355 500 произведений, 25 200 авторов.

Электронная библиотека книг » Старонемецкий эпос » Песнь о Нибелунгах » Текст книги (страница 28)
Песнь о Нибелунгах
  • Текст добавлен: 10 сентября 2016, 17:30

Текст книги "Песнь о Нибелунгах"


Автор книги: Старонемецкий эпос



сообщить о нарушении

Текущая страница: 28 (всего у книги 39 страниц)

24. Abenteuer
Wie Werbel und Schwemmel die Botschaft brachten

 
Als Etzel seine Boten an den Rhein gesandt,
Da flogen diese Mären geschwind von Land zu Land:
Mit schnellen Abgesandten lud er und entbot
Zu seinem Hofgelage; da holte mancher sich den Tod. (1467)
 
 
Die Boten ritten hinnen aus der Heunen Land
Zu den Burgonden, wohin man sie gesandt
Zu drei edeln Königen und ihrem Heeresbann,
Dass sie zu Etzeln kämen: Zu eilen hub man da an. (1468)
 
 
Zu Bechlaren kamen die Boten angeritten;
Ihnen diente man da gerne, dass sie nicht Mangel litten.
Ihre Grüße sandten Rüdger und Gotelind
Den Degen an dem Rheine und auch dieser Beiden Kind. (1469)
 
 
Sie ließen ohne Gaben sie nicht von hinnen gehn,
Dass desto sanfter führen die in Etzels Lehn.
Uten und ihren Söhnen entbot da Rüdiger,
Es wär kein andrer Markgraf ihnen so gewogen mehr. (1470)
 
 
Sie entboten auch Brunhilden alles was lieb und gut,
Ihre stete Treue und dienstbereiten Mut.
Da wollten nach der Rede die Boten weiter ziehn;
Gott bat sie zu bewahren Gotlind die edle Markgräfin. (1471)
 
 
Eh noch die Boten völlig durchzogen Bayerland,
Werbelein der schnelle den guten Bischof fand:
Was der seinen Freunden hin an den Rhein entbot
Weiß ich nicht zu sagen; von seinem Golde so rot (1472)
 
 
Schenkt' er den Boten Gaben. Als sie wollten ziehn,
“Sollt ich sie bei mir schauen,” sprach Bischof Pilgerin,
“So wär mir wohl zu Mute, die Schwestersöhne mein:
Mag ich doch selber selten zu ihnen kommen an den Rhein.” (1473)
 
 
Was sie für Wege fuhren vom Rheine durch das Land
Kann ich euch nicht bescheiden. Ihr Silber und Gewand
Blieb ihnen unbenommen, man scheute Etzels Zorn:
So vielgewaltig herrschte der edle König wohlgeborn. (1474)
 
 
Binnen zwölf Tagen kamen sie an den Rhein
Zu Wormes in dem Lande, Werbel und Schwemmelein;
Da sagte mans dem König und seinen Degen an,
Es kämen fremde Boten: Gunther zu fragen begann. (1475)
 
 
Da sprach der Vogt vom Rheine: “Wer macht mir nun bekannt
Von wannen diese Fremden ritten in das Land?”
Das konnte niemand sagen bis die Boten sah
Hagen von Tronje: Zu dem König sprach er da: (1476)
 
 
“Man bringt uns neues heute, dafür will ich euch stehn:
Etzels Spielleute, die hab ich hier gesehn.
Die hat eure Schwester gesendet an den Rhein:
Ihrer Herren willen sollen sie willkommen sein.” (1477)
 
 
Sie ritten unverweilt zu dem Saal heran:
So herrlich fuhr wohl nimmer eines Fürsten Fiedelmann.
Des Königs Ingesinde empfing sie gleich zur Hand;
Herberge gab man ihnen und bewahrte ihr Gewand. (1478)
 
 
Ihre Reisekleider waren reich und wohlgetan,
Sie mochten wohl mit Ehren sich so dem König nahn;
Doch wollten sie nicht länger sie am Hofe tragen:
“Ob jemand sie begehre?”, das ließen die Boten fragen. (1479)
 
