Текст книги "Немецкий язык с Эрихом Кестнером. Трое в снегу"
Автор книги: Эрих Кестнер
Жанры:
Классическая проза
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Das neunzehnte Kapitel
(глава девятнадцатая)
Vielerlei Schulzes (разные Шульце)
235. In München hatte Doktor Hagedorn volle sechs Stunden Aufenthalt (в Мюнхене у Хагедорна оставалось целых шесть часов /до поезда на Берлин/; der Aufenthalt – остановка, пребывание). Er gab seinen Vulkanfiberkoffer am Handgepäckschalter ab (свой фибровый чемодан он сдал в камеру хранения; die Vulkánfíber – вулканизированнаяфибра; der Handgepäckschalter; das Handgepäck – ручнойбагаж). Dann ging er über den Stachus, die Kaufingerstraße entlang, bog links ein und nahm gegenüber der Theatinerkirche Aufstellung (затем, он перешел /площадь/ Штахус, вдоль по Кауфингерштрассе, свернул налево и занял место/позицию перед Театинеркирхе; die Theatinerkirche; die Aufstellung). Damit begann jeder seiner Münchner Besuche (с этого он начинал каждое свое посещение Мюнхена). Er liebte diese Kirchenfassade seit der Studentenzeit (он полюбил этот церковный фасад еще со времен студенчества; die Studentenzeit).
Heute stand er hier wie die Kuh vorm neuen Tor (сегодня же он стоял здесь, как корова перед новыми воротами = сегодня же он глядел на него как баран на новые ворота; dasTor). Er dachte immerzu an Hilde (он беспрерывно думал о Хильде). An Eduard natürlich auch (об Эдуарде, разумеется, тоже). Das Bild der Kirche drang nur bis zur Netzhaut (образ церкви не проникал в него дальше сетчатки /глаз/; die Netzhaut; das Netz – сетка; die Haut – кожа).
Er steckte die Hände in den abgeschabten Mantel, lief in die Stadt zurück (он засунул руки в потрепанное пальто = в карманы потрепанного пальто, вернулся в город), saß, ehe er sich dessen versah, in einem Münchner Postamt und blätterte im Berliner Adressbuch (и прежде чем успел опомниться, он уже сидел в одном из почтамтов Мюнхена и листал адресную книгу Берлина; das Adressbuch; die Adresse – адрес). Er studierte die Rubrik »Schulze« (он изучал графу «Шульце»). Neben ihm lagen Notizblock und Bleistift (рядом лежали блокнот с карандашом; der Notízblock; der Bleistift).
235. In München hatte Doktor Hagedorn volle sechs Stunden Aufenthalt. Er gab seinen Vulkanfiberkoffer am Handgepäckschalter ab. Dann ging er über den Stachus, die Kaufingerstraße entlang, bog links ein und nahm gegenüber der Theatinerkirche Aufstellung. Damit begann jeder seiner Münchner Besuche. Er liebte diese Kirchenfassade seit der Studentenzeit.
Heute stand er hier wie die Kuh vorm neuen Tor. Er dachte immerzu an Hilde. An Eduard natürlich auch. Das Bild der Kirche drang nur bis zur Netzhaut.
Er steckte die Hände in den abgeschabten Mantel, lief in die Stadt zurück, saß, ehe er sich dessen versah, in einem Münchner Postamt und blätterte im Berliner Adreßbuch. Er studierte die Rubrik »Schulze«. Neben ihm lagen Notizblock und Bleistift.
236. Einen Werbefachmann Eduard Schulze gab es nicht (специалист по рекламе Эдуард Шульце не значился). Vielleicht hatte sich Eduard als »Kaufmann« eingetragen (может, Эдуард зарегистрировался «коммерсантом»; der Kaufmann)? Hagedorn schrieb sich die einschlägigen Adressen auf (Хагедорн записал соответствующие адреса; aufschreiben – записывать). Was Hildegard anbetraf, war der Fall noch schwieriger (что касается Хильдегард, то дело обстояло еще труднее; anbetreffen). Welchen Vornamen hatte, um alles in der Welt, sein künftiger Schwiegervater (как зовут по имени, ради всех святых, его будущего тестя; der Schwiegervater)? Und welchen Beruf (и кто он по профессии)? Man konnte doch unmöglich zu allen in Berlin wohnhaften Schulzes laufen und fragen (нельзя же бегать ко всем живущим в Берлине Шульце и спрашивать): »Haben Sie erstens eine Tochter, und ist diese zweitens meine Braut (есть ли у Вас, во-первых, дочь и не она ли, во-вторых, моя невеста)?« Das war ja eine Lebensaufgabe (вот это была бы задача жизни)!
