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Немецкий язык с А. Селинко. Сегодня мой муж женится
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Текст книги "Немецкий язык с А. Селинко. Сегодня мой муж женится"


Автор книги: Annemarie Selinko



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VII

215.  Zuerst bemerkt Thesi gar nicht, dass das Auto hält (сперва Тези совсем не замечает, что машина останавливается). Die Tür wird aufgerissen, und einer der beiden Dicken packt sie am Arm (дверь распахивается, и один из двух толстяков хватает ее за руку; aufreißen– распахивать; reißen– рвать): »Aufstehen (вставайте)!« Irgendwie schleppt er sie aus dem Leichenauto, sie gehen durch ein schmales Tor (он каким-то образом вытаскивает ее из катафалка, они проходят в узкие ворота). Keine Rosen, keine schöne Auffahrt, es riecht nach Jodoform, es riecht nach Spital, der Dicke führt sie einen weißen Gang entlang, Thesi macht mechanische Schritte, ihr Gesicht ist noch immer nass von Tränen (никаких роз, никакого красивого въезда, пахнет йодоформом, пахнет больницей, толстяк ведет ее по белому коридору, Тези автоматически делает шаги, ее лицо все еще сырое от слез; derGang; dieAuffahrt).

»Die Aufnahmekanzlei für die Infektionskranken (приемное отделение для инфекционных больных)«, sagt der Träger, und Thesi stolpert in einen Raum (говорит носильщик, и Тези, спотыкаясь, входит в помещение). Der Raum dreht sich um sie, irgend jemand drückt sie auf einen Sessel, sie hört eine Stimme aus weiter Ferne (помещение кружится вокруг нее, кто-то втискивает ее в кресло, из глубокой дали она слышит голос; drücken– жать) —.

»Ich möchte in ein Bett (я хочу в кровать)«, murmelt sie (бормочет она). Dann sucht sie das dänische Wort für »Bett«, es will ihr nicht einfallen, sie ist schrecklich müde, und muss fortwährend weinen (потом она ищет датское слово для «кровать» = датский эквивалент для слова «кровать», но он никак не приходит ей в голову, она ужасно устала, и непрерывно плачет).

215.  Zuerst bemerkt Thesi gar nicht, dass das Auto hält. Die Tür wird aufgerissen, und einer der beiden Dicken packt sie am Arm: »Aufstehen!« Irgendwie schleppt er sie aus dem Leichenauto, sie gehen durch ein schmales Tor. Keine Rosen, keine schöne Auffahrt, es riecht nach Jodoform, es riecht nach Spital, der Dicke führt sie einen weißen Gang entlang, Thesi macht mechanische Schritte, ihr Gesicht ist noch immer nass von Tränen.

»Die Aufnahmekanzlei für die Infektionskranken«, sagt der Träger, und Thesi stolpert in einen Raum. Der Raum dreht sich um sie, irgend jemand drückt sie auf einen Sessel, sie hört eine Stimme aus weiter Ferne —.

»Ich möchte in ein Bett«, murmelt sie. Dann sucht sie das dänische Wort für »Bett«, es will ihr nicht einfallen, sie ist schrecklich müde, und muss fortwährend weinen.

216.  »Ich verstehe sehr gut Deutsch (я очень хорошо понимаю по-немецки)«, sagt jetzt die Stimme (говорит голос). Thesi hört die deutschen Worte und macht die Augen auf (Тези слышит немецкие слова и открывает глаза). Ein junger Mann in Weiß steht vor ihr (перед ней стоит молодой мужчина в белом; das Weiß).

»Ich bin der neue Scharlachfall (я – новый случай скарлатины)«, sagt sie und möchte gern wohlerzogen wirken (говорит она и хочет выглядеть благовоспитанной; erziehen – воспитывать). Es geht nur schlecht, weil der Kopf eine schwere Kugel ist und immer nach vorn fällt (я только плохо себя чувствую, потому что голова – как тяжелый шар и постоянно падает вперед).

»Haben Sie Whisky hier (у вас есть здесь виски)? Geben Sie mir etwas Whisky (дайте мне немного виски) —«, sagt sie mühsam (с трудом произносит она).

Der junge Mann in Weiß lacht (молодой мужчина в белом смеется). Thesi wird wütend (Тези впадает в ярость).

»Man lacht nicht, wenn andere Menschen todkrank sind (нельзя смеяться, когда другие люди смертельно больны)!« sagt sie (говорит она). »Vielleicht wird mir besser, wenn ich Whisky habe (возможно, мне станет лучше, если я выпью виски).«

216.  »Ich verstehe sehr gut Deutsch«, sagt jetzt die Stimme. Thesi hört die deutschen Worte und macht die Augen auf. Ein junger Mann in Weiß steht vor ihr.

