bin Direktor einer Stiftung, die gegen den globalen Einfluss multinationaler Konzerne kämpft. Mehr habe ich mit dem transozeanischen Handelsbetrieb nicht zu tun.«

»Dann tut es mir leid, Ihre Zeit vergeudet zu haben«, sagte Austin. »Vielleicht sollte ich mich lieber mit Tris Margrave über dieses Thema unterhalten.«

Er entfernte sich im Trab.

»Warten Sie.« Gant trieb sein Pferd an und holte den ungebetenen Besucher ein. »Wo wollen Sie hin?«

Der Araber hielt an, und Austin drehte sich im Sattel um.

»Ich dachte, Sie wollten, dass ich Ihr Land verlasse.«

»Ich bin doch ziemlich unhöflich. Ich würde Sie gerne auf einen Drink in mein Haus einladen.«

Austin ließ sich das Angebot durch den Kopf gehen. »Es ist ein wenig früh für einen Drink, aber mit einem Glas Wasser wäre ich durchaus einverstanden.«

»Wunderbar«, sagte Gant. »Folgen Sie mir.«

Er führte Austin von dem Hügel herunter, und sie ritten durch die Wiesen, auf denen Pferde grasten, bis sie zu einem mit Bäumen gesäumten Fahrweg gelangten, der zu Gants Haus führte. Austin hatte zwar mit einer Villa gerechnet, aber auf die im Tudorstil gehaltene architektonische Monstrosität, die die wunderschöne Landschaft Virginias verschandelte, war er absolut nicht vorbereitet.

»Eine beeindruckende Hütte«, sagte er. »Die Stiftung bezahlt Sie offensichtlich fürstlich, Mr. Gant.«

»Ich war ein international erfolgreicher Geschäftsmann, ehe ich meinen Irrweg erkannt und das Global Interest Network gegründet habe.«

»Es ist immer nett, wenn man ein Hobby hat.«

Gant reagierte mit einem Zahnpastalächeln. »Es ist kein Hobby, Mr. Austin. Ich nehme meine Arbeit sehr ernst.«

Sie saßen ab und reichten die Zügel dem Pferdeknecht, der die Pferde zu einem Platz brachte, an dem mehrere Pferdewagen abgestellt waren.

Gant beobachtete, wie Austin seiner Stute nachschaute.

»Sie werden Ihr Tier gut versorgen. Übrigens ein sehr schönes Pferd.«

»Danke. Ich habe die Stute für ein paar Stunden geliehen, um hierherzukommen.«

»Darüber habe ich schon nachgedacht«, sagte Gant. »Wie sind Sie durch meine Sicherheitszäune gekommen? Ich habe überall Kameras und Alarmanlagen installiert.«

»Wahrscheinlich hatte ich nur Glück«, erwiderte Austin mit unbewegtem Gesicht.

Gant vermutete, dass Austin sicherlich seinem Glück gelegentlich nachhalf, doch er verfolgte das Thema nicht weiter. Er würde später mit Doyle darüber sprechen. Sein Sicherheitschef kam auf sie zu. Er betrachtete Austin prüfend, da er der Einzige war, der keine Jagdkleidung trug. »Gibt es ein Problem, Mr. Gant?«

»Ganz und gar nicht. Dies ist Kurt Austin. Er ist mein Gast, Merk dir sein Gesicht, damit du ihn das nächste Mal, wenn du ihn wiedersiehst, gleich erkennst.«

Doyle lächelte, aber die Augen, mit denen er Austins Gesicht studierte, waren so kalt wie die einer Viper.

Gant geleitete Austin in einen geräumigen Innenhof, wo sich eine Gruppe von rotbejackten Gästen versammelt hatte. Die kühnen Jäger tranken Champagner aus schlanken Gläsern und lachten, während sie in ihren angeregten Gesprächen die morgendliche Jagd noch einmal Revue passieren ließen. Es war eine reine Männergesellschaft und außerdem hochkarätig besetzt. Austin verbrachte nicht viel Zeit in Washington, aber er erkannte die Gesichter einiger Politiker, Regierungsvertreter und Lobbyisten. Gant war offensichtlich eine große Nummer in den Wirtschaftskreisen der amerikanischen Hauptstadt.

Er führte ihn weiter über einen Kiesweg zu einem Tisch aus poliertem Marmor, der abseits in der Ecke eines englischen Gartens stand. Er befahl einem Hausangestellten, eine Karaffe mit Eiswasser zu bringen, und forderte Austin auf, Platz zu nehmen.