 
Da waren auch zur Stunde Leute bei der Hand,
Die sie gerne nahmen: Denen wurden sie gesandt.
Da schmückten sich die Boten mit besserm Gewand,
Wie es Königsboten zu tragen schön und herrlich stand. (1480)
 
 
Da ging mit Urlaube hin wo der König saß
Etzels Ingesinde: Gerne sah man das.
Herr Hagen den Boten mit Zucht entgegen sprang,
Sie minniglich begrüßend: Das sagten ihm die Knappen Dank. (1481)
 
 
Da hub er um die Kunde sie zu befragen an,
Wie Etzel sich gehabe und die ihm untertan.
Da sprach der Fiedelspieler: “Nie besser stands im Land,
Das Volk war niemals froher, das sei euch wahrlich bekannt.” (1482)
 
 
Sie gingen zu dem Wirte. Der Königssaal war voll;
Da empfing man die Gäste, wie man immer soll
Boten freundlich grüßen aus fremder Könge Land.
Werbel der Recken viel bei König Gunthern fand. (1483)
 
 
Der König wohlgezogen zu grüßen sie begann:
“Willkommen, beide Fiedler in König Etzels Bann
Mit euern Heergesellen: Weshalb hat euch gesandt
Etzel der reiche zu der Burgonden Land?” (1484)
 
 
Sie neigten sich dem Könige. Da sprach Werbelein:
“Dir entbietet holde Dienste der liebe Herre mein,
Und Kriemhild deine Schwester hieher in dieses Land:
Sie haben uns euch Recken auf gute Treue hergesandt.” (1485)
 
 
Da sprach der reiche König: “Der Märe bin ich froh.
Wie gehabt sich König Etzel,” der Degen fragte so,
“Und Kriemhild meine Schwester in der Heunen Land?”
Da sprach der Fiedelspieler: “Das mach ich gern euch bekannt. (1486)
 
 
Besser wohl gehabten sich Leute nimmermehr,
Das glaubet uns in Wahrheit, als die Fürsten hehr
Und ihre Degen alle, die Freunde wie ihr Bann:
Sie freuten sich der Reise, da wir schieden hindann.” (1487)
 
 
“Nun Dank ihm für die Dienste, die er mir entbot,
Ihm und meiner Schwester, geliebt es also Gott,
Dass sie in Freuden leben, der König und sein Bann;
Fragt ich doch sehr in Sorgen um diese Märe bei euch an.” (1488)
 
 
Die beiden jungen Könige waren auch gekommen,
Die hatten diese Märe jetzt erst vernommen.
Geiselher der junge die Boten gerne sah
Aus Liebe zu der Schwester; gar minniglich sprach er da: (1489)
 
 
“Ihr Boten sollt uns Degen hier willkommen sein;
Kämet ihr nur öfter geritten an den Rhein,
Ihr fändet hier der Freunde, die ihr gerne möchtet sehn:
Euch sollte wenig Leides in diesen Landen geschehn.” (1490)
 
 
“Mir versehn uns aller Ehren zu euch;” sprach Schwemmelein,
“Ihr könnt euch nicht bedeuten mit den Worten mein,
Wie Etzel euch so minniglich in sein Land entbot,
Und eure edle Schwester; sie leidet keinerlei Not. (1491)
 
 
“An eure Lieb und Treue mahnt euch die Königin
Und dass ihr stets gewogen war euer Herz und Sinn.
Zuvörderst an den König sein wir hieher gesandt,
Dass ihr zu reiten möget geruhn in König Etzels Land. (1492)
 
 
Dass wir euch darum bäten gar dringend er gebot.
Etzel der reiche euch allen das entbot,
Wenn ihr nicht kommen wolltet, eure Schwester sehn,
So möcht er doch wohl wissen, was euch von ihm wär geschehn, (1493)
 