»Ich bin der neue Scharlachfall«, sagt sie und möchte gern wohlerzogen wirken. Es geht nur schlecht, weil der Kopf eine schwere Kugel ist und immer nach vorn fällt.

»Haben Sie Whisky hier? Geben Sie mir etwas Whisky—«, sagt sie mühsam.

Der junge Mann in Weiß lacht. Thesi wird wütend.

»Man lacht nicht, wenn andere Menschen todkrank sind!« sagt sie. »Vielleicht wird mir besser, wenn ich Whisky habe.«

217.  »Sie kommen gleich ins Bett, Sie müssen mir nur ein paar Fragen beantworten (Вы сейчас же пойдете в постель, Вы должны только ответить на пару вопросов)«, sagt der junge Mann und findet den neuen Scharlachfall ausgesprochen amüsant (говорит молодой мужчина и находит новый случай скарлатины очень забавным; amüsánt). »Wie heißen Sie (как Вас зовут)?«

»Maria Theresia Poulsen.«

»Stand (семейное положение; derStand)?« Thesi sieht ihn hilflos an (Тези беспомощно смотрит на него).

»Nun – ledig oder verheiratet (ну – замужем или нет)?« hilft der junge Mann freundlich (приветливо помогает молодой человек).

»Ich war schon einmal verheiratet (я была однажды замужем)«, sagt Thesi.

»Nun – und jetzt (ну – а сейчас)?«

»Es geht Sie nichts an (это Вас не касается). Aber wenn Sie es interessiert – jetzt ist alles aus (но если это Вас интересует – сейчас все закончено), sie macht eine Handbewegung (она делает движение рукой) —»aus, ganz aus (закончилось, полностью закончилось).«

»Also – geschieden (итак – разведены)?« erkundigt sich der junge Mann beharrlich (настойчиво интересуется молодой человек).

Thesi nickt (Тези кивает).

»Geschieden (разведена)«, verkündet der junge Mann auf Dänisch und schaut zur Seite (объявляет молодой человек на датском и смотрит в сторону). Thesi schaut jetzt auch zur Seite (Тези теперь тоже смотрит в сторону). Dort steht ein Schreibtisch, am Schreibtisch sitzt eine Nonne und notiert Thesis Angaben (там стоит письменный стол, за письменным столом сидит монахиня и записывает данные Тези; dieNonne; dieAngabe).

217.  »Sie kommen gleich ins Bett, Sie müssen mir nur ein paar Fragen beantworten«, sagt der junge Mann und findet den neuen Scharlachfall ausgesprochen amüsant. »Wie heißen Sie?«

»Maria Theresia Poulsen.«

»Stand?« Thesi sieht ihn hilflos an.

»Nun – ledig oder verheiratet?« hilft der junge Mann freundlich.

»Ich war schon einmal verheiratet«, sagt Thesi.

»Nun – und jetzt?«

»Es geht Sie nichts an. Aber wenn Sie es interessiert —jetzt ist alles aus«, sie macht eine Handbewegung —»aus, ganz aus.«

»Also – geschieden?« erkundigt sich der junge Mann beharrlich.

Thesi nickt.

»Geschieden«, verkündet der junge Mann auf Dänisch und schaut zur Seite. Thesi schaut jetzt auch zur Seite. Dort steht ein Schreibtisch, am Schreibtisch sitzt eine Nonne und notiert Thesis Angaben.

218.  Nonnen bringen Unglück, denkt Thesi, wenn man eine Nonne sieht, soll man schnell von neun nach rückwärts zählen (монахини приносят несчастье, думает Тези, когда видишь монахиню, надо быстро посчитать от девяти в обратную сторону; das Unglück). Dann geschieht kein Unglück (тогда несчастье не произойдет). Das machen alle Leute in Wien, in Wien gibt es viele Nonnen und (так делают все люди в Вене, в Вене много монахинь и) —.

Sie bewegt flüsternd die Lippen (она двигает губами, шепча): »Neun, acht, sieben (девять, восемь, семь) —.«

»Was machen Sie denn (что Вы делаете)?« fragt der junge Arzt erstaunt (удивленно спрашивает молодой врач).

