Песнь о Нибелунгах
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Автор книги: Старонемецкий эпос
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30. Abenteuer
Wie Hagen und Volker Schildwacht standen
Der Tag war zu Ende, nun kam heran die Nacht:
Den reisemüden Recken war Sorge nun erwacht,
Wo sie ruhen sollten und in ihr Bette gehn.
Darüber fragte Hagen: Bescheid ist ihnen geschehn. (1870)
Gunther sprach zum Wirte: “Gott lass euchs wohlgedeihn:
Wir wollen schlafen gehen, mag es mit Urlaub sein.
Wenn ihr gebietet, kommen wir wieder morgen fruh.”
Der Wirt entließ die Gäste wohlgemut zu ihrer Ruh. (1871)
Von allen Seiten drängen man die Gäste sah;
Volker der Kühne sprach zu den Heunen da:
“Wie dürfet ihr uns Recken vor die Füße gehn?
Und wollt ihr das nicht meiden, so wird euch übel geschehn. (1872)
“So schlag ich dem und jenem so schweren Geigenschlag,
Hat er einen Treuen, dass ders beweinen mag.
Nun weichet vor uns Recken, fürwahr, mich dünkt es gut:
Es heißen alle Degen und haben doch nicht gleichen Mut.” (1873)
Als in solchem Zorne sprach der Fiedeler,
Sah der kühne Hagen über die Achsel her;
Er sprach: “Euch rät zum Heile der kühne Fiedelmann:
Geht zu den Herbergen, ihr in der Kriemhilde Bann. (1874)
Wonach euch hier gelüstet, es fügt sich nicht dazu:
Wollt ihr was beginnen, so kommt uns morgen früh,
Und lasst uns Reisemüde heut der Ruhe pflegen:
Es geschieht wohl nimmer so willig mehr von einem Degen.” (1875)
Da brachte man die Gäste in einen weiten Saal.
Da fanden sie bereitet den Recken allzumal
Manches reiche Bette, lang genug und breit.
Gern schüf ihnen Kriemhild das allergrößte Leid. (1876)
Manche schmucke Decke von Arras da lag
Aus lichthellem Zeuche, und manches Überdach
Aus arabischer Seide, so gut sie mochte sein;
Darüber lagen Leisten, die gaben herrlichen Schein. (1877)
Viel Bettlaken fand man von Hermelin gemacht
Und von schwarzem Zobel, worunter sie die Nacht
Sich Ruhe schaffen sollten bis an den lichten Tag.
Ein Fürst mit seinem Volke wohl nimmer herrlicher lag. (1878)
“O weh der Herberge!”, sprach Geiselher das Kind,
“Und weh meiner Freunde, die mit uns kommen sind.
Wie gut es meine Schwester mir auch hier erbot,
Wir gewinnen, fürcht ich, alle von ihrem Hasse den Tod.” (1879)
“Nun lasst eure Sorge,” sprach Hagen der Degen,
“Ich will heunte selber der Schildwache pflegen
Und will euch wohl behüten bis an den lichten Tag:
Seid drum ohne Sorgen: Und mag es wenden, wer da mag.” (1880)
Da neigten sich ihm alle und sagten ihm den Dank.
Sie gingen zu den Betten. Da währt' es nicht lang
Bis in Ruhe lagen die Helden wohlgetan.
Hagen der Kühne sich rasch zu waffnen begann. (1881)
Da sprach der Fiedelspieler, Volker der Degen:
“Verschmäht ihr nicht, Hagen, so will ich mit euch pflegen
Heunt der Schildwache bis an den lichten Tag.”
Da dankte Volkern der Degen gütlich und sprach: (1882)
“Nun lohn euch Gott vom Himmel, lieber Volker,
Zu allen meinen Sorgen wünsch ich niemand mehr
Als nur euch alleine, befahr ich irgend Not:
Ich will es wohl vergelten, es verhüt es denn der Tod.” (1883)
Da warfen sich die beiden in ihr licht Gewand.
Da fasste jedweder den Schild an seine Hand:
Sie gingen aus dem Hause vor die Türe stehn
Und hüteten der Gäste; das ist mit Treue geschehn. (1884)
Volker der Schnelle legte von der Hand
Seinen Schild den guten an des Saales Wand:
Dann wandt er sich zurücke, wo seine Fiedel war
Und diente seinen Freunden: Das ziemt ihm trefflich fürwahr. (1885)
Er saß auf einem Steine unter des Hauses Tor.
