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Lügendetektor
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Автор книги: A. I. Nebelkrähe



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1.9.txt

Alik liegt in seinem unbequemen Bett in totaler Dunkelheit und denkt an sein Schicksal. Das Einzige, das sein Fatum ihm in Überfluss gab, war Abenteuer. Sein ganzes Leben war ein ständiges Abenteuer.

 Er bestand nach der Schule die Uni-Eintrittsprüfungen und verbrachte anderthalb Jahre als Student der Physikfakultät. Aber hinterlistige Mathe vermischte seine Pläne – Alik legte die Prüfung nicht ab und musste in die Armee. Das Leben dort war wie ein zwei Jahre dauernder Alptraum. Alik war zwar groß, aber körperlich schwach und ein Feigling dazu. Außerdem war er der Einzige, der von der Uni kam. Das machte ihn zum Ausgestoßenen, ketzerisch gesagt, zum Außenseiter, den man verspottete, verhöhnte und schikanierte. Man schätzt Akademiker nicht so sehr unter dem einfachen Volk. In Armee existiert schon seit Generationen so ein Scherz:

Hauptfeldwebel stellt die Abteilung auf, befiehlt „rührt euch!“ und sagt dann: 

– Wer von euch Idioten will ganz freiwillig Luminium laden? 

Da kommt zum Wort ein Soldat mit Hochschulhintergrund und sagt:

– Ich bitte gehorsam um Verzeihung, Genosse Hauptfeldwebel, aber das Metall heißt Aluminium, nicht Luminium! 

Da antwortet der Hauptfeldwebel:

– Ich bedanke mich bei Ihnen, Soldat Koslow. Wie ich aber schon sagte, jetzt kommt die Abteilung von Idioten Luminium laden, aber du, Soldat Koslow, du als Wissenschaftler wirst Eisen laden. 

Zum Aliks Missglück wurde er als fast vollendeter Physiker zur technischen Abteilung verordnet. Diese Abteilung betreute die Raketen und gehörte zur Raketendivision, die in der ehemaligen DDR stationierte. Aber Alik war als Techniker total unbegabt. Er konnte nicht richtig eine Glühbirne wechseln. Alles, was er zu reparieren versuchte, wurde gleichzeitig zum Schrott. Seinetwegen konnte technische Abteilung den sozialistischen Wettbewerb nicht gewinnen! Der Gewinn brachte mit sich nicht nur die Ehre, sondern auch zusätzliches Geld (für Offiziere) und Urlaub (für Soldaten). Im Klartext – eine Möglichkeit deutsches Bier zu trinken und Frauen, möge es von ferne sein, zu bewundern. Deshalb gab es noch eine nachträgliche Ursache, Alik zu hassen und zu schikanieren. XXXXX XX XXX XXXX XX XXXXXX XXX XXXXXXXXXX XXXX XX XXX XXXXXXXXXXX XXXX XX XXX XXX XX XXXXXXXX XXX XXXXXX XXX XXXXXX. 

Viele Nächte verbrachte Alik ganz wach. Er hatte wie auch immer zwei Hauptbeschäftigungen: Toiletten mit Zahnbürste zu putzen und Schuhe der Kameraden in Ordnung zu bringen. Das war sehr anstrengend, doch man kann damit leben, wenn es keine Prügel gäbe. Alik war von allen verprügelt. Von gesamte Abteilung, weil die Kameraden jetzt keinen Urlaub hatten. Von älteren Kameraden, weil es zur Ordnung gehörte. Von Oberleutnant, weil Alik ihm die Plankennziffer verdarb. Zusätzlich ließ sich der Genosse Oberleutnant ein oder zweimal pro Woche voll besoffen sein. Dann stellte er die Abteilung auf und schlug seine Soldaten. Einfach so, zum Vergnügen. Selbstverständlich schlug er Alik besonders oft, weil Alik als der Größte am Anfang der Formation stand. Der Genosse Oberleutnant war etwa dreißig Zentimeter kleiner, als Alik, so musste er springen, um Alik die Fresse zu polieren. Je nach dem Niveau der Alkoholisierung gelang es ihm mal, mal misslang. Dann wurde er ganz wütend, befahl Alik, sich auf den Boden zu werfen und schlug ihn mit den Stiefeln.

Nach zwei Jahren heldenmütigen Dienst kehrte Alik nach Rostow zurück und kam zu kluger und endgültiger Entscheidung nie mehr etwas mit der Armee zu tun. Er kam an der Uni zurück und wechselte von Physik zu Geografie – alles, nur nie wieder diese Mathe...

