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Lügendetektor
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Текст книги "Lügendetektor"


Автор книги: A. I. Nebelkrähe



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Man brachte Studenten mit den Bussen zur Arbeit und transportierte sie genauso zurück. Niemand glaubt daran, dass man fünfzehn Kilometer zu Fuß laufen würde, wenn man Bus verpasste. Dieser Glaube war richtig, man kaufte kein Alkohol in Staniza, zur großen Unzufriedenheit des hiesigen Handels. Statt Alkohol brachten Studenten verschiedene Konserven mit, die sie aus der Fabrik stahlen. Apropos, Konserven stahlen nicht nur Studenten, sondern auch alle Arbeiter. Man erzählte, dass jemand, der nicht stähle, wurde von anderen Arbeitern als Geistesgestörte betrachtet.

Am seinen ersten Tag in der Konservenfabrik arbeitete Sischa in der dritten Schicht die ganze Nacht durch. Am Tag wurde Kirschsaft produziert. So einen schmackhaften Saft trank Sischa nie im Leben davor und danach auch. Wenn man es recht bedenkt, das betraf alle anderen Konserven, die man in Bagaewskaja produzierte. Menschen, die dort als Hilfskraft sich beschäftigten, und das waren nicht nur Studenten, sondern auch Ingenieure und wissenschaftliche Mitarbeiter aus Rostow, fragten oft, wohin gingen die ganzen Produkte der Konservenfabrik? Die Antwort war niemandem bekannt. Man konnte nur Hypothese entwickeln. Einige dachten, dass alles hinter den Kremlmauern gegessen und getrunken wurde. Andere glaubten, dass man alles nach DDR oder Ungarn verfrachtete. Dritte hatten Verdacht, dass man alle Konserven bis zum Asowschen Meer transportierte und dort, in der Mitte des Meeres, vernichtete, deswegen starb Beluga aus. Wie dem auch sei, das genaue Schicksal der Konserven von Bagaewskaja Fabrik war gewiss ein Staatsgeheimnis.

Sischa fühlte sich leicht nervös. Es bestand eine Gefahr, die heilige Tradition der Studenten, nämlich, nach der Arbeit im Kolchos unbedingt etwas von Spirituosen intus nehmen, zu verletzen. Wegen dieser Nervosität trank er non-stop Kirschsaft und nach fünf Liter konnte den Saft nicht mehr ertragen. Wegen enormer Menge vom Saft fühlte er ein Bedürfnis die Toilette (als Tolchok genannt) sehr oft zu besuchen. Genau neben der Toilette begegnete ihm noch eine um Mangel an Alkohol besorgte Seele, die genauso zum Trost den Kirschsaft trinken musste. Diese Seele namens Lüsja war ein üppiges Mädchen, das Sischa gleich gefiel. Lüsja machte Sischa kundig, dass sie eigentlich eine Flasche Wein hatte, fürchtete aber, dass die zu wenig wäre. Doch Sischa gefiel ihr auch und sie lud ihn ein, die Flasche zusammen zu vernichten. Solch einem hübschen Mädchen konnte Sischa nicht widerstehen und versprach in Vernichtungsmaßnahme teilzunehmen. Danach verzichtete Sischa auf Kirschsaft bis zum Ende der Schicht und dachte daran, dass ihm ehe korpulente Mädchen, wie Lüsja, immer mehr gefiel, als magere, wie Ksücha.

Morgen früh fuhren zwei besorgten Seelen gen Studentenlager. Lüsja brachte ein fünf Liter Glas mit marinierten Gurken mit, Sischa – zehn Dosen mit pürierten Zucchini. Als sie das Lager erreichten, beglückte man sie mit der Nachricht, dass man alle Probleme mit dem Alkohol schon vom Tisch hatte. Es wurde eine riesige Zisterne in der Nähe des Lagers gefunden, in der Kolchos den vom ihm produzierten „Plodovo-jagodnoje“ bewahrte. Man bewachte die Zisterne nicht und jeder konnte sich so viel Wein schenken, wie man nur wollte. Es gab immer eine Schlange von Kolchosniki, die sich „Plodovo-jagodnoje“ besorgten, aber sie hatten nichts dagegen, wenn Studenten dasselbe taten. Sischa und Lüsja kosteten alsbald den Wein und liefen begeistert zur Zisterne, um sich einen Vorrat zu schaffen.

