Песнь о Нибелунгах
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Автор книги: Старонемецкий эпос
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11. Abenteuer
Wie Siegfried mit seinem Weibe heimkehrte
Als die Gäste waren gefahren all davon,
Da sprach zu dem Gesinde König Siegmunds Sohn:
“Wir wollen auch uns rüsten zur Fahrt in unser Land.”
Lieb war es seinem Weibe, als das der Fraue ward bekannt. (711)
* Sie sprach zu ihrem Manne: “Wann sollen wir fahren?
So sehr dahin zu eilen will ich mich bewahren:
Erst sollen mit mir teilen meine Brüder dieses Land.”
Leid war es Siegfrieden, als ers an Kriemhilden fand. (712)
Die Fürsten zu ihm gingen und sprachen alle drei:
“Wisset, König Siegfried, dass euch immer sei
Unser Dienst mit Treue bereit bis in den Tod.”
Er neigte sich den Degen, da mans so gütlich ihm erbot. (713)
“Wir wolln auch mit euch teilen,” sprach Geiselher das Kind.
“Das Land und die Burgen, die unser eigen sind,
Und was der weiten Reiche uns ist untertan:
Ihr empfangt mit Kriemhild euer gutes Teil daran.” (714)
Der Sohn Siegmundens sprach zu den Fürsten da,
Als er der Herren Willen hörte und ersah:
“Gott lass euch euer Erde immer gesegnet sein;
Ich mag es wohl entraten mit der lieben Frauen mein. (715)
* “Sie bedarf nicht des Teiles, den ihr ihr wolltet geben:
Wo sie soll Krone tragen, werd ich es erleben,
Da muss sie reicher werden als wer auf Erden sei:
Was ihr sonst gebietet, ich steh euch immer dienstlich bei.” (716)
Da sprach Frau Kriemhilde: “Wenn ihr mein Land verschmäht
Um die Burgonden-Degen es so gering nicht steht:
Die mag ein König gerne führen in sein Land;
Wohl soll sie mit mir teilen meiner lieben Brüder Hand.” (717)
Da sprach Gernot der Degen: “Nimm die du willst mit dir:
Die gerne mit dir ritten, du findest viele hier.
Aus dreißig hundert Recken nimm dir tausend Mann
Zu deinem Hausgesinde.” Kriemhild zu senden begann (718)
Nach Hagen von Tronje und nach Ortewein,
Ob sie und ihre Freunde Kriemhildens wollen sein?
Darob gewann da Hagen ein zornigliches Leben:
Er sprach: “Uns kann Herr Gunther in der Welt an niemand vergeben.” (719)
“Ander Ingesinde nehmt zu eurer Fahrt:
Ihr werdet ja wohl kennen deren von Tronje Art.
Wir müssen bei den Königen am Hofe hier bestehn,
Und denen ferner dienen, deren Dienst mir stets versehn.” (720)
Sie ließen es bewenden und schickten sich hindann,
Ihr edel Ingesinde Kriemhild zu sich gewann,
Zweiunddreißig Mägdelein und fünfhundert Mann;
Eckewart der Markgraf zog mit Kriemhilden hindann. (721)
Da nahmen alle Urlaub, Ritter so wie Knecht,
Mägdelein und Frauen, so war es gut und recht.
Sie schieden unter Küssen voneinander unverwandt
Und jene räumten fröhlich dem König Gunther das Land. (722)
Die Freunde sie geleiteten fern auf ihren Wegen.
Man ließ allenthalben ihnen Nachtherberge legen
Wo sie die nehmen wollten in der Könge Land.
Da wurden bald auch Boten zu König Siegmund gesandt, (723)
Dass er wissen möge und auch Frau Siegelind,
Sein Sohn wolle kommen mit Frau Utens Kind,
Kriemhild der schönen, von Wormes über Rhein:
Diese Mären konnten ihnen nicht willkommner sein. (724)
“O wohl mir,” sprach da Siegmund, “dass ich den Tag soll sehn,
Dass die schöne Kriemhild hier soll gekrönet gehn!
Das steigert mir im Werte noch all das Erbe mein:
Mein Sohn Siegfried soll selber hier König sein.” (725)
Da gb ihnen Sieglind Kleider sametrot
Und schweres Gold und Silber, das war ihr Botenbrot.
