Текст книги "Untot"
Автор книги: Джон Руссо
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Ужасы
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»Einen Fleischerhaken her! Beeil dich!« schrie Flack. Das brachte Wade wieder in Bewegung. Er wühlte auf der Ladefläche des Lasters herum; er holte zwei Paar Handschuhe hervor, warf Flack ein Paar zu und zog das andere selbst an. Die beiden Männer mußten dabei die Fackeln und die Waffen von einer Hand in die andere jonglieren. »Nur einen Haken«, sagte Flack. »Ich mach das, aber du mußt mir Feuerschutz geben. «Im Vertrauen auf die Wirkung der Fackeln steckte Flack den Revolver weg und nahm den Fleischerhaken, den Wade ihm reichte. Wade Connely deckte Flack, der zu der Leiche eines der überwältigten Humanoiden ging, mit dem Fleischerhaken kräftig ausholte und ihn in das weiche Fleisch in der Höhe des Zwerchfells rammte – wo die Rippen einen soliden Halt für den Haken bildeten -, um dann den Körper über den Boden zu schleifen. Flack zerrte auf diese Weise eine Leiche nach der anderen zu einer Stelle in der Mitte der Wiese und stapelte sie aufeinander wie Holzscheite. Die unterschwellige Angst ließ ihn schnell und zügig arbeiten, und Flack erledigte die grauenvolle Aufgabe, ungefähr ein Dutzend Leichen zu einem Scheiterhaufen aufzustapeln, in erstaunlich kurzer Zeit. Der Gestank von verrottendem Fleisch war überwältigend, und die beiden Männer atmeten kurz und flach, wenn sie die Luft nicht mehr länger anhalten konnten. Flack war erschöpft. Er benötigte größere Mengen Sauerstoff, als diese Atemtechnik ihm lieferte, und schließlich zwang er sich, tief durchzuatmen, und mußte dann gegen das Würgen und den Drang, sich zu erbrechen, ankämpfen.
Als die Leichen zu einem Stapel aufgeschichtet waren, nahm Flack den Kanister und goß hastig, um schnell fertig zu werden, und großzügig Kerosin darüber. Wade beobachtete ihn, den Finger am Abzug, und war drauf und dran, noch mehr von den Dingern abzuknallen, weil er meinte, es würde seinem Seelenfrieden guttun. Flack erkannte Wades Absicht. »Spar deine Munition«, gebot er. »Du hast doch auch einen abgeknallt«, erwiderte Wade. Flack verschloß den Kanister.
Die Leichenfresserkadaver waren bereit, angezündet zu werden. Die beiden Männer hatten nicht die Absicht, es sofort zu tun, sondern später, wenn sie vom Haus zu den Fahrzeugen durchzubrechen hatten. Sie hofften, daß das Feuer aus totem Fleisch angreifende Humanoide zurückweichen lassen würde. Mit Hilfe ihrer Waffen und Fackeln würden sie sich einen Fluchtweg bahnen können.
Flack und Wade zogen die Handschuhe aus und warfen sie zusammen mit dem Fleischerhaken auf den Laster. Dann nahmen sie ihre Gewehre und die Fackeln mit ins Haus. Wade ging noch einmal hinaus, um die Kerosinlampe und den Kanister zu holen. Als er zurückkam, verriegelte er die Tür und verrammelte sie wieder mit dem Balken.
Angel döste auf dem Sofa. John Carter saß im Sessel neben dem kalten Kamin und ließ seine Augen hin und wieder über die gefesselten Gefangenen gleiten, die flach auf dem Rücken in der Mitte des Wohnzimmers lagen. Neben Carter auf der Armlehne stand eine leere Teetasse.
Flack und Wade gingen in die Küche, um sich die Hände zu waschen. Auf dem Küchentisch standen Tassen, und eine Kanne mit Tee dampfte auf dem Herd. »Ich brauche mehr als nur Tee, Teufel noch mal«, rief Flack. »Ich hab' Kohldampf.« Er öffnete den Kühlschrank und suchte nach etwas Eßbarem. Im Obergeschoß hatten Billy und Ann Sue Ellen ins Bett gebracht und wachten bei ihr, daß sie bald wieder zu Bewußtsein käme.