»Ich zähle schnell nach rückwärts, es geht schwer, weil mir schlecht ist (я быстро считаю в обратном направлении, это плохо получается, потому что мне плохо). Sechs, fünf, vier (шесть, пять, четыре) —. Lassen Sie mir doch einen Whisky bringen (все же попросите принести мне виски)!«

»Sie haben Fieber (у Вас температура)«, sagt der junge Mann (говорит молодой мужчина).

»Natürlich (конечно). Deshalb bin ich doch hier (именно поэтому я здесь). Und wenn Sie ein Doktor sind, dann bringen Sie mich endlich zu einem Bett (и если Вы доктор, тогда отведите меня наконец-то в постель)«, krächzt Thesi bös (зло говорит Тези хриплым голосом). Sie möchte gern schreien, aber es wird nur ein schauderhaftes Krächzen (она хочет закричать, но получается только ужасное хрипение; der Schauder – ужас; дрожь; озноб).

218.  Nonnen bringen Unglück, denkt Thesi, wenn man eine Nonne sieht, soll man schnell von neun nach rückwärts zählen. Dann geschieht kein Unglück. Das machen alle Leute in Wien, in Wien gibt es viele Nonnen und —.

Sie bewegt flüsternd die Lippen: »Neun, acht, sieben—.«

»Was machen Sie denn?« fragt der junge Arzt erstaunt.

»Ich zähle schnell nach rückwärts, es geht schwer, weil mir schlecht ist. Sechs, fünf, vier —. Lassen Sie mir doch einen Whisky bringen!«

»Sie haben Fieber«, sagt der junge Mann.

»Natürlich. Deshalb bin ich doch hier. Und wenn Sie ein Doktor sind, dann bringen Sie mich endlich zu einem Bett«, krächzt Thesi bös. Sie möchte gern schreien, aber es wird nur ein schauderhaftes Krächzen.

219.  »Staatsbürgerschaft (гражданство; die Staatsbürgerschaft; der Staat – государство)?« quält der Doktor weiter (мучает доктор дальше).

»Dänisch (датское).«

»Geboren (родились)?«

»Ja.«

»Wie meinen Sie das (что Вы имеете в виду)?«

»Ja, ich bin geboren (да, я родилась)«, antwortet Thesi erschöpft und denkt, er ist leider ein Trottel (измученно отвечает Тези и думает, что, к сожалению, он идиот; der Trottel).

»Ich meine, wo – wo sind Sie geboten (я имею в виду, где – где Вы родились)?«

»In Wien (в Вене).«

»Wann (когда)?«

I. Jänner 1912 (1 января 1912).«

»Wer sind Ihre nächsten Angehörigen (кто Ваши ближайшие родственники)?«

Thesi gibt keine Antwort (Тези не отвечает).

»Nun? Wen sollen wir von Ihrem Befinden verständigen (кому мы должны сообщать о Вашем самочувствии; das Befinden)?«

»Niemanden (никому). Das heißt, wenn es mir gutgeht, meine Großmutter in Wien (это значит, если я буду чувствовать себя хорошо, то моей бабушке в Вене). Übrigens – wenn es mir gutgeht, kann ich auch selbst schreiben (кстати – если я буду чувствовать себя хорошо, то я смогу и сама ей написать).«

219.  »Staatsbürgerschaft?« quält der Doktor weiter.

»Dänisch.«

»Geboren?«

»Ja.«

»Wie meinen Sie das?«

»Ja, ich bin geboren«, antwortet Thesi erschöpft und denkt, er ist leider ein Trottel.

»Ich meine, wo – wo sind Sie geboten?«

»In Wien.«

»Wann?«

I. Jänner 1912.«

»Wer sind Ihre nächsten Angehörigen?«

Thesi gibt keine Antwort.

»Nun? Wen sollen wir von Ihrem Befinden verständigen?«

»Niemanden. Das heißt, wenn es mir gutgeht, meine Großmutter in Wien. Übrigens – wenn es mir gutgeht, kann ich auch selbst schreiben.«

220.  Der junge Doktor wirft einen hilflosen Blick der Schwester zu (молодой доктор бросает беспомощный взгляд на медсестру; werfen). »Ja – aber wir möchten doch gern die Adresse Ihrer Frau Großmutter (да – но мы очень хотим узнать адрес Вашей бабушки) —«, beginnt er wieder (снова начинает он).