 
Dass ihr ihn also meidet und auch sein Reich und Land?
Wär euch auch die Königin fremd und unbekannt,
So möcht er selbst verdienen, dass ihr kämet ihn zu sehn:
Wenn ihr das leisten wolltet, so wär ihm Liebes geschehn.” (1494)
 
 
Da sprach der König Gunther: “Nach der siebenten Nacht
Will ich euch verkünden, wes ich mich bedacht
Im Rate meiner Freunde; der weilen gehet hin
Zu eurer Herberge und findet gute Ruh darin.” (1495)
 
 
Da sprach wieder Werbel: “Könnt es nicht geschehn,
Dass wir unsre Fraue, die reiche Ute, sehn,
Eh wir müden Degen frügen nach der Ruh?”
Da sprach mit Rittersitten der edle Geiselher dazu: (1496)
 
 
“das soll euch niemand wehren; wollt ihr vor sie gehn,
So ist auch meiner Mutter Lieb daran geschehn,
Denn sie sieht euch gerne um die Schwester mein,
Kriemhild die Fraue: Ihr sollt ihr willkommen sein.” (1497)
 
 
Geiselher sie brachte hin wo er Uten fand.
Die sah die Boten gerne aus der Heunen Land;
Sie empfing sie freundlich mit tugendreichem Mut:
Da sagten ihr die Märe die Boten höfisch und gut. (1498)
 
 
“Meine Frau lässt euch entbieten,” sprach da Schwemmelein,
“Dienst und stete Treue, und wenn es möchte sein,
Dass sie euch öfter sähe, so glaubet sicherlich,
Wohl keine andre Freude auf Erden wünschte sie sich.” (1499)
 
 
Da sprach die Königswitwe: “Leider kanns nicht sein:
So gern ich öfter sähe die liebe Tochter mein,
So wohnt uns doch zu ferne die edle Königin:
Nun geh ihr immer selig die Zeit bei Etzeln dahin. (1500)
 
 
“Ihr sollt mich wissen lassen eh ihr zieht davon,
Wann ihr reiten wollet: Ich sah nun lange schon
Boten nicht so gerne als ich euch gesehn.”
Da gelobten ihr die Knappen, ihr Wunsch der solle geschehn. (1501)
 
 
Zu den Herbergen gingen die von Heunenland.
Der reiche König hatte zu den Freunden gesandt:
Gunther der reiche fragte seinen Bann
Was sie darüber dächten? Wohl manche huben da an: (1502)
 
 
“Er möge fahrlos reiten in König Etzels Land.”
Das rieten ihm die Besten, die er darunter fand.
Hagen nur alleine, dem war es grimmig leid;
Er sprach zu dem Könige: “Mit euch selber seid ihr im Streit. (1503)
 
 
Ihr habt doch nicht vergessen was ihr von uns geschehn?
Wir müssen vor Kriemhilden in steter Sorge stehn:
Ich schlug ihr zu Tode den Mann mit meiner Hand;
Wie dürften wir wohl reiten hin in König Etzels Land?” (1504)
 
 
Da sprach der reiche König: “Meiner Schwester Zürnen schwand:
Mit minniglichem Kusse, eh sie verließ dies Land,
Hat sie uns verziehen was wir an ihr getan:
Es wäre denn sie stände bei euch, Herr Hagen, noch an.” (1505)
 
 
“Nun lasst euch nicht betrügen, was sie auch sagen,
Diese Heunenboten: Wollt ihrs mit Kriemhild wagen,
Da verliert ihr zu der Ehre Leben leicht und Leib;
Sie weiß wohl nachzutragen, des Königs Etzel Weib.” (1506)
 
 
Da sprach zu dem Rate der Degen Gerenot:
“Ihr mögt aus guten Gründen fürchten dort den Tod
In den heunischen Reichen: Ständen wir drum an
Und mieden unsre Schwester, das wär gar übel getan.” (1507)
 