Als erwachsener und erfahrener Mann wurde Alik vom Dekanat der Fakultät zum Ältesten seiner Studentengruppe ernannt. Das brachte Alik zusätzliche Mühe – er sollte, z. B., die Anwesenheit der Studenten registrieren und an Dekanat melden. So was machte aber Alik nie und niemand verlangte das von ihm – in Sachen der Disziplin war Rostower Uni damals sehr liberal.

Dazu sollte Alik auch die gesamten Stipendien von Studenten der Gruppe in der Universitätskasse bekommen und dann das Geld zwischen den Studenten verteilen. In dieser Zeit bekam in Sowjetunion das Stipendium beliebiger Student, der die halbjährigen Prüfungen mit „guten“ oder „ausgezeichneten“ Noten bestand. Das Stipendium machte die ganze dreißig Rubel. Man sagte oft – zu wenig, um zu leben, zu viel, um zu sterben. Das alles traf aber Stipendium nicht – das war genau genug, um zu sterben. Um zu leben musste man entweder Hilfe von Eltern bekommen, oder selber nachts arbeiten.

Man könnte glauben, dass es stressig sein könnte, mit größer Summe mehrere Tage herumlaufen (wie gesagt, nicht alle Studenten waren mit Gedanken, dass ihre tägliche Anwesenheit an der Uni notwendig ist, einverstanden). Manchmal dauerte es zwei-drei Wochen, bis Alik von diesen Stipendien frei war. Dann kam er zur Idee, nach einigen Monaten seiner Beschäftigung als Älteste der Gruppe, dass wohl nicht alle Studenten das Geld so schnell wie möglich brauchen. Inzwischen könnte Alik das gut benutzen. So begann seine kurze Karriere als Finanzhai. Er arbeitete mit kurzfristigen Krediten. Alik lieh Geld auf niedrigen Zinsen und alle waren zufrieden. Der Profit war eher klein, reichte aber für Essen und Wein.

Man glaubt aufrichtig bis heute, dass Alkoholiker und Studenten in der Sowjetunion Wodka bevorzugten – ein schwerwiegender Fehler. Die beiden Gruppen tranken meistens billige süße Weine. Bis heute schwärmt die Seele von jedem nicht mehr jungen Alkoholiker, wenn er diese Namen der sowjetischen Weine: „Solnzedar“, Portewein „777“, „Plodowo-jagodnoe“ hört. Die waren billig und von schlechter Qualität, wirkten aber vielleicht effektiver als Wodka. Wie auch billig sie waren, konnte Alik sie sich nicht leisten.

Alik mag Gäste und dazu konnte er allein nicht lernen. Wenn es zu periodischen Prüfungen kam, versammelten sich in seiner Wohnung zehn-fünfzehn Studenten, um gemeinsam zu Prüfungen vorzubereiten. Einer von ihnen las Lehrbücher vor und andere hörten zu. Die Vorbereitungen dauerten vierzehn – achtzehn Stunden täglich und von Zeit zu Zeit wollten sogar Studenten essen. Weil sie bei Alik waren, musste er sie füttern. Alik war aber, wie die meisten sowjetischen Bürger, arm. Für solchen Nomaden konnte er nicht sorgen, deshalb aßen sie Brot und trunken Aliks Hauswein, der er selbst produzierte. Man brauchte nur drei Liter von Eingemachtem, etwas Hefe und Wasser dazu. Nach drei Tagen beinhaltete dieses Gesöff schon Alkohol.

Aber als Alik zum Finanzhai wurde, da konnte er seinen Gästen Nudel anbieten und dazu „Plodowo-jagodnoe“. Momentan wurde Alik zum populärsten Gastgeber der Fakultät. Viele Studenten, bekannten und unbekannten, kamen tags und nachts zu ihm und für alle gab es Nudel und „Plodowo-jagodnoe“. Alik war berühmt und genoss seinen Ruhm. Jetzt war es mit zwischenmenschlichen Beziehungen alles O.K., aber es blieb noch einen Traum, den Alik mit dem Geld realisieren könnte, nämlich – ein Auto.

In Wirklichkeit hielte er von Autos seit seiner Kindheit nicht besonders viel, wenn es nicht seinen Freund gäbe... Da war ein guter Freund. Er war noch älter, als Alik, schon verheiratet und hatte sogar ein Kind. Er beeinflusste Alik sehr positiv. Dieser Freund, Igor Drima, der hatte ein Hobby – er spielte Gitarre. Igor spielte Gitarre so gut, dass er eine Rock-Band organisierte, die bei Hochzeiten engagiert wurde. Alik wollte auch dazugehören. Als er noch jung war, versuchte seine Eltern ihm Klavierspielen beizubringen, vergeblich – versteht sich.