Karen kam langsam die Treppe herauf. Sie hatte die Küche verlassen, als sie Wade und Flack hereinkommen hörte. Sie wandte ihre Augen ab und kämpfte mit den Tränen, als sie den Flur entlang an ihres Vaters Schlafzimmer vorbeiging. Die Tür zu dem Zimmer war nur angelehnt. Ein blasser Lichtstreifen von der Flurlampe fiel hinein, doch der größte Teil lag im Dunkel. In der hintersten Ecke des Raums stand reglos die gekrümmte Gestalt eines Humanoiden. Dieses tote Wesen hatte sich an Bert Millers Fleisch gelabt. Seine bestialische Gier war im Augenblick gestillt, und ohne den gierigen Freßtrieb war es damit zufrieden, reglos und still abzuwarten. Karen betrat das Zimmer, in dem Sue Ellen lag. Sie hoffte, ihre Schwester wach zu finden. Ann und Billy schauten auf. In ihren Gesichtern konnte sie lesen, daß sich Sue Ellens Zustand nicht verändert hatte. »Ich bleibe bei ihr«, erklärte Karen. »Wenn ihr wollt, könnt ihr nach unten gehen und ein bißchen Tee trinken.«
Als Billy und Ann sich anschickten, die Treppe hinunterzusteigen, hörten sie dröhnendes Gelächter aus dem Erdgeschoß. Flack, der gerade dabei war, sich ein Sandwich in den Mund zu stopfen, rannte, gefolgt von Wade Connely, am Treppenabsatz vorbei und ins Wohnzimmer, als Billy und Ann gerade die letzten Stufen erreichten.
Angel lachte. Sie kniete in der hinteren Ecke des Zimmers am Boden. Wade und Flack standen über sie gebeugt, und Flack stimmte kichernd in ihr Gelächter mit ein. Die beiden Gefesselten mühten sich ab, in Richtung von Angels Lachen zu schauen. Sie sahen, daß sie ein Bücherregal beiseite geschoben und einen alten Fußbodensafe entdeckt hatte. »Wetten, daß ich die Kombination rauskriege?« prahlte Angel und befeuchtete sich die Lippen mit einer schnellen Zungenbewegung. »Ich hatte eine Tante, die Wahrsagerin war.«
»Vielleicht sind wir am Ende doch den wirklichen Geiern in die Hände gefallen.«
Alle starrten Billy verblüfft an.
»Wie undankbar, so was zu sagen«, fauchte Angel mit zornblitzenden Augen.
Flack und Wade kamen drohend ein paar Schritte näher. Flack zog ein Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel. Unvermittelt schwenkte er das Messer mit dem Griff voran vor Wades Lippen, als wäre es ein Mikrophon. Wade lachte, als er begriff, was für eine Komödie sich jetzt hier abspielte. Carter blieb schweigend sitzen und beobachtete die Szene. Billy und Ann bekamen es mit der Angst zu tun und fühlten, wie ihnen kalter Schweiß auf die Stirn trat. Das »Mikrofon« vor Wades Lippen haltend, sprach Flack in der Art eines Reporters: »Ich erfahre soeben, daß vor knapp zwei Stunden Beamte der Staatspolizei ein paar Landpomeranzen vor dem Angriff von Leichenfressern gerettet haben.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Wade mit ernstem Gesicht. Er gefiel sich sichtlich in der Rolle. »Die Beamten tauchten unerwartet aus dem Nichts auf und retteten ein paar Bauern im Handumdrehen. Ich würde sagen, die Beamten haben sich ihres Rufs würdig gezeigt.« Er grinste zufrieden über seinen eigenen witzigen Einfall.
»Das haben sie wirklich«, sagte Flack anerkennend. »Und wie fühlt man sich als Held, Staatspolizist Connely, wenn man ein paar Fremden gerade das Leben gerettet hat? Wenn man gerade Kopf und Kragen riskiert hat für Leute, die man noch nie im Leben gesehen hat?« »Am Anfang fühlt man sich großartig, aber dann...« »Dann was?«
»Die Leute haben ein kurzes Gedächtnis«, antwortete Wade zögernd und schaute dabei Ann und Billy herausfordernd an. »Nun mal halblang!« schnauzte Billy los, aber Flack ließ ihn nicht ausreden, stieß ihn rücklings aufs Sofa und hielt ihm die Messerspitze vor die Kehle.
»Warte mal, Bürschchen!« Flack spie die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Was haben Sie mit Sue Ellen gemacht?« platzte Ann heraus. Sie war so aufgeregt, daß die Worte hervorschossen, ehe sie sich auf die Zunge beißen konnte. In ihrer Angst wurde das, was bisher nur ein unterbewußter Verdacht gewesen war, plötzlich ein konkreter Gedanke.