Sie freute sich der Märe, die man ihr hergesandt;
Sie kleidet' ihr Gesinde mit allem Fleiß nach seinem Stand. (726)
Man sagte, wer da käme mit ihm in das Land.
Da ließ sie das Gestühle errichten gleich zur Hand,
Wo er vor seinen Freunden gekrönet sollte gehn.
Entgegen ritten ihnen die in König Siegmunde Lehn. (727)
Wer besser ward empfangen, mir ist es unbekannt,
Als die Helden wurden in Siegmundens Land.
Kriemhilden die schöne Sieglind entgegenritt;
Viel schöner Frauen und kühner Ritter zogen mit (728)
Wohl eine Tagesreise bis man die Gäste sah.
Die Heimischen und Fremden litten Beschwerde da,
Bis sie endlich kamen zu einer Veste weit,
Die war geheißen Santen, wo die Krone trugen nach der Zeit. (729)
Mit lachendem Munde Siegmund und Siegelind
Manche liebe Weile küssten sie Utens Kind
Und Siegfried den Degen; ihnen war ihr Leid benommen.
All ihr Ingesinde war ihnen höchlich willkommen. (730)
Man ließ die Gäste bringen vor König Siegmunds Saal.
Die schönen Jungfrauen hub man allzumal
Von den Mähren nieder: Da war mancher Mann,
Der den schönen Frauen mit Fleiß zu dienen begann. (731)
* So prächtig ihre Hochzeit am Rheine war bekannt,
Doch gab man hier den Helden besseres Gewand
Als sie jemals trugen in allen ihren Tagen.
Man mochte große Wunder von ihrem Reichtume sagen. (732)
In hoher Ehren Schimmer hatten sie genug,
Goldrote Kleider immer ihr Ingesinde trug:
Edel Gestein und Borten sah man gewirkt darin.
So verpflag sie fleißig Sieglind, die edle Königin. (733)
Da sprach von seinen Freunden der König Siegmund:
“Siegfried Verwandten tu ichs allen kund,
Er soll vor diesen Recken meine Krone tragen.”
Die Märe hörten gerne die von Niederlanden sagen. (734)
Er befahl ihm seine Krone mit Gericht und Land:
Da war er Herr und König. Wenn er den Rechtsspruch fand
Und wenn er richten sollte, das wurde so getan,
Dass man nicht wenig fürchtete der schönen Kriemhilde Mann. (735)
In diesen hohen Ehren lebt' er, das ist wahr,
Und richtet' unter Krone an das zehnte Jahr,
Bis die schöne Fraue ihm einen Sohn gebar,
Durch den des Königs Sippe gar höchlich erfreuet war. (736)
Man ließ ihn eilends taufen und einen Namen nehmen:
Gunther, nach seinem Oheim, des durft er sich nicht schämen.
Geriet er nach den Freunden, so musst ihm wohlergehn:
Er ward mit Fleiß erzogen; so sollt es billig geschehn. (737)
In denselben Zeiten starb Frau Siegelind:
Da nahm die volle Herrschaft der edeln Ute Kind,
Wie sie der reichen Frauen geziemte wohl im Land.
Es ward genug beweinet, dass der Tod sie hatt entwandt. (738)
Nun hatt auch dort am Rheine, wie wir hören sagen,
Dem reichen König Gunther einen Sohn getragen
Brunhild die schöne in Burgondenland.
Dem Helden zu Liebe ward er Siegfried genannt. (739)
* Mit welchen Sorgen immer man sein hüten hieß!
Gunther ihn, der edle, Hofmeistern ließ,
Die ihn wohl ziehen konnten zu einem biedern Mann.
Hei, was ihm bald das Unglück der Verwandten abgewann! (740)
Zu allen Zeiten Märe ward so viel gesagt,
Wie so lobenswürdig die Degen unverzagt
Zu allen Stunden lebten in Siegmundens Land:
So lebt' auch König Gunther mit seinen Freunden auserkannt. (741)
Das Land der Niebelungen war Siegfried untertan
(Keiner seiner Freunde je größer Gut gewann),
Desgleichen Schilbungs Recken und beider Land und Gut:
Drum stand dem kühnen Siegfried desto höher der Mut. (742)
Hort den allermeisten, den je ein Held gewann,
Nach den ersten Herren, besaß der kühne Mann,
Den vor einem Berge seine Hand erwarb im Streit:
Er schlug darum zu Tode manchen Ritter allbereit. (743)
Vollauf besaß er Ehre, und hätt ers halb entbehrt,
Doch müsste man gestehen dem edeln Recken wert,
Dass er der Beste wäre, der je auf Rossen saß.