»Meine Großmama darf sich nicht aufregen, und deshalb gibt man ihr seit Jahren nur gute Nachrichten (моя бабушка не должна волноваться, и поэтому уже на протяжении многих лет ей сообщают только хорошие известия). Man sagt ihr nie, wenn jemand krank ist (ей никогда не говорят, что кто-то болен). Sie erschrickt dann zwar doppelt, wenn sie erfährt, dass der Betreffende gestorben ist (правда, она тогда вдвойне испугается, если узнает, что упомянутое лицо умерло;erfahren; sterben). Sie glaubt, ihre Bekannten sterben so plötzlich (она думает, что ее знакомые умирают так внезапно). Aber in der Familie heißt es, dass man die alte Dame nicht aufregen soll (но в семье принято, что пожилую даму нельзя волновать). Und jetzt will ich in ein Bett (а сейчас я хочу в постель)«, sagt Thesi und steht auf, sie macht zwei Schritte und dann wird alles schwarz vor ihren Augen (говорит Тези и встает, она делает два шага, и тогда все темнеет перед ее глазами: «все становится черным перед ее глазами»).

Plötzlich liegt sie auf einem Sofa, und der junge Mann sagt (вдруг она лежит на софе, а молодой человек говорит): »So – jetzt ist Ihnen wieder besser, jetzt werden Sie gleich zu Bett gebracht, Sie müssen mir nur noch sagen (так – сейчас Вам снова лучше, сейчас Вас уложат в постель, Вы должны только еще сообщить) —.«

Thesi liegt mit geschlossenen Augen (Тези лежит с закрытыми глазами).

»Bei welcher Krankenkasse sind Sie (к какой больничной кассе Вы относитесь)?«

220.  Der junge Doktor wirft einen hilflosen Blick der Schwester zu. »Ja – aber wir möchten doch gern die Adresse Ihrer Frau Großmutter —«, beginnt er wieder.

»Meine Großmama darf sich nicht aufregen, und deshalb gibt man ihr seit Jahren nur gute Nachrichten. Man sagt ihr nie, wenn jemand krank ist. Sie erschrickt dann zwar doppelt, wenn sie erfährt, dass der Betreffende gestorben ist. Sie glaubt, ihre Bekannten sterben so plötzlich. Aber in der Familie heißt es, dass man die alte Dame nicht aufregen soll. Und jetzt will ich in ein Bett«, sagt Thesi und steht auf, sie macht zwei Schritte und dann wird alles schwarz vor ihren Augen.

Plötzlich liegt sie auf einem Sofa, und der junge Mann sagt: »So – jetzt ist Ihnen wieder besser, jetzt werden Sie gleich zu Bett gebracht, Sie müssen mir nur noch sagen —.«

Thesi liegt mit geschlossenen Augen.

»Bei welcher Krankenkasse sind Sie?«

221.  In Dänemark müssen alle Leute bei einer Krankenkasse sein (в Дании все люди должны относиться к какой-нибудь больничной кассе). Thesi ist auch bei einer Krankenkasse, aber sie ist seit drei Monaten den Beitrag schuldig (Тези тоже относится к определенной больничной кассе, но она задолжала взнос уже за три месяца; derBeitrag; schuldigsein– быть должным). Jetzt wird die Krankenkasse bestimmt nicht für sie bezahlen wollen (теперь больничная касса определенно не захочет за нее платить).

»Ich möchte ein Einzelzimmer und werde privat bezahlen (я хочу отдельную палату и буду оплачивать в частном порядке; privát).«

Sie hat überhaupt kein Geld (у нее вообще нет денег). Und sie kann Spital dritter Klasse ebensowenig bezahlen wie erster Klasse (и она не может оплатить больницу третьего класса, точно так же как и больницу первого класса). Da ist es schon besser, man bekommt ein Einzelzimmer und hat alles sehr gut und vornehm (так уже лучше, она получит отдельную палату, и там все будет очень хорошо и прилично). Und jetzt tut der Kopf weh, sie kann nicht nachdenken, es ist auch egal, sie ist krank und wird alles später überlegen (а сейчас болит голова, она не может размышлять, это ей все равно, она больна и обдумает все позже).

Die Nonne sagt in schlechtem Deutsch (монахиня говорит на плохом немецком): »Schwester Theophania wird Sie pflegen, Schwester Theophania ist auch aus Österreich (за Вами будет ухаживать сестра Теофания, сестра Теофания тоже из Австрии).«

221.  In Dänemark müssen alle Leute bei einer Krankenkasse sein. Thesi ist auch bei einer Krankenkasse, aber sie ist seit drei Monaten den Beitrag schuldig. Jetzt wird die Krankenkasse bestimmt nicht für sie bezahlen wollen.