Flack schaute sie verblüfft, erstaunt und gekränkt an. Er ließ von dem Jungen ab und wandte sich mit beleidigtem Blick Ann zu. Billy blieb auf dem Sofa liegen und rieb sich die Kehle und die Brust. Sein gerötetes Gesicht war vor Zorn und Angst und Schmerz zu einer Grimasse verzerrt. In ernsthaftem, überzeugendem Tonfall sagte Flack: »Seht ihr die zwei Gefangenen da? Schaut sie euch gut an. Kinder-belästiger! Und wir müssen Kopf und Kragen riskieren, um die Drecksäcke heil der Jusitz zu übergeben.« Flack hielt inne und grinste. »Wir hätten auch nicht hier herkommen und euch das Leben retten müssen. Aber wir haben es getan, und da wir jetzt für eine Weile hier festhängen, sind wir auf ein bißchen Unterstützung angewiesen. Ich meine, es wäre an der Zeit, daß wir was zwischen die Zähne kriegen. Eine kleine Mahlzeit. Keiner weiß, wie schlimm sich das da draußen noch zuspitzen wird. Also, wer von euch ist der Koch?« Ann und Billy schauten einander an. Billys Gesicht war noch immer hochrot. Er saß steif aufgerichtet auf dem Sofa. »Also gut, ich mach's«, erklärte sich Ann kaum hörbar bereit. Sie wandte sich um, doch sie hielt inne, als sie das Rauschen des Fernsehers hörte. John Carter hatte das Gerät eingeschaltet und wartete darüber gebeugt, bis es warm wurde.
Carters Augen waren auf den Bildschirm gerichtet. Nicht, daß er sich besonders für das Bild interessiert hätte, das sich langsam verdichtete; er war einfach im Augenblick an allem anderen desinteressiert. Er strahlte eine Aura schweigender Autorität aus. Auch wenn er nicht viel gesagt hatte, war seine Gegenwart ein ständig zu berücksichtigender Faktor in dem Zimmer. Er schien nur den Mund aufzumachen, wenn er mit etwas nicht einverstanden war oder wenn er etwas in bestimmter Weise getan haben wollte. Er war bereit, den Dingen ihren Lauf zu lassen, solange sie nicht gestoppt werden mußten. Carter war eindeutig der Boß, ohne daß er jedermann ständig darauf hinzuweisen brauchte.
Eine Nachrichtensendung fesselte jedermanns Aufmerksamkeit. Ein Sprecher saß hinter einem Schreibtisch in einem Fernsehstudio: »Offenbar beschränkt sich das Phänomen nicht, wie zunächst angenommen wurde, auf zwei bestimmte Staaten. Von überall her sind Berichte eingegangen. Eine Krankenschwester aus New York erzählt von einem höchst merkwürdigen Erlebnis.« Die Leute in dem Millerschen Wohnzimmer drängten sich näher um das Fernsehgerät, während das Bild des Ansagers verblaßte und statt dessen eine junge Frau sichtbar wurde, die ein Interview gab. Karen war von dem Geräusch des Fernsehers herbeigelockt worden und schlich sich leise dicht neben Ann. Die Gefangenen am Boden hoben die Köpfe und versuchten zwischen den Beinen der übrigen Anwesenden hindurch einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen. Zu sehen war eine Krankenschwester in einem New Yorker Krankenhaus, der ein Reporter ein Mikrofon unter die Nase hielt. »Also«, setzte sie an – noch immer erschüttert von dem Erlebnis. »Ich hatte gerade einen toten Organspender aus dem Operationssaal im Erdgeschoß in den Vorraum gestellt. Sein Herz war entfernt worden. Ich hatte ihn an seinen Platz gebracht, mich für einen kleinen Augenblick abgewandt, und als ich wieder hinschaute, kam er auf mich zu – ich kann es noch immer nicht fassen! Ich rannte hinaus und schrie um Hilfe, und als wir wieder hineinkamen, hatte er sich durch eine Fensterscheibe gestürzt und war in Sekundenschnelle verschwunden.«
Auf dem Bildschirm erschien wieder der Nachrichtensprecher. »Ich wiederhole: Entsetzliche Berichte dieser Art treffen aus allen Teilen des Landes ein.«
Karen stöhnte plötzlich laut auf, schleppte sich zu einem Stuhl und ließ sich darauffallen. Sie krümmte sich vor Schmerzen. Billy und Ann sprangen hinzu und versuchten, ihr zu helfen, bis zum Sofa zu gehen. Sie bewegte sich langsam und steif aus Angst, ihre Wehen hätten schon eingesetzt. »Es ist doch erst in einem Monat fällig!« rief sie und verschränkte die Arme vor ihrem Leib, während Billy und Ann sie aufs Sofa betteten »Es kann doch noch nicht losgehen!« »Ist es sehr schlimm?« fragte Ann. »Eben hat es scheußlich weh getan. Und es fühlt sich so an, als käme es gleich wieder.«
Während Billy und Ann sich um Karen kümmerten, liefen die Fernsehnachrichten weiter. Flack, Angel, John Carter und Wade Connely folgten ihnen aufmerksam. Das Gesicht des Ansagers füllte den ganzen Bildschirm.