So kühnen Fiedelspieler sah man nie zuvor:
Als der Saiten Tönen ihm so süß erklang,
Die stolzen Heimatlosen, die sagten des Volkern Dank. (1886)
Da klangen seine Saiten, dass all das Haus erscholl.
Seine Kraft uns sein Geschicke, die waren beide voll:
Süßer immer süßer zu geigen er begann;
So spielt' er in den Schlummer gar manchen sorgenden Mann. (1887)
Da sie entschlafen waren und Volker das befand,
Da nahm der Degen wieder den Schild an die Hand
Und ging aus dem Hause vor die Türe stehn,
Die Gäste zu bewahren vor denen in Kriemhildens Lehn. (1888)
Nach dem ersten Schlafe, wenn es erst da geschah,
Volker der kühne Helme glänzen sah
Fernher durch das Dunkel: Die in Kriemhilds Bann
Hätten an den Gästen gerne Schaden getan. (1889)
* Bevor da Kriemhilde die Recken abgesandt,
Sprach sie: “Wenn ihr sie findet, so seid um Gott ermahnt,
Dass ihr niemand tötet als den einen Mann,
Hagen den Ungetreuen: Die andern rühret nicht an.” (1890)
Da sprach der Fiedelspieler: “Freund Hagen, höret mich,
Wir tragen diese Sorge selbander ritterlich.
Ich sehe Volk in Waffen vor dem Hause stehn:
So viel ich mag erkennen, so wollen sie uns hier bestehn.” (1891)
“So schweiget,” sprach da Hagen, “erwarten wir sie hier.
Eh sie uns gewahren wird ihrer Helme Zier
Zerschroten mit den Schwertern von unser beider Hand:
Sie werden Kriemhilden übel wieder heimgesandt.” (1892)
Der Heunenrecken einer das gar bald ersah,
Die Türe sei behütet: Wie balde sprach er da:
“Was wir im Sinne hatten kann nun nicht geschehn:
Ich seh den Fiedelspieler vor dem Hause Schildwacht stehn. (1893)
Der trägt auf dem Haupte einen Helm von lichtem Glanz.
Der ist hart und lauter, stark dazu und ganz;
Ihm glühn die Panzerringe wie das Feuer tut.
Daneben steht auch Hagen: Die hüten wohl der Gäste gut.” (1894)
Da wandten sie sich wieder. Als Volker das ersah,
Zu seinem Heergesellen zornig sprach er da:
“Nun lasst mich von dem Hause zu den Recken gehn:
So frag ich um die Märe die in der Kriemhilde Lehn.” (1895)
“Nicht doch, wenn ihr mich liebet,” sprach Hagen dagegen,
“Wenn ihr das Haus verließet, diese schnellen Degen
Brächten euch mit Schwertern leicht in solche Not,
Dass ich euch helfen müsste, wärs aller meiner Freunde Tod. (1896)
“Wenn wir dann beide gerieten in den Streit,
So drängen ihrer viele oder vier in kurzer Zeit
Leichtlich zu dem Hause und schüfen solche Not
An den Schlafenden drinnen, dass wir bereuten bis zum Tod.” (1897)
Da sprach wieder Volker: So lasst es nur geschehn,
Dass sie inne werden, wir haben sie gesehn:
So können uns nicht leugnen die in Kriemhilds Bann,
Dass sie an den Gästen gern untreu hätten getan.” (1898)
Da rief ihnen Volker entgegen gleich zur Hand:
“Was geht ihr so gewaffnet, ihr Degen auserkannt?
Wollt ihr morden reiten, ihr in Kriemhilds Bann?
So nehmt mich zur Hilfe und meinen Heergesellen an.” (1899)
Niemand gab Antwort; zornig war sein Mut:
“Pfui, ihr verzagten Wichter,” so sprach der Degen gut;
“Im Schlaf uns zu ermorden, schlicht ihr dazu heran?
Das ward so guten Helden bisher noch selten getan.” (1900)
Da ward auch die Märe der Königin bekannt
Vom Abzug ihrer Boten: Wie schwer sie das empfand!
Da fügte sie es anders; gar grimmig war ihr Mut.