 
Da hub der junge Geiselher zu dem Degen an:
“Wisst ihr euch schuldig, Hagen, dass ihr ihr Leid getan,
So bleibet hier im Lande euer Heil zu wahren;
Nur lasst, die sichs getrauen, mit uns zu meiner Schwester fahren.” (1508)
 
 
Darob begann zu zürnen von Tronje der Degen:
“Ich will nicht dass euch jemand begleitet auf den Wegen,
Der sich mehr getraue zu dieser Fahrt als ich:
Wollt ihrs nicht bleiben lassen, so schaut ihr das sicherlich.” (1509)
 
 
Da sprach der Küchenmeister Rumolt der Degen:
“Der Heimischen und Fremden mögt ihr zu Hause pflegen
Nach euerm Wohlgefallen: Da habt ihr volle Macht:
Euch hat doch, dünkt mich, niemand dahin zu Pfande gebracht. (1510)
 
 
Wollt ihr nicht Hagen folgen, so rät euch Rumolt,
Weil ich euch in Treue gewogen bin und hold,
Dass ihr im Lande bleibet nach dem Willen mein
Und lasst den König Etzel nur dort bei Kriemhilden sein. (1511)
 
 
Wo könntet ihr auf Erden so gut als hier gedeihn?
Ihr mögt vor euern Feinden hier wohl geborgen sein,
Ihr könnt mit guten Kleidern zieren euern Leib,
Des besten Weines trinken und minnen manches schöne Weib. (1512)
 
 
Dazu gibt man euch Speise, so gut sie je gewann
Ein König auf der Erde. Liegt euch das nicht an,
So mögt ihr hier verbleiben um euer schönes Weib,
Eh ihr so unbesonnen verwaget Leben und Leib. (1513)
 
 
Drum rat ich euch zu bleiben: Reich ist euer Land:
Ihr könnt hier besser lösen was ihr gabt zu Pfand
Als dort bei den Heunen: Wer weiß, wie es da steht?
Verbleibt bei uns, Herr König, das ist was Rumolt euch rät.” (1514)
 
 
“Wir wollen nun nicht bleiben,” sprach da Gernot,
“Da uns meine Schwester so Freundliches entbot
Und Etzel der reiche, was sollten wir nicht gehn?
Die nicht mit uns wollen, die mögen daheim bestehn.” (1515)
 
 
Zur Antwort sprach da Hagen: “Lasst euch zum Verdruss
Meine Rede nicht gereichen: Was auch geschehn muss,
Das rat ich euch in Treuen, wenn ihr euch gern bewahrt,
Dass ihr nur wohl gerüstet zu dem Heunenlande fahrt. (1516)
 
 
“Wenn ihrs euch unterwindet, so entbietet euern Bann,
Die Besten, die ihr findet und die euch untertan;
Daraus will ich erwählen tausend Ritter gut:
So mag euch nicht gefährden der argen Kriemhilde Mut.” (1517)
 
 
“Dem Rate will ich folgen,” sprach der König gleich.
Da sandt er seine Boten umher in seinem Reich;
Bald brachte man der Helden dreitausend oder mehr;
Sie dachten nicht zu finden so großes Leid und Beschwer. (1518)
 
 
Sie ritten wohl gemutet in König Gunthers Land:
Da gab man ihnen allen Ross und auch Gewand,
Die da räumen sollten der Burgonden Land.
Der König reiselustig manchen werten Ritter fand. (1519)
 
 
Da ließ von Tronje Hagen Dankwart den Bruder sein
Achtzig ihrer Recken führen an den Rhein.
Sie kamen stolz gezogen, Harnisch und Gewand
Brachten die Schnellen König Gunthern in das Land. (1520)
 
 
Da kam der kühne Volker, der edle Fiedelmann,
Mit dreißig seiner Degen zu der Fahrt heran;
Ihr Gewand war herrlich, ein König mocht es tragen:
Er wollte zu den Heunen, das ließ der König Gunthern sagen. (1521)
 