Doch die Zeiten wechseln sich. Von da an übte Alik Klavier acht Stunden pro Tag (entschuldige, Uni) und konnte ein halbes Jahr später mit dem Band zusammen spielen.

Igors Band brauchte nicht nur einen Keyboarder, sondern auch einen Sänger, der in englischer Sprache singen könnte. So begann Alik Englisch zu lernen. Er zog es vor, ein Autodidakt zu sein, weil sechs Jahre von Deutschlernen keine Spuren von dieser Sprache in seinem Gehirn hinterließen. Als ihm es einmal gelang, während seinen Armeedienst in der DDR, in einem Dorf spazieren zu gingen, verstand er von Deutschem nur eines – deutsche Sprache ist eine sehr schwere Sprache.

Also, wie gesagt, begann Alik Englisch zu lernen. Er besorgte in der Unibibliothek notwendige Lehrbücher. Zuerst wollte er ausländische Lehrbücher benutzen, aber ein Bekannter von ihm (Lehrer von Beruf) riet ihn davon ab. Er sagte, dass die sowjetischen Bücher die beste sind. Siehe mal – sagte er, man bemüht sich in Westen nicht so sehr, gute Lehrbücher zu schreiben. Es ergibt keinen Sinn, weil man Englisch im Radio hören kann, Fern sehen und, wenn es notwendig ist, kann man nach England fahren und dort lebendige Sprache hören. Doch in der UdSSR haben wir keine solchen Möglichkeiten. Deswegen machen wir unsere Lehrbücher so gut, wie es nur möglich ist. Einige Jahre später nahm Alik wegen bloßer Neugier einiger westlicher Lehrbücher und versuchte sie als Lehrmittel zu benutzen, doch das war total unmöglich. Dann verstand er, dass der alte Lehrer Recht hatte. Aber das passierte viele Jahre danach.

Kurz und gut lernte Alik diese Sprache und konnte dann einige Sätze in Englisch selbst generieren. Was aber alle als bewundernswert hielten, war folgendes: wenn Alik etwas mehr als seine gewöhnliche Norm von „Plodowo-jagodnoe“ trank, fühlte er plötzlich, dass er Englisch praktisch fließend sprechen konnte. Aber Hallo – wenn er noch mehr trank, dann sprach er ausschließlich Englisch. Selbstverständlich konnte niemand ihn verstehen, allenfalls war das nicht von Bedeutung. Studenten waren überzeugt, dass Alik der englischen Sprache mächtig war. Die Aussprache litt, was auch nicht so wichtig war. Außerdem versuchte er die immer wieder verbessern. Einer seiner Freunde sagte ihm, dass sehr hilfreich in Sachen von englischer Aussprache die Übungen mit einem Stück Fleisch im Mund wären. Sähe Alik damals Fleisch in Rostow, dann vielleicht probierte er diese Übung mit Fleisch, doch gerade Fleisch verkaufte man in der Region schon seit Jahren nicht mehr. So übte er stattdessen mit Brot. Das Letzte konnte ja im Mund nicht so lange festhalten, Brot bekam weiche Konsistenz und Alik wurde gezwungen diesen Brei zu schlucken. Er vertilgte während einer einzigen Übung den ganzen Brotlaib und seine schlanke Linie begann etwas kurvenreicher zu sein.

Alik fand inzwischen, dass seine Aussprache neuerdings hervorragend sei. Kaum gäbe es einen Dockarbeiter in Londoner Hafen, der im besoffenen Zustand so undeutlich sprächen könnte, wie Alik im nüchternen. Er und andere wiederum waren zufrieden. Alik wurde zum Sänger und Keyboarder der Band und klang mit englischen Liedern so überzeugend, dass er bald noch auf Italienisch und Deutsch singen wagte.

Also, dieser Freund, Igor Drima, lud mal Alik ein, Igors Familie in seiner Heimatstadt Mariupol zu besuchen. Alik gefiel die Stadt und die freundliche Familie. Wenn sie zuweilen nach Mariupol fuhren, träumte Igor, wie schön es wäre, ein eigenes Auto zu haben und damit zu fahren. Nach einer Zeit steckte Alik die Idee von eigenem Auto auch an. Um diese Idee ohne Wenn und Aber zu realisieren, musste man zwei Hindernisse bewältigen. Erstens, es gab überhaupt keine Autos im freien Handel. Zweitens, um ein Auto zu kaufen, braucht man Geld, dieses kapitalistische Rudiment. So blieb der Traum von einem Auto nur ein Traum.