Das mussten bald entgelten viel der Helden kühn und gut. (1901)
31. Abenteuer
Wie die Herren zur Kirche gingen
“Mir wird so kühl im Harnisch,” sprach der Fiedeler,
“Als ob die Nacht nicht länger währen wolle mehr:
Ich fühl es an den Lüften, es ist nicht weit vom Tag.”
Da weckten sie gar manchen, der da im Schlafe noch lag (1902)
Da schien der lichte Morgen den Gästen in den Saal.
Hagen begann zu fragen die Ritter allzumal,
Ob sie zu dem Münster zur Messe wollten gehn?
Nach Site bei den Christen erscholl der Glocken Getön. (1903)
Der Gesang war ungleich; kein Wunder mocht es sein,
Dass Christen mit Heiden nicht stimmen überein.
Da wollten zu der Kirche die in Gunthers Lehn:
Man sah sie von den Betten all zumal da erstehn. (1904)
Da schnürten sich die Recken in also gut Gewand,
Dass wohl niemals Helden in eines Königs Land
Bessre Kleider brachten Hagen war es leid:
Er sprach: “Ihr tätet besser und trüget Kleider zum Streit. (1905)
Nun ist euch zur Genüge die Märe wohl bekannt:
Drum traget statt der Rosen die Waffen an der Hand;
Statt wohl gesteinter Hüte die lichten Helme gut,
Da wir so wohl erkennen der argen Kriemhilde Mut. (1906)
Wir müssen heute streiten, das will ich euch sagen.
Statt seidner Hemden sollt ihr Halsbergen tragen;
Statt der reichen Mäntel die guten Schilde breit,
Wenn jemand mit euch zürnet, dass ihr in der Wehr seid. (1907)
Meine leiben Herren, ihr Freunde wie mein Bann,
Geht nun zu dem Münster williglich heran
Und klaget Gott dem reichen eure Sorg und Not;
Denn wisset unbezweifelt, es naht uns allen der Tod. (1908)
Ihr sollt auch nicht vergessen was von euch geschah,
Und steht andächtgen Herzens vor euerm Gotte da.
Daran will ich euch mahnen, ihr guten Recken hehr;
Es wend' es Gott denn anders, so hört ihr keine Messe mehr.” (1909)
Sie gingen zu dem Münster die Fürsten wie ihr Lehn.
Auf dem heilgen Friedhof, da hieß sie stille stehn
Hagen der kühne, damit man sie nicht schied.
Er sprach: “Noch weiß ja niemand, was von den Heunen geschieht. (1910)
“Legt, meine Freunde, die Schilde vor den Fuß
Und lohnt es, heut euch jemand feindlichen Gruß,
Mit tiefen Todeswunden; das ist was Hagen rät:
So werdet ihr befunden wies euch am Löblichsten steht.” (1911)
Volker und Hagen, die beiden gingen dann
Vor das weite Münster. Das ward darum getan,
Weil sie schauen wollten, ob sich die Köngin hehr
Mit ihnen drängen müsse: Sie zürnten ihr beide sehr. (1912)
Da kam der Wirt des Landes und auch sein schönes Weib;
Mit reichem Gewande geziert war ihr Leib.
Manchen schnellen Degen sah man mit ihm fahren;
Da flog der Staub zur Höhe von der Kriemhilde Scharen. (1913)
Als der reiche König so wohl gewaffnet sah
Die Könge nebst dem Volke, wie balde sprach er da:
“Was seh ich meine Freunde unter Helmen gehn?
Leid wär mir meiner Treue, wär ihnen Leid hier geschehn. (1914)
Das wollt ich ihnen büßen, wie es sie däuchte gut.
Wenn ihnen wer beschwerte das Herz und auch den Mut,
So lass ich sie wohl schauen mir sei es wahrlich leid:
Was sie gebieten mögen, dazu bin ich gern bereit.” (1915)
Zur Antwort gab ihm Hagen: “Uns ist kein Leid geschehn.
Es ist der Herren Sitte, dass sie gewaffnet gehn
Bei Hofgelagen immer zu dreien vollen Tagen.
Was uns hier geschähe, wir würden es Etzeln klagen.” (1916)
Wohl hörte Kriemhilde Hagens Rede da.
Wie feindlich sie dem Degen unter die Augen sah!