»Die vor kurzem Verstorbenen – Leichen aus Leichenhäusern, Bestattungsunternehmen und Krankenhäusern – werden wieder lebendig und laben sich an Menschenfleisch. Niemand weiß, wie viele Menschen von den Leichenfressern ermordet worden sind, nur um sich dann ihrerseits den Reihen der wandelnden Toten anzuschließen. Es besteht kein Zweifel darüber, daß diese Seuche – wenn sie nicht schleunigst unter Kontrolle gebracht wird – zur Vernichtung der gesamten Menschheit führen kann. In den meisten Gebieten haben die lokale Polizei, Einheiten der Nationalgarde und Freiwillige damit begonnen, rund um die Uhr zu arbeiten, um das Problem in den Griff zu bekommen. Überflüssig zu erwähnen, daß sowohl unsere Städte als auch die ländlichen Bezirke inzwischen zu blutigen Schlachtfeldern geworden sind. Die Katastrophe verschlimmert sich noch durch die Tatsache, daß die Menschen anfangen, gegenseitig aufeinander loszugehen. Banden von Plünderern und Vergewaltigern machen die Landbezirke unsicher – ganz besonders in abgelegenen Gegenden – und nutzen das Zusammenbrechen von Gesetz und Ordnung aus, das als Folge des Überfalls der Leichenfresser zu chaotischen Zuständen geführt hat. Nachrichten über Mord, Vergewaltigungen und Brandstiftungen sind inzwischen an der Tagesordnung. Hier in unserem eigenen Distrikt hat Sheriff Conan McClellan, der vor zehn Jahren erfolgreich mit einer vergleichbaren Notlage fertig geworden ist, wieder das Kommando über ein bewaffnetes Aufgebot aus Polizeibeamten und freiwilligen Zivilisten übernommen. Es ist uns gelungen, Sheriff McClellan im Laufe des heutigen Tages zu interviewen.«
Auf dem Bildschirm waren im Vordergrund McClellan und ein Reporter zu sehen, im Hintergrund herrschte ein emsiges Gewimmel. Hinter den beiden Männern war ein Zeltlager zu erkennen. Weitere Zelte wurden aufgerichtet. Überall wuselte es von Männern mit Hunden, von Lagerfeuern, Jeeps und Rettungswagen. Der Sheriff trug Zivil. Die Hosen seines dunklen Anzugs stecken in gefütterten Stiefeln, die Krawatte hatte er gelockert. Er wirkte sehr erschöpft. Er hatte ein Schnellfeuergewehr mit Zielfernrohr und einen Munitionsgürtel geschultert.
»Sheriff..., inwieweit läßt sich der gegenwärtige Notstand mit der Situation von vor zehn Jahren vergleichen? « fragte der Reporter und hielt dem Sheriff das Mikrofon unter die Nase. Der Sheriff gab eine klare Antwort: »Diesmal ist es schlimmer. Wesentlich schlimmer sogar. Die Leute nutzen die Situation aus und gehen aufeinander los. Die Leichenfresser könnten wir eventuell unter unsere Kontrolle bringen, aber wir haben es zusätzlich mit Vergewaltigern und Plünderern zu tun.«
»Haben Sie eine Erklärung für das, was geschieht?« »Nicht die mindeste. Ich tue meine Arbeit, das ist alles. Ich hätte nie gedacht, daß diese verdammte, unglaubliche Geschichte sich je wiederholen könnte.«
»Sheriff, was läßt Sie annehmen, der Leichenfresser Herr werden zu können?«
»Es ist uns schon einmal gelungen. Wir können diese Kreaturen überwältigen und vernichten. Anschließend wieder Ordnung zu schaffen, darin besteht die eigentliche Schwie...« John Carter stand auf und schaltete das Gerät aus. Er drehte sich zu Ann und Billy um, die Karens regelmäßigem Stöhnen lauschten, sie leise nach ihren Schmerzen ausfragten, versuchten, sie zu beruhigen, und über die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt diskutierten.
»Es tut so weh«, jammerte Karen nach einer besonders heftigen Wehe. »Und die Schmerzen kommen wieder und wieder.«
»Wir müssen sie in ein Krankenhaus schaffen«, forderte Billy und ließ seinen Blick in Erwartung von Zustimmung zu John Carter schnellen.