»Ich möchte ein Einzelzimmer und werde privat bezahlen.«

Sie hat überhaupt kein Geld. Und sie kann Spital dritter Klasse ebensowenig bezahlen wie erster Klasse. Da ist es schon besser, man bekommt ein Einzelzimmer und hat alles sehr gut und vornehm. Und jetzt tut der Kopf weh, sie kann nicht nachdenken, es ist auch egal, sie ist krank und wird alles später überlegen.

Die Nonne sagt in schlechtem Deutsch: »Schwester Theophania wird Sie pflegen, Schwester Theophania ist auch aus Österreich.«

222.  Das Zimmer ist schmal und weiß (комната узкая и белая). Das Bett ist auch schmal und weiß (кровать тоже узкая и белая). Schwester Theophania trägt weiße Nonnentracht, sie sitzt am Fenster und liest in einem kleinen schäbigen Büchlein (сестра Теофания носит белое монашеское одеяние, она сидит у окна и читает маленькую потрепанную книжечку; die Nonnentracht).

Das Zimmer muss hoch liegen, wenn man durch das Fenster schaut, sieht man nur Himmel (комната должна быть расположена высоко, если смотришь через окно, то видно только небо). An der Wand links hängt ein Vorhang (на стене слева висит занавес). Dann gibt es noch einen Waschtisch (потом здесь стоит еще умывальник). Und einen kleinen Tisch neben dem Bett (и маленький столик рядом с кроватью). Das ist alles (это все).

Thesi schaut abwechselnd den hellgrauen Morgenhimmel und den Waschtisch und Schwester Theophania an (Тези попеременно смотрит на светло-серое утреннее небо, на умывальник и на сестру Теофанию; abwechseln – чередовать, сменяться). Es ist sehr langweilig (это очень скучно). So ist das also, wenn man Scharlach hat (так оно есть, когда у тебя скарлатина). Sie hat keine Uhr, aber sie hat schon schrecklich lange Scharlach, sicherlich schon drei Stunden (у нее нет часов, но у нее уже ужасно длительная скарлатина, /которая длится/ определенно уже часа три). »Schwester, warum ist ein Vorhang an der Wand (сестра, почему на стене занавеска)?« Schwester Theophania sieht auf (сестра Теофания поднимает взгляд). Sie hat ein rundes rosa Gesicht und gar keine Falten (у нее круглое розовое лицо и совсем нет морщин). Die Nonnenhaube beginnt gleich über den Augen (монашеский чепчик начинается сразу над глазами). Das stört, man bekommt keinen Eindruck von Schwester Theophanias Gesicht (это мешает, не получаешь никакого впечатления о лице сестры Теофании; der Eindruck). »Ach so – der Vorhang dort (ах так – занавеска там)?«

Die Schwester spricht Deutsch (сестра говорит по-немецки). Aber nicht Wienerisch wie Thesi, sondern wie die Bauern in Tirol sprechen (но не по-венски как Тези, а так, как говорят крестьяне в Тироле). Sie zieht den Vorhang zurück (она отодвигает занавеску). Man sieht durch eine breite Glasscheibe auf den Gang hinaus (через широкую стеклянную витрину виден коридор).

222.  Das Zimmer ist schmal und weiß. Das Bett ist auch schmal und weiß. Schwester Theophania trägt weiße Nonnentracht, sie sitzt am Fenster und liest in einem kleinen schäbigen Büchlein.

Das Zimmer muss hoch liegen, wenn man durch das Fenster schaut, sieht man nur Himmel. An der Wand links hängt ein Vorhang. Dann gibt es noch einen Waschtisch. Und einen kleinen Tisch neben dem Bett. Das ist alles.

Thesi schaut abwechselnd den hellgrauen Morgenhimmel und den Waschtisch und Schwester Theophania an. Es ist sehr langweilig. So ist das also, wenn man Scharlach hat. Sie hat keine Uhr, aber sie hat schon schrecklich lange Scharlach, sicherlich schon drei Stunden. »Schwester, warum ist ein Vorhang an der Wand?« Schwester Theophania sieht auf. Sie hat ein rundes rosa Gesicht und gar keine Falten. Die Nonnenhaube beginnt gleich über den Augen. Das stört, man bekommt keinen Eindruck von Schwester Theophanias Gesicht. »Ach so – der Vorhang dort?«

Die Schwester spricht Deutsch. Aber nicht Wienerisch wie Thesi, sondern wie die Bauern in Tirol sprechen. Sie zieht den Vorhang zurück. Man sieht durch eine breite Glasscheibe auf den Gang hinaus.