Später sah sich Hagedorn ein Filmlustspiel an (потом Хагедорн посмотрел комедию; dasLustspiel – комедия). So oft er lachte, ärgerte er sich (каждый раз, смеясь, он сердился на себя). Glücklicherweise bot der Film nur wenige Möglichkeiten zum Lachen (к счастью, фильм предоставлял всего лишь несколько возможностей для смеха = в картине было всего лишь несколько смешных мест). Sonst wäre der junge Mann bestimmt innerlich mit sich zerfallen (иначе у молодого человека непременно начался бы внутренний разлад; zerfallen – распадаться, разваливаться).
Anschließend aß er in einem Bräu Rostwürstchen mit Kraut (после этого он съел в пивной жареные сардельки с капустой; dasBräu; dasRostwürstchen; dasKraut). Dann begab er sich zum Bahnhof zurück und hockte, Paulaner trinkend, im Wartesaal (затем вернулся на вокзал и сидел, потягивая баварское пиво, в зале ожидания). Er war entschlossen, kühne Einfalle für künftige Reklamefeldzüge zu finden (он решил отыскать смелые идеи для будущих рекламных баталий; der Einfall; der Reklamefeldzug). Es fiel ihm aber auch nicht das mindeste ein (но ему в голову совершенно ничего: «ни малейшее» не приходило). Immerzu dachte er an Hilde (он все время думал о Хильде). Wenn er sie nun nicht fand (а если он ее не найдет)? Und wenn sie nichts mehr von sich hören ließ (и вдруг она не даст о себе знать)? Was dann (что тогда)?
236. Einen Werbefachmann Eduard Schulze gab es nicht. Vielleicht hatte sich Eduard als »Kaufmann« eingetragen? Hagedorn schrieb sich die einschlägigen Adressen auf. Was Hildegard anbetraf, war der Fall noch schwieriger. Welchen Vornamen hatte, um alles in der Welt, sein künftiger Schwiegervater? Und welchen Beruf? Man konnte doch unmöglich zu allen in Berlin wohnhaften Schulzes laufen und fragen: »Haben Sie erstens eine Tochter, und ist diese zweitens meine Braut?« Das war ja eine Lebensaufgabe!
Später sah sich Hagedorn ein Filmlustspiel an. So ofter lachte, ärgerte er sich. Glücklicherweise bot der Film nur wenige Möglichkeiten zum Lachen. Sonst wäre der junge Mann bestimmt innerlich mit sich zerfallen.
Anschließend aß er in einem Bräu Rostwürstchen mit Kraut. Dann begab er sich zum Bahnhof zurück und hockte, Paulaner trinkend, im Wartesaal. Er war entschlossen, kühne Einfalle für künftige Reklamefeldzüge zu finden. Es fiel ihm aber auch nicht das mindeste ein. Immerzu dachte er an Hilde. Wenn er sie nun nicht fand? Und wenn sie nichts mehr von sich hören ließ? Was dann?
237. Der Zug war nur schwach besetzt (поезд был занят несильно = в поезде было мало пассажиров). Fritz hatte ein Abteil für sich allein (Фриц сидел в купе один; das Abteil). Bis Landshut lief er in dem Kupee wie in einem Käfig hin und her (до Ландсгута он шагал взад-вперед по купе как в клетке; das Kupée; der Käfig). Dann legte er sich lang, schlief sofort ein und träumte wilde Sachen (потом он улегся и сразу уснул, ему снились всякие диковины: «дикие вещи»). Einer der Träume spielte auf dem Berliner Einwohnermeldeamt (в одном из снов действие происходило в берлинском адресном столе; das Einwohnermeldeamt; der Einwohner – житель; sich melden – представляться; являться /по делу/; объявлять о своем присутствии, давать о себе знать; das Amt – служба, контора):
An den Türen standen, alphabetisch geordnet, alle möglichen Familiennamen (на дверях были прикреплены таблички в алфавитном порядке, со всевозможными фамилиями; das Alphabét – алфавит). Vor dem Türschild »Schnabel bis Schütze« machte Hagedorn halt, klopfte an und trat ein (у дверной табличкой «Шнабель-Шютце» Хагедорн остановился, постучал и вошел).
Hinter der Barriere saß der Schneemann Kasimir (за перегородкой сидел снеговик Казимир; die Barriére). Er trug einen Schupohelm und fragte (на нем был одет полицейский шлем и он спросил; die Schupo = Schutzpolizei – полиция /в Германии до 1945/): »Sie wünschen (что Вам угодно)?« Hierbei strich er sich den Schnurrbart und sah überhaupt sehr streng aus (при этом он поглаживал свои усы и вообще выглядел очень строгим).