Die nächsten zwei Wochen vergingen für Sischa wie im Paradies. Er war tags und nachts betrunken. Lüsja war immer bei ihm, auch betrunken. Und niemand sagte ihm, dass er nicht trinken durfte! Ständige Trinkgelage und die Arbeit in der dritten Schicht hinterließen aber ihre Spuren – Sischa und Lüsja sahen so aus, als ob ihr Sexualleben zu intensiv wäre. Das stimmte aber nicht. Trotz Lüsjas Willens und zu ihrem Bedauern schlief Sischa immer wieder ein, wenn es zur Sache käme. Sischa bedauerte nichts, für ihn war die Hauptsache betrunken zu sein. XXXXX XX XXX XXXXX XXX XX XXX XX XXX XXXXXXXXX XXX XXX XXXXXXXXXXXX XX XXXXXX XX XXXX XXX.

In der dritten Woche kam Ksücha zu Besuch. Sie sah die beiden glücklichen Besoffenen und unternahm gleich die notwendigen Maßnahmen. Zuerst sprach sie mit Lüsja und versprach ihr schnelle Exmatrikulation, falls sie Sischa nicht in Ruhe lassen wollte. Dann nahm sie Sischa, ging mit ihm zu naheliegendem Hain und vergewaltigte ihn dort grob. Nach dem Geschlechtsverkehr erzählte Ksücha, was für eine undankbare Sau Sischa war, weil er so eine Sau wie Lüsja wählte. Hier konnte Sischa Ksüchas Logik nicht folgen. Ksücha erwähnte noch eine Sau, nämlich Sischas Mutter. Sischa verlor die Hoffnung etwas von dieser Sauerei zu verstehen, aber genau das verlangte Ksücha von ihm überhaupt nicht. Sie beendete triumphierend ihre Rede und fuhr mit dem Tragflügelboot „Kometa“ nach Rostow, bewundernd unterwegs pittoreske Ufern des stillen Flusses Don...

Nach der Uni stellte sich die Frage, wo Sischa eigentlich arbeiten sollte. Er selbst suchte keinen Arbeitsplatz, weil er dachte, dass man ihn einen Vorschlag machen müsste, in Aspirantur zu studieren, weil alle Professoren der Fakultät wussten, was für ein begabter Student er war. Doch niemand kam mit solchen Vorschlägen. Alle, sogar Ksücha, sagten ihn, dass er selbst dafür sorgten musste, aber Sischa meinte, dass solch ein Talent von sich selbst sprach.

Eines Tages bekam statt einer Einladung zur Aspirantur die von Wehrersatzamt. Der Krieg in Afghanistan ging langsam zu Ende, aber sowjetische Armee brauchte noch viel Kanonenfleisch. Sischa war unangenehm überrascht. Er hatte an einem Auge nur zwanzig Prozenten Sehkraft und wurde früher als dienstuntauglich qualifiziert. Sorglos kam Sischa zu Wehrersatzamt. Der diensthabende Offizier, Oberst Paraschko, teilte ihm mit, dass er nach Afghanistan sollte. Sischa setzte ihn unverzüglich in Kenntnis, dass er einen Ausmusterungsschein hatte. Der Oberst erwiderte, dass Sischa diesen Ausmusterungsschein sich irgendwohin stecken könnte und erzählte ihm weiter, dass er (der Diensthabende) einen Kranken an Tuberkulose in letztem Stadium nach Afghanistan schicken würde, gleich nächste Woche, wenn der Letzte dieweil sich nicht eine Frechheit erlauben würde, im Krankenhaus den Löffel abzugeben. Du musst Feind nicht sehen, du kannst ihn durch Betasten finden! hackte Oberst Paraschko auf Sischa ein. Solche Argumentation konnte Sischa nicht kontern. Er lief wie verrückt nach Hause und erzählte die furchtbaren Neuigkeiten seiner Mutter. Sie sollte alle ihre Beziehungen benutzen und noch viel Geld dazu investieren, um Sischa von Afghanistan zu schützen. Gesagt – getan.

Sischas Mutter fand für ihn auch einen Arbeitsplatz in dem soziologischen Laboratorium der Uni. Das war eine seltsame Organisation, von der niemand wusste, was man dort tut, Mitarbeiter einschließlich. Gleichzeitig mit Sischa begann dort ein alter Sischas Kumpan, Oleg Nogin, zu arbeiten. Die Zukunft versprach sehr interessant zu sein.