Man fürchtete seine Stärke, mit allem Grund tat man das. (744)
12. Abenteuer
Wie Gunther Siegfrieden zu dem Hofgelage lud
Da dacht auch alle Tage König Gunthers Weib:
“Wie trägt so übermütig Frau Kriemhild den Leib!
Nun ist doch unser eigen Siegfried ihr Mann:
Der hat uns nun schon lange wenig Dienstes getan.” (745)
Das trug sie in dem Herzen in großer Heimlichkeit;
Dass sie ihre fremde blieben, das schuf ihr herbes Leid.
Dass man ihr so selten gedient von seinem Land,
Woher das kommen möge, das hätte sie gern erkannt. (746)
Sie versucht' es bei dem König, ob es möchte sein,
Dass sie Kriemhilden wieder säh am Rhein.
Sie vertraut' es ihm alleine, worauf ihr sann der Mut;
Den König aber däuchte ihre Rede gar nicht gut. (747)
Da sprach der reiche König: “Wie möchten wir sie her
Zu diesem Lande bringen? Das fügt sich nimmermehr.
Sie wohnen uns zu ferne: Ich darf sie nicht drum bitten.”
Die Fraue gab zur Antwort mit gar hochfährtgen Sitten: (748)
“Und wäre noch so vornehm eines Königs Mann,
Was ihm sein Herr gebietet, das muss doch sein getan.”
Lächeln musste Gunther ihrer Rede da:
Er nahm es nicht als Dienst an, wie oft er Siegfrieden sah. (749)
Sie sprach: “Lieber Herre, bei der Liebe mein,
Hilf mir, dass Siegfried und die Schwester dein
Zu diesem Land kommen, dass wir sie hier ersehn:
So könnte mir in Wahrheit nimmer lieber geschehn. (750)
“Deiner Schwester Tugend, ihr wohl gezogner Mut,
So oft ich dran gedenke, wie wohl mirs immer tut;
Wie mir beisammen saßen, als du mich nahmst zum Weib!
Sie mag mit Ehren minnen des kühnen Siegfriedes Leib.” (751)
Da hat sie ihn so lange bis der König sprach:
“Wisst, dass ich nimmer Gäste lieber sehen mag.
Ihr braucht nicht viel zu bitten: Ich will die Boten mein
Zu ihnen beiden senden, dass sie kommen an den Rhein.” (752)
Da sprach zu ihm die Königin: So sollt ihr mir sagen,
Wann ihr sie wollt besenden und zu welchen Tagen
Unsre lieben Freunde sollen kommen in dies Land;
Die ihr dahin wollt senden, die macht zuvor mir bekannt.” (753)
Der König sprach: “Das will ich: Dreißig in meinem Lehn.
Lass ich hinreiten.” Er hieß sie vor sich gehn:
Durch sie entbot er Märe in Siegfriedens Land.
Da beschenkte sie Brunhilde mit manchem reichen Gewand. (754)
Der König sprach: “Ihr Recken sollt von mir sagen,
Und nichts von dem verschweigen was ich euch aufgetragen,
Siegfried dem Starken und der Schwester mein.
Ihnen dürft auf Erden nimmer jemand holder sein. (755)
“Und bittet, dass sie beide, uns kommen an den Rhein:
Dafür will ich und Brunhild ihnen stets gewogen sein.
Vor dieser Sonnenwende soll er mit seinem Bann
Hier manchen bei mir schauen, der ihm Ehr erweisen kann. (756)
Entbietet auch dem König Siegmund die Dienste mein:
Dass ich und meine Freunde ihm stets gewogen sei'n.