»Haben Sie die Schulzes unter sich (скажите, у Вас есть /какие-нибудь/ Шульце)?« fragte Fritz.
Kasimir sagte: »Alle Schulzen (все Шульце /у нас/).«
»Wie kommen Sie zu diesem Plural (почему так во множественном лице; der Plural)?« fragte Fritz.
»Verfügung des Präsidiums (распоряжение управления полиции; die Verfügung; das Präsidium)«, meinte Kasimir barsch (резко ответил Казимир).
»Verzeihung (извините; verzeihen – прощать)«, sagte Fritz. »Ich suche ein Fräulein Hildegard Schulze (я ищу фройляйн Хильдегард Шульце). Wenn sie lacht, kriegt sie ein Grübchen (когда она смеется, у нее появляется ямочка /на щеке/). Nicht zwei, wie andere Mädchen (не две, как у других девушек). Und in ihren Pupillen hat sie goldene Pünktchen (и в зрачках у нее золотые искорки; diePupílle).«
237. Der Zug war nur schwach besetzt. Fritz hatte ein Abteil für sich allein. Bis Landshut lief er in dem Kupee wie in einem Käfig hin und her. Dann legte er sich lang, schlief sofort ein und träumte wilde Sachen. Einer der Träume spielte auf dem Berliner Einwohnermeldeamt:
An den Türen standen, alphabetisch geordnet, alle möglichen Familiennamen. Vor dem Türschild »Schnabel bis Schütze« machte Hagedorn halt, klopfte an und trat ein.
Hinter der Barriere saß der Schneemann Kasimir. Er trug einen Schupohelm und fragte: »Sie wünschen?« Hierbei strich er sich den Schnurrbart und sah überhaupt sehr streng aus.
»Haben Sie die Schulzes unter sich?« fragte Fritz.
Kasimir sagte: »Alle Schulzen.«
»Wie kommen Sie zu diesem Plural?« fragte Fritz.
»Verfügung des Präsidiums«, meinte Kasimir barsch.
»Verzeihung«, sagte Fritz. »Ich suche ein FräuleinHildegard Schulze. Wenn sie lacht, kriegt sie ein Grübchen. Nicht zwei, wie andere Mädchen. Und in ihren Pupillen hat sie goldene Pünktchen.«
238. Kasimir blätterte umständlich in etlichen Karteikästen (Казимир тщательно порылся в картотечных ящиках; die Kartei – картотека; der Kasten – ящик). Dann nickte er (потом он кивнул). »Die gibt's (есть такая). Sie hat früher auf dem Funkturm gewohnt (раньше она жила на радиобашне; der Funk – радио, радиовещание; der Turm – башня). Dann hat sie sich nach den Alpen abgemeldet (потом она выписалась /и переехала/ в Альпы).«
»Sie muss aber wieder in Berlin sein (но сейчас она должна быть уже в Берлине)«, behauptete Fritz (утверждал Фриц).
»Dem Funkturm ist davon nichts bekannt (радиобашне об этом ничего не известно)«, sagte der Schneemann (сказал снеговик). »Sie scheint überhaupt nicht zu wohnen (она, кажется, вообще не живет = не числится). Vielleicht ist sie abgegeben worden (может, ее сдали). Folgen Sie mir unauffällig (незаметно следуйте за мной)!«
Sie stiegen in den Keller (они поднялись в подвал). Hier standen in langen Reihen viele Schränke (здесь длинными рядами стояло много шкафов). Kasimir schloss einen nach dem anderen auf (Казимир отпирал их один за другим; aufschließen). In jedem Schrank waren vier Fächer (в каждом шкафу были четыре секции; das Fach). Und in jedem Fach stand ein Mensch (а в каждой секции стоял человек). Das waren die Leute, die polizeilich nicht gemeldet waren, und andere, die total vergessen hatten, wo sie wohnten (это были люди, нигде не зарегистрированные полицией, а также те, кто начисто забыл, где они жили раньше). Und schließlich Kinder, die nicht mehr wussten, wie sie hießen (и наконец, дети, которые не знали, как их зовут).
»Das ist ja allerhand (ну и ну)«, meinte Hagedorn erschrocken (испуганно сказал Хагедорн).
238. Kasimir blätterte umständlich in etlichen Karteikästen. Dann nickte er. »Die gibt's. Sie hat früher auf dem Funkturm gewohnt. Dann hat sie sich nach den Alpen abgemeldet.«
»Sie muss aber wieder in Berlin sein«, behauptete Fritz.