 
Wer Volker sei gewesen, das sei euch kund getan:
Es war ein edler Herre, ihm waren untertan
Viel der guten Recken in Burgondenland;
Weil er fiedeln konnte war er der Spielmann genannt. (1522)
 
 
Hagen wählte tausend, die waren ihm bekannt;
Was sie in starken Stürmen gefrommt mit ihrer Hand
Und sonst begangen hatten, das hatt er oft gesehn:
Es konnte niemand anders als ihnen Ehre zugestehn. (1523)
 
 
Die Boten Kriemhildens der Aufenthalt verdross.
Die Furcht vor ihrem Herren war gewaltig groß:
Sie hielten alle Tage um den Urlaub an;
Den missgönnt' ihnen Hagen: Das war aus Arglist getan. (1524)
 
 
Er sprach zu seinem Herren: “Wir wollen uns bewahren,
Dass wir sie reiten lassen bevor wir selber fahren
Sieben Tage später in König Etzels Land:
Trägt man uns argen Willen, so wird es besser abgewandt. (1525)
 
 
So mag sich auch Kriemhilde bereiten nicht dazu,
Dass uns nach ihrem Rate jemand Schaden tu;
Will sie es doch versuchen, so kommt sie übel an:
Wir führen zu den Heunen so manchen auserwählten Mann.” (1526)
 
 
Die Sättel und die Schilde und all ihr Rüstgewand,
Das sie führen wollten in König Etzels Land,
War nun wohlbereitet für manchen kühnen Mann.
Die Boten Kriemhildens lud man zu Gunthern heran. (1527)
 
 
Als die Boten kamen, sprach Degen Gernot:
“Der König will leisten was Etzel uns entbot.
Wir wollen gerne kommen zu seiner Lustbarkeit
Und unsre Schwester sehen: Dass ihr des außer Zweifel seid.” (1528)
 
 
Da sprach König Gunther: “Wisst ihr uns zu sagen
Wann das Fest beginne? Oder zu welchen Tagen
Wir erwartet werden?” Da sprach Schwemmelein:
“Zur nächsten Sonnenwende, da soll es in Wahrheit sein.” (1529)
 
 
Der König erlaubte, das war noch nicht geschehn,
Wenn sie Frau Brunhilden wünschten noch zu sehn,
Dass sie mit seinem Willen sprächen bei ihr an.
Dem widerstrebte Volker: Da war ihr Liebes getan. (1530)
 
 
“Es ist meine Grau Brunhilde nun nicht so wohlgemut,
Dass ihr sie schauen könntet,” sprach der Ritter gut,
“Wartet bis Morgen, so lässt man sie euch sehn.”
Sie wähnten sie zu schauen, da konnt es doch nicht geschehn. (1531)
 
 
Da ließ der reiche König, er war den Boten hold,
In seiner hohen Milde von seinem roten Gold
Auf breiten Schilden bringen: Wohl war er reich daran;
Auch boten seine Freunde ihnen große Gaben an. (1532)
 
 
Geiselher und Gernot, Gere und Ortewein,
Wie sie milde waren, das leuchtete wohl ein:
So reiche Gaben boten sie den Boten an,
Dass sie's vor ihrem Herren nicht getrauten zu empfahn. (1533)
 
 
Da sprach zu dem Könige der Bote Schwemmelein:
“Herr König, lasst die Gaben nur hier im Lande sein.
Wir könnens nicht verführen, weil uns der Herr verbot,
Dass wir Geschenke nähmen: Auch tut es uns wenig Not.” (1534)
 
 
Da ward der Vogt vom Rheine darüber ungemut,
Dass sie verschmähen wollten so reichen Königs Gut.
Da mussten sie empfahen sein Gold und sein Gewand
Und es mit sich führen heim in König Etzels Land. (1535)
 
 
Sie wollten Ute schauen vor ihrer Wiederkehr
Die Spielleute brachte der junge Geiselher
Zu Uten seiner Mutter; sie entbot der Königin,
Wenn man ihr Ehre biete, es sei ihr hoher Gewinn. (1536)
 