Und erbittet meine Schwester, dass sie ihm folgen mag,
Wenn je ihr ziemen solle eines Königs Hofgelag.” (757)
Brunhild und Ute und was man Frauen fand,
Die entboten ihre Dienste in Siegfriedens Land
Den minniglichen Frauen und manchem kühnen Mann.
Auf Wunsch des Königs schickten zur Fahrt die Boten sich an. (758)
Sie standen reisefertig; ihr Ross und ihr Gewand
War ihnen angekommen: Da räumten sie das Land.
Sie eilten zu dem Ziele, dahin sie wollten fahren;
Der König durch Geleite hieß die Boten wohl bewahren. (759)
Sie kamen in drei Wochen geritten in das Land.
In Nibelungens Veste (wohin man sie gesandt)
In der Mark zu Norweg fanden sie den Degen:
Ross und Leute waren müde von den langen Wegen. (760)
Siegfried und Kriemhilden ward beiden hinterbracht,
Dass Ritter kommen wären, sie trügen solche Tracht
Wie man in Burgonden trug der Sitte nach.
Sie sprang von einem Bette, darauf die Ruhende lag. (761)
Zu einem Fenster ließ sie eins ihrer Mägdlein gehn;
Die sah den kühnen Gere auf dem Hofe stehn,
Ihn und die Gesellen, die man dahin gesandt
Ihr Herzeleid zu stillen, wie liebe Kunde sie fand! (762)
Sie sprach zu dem Könige: “Seht ihr sie da stehn,
Die mit dem starken Gere dort auf dem Hofe gehn,
Die uns mein Bruder Gunther nieder schickt den Rhein?”
Da sprach der starke Siegfried: “Die sollen uns willkommen sein.” (763)
All ihr Ingesinde lief hin, wo man sie sah.
Jeder an seinem Teile gütlich sprach er da
Das Beste was er konnte zu den Boten hehr.
Ihres Kommens freute der König Siegmund sich sehr. (764)
Da schuf man Herbergen Geren und seinem Bann
Und ließ der Rosse warten. Die Boten gingen dann
Dahin, wo Herr Siegfried bei Kriemhilden saß:
Ihnen war der Hof erlaubet; darum so taten sie das. (765)
Der Wirt mit seinem Weibe erhob sich gleich zur Hand.
Wohl ward empfangen Gere aus Burgondenland
Mit seinen Heergesellen in König Gunthers Bann.
Gere dem reichen bot man da den Sessel an. (766)
“Lasst uns die Botschaft sagen, eh wir sitzen gehn:
Uns wegemüde Gäste, lasst uns die Weile stehn.
Wir sagen euch die Märe, die euch zu wissen tut
Gunther mit Brunhilden: Es ergeht beiden gut; (767)
“Und was euch Frau Ute, eure Mutter, her entbot;
Geiselher der junge und auch Herr Gernot
Und eure nächsten Freunde haben uns hergesandt,
Und entbieten euch viel Dienste aus der Burgonden Land.” (768)
“Lohn ihnen Gott,” sprach Siegfried, “ich versah zu ihnen wohl
Mich aller Lieb und Treue, wie man zu Freunden soll;
So tut auch ihre Schwester: Ihr sollt uns ferner sagen,
Ob unsre Freunde hohen Mut daheim noch tragen? (769)
“Hat ihnen seit wir schieden jemand ein Leid getan,
Meiner Frauen Brüdern? Das sagt mir an:
Ich wollt es ihnen immer mit Treue helfen tragen
Bis ihre Widersacher meine Dienste müssten beklagen.” (770)
Zur Antwort gab der Markgraf Gere ein Ritter gut:
“Sie sind in allen Tugenden so recht voll hohem Mut.
Sie laden euch zum Rheine zu einer Lustbarkeit;
Sie sähen euch gar gerne, dass ihr des außer Zweifel seid. (771)
“Bittet meine Fraue, sie möge mit euch kommen:
Wenn der Winter wieder ein Ende hat genommen,
Vor dieser Sonnenwende, da möchten sie euch sehn.”
Da sprach der starke Siegfried: “Das kann nicht füglich geschehn.” (772)
Da sprach wieder Gere von Burgondenland:
“Eure Mutter Ute hat euch sehr gemahnt,
Und Geiselher und Gernot, ihr sollt es nicht versagen;
Dass ihr so ferne wohnet, das hör ich täglich beklagen. (773)
“Brunhild meine Herrin und ihre Mägdelein
Freuen sich der Märe, und könnt es jemals sein,
Dass sie euch wieder sähen, ihnen schuf es hohen Mut.”