Austin setzte sich, legte seine Mütze auf den Tisch und schaute sich um. »Ich hatte keine Ahnung, dass in Virginia noch private Fuchsjagdgesellschaften existieren.«

»Es gibt keine Jagdclubs, zumindest nicht offiziell. Wir sind lediglich eine Gruppe alter Freunde, die versuchen, einen uralten englischen Brauch am Leben zu erhalten.«

»Das ist sehr lobenswert. Ich war schon immer traurig darüber, dass die alte englische Sitte des öffentlichen Ausweidens und Vierteilens bei lebendigem Leib ebenfalls über Bord gegangen ist.«

Gant lachte verhalten. »Wir sind beide sehr beschäftigte Männer, daher lassen Sie uns keine Zeit mit historischen Betrachtungen vergeuden. Was kann ich für Sie tun?«

»Ihre Pläne für eine Polverschiebung zu den Akten legen.«

»Ich komme Ihnen entgegen und will mal so tun, als wüsste ich, wovon Sie reden, Mr. Austin. Warum sollte ich diese sogenannte Verschiebung unterlassen?«

»Weil, wenn Sie es nicht tun, Sie die ganze Welt in große Gefahr bringen könnten.«

»Wie das?«

»Ich habe keine Ahnung, welches Interesse Sie daran haben könnten, die magnetischen Pole zu tauschen. Vielleicht finden Sie es zunehmend langweilig, unschuldige Tiere abzuschlachten. Aber was Sie offenbar nicht wissen, ist, dass eine magnetische Verschiebung gleichzeitig eine geologische Bewegung der Erdkruste bewirkt. Und deren Folgen sind katastrophal.«

Gant starrte Austin einen Moment lang an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus, bis seine Augen tränten.

»Das ist ja die tollste Science-Fiction, die ich je gehört habe, Mr. Austin. Ist das der Weltuntergang?«

»So etwas Ähnliches«, sagte Austin mit einer Stimme, die an seiner Ernsthaftigkeit keinen Zweifel ließ. »Die ozeanischen Störungen, die den Untergang der Southern Belleund eines Ihrer Transmitterschiffe zur Folge hatten, sind nur harmlose Vorboten der Vernichtung, mit der wir rechnen müssen. Ich hatte gehofft, Sie würden sich überzeugen lassen und Ihre Pläne auf Eis legen.«

Gants freundlicher Gesichtsausdruck verschwand und machte einem sardonischen Lächeln und einer spöttisch hochgezogenen Augenbraue Platz. Austin direkt in die Augen blickend, meinte er: »Ich sehe Folgendes, Mr. Austin, nämlich jemanden, der sich eine wilde Geschichte aus den Fingern gesogen hat, deren Sinn mir völlig entgeht.«

»Demnach beeinflussen meine Warnungen Ihre Pläne kein bisschen.« Austins Frage klang eher wie eine Feststellung.

Der Hausdiener erschien mit einer Karaffe und zwei Gläsern.

»Eins würde ich gerne wissen, Mr. Austin, nämlich wie Sie darauf kommen, dass ich an einem derart bizarren Vorhaben beteiligt sein könnte?«

»Ich habe das aus Spiders Mund erfahren.«

»Wie bitte?«

»Ich rede von Spider Barrett, dem Mann, der die Technik für den Polsprung entwickelt hat.«

»Dieser Barrett hat Ihnen Geschichten erzählt, die mindestens genauso seltsam sind wie sein Name.«

»Das glaube ich nicht. Er und sein Partner, Margrave, sind Genies, die über das Geld und das Wissen verfügen, es zu beweisen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie Sie in dieses Bild hineinpassen.«

»Einer Tatsache können Sie sich zumindest sicher sein, Austin. Dass Sie herkamen, war ein großer Fehler.«

»Das dachte ich mir auch schon.« Austin nahm seine Mütze und legte sie auf seinen Schoß. »Sie haben offensichtlich an dem, was ich zu sagen habe, kein Interesse. Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Vielen Dank für das Wasser.«

Er stand auf und setzte sich die Mütze auf den Kopf. Gant erhob sich ebenfalls. »Ich lasse Ihnen Ihr Pferd holen.«

Angeheizt durch größere Mengen Alkohol wurde die Unterhaltung im Patio ständig lauter. Gant winkte einem Pferdeknecht und befahl ihm, Austins Araber zu holen. Wenig später schwang Austin sich in den Sattel. Doyle sah, wie er Anstalten machte aufzubrechen, und kam herüber. Er ergriff einen der Zügel, als wollte er ihm helfen.