Carter bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Es ist viel zu gefährlich, sich nach draußen zu wagen.« Flack grinste, schnippte eine Zigarette aus einer Packung und zündete sie an. »Komm, wir bringen Karen erst mal nach oben«, schlug Ann Billy resigniert vor.
Billy und Ann halfen Karen beim Aufstehen und machten sich auf den Weg zur Treppe. Flack trat ihnen in den Weg und zwang sie, stehenzubleiben. Karen wurde von einer weiteren Wehe erfaßt, krümmte sich und stöhnte, die Hände auf dem Unterleib.
»Wo wollt ihr denn hin?« begehrte Flack zu wissen. Ann versuchte, Karen zu helfen, während Billy dem Mann verständnislos ins Gesicht starrte. Karen verbiß ihren Schmerz und sah ihn ebenfalls ungläubig an. Ann warf John Carter einen flehenden Blick zu.
»Ihr müßt euch nur meine Erlaubnis erbitten«, erklärte Flack. Angel gab Wade einen amüsierten Stoß in die Rippen. Wade Connely grinste. Flack stülpte die Lippen vor und blies eine lange Reihe von Rauchringen aus.
»Bitte«, keuchte Ann mit dem Blick auf Carter gerichtet. Sie konnte nicht begreifen, daß er in Anbetracht der Lage zuließ, daß einer seiner Männer sich so benahm.
»Bitte was?« beharrte Flack spitz und genoß offenkundig seine Machtposition.
Ann traten Tränen in die Augen. »Bitte erlauben Sie uns, Karen nach oben zubringen«, flüsterte sie und schaute Flack dabei hilflos an.
»Das klingt schon besser«, erwiderte Flack. »Also gut. Meinetwegen.«
Billy und Ann beeilten sich, Karen, die in Schweiß ausgebrochen war, die Treppe hinaufzuhelfen.
»He, ihr Macker«, rief Angel. »Laßt uns mal diesen Safe knacken.«
Flack pflanzte sich vor Carter auf. »Machen wir endlich mit diesem Zirkus hier Schluß. Wir müssen uns langsam entscheiden, was wir mit den Leuten hier machen wollen, und es dann auch hinter uns bringen.«
»Immer mit der Ruhe«, versetzte Carter. »Das Spiel hat ja gerade erst angefangen.«
Wade Connely kicherte und zwinkerte Angel zu, die auf dem Fußboden kniete und an der Safekombination drehte, um den Mechanismus klicken zu hören.
»Laß das blöde Spiel sausen«, murrte Flack. »Wir verlieren nur unsere Zeit. Wenn wir das Kingsley-Haus nicht bald knacken, dann kommt uns jemand anders zuvor.«
Bei der Erwähnung des Kingsley-Hauses warfen die beiden gefesselten Männer auf dem Fußboden einander einen Blick zu.
»Verdammt noch mal, ihr zwei!« schnauzte Angel. »Haltet das Maul und helft mir mit diesem Safe!«
Wade kam ein paar Schritte näher und schaute auf Angel hinunter. »Solltest vielleicht deine Finger ein bißchen glatter schleifen«, meinte er scherzend.
»Ich krieg' das Miststück schon auf«, versicherte Angel. »Ich kann das Klicken fühlen.«
»Ich trau' denen da oben nicht«, bemerkte Flack zu John Carter.
Carter schaute zur Treppe und dann zu Flack zurück und dachte darüber nach. »Vielleicht hast du recht.«
»Wie viele von den Dingern sind da draußen?« fragte Flack plötzlich.
Wade trat an eines der vernagelten Fenster und spähte hinaus. »Himmel! Der ganze Vorgarten ist voll davon!« Er rannte von einem Fenster zum anderen, um die Situation abzuschätzen, und sie gefiel ihm ganz und gar nicht. »Wir sind von allen Seiten umzingelt! Da draußen sind mindestens dreißig von
diesen Zombies, oder sogar noch mehr!«
»Na und?« erklärte Carter ruhig. »Wir können uns unseren Weg an ihnen vorbeibrennen wie gehabt.«
Wade schaute ihn skeptisch an.
Flack stieß einen der Gefangenen mit dem Fuß an. »Zom-biefutter«, sagte er leise.
Oben lauerte ein einzelner Humanoider im Dunkel von Bert Millers Schlafzimmer. Ann und Billy, die Karen den Flur entlang zu ihrem Schlafzimmer brachten, waren an der halb geöffneten Tür vorbeigestolpert. Der Humanoide hatte sich ein bißchen geregt, als er die Nähe von Menschenfleisch wahrgenommen hatte.
