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Untot
  • Текст добавлен: 6 октября 2016, 01:48

Текст книги "Untot"


Автор книги: Джон Руссо


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Ужасы


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»Es schläft noch immer«, stellte Dave fest. »Erstaunlich nach allem, was es durchgemacht hat.«

»Vielleicht ist es krank«, überlegte Carl. »Ist es normal, daß ein Neugeborenes so tief schläft?«

In dem Moment war ein Rascheln zu hören. Etwas bewegte sich durchs Unterholz. Carl ließ den Schein der Taschenlampe suchend herumgleiten. Der Strahl traf zwei Leichenfresser, deren weiße Gesichter grell vor dem Hintergrund tiefer Schatten und dunklen Blätterwerks hervortraten. Eines der beiden toten Dinger war einmal eine Frau gewesen, die eines natürlichen Todes gestorben sein mußte, da sie keine erkennbaren Wunden aufwies. Aber ihr Kleid war teilweise fortgerissen und man sah ein lebloses weißes Bein und eine harte, blutleere, flache Brust. Carl lenkte den Lichtstrahl von den beiden Kreaturen weg und ließ sie näher kommen. Er vernahm das Rascheln im Laub und das qualvolle Pfeifen ihrer toten Lungen. Dann kamen sie mit dem Kabel in Berührung. Ihre Haut mußte um einiges trockener sein als die des Leichenfressers, der zuvor gegen den Draht gestoßen war, denn diese beiden gingen mit lautem elektrischen Knistern und einem wilden Funkenregen im Nu in Flammen auf. Die Frau bot ein furchterregendes Bild, als sie mit lichterloh brennendem Haar davonrannte, zu Fall kam und wie eine Fackel den grasbewachsenen Abhang hinunterrollte. Ihr Gefährte war ins Unterholz gestürzt und brannte dort weiter. Helle Flammen stiegen von seinem toten Fleisch auf, leuchteten tief orangefarben und warfen flackernde Schatten zwischen die Bäume.

Dave und Carl sahen einander an. Ihre Gesichter wurden von dem Schein des Feuers gespenstisch beleuchtet. Carl schaltete die Taschenlampe aus. »Wie lange wird der Generator laufen?« fragte er. »Haben wir genug Sprit, um durch die Nacht zu kommen? «

Dave überlegte einen Augenblick und stellte fest, daß er darauf nicht zu antworten wußte. Er begab sich zum Generator und betrachtete den Motor und den Benzintank im Strahl der Taschenlampe. Er suchte nach einer Gebrauchsanweisung, fand aber keine. Dann verglich er den Tank mit seinem Rasenmäher zu Hause und versuchte gleichzeitig, die beiden Motoren gegeneinander abzuwägen. Der Generator war um einiges größer, in beiderlei Hinsicht. Dave schaltete die Taschenlampe aus und ging zu Carl und dem Baby zurück. »Es müßte bis zum Morgen reichen «, erklärte er. Aber er war sich seiner Sache durchaus nicht sicher.

Carl schaute zu Dave, obwohl er sein Gesicht in der Finsternis nicht zu sehen vermochte. Dann wandte er seinen Blick auf das Neugeborene, tätschelte es und sagte leise: »Durchhalten, Kumpel.«

Der Motor des Generators summte weiter. Nach einer kleinen Weile schliefen die beiden Männer, trotz ihrer Entschlossenheit, die Umgebung nach Anzeichen von Gefahr nicht aus den Augen zu lassen, völlig erschöpft ein.

Als der Morgen graute, lief der Generator noch immer, und sein Rasenmähersummen füllte den umliegenden Wald. Dave, Carl und das Baby schliefen, das Baby an Daves ruhig atmenden Körper gekuschelt. Sie lagen im Schutz der vom Generator mit Strom gespeisten Drähte unter den Bäumen. Wenige Meter außerhalb des drahtumzäunten Geländes lag der reglose, verkohlte Körper eines Leichenfressers. Dünne Rauchfahnen stiegen noch immer von seinen verglühten Resten auf. Auf dem grasbewachsenen Hügel waren die verbrannten Überbleibsel von zwei weiteren Leichenfressern zu sehen.

Der Motor des Generators begann plötzlich zu stottern. Carl stöhnte fiebrig in seinem Schlaf. Der Motor fing wieder an, regelmäßig zu laufen, als habe ihn nur eine Luftblase in der Benzinzufuhr einen Takt aussetzen lassen. Das Baby regte sich leicht. Es lag noch immer an Dave geschmiegt. Daves Hand hielt den Revolver locker umfaßt, Carl war das Beil in das taunasse Gras entglitten. Die Morgenluft war feucht und ein leichter Nebel schwebte über der Landschaft, den die aufgehende Sonne noch nicht hatte auftrocknen können.