 
Da ließ die Königswitwe ihre Borten und ihr Gold
Verteilen um Kriemhildens, denn der war sie hold,
Und König Etzels Willen an das Botenpaar.
Sie mochtens wohl empfahn: Getreulich bot sie es dar. (1537)
 
 
Nun hatten sich beurlaubt die beiden Boten gut
Von Männern und von Frauen. Sie fuhren wohlgemut
Bis zum Schwabenlande: Dahin ließ Gerenot
Seine Degen sie begleiten, dass sie nirgend litten Not. (1538)
 
 
Als die von ihnen schieden, die sie sollten pflegen,
Gab ihnen Etzels Herrschaft Frieden auf den Wegen,
Dass ihnen niemand raubte ihr Ross noch ihr Gewand:
Sie ritten sehr in eile heim in König Etzels Land. (1539)
 
 
Wo sie Freunde fanden, da machten sie es kund,
In wenig Tagen kämen die Helden von Burgund
Vom Rheine hergezogen in der Heunen Land:
Pilgerin dem Bischof ward auch die Märe bekannt. (1540)
 
 
Als sie vor Bechlaren die Straße niederzogen,
Da ward auch um die Märe Rüdger nicht betrogen,
Noch Frau Gotelinde, die Markgräfin hehr:
Dass sie sie schauen sollte, des freute diese sich sehr. (1541)
 
 
Die Spielleute spornten die Rosse mächtig an.
Sie fanden König Etzeln in seiner Stadt zu Gran.
Grüße über Grüße, die man ihm her entbot,
Brachten sie dem Könige: Vor Liebe ward er freudenrot. (1542)
 
 
Als da Kriemhilden die Märe ward bekannt,
Dass ihre Brüder wollten kommen in ihr Land,
Da ward ihr wohl zu Mute: Sie gab den Boten Lohn
Mit reichlichen Geschenken; sie hatte Ehre davon. (1543)
 
 
Sie sprach: “Nun sagt mir beide, Werbel und Schwemmelein,
Wer will von meinen Freunden bei dem Hofgelage sein,
Von den Besten, die wir luden hieher in dieses Land?
Sagt, was sprach Hagen, als ihm die Märe ward bekannt?” (1544)
 
 
“Er kam zu ihrem Rate an einem Morgen fruh;
Wenig gute Sprüche redet' er dazu,
Als sie die Fahrt beschlossen nach dem Heunenland:
Die hat der grimme Hagen die Todesreise genannt. (1545)
 
 
Es kommen eure Brüder, die Könge alle drei
In herrlichem Mute. Wer mehr mit ihnen sei,
Darüber ich des weitern euch nicht bescheiden kann;
Es will mit ihnen kommen Volker auch, der Fiedelmann.” (1546)
 
 
“Des mag ich leicht entbehren,” sprach die Königin,
“Will der Degen Volker zum dem Hofgelage ziehn;
Hagen bin ich gewogen, der ist ein Degen gut:
Dass wir ihn schauen sollen, des hab ich fröhlichen Mut.” (1547)
 
 
Hin ging die Königstochter wo sie den König sah.
Wie sprach mit holden Worten Frau Kriemhilde da:
“Wie gefallen euch die Mären, viel lieber Herre mein?
Wes mich je verlangte, das soll nun bald vollendet sein.” (1548)
 
 
“Dein Will ist meine Freude:”, der König sprach da so,
“Ich wär der eignen Freunde nicht so von Herzen froh,
Wenn sie kommen sollten hieher in unser Land:
Durch deiner Freunde Liebe viel meiner Sorge verschwand.” (1549)
 
 
Des Königs Amtleute befahlen überall
Mit Sitzen zu erfüllen Pallas und Saal
Für die lieben Gäste, die da sollten kommen.
Durch die ward bald dem König die hohe Freude benommen. (1550)
 