Da däuchten diese Mären die schöne Kriemhilde gut. (774)
Gere war ihr Vetter: Der Wirt ihn sitzen hieß,
Den Gästen hieß er schenken; nicht länger man das ließ.
Da war auch Siegmund kommen: Als der die Boten sah,
Freundlich sprach der König zu den Burgonden da: (775)
“Willkommen seid ihr Recken in König Gunthers Bann.
Da sich Kriemhilden zum Weibe gewann
Mein Sohn Siegfried, man sollt euch öfter sehn
Hier in diesem Lande: Das hieß uns Freundschaft zugestehn.” (776)
Sie sprachen: Wenn er wolle, sie würden gerne kommen.
Ihnen ward mit Freuden die Müdigkeit benommen.
Man ließ die Boten sitzen; Speise man ihnen trug:
Deren schuf da Siegfried seinen Gästen genug. (777)
Sie mussten da verweilen volle neun Tage.
Darum erhoben endlich die schnellen Ritter Klage,
Dass sie nicht wieder reiten durften in ihr Land.
Da hatte König Siegfried zu seinen Freunden gesandt. (778)
Er fragte, was sie rieten? Er solle nach dem Rhein:
“Es hat mich entboten Gunther der Schwager mein,
Er und seine Brüder, zu einer Lustbarkeit:
Ich möcht ihm gerne kommen, nur liegt sein Land mir so weit. (779)
“Sie bitten Kriemhilden mit mir zu ziehn:
Nun ratet, lieben Freunde, wie kommen wir dahin?
Und sollt ich heerfahrten durch dreißig Herren Land,
Gern dienstbereit erwiese sich ihnen Siegfriedens Hand.” (780)
Da sprachen seine Recken: “Steht euch zur Fahrt der Mut
Nach dem Hofgelage, wir raten was ihr tut:
Ihr sollt mit tausend Recken reiten an den Rhein;
So mögt ihr wohl mit Ehren dort bei den Burgonden sein.” (781)
Da sprach von Niederlanden der König Siegmund:
“Wollt ihr zum Hofgelage, was tut ihr mirs nicht kund?
Wenn ihr es nicht verschmähet, so reit ich mich euch dar;
Zweihundert Degen führ ich: Damit mehr ich eure Schar.” (782)
“Wollt ihr mit uns reiten, lieber Vater mein,”
Sprach der kühne Siegfried: “Des will ich fröhlich sein.
Binnen zwölf Tagen räum ich dieses Land.”
Allen die's begehrten gab man da Ross und Gewand. (783)
Als dem edeln König zur Reise stand der Mut,
Da ließ man wieder reiten die schnellen Degen gut.
Seiner Frauen Brüdern entbot er an den Rhein;
Er wolle herzlich gerne bei ihrem Hofgelage sein. (784)
Siegfried und Kriemhild gaben, so hörten wir sagen,
So viel diesen Boten, dass es nicht mochten tragen
Die Pferde nach der Heimat: Er war ein reicher Mann.
Ihre starken Säumer trieb man zur Reise fröhlich an. (785)
Da schuf dem Volke Kleider Siegfried und Siegemund
Eckewart der Markgraf ließ da gleich zur Stund
Frauenkleider suchen, die besten die man fand,
Und irgend mocht erwerben in Siegfriedens ganzem Land. (786)
Die Sättel und die Schilde man da bereiten ließ.
Den Rittern und den Frauen, die er sich folgen hieß,
Gab man was sie wollten: Zu wünschen blieb nichts mehr.
Er brachte seinen Freunden manchem stolzen Gast daher. (787)
Nun wandten sich die Boten zurück und eilten sehr.
Da kam von Norwegen Gere, der Degen hehr
Und wurde wohl empfangen: Sie schwangen sich zu Tal
Von Rossen und von Mähren dort vor König Gunthers Saal. (788)
Die Jungen und die Alten kamen, wie man tut,
Und fragten nach der Märe. Da sprach der Ritter gut:
“Wenn ichs dem König sage, wird es auch euch bekannt.”