Der Motor stotterte wieder und blieb dann stehen. Das Vogelzwitschern und die leiseren Geräusche des Waldes traten nach dem Stillschweigen des Motors erschreckend in den Vordergrund.

Die beiden Männer und das Baby schliefen weiter. Im Schlaf waren sie nun schutzlos, und leise Schritte näherten sich vorsichtig durch das hohe Gras und erreichten die Baumgruppe. Wer immer sich da heranschlich, war von dem Geräusch des Generators angelockt worden, der nun zum Stillstand gekommen war.

Dave schlief. Müdigkeit und Furcht waren in sein Gesicht gegraben, während er den tiefen Schlaf der Erschöpfung schlief und Träume von seiner Frau und seinem Kind durch sein Bewußtsein wehten. Er war kein schöner Mann, aber seine Züge verrieten Stärke und Charakter. Sein kurzes, blondes Haar war zerzaust und glanzlos, auf der Stirn hatte er eine Schramme und sein Gesicht war mit Dreck verschmiert. Er war mit Jeans und einem Flanellhemd bekleidet, die John Carter gehört hatten, während Carl ähnliche Kleidung trug, die von Connely stammte.

Carl schlief fest, aber es war kein guter Schlaf. Er stöhnte oft und wälzte sich im Fieber, das von seiner Verwundung ausgelöst wurde. Obgleich der Morgen feucht und kühl war, hatte er Schweißperlen im Gesicht und sein gewelltes Haar klebte an seiner Stirn. Seine sonst gerötete Gesichtsfarbe war sehr blaß. Die Wunde machte die Muskeln der ganzen Körperhälfte steif und schmerzend, so daß es ihm selbst im Schlaf bewußt war, auch wenn es ihn nicht aufweckte. Seine Erschöpfung trug dazu bei, die Schmerzen zu betäuben.

Die Schritte näherten sich so vorsichtig und leise wie möglich durch Laub und tote Äste unter den Bäumen. Sachte schob eine Hand einen tiefhängenden Zweig zur Seite, und das Gesicht eines Jungen tauchte auf. Es war schmutzig und sonnengebräunt, mit wachen, wachsamen Augen, dem Ausdruck von jemandem, der gewöhnt ist, im Wald zu leben. Der Junge ließ seinen Blick über den leergelaufenen Generator und die Drähte wandern und musterte dann die beiden schlafenden Männer und das Baby in der Mitte des umzäunten Gebiets. Dann machte er einen entschlossenen Schritt nach vorn und hob dabei den Arm mit einer Geste, die Ruhe befahl. Er trug einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen, ein Jagdmesser steckte in seinem Gürtel. Noch mehr Jungen tauchten auf, allesamt bewaffnet. Die einen hatten Pfeil und Bogen, andere Messer oder Gewehre. Leise kamen sie aus dem Wald geschlichen und umzingelten Dave, Carl und das Neugeborene.

Der erste Junge, der Anführer, duckte sich unter dem nutzlos gewordenen Generatorkabel hindurch, ging leise und schnell zu Dave und trat mit dem Fuß auf sein Handgelenk, damit er den Revolver nicht benutzen konnte. Die anderen rückten näher und hielten ihre Waffen einsatzbereit. Carl schreckte aus dem Schlaf und versuchte, sich aufzurichten, aber die Überraschung und die Schmerzen ließen ihn wieder auf den Boden zurücksacken. Über Nacht hatte sich die Steifheit seiner Muskeln verschlimmert und er starrte die Neuankömmlinge an und wurde sich gleichzeitig bewußt, daß er Fieber hatte und daß seine Wunde vermutlich entzündet war.

»Wer seid ihr? « fragte Dave den Anführer, nachdem er zu sich gekommen war und erkannt hatte, daß sie umzingelt waren. Er war sich über die Bedrohlichkeit der Lage, in der sie sich befanden, nicht ganz im klaren, und er hatte einen Rest Hoffnung, daß sie sich irgendwie zum Guten wenden würde, wenn er seine Karten in der richtigen Weise ausspielte. Die Hoffnung beruhte auf der Tatsache, daß sie schließlich von Jungen zwischen etwa dreizehn und achtzehn Jahren umstellt waren. Es waren ungefähr ein Dutzend von ihnen. Einer der Jungen bückte sich und hob Daves Revolver auf. Er streichelte ihn, sichtlich erfreut über die Errungenschaft. Dann klappte er den Zylinder heraus und stellte fest, daß der Revolver geladen war.