Sie wollte doch nicht melden den Brauch in ihrem Land,
So lang sie den auch hatte bei den Burgonden gekannt. (1917)
Wie grimm und stark sie ihnen entgegen wäre,
Hätte jemand Etzeln gesagt die Märe,
Er hätt es wohl gewendet, was nun doch geschah:
In hohem Übermute verschwiegen sie es alle da. (1918)
Da schritt mit vielem Volke die Köngin nach der Tür:
Da wollten diese beide nicht weichen von ihr
Zweier Hände Breite: Das war den Heunen leid.
Da musste sie sich drängen mit den Helden allbereit. (1919)
Etzels Kämmerlinge, die däuchte das nicht gut:
Da hätten sie den Recken gern erzürnt den Mut,
Wenn sie gedurft hätten vor dem König hehr.
Da gab es groß Gedränge und doch nichts anderes mehr. (1920)
Als nach dem Gottesdienste man heim zu ziehn begann,
Da kam gar bald geritten mancher Heunenmann.
Da war bei Kriemhilden manche schöne Maid:
Wohl siebentausend Degen gaben der Königin Geleit, (1921)
Kriemhild mit ihren Frauen in den Fenstern saß
Bei Etzeln dem reichen; gerne sah er das.
Sie wollten reiten sehen die Helden auserkannt:
Hei! Was man fremder Recken vor ihnen auf dem Hofe fand! (1922)
Da war auch mit den Knechten der Marschall gekommen:
Der kühne Dankwart hatte zu sich genommen
Seines Herrn Gesinde von Burgondenland:
Die Rosse man gesattelt von kühnen Niblungen fand. (1923)
Als zu Rosse kamen die Fürsten und ihr Bann,
Volker der starke hub zu raten an,
Sie sollten buhurdieren nach ihres Landes Sitten.
Da wurde von den Helden bald gar herrlich geritten. (1924)
Was der Held geraten, niemanden des verdross.
Das Kampfspiel und das Schallen wurden beide groß.
Zu dem weiten Hofe kam da mancher Mann;
Etzel und Kriemhilde, die schauten alles mit an. (1925)
Auf den Buhurd kamen sechshundert Degen,
Dietrichens Recken, den Gästen entgegen.
Mit den Burgonden wollten sie sich im Spiel ergehn;
Hätt es ihr Herr vergönnet, so wär es gerne geschehn. (1926)
Hei! Was gute Degen ritten da heran!
Dieterich dem Herren ward es kund getan.
Mit Gunthers Ingesinde das Spiel er ihnen verbot:
Er schonte seiner Leute; das tat ihm sicherlich Not. (1927)
Als vom Platze schieden die dem Berner untertan,
Kamen von Bechlaren die im Rüdgers Bann,
Fünfhundert unter Schilden, vor den Saal geritten;
Leid wars dem Markgrafen; er hätt es gern nicht gelitten. (1928)
Da ritt der Degen weislich zu ihnen durch die Schar
Und sagte seinen Degen: Sie würden wohl gewahr,
Dass im Unmut wären die in Gunthers Bann:
Wenn sie das Wettspiel ließen, so sei ihm Liebes getan. (1929)
Als von ihnen schieden die Helden unverzagt,
Die Thüringer kamen, wie man uns hat gesagt,
Und vom Dänenlande wohl tausend kühner Degen:
Von Stichen sah man fliegen viel der Splitter allerwegen. (1930)
Irnfried und Hawart in das Kampfspiel ritten:
Ihrer harrten die vom Rheine mit hochfährtgen Sitten.
Sie tjosteten mit denen von Thüringerland:
Durchbohrt von Stichen wurde mancher schöne Schildesrand. (1931)
Da kam der Degen Blödel, dreitausend in der Schar.
Etzel und Kriemhilde nahmen sein wohl wahr,
Weil vor ihnen beiden das Ritterspiel geschah.
Die Königin es gerne aus Hass zu den Burgonden sah. (1932)
* Sie gedacht in ihrem Sinne, wie es schier auch wär geschehn:
“Täten sie wem Leides, so dürft ich mich versehn,
Dass es zum Ernste käme: An den Feinden mein
Würd ich dann gerochen, des wollt ich ohne Sorge sein.” (1933)
Schrutan und Gibeke auf den Buhurd ritten,
Ramung und Hornbog, nach heunischen Sitten.