»Dem Funkturm ist davon nichts bekannt«, sagte der Schneemann. »Sie scheint überhaupt nicht zu wohnen. Vielleicht ist sie abgegeben worden. Folgen Sie mir unauffällig!«
Sie stiegen in den Keller. Hier standen in langen Reihen viele Schränke. Kasimir schloss einen nach dem anderen auf. In jedem Schrank waren vier Fächer. Und in jedem Fach stand ein Mensch. Das waren die Leute, die polizeilich nicht gemeldet waren, und andere, die total vergessen hatten, wo sie wohnten. Und schließlich Kinder, die nicht mehr wussten, wie sie hießen.
»Das ist ja allerhand«, meinte Hagedorn erschrocken.
239. Die Erwachsenen standen verärgert oder auch versonnen in ihren Fächern (взрослые в секциях стояли и разозленные или также задумчивые). Die Kinder weinten (дети плакали). Es war ein ausgesprochen trauriger Anblick (это было неимоверно грустное зрелище). In einem Fach stand ein alter Gelehrter, ein Historiker übrigens (в одной секции стоял ученый, между прочим, историк; der Históriker); der hielt sich für einen vergessenen Regenschirm und verlangte von Kasimir, man solle ihn endlich zumachen (он считал себя забытым зонтиком и потребовал от Казимира, чтобы его наконец закрыли). Er hatte die Arme ausgebreitet und die Beine gespreizt (он развел руки и расставил ноги). Und er sagte fortwährend (и постоянно повторял): »Es regnet doch gar nicht mehr (ведь дождь уже кончился)!«
Fritz schlug die Tür zu (Фриц захлопнул дверцу).
Sie hatten schon in fast alle Schränke geguckt (они заглянули почти во все шкафы). Aber Hildegard hatten sie noch immer nicht gefunden (однако, Хильдегард нигде не обнаружили).
Fritz hielt plötzlich die Hand hinters Ohr (Фриц вдруг приставил ладонь к уху). »Im letzten Schrank heult ein Fräulein (в последнем шкафу плачет какая-то фройляйн)!«
Der Schneemann schloss die Tür auf (снеговик отпер дверцу). In der äußersten Ecke, mit dem Rücken zum Beschauer, stand ein junges Mädchen und weinte heftig (в крайнем углу спиной к ним стояла юная девушка и громко плакала; der Beschauer – зритель, посетитель, рассматривающий; schauen – смотреть).
Hagedorn stieß einen Freudenschrei aus (Хагедорн испустил радостный крик; der Freudenschrei; die Freude – радость). Dann sagte er gerührt (потом он растроганно сказал): »Herr Schneepo,das ist sie (господин снегошлем, это она).«
»Sie steht verkehrt (она стоит спиной; verkehrt – наоборот)«, knurrte Kasimir (проворчал Казимир). »Ich sehe kein Grübchen (я не вижу ямочки).«
»Hilde!« rief Fritz. »Schau uns, bitte, an (посмотри, пожалуйста, на нас)! Sonst musst du hierbleiben (иначе тебе придется остаться здесь).«
239. Die Erwachsenen standen verärgert oder auch versonnen in ihren Fächern. Die Kinder weinten. Es war ein ausgesprochen trauriger Anblick. In einem Fach stand ein alter Gelehrter, ein Historiker übrigens; der hielt sich für einen vergessenen Regenschirm und verlangte von Kasimir, man solle ihn endlich zumachen. Er hatte die Arme ausgebreitet und die Beine gespreizt. Und er sagte fortwährend: »Es regnet doch gar nicht mehr!«
Fritz schlug die Tür zu.
Sie hatten schon in fast alle Schränke geguckt. Aber Hildegard hatten sie noch immer nicht gefunden.
Fritz hielt plötzlich die Hand hinters Ohr. »Im letzten Schrank heult ein Fräulein!«
Der Schneemann schloss die Tür auf. In der äußersten Ecke, mit dem Rücken zum Beschauer, stand ein junges Mädchen und weinte heftig.
Hagedorn stieß einen Freudenschrei aus. Dann sagte er gerührt: »Herr Schneepo, das ist sie.«
»Sie steht verkehrt«, knurrte Kasimir. »Ich sehe kein Grübchen.«
»Hilde!« rief Fritz. »Schau uns, bitte, an! Sonst musst du hierbleiben.«
240. Hilde drehte sich um (Хильда обернулась). Das kleine hübsche Gesicht war total verheult (маленькое хорошенькое личико было сильно заревано).