»Das ist meine Waffe«, protestierte Carl. »Und wir brauchen sie, um uns und das Baby zu schützen. Leg sie wieder auf den Boden.«

» Halt die Fresse!« gebot der Anführer leise, aber mit Autorität und Macht.

»Ich hätte gern ein bißchen mehr Munition dafür«, verlangte der Junge mit dem Revolver selbstgefällig.

»Durchsucht sie«, befahl der Anführer der Bande.

Carl raffte sich unter Qualen auf die Füße. Er wollte nicht am Boden herumgerollt werden. Gehorsam hob er die Hände über den Kopf und spreizte die Beine. Die Jungen durchsuchten ihn schnell und geübt und nahmen das lange Messer und das Metzgerbeil, das neben ihm am Boden gelegen hatte. Er war weder im Besitz einer Brieftasche noch einer Uhr noch hatte er Geld. Sämtliche Wertgegenstände waren ihn von John Carters Bande schon am Vortag abgenommen worden. Dave legte das Baby sanft auf den Boden und stand ebenfalls auf. Er hob die Hände über den Kopf und ließ zu, daß seine Taschen umgestülpt wurden. Ihm nahmen die Jungen die Taschenlampe, den Revolver und die Munition, die in den Taschen seiner Jacke steckte, ab. Dann bückte sich Dave und nahm das Baby auf den Arm. Es wachte auf und fing an zu schreien.

Die Bande, enttäuscht, kein Geld gefunden zu haben, fing an, zu murren.

»Wir haben nichts«, beteuerte Carl, dem das Sprechen schwerfiel. »Wir sind schon ausgeplündert worden.« Er überlegte, ob es ratsam sei, den Jungen zu sagen, daß sie Polizisten waren, entschied aber, daß das ihre Chancen nicht vergrößern würde. Er war überzeugt, es hätte eher sogar den gegenteiligen Effekt, falls die Jungen während dieser gesetzlosen Zeiten irgendwelche Verbrechen begangen hatten. Das Baby schrie noch immer. Dave drückte es an sich und wiegte es. Er sah den Anführer an, weil er hoffte, die Feindseligkeit der Bande beruhe auf Angst und es bestehe vielleicht eine Möglichkeit, gemeinsam aus der Sache herauszukommen, indem sie einander halfen. »Das Baby hat Hunger«, erklärte Dave schließlich, als er nichts als Haß in den Augen des Jungen gesehen hatte.

»Halt die Fresse«, wiederholte der Anführer, als sei das seine einzige Antwort auf alles.

»Wir müssen das Baby zu einem Arzt schaffen«, fuhr Dave trotzdem fort. »Seine Mutter ist tot. Und mein Kollege ist verwundet.«

»Wir sind von der Polizei«, wagte Carl den Versuch.

»Klar doch. Und ich bin der Bürgermeister«, kicherte der Junge mit dem Revolver. Er schien der zweite in der Hierarchie zu sein.

»Wo seid ihr hergekommen? « wollte der Anführer wissen. »Aus dem Farmhaus von den Millers dort unten.« Dave zeigte den Hügel hinunter. Dann tätschelte er das Baby und versuchte, es zu trösten, da es noch immer fürchterlich schrie. »Alle anderen wurden umgebracht. Die Mutter von dem Kleinen hier ist tot. Ihr könnt ja hingehen und nachschauen. « Einer der Jungen kicherte. »Sicher... und uns von all den Monstern da unten zerfleischen lassen.« Dave hatte erkannt, daß Carl und er von den Jungen keine Unterstützung erwarten konnten. Es war also ratsam, ihre Energie auf irgend etwas zu lenken, ehe sie zu gefährlich wurden. Wenn er Glück hatte, konnten Carl und er mit dem Baby und ihren Waffen entkommen. Er überlegte sich ein Argument. »Ihr seht doch, daß wir weder Geld noch irgendwelche Wertgegenstände besitzen. Warum gebt ihr uns nicht einfach unseren Revolver zurück, damit wir uns schützen und für das Baby etwas zu essen finden können? « Er sah den Anführer an.

»Nicht dumm, der Versuch«, gab der Anführer zu. »Aber den Revolver behalten wir. Wir brauchen ihn selbst. Im Augenblick heißt es >Jeder für sich!< – das solltet ihr doch wissen.« Er lachte grausam. »So, und jetzt bewegt euch!« Er hob seinen Bogen und zielte mit einem Pfeil auf Daves Brust. Dave und Carl zögerten. Die anderen Mitglieder der Bande richteten ihre Waffen ebenfalls auf sie. Der Junge, der den Revolver ergattert hatte, entsicherte ihn. Wenn er auf den Auslöser drückte, würde ein Schuß losgehen. »Los, bewegt euch, habe ich gesagt!« brüllte der Anführer. Von der Anstrengung, seiner Stimme Kraft zu verleihen, vibrierte der Pfeil ein bißchen.