Sie hielten vor den Helden aus Burgondenland:
Da flogen auf die Schäfte hoch über des Saales Wand. (1934)
* Wie da die andern ritten, das war nur eitler Schall.
Von Stößen auf die Schilde den Pallas und den Saal
Hörte man ertosen durch die in Gunthers Bann.
Das Lob sich sein Gesinde mit großen Ehren gewann. (1935)
Da ward die Kurzweile so mächtig und so groß.
Dass den Satteldecken der blanke Schweiß entfloss
Von den guten Rossen, so die Helden ritten:
Sie versuchten an den Heunen sich mit hochfährtgen Sitten. (1936)
Da sprach der kühne Volker, der edle Fiedelmann:
“Zu zag sind diese Degen, sie greifen uns nicht an.
Ich hörte immer sagen, sie hassten uns so sehr:
Nun wär die Zeit gelegen, es fügt sich ihnen so nicht mehr.” (1937)
“Wieder zu den Ställen,” sprach da Volker,
“Ziehe man die Rosse; wir reiten wohl noch mehr
In den Abendstunden, kommt dazu die Zeit:
Ob dann wohl den Burgonden den Preis die Königin beut?” (1938)
Da sahn sie einen reiten so zierlich daher,
Wie im Heunenlande wohl kein andrer mehr:
Vielleicht in den Zeiten hatt er ein Liebchen traut:
Er ritt so schmuck gekleidet als eines edeln Ritters Braut. (1939)
Da sprach wieder Volker: “Wie blieb das ungetan?
Jener Frauenliebling muss einen Stoß empfahn.
Das mag hier niemand wenden, es geht ihm an den Leib:
Nicht frag ich, ob drum zürne dem König Etzel sein Weib.” (1940)
“Nicht doch! Bei meiner Liebe,” der König gleich begann,
“Man wird uns darum tadeln, greifen wir sie an:
Die Heunen lasst beginnen, es kommt wohl noch dahin.”
Noch saß König Etzel am Fenster bei der Königin. (1941)
Ich will das Kampfspiel mehren,” sprach Hagen dagegen,
“Lasst die Frauen sehen und alle diese Degen
Wie wir reiten können; das ist wohlgetan:
Man gibt doch wenig Lobes den Recken hier in Gunthers Bann.” (1942)
Volker der Schnelle ritt wieder in den Streit.
Da schuf er mancher Fraue großes Herzeleid:
Er stach dem reichen Heunen der Speer durch den Leib:
Das sah man bald beweinen manche Maid und manches Weib. (1943)
Da kam in großer Eile Hagen mit seinem Bann:
Mit sechzig seiner Degen zu reiten hub er an
Zu dem Fiedelspieler hin wo das Spiel geschah;
Etzel mit Kriemhilden das alles wohl übersah. (1944)
Da ließen die drei Könige den kühnen Fiedler gut
Unter seinen Feinden nicht länger ohne Hut.
Da ward von tausend Helden mit großer Kunst geritten;
Sie taten was sie lüstete mit gar hochfährtgen Sitten. (1945)
Als der reiche Heune zu Tode war geschlagen,
Vernahm man seiner Freunde Wehruf und Klagen.
Da fragte das Gesinde: “Wer hat das getan?”
Man sprach: “Das tat der Fiedler, Volker der kühne Spielmann.” (1946)
Nach Schwertern und nach Schilden riefen gleich zur Hand
Des Markgrafen Freunde von der Heunen Land.
Zu Tode schlagen wollten sie da den Fiedelmann;
Der Wirt von seinem Fenster daher zu eilen begann. (1947)
Da hob sich von den Heunen Lärm und lauter Schall.
Abstiegen mit dem Volke die Könge vor dem Saal;
Zurück die Rosse stießen die in Gunthers Bann.
Da kam der König Etzel den Streit zu schlichten heran. (1948)
Einem Vetter dieses Heunen, den er bei ihm fand,
Eine scharfe Waffe riss er dem aus der Hand
Und schlug sie all zurücke; er war in großem Zorn:
“Wie hätt ich meine Dienste an diesen Helden verlorn, (1949)
Wenn mir erschlagen wäre dieser Fiedelmann,”
Sprach der König Etzel, “ihr hättet missgetan.
Als er erstach den Heunen, sein Reiten wohl ich sah,
Dass es durch ein Straucheln ohne seine Schuld geschah. (1950)
Ihr sollt meine Gäste mit Frieden lassen ziehn.”