»Ich finde schon selbst hinaus, Mr. Gant. Danke für Ihre Gastfreundschaft.«

»Sie müssen mal wieder herkommen, wenn Sie mehr Zeit zur Verfügung haben.«

»Das tue ich ganz bestimmt.«

Er trieb das Pferd mit dem Knie an, und es schob Doyle aus dem Weg. Doyle war ein typischer Stadtbewohner, und die einzigen Pferde, mit denen er in Berührung gekommen war, ehe er für Gant zu arbeiten begann, waren die Tiere der berittenen Polizei von Boston gewesen. Er ließ die Zügel los und wich zurück, um nicht von einem Pferdehuf getroffen zu werden. Austin bemerkte die Angst in Doyles Augen und grinste. Er schlug mit den Zügeln leicht auf den Hals des Tieres und entfernte sich im Galopp vom Haus.

Doyle schaute Austin nach. Sein Gesicht war hart wie Granit. »Soll ich mich um ihn kümmern?«

»Nicht hier. Und nicht jetzt. Jemand soll ihm folgen. Ich möchte nur zu gerne wissen, wie er überhaupt auf das Grundstück gelangt ist.«

»Ich kümmere mich darum.«

»Wenn du damit fertig bist, habe ich noch einen anderen Job für dich. Ich erwarte dich in einer Viertelstunde im Garten.«

Während Gant sich entfernte, um mit seinen Gästen zu plaudern, angelte Doyle ein tragbares Sprechfunkgerät aus der Tasche und übermittelte zwei Wächtern, die in einem Jeep an der Hauptstraße zum Haus saßen, einen barschen Befehl. Der Fahrer hatte kaum bestätigt, den Befehl verstanden zu haben, als eine Araberstute mit einem geduckten Reiter im Sattel an ihm vorbeigaloppierte. Der Fahrer ließ den Motor des Jeeps an, legte den ersten Gang ein und gab Gas.

Der Wagen war mit fast hundert Sachen unterwegs, als er an einer kleinen Gruppe Ulmen vorbeiraste, hinter der Austin sich versteckte. Er schaute dem Jeep nach, konsultierte ein tragbares GPS-Gerät und ritt dann über die Wiesen und Felder bis zu dem Wald, der die Grenze des Besitzes markierte. Ein Pferd mit Reiter tauchte zwischen den Bäumen auf und kam auf Austin zu.

»Ein schöner Tag für einen gemütlichen Ausritt, alter Junge«, sagte Zavala in einem lahmen Versuch, einen hochgestochenen englischen Akzent zu imitieren.

»Tallyho, gib ihm Saures, hoch die Tassen und lang lebe die Queen«, sagte Austin, ebenfalls einen Vertreter des englischen Landadels mimend.

Sie ließen sich Zeit, gestatteten ihren Pferden, in einen gemütlichen Trab zu fallen, und kamen schließlich auf der anderen Seite aus dem Wald heraus, wo die Bäume für eine Straße gefällt worden waren, die von den Sicherheitsleuten bei ihren Patrouillen benutzt wurde. Es gab keinen Zaun, sondern nur eine Reihe nach außen gerichteter Schilder mit der Aufschrift BETRETEN DES GRUNDSTÜCKS VERBOTEN. Jedes der Schilder war mit einer Kamera samt Bewegungsmelder versehen.

Zavala holte ein kleines schwarzes Kästchen aus der Tasche und drückte auf einen Knopf. Als ein grünes Licht aufleuchtete, ritten sie zwischen zwei Schildern über offenes Gelände und auf eine öffentliche Straße. Ein großer Pick-up-Truck mit einem Pferdeanhänger stand am Straßenrand.

Spider Barrett stieg aus dem Führerhaus des Lastwagens, als die beiden Männer den Wagen erreichten. Nachdem die Pferde in den Anhänger geführt worden waren und die Tür verriegelt war, reichte Zavala Barrett die schwarze Box. »Sie hat einwandfrei funktioniert«, sagte er.

»Es ist ein ziemlich simples Prinzip«, erklärte Barrett. »Dieses Gerät unterbricht die Übermittlung nicht, was sie sofort merken würden. Sie verzögert sie lediglich um zwei Stunden. Dann erhalten sie ein Zeitrafferbild von Ihnen beiden, aber natürlich viel zu spät, und sie werden dafür keine Erklärung finden. Aber ich will Ihnen noch etwas viel Aufregenderes zeigen.«

Er öffnete die Tür des Lastwagens und holte einen kleinen Fernseher heraus. Er war in den Zigarettenanzünder eingestöpselt. Er schaltete den Fernseher ein, und Gants Bild erschien auf dem kleinen Bildschirm und sagte: »Dies hier ist Privatgrund«, gefolgt von Austins lakonischem »Was Sie nicht sagen.«

»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Klugscheißer bist?«, fragte Zavala.

»Das höre ich ständig.«

Barrett ließ den Film vorlaufen bis zu einem Bild von Doyle. »Das ist der Hurensohn, der mich töten wollte«, sagte er.


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