Widerstrebend begannen Carl und Dave, der das noch immer schreiende Baby im Arm trug, den Abstieg den Hügel hinunter zur Straße.

Der Anführer rief hinter ihnen her und wies mit dem rechten Arm, der den Bogen hielt, in der dem Haus der Millers entgegengesetzten Richtung die Straße entlang: »Weniger als fünf Kilometer von hier gibt es noch eine Farm! Vielleicht könnt ihr dort Hilfe kriegen!«

»Zur Hölle mit ihnen«, fluchte der zweite in der Hierarchie und streichelte dabei den Revolver. »Sollen sie doch auf sich selber aufpassen. Vor allem, wenn sie wirklich Bullen sind. Und wenn sie einen Anruf durchgeben und uns die Kollegen auf den Hals hetzen? «

»Keine Sorge, die Telefonleitungen sind tot«, erwiderte der Anführer. »Und außerdem sind wir längst über alle Berge, ehe uns irgendwer was anhaben kann. Was meint ihr, wollen wir uns mal die Farm anschauen, von der sie gesprochen haben? Wenn da wirklich alle tot sind, können wir vielleicht problemlos Beute machen.«

Auf ein Zeichen des Anführers rannte die Bande schreiend und johlend den Abhang hinunter in Richtung der Stätte von Tod und Entsetzen.

Dave und Carl brauchten eine gute Stunde, um zu dem nächsten Farmhaus zu gelangen. Während des Marsches, der für Carl unendlich qualvoll war, schrie das Baby, bis es, von Hunger und Erschöpfung geschwächt, einschlief. Dave, der es trug, beobachtete wachsam die Umgebung nach etwaigen Überfällen. Die beiden Männer kamen nur langsam voran. Sie hielten sich zur Deckung im Gebüsch am Straßenrand, wenn immer sie dazu in der Lage waren. Das Gelände ober– und unterhalb der Straße war hügelig und so dicht mit undurchdringlichem Gestrüpp überwuchert, daß es nicht möglich war, dort entlangzuschleichen, schon gar nicht für Carl in seinem gegenwärtigen Zustand.

Carls Fieber war weiter angestiegen. Sein Hemd triefte vor Schweiß und er wurde mit jedem Schritt schwächer. Den letzten Kilometer legte er taumelnd und halb stolpernd zurück, weigerte sich aber, aufzugeben, während er gegen einen Anfall von Fieberwahn oder Bewußtlosigkeit ankämpfte. Sie hatten höllische Angst anzuhalten und taten es dennoch ein paarmal, damit Carl sich ein bißchen erholen konnte. Aber diese Ruhepausen halfen nicht. Es schien besser zu sein, wenn er in Bewegung blieb, und über die letzten achthundert Meter versuchte Dave, seinen Kollegen zu stützen und halbwegs zu tragen. Wenn sie das Farmhaus erreichten, sagte er sich, bestand eine gewisse Hoffnung auf Hilfe. Falls es ein Farmhaus gab. Falls die Jungenbande sie nicht angelogen hatte. Die Straße machte eine Kurve und sie entdeckten zwischen den Bäumen hindurch einen kleinen Schuppen. Gleichzeitig fanden sie ein totes Huhn auf der Straße. Kommentarlos setzten sie ihren Weg fort, und nachdem sie ein paar Meter an der Baumgruppe, die den Hühnerstall verdeckte, vorbeigegangen waren, sahen sie ein weißes Fachwerkhaus knapp vierzig Meter von der Straße entfernt. Instinktiv traten die beiden Männer in den Schutz eines gewaltigen Baumes. Sie lugten dahinter hervor und ließen den Blick prüfend über die baumbestandene Wiese vor dem Haus gleiten. Reglose, tote Gestalten lagen auf der Wiese, Überreste von Tieren und einige Humanoide, Leichenfresser, die offenbar überwältigt worden waren. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Offenbar hatte das Haus einem Überfall standgehalten. Die beiden Männer schauten einander an und trafen wortlos eine gemeinsame Entscheidung. Sie traten hinter dem Baumstamm hervor. Ein Schuß krachte und Carl wurde zurückgeschleudert und stürzte tödlich getroffen zu Boden. Einen Augenblick lang rührte Dave sich nicht. Er starrte auf den erstaunten Ausdruck in Carls Gesicht und auf das Blut, das durch seine Hemdbrust sickerte. Dann erschallte eine Salve von Gewehrschüssen und Dave duckte sich und rollte sich in Deckung. Er landete in einer Vertiefung hinter einem niedrigen Gebüsch. Er hatte sich bemüht, das Baby dabei zu schützen, und es war ihm offenbar gelungen – das Neugeborene schrie aus vollem Halse, sein kleiner Körper wurde von Schluchzern geschüttelt, die so heftig waren, daß es aussah, als könne es das nicht durchstehen. Dave fürchtete, das Baby würde sterben. Er drückte sich, so tief er konnte, in die kleine Mulde und lugte vorsichtig über den Rand, dann zurück zu Carls Leiche neben dem Baum. Er sah jetzt, was er vorher noch nicht gesehen hatte: Außer der Schußwunde in der Brust war Carl ein Teil des Schädels weggefetzt worden, vermutlich von einem der Geschosse der Salve, die auf den ersten Schuß gefolgt war. Erleichtert, wenn auch mit Schuldgefühlen, stellte Dave fest, daß Carl nicht wieder aufleben würde. Er würde nicht einer von ihnen werden. Dann schauderte er, als ihm der Kummer über den Tod seines Freundes zutiefst bewußt wurde. Und alle diese Gefühle mischten sich mit dem Wissen, daß er und das Baby in der Falle saßen und daß er einen Ausweg finden mußte, um zu überleben. Die Leute in dem Farmhaus hatten Carl und ihn für angreifende Humanoide gehalten und hatten geschossen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Das Baby schrie herzzerreißend. So laut, daß Dave überzeugt war, man müsse es vom Haus aus hören. » Hilfe! Bitte!« schrie er über die Wiese. »Ich habe ein Baby! Bitte helfen Sie mir!«