So ward er ihr Geleite. Die Rosse zog man hin
Zu den Herbergen; sie hatten manchen Knecht,
Der den Degen fleißiglich zu allen Diensten ward gerecht. (1951)
Der Wirt mit seinen Freunden ging zum Saal zurück;
Da regte sich kein Zürnen mehr von seinem Blick.
Man richtete die Tische, das Wasser man auch trug:
Da hatten die vom Rheine der starken Feinde genug. (1952)
* Unlieb war es Etzeln, doch folgte manche Schar
Den Fürsten, die mit Waffen wohl versehen war,
Im Unmut auf die Gäste, als man zu Tische ging,
Den Freund bedacht zu rächen, wenn es günstge Zeit verhing. (1953)
* “Dass ihr in Waffen lieber zu Tische geht als bloß,”
Sprach der Wirt des Landes, “die Unart ist zu groß:
“Wer aber an den Gästen den kleinsten Frevel wagt,
Es kostet ihm das Leben: Das sei euch Heunen gesagt.” (1954)
Bevor sie niedersaßen, die Herrn, das währte lang,
Weil zu sehr mit Sorgen Frau Kriemhilde rang.
Sie sprach: “Fürst von Berne, heute muss ich flehn
Bei dir um rat und Hilfe; meine Sachen ängstlich stehn.” (1955)
Zur Antwort gab ihr Hildebrand, ein Recke lobeswert:
“Wer schlägt die Nibelungen, dem lieh ich nicht mein Schwert:
Um aller Schätze willen; es wird ihm wahrlich leid:
Sie sind noch unbezwungen, die schnellen Ritter allbereit.” (1956)
* “Ich rede nur von Hagen; der hat mir leid getan:
Er erschlug Siegfrieden, meinen lieben Mann.
Wer den von ihnen schiede, dem wär mein Gold bereit;
Entgält es anders jemand, das wär mir inniglich leid.” (1957)
* Da sprach Meister Hildebrand: “Wie möchte das geschehn,
Den ihnen zu erschlagen? Ihr solltets selber sehn:
Bestünde man den Degen, so gäb es eine Not,
Dass Arme so wie Reiche dabei erwürben den Tod.” (1958)
Da sprach wohl gezogen dazu Herr Dieterich:
“Verschont, reiche Königin, mit solchen Reden mich:
Mir ist von euern Freunden kein solches Leid geschehn,
Dass ich die kühnen Degen im Streit sollte bestehn. (1959)
“Die Bitte ehrt euch wenig, viel edel Fürstenweib,
Dass ihr verraten möchtet eurer Freunde Leid.
Sie kamen euch auf Gnade hieher in dieses Land:
Siegfried bleibt ungerochen wohl von Dietrichens Hand.” (1960)
Als sie keine Untreu bei dem Berner fand,
Versprach sie unsäumig in Degen Blödels Hand
Eine weite Landschaft, die Nudung einst besaß:
Später schlug ihn Dankwart, dass er der Gabe gar vergaß. (1961)
Sie sprach: “Du sollst mir helfen, mein Bruder Blödelein.
Es sind in diesem Hause die große Feinde mein,
Sie Siegfrieden schlugen, meinen lieben Mann:
Wer mir das rächen hülfe, dem wär ich immer untertan.” (1962)
Zur Antwort gab ihr Blödel: “Fraue, wisset das,
Ich darf an euern Freunden nicht üben meinen Hass,
Weil sie mein Bruder Etzel so gerne sehen mag:
Tät ich ihnen Leides, der König trüg mirs immer nach.” (1963)
“Nicht doch, Degen Blödel, ich bin dir immer hold:
Ich gebe dir zum Lohne mein Silber und mein Gold
Und eine schöne Fraue, Nudungens Weib:
So magst du immer kosen ihren minniglichen Leib. (1964)
Das Land samt den Burgen will ich dir alles geben:
So magst du, edler Ritter, mit Freuden immer leben,
Wenn du das Land gewinnest, das Nudung einst besaß;
Was ich dir jetzt gelobe, mit Treue leist ich dir das.” (1965)
Als der Herre Blödel vernommen von dem Sold,
Und ihm durch ihre Schöne gefiel die Fraue hold,
Wollt er im Kampf verdienen das minnigliche Weib.