Eines Tages kam Alik zu einer revolutionären Idee. Genauer gesagt, kam diese Idee von selbst zu Alik in der Nacht während des Schlafes. Wenn er sowieso die Stipendien nicht gleichzeitig verteilt, warum sollte er dann dieses Geld etwas länger bei sich nicht behalten? Er könnte das, sagen wir in sechs – neun Monaten, alles zurückzahlen. Den Rest der Nacht dachte Alik nach und nach, am Ende fand er seine Lösung ausgezeichnet. Er teilte die Igor mit, und sein Freund stimmte ihm zu. Dann kalkulierten sie, wie viel Geld wäre für sie möglich zusammenzubringen. Die Summe, die sie bekamen, war nicht imstande jemanden zu beeindrucken. Um ein neues Auto könnte keine Rede sein. Nur ein gebrauchtes kam in Frage. XXXXXX XXX XXXX XX XXX XX XXX XXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXX XXX XXXXXXX XX

Wo aber fand man ein gebrauchtes Auto in der Sowjetunion? Der Markt der gebrauchten Autos war damals eher mager. Gewöhnlicherweise kaufte man Auto und fuhr damit bis zum Tode – seines eigenen oder seines Autos. Ansonsten reparierte man das, vorzüglich selbst. Freunde begannen ein gebrauchtes Auto zu suchen. Ohne Ergebnisse vergingen vier Monate. Dann meldete sich ein Igors Bekannter aus Mariupol. Er fand das Objekt der Begierde. Alik und Igor sollten schnellstmöglich kommen und Auto anschauen. Genau das taten sie.

Das Auto war ein Wunder. Ein Denkmal der Ingenieurkunst und technischen Geschicklichkeit eines unbekannten ukrainischen Meisters. Das Auto bestand aus Ersatzteilen von ukrainischer Parodie auf Fiat 600 namens „Saporoschez“, russischer Parodie auf verschiedenen Fiat-Modellen namens „Lada“ und Überreste von Opel-Kadett, Baujahr 1939, der man während deutscher Okkupation in Mariupol vergaß. Das Ergebnis sah scheußlich aus, wie ein böser Zwerg. Das Auto wurde mit silberner Farbe angestrichen. Man muss ja wissen, dass in russischen Friedhöfen alle Denkmäler mit einem Zaun umgeben sind. Dieser Zaun stricht man üblicherweise mit silberner Farbe an...

Der Verkäufer nannte sein Auto stolz „Lamborghini“ und erzählte nicht, dass Mädchen Angst von „Lamborghini“ hatten, weil es seltsame Geräusche vor sich aus produzierte und schwarze Abgase verbreitete. Er hätte das ruhig erwähnen können, weil für die Freunde dieser Fakt keine Rolle spielte. Was aber bewundernswert war, dass es dem Besitzer gelang, dieses Monster bei hiesiger Verkehrspolizei als Auto zu registrieren und das darüber hinaus genau unter Markennamen „Lamborghini“. Vielleicht aber nicht so bewundernswert – mit eine Menge Geld kann man die Verkehrspolizei zu allem inspirieren – früher genauso wie heute. Man erzählt solch einen Witz:

Ein Mercedes E-Klasse raste eine (natürlich, russische) Straße entlang und stieß auf eine Straßenwalze. Der Verkehrspolizist nähert sich dem Fahrer der Straßenwalze und fragt ihn: 

Na, erzähl doch, wie hast du den Mercedes überholt, wie hast du ihn abgeschnitten?

Der Verkäufer feilschte nicht lange, er war schon dieses Automobils satt. So wurden die Freunde zu Autobesitzer. XXX XXXXXX XX XXX XXX XX XXX XX XXXXXXXXXX XXX XXXXX XX XXX XXXXXXXX XXX XXXXXX XX XXX XX XXX XXXXXXXXXXXXXX XXX XXXX XX XXX XXXXXX.

Alik und Igor fuhren zurück nach Rostow und den ganzen Weg waren sie vor Angst geschüttelt, weil keiner von ihnen einen Führerschein hatte. Viermal wurden sie von Verkehrspolizei gestoppt, doch niemals kam es zur Papierkontrolle. Alik und Igor handelten streng nach Empfehlungen einer ihrer Freunde, und nämlich – Verkehrspolizisten gleich ohne Umschweife zu bestechen. Man musste dabei eines ins Betracht ziehen – wenn der Verkehrspolizisten vom niedrigen Rang war, sollte man ihm fünf Rubel geben, wenn, hingegen, war er vom höheren Rang, dann sollte er mit zehn Rubel besänftigen sein. Keineswegs sollte man die Größe der Bestechung verwechseln. In diesem Fall wuchs in Verkehrspolizisten einen Verdacht, dass etwas nicht stimmt und sie könnten nach Führerschein fragen. So bezahlten Freunde für die Reise dreißig Rubel an Verkehrspolizisten, plus Benzin... Ja, mit der Bahn oder Bus wäre es viel billiger, doch ihrer Ansicht nach, war es dieser Sache wert.