Ein weiterer Schuß krachte und traf ins Laub. Dann herrschte wieder Stille. Dave versuchte es noch einmal. Er legte die Hände als Trichter vor den Mund. »Ich habe ein Neugeborenes bei mir, das verhungert. Bitte! Sie brauchen mir nicht zu helfen – aber, um Himmels willen, nehmen Sie das Baby!« Dann wartete er. Es blieb still. Er wartete eine endlos scheinende Weile. Dann klang plötzlich eine Stimme aus dem verbarrikadierten Haus: »Sie da draußen! Zeigen Sie sich!« Dave zögerte. »Zeigen Sie sich in Gottes Namen!« befahl die Stimme wieder. »Wir müssen sicher sein, daß Sie nicht eins von diesen Dingern sind!«

Dave spürte Wut in sich aufsteigen. Er wollte denjenigen, der da rief, wissen lassen, daß er seinen Kollegen schon umgebracht hatte, weil ihm der Finger zu locker am Abzug saß, aber er zog es vor, im Moment lieber ruhig zu bleiben. Wenn sie erfuhren, daß sie einen Menschen getötet hatten, würden sie vielleicht vorziehen, keine Zeugen übrigzulassen. Dave hielt sich wieder die Hände als Trichter vor den Mund und brüllte: »Ich komme heraus. Schießen Sie um Himmels willen nicht! Ich bin ein Mensch – und ich habe ein neugeborenes Baby bei mir!«

Aus unerfindlichen Gründen hörte das Baby plötzlich auf zu schreien. Dave schaute es an, um zu sehen, ob es noch am Leben war, aber, sagte er sich, selbst wenn nicht, würde er es benutzen, um sich Zugang zu dem Farmhaus zu verschaffen. Er stand auf und hielt das Neugeborene deutlich sichtbar hoch über seinen Kopf. Dann stieg er mühsam aus der Vertiefung und unter dem Schutz eines überhängenden Astes hervor, so daß man ihn vom Farmhaus deutlich erkennen konnte. Langsam ging er mit dem Baby im Arm auf das Haus zu. Er sah das Metall von Gewehrläufen aus den mit Brettern vernagelten Fenstern aufblitzen und versuchte sich bereitzuhalten, um in Deckung zu gehen, falls ein Schuß abgegeben würde.

Eine tote Ziege lag im Garten nahe bei dem Haus. Ihre Knochen waren teilweise so sauber, als hätten Geier sich daran gelabt. Die Ziege war von einem Schuß direkt neben dem rechten Auge getroffen worden. Die Augenhöhle war blutverkrustet und die teilweise sichtbare Pupille starrte daraus hervor.