Der Arbeitstag der Freunden-Mitarbeiter war gewöhnlich sehr anstrengend. Zuerst rauchten sie ein paar Zigaretten. Sehr wahrscheinlich tränken sie gern Kaffee, aber Kaffee war eine Rarität damals. Stattdessen gingen sie durch die schöne Puschkinskaja Straße spazieren und bewegten sich da langsam zur nächsten Bierbude. Dort tranken sie einen Krug, rauchten noch eine Zigarette und driften im Schneckentempo gen andere Bierbude. Zur Mittagspause kamen sie zurück ins Laboratorium, aßen mit anderen Kollegen zusammen, erzählten lustige Geschichten und Anekdoten. Sie waren sehr beliebt bei den Mitarbeiter. Sischa erwartete jeden Tag eine Einladung in die Aspirantur. Alles wäre schön und gut, wenn Sischa sich wieder zum Alkoholiker nicht entwickelte.

Zu diesem Moment bekam Ksücha schon ihr Doktorgrad, gebar ein Kind und arbeitete als Dozentin für Philosophie. Niemals in ihrem Leben hatte sie einen Traum, mit einem Alkoholiker etwas zu tun zu haben. Sie überlegte nicht sehr lange und gab Sischa einen Laufpass. Als relativ junge und attraktive Frau, die noch klug und professionell erfolgreich war, pflegte sie die Hoffnung, sehr schnell und leicht ein neues Männchen zu fangen. Ihren Bekannten teilte sie mit, dass Männer ihr einfach nicht widerstehen könnten. Als Beispiel erzählte sie, dass ihr innerhalb fünfzehn Minuten, als sie durch die Hauptstraße lief, dreimal Oralsex vorgeschlagen wurde. Nach der Scheidung vergingen viele Jahre und Ksücha konnte es doch nicht begreifen, wieso alle Männer, die ihr Hof machten, wollten nur Oralsex und niemand fragte nach ihrer Hand.

Sischa hatte seine Scheidung fast nicht bemerkt, außer dass er jetzt zu Fuß zur Arbeit lief, weil er bei seiner Mutter wohnte. Es dauerte leider nicht so lange, bis er gefeuert wurde. Sogar solch eine progressive Organisation wie soziologisches Laboratorium konnte einen Alkoholiker nicht ewig dulden. Als Arbeitslose bekam Sischa kein Geld vom Staat, weil es fast unmöglich war, in der UdSSR arbeitslos zu sein. Mehr als das – Arbeitslose wurden vom Staat gesetzlich verfolgt und riskierten im Knast zu landen. Jeder Erwachsene musste arbeiten. Sischas Mutter gab ihm Geld, das er unverzüglich vertrank. Sischa kam selten nach Hause, hauptsächlich um Kohle zu borgen. Er übernachtete meist bei Freunden. Einmal kam er zu Mogilez mit einer Flasche Wein, lieh von ihm zehn Rubel, trank bis Ohnmacht, so musste Mogilez ihn bei sich seinen Rausch ausschlafen lassen. Am nächsten Morgen fand Mogilez ein nasses von Urin Bett ohne Bettlaken und keinen Sischa. Nie mehr in seinem Leben sah Mogilez seine Bettlaken, zehn Rubel und Sischa. Ksücha lehnte die freche Anforderung von Mogilez ihm zehn Rubel und Bettlaken zu erstatten ab. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie auf ihren ehemaligen Mann stolz. Er rächte für sie.

Sischa besuchte wieder eine geschlossene psychiatrische Anstalt. Danach zwang ihm seine Mutter sich als Buchhalter ausbilden lassen. Der neue Beruf lernte Sischa wie immer schnell und leicht. Nur eines gefiel ihm nicht – dieses Psychotraining. Er war schon den psychologischen Spielchen in der geschlossenen psychiatrischen Anstalt satt. Da lernte er nur eines – man musste seinen Mund nie öffnen, sonst bekam man Probleme, die man lange besprechen sollte. Deshalb irritierte ihn diese verrückte Löscha Inow, Alik Baklanow und Schura Nogilewskij – sie sprachen zu viel. Wenn interessierte sich denn für ihre Probleme? Er bestimmt nicht. Er war sehr erleichtert, als Training beendet war. XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXX XXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXX XXXXXXXXXXXX XXXXXXXX XXXX XXXXX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXXX XXXXXXX XXX XXXX XXX XX.

Nach der Ausbildung arbeitete Sischa als Buchhalter in einer der größten Zigarettenfabrik Russlands – „Dontabak“. Aber wie immer arbeitete Sischa nicht so erfolgreich, wie er lernte. Sein Job war monoton und arm an Ereignisse, der Gram nagt an ihm und Sischa begann wieder zu trinken. Dann begriff seine Mutter, dass Büroarbeit schadet ihrem Sohn. Sie überlegte, als was er denn arbeiten sollte und fand, dass für Sischa die Arbeit in einer Metzgerei das Beste sein sollte.