»Ich sehe kein Grübchen (я не вижу никакой ямочки)«, sagte der Schneemann (сказал снеговик). »Ich schließe wieder zu (я запираю шкаф).«
»Hildchen!« rief Fritz. »Lach doch mal (улыбнись)! Der Onkel will nicht glauben, dass du ein Grübchen hast (дядя не верит, что у тебя есть ямочка). Tanze ihm den Sterbenden Schwan vor (станцуй ему умирающего лебедя)! Stehen Sie auf, teuerste Gräfin (встаньте, драгоценная графиня)! Morgen versetzen wir deinen Ring und fahren für zweitausend Mark Achterbahn (завтра заложим твое кольцо и две тысячи марок прокатаем на американских горках; die Achterbahn; der Achter – восьмерка)! Aber lache (ну, смейся)! Lache (смейся)!«
Es war vergebens (все было напрасно). Hilde erkannte ihn nicht (Хильда его не узнавала). Sie lächelte nicht und lachte nicht (она не улыбалась и не смеялась). Sie stand in der Ecke und weinte (она стояла в углу и плакала).
Kasimir steckte den Schlüssel ins Türschloss (Казимир вставил ключ в замок дверцы; der Schlüssel; das Türschloss). Fritz fiel ihm in den Arm (Фриц вцепился в его руку;jemandem in den Arm fallen – воспрепятствовать, пресечьчьи-либодействия). Der Schneemann packte den jungen Mann am Schopf und rüttelte ihn (снеговик схватил молодого человека за чуб и тряхнул его; der Schopf).
»Unterlassen Sie das (перестаньте)!« rief Hagedorn wütend (яростно крикнул Хагедорн).
»Na, na, na«, sagte jemand (сказал кто-то). »Kommen Sie zu sich (очнитесь)!«
Vor ihm stand der Zugschaffner (перед ним стоял кондуктор). »Bitte, die Fahrkarten (пожалуйста, билеты)!« Und draußen dämmerte der Tag (снаружи светало).
240. Hilde drehte sich um. Das kleine hübsche Gesicht war total verheult.
»Ich sehe kein Grübchen«, sagte der Schneemann. »Ich schließe wieder zu.«
»Hildchen!« rief Fritz. »Lach doch mal! Der Onkel will nicht glauben, dass du ein Grübchen hast. Tanze ihm den Sterbenden Schwan vor! Stehen Sie auf, teuerste Gräfin! Morgen versetzen wir deinen Ring und fahren für zweitausend Mark Achterbahn! Aber lache! Lache!«
Es war vergebens. Hilde erkannte ihn nicht. Sie lächelte nicht und lachte nicht. Sie stand in der Ecke und weinte.
Kasimir steckte den Schlüssel ins Türschloss. Fritz fiel ihm in den Arm. Der Schneemann packte den jungen Mann am Schöpf und rüttelte ihn.
»Unterlassen Sie das!« rief Hagedorn wütend.
»Na, na, na«, sagte jemand. »Kommen Sie zu sich!«
Vor ihm stand der Zugschaffner. »Bitte, die Fahrkarten!« Und draußen dämmerte der Tag.
241. Am Morgen klingelte es bei Frau Hagedorn in der Mommsenstraße (утром в квартиру фрау Хагедорн на Моммзенштрассе позвонили). Die alte Dame öffnete (старая дама открыла). Draußen stand Karlchen, der Lehrling des Fleischermeisters Kuchenbuch (снаружи стоял Карлуша, ученик мясника Кухенбуха).
»Hallo!« sagte sie. »Telefoniert mein Sohn schon wieder (мой сын опять звонит по телефону)?«
Karlchen schüttelte den Kopf (Карлуша покачал головой). »Einen schönen Gruß von meinem Meister, und heute wäre die Überraschung noch größer als vorgestern (мастер передает вам привет, а сегодня сюрприз будет побольше, чем позавчера). Und Sie sollen, bitte, nicht erschrecken (и Вы, пожалуйста, не пугайтесь). Sie bekommen Besuch (к Вам придет гость).«
»Besuch (гость)?« meinte die alte Dame (спросила старая дама). »Über Besuch erschrickt man nicht (гостей не пугаются)! Wer kommt denn (кто же придет)?«
Von der Treppe her rief es (с лестницы прокричали): »Kuckuck (ку-ку)! Kuckuck!«
Mutter Hagedorn schlug die Hände überm Kopfe zusammen (матушка Хагедорн всплеснула руками над головой). Sie lief ins Treppenhaus und blickte um die Ecke (она выбежала на лестничную площадку и посмотрела за угол). Eine Etage tiefer saß ihr Junge auf den Stufen und nickte ihr zu (этажом ниже на ступеньках сидел ее мальчик и кивал ей головой; die Stufe).