In Rostow fuhr „Lamborghini“ ausschließlich durch Unigelände wegen fehlender Führerscheine. Zwei Menschen passten ins Zwergauto, aber so viele Freunde wollten mitfahren! Sie pressten sich zu acht in den Salon. Und alle wollten selbst fahren. Angesichts dringender Notwendigkeit Führerscheine zu schaffen, wurde entschieden, sich in Unifahrschule eintragen zu lassen. Das war für Studenten umsonst. Der Fahrschullehrer war jung, aber klug. Er ließ Führerscheinanwärter nur außer Stadt trainieren. So konnte er die unvermeidlichen Schäden drastisch reduzieren. In der Tat, Alik ist es misslungen, einen Hund zu überfahren und Igor konnte einen Baum, der frech im Abstand von drei Meter von der Straße wuchs, nicht zerschlagen. Die Prüfung fand auch außer Stadt statt, weil Verkehrspolizei Studentenklientel zu gut kannte, um sie durch die überfüllten Straßen fahren zu lassen.

Die Sache mit den Führerscheinen wurde erledigt, aber die mit dem Geld nicht und die Perspektiven sahen schlecht aus. Nach zwei Monaten Wartezeit verlieren einige Studenten die Geduld. Sie wollten ganz unverschämt ihre Stipendien bekommen. Alik versuchte ehrlich sie zur Vernunft zu bringen und versprach in ein halbes Jahr alles zurückzugeben. Man glaubte ihm aber nicht und Alik wunderte sich warum. In drittem Monat wurde die Lage erst ernst. Ein Paar von Studenten wollten leere Versprechungen nicht mehr hören und versprachen seinerseits Alik seine Fresse zu polieren, wenn sie Stipendien nicht bald bekommen. Angesichts des Mangels an flüssiges Geld bei Alik, wurde die Versprechung zur Realität. Das half aber niemandem. Nach der zweiten Prügelei musste Alik für einige Tagen in die Klinik, aber als er zurückkam, hatte er wie früher kein Geld. Schwerem Herzen wandten Studenten an Dekan, weil es nichts mehr Unehrenhaftes gab, als jemanden zu verpetzen, doch man brauchte Geld fürs Leben.

Der Dekan war erschrocken. Von solch einem Verbrechen hörte er noch nie. Und das obendrein unter seiner Leitung! Er wollte aber dem Rektor nicht Kummer bereiten und schob alles unter dem Teppich. Alik wurde zum einfachen Studenten degradiert mit Versprechung Geld wohl oder übel zurückzuzahlen. Von seiner Popularität verblieb nichts, aber er hatte noch „Lamborghini“ und Igors Freundschaft. XXXXXXX XX XXX XXXX XXX XX XX XX XXX XXXXXXXXXX XXX XXXXXX XXX XXXX XX.

Ein Jahr verging für Alik ganz ruhig, dann kam die Zeit der Offiziersprüfungen. Damals waren in der Sowjetunion alle Studenten des männlichen Geschlechts verpflichtet zu Offizieren zu werden. Es gab den Militärlehrstuhl an der Uni und ein Tag pro Woche verbrachten männliche Studenten dort studierend Militärwissenschaft, das heißt in Reih und Glied marschieren. Man muss kein Genie sein, um sich vorzustellen, dass Studenten, solange sie keinen Fahneneid ablegten, schikanierten lehrende Offizieren wie es nur möglich sein könnte. Die Offiziere litten schweigend. Sie warteten geduldig. Sie wussten genau, dass der Tag der Vergeltung kommt, und der kam tatsächlich. Sogar regelmäßig. Jedes Jahr pünktlich. Um zu Offizieren zu werden, mussten Studenten vorerst für zwei Monaten in das sogenannte „Militärlager“ und hier bezahlten sie für ihre Taten.

Das Militärlager, wo Alik war, befand sich in einem Kieferwald mit gelbem sandigem Boden. Am zweiten Tag dieser Militärausbildung wurde befohlen, im Wald Fußwege zu machen und sie mit weißem Sand zu dekorieren. Am dritten Tag kamen Offiziere zur Idee, dass diese Fußwege schöner aussehen, wenn sie mit Bordüren aus rotem Sand dekoriert sind. Am fünften Tag gab es noch eine Rationalisierung des Designs – Bordüren wurden mit Kieferzapfen verschönert. Diese Kieferzapfen musste man selbstverständlich mit weißer Farbe anstreichen. Man musste ausschließlich die obengenannten Fußwege benutzen, diese jeden Tag renovieren und Kieferzapfen anstreichen.