Er ging mit den Gesellen dahin, wo er Gunthern fand. (789)
Der König vor Freude von dem Sessel sprang:
Dass sie so blad gekommen, sagt' ihnen Dank
Brunhild die Schöne. Zu den Boten sprach er da:
“Wie gehabt sich Siegried, von dem mir Liebe viel geschah?” (790)
Da sprach der kühne Gere: “Er ward der Freude rot,
Er und eure Schwester. So holde Mär entbot
Seinen Freunden wahrlich nie zuvor ein Mann
Als euch König Siegfried und sein Vater hat getan.” (791)
Da sprach zum Markgrafen des reichen Königs Weib:
“Nun sagt mir, kommt euch Kriemhild? Hat noch ihr schöner Leib
Die hohe Zier behalten, deren sie mochte pflegen?”
Sie wird euch sicher kommen,” sprach da Gere der Degen. (792)
Ute ließ den Boten gar balde vor sich gehn.
Da war es ohn ihr Fragen wohl an ihr zu verstehn
Was sie zu wissen wünsche: “War Kriemhild noch wohlauf?”
Das sagt' er, und sie komme nach kurzer Stunden Verlauf. (793)
Auch wurde nicht verhohlen am Hof der Botenfold,
Den ihnen Siegfried schenkte, die Kleider und das Gold:
Die ließ man alle schauen in der drei Fürsten Bann.
Um seine große Milde pries man höchlich den Mann. (794)
“Er mag wohl,” sprach da Hagen, “mit vollen Händen geben;
Er könnt es nicht verschwenden und sollt er ewig leben.
Den Hort der Nibelungen beschließt des Königs Hand;
Hei! Dass er jemals käme in der Burgonden Land!” (795)
Das ganze Hofgesinde freute sich dazu,
Dass sie kommen sollten: Da waren spät und früh
Die Herren sehr befließen in der drei Könge Bann:
Gar viel der hohen Sitze man zu errichten begann. (796)
Haunolt der kühne und Sindold der Degen
Hatten wenig Muße: Sie mussten stündlich pflegen
Des Schenk– und Truchsess-Amtes, und richten manche Bank;
Auch Ortwein war behilflich: Des sagt' ihnen Gunther Dank. (797)
Rumolt der Küchenmeister, wie herrscht' er in der Zeit
Ob seinen Untertanen! Gar manchen Kessel weit,
Häfen und Pfannen, hei, was man deren fand!
Denen ward da Kost bereitet, die da kamen in das Land. (798)
* Der Frauen Arbeiten waren auch nicht klein:
Sie zierten ihre Kleider, worauf manch edler Stein.
Des Strahlen ferne glänzten, gewirkt war in das Gold;
Wenn sie die anlegten, ward ihnen männiglich hold. (799)
13. Abenteuer
Wie sie zum Hofgelage fuhren
All ihr Bemühen lassen wir nun sein
Und sagen wie Frau Kriemhild und ihre Mägdelein
Hin zum Rheine fuhren von Nibelungenland.
Nie trugen Rosse wieder so manches reiche Gewand. (800)
Viel Saumschreine wurden versendet auf den Wegen;
Da ritt mit seinen Freunden Siegfried der Degen
Und die Königstochter in hoher Freuden Wahn:
Da war es ihnen allen zu großem Leide getan. (801)
Sie ließen in der Heimat Siegfrieds Kindelein,
Den Sohn der Kriemhilde; das musste wohl so sein.
Aus ihrer Hofreise erwuchs ihm viel Beschwer:
Seinen Vater, seine Mutter er sah das Kindlein nimmermehr. (802)
Auch ritt mit ihnen dannen Siegmund der König hehr;
Hätt er ahnen können, wie es ihm nachher
Beim Hofgelag erginge, er hätt es nicht gesehn:
Ihm konnt an lieben Freunden größer Leid nicht geschehn. (803)
Vorausgesandte Boten verhießen sie bei Zeit:
Entgegen ritten ihnen in herrlichem Geleit
Von Utens Freunden viele und König Gunthers Bann:
Der Wirt für seine Gäste sich zu befleißen begann. (804)
Er ging zu Brunhilden, wo er sie sitzen fand:
“Wie empfing euch meine Schwester, da ihr kamet in dies Land?