Dank ihrer Beziehungen konnte Sischa bei einem Metzger seine Ausbildung als Lehrling beginnen. Er war so schwach, dass er mit großer Mühe Metzgerbeil heben konnte. Der Meister, ein alter und weiser Aserbaidschaner, sagte ihm, dass es macht nichts. Er versprach Sischa in einem Jahr zu echtem Metzger zu machen. Sischa trainierte jeden Tag und in einem Jahr konnte er tatsächlich allein Schlachttierkörper vom Schwein selbst zerschlagen. In drei Jahren war er fähig das den ganzen Tag zu tun. Seine Muskeln wurden stark, Körperhaltung stolz. Sischa war jetzt ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft. Er hatte keine materiellen Probleme mehr. Sischa wählte nur edle Getränke. Er kam auf den Geschmack, armenische und dagestanische Kognaks „V.V.S.O.P. “ zu trinken. Er konnte die sich leisten. Sischa hatte sein Deputat, aber ihm genügen jetzt 30ml dreimal pro Tag. Er erinnerte sich fast nie an seine ehemalige Frau und besuchte sein Kind auch nicht. Das war ein neuer Sischa, ohne geistliche Bestrebungen, doch stehender auf eigenen Füßen. Er hatte sehr gute Beziehungen zur Stadtobrigkeiten. Wenn einige von ihnen einen besonderen Gast hatten und wollten ein hervorragendes Picknick organisieren, dann schickten sie seine Leute zu Sischa, weil nur er angemessenes Fleisch für Schaschlik oder Steak finden und erlesen konnte. XXXXX XXXXXXX XXXXXX XXXX XXXXXXX XX XX XXXXX XXXXXX XXXX XXXXXX XXXXXX XXXXXX.

Heute kam er zur Arbeit besonders früh. Er sollte für Herrn Gouverneur etwas Fleisch für Schaschlik auswählen. Als ein erfahrener Metzger weiß Sischa, dass für einen ausgezeichneten Schaschlik nur vierhundert Gramm von einem Lamm genommen werden muss. Sischa hatte viel Arbeit vor sich, weil Herr Gouverneur sehr selten alleine aß. Sischa bearbeitete schon fünften Schlachttierkörper, als er einen Mann bemerkte, der sich ihm näherte. Der Mann sah irgendwie bekannt aus.

Sischa ist schon daran gewöhnt, dass jemand seine Arbeit ständig beobachtet, besonders wenn es um hohe Tiere geht. Er denkt, dass das irgendjemand von Gouverneurs Leuten kommt, um Fleisch zu holen. Es ist zwar seltsam, dass der Mann allein kommt – üblicherweise kommen sie mindestens zu dritt, aber was soll's. Der Mann höflich begrüßt Sischa. Sischa antwortet karg, er spricht mit kleinen Männern nicht besonders gern. Er macht seine Arbeit weiter und sieht aus den Augenwinkeln, dass der Mann seinen Metzgerbeil in die Hände nimmt. Sischa duldet es nicht, wenn jemand seine Ausrüstung berührt. Mit strenger Stimme befiehlt er dem Unbekannten das Metzgerbeil in Ruhe lassen. Der unbekannte Mann, der Sischa an jemanden erinnert, tut so, als ob er Sischa nicht hört. Er bewegt seine Hand mit dem Metzgerbeil unerwartet geschickt und graziös. Das irritiert und ärgert Sischa noch mehr.

Sischa ließ Lammkadaver liegen und kommt dem Mann entschieden entgegen. Ohne das zu merken, hielt er ein Metzgermesser in der Hand. Das beeindruckt den Mann nicht im Geringsten. Sie näherten sich zueinander und plötzlich fühlt Sischa, dass etwas nicht stimmt. Er hat eine Ahnung, dass er die Sache nur mit Worten nicht zu Ende bringen kann. Der Mann gehört gewiss nicht zum Gefolge des Gouverneurs. Sischa spürt Angst und gleichzeitig Wut. Er ist satt, Angst von jemandem, der stärker ist, als er, zu haben. Das war der Fall in seiner Kindheit und Jugend. Jetzt ist er selbst stark. Er fürchtet vor niemandem.