Zwanzig Schritte vor dem Hauseingang blieb Dave stehen. Er hielt das Baby noch immer in die Höhe. »Dieses Baby wurde in der letzten Nacht geboren«, rief er in Richtung eines zersplitterten Fensters, aus dem ein Gewehrlauf ragte. »Die Mutter starb bei seiner Geburt. Sie hieß Karen Miller und war Ihre Nachbarin ein Stück weiter die Straße hinunter. Das Kleine hat noch nichts zu sich genommen. Würden Sie bitte so freundlich sein, ihm etwas Milch zu geben? « Dave ließ das Baby herunter und kuschelte es an seine Brust. Er spürte sein schwaches Atmen. Wenn die Leute da drin jetzt noch immer nicht begriffen hatten, daß er ein Mensch war, sagte er sich, dann würden sie es nie begreifen. Eine Männerstimme schallte hinter dem vernagelten Fenster hervor. »Wir haben keine Milch. Unsere Ziege ist tot, sehen Sie das nicht?«

Noch ehe Dave antworten konnte, dröhnte die Männerstimme wieder. »Woher sollen wir wissen, ob Sie nicht einer von diesen Plünderern und Vergewaltigern sind, die hier herumstreunen? Wir kennen Karen und ihre ganze Familie. Sie waren zur Beerdigung unserer Tochter hier. Vielleicht haben Sie sie ausgeraubt und umgebracht.«

»Mein Name ist Dave Benton und ich bin Beamter der Staatspolizei«, stellte Dave sich vor. Er wiegte das Baby, das wie auf Kommando wieder zu schreien anfing. Dave hoffte, das würde ihm ein bißchen Sympathie einbringen. Es wirkte. Hinter dem zersplitterten Fenster hörte er eine Frauenstimme. »Henry, das Baby! Um Himmels willen, laß den Mann doch herein!«

Der Gewehrlauf verschwand aus dem Loch in der Scheibe, und kurz darauf hörte Dave, wie drei Riegel an der Tür einer nach dem anderen zurückgeschoben wurden. Die Tür öffnete sich und Dave schaute ängstlich hinüber. Das Baby schrie noch immer. Ein Mann und eine Frau mittleren Alters standen auf der Schwelle. Der Mann hielt weiterhin seine Waffe auf Dave gerichtet und musterte ihn mißtrauisch. Die Frau wirkte freundlicher. Sie hatte ihr graues Haar zu einem Knoten aufgesteckt und trug ein ausgebleichtes Buntdruckkleid. Der Mann hatte einen Overall und ein Flanellhemd an. Sein wettergegerbtes Gesicht war hart und runzlig. Er hatte eine Glatze. Es waren Mr. und Mrs. Dorsey, die Eltern des toten Kindes, zu dessen Beerdigung Bert Miller mit seinen drei Töchtern erschienen war. Mrs. Dorseys Gesicht hellte sich auf, als sie das Baby sah. Dann warf sie ihrem Mann einen Blick zu und drückte den Gewehrlauf nach unten, so daß er nicht mehr auf Dave und das Baby zielte. »Also, dann machen Sie schon, daß Sie hereinkommen«, forderte sie Dave auf, als sie sein Zögern sah, und trat beiseite, um ihn einzulassen. Dave folgte den Eheleuten ins Haus und schaute zu, wie Henry Dorsey die Tür wieder verriegelte. Mrs. Dorsey nahm das Baby in den Arm und sah es liebevoll und besorgt an. »Wir müssen Milch für das Baby finden, sonst verhungert es«, mahnte Dave. »Es hat seit seiner Geburt noch nichts zu sich genommen.«

Mr. Dorsey wirbelte herum. »Kann Ihnen damit nicht dienen, hab' ich Ihnen doch schon gesagt. Unsere Ziege ist tot.« Er wies mit dem Daumen in die Richtung eines großgewachsenen jungen Mannes, den Dave bislang noch nicht bemerkt hatte und der in der Ecke des Zimmers auf einem Schaukelstuhl saß. »Mein Sohn hat die Ziege abgeknallt. Hielt sie für eins von diesen toten Dingern. Was das Hirn angeht, hat der Junge nicht allzuviel abgekriegt. Schlägt nicht nach seinem Vater. Das Ärgerliche ist...« Er fing sich wieder. »Von der Polizei sind Sie, haben Sie gesagt? «

»Ja. Mein Kollege und ich wurden von einer Bande von Plünderern überfallen. Sie haben uns die Uniformen abgenommen. Jetzt ist er tot.«

Nur das leise Tätscheln von Mrs. Dorseys Hand war zu hören, die das Baby an ihren Busen drückte. Niemand wußte etwas zu sagen. Das Baby hatte aufgehört zu weinen. Mr. Dorsey warf seinem geistig minderbemittelten Sohn einen giftigen Blick zu, und der junge Mann ließ den Kopf hängen und machte sich ganz klein in seinem Schaukelstuhl, den er angehalten hatte. Dave begriff, daß es der Sohn gewesen sein mußte, durch dessen gedankenlosen Schuß Carl getötet worden war, und daß sich der Vater ihm dann angeschlossen hatte. »Wir werden uns darum kümmern, daß er ein anständiges Begräbnis bekommt, wenn wir können«, versprach Mrs. Dorsey. »Viel ist es nicht, aber das ist alles, war wir zu tun vermögen.« Ihre Worte hingen in der Luft und trösteten niemanden.