Darob verlieren musste der Degen Leben und Leib. (1966)
Da sprach er zu der Königin: “Geht wieder in den Saal.
Eh man es inne werde, erheb ich großen Schall;
Hagen muss es büßen was er euch hat getan:
Ich bring euch gebunden König Gunthers Untertan.” (1967)
“Nun waffnet euch,” sprach Blödel, “ihr all in meinem Lehn,
Lasst uns zu den Feinden in die Herberge gehn.
Mir will es nicht erlassen König Etzels Weib:
Wir Helden müssen alle verwagen Leben und Leib.” (1968)
Als den Degen Blödel entließ die Königin,
Dass er den Streit beginne, ging sie zu Tische hin
Mit Etzeln dem Könige und mit seinem Bann:
Sie hatte schlimme Räte wider die Gäste getan. (1969)
* Wie sie zu Tische gingen, das will ich euch sagen:
Man sah reiche Könige ihr vor die Krone tragen;
Manchen hohen Fürsten und viel der werten Degen
Sah man hehrer Sitte vor der Königin pflegen. (1970)
* Der König wies den Gästen die Sitze überall,
Den Höchsten und den Besten neben sich im Saal.
Den Christen und den Heiden die Kost er unterschied;
Man gab die Fülle beiden, wie es der weise König riet. (1971)
* In den Herbergen aßen die Knecht in Gunthers Bann.
Truchsesse wies man sie zu verpflegen an:
Die hatten sie zu speisen großen Fleiß gepflogen.
Die Bewirtung und die Freude ward bald mit Jammer aufgewogen. (1972)
Als nichts anders mochte begonnen sein der Streit,
(In ihrem Herzen begraben war Kriemhilds altes Leid;
Da hieß sie zu den Tischen tragen Etzels Sohn:
Wie konnt ein Weib aus Rache wohl jemals freislicher tun? (1973)
Von Etzels Leuten kamen viere gleich daher
Und brachten Ortlieben, den jungen König hehr,
An den Tisch der Fürsten, wo auch Hagen saß:
Das Kind must ersterben durch seinen mordlichen Hass. (1974)
Als der reiche König seinen Sohn ersah,
Zu seiner Frauen Brüdern gütlich sprach er da:
“Schauet, meine Freunde, das ist mein einzig Kind,
Und das eurer Schwester; das sei euch allen hold gesinnt. (1975)
“Gerät er nach dem Stamme, er wird ein kühner Mann,
Reich und voll Adel, stark und wohlgetan.
Erleb ich es, ich geb ihm zwölf reicher Könge Land,
So tut euch wohl noch Dienste des jungen Ortliebes Hand. (1976)
“Darum will ich euch bitten, lieben Freunde mein,
Wenn ihr nach Hause wieder reitet an den Rhein,
Dass ihr mit euch nehmet eurer Schwester Kind;
Und seid auch dem Knaben immer gnädiglich gesinnt: (1977)
“Erzieht ihn nach Ehren bis er gerät zum Mann:
Hat euch in euerm Lande jemand ein Leid getan,
So hilft er euch es rächen, erwuchs ihm erst der Leib.”
Die Rede hörte Kriemhild wohl, des König Etzels Weib. (1978)
“Ihm sollten wohl vertrauen alle diese Degen,
Wenn er zum Mann erwüchse,” sprach Hagen dagegen;
“Doch ist der junge König so schwächlich anzusehn:
Man wird mich selten schauen nach Hof zu Ortlieben gehn.” (1979)
Der König blickt' auf Hagen; die Rede war ihm leid.
Wenn er auch nichts entgegnete, der König allbereit,
Es schmerzt' ihn in der Seele und trübte seinen Mut.
Da waren Hagens Sinne zu keiner Kurzweile gut. (1980)
Es schmerzte wie den König sein fürstlich Ingesind
Was Hagen da gesprochen hatte von dem Kind.
Dass sie's vertragen sollten, ging ihnen allen nah;
Noch konnten sie nicht wissen, was von dem Recken bald geschah. (1981)
* Gar manche, die es hörten und die ihm trugen Groll,
Hätten ihn gern bestanden; der König selber wohl,
Wenn er mit Ehren durfte, so käm der Held in Not.
Bald tat ihm Hagen Ärgeres, er schlug ihn vor seinen Augen tot. (1982)