Billy überließ Ann die Sorge um Karen und ging seinerseits nach Sue Ellen schauen. Zu seiner Überraschung war Sue Ellen aufgewacht, wenn sie ihm auch im sanften Schein der Lampe neben ihrem Bett sehr still und reglos erschien. Sie blickte zu Billy auf, als er hereinkam, und wirkte schwach und benommen. Billy trat eilig an ihr Bett und beugte sich über sie. »Sue«, fragte er. »Geht es dir besser?« Sue Ellen brach in leises Schluchzen aus, als sei sie zu schwach, lauter zu weinen. Billy setzte sich auf die Bettkante. Er wußte nicht, was er sagen oder tun sollte. »Dieser Mann!« platzte Sue Ellen unter ihren Tränen plötzlich heraus. »Ich habe unten seine Stimme gehört – er – er hat mich vergewaltigt!« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen, und ein Weinkrampf schüttelte sie am ganzen Leib. Ann stand an der Tür und hatte jedes Wort mit angehört. Sie sprang hinzu und nahm ihre Schwester in die Arme, die nicht aufhörte, heftig zu heulen.
Billy schaute zur Tür. Seine Augen weiteten sich erschreckt. Flack hatte sich im Türrahmen aufgebaut. »Okay, jetzt wißt ihr's«, sagte Flack und winkte mit seinem Revolver. »Alle Mann nach unten!«
»Du Schwein!« brüllte Billy und wollte sich auf Flack stürzen, doch Ann packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Nicht, Billy!« schrie Ann. »Er bringt dich um!« »Du bist schnell von Begriff«, stellte Flack höhnisch fest. »So, alle Mann nach unten, marsch!«
»Meine Schwester bekommt ein Baby«, protestierte Ann in der Hoffnung, irgendwo in diesem Mann steckten vielleicht noch ein paar menschliche Gefühle.
»Sie braucht nicht mitzukommen«, entschied Flack. »Sie kann hierbleiben und es kriegen.« Das erschien ihm ungeheuer lustig und er brach in sein hämisches Gekicher aus. »Bitte, Flack, das ist doch nicht Ihr Ernst!« flehte Ann. Sie konnte nicht glauben, daß der Mann so grausam war. »Doch«, bestätigte Sue Ellen bitter. Es schüttelte sie, als sie den Mann anschaute, und sie wandte ihr tränenüberströmtes Gesicht zur Wand.
»Verflucht noch mal, bewegt eure Ärsche endlich nach unten!« schnauzte Flack und drohte ihnen mit dem Revolver. Karens Stöhnen schallte durch den Flur. Billy und Ann halfen Sue Ellen aus dem Bett und auf die Füße und stützten sie. Mühsam stiegen sie die Treppe hinunter, gefolgt von Flack, der den Revolver auf sie gerichtet hielt. Angel blickte auf und lächelte bösartig. »Was machen wir denn bloß mit denen da?«
Wade Connely grinste. »Sie dürften mehr als nur ein paar von denen da draußen zufriedenstellen.«
»Zombiefutter«, wiederholte Flack, die Mündung seines Revolvers auf Ann, Billy und Sue Ellen gerichtet. Ihm gefiel der Ausdruck.
»Und wo ist die andere?« fragte Carter plötzlich. »Die kriegt noch immer ihr Baby«, erwiderte Flack kichernd. »Ist mir wurscht, ob sie'n Gör kriegt. Angel, geh sie holen. Ich will alle hier unten haben.« Angel stand gehorsam auf und begab sich zur Treppe. Ein Poltern war plötzlich vor dem Haus zu hören. John Carter gab Wade mit einer Geste zu verstehen,
daß er nach dem Rechten schauen solle. Wade eilte ans Fenster.
»Zwei sind bis an die Haustür gekommen«, berichtete Wade. »Sieht so aus, als kriegten sie wieder Hunger.« »Sag ihnen, es sei noch nicht Zeit fürs Abendessen«, spöttelte Flack. »Noch nicht«, fügte er hinzu.
Wade bohrte sein Gewehr zwischen zwei Brettern hindurch und zersplitterte die Fensterscheibe. Dann gab er zwei sorgfältig gezielte Schüsse ab. Draußen sackten zwei Leichenfresser neben dem Lastwagen zu Boden, beide genau zwischen den Augen getroffen. »Wir werden ein anständiges Feuer brauchen, um hier herauszukommen«, war sich Wade im klaren, als er sich vom Fenster abwandte und sein Gewehr wieder lud.