So will ich, dass ihr Siegfrieds Gemahl empfangen sollt!”
“Das tu ich,” sprach sie, “gerne: ich bin ihr billiglich hold.” (805)
Da sprach der reiche König: Sie kommen morgen früh:
Wollt ihr sie empfangen, so greifet balde zu,
Dass sie uns in der Veste nicht überraschen hie:
Mir kamen liebre Gäste wohl noch niemals als sie.” (806)
Ihre Mägdelein und Frauen ließ sie da zur Hand
Gute Kleider suchen, die besten, die man fand,
Die sollt ihr Ingesinde vor den Gästen tragen:
Das taten sie doch gerne, das mag man für Wahrheit sagen. (807)
Da eilten auch zu dienen die in Gunthers Lehn;
Alle seine Recken hieß er mit sich gehn.
Da ritt die Königsfraue herrlich hindann;
Da ward den lieben Gästen ein schönes Grüßes getan. (808)
In wie hohen Freuden da empfing man sie!
Sie däuchte, dass Kriemhilde Frau Brunhilden nie
So wohl empfangen habe in Burgondenland.
Allen die es sahen ward hohe Wonne bekannt. (809)
Nun war auch Siegfried kommen mit seiner Leute Heer.
Da sah man die Helden sich wenden hin und her
Im Feld allenthalben mit ungezählten Scharen.
Da konnte sich vor Drängen und Stäuben niemand bewahren. (810)
Als der Wirt des Landes Siegfrieden sah
Und Siegmund den König, wie freundlich sprach er da:
“Nun seid mir hochwillkommen und all den Freunden mein;
Wir wollen hohes Mutes ob eurer Hofreise sein.” (811)
“Nun lohn euch Gott,” sprach Siegmund, der ehrbegierge Mann,
“Seit sich euch zum Freunde Siegfried gewann,
War es all mein Sinnen, wie ich euch möchte sehn.”
Da sprach der König Gunther: “Nun freut mich, dass es geschehn.” (812)
Siegfried ward empfangen wie man das wohl gesollt,
Mit viel großen Ehren; ein jeder war ihm hold.
Des half mit Rittersitten Gernot und Geiselher;
Man bot es leiben Gästen so gütlich wohl nimmermehr. (813)
Nun konnten in der Nähe sich die Königinnen schaun.
Da sah man Sättel ledig: da wurden schöne Fraun
Von der Helden Händen gehoben auf das Gras:
Wer gerne Frauen diente, wie selten der da müßig saß! (814)
Da gingen zueinander die Frauen minniglich.
Sehr darüber freuten viel der Ritter sich,
Dass der Beiden Grüßen so minniglich erging.
Da sah man manchen Recken der Frauendienste beging. (815)
Das herrliche Gesinde nahm sich bei der Hand;
Züchtiglich sich neigen man da nicht selten fand
Und minniglich sich küssen viel Frauen wohlgetan.
Das freuten sich zu schauen die in der Könige Bann. (816)
Sie versäumten sich nicht länger, sie ritten nach der Stadt.
Der Wirt seinen Gästen zu beweisen bat,
Dass man sie gerne sähe in der Burgonden Land.
Manches schöne Kampfspiel man vor den Jungfrauen fand. (817)
Da ließ von Tronje Hagen und auch Ortewein,
Wie sie gewaltig waren, wohl offenkundig sein;
Was sie gebieten mochten, das wurde gleich getan.
Man sah die lieben Gäste viel Dienst von ihnen empfahn. (818)
Mancher Schild erhallte vor der Veste Thor
Von Stichen und von Stößen. Lange hielt davor
Der Wirt mit seinen Gästen bevor sie zogen ein:
In Kurzweile mochten die Stunden rasch zerronnen sein. (819)
Vor den weiten Pallas sie nun in Freuden ritten.
Viel kunstreiche Decken, gut und wohl geschnitten,
Sah man von den Sätteln den Frauen wohlgetan
Allenthalben hangen: Da kamen Diener heran. (820)
Zu ihrer Ruhe brachte man die Gäste da.