»Da hört sich doch alles auf (тут все заканчивается = ну просто нет слов)!« sagte sie. »Was willst du denn in Berlin, du Lausejunge (что тебе надо в Берлине, озорник ты этакий; der Lausejunge)? Du gehörst doch nach Bruckbeuren (тебе же полагается быть в Брукбойрене)! Steh auf, Fritz (вставай, Фриц)! Die Stufen sind zu kalt (ступеньки слишком холодные).«
»Muss ich gleich wieder zurückfahren (мне обратно ехать)?« fragte er. »Oder kriege ich erst 'ne Tasse Kaffee (или сначала я получу чашечку кофе)?«
»Marsch in die gute Stube (марш в гостиную)«, befahl sie (приказала она).
241. Am Morgen klingelte es bei Frau Hagedorn in der Mommsenstraße. Die alte Dame öffnete. Draußen stand Karlchen, der Lehrling des Fleischermeisters Kuchenbuch.
»Hallo!« sagte sie. »Telefoniert mein Sohn schon wieder?«
Karlchen schüttelte den Kopf. »Einen schönen Gruß von meinem Meister, und heute wäre die Überraschung noch größer als vorgestern. Und Sie sollen, bitte, nicht erschrecken. Sie bekommen Besuch.«
»Besuch?« meinte die alte Dame. »Über Besuch erschrickt man nicht! Wer kommt denn?«
Von der Treppe her rief es: »Kuckuck! Kuckuck!«
Mutter Hagedorn schlug die Hände überm Kopfe zusammen. Sie lief ins Treppenhaus und blickte um die Ecke. Eine Etage tiefer saß ihr Junge auf den Stufen und nickte ihr zu.
»Da hört sich doch alles auf!« sagte sie. »Was willst du denn in Berlin, du Lausejunge? Du gehörst doch nach Bruckbeuren! Steh auf, Fritz! Die Stufen sind zu kalt.«
»Muss ich gleich wieder zurückfahren?« fragte er. »Oder kriege ich erst 'ne Tasse Kaffee?«
»Marsch in die gute Stube«, befahl sie.
242. Er kam langsam herauf und schlich mit seinem Koffer an ihr vorbei, als habe er Angst (он медленно поднялся и проскользнул с чемоданом мимо нее, словно он боялся).
Karlchen lachte naiv und verzog sich (Карлуша простодушно захохотал и удалился; naív).
Mutter und Sohn spazierten Arm in Arm in die Wohnung (мать с сыном рука об руку вошли в квартиру). Während sie frühstückten, berichtete Fritz ausführlich von den Ereignissen des Vortags (пока они завтракали, Фриц подробно рассказал о событиях предыдущего дня; der Vortag). Dann las er die beiden Abschiedsbriefe vor (потом прочитал вслух оба прощальных письма; der Abschied – прощание, расставание).
»Da stimmt etwas nicht, mein armer Junge (тут что-то не так, мой бедный мальчик)«, meinte die Mutter tiefsinnig (задумчиво сказала мать). »Du bist mit deiner Vertrauensseligkeit wieder einmal hineingefallen (ты с твоей доверчивостью опять попал впросак; die Vertrauensseligkeit; vertrauen – доверять). Wollen wir wetten (давай поспорим)?«
»Nein«, erwiderte er (возразил он).
»Du bildest dir immer ein, man merkte auf den ersten Blick, ob an einem Menschen etwas dran ist oder nicht (ты всегда воображаешь, будто можно с первого взгляда определить, есть что-то в человеке или нет; sich etwas einbilden – воображать, внушатьсебечто-либо)«, sagte sie. »Wenn du Recht hättest, müsste die Welt ein bisschen anders aussehen (если бы ты был прав, мир выглядел бы немножко иначе). Wenn alle ehrlichen Leute ehrlich ausschauten und alle Strolche wie Strolche, dann könnten wir lachen (если бы все честные люди выглядели честно, а все подлецы – как подлецы, то можно было бы смеяться; der Strolch). Die schöne Reise haben sie dir verdorben (они испортили тебе чудесное путешествие; verderben). Am nächsten Ersten musst du ins Büro (с первого числа ты пойдешь в контору). Eine Woche zu früh bist du abgereist (ты уехал на неделю раньше). Man könnte mit dem Fuß aufstampfen (хоть топни ногой = хоть плачь)!«
»Aber gerade deswegen hat sich Eduard wahrscheinlich nicht von mir verabschiedet (но, вероятно, именно поэтому Эдуард не простился со мной)!« rief er. »Er fürchtete, ich käme mit, und er wollte, ich solle in Bruckbeuren bleiben (он боялся, что я поеду с ним, а ему хотелось, чтобы я остался в Брукбойрене)! Er dachte doch nicht, dass ich erführe, wie abscheulich man ihn behandelt hat (он же не предполагал, что я узнаю, как гнусно с ним обошлись; behandeln – обращаться).«
242. Er kam langsam herauf und schlich mit seinem Koffer an ihr vorbei, als habe er Angst.
Karlchen lachte naiv und verzog sich.