Im Obergeschoß war Angel auf dem Weg zu dem Raum, aus dem sie Karens Stöhnen hörte. Eilig strebte sie an der halb geöffneten Tür von Bert Millers Schlafzimmers vorbei. Zwei Hände schnellten durch den Türspalt und packten Angel brutal. Eine krallte sich über Mund und Gesicht, die andere würgte sie an der Kehle. Der Humanoide zerrte die Frau schnell in das Dunkel des Schlafzimmers. Er machte ihrem verzweifelten Gestrampel ein Ende, indem er ihren Kopf gegen die Wand donnerte, bis sie das Bewußtsein verlor. Die Geräusche des kurzen Kampfes wurden von Wades Gewehrschüssen durch das Wohnzimmerfenster völlig übertönt.
Der Leichenfresser kniete über dem bewußtlosen Mädchen; Speichel triefte über seine toten Lippen. Mit gierigem Glitzern in den Augen biß er in das weiche Fleisch ihres Halses. Dann wanderten seine groben Hände abwärts und rissen ihr mit brutaler Gewalt die Bluse vom Leib. Die Kreatur senkte den Kopf und grub ihre Zähne tief in die festen Brüste des Mädchens. Er kaute erst ein Stück aus der einen, dann aus der anderen. Dabei ließ er aus tiefer Kehle lüsternes Stöhnen dringen, und sein Körper bewegte sich in rhythmischen Zuckungen.
Als der Leichenfresser den Kopf hob, riß er eine der Brustwarzen mit ab. Mit noch größerer Entschlossenheit fetzte er ihr die Überreste ihrer Kleider vom Leib und labte sich an der Üppigkeit ihrer Schenkel und Lenden, bis er gesättigt war.
Im Wohnzimmer hatte Wade Connely sein Gewehr durch eine andere Öffnung gezwängt und feuerte noch immer. Er schoß mehrmals daneben, und die Leichenfresser wichen zurück. Sie verschwanden hinter überhängenden Ästen und verbargen sich im Schatten der umstehenden Bäume.
Die toten Dinger hatten begonnen, den Zusammenhang zwischen dem Knallen der Schüsse und ihrer potentiellen Vernichtung zu erkennen. Vielleicht waren es aber auch nur die Funken, die bei der Explosion des Pulvers entstanden, was ihnen angst machte, da Feuer das einzige war, das sie zu fürchten schienen.
Wade spannte den Abzug seines Gewehres wieder, aber Carter schnauzte ihn an. »Das langt! Hör auf!« »Sie sind zurückgewichen«, berichtete Wade. »Zwei hab' ich erwischt, den Rest verfehlt.«
»Dann hör auf, Munition zu vergeuden«, wies ihn Carter zurccht. Daraufhin rief er die Treppe hinauf: »Angel, mach voran, daß das hier endlich weitergeht!« »Im Küchenschrank liegt eine Wäscheleine. Bring die her, Wade«, befahl Flack.
Wade tat, wie ihm geheißen, und er und Flack fesselten Ann, Sue Ellen und Billy, so daß sie sich nicht mehr bewegen konnten und mit auf den Rücken gebundenen Händen am Boden liegen mußten. »So, und wer von euch kennt die Kombination von dem Safe? «
Flack packte das Seil, das um Anns Knöchel geknotet war, zerrte sie daran neben den Safe und hielt ihr die Pistole unters Kinn. »Du willst doch nicht, daß ich dir dein niedliches kleines Kinn durch den Hinterkopf jage, oder?« »In dem Safe ist nichts drin«, flüsterte Ann mit rauer Stimme. »Erzähl mir doch nichts!« bellte Flack. »Sue Ellen weiß die Kombination«, fuhr Ann fort. »Aber da ist nichts drin außer ein paar Schallplatten und altem Plunder.« Carter war aufgestanden und hatte sich, den Revolver auf ihren Kopf gerichtet, über Sue Ellen gebeugt. »Sechzehn, dreiundzwanzig, dreiundfünfzig«, brachte Sue Ellen hervor. Dann räusperte sie sich und fügte hinzu: »Sechzehn im Uhrzeigersinn bis zur Dreiundzwanzig, dann andersrum bis dreiundfünfzig.«
»Probier's«, befahl Carter.
Wade kniete sich neben den Safe und drehte an dem Knopf. Die Tür ging auf. Flack lachte ein irres Lachen, das sehr bösartig wurde. Wade holte einen Stapel Schallplatten heraus und begann, sie durchs Zimmer zu werfen. »Verfluchte Bauerntrampel«, schimpfte Flack, ging zu Billy hinüber, der gefesselt und hilflos am Boden lag, und versetzte ihm einen kräftigen Tritt in die Rippen. Billy schrie auf und wand sich am Boden, vor Schmerz traten ihm Tränen in die Augen.