Der trottelige Sohn rang die Hände und schmollte verängstigt in seinem Schaukelstuhl, der quietschend wieder angefangen hatte, hin und her zu schaukeln.

»Hätten Sie nicht vielleicht ein bißchen Pulvermilch? Oder kondensierte Dosenmilch?« fragte Dave. Mrs. Dorsey schüttelte den Kopf. »Wir leben nur von den Konserven, die ich im letzten Herbst gemacht habe«, erklärte sie mit gesenktem Blick. »Und wenn wir uns noch länger hier verbarrikadieren müssen, werden die nicht mehr lange reichen.«

»Gibt's irgendwo in der Nähe einen Ort, wo ich Milch finden könnte?« Dave schaut zwischen den Eheleuten hin und her. Es war Mr. Dorsey, der antwortete. Seine Stimme klang rauher und härter, als er beabsichtigt hatte. »Im Umkreis von Kilometern gibt's hier keine Häuser. Außer dem Kingsley-Besitz. Und dem der Millers.«

»Kingsley?« fragte Dave, der sich an den Namen erinnerte. »Der Kingsley Country Club ist acht Kilometer weiter nördlich, die Landstraße entlang über den Hügel. Da fängt der Golfplatz an. Vier Kilometer weiter ist der Club und noch mal anderthalb oder so dahinter das Landhaus. Kingsley gehört so ziemlich das ganze Gebiet. Aber ich würde sagen, Sie haben mehr Chancen bei der Tankstelle.« »Tankstelle? «

»Die Tankstelle von Log Cabin. Nicht ganz zwölf Kilometer nach Süden auf der Hauptstraße. Dort verkaufen sie auch Brot und Milch – normalerweise jedenfalls.« Dave wog die Information im Geiste ab. Wenn er irgendein Transportmittel und eine Waffe bekäme, könnte er versuchen, bis zu der Tankstelle zu gelangen und Milch und Nahrungsmittel zu besorgen. Anschließend könnte er sich dann John Carter und seine Bande vorknöpfen. Und sich um die gefangenen Miller-Töchter kümmern. Mr. Dorsey beobachtete Dave und las in seinen Gedanken. »Ich habe zwei Laster und einen Pkw. Wenn Sie's riskieren wollen, kann ich Ihnen den Pkw geben. Und sogar ein Gewehr. Wir behalten das Baby hier – als Pfand.« »Wenn Sie das tun, dann will ich's riskieren«, beschloß Dave und schaute dabei Mr. Dorsey fest in die Augen. »Wir dürfen das Baby nicht verhungern lassen – nach allem, was es durchgemacht hat. Mit Ihrer Hilfe überlebt es vielleicht.« »Ich werde mein Bestes tun, während Sie weg sind«, versprach Mrs. Dorsey. »Ich werde einen dünnen Tee machen und ihn damit füttern, zum Stimulieren. Der Arzt hat mir das bei meinem Erstgeborenen geraten, als er gegen Milch allergisch war und nicht viel anderes essen konnte. Ich geb' ihm nicht viel, nur ein bißchen, um zu sehen, ob's was nützt.« Dave schwieg. Es war ihm unmöglich, den Eheleuten zu danken, nachdem der Mann oder sein Sohn Carl erschossen hatte. Aber sie versuchten jetzt, nett zu sein. Vielleicht, um etwas wiedergutzumachen. Dave war nicht undankbar. Aber nichts konnte Carl wieder lebendig machen. Der schwachsinnige Sohn saß auf seinem Schaukelstuhl und schaukelte hin und her, hin und her, und der Stuhl quietschte dabei.

Von geistiger und körperlicher Erschöpfung übermannt schliefen Ann und Sue Ellen auf dem Rücksitz des Streifenwagens mit Wade Connely am Steuer ein. Er folgte noch immer dem Lastwagen. Sie fuhren mit etwa achtzig Stundenkilometern und weniger als drei Wagenlängen Abstand voneinander. Wade wollte dicht hinter dem Laster bleiben, weil er das Gefühl hatte, der Lkw könnte ein Hindernis überrollen ohne außer Kontrolle zu geraten, und er traute dem Polizeiwagen das nicht ohne weiteres zu. Falls eine von den toten Kreaturen auf der Fahrbahn auftauchte, dann wollte Wade, daß der Lkw sie als erster erwischte.