Offiziere mussten in demselben Lager wohnen und dasselbe essen. Das Letzte war natürlich lächerlich. Sie schufen ihre eigene Kantine und beschlagnahmen die Hälfte von Fleischportionen der Studenten, genauso wie von Butter. Dazu organisierten sie eine Abteilung, die für sie Pilze pflückte und eine andere, die Fische fangen. Wein und Wodka kauften sie, bedauerlicherweise, selbst.

Diesmal waren aber Studenten besonderes widerlich – schon nach zwei Wochen beklagten sie Mangel an Fleisch und Butter. Man muss wissen, dass Soldatenration in der Sowjetarmee bestand überwiegend aus Graupe. Man genoss diesen Brei dreimal täglich und vorgeschriebene Fleisch und Butter konnten nur den Geruch etwas verbessern, doch die halbierten Portionen reichten sogar dafür nicht. Der Genosse Oberst Paraschko war zum Tiefsten empört. Genosse Oberst war überall bekannt dank seinem genialen Satz: Von mir bis zur nächsten Eiche! Dieser Genosse Oberst befahl den Studenten zum Appell aufzutreten und produzierte noch mal geflügelte Worte: Sie denken wohl sie kamen hierher, um Fleisch zu fressen? Aber Nein! Sie verteidigen hier ihre Heimat!

Doch kreative Studenten waren damit nicht zufrieden. Sie verfassten ganz hinterlistig eine Rock-Oper und schickte sie nach Rostow. Genosse Oberst Paraschko und andere Offiziere bekamen ihre fünfzehn Minuten von Ruhm und einen Rüffel vom Rektor.

Die Urheber der Oper bekamen seinerseits drei Tage Arrestanstalt, Alik aber sieben Tagen. Er bekam so viel, weil er als ehemaliger Soldat zum Gefreiter wurde und als Abteilungsführer installiert, so das alles seine Schuld war. Das erinnerte Alik zu sehr an seinen Armeedienst. Er kam nach der Arrestanstalt gleich in der Küche, nahm eine Flasche Sonnenblumenöl, vermischte das Öl mit Wasser und trank die Mischung. Zwei Studenten später brachte man ihn mit akutem Durchfall ins Hospital. Der Hauptarzt diente schon seit langem, deshalb untersuchte er Alik überhaupt nicht, sondern schlug ihm vor, bei der Renovierung des Hospitals zu helfen. Aliks Heldentaten blieben nicht unbemerkt, und in einer Woche half fast die ganze Aliks Abteilung, an kranken Magen leidend, bei der Renovierung des Spitals. So wurden sie zu Leutnants des Beurlaubtenstandes.

Es verging noch ein Jahr, die Staatsprüfungen waren abgelegt, die Diplomarbeit verteidigt und neugebackene Spezialisten waren fürs Berufsleben bereit. In der Sowjetunion sorgte der Staat um die Arbeitsplätze für sogenannte „junge Spezialisten“ und diese Plätze waren nicht immer gut. Igor Drima wollte nicht irgendwohin nach Belieben verreisen. Er fühlte sich gut in Mariupol mit seiner Familie, Verwandten und Freunden. Alik war das eigentlich egal, aber er zog es vor, mit Igor zusammen zu sein. Zum Glück arbeitete Igors Schwiegervater in Gesundheitsamt der Stadt und konnte zwei Arbeitsplätze zusätzlich für Freunde schaffen. Leider nicht in der Schule als Geografielehrer, sondern in der psychiatrischen Anstalt als Psychologen.

Alik und Igor verstanden nicht viel von Psychologie, was aber nicht von Bedeutung war, weil es so viele Menschen gibt, die einen Job tun, von dem sie überhaupt keine Ahnung haben – wie man weiß, das trifft vor allem Abgeordneten aller Sorten.

Die psychiatrische Anstalt schickte Freunde zu Weiterbildung und in zwei Monaten wurden sie zu klinischen Psychologen. Man zeigte ihnen nebenbei, wie man mit psychologischen Testen hantiert. Alik war von Rorschach und TAT fasziniert. MMPI war für ihn zu langweilig. Und er praktizierte ehe freie Interpretation der Testergebnisse, als die, die in Lehrbücher geschrieben stand. Aber wozu existiert immer noch gesunder Menschenverstand?