»Paßt auf die Gefangenen auf«, ermahnte Carter. »Ich geh' mal nachschauen, was Angel so lange da oben macht.« Er trabte die Treppen hinauf und eilte in das Zimmer, in dem Karen schwitzend und stöhnend in den Wehen lag. Sie starrte ihn mit angstgeweiteten Pupillen wortlos an. Carter ließ seinen Blick durchs Zimmer gleiten, dann drehte er sich auf dem Absatz um und rannte den Flur entlang, bis er aus einem anderen Schlafzimmer ein Geräusch hörte. Mit gezogener Pistole näherte er sich der angelehnten Tür und versuchte, das Dunkel dahinter zu durchdringen. Neben dem Eingang an der Wand ertastete er einen Schalter, knipste ihn an und sofort wieder aus. Der Leichenfresser zuckte bei der plötzlichen Helligkeit zusammen. Er war viel zu sehr mit Angel beschäftigt. Das kurze Aufflammen des Lichts brannte ein grauenvolles Bild in Carters Bewußtsein: die grotesken Überreste des kannibalisierten Mädchens und das tote, weiße, blutverschmierte Gesicht ihres Verschlingers. Erschüttert wich Carter aus dem Zimmer. Er dachte zuerst daran, das tote Wesen zu erschießen, doch dann beschloß er, daß es ihm nützlich sein konnte. Wenn er es im Haus ließe, würde es sich um die kümmern, die er hier zurücklassen würde. Carter eilte die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. »Laßt uns von hier verschwinden«, wandte er sich an Flack. »Wie du richtig gesagt hast, haben wir eine Verabredung mit Mr. Kingsley.«
»Und wo ist Angel?« wollte Wade wissen. Carter warf Flack und Wade einen harten, vielsagenden Blick zu. »Frag mich später wieder. Laßt uns von hier abhauen! Und zwar schnell. Ihr drei da, auf die Füße!« Er winkte mit seinem Gewehr in Richtung von Ann, Sue Ellen und Billy, doch sie konnten sich nicht rühren, da sie an Händen und Füßen gefesselt waren.
»Schneidet ihnen die Fesseln an den Füßen los«, schnauzte Carter ungeduldig, »außer dem Jungen.« Flack zog sein Messer aus der Scheide und zerschnitt die Wäscheleine um Anns und Sue Ellens Knöchel. »Und was soll mit denen da geschehen? « fragte Flack, auf die beiden gefesselten Männer zeigend.
»Ich glaube, die werden wir für unsere Abendessensgäste hier lassen«, erwiderte Carter. »Oder nein, warte mal, ich habe eine bessere Idee. Binde einen von ihnen los.«
Mit seinem Messer schnitt Flack die Fesseln des einen der beiden auf dem Boden liegenden Männer durch. Im gleichen Moment feuerte Carter mit seinem Revolver auf den Mann und traf ihn in den Unterleib. Der Mann wand sich schreiend, Blut spritzte zwischen seinen Fingern aus der Wunde.
Flack stieß wieder sein krankhaftes Gelächter aus. Der verwundete Mann stöhnte und erschlaffte. Er verlor das Bewußtsein.
»Er wird sterben und dann zu einem dieser Zombies werden«, erklärte Carter. »Wenn er aufwacht, wird er frühstücken wollen – und da liegt es schon bereit und wartet auf ihn.« Flack beugte sich über den zweiten Mann, der noch immer gefesselt am Boden lag, und schaute ihm ins Gesicht. Die beiden Augenpaare starrten sich voll gegenseitigen Hasses an. »Zombiefutter«, wiederholte Flack und quälte den Mann zusätzlich, indem er ihm mit der Stiefelspitze in die Rippen trat.
»Los jetzt«, befahl Carter und wartete, bis Flack zwei von den Tischbeinfackeln angezündet hatte und ihm eine hinüberreichte. »Wade, du fährst das Bullenauto«, ordnete Carter an. »Die beiden Mädchen sitzen hinten. Ich und Flack nehmen den Laster.«
Wade brachte die Mädchen zur Tür, das Gewehr auf sie gerichtet. Flack öffnete mit der lodernden Fackel in der Hand und schleuderte sie dann auf den mit Kerosin übergossenen Stapel toter Leiber, der sich sofort mit explosionsartigem Getöse entflammte.