223.  »Zur Besuchsstunde dürfen Ihre Angehörigen an dieses Fenster treten und zu ihnen hereinschauen (во время часов посещения больных Ваши родственники могут подойти к этому окну и заглянуть к Вам; die Besuchsstunde; der Besuch – посещение; der Angehörige – членсемьи; angehören – принадлежать)«, erklärt sie (объясняет она), »ins Zimmer selbst darf niemand (в саму комнату никому входить нельзя). Wegen der Ansteckungsgefahr (из-за опасности заражения; die Ansteckungsgefahr; anstecken – заразить)!«

»Ich hab' aber keine Angehörigen (у меня совсем нет родственников)«, sagt Thesi und macht die Augen schnell zu, sie hat Kopfweh (говорит Тези и быстро закрывает глаза, у нее болит голова).

Fünf Minuten vergehen oder viele Stunden (проходят пять минут или несколько часов).

»Der neue Scharlachfall (новый случай скарлатины)«, sagt ein Mann auf Dänisch (говорит мужчина на датском языке).

Thesi macht die Augen auf und sieht zwei Herren in weißen Mänteln (Тези открывает глаза и видит двух господ в белых халатах). Einen älteren mit grauen Haaren (одного пожилого с седыми волосами).

Und einen kleinen, jungen, der hinter dem älteren dahertanzt (и одного маленького, молодого, который пританцовывает следом за пожилым).

»Der Herr Primararzt ist da (здесь господин главный врач)«, sagt Schwester Theophania und zieht Thesi unter der Decke hervor, setzt sie auf und beginnt ihr Hemd aufzuknöpfen (говорит сестра Теофания, вытаскивает Тези из-под одеяла, усаживает ее и начинает расстегивать ей рубашку; der Knopf – пуговица). Thesi schaut sich jetzt erst ihr Hemd an (только сейчас рассматривает Тези свою рубашку). Ein scheußliches Hemd aus grobem weißem Stoff (отвратительная рубашка из грубого белого материала). So ein Hemd darf man wirklich nur anziehen, wenn man Scharlach hat und überhaupt niemand kommt, um einen anzuschauen (такую рубашку можно одеть действительно только тогда, когда у тебя скарлатина и когда к тебе вообще никто не будет приходить, чтобы на тебя посмотреть). Der Herr Primararzt nimmt ein Hörrohr und horcht erst auf Thesis Rücken herum, dann legt er das Ohr auf ihre Brust (господин главный врач берет стетоскоп и слушает сперва спину Тези, потом он прикладывает стетоскоп к ее груди; das Hörrohr; das Rohr – труба, трубка; die Brust).

223.  »Zur Besuchsstunde dürfen Ihre Angehörigen an dieses Fenster treten und zu ihnen hereinschauen«, erklärt sie, »ins Zimmer selbst darf niemand. Wegen der Ansteckungsgefahr !«

»Ich hab' aber keine Angehörigen«, sagt Thesi und macht die Augen schnell zu, sie hat Kopfweh.

Fünf Minuten vergehen oder viele Stunden.

»Der neue Scharlachfall«, sagt ein Mann auf dänisch.

Thesi macht die Augen auf und sieht zwei Herren in

weißen Mänteln. Einen älteren mit grauen Haaren.

Und einen kleinen, jungen, der hinter dem älteren dahertanzt.

»Der Herr Primararzt ist da«, sagt Schwester Theophania und zieht Thesi unter der Decke hervor, setzt sie auf und beginnt ihr Hemd aufzuknöpfen. Thesi schaut sich jetzt erst ihr Hemd an. Ein scheußliches Hemd aus grobem weißem Stoff. So ein Hemd darf man wirklich nur anziehen, wenn man Scharlach hat und überhaupt niemand kommt, um einen anzuschauen. Der Herr Primararzt nimmt ein Hörrohr und horcht erst auf Thesis Rücken herum, dann legt er das Ohr auf ihre Brust.

224.  »Kommen Sie mir nicht zu nah, ich hab' Scharlach (не подходите ко мне слишком близко, у меня скарлатина)«, ermahnt ihn Thesi (предостерегает его Тези).

Der Herr Primararzt sagt nur (господин главный врач говорит только): »Tief atmen (дышите глубоко)!« und dann zur Schwester Theophania (а затем сестре Теофании): »Temperatur (температура)?«

»Achtunddreißig, neun (тридцать восемь и девять)«, sagt die Schwester (говорит сестра). Sie hat übrigens eine angenehm leise Stimme (кстати, у нее приятный тихий голос).