Mutter und Sohn spazierten Arm in Arm in die Wohnung. Während sie frühstückten, berichtete Fritz ausführlich von den Ereignissen des Vortags. Dann las er die beiden Abschiedsbriefe vor.
»Da stimmt etwas nicht, mein armer Junge«, meinte die Mutter tiefsinnig. »Du bist mit deiner Vertrauensseligkeit wieder einmal hineingefallen. Wollen wir wetten?«
»Nein«, erwiderte er.
»Du bildest dir immer ein, man merkte auf den ersten Blick, ob an einem Menschen etwas dran ist oder nicht«, sagte sie. »Wenn du Recht hättest, müsste die Welt ein bisschen anders aussehen. Wenn alle ehrlichen Leute ehrlich ausschauten und alle Strolche wie Strolche, dann könnten wir lachen. Die schöne Reise haben sie dir verdorben. Am nächsten Ersten musst du ins Büro. Eine Woche zu früh bist du abgereist. Man könnte mit dem Fuß aufstampfen!«
»Aber gerade deswegen hat sich Eduard wahrscheinlich nicht von mir verabschiedet!« rief er. »Er fürchtete, ich käme mit, und er wollte, ich solle in Bruckbeuren bleiben! Er dachte doch nicht, dass ich erführe, wie abscheulich man ihn behandelt hat.«
243. »Dann konnte er wenigstens seine Berliner Adresse dazuschreiben (по крайней мере, он мог бы приписать свой берлинский адрес)«, sagte die Mutter. »Ein Mann mit Herzensbildung hätte das getan (человек с чувством такта сделал бы это; die Herzensbildung; die Bildung – образование, образованность). Da kannst du reden, was du willst (тут ты можешь говорить, что хочешь). Und warum hat sich das Fräulein nicht von dir verabschiedet (и почему барышня не попрощалась с тобой)? Und warum hat denn sie keine Adresse angegeben (почему она не указала адреса; angeben)? Von einem Mädchen, das du heiraten willst, können wir das verlangen (от девушки, на которой ты собираешься жениться, мы можем это требовать)! Alles, was recht ist (все как полагается).«
»Du kennst die zwei nicht (ты не знаешь этих двоих)«, entgegnete er (возразил он). »Sonst würdest du das alles ebensowenig verstehen wie ich (иначе ты так же мало поняла бы во всем этом, как и я). Man kann sich in den Menschen täuschen (ошибаться в людях можно). Aber so sehr in ihnen täuschen, das kann man nicht (но ошибиться до такой степени – это невозможно).«
»Und was wird nun (и что дальше: «что стнет теперь»)?« fragte sie. »Was wirst du tun (что собираешься делать)?«
Er stand auf, nahm Hut und Mantel und sagte (он поднялся, взял шляпу, пальто и сказал): »Die beiden suchen (искать обоих)!«
Sie schaute ihm vom Fenster aus nach (она посмотрела из окна ему вслед). Er ging über die Straße (он переходил улицу).
»Er geht krumm (он идет сгорбившись; krumm – кривой)«, dachte sie (подумала она). »Wenn er krumm geht, ist er traurig (когда он горбится, значит, грустит).«
243. »Dann konnte er wenigstens seine Berliner Adresse dazuschreiben«, sagte die Mutter. »Ein Mann mit Herzensbildung hätte das getan. Da kannst du reden, was du willst. Und warum hat sich das Fräulein nicht von dir verabschiedet? Und warum hat denn sie keine Adresse angegeben? Von einem Mädchen, das du heiraten willst, können wir das verlangen! Alles, was recht ist.«
»Du kennst die zwei nicht«, entgegnete er. »Sonst würdest du das alles ebensowenig verstehen wie ich. Man kann sich in den Menschen täuschen. Aber so sehr in ihnen täuschen, das kann man nicht.«
»Und was wird nun?« fragte sie. »Was wirst du tun?«
Er stand auf, nahm Hut und Mantel und sagte: »Die beiden suchen!«
Sie schaute ihm vom Fenster aus nach. Er ging über die Straße.