25. Abenteuer
Wie die Herren alle zu den Heunen fuhren

 
Wie man dort gebahrte vernahmt ihr nun genug.
Wohl kamen nie gefahren in solchem stolzen Zug
So viel beherzte Degen in eines Königs Land;
Sie hatten was sie wollten, beides, Waffen und Gewand. (1551)
 
 
Der Vogt von dem Rheine erhob aus seinem Bann
Der Degen tausend sechzig, so ward uns kundgetan,
Und neuntausend Knechte zu dem Hofgelag;
Die sie zu Hause ließen beweinten es wohl hernach. (1552)
 
 
Da trug man ihr Geräte zu Wormes übern Hof.
Wohl sprach da von Speyer ein alter Bischof
Zu der schönen Ute: “Unsre Freunde wollen fahren
Zu dem Hofgelage; möge Gott sie da bewahren.” (1553)
 
 
Da sprach zu ihren Söhnen Ute die Fraue gut:
“Ihr solltet hier verbleiben, Helden hochgemut;
Mir hat geträumet heunte von großer Angst und Not,
Wie alles das Gevögel in diesem Lande wäre tot.” (1554)
 
 
“Wer sich an Träume kehret,” sprach dawider Hagen,
“Der weiß noch die rechte Kunde nicht zu sagen,
Wie es mög am Besten um seine Ehre stehn:
Es mag mein König immer mit Urlaub hin nach Hofe gehn. (1555)
 
 
“Wir wollen gerne reiten in König Etzels Land,
Da mag wohl Köngen dienen guter Helden Hand,
So wir da schauen sollen Kriemhildens Hochzeit.”
Hagen riet die Reise, doch ward es später ihm leid. (1556)
 
 
Er hätt es widerraten, nur dass Gerenot
Mit großem Ungestüme ihm Spott entgegenbot.
Er mahnt' ihn an Siegfried, der Kriemhilde Mann,
Er sprach: “Darum steht Hagen die große Reise nicht an.” (1557)
 
 
Da sprach von Tronje Hagen: “Nicht Furcht ists, dass ichs tu;
Gebietet ihr es, Helden, so greifet immer zu:
Wohl will ich mit euch reiten in König Etzels Land.”
Bald ward von ihm verhauen mancher Helm und Schildesrand. (1558)
 
 
Die Schiffe standen fertig: Da war gar mancher Mann.
Was sie an Kleidern hatten trug man an Bord heran;
Sie waren sehr beflissen bis zur Abendzeit:
Sie huben sich von Hause bald in hoher Fröhlichkeit. (1559)
 
 
Sie bauten überm Grase sich Hütten und Gezelt
Jenseits des Rheines, wo Obdach war bestellt.
Da bat noch zu verweilen Gunthern sein schönes Weib;
Sei herzte Nachts noch einmal des Mannes waidlichen Leib. (1560)
 
 
Flöten und Posaunen erschollen morgens früh
Den Aufbruch zu verkünden: da griff man rasch dazu.
Wem Liebes lag im Arme, der kos'te Freundes Leib;
Mit Leide schied bald manche des Königs Etzel Weib. (1561)
 
 
Der schönen Ute Söhne, die hatten einen Mann,
Der war getreu und bieder; als man die Fahrt begann
Sprach er zu dem Könige geheim nach seinem Mut;
Er sprach: “Ich muss wohl trauern, dass ihr die Hofreise tut.” (1562)
 
 
Er war geheißen Rumolt, ein Degen auserkannt.
Er sprach: “Wem wollt ihr lassen die Leute und das Land?
Dass niemand doch euch Recken wenden mag den Mut!
Die Märe Kriemhildens däuchte mich niemals gut.” (1563)
 
 
“Das Land sei dir befohlen und auch mein Söhnelein,
Und diene wohl den Frauen: Das ist der Wille mein;
Wen du weinen siehest, dem tröste Herz und Sinn:
Es wird uns nichts zu Leide Kriemhilde tun, die Königin.” (1564)
 