»Ich hab' gar nicht bemerkt, dass Sie mich gemessen haben, Schwester (я совсем не заметила, что Вы измеряли мне температуру)«, krächzt Thesi erstaunt (удивленно говорит Тези хриплым голосом; messen). Thesis Halsansatz und ihre Arme werden betrachtet (теперь осматривают основание шеи Тези и ее руки; der Halsansatz). Alles voll roter Flecken (повсюду множество красных пятен).

»Ich hab' auch Gliederschmerzen und schreckliches Halsweh – im Lexikon steht, dass es Scharlach ist (у меня также боли в суставах и ужасная боль в горле – в лексиконе написано, что это скарлатина)«, sagt Thesi.

»Sie müssen still sein, wenn der Herr Primararzt Sie untersucht (Вы должны молчать, когда Вас осматривает господин главный врач)«, ermahnt Schwester Theophania (наставляет сестра Теофания).

Dann spricht der Herr Primararzt leise mit der Schwester, zuletzt sieht er Thesi an und legt ihr die Hand auf die Schulter (затем господин главный врач что-то тихо обсуждает с сестрой, напоследок он смотрит на Тези и кладет ладонь ей на плечо): »Schön ruhig bleiben, nicht viel bewegen (лежите спокойно, нельзя много двигаться). Dann nimmt die Krankheit ihren normalen Verlauf (тогда болезнь будет протекать нормально; der Verlauf – течение, ход, протекание). Verstanden (понятно)!«

224.  »Kommen Sie mir nicht zu nah, ich hab' Scharlach«, ermahnt ihn Thesi.

Der Herr Primararzt sagt nur: »Tief atmen!« und dann zur Schwester Theophania: »Temperatur?«

»Achtunddreißig, neun«, sagt die Schwester. Sie hat übrigens eine angenehm leise Stimme.

»Ich hab' gar nicht bemerkt, dass Sie mich gemessen haben, Schwester«, krächzt Thesi erstaunt. Thesis Halsansatz und ihre Arme werden betrachtet. Alles voll roter Flecken.

»Ich hab' auch Gliederschmerzen und schreckliches Halsweh – im Lexikon steht, dass es Scharlach ist«, sagt Thesi.

»Sie müssen still sein, wenn der Herr Primararzt Sie untersucht«, ermahnt Schwester Theophania.

Dann spricht der Herr Primararzt leise mit der Schwester, zuletzt sieht er Thesi an und legt ihr die Hand auf die Schulter: »Schön ruhig bleiben, nicht viel bewegen. Dann nimmt die Krankheit ihren normalen Verlauf. Verstanden!«

225.  Thesi blickt erschrocken in seine Augen (Тези испуганно смотрит в его глаза; erschrecken – пугаться). Hinter einer glitzernden Brille sind Augen, die durch einen hindurchsehen (за блестящими очками находятся глаза, которые видят тебя насквозь; die Brille; einen – Akk. от‘man’). Plötzlich fragt er noch (вдруг он спрашивает): »Übrigens – haben Sie Brüder in Wien (кстати – у Вас есть в Вене братья; der Bruder)?«

Er hat also Thesis Personalangaben durchgesehen und weiß, dass sie aus Wien ist (значит, он просмотрел личные данные Тези и знает, что она из Вены).

»Nein, überhaupt keine Brüder (нет, /у меня/ вообще нет никаких братьев)«,

»Können froh sein (можете радоваться этому)«, sagt der Herr Primararzt, dreht sich um und geht hinaus (говорит господин главный врач, поворачивается и выходит /из палаты/). Hinter ihm trippelt eifrig der junge Doktor, er hat kein Wort geredet, nur immerfort genickt (за ним усердно семенит молодой доктор, он не сказал ни слова, только постоянно кивал). Der ist aber komisch, der Alte, überlegt Thesi (тот, старик, однако, странный, размышляет Тези). Brüder (братья)? Brüder haben nichts mit Scharlach zu tun (братья не имеют ничего общего со скарлатиной). Er ist doch kein Nervenarzt (это ведь не невропатолог). Nervenärzte sind nämlich meistens selbst verrückt (дело в том, что невропатологи по большей части сами являются сумасшедшими). Aber er ist doch Scharlacharzt (но ведь это врач, занимающийся лечением скарлатины)...

Schritte hallen auf dem Gang, laufen an Thesis Zimmer vorbei, und irgendwo geht eine Tür (в коридоре звучат шаги, пробегают мимо комнаты Тези, где-то открывается дверь). Den Bruchteil einer Sekunde hört man eine halblaute Männerstimme (какую-то долю секунды слышится негромкий мужской голос). Dann wird die Tür wieder geschlossen (затем дверь снова закрывается).