»Er geht krumm«, dachte sie. »Wenn er krumm geht, ist er traurig.«
244. Während der nächsten fünf Stunden hatte Doktor Hagedorn anstrengenden Dienst (в течение следующих пяти часов доктор Хагедорн напряженно работал; sich anstrengen – напрягаться, прилагатьусилия). Er besuchte Leute, die Eduard Schulze hießen (он посещал людей, которых звали Эдуард Шульце). Es war eine vollkommen blödsinnige Beschäftigung (это было совершенно бессмысленное занятие). So oft der Familienvorstand selber öffnete, mochte es noch angehen (если дверь открывал глава семейства, еще куда ни шло). Dann wusste Fritz wenigstens sofort, dass er wieder umkehren konnte (тогда Фриц хотя бы сразу понимал, что ему можно идти дальше). Er brauchte nur zu fragen, ob etwa eine Tochter namens Hildegard vorhanden sei (ему нужно было всего лишь спросить, нет ли /у этого человека/ дочери по имени Хильдегард).
Wenn aber eine Frau Schulze auf der Bildfläche erschien, war die Sache zum Auswachsen (но если в поле зрения появлялась фрау Шульце, от досады можно было лопнуть; die Bildfläche; das Auswachsen – прорастание, проращивание). Man konnte schließlich nicht einfach fragen (ведь нельзя же было просто спросить): »War Ihr Herr Gemahl bis gestern in Bruckbeuren (Ваш господин супруг был в Брукбойрене до вчерашнего дня)? Haben Sie eine Tochter (у Вас есть дочь)? Ja? Heißt sie Hilde (ее зовут Хильда)? Nein? Guten Tag (до свидания)!«
Er versuchte es auf jede Weise (он пробовал по-всякому; die Weise – способ). Trotzdem hatte er den Eindruck, überall für verrückt gehalten zu werden (тем не менее у него сложилось впечатление, что его везде принимали за сумасшедшего; der Eindruck).
Besonders schlimm war es in der Prager Straße und auf der Masurenallee (особенно скверно было на Прагерштрассе и на Мазуреналлее).
In der Prager Straße rief die dortige Frau Schulze empört (на Прагерштрассе тамошняя фрау Шульце возмущенно воскликнула): »Also in Bruckbeuren war der Lump (значит, этот негодяй был в Брукбойрене)? Mir macht er weis, er käme aus Magdeburg (меня он уверял, что приехал из Магдебурга; jemandem etwas weismachen – пытатьсяубедитького-либовчем-либо; сравните: ich lasse mir nichts weismachen! – менянеобманешь!). Hatte er ein Frauenzimmer mit (а баба с ним была)? Eine dicke Rotblonde (такая толстая, светло-рыжая)?«
244. Während der nächsten fünf Stunden hatte Doktor Hagedorn anstrengenden Dienst. Er besuchte Leute, die Eduard Schulze hießen. Es war eine vollkommen blödsinnige Beschäftigung. So oft der Familienvorstand selber öffnete, mochte es noch angehen. Dann wusste Fritz wenigstens sofort, dass er wieder umkehren konnte. Er brauchte nur zu fragen, ob etwa eine Tochter namens Hildegard vorhanden sei.
Wenn aber eine Frau Schulze auf der Bildfläche erschien, war die Sache zum Auswachsen. Man konnte schließlich nicht einfach fragen: »War Ihr Herr Gemahl bis gestern in Bruckbeuren? Haben Sie eine Tochter? Ja? Heißt sie Hilde? Nein? Guten Tag!«
Er versuchte es auf jede Weise. Trotzdem hatte er den Eindruck, überall für verrückt gehalten zu werden.
Besonders schlimm war es in der Prager Straße und auf der Masurenallee.
In der Prager Straße rief die dortige Frau Schulze empört: »Also in Bruckbeuren war der Lump? Mir macht er weis, er käme aus Magdeburg. Hatte er ein Frauenzimmer mit? Eine dicke Rotblonde?«
245. »Nein«, sagte Fritz. »Es war ja gar nicht Ihr Mann (это был не Ваш муж). Sie tun ihm Unrecht (Вы несправедливы к нему).«
»Und wieso kommen Sie dann hierher (а зачем Вы тогда сюда пришли)? Nein, nein, mein Lieber (нет, нет, любезный)! Sie bleiben hübsch hier und warten, bis mein Eduard nach Hause kommt (Вы останетесь здесь и подождете, пока мой Эдуард вернется домой)! Dem werde ich helfen (я ему покажу)!«