 Sischa verlangt vom Unbekannten, das Gelände des Basars unverzüglich zu verlassen. Der Mann hört auf ihn nicht und spielt mit dem Metzgerbeil. Sischa explodiert fast vor lauter Wut. Er kommt dem Mann noch näher und versucht seine Hand zu packen. Der Mann macht eine bedrohende Bewegung mit dem Metzgerbeil. Sischa springt zurück und dann wieder vorwärts. Jetzt ist er für alles bereit. Er hebt Metzgermesser und sticht den Unbekannten in der Hand. Der Letzte weicht aus und das Metzgermesser kratz ihn nur. Das genügt aber, um den Mann in die Rage zu bringen.

Sischa versucht ihn wieder zu stechen. Der Mann macht eine schnelle Bewegung und Sischa sieht seine rechte Hand mit dem Metzgermesser liegend auf dem Aufschnitttisch. Er fühlt keine Schmerzen. Sischa versucht das Metzgermesser mit der linken Hand zu heben. In diesen Moment hackt der Mann ihm diese Hand auch ab. Sischa versteht überhaupt nichts und sieht jetzt den Mann aufmerksam an. Er kennt ihn doch! Das ist dieser Schurke von Buchhaltungausbildungsgruppe! Er versucht etwas zu sagen, aber der Mann schlägt ihm auf dem Kopf. Das Licht schaltet sich für Sischa aus. Er ist tot. Mausetot.

In zwei Stunden findet man auf dem Aufschnitttisch zwei nebeneinander liegende Köpfe – einen vom Schwein und einen vom Sischa.


1.14.txt

Ich gehe wieder mit Google die rostower Straßen durch. Uliza wtoraja Barrikadnaja führt mich zum Rabotschaja Platz. Irgendwann wohnte ich hier. Ich sehe mich um. Früher, noch in sowjetischer Zeiten, war hier der beste Rosengarten von Rostow. Ein alter Gärtner arbeitete hier. Er liebte es, Rosen zu züchten. Obgleich war sein Lohn lächerlich, kaufte er oft die neuen Rosensorten auf eigenen Kosten. Der Gärtner sah scheußlich aus, er hasste Menschen und weigerte sich mit ihnen zu sprechen. Niemand mochte ihn, aber seine Rosen waren wunderschön. Im Sommer, in der Nacht, kam man nach Rabotschaja Platz und wurde von Duft überwältigt.

Der Gärtner ist seit langem tot. Niemand züchtet jetzt Rosen an diesem Platz. Ich sehe mich um. Alles ist irgendwie anders. Ich werde nie wieder mit Google durch die rostower Straßen spazieren gehen. Meine Stadt lebt nur in meiner Erinnerungen. Junge Leute wissen es nicht, dass, wenn man alt ist, Erinnerungen manchmal besser als Internet sind.

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Heute haben wir Poscharskije Koteletty. Sie wissen ja doch, dass auf Russisch Kotelett bedeutet eigentlich Frikadelle. Für Poscharskije Koteletts braucht man gehacktes Hühnerfleisch, das man mit in Milch aufweichendem weißem Brot mischt. Man vermengt die Zutaten und macht Frikadellen. In jeder Frikadelle steckt man ein Stückchen Butter. Man isst Poscharskije Koteletts gleich nach der Zubereitung. Es schmeckt göttlich und dazu passt ein sehr malzaromatisches, liebliches und süffiges Schwarzbier – Schwarzer Esel. Zu diesem Bier habe ich mit Alina keine Meinungsverschiedenheit.

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Valera Pawlowskij kommt langsam nach Hause. Er trägt zwei schwere Taschen. Er war in „Netto“ und wollte eigentlich nur Brot kaufen, aber schon wieder überwältigte ihn Kaufrausch. Jedes Mal, als er aus dem Laden nach Hause kommt, wundert er sich, wie er es nur schafft, das alles zu essen. Es ist Winter und der Bürgersteig ist mit glatter Eisschicht bedeckt. Valera nimmt die Abkürzung, die zu seinem Haus führt, ungeachtet des Schildes, wo steht geschrieben: Auf eigene Gefahr. Er denkt, dass er alles in seinem Leben auf eigene Gefahr machte. Er geht die Treppe runter. Die Stufen sind glitschig. Valera versucht Gleichgewicht zu halten, macht einige unsichere Schritte und fällt runter. Er verletzt linken Ellbogen und Knie. Fluchend und keuchend steht er wieder auf, macht noch einen Schritt und fällt wieder runter. Diesmal schlägt er mit dem Hinterkopf die Stufe. Ihm wird schwindlig und er verliert das Bewusstsein. Die alte Dame im Erdgeschoss sieht aufmerksam Valeras Tanz zu. Sie wartet noch lange fünf Minuten hoffend, dass Valera sich bewegt. Dann geht sie zum Telefon und meldet einen Unfall. Valera bekommt nichts davon. Er liegt bäuchlings auf der Treppe. Aus einer von ihm verlorenen Tüten tropft Sahne auf seinen linken Schuh.