Die Arbeit war interessant und keineswegs monoton. Früher konnte Alik sich nicht vorstellen, wie viele Spinner überall in der Stadt laufen. Diese Tätigkeit als klinischer Psychologe öffnete ihm die Augen. Alik entschied sein Leben zur Bekämpfung der Spinner zu widmen. In diesem Kampf erreichten Alik und Igor sehr viel. Besonders stolz waren sie auf einen Fall mit Patienten Z.

Dieser Patient Z. war ein neunzehnjähriger Junge. Nach dem Abitur wollte er nicht in der Uni, sondern in Hafen, um dort als Dockarbeiter nach Vorbild seines Vaters zu arbeiten. Doch dieser Job faszinierte ihn nicht lange. Schon bald wollte er Bass-Gitarrist sein. Solch ein Wandel zwang seinen Vater zum Grübeln. Wie kann man diesen bezaubernden Beruf so einfach hängen lassen? Der Vater war der stolze Dockarbeiter oder, wie man das in Odessa schön nennt, Bindüschnik. Der Vater-Bindüschnik verstand das nicht und schickte seinen Sohn in die psychiatrische Anstalt.

Alik erkannte gleich, dass er mit dem Spinner zu tun hat. Die Krankengeschichte der Patienten Z. erinnerte ihm an etwas, was aber nicht wichtig war. Schon nach zehn Minuten hatte Alik die Diagnose bereit – Schizophrenie. Eigentlich hatte Alik diese Diagnose immer parat, weil die alles Mögliche beinhaltete. MDP gefällt ihm nicht, Epilepsie war zu einfach, deshalb litten fast alle Aliks Patienten unter Schizophrenie. Aber wie kann man das anders interpretieren, wenn auf die Frage: Warum wollen Sie ein Bass-Gitarrist sein? antwortete Patient Z.: Ich will es so! Ein klarer Fall der Schizophrenie! Am liebsten sollte man den Patienten Z. mit Lobotomie behandeln, aber sogar die sowjetische Psychiatrie war schon damit fertig, was Alik persönlich beleidigend fand. Man könnte Elektroschocktherapie benutzen, und Alik dachte schon daran, aber Progress des Patienten Z. in Sachen der Genesung machte das, zur Aliks Bewunderung, nicht nötig.

Patient Z. erfasste sehr schnell, dass Irrenjacke passte ihm nicht besonders, würde aber für ihm zu üblichen Kleidung werden, wenn er nicht gehorchen würde. Patient Z. war, so zu sagen, altklug. In zwei Tagen wusste er, wie man Tabletten versteckt, in einer Woche begann er die zu verkaufen. In einer Monat fand er, das in Irrenanstalt es nicht so schlecht war: man futterte ihn, putzte für ihn, er hatte immer saubere Gewände. Weil er auf dem Weg zur Genesung war, erlaubte man ihm in der Stadt spazieren zu gehen. Das Leben in Anstalt erwarb eine schöne Gestalt – viele jungen Mädchen, die genau so krank waren, wie er, und wenn nicht, dann junge Krankenschwester...

Alik war sehr mit Ergebnissen seiner Arbeit zufrieden. Er dachte sogar darüber nach, einen Artikel an psychiatrische Zeitschrift zu schicken, doch der Hauptarzt der Anstalt riet ihn davon ab. Die Genesung der Patienten Z. entwickelte sich wundervoll. Igor und Alik spielte manchmal mit ihm Rock im Konferenzsaal der Anstalt. XXX XXXXXXXXX XXX XXXXX XXX XXXX XX XXX XXXXX XX XXX XXXXXXXXXXXXXXXXXX XXX XX XXX XXXXXXX XX XXX XXXXXXXXX XXX XXXXXXXX XX XXXX XXX XXXXXX.

Das Leben war gut. Von Zeit zu Zeit kamen zu Gast alte Freunde aus Rostow und sie alle organisierten Jam-Sessions. Alik und Igor besuchten auch Verwandte und Freunde in Rostow, wo sie auch Jam-Sessions spielten. Einmal waren sie in Rostow und kamen zu Gedanken, Rostower Zoo zu besuchen. Der Zoo war schön, es gab viele Tiere, und Freunde amüsierten sich prächtig. Auf einmal fühlte Alik ein dringendes Verlangen einen großen Tiger zu streicheln. Gedacht – getan. Aber der grobe Tiger würdigte Aliks Zärtlichkeiten nicht. Er versuchte dem geografisch-klinischen Psychologen den Finger abzubeißen, so dass Alik sich in der Klinik operieren lassen musste. Das alles brachte Igor an die Idee, dass Alik verheiratet sein muss.