John Carter schaute in den Rückspiegel. Ihm gefiel es gar nicht, wie der andere sich hinter ihn geklemmt hatte. Er schaltete seine Warnblinkanlage ein, um Wade Zeichen zu geben. »Achtung!« schrie Flack, duckte sich und hielt sich die Augen zu.

Carter sah drei Humanoide im Strahl der Scheinwerfer mitten auf der Fahrbahn auftauchen. Carter trat auf die Bremse, was ein großer Fehler war. Der Laster schlingerte, traf zwei der lebendigen Toten und fegte sie zur Seite. Wade mußte eine Notbremsung durchführen, um nicht auf den Laster aufzufahren, und der Wagen rutschte mit quietschenden Reifen und dem Gestank von verbranntem Gummi neben den Lkw, erfaßte den dritten Humanoiden und schleuderte ihn mit flatternden Gliedmaßen in die Höhe, über die Motorhaube des Polizeiwagens und durch die Windschutzscheibe. Wade schrie auf und der Wagen geriet außer Kontrolle. Er schoß durch eine Leitplanke die Böschung hinunter und krachte gegen einen Baum.

Das alles spielte sich in ETuchteilen von Sekunden ab, und Carter und Flack sahen den Unfall teilweise durch die Rückspiegel. Carter brachte den Lkw am Straßenrand zum Stehen. Er und Flack packten jeder eine Taschenlampe und rannten mit gezogenen Revolvern zur Unfallstelle. Der Leichenfresser, der durch die Windschutzscheibe geflogen war, wurde bei dem Aufprall gegen den Baum geschleudert und lag nun wie eine Stoffpuppe am Boden. Er röchelte mühsam und bewegte schwach einen Arm wie ein Insekt, das man zertreten hat und das sich zu sterben weigert. Flack trat hinzu, richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf ihn und gab einen wohlgezielten Schuß genau zwischen die Augen ab. Jetzt rührte er sich nicht mehr, nachdem ein Teil seines Schädels weggefetzt worden war.

Wade Connely war tot. Sein zerschmetterter Schädel und sein zerschnittenes Gesicht ragten durch die Windschutzscheibe. Sein Genick war säuberlich fast vollständig durchgetrennt.

Obwohl der Motor, der durch den Aufprall völlig zerstört worden war, nicht mehr lief, brannten die Scheinwerfer noch immer auf Batteriestrom ebenso wie die Innenleuchte, da eine der Hintertüren aufgesprungen war. Die Mädchen auf dem Rücksitz lebten noch und schienen einigermaßen heil davongekommen zu sein. Sie saßen dicht aneinandergedrängt, gefesselt und mit verstopften Mündern, unfähig, sich zu bewegen. Sie hatten die Augen weit aufgerissen und in ihren Gesichtern stand nackte Angst. Carter und Flack halfen den Mädchen beim Aussteigen und schubsten sie vor sich her zum Lastwagen. Zuvor hatte Carter die Kabel von der Batterie losgerissen, damit die Scheinwerfer ausgingen und keine Aufmerksamkeit erregten. Dann, im Bewußtsein dessen, was geschehen würde, wenn er es nicht täte, leuchtete er mit der Taschenlampe auf Wades Gesicht und gab einen Schuß in seinen Schädel ab.

Flack klappte die Ladeklappe des Lasters herunter und zwang die Mädchen, auf die Ladefläche zu klettern. Sie mußten sich auf die Seite legen, damit er sie in dieser Position an dem schweren Generator festbinden konnte. Er wollte verhindern, daß sie sich aufrichten und Passanten auf sich aufmerksam machen könnten. Nachdem er sein Werk vollendet hatte und die Rückklappe wieder verschlossen war, stieg er neben Carter in die Fahrerkabine, und sie rollten zurück auf die Landstraße in Richtung des Kingsley-Grundstückes. Es blieb weniger als eine Stunde bis zum Tagesanbruch, und sie wollten in der Lage sein, den Besitz in der Morgendämmerung anzugreifen. Der Verlust des Streifenwagens bedeutete ein Handicap. Er hätte für die Glaubwürdigkeit ihrer Verkleidung als Staatspolizisten gute Dienste geleistet. Carter würde sich jetzt allein auf die Wirkung der Uniform verlassen müssen. Unterwegs diskutierte er mit Flack über die Angelegenheit und sie überlegten sich, wie sie die Kingsleys überrumpeln könnten.


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