Valera ist Physiker von Beruf. Er hatte aber große Schwierigkeiten, als er wählen musste, was er eigentlich wollte – ein Physiker oder ein Chemiker sein. Physik hat gewonnen, die war damals im Trend. Immer noch die Liebe zu Chemie blieb und Valera schrieb seine Diplomarbeit im Gebiet physischer Chemie. Sein Professor war mit der Arbeit sehr zufrieden und Valera bekam einen Platzt in Aspirantur. Genau drei Jahren später promovierte er und begann seine Karriere im wissenschaftlichen Institut für physische Chemie der Rostower Uni. Valera arbeitete mit Begeisterung, schrieb wissenschaftliche Artikel und nahm in verschiedenen wissenschaftlichen Konferenzen teil.

Einmal fand so eine Konferenz in Riga statt. Valera hielt seinen Vortrag und ging danach durch die Stadt spazieren. Er wollte den Dom besichtigen. Leider existierte damals kein GPS und Valera sollte sich bei Passanten nach dem Weg erkundigen. Er fragte die Menschen. Einige von guten Letten antworteten ihm überhaupt nicht, andere schickten ihn in verschiedenen Richtungen, aber nicht gen Dom. Valera lief schon drei Stunden und war ziemlich müde, als ihm ein russischsprachiges Mädchen aus Weißrussland begegnete, das den richtigen Weg kannte. Das Mädchen war schön und kontaktfreudig. Sie gefiel Valera so sehr, dass er auf seinen Dom-Plan verzichtete und lud gleich das Mädchen ein, in einem Restaurant zu essen.

Diese Planänderung überraschte Valera selbst. Eigentlich hatte er nichts gegen schwaches Geschlecht, aber Studium und Arbeit ließen ihm keine Zeit dafür und er war schon seit langem außer Übung. Doch das Mädchen namens Alena war mit seinem Vorschlag einverstanden und sie saßen sechs Stunden lang im Restaurant und sprachen und sprachen und konnten sich nicht satt zu reden. Es machte nichts aus, dass Alena als Erzieherin in einem Kindergarten arbeitete und nichts von Physik verstand, als auch dass sie viel junger war. Plötzlich fand Valera, dass es noch etwas anderes interessantes zum Thematisieren gab. Alena war vom Staat nach Riga geschickt und sollte als Junge Spezialistin zwei Jahre dort arbeiten. Ihr gefiel es in Lettland nicht. Sie erzählte, dass sie es nicht gewohnte, gehasst zu sein nur weil sie nicht eine Lettin war. In Minsk interessierte niemand für Nationalität der Menschen. In ihrem Kindergarten gab es kein lettisches Kind, da die Erzieherinnen dort Russisch sprachen. Für sie war es nicht neu, dass Valera den Weg zum Dom nicht ausfindig machen konnte. Sie war schon daran gewöhnt.

Man bat Valera und Alena höflich den Speisesaal zu verlassen und sie kamen, Hand in Hand, zu Alena, die einen Zimmer zusammen mit einem anderen Mädchen mietete, das glücklicherweise dieser Nacht nicht zu Hause war. XXXX XXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXX XXXX. Am nächsten Morgen flog Valera zurück nach Rostow mit der Telefonnummer von Alena. So begann für ihn die Liebe per Telefon. Valera rief Alena jeden Tag an. Gott sei Dank prüfte damals niemand im Institut die Telefonrechnungen! Sie sprachen stundenlang. Dann rief Valera dreimal pro Woche, danach zweimal und Alena war nicht jedes Mal da. Eines Tages rief Valera an und sprach statt Alena mit ihrer Mitbewohnerin, die teilte ihm mit, dass Alena nicht mehr dort wohnte und dass sie vor kurzem schwanger war und dass sie neulich Zwillinge gebar. Valera war wie vom Blitz getroffen. Er wurde zum Vater! Er wusste nicht, was er tun sollte. Er konnte aber sich selber nicht als Vater vorstellen. Valera verlor den Schlaf. Er dachte ganze Nächte durch über die Situation. Er übernimmt die materielle Verantwortung. Er unterstützte Alena mit Geld. Er würde seine Kinder besuchen. Aber wo findet er Alena? Alle seine Versuche sie zu finden waren umsonst. Nach einigen Wochen kam Valera zur Entscheidung, dass Alena selbst ihn finden musste, was aber nicht passierte. In den danach laufenden Jahren spielte Valera manchmal mit Gedanken, dass es irgendwo in der Welt zwei seine Kopien gäbe. Zehn Jahre später war Valera dienstlich in Minsk und begegnete Alena in einem Laden. Beide waren überrascht und freuten sich zugleich. Alena war schon verheiratet und hatte ein Kind. Valera erzählte ihr von seinem Anruf. Alena lachte darüber und sagte, dass das bestimmt ein Scherz von ihrer Mitbewohnerin war. Sie sahen sich niemals wieder. XXXX XXXXX XXXX XXXX XXXXX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXXX XXXXX XXXXXXX XXXXXXX XXXXXXX XXXXXXX XXXXXXX XXXXXX XX.