Alik war schon über dreißig und noch nie verheiratet. Er hatte kein Interesse an schwaches Geschlecht. Billigermaßen muss man sagen, dass er auch kein Interesse an starkes Geschlecht hatte. Das Sexualleben existierte für ihn bloß und einfach nicht. Er verbrachte gern Zeit mit den Freunden, und das war es. Aber Igor und besonders seine Frau waren der Meinung, dass es jemand sein sollte, der um ihn sorgte, und wer wäre dann dafür besser geeignet, als seine eigene Frau. So begannen sie, besonders Igors Frau, eine Braut für Alik auszusuchen. Durch reinen Zufall hatte schon Igors Frau ein Mädchen im Auge, nämlich die Tochter des Hauptarztes. Die war auch schon über dreißig und noch nie verheiratet.

Das Mädchen war gut und hatte nur einen Makel – sie war etwas, aber ganz klein wenig, unterentwickelt wegen des Downsyndromes. Ansonsten war mit ihr alles O.K. Der stolze Vater wusste gar nicht, was er mit ihr tun sollte – einen Schwiegersohn mit Downsyndrom wollte er nicht und Burschen ohne dieses Syndrom wollten seine Tochter nicht. Die Idee von Igors Frau, die beide zu verkuppeln, kam ihm ganz gelegen. Die zukünftige Braut wurde dem zukünftigen Bräutigam vorgestellt und in drei Monaten heirateten sie.

Alik merkte fast keine Änderungen im seinen Leben nach der Heirat. Ja, er wohnte jetzt im Zentrum der Stadt in einer großen Wohnung, das war aber alles. Er sorgte wie früher für sich selbst – kochen, waschen, bügeln u. s.w. Für seine Frau, die ganze Tage vor der Glotze saß, sorgte der Schwiegervater. Neuvermählte hielten nichts von Sex, aber niemand erwartete von ihnen einen Nachwuchs, und so war es auch schön und gut.

Dann einer Nacht zerfiel die Sowjetunion. Auf einmal wohnte Alik in einem anderen Staat. Zuerst scherzte man, dass man bald ein Visum bräuchte, um nach Russland zu fahren. Später waren Scherze vorbei. Jedem in der Ukraine wurde bewusst, dass hiesige Oligarchen das ganze Geld des Landes brauchten, um wie würdige ukrainische Kapitalisten in Nizza oder Saint-Tropez aussehen können. Für solch ein Ziel wollte das einfache ukrainische Volk alles opfern. Niemand wurde erstaunt, als man über keine Mittel fürs Gesundheitssystem der unabhängigen Ukraine verfügte. Alik und Igor wurden als erste gefeuert.

XXXXXXXX XX XXX XXXXXXX XX XXX XXX XXXXXXXXX XX XXX XX XXX XXXXXX XX XXXXXXXXXX XXX XX XXX XXX XXXXXXXX XXX XXXX XX XXX XXXXXXXXXX XXX XXX XXXXXXXX XX XXXXXXXXX.

Alik saß in seiner Wohnung und dachte nach. Wie soll sein Leben weitergehen? Er hatte keine Arbeit mehr. Seine Frau war eigentlich keine Frau für ihn. Jetzt hatte er keinen Freund. Igor wurde in letzter Zeit zu anderem Menschen. Jetzt sprach er immer über „kljaty moskali“ (gottverhasste Russen). Alik fühlte sich nicht als „kljaty moskal“. Er unterdrückte Ukrainer nie, nicht heute und nicht zu den sowjetischen Zeiten. Nach seiner Erfahrung waren es ehe Russen, die von Ukrainer sich unterdrückt fühlen sollten. Genau so sprachen die Bewohner von Rostower Gebiet, die nach Ukraine fahren mussten, um etwas Fleisch, Wurst, Butter, Toilettenpapier, Seife, Shampoo, Waschmittel und so weiter zu kaufen, weil in Rostower Gebiet gab es so was nicht, doch in Ukraine, hundert Kilometer westlicher, da war alles. Dann wer unterdrückte wen? Nur so ein Gedanke...

Alik wusste nicht, was mit Igor passierte. Früher interessierte niemand dafür, wer von ihnen Ukrainer und wer Russe war. Jetzt aber umgekehrt – jetzt war es am wichtigsten. Es gab nicht viele Ukrainer in der Stadt, präzise gesagt, „reine“ Ukrainer, vielmehr lebten hier Mischlinge von verschiedenen Nationalitäten, aber „reine“ Ukrainer waren sehr aggressiv. Alik war schon müde von diesem nationalistischen Larifari. Er mag ukrainische Lieder und sang sie gern, aber er sprach kein Ukrainisch und verstand nicht, warum er diese Sprache in der Stadt sprechen sollte, wo sonst alle nur Russisch sprachen. Und auf einmal wurde er zum Ausländer, weil er einen russischen Pass besaß.


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