225.  Thesi blickt erschrocken in seine Augen. Hinter einer glitzernden Brille sind Augen, die durch einen hindurchsehen. Plötzlich fragt er noch: »Übrigens – haben Sie Brüder in Wien?«

Er hat also Thesis Personalangaben durchgesehen und weiß, dass sie aus Wien ist.

»Nein, überhaupt keine Brüder«,

»Können froh sein«, sagt der Herr Primararzt, dreht sich um und geht hinaus. Hinter ihm trippelt eifrig der junge Doktor, er hat kein Wort geredet, nur immerfort genickt. Der ist aber komisch, der Alte, überlegt Thesi. Brüder? Brüder haben nichts mit Scharlach zu tun. Er ist doch kein Nervenarzt. Nervenärzte sind nämlich meistens selbst verrückt. Aber er ist doch Scharlacharzt...

Schritte hallen auf dem Gang, laufen an Thesis Zimmer vorbei, und irgendwo geht eine Tür. Den Bruchteil einer Sekunde hört man eine halblaute Männerstimme. Dann wird die Tür wieder geschlossen.

226.  Thesi richtet sich auf (Тези поднимается). Der Himmel ist glasklar und durchsichtig blau, durch das Fenster fällt Sonnenschein (небо ясное и прозрачно-голубое, через окно падает /в комнату/ солнечный свет). Schwester Theophanias Stuhl ist leer (стул сестры Теофании пуст). Auf dem Fensterbrett liegt ihr Büchlein (на подоконнике лежит ее книжечка). Mit großen erschrockenen Fieberaugen schaut Thesi sich um (с большими, испуганными, блестящими от температуры глазами Тези оглядывается вокруг себя). Allein gelassen (оставлена одна). Sie haben mich allein gelassen (они оставили меня одну). Sie macht sich ganz klein im Bett, zieht die Decke bis ans Kinn und lauscht auf den Gang hinaus (она сжимается в кровати в комочек: «делается совсем маленькой», натягивает одеяло до подбородка и прислушивается к коридору = к звукам из коридора; das Kinn). Alles, was sie vorhin im Halbschlaf gehört hat, geschieht wirklich (все, что она перед этим слышала в полусне, происходит по-настоящему): Schritte, das Trippeln von Schwestern, hallende Männertritte, die Tür in der Ferne geht auf, die monotone Männerstimme, die Tür (шаги, семенящий бег сестер, гулкие мужские шаги, дверь вдалеке открывается, монотонный мужской голос, дверь)... Schwester Theophania kommt wieder ins Zimmer (сестра Теофания снова входит в палату). Thesi lächelt ihr entgegen, sie ist froh, dass jemand hereinkommt (Тези улыбается ей навстречу, она рада, что кто-то пришел). Aber Schwester Theophania bemerkt Thesi gar nicht (но сестра Теофания совсем не замечает Тези). Sie hastet zum Fenster und stürzt sich auf ihr abgegriffenes Büchlein (она торопится к окну и набрасывается на свою истрепанную книжечку; die Hast – спешка, торопливость, стремительность; sich abgreifen – изнашиваться, стираться). Sie hebt es nah vor die Augen und bewegt flüsternd die Lippen (она поднимает ее близко к глазам и двигает губами, что-то шепча). Ihre Lippen zittern (ее губы дрожат). Schwester Theophania betet (сестра Теофания молится).

226.  Thesi richtet sich auf. Der Himmel ist glasklar und durchsichtig blau, durch das Fenster fällt Sonnenschein. Schwester Theophanias Stuhl ist leer. Auf dem Fensterbrett liegt ihr Büchlein. Mit großen erschrockenen Fieberaugen schaut Thesi sich um. Allein gelassen. Sie haben mich allein gelassen. Sie macht sich ganz klein im Bett, zieht die Decke bis ans Kinn und lauscht auf den Gang hinaus. Alles, was sie vorhin im Halbschlaf gehört hat, geschieht wirklich: Schritte, das Trippeln von Schwestern, hallende Männertritte, die Tür in der Ferne geht auf, die monotone Männerstimme, die Tür... Schwester Theophania kommt wieder ins Zimmer. Thesi lächelt ihr entgegen, sie ist froh, dass jemand hereinkommt. Aber Schwester Theophania bemerkt Thesi gar nicht. Sie hastet zum Fenster und stürzt sich auf ihr abgegriffenes Büchlein. Sie hebt es nah vor die Augen und bewegt flüsternd die Lippen. Ihre Lippen zittern. Schwester Theophania betet.


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