Sieben Jahren später promovierte Valera zum Doktor der Wissenschaft. Dieser wissenschaftliche Grad ist der restlichen Welt nicht bekannt. Der Doktor der Wissenschaft soll seine eigene wissenschaftliche Schule haben und eine neue Richtung in der Wissenschaft schaffen. Dieser wissenschaftliche Grad wurde von Genosse Stalin eingeführt, der neigte dazu, Menschen zu rangieren. Damals war ein Gehalt eines Doktors der Wissenschaft hoher als ein Gehalt eines Fabrikdirektors. Um einen Professor zu sein, musste man zuerst in der UdSSR zum Doktor der Wissenschaft promovieren, was aber sich lohnte, weil ein Professor fast automatisch zum lebenslänglichen Leiter des Lehrstuhls wurde. Hier aber berücksichtigte Genosse Stalin die menschliche Psychologie nicht. Solch einem Anreiz konnte niemand widersprechen und Quantität der Doktoren der Wissenschaft begann exponentiell zu wachsen. Es konnte so viele wissenschaftliche Richtungen doch nicht existieren! Wie schön man sagt – Tendenz stieg. In Zeiten der Perestroika sprach man ernst von Abschaffung des Doktors der Wissenschaft und Privilegien der Akademiker, aber die Menschen, die diese Entscheidung treffen sollten, waren selbst Doktoren der Wissenschaft und Akademiker, so waren alle Gespräche nur Lippenbekenntnisse. Apropos, als Akademiker gilt in allen Ländern der ehemaligen UdSSR ein Mitglied der Akademie der Wissenschaft. Diese Mitgliedschaft war eine Arbeitsstelle mit Privilegien und Gehälter des Ministers.

Also war Valera Doktor der Wissenschaft, wollte aber nicht zum Professor werden, weil er es, den Studenten zu unterrichten hasste. Er wurde zu Senior wissenschaftlicher Mitarbeiter, was eigentlich dasselbe war. Sein Lohn war hoch, reichte ihm aber nicht, weil Valera um seine Familie sorgte. Genauer gesagt, war das nicht ganz seine Familie, sondern seiner Schwester. Valera sorgte immer um seine Schwester. Als sie Erwachsene wurde und heiratete, sorgte er um ihre Familie, weil seine Schwester und ihr Mann als die freien Künstler fungierten, sogar avantgardistische Maler, und niemand in der UdSSR, Valera einschließlich, konnte ihre Kunst verstehen. Die Beide waren seiner Sache gewiss, dass nach ihrem Tod ihre Gemälde sehr teuer würden. Bis dahin musste Valera um sie kümmern. Was er auch machte. Er liebte es, neben seiner Schwester und seinem Schwager zu sitzen und ihren Gesprächen über moderne Kunst zuzuhören. Um ehrlich zu sein, sie sprachen die ganzen Tage über Kunst und malten sehr selten, aber die Ausgabe für Farben und Lein waren immens. Deshalb arbeitete Valera schon seit Studentenzeiten nachts als Heizer in einer naheliegenden Kesselanlage.

Valera arbeitete in dieser Kesselanlage mit einem anderen Heizer namens Fomitsch zusammen. Fomitsch war ein alter Söffel, der Valera überhaupt nicht störte. Früher kam er zur Schicht mit einer Flasche Portwein „777“, trank sie aus und schlief den Rausch durch die Nacht aus. Jetzt war Fomitsch gar nicht derselbe. Ihm genügt eine Flasche für drei Tagen. Manchmal verwöhnte Valera ihn und kaufte Fomitsch eine Flasche Wodka, die er nachher die ganze Woche trank. Auf dieser Art und Weise koexistierten sie friedlich – Fomitsch schlief und Valera lernte oder schrieb wissenschaftliche Artikel. Am Anfang versuchte Fomitsch mit Valera zu reden, aber als es sich offensichtlich darstellte, dass Valera keinen Wein trank, verlor Fomitsch das Interesse an ihm und sie sprachen danach nie mehr miteinander. Fomitsch betrachtete Valera als einen Fehler der Natur, den man bemitleiden sollte.