Hin und wieder blicken man Brunhilden sah
Nach Kriemhild der Frauen; schön war sie genug:
Den Glanz noch vor dem Golde ihre hehre Farbe trug. (821)
Da vernahm man allenthalben zu Wormes in der Stadt
Den Jubel des Gesindes, König Gunther bat
Dankwarten seinen Marschall, er mög es wohl verpflegen:
Da ließ er das Gesinde in gute Herbergen legen. (822)
Draußen und darinnen beköstigte man sie:
So wohl gewartet wurde fremder Gäste nie.
Was einer wünschen mochte, das war ihm gern gewährt:
So reich war der König, es wurde keinem was verwehrt. (823)
Man dient' ihnen freundlich und ohn allen Hass.
Der König zu Tische mit seinen Gästen saß;
Siegfrieden ließ man sitzen wie er sonst getan.
Mit ihm ging zu den Stühlen mancher waidliche Mann. (824)
Zwölfhundert Recken sich an die Tafel hin
Mit ihm zu Tische setzten: Brunhild die Königin
Gedachte, wie ein Dienstmann nicht reicher möge sein.
Noch war sie ihm so günstig, sie ließ ihn gerne gedeihn. (825)
An jenem Abende, da so der König saß,
Viel reiche Kleider wurden da vom Weine nass;
Wenn die Schenken sollten zu den Tischen gehn,
Da sah man volle Dienste mit großem Fleiße geschehn. (826)
Wie bei den Gelagen immer Sitte mochte sein,
Ließ man zur Ruhe gehen Fraun und Mägdelein.
Von wannen wer gekommen, der Wirt ihm Sorge trug:
In gütlichen Ehren gab man da jedem genug. (827)
Als die Nacht zu Ende, sich hob des Tages Schein,
Da sah man aus den Kisten manchen Edelstein
Auf gutem Kleid erglänzen; das schuf der Frauen Hand.
Da ward hervorgesuchet manches schöne Gewand. (828)
Bevor es völlig tagte, da kamen vor den Saal
Ritter viel und Knechte: da hob sich wieder Schall
Vor einer Frühmesse, die man dem König sang.
So ritten junge Helden, der König sagt' ihnen Dank. (829)
Da klangen die Posaunen von manchem kräftgen Stoß;
Der Flöten und Trommeten Schallen ward so groß,
Worms die weite Veste gab lauten Widerhall.
Da kamen auf den Rossen die kühnen Helden überall. (830)
Da hob sich in dem Lande ein hohes Ritterspiel
Von manchem guten Recken: Da sah man ihrer viel,
Deren junge Herzen füllte froher Mut.
Man sah da unter Schilden viel Ritter zierlich und gut. (831)
Da saß in den Fenstern manch herrliches Weib
Und viel der schönen Maide: Gezieret war ihr Leib.
Da sahen sie turnieren manchen kühnen Mann:
Der Wirt mit seinen Freunden zu reiten selber begann. (832)
So vertrieben sie die Weile, die däuchte sie nicht lang.
Da lud sie zum Dome mancher Glockenklang:
Den Frauen kamen Rosse, da ritten sie hindann;
Den edeln Königinnen folgte mancher kühne Mann (833)
Sie stiegen vor dem Münster nieder auf das Gras.
Noch hegte zu den Gästen Brunhilden keinen Hass.
Sie gingen unter Krone in das Münster weit:
Bald schied sich diese Liebe: Das wirkte heftiger Neid. (834)
Da sie gehört die Messe, sah man sie weiter ziehn
Unter hohen Ehren. Sie gingen heiter hin
Zu des Königs Tischen. Ihre Freude nicht erlag
Bei diesen Lustbarkeiten bis gegen den elften Tag. (835)
* Die Königin gedachte: “Ich wills nicht länger tragen.
Wie ich es fügen möge, Kriemhilde muss mir sagen
Warum uns doch so lange den Zins versaß ihr Mann:
Der ist doch unser Eigen: Der Frag ich nicht entraten kann.” (836)
* So harrte sie der Stunde, bis es der Teufel riet,
Dass sie das Hofgelage und die Lust mit Leide schied.
Was ihr lag am Herzen, zu früh nur musst es kommen:
Drum ward in manchen Landen durch sie viel Jammer vernommen. (837)