 Valera konnte diese Arbeit nicht weglassen, um das Leben seiner Künstler auf ihnen gebührendem Niveau zu halten, besonders weil diese Künstler ein sehr anstrengendes gesellschaftliches Leben zu pflegen versuchten. Abends, als Valera zu seiner Kesselanlage kam, sammelten unzählige andere verkannte avantgardistische Künstler in seiner Wohnung und diskutierte über das Schicksal der avantgardistischen Kunst in der UdSSR. Sie tranken Plodovo-jagodnoe und aßen die billigsten Fischkonserven Kilka w tomate (Strömling in Tomatentunke), aber es war so viel von ihnen! Und Valera blieb nichts anderes übrig, als die Rechnungen zu begleichen... Er versuchte nie, diese Meetings zu verbieten oder bloß zu reduzieren. Er wusste, dass es für die Künstler sehr wichtig war, mit Gleichgesinnten zu kommunizieren. Es geschah viel später, nach der Perestroika, als in Russland Hunger passierte. Da kam Valera vor den gesammelten Avantgardisten und sang ganz falsch das populärste damals Lied Приходи ко мне Глафира, приноси кусочек сыра (Komm zu mir zu Besuch Glafira, nimm doch ein Stückchen von Käse mit). Danach sah er jedem Künstler in die Augen. Die beschämten Künstler gingen schweigend aus der Wohnung und kamen nie mehr. Aber das geschah viel, viel später. Momentan beschäftigte sich Valera mit ganz anderen Problemen.

Valera wohnte in einer Wohnung, die man auf Russisch kommunalka nennt. Solche Wohnungen existierten nicht nur in Rostow, sondern in allen anderen Städten der UdSSR, die alt genug waren, um die vor der Revolution gebauten Gebäude zu haben. In zaristischen Zeiten wohnten dort sehr vermögende Bürger und die Wohnungen waren entsprechend groß. Nach der Revolution besiedelten diese Wohnungen viele Familien der Normalsterblichen. Sie bekamen ein oder zwei Zimmer. Toilette, Badezimmer und Küche teilten sie mit anderen Familien. Dort passierten tragische und komische Ereignisse und unzählige sowjetische Bücher erzählten davon. Wie dem auch sei, alle Bewohner der Kommunalkas wollten unbedingt aus diesen Wohnungen weg, was auch passierte, aber viel später, nach der Perestroika, als neue sehr vermögende Bürger diese Wohnungen kauften, um in Zentrum der Stadt zu wohnen.

Eine Baufirma kaufte leerstehenden Platz neben dem Gebäude, wo Valera residierte. Da wollten diese kapitalistischen Haie ein Hochhaus auf diesem Platz bauen. Genau die Idee gefiel Valera nicht. Früher stand am diesen Platzt eine Bude, wo man Bier verkaufte. Viele aus alten Erbfamilien der Picheler konnten bis heute an diese Bude erinnern. Das Bier war vielleicht etwa schlecht und dünn, weil die Verkäuferin Tötja Motja, wie man sie liebend nannte, es gnadenlos mit Wasser verdunstete. Aber was für die Menschen sammelten sich da! Welche lebhaften Diskussionen fanden dort statt! Man debattierte Fußball und die Wodkapreise, die politische Situation in der Welt und mit wem schlief Tötja Motja. Selbstverständlich waren die Disputierten nicht immer der gleichen Meinung und manchmal schlugen sie einander, aber die Milizstation war gleich in der Nähe, genauso wie Ausnüchterungsanstalt. Diese Bude war auch deshalb beliebt, weil man hinter der Bude ruhig und ungestört an Valeras Hauswand anpissen konnte. Bis zur nächste öffentliche Toilette sollte man vierzig Minuten zu Fuß laufen, was aber bestimmt nicht ausgesprochen bequem war. Deswegen kamen zur Valeras Hauswand sogar Suchende der Erleichterung von anderen naheliegenden Bierbuden. Die Valeras Hauswand befand sich wesentlich näher für Leidenden, als die Toiletten.


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