 
Die Rosse standen fertig den Köngen und dem Bann:
Mit minniglichem Kusse schied da mancher Mann,
Dem noch in hohem Mute prangte Seel und Leib:
Das musste bald beweinen manches waidliche Weib. (1565)
 
 
Als man die schnellen Recken sah zu den Rossen gehn,
Fand man viel der Frauen in hoher Trauer stehn.
Dass sie auf ewig schieden sagt' ihnen wohl der Mut:
In großem Schaden kommen, das tut niemanden gut. (1566)
 
 
Die schnellen Burgonden begannen ihren Zug:
Da ward im ganzen Lande das Treiben groß genug;
Beiderseits der Berge weinte Weib und Mann.
Wie auch das Volk gebahrte, sie fuhren fröhlich hindann. (1567)
 
 
Niblungens Helden zogen mit ihnen aus
In tausend Halsbergen: Die hatten dort zu Haus
Viel schöne Fraun gelassen und sahn sie nimmermehr.
Siegfriedens Wunden, die schmerzten Kriemhilden sehr. (1568)
 
 
Da lenken mit der Reise auf dem Mainstrom an
Hinauf durch Ostfranken die in Gunthers Bann.
Hagen war ihr Führer, der war da wohlbekannt;
Ihr Marschall war Dankwart, der Held von Burgundenland. (1569)
 
 
Da sie von Ostfranken nach Schwanefelde ritten,
Da konnte man sie kennen an den stolzen Sitten,
Die Fürsten und die Freunde, die Helden lobesam!
An dem zwölften Morgen der König an die Donau kam. (1570)
 
 
Es ritt von Tronje Hagen den andern all zuvor;
Er hielt den Nibelungen wohl den Mut empor.
Da schwang der kühne Degen sich nieder auf den Sand,
Wo er sein Ross in Eile fest an einem Baume band. (1571)
 
 
Die Flut war ausgetreten, die Schiff' verborgen:
Die Nibelungen kamen in große Sorgen
Wie sie hinüber sollten? Das Wasser war zu breit.
Da schwang sich zu der Erde mancher Ritter allbereit. (1572)
 
 
“Übel,” sprach da Hagen, “mag dir hier geschehn,
König an dem Rheine: Du magst es selber sehn,
Das Wasser ist ergossen, zu stark ist keine Flut;
Ich fürchte wir verlieren noch heute manchen Recken gut.” (1573)
 
 
“Hagen, was verweis't ihr mit?”, sprach der König hehr,
“Um eurer Tugend willen, erschreckt uns nicht noch mehr.
Ihr sollt die Furt uns suchen hinüber in das Land,
Dass wir von hinnen bringen beides Ross und Gewand.” (1574)
 
 
“Mir ist ja noch,” sprach Hagen, “mein Leben nicht so leid,
Dass ich mich möcht ertränken in diesen Wellen breit:
Es soll von meinen Händen ersterben mancher Mann
In König Etzels Landen; wozu ich gute Lust gewann. (1575)
 
 
“Bleibet bei dem Wasser, ihr stolzen Ritter gut.
Ich selber will die Fergen suchen bei der Flut,
Die uns hinüberbringen in Gelfratens Land.”
Da nahm der starke Hagen seinen guten Schildesrand. (1576)
 
 
Er war wohl gewaffnet: Den Schild er mit sich trug,
Den Helm aufgebunden: Der glänzte licht genug;
Überm Harnisch führt' er eine breite Waffe mit,
Die an beiden Schärfen aufs allergrimmigste schnitt. (1577)
 
 
Er suchte hin und wieder nach einem Schiffersmann.
Er hörte Wasser gießen: Zu lauschen hub er an:
In einem schönen Brunnen tat das manch weises Weib;
Die wollten sich da kühlen und badeten ihren Leib. (1578)
 
 
Hagen sie gewahrend wollt ihnen heimlich nahn:
Sie stürzten in die Wellen, als sie sich des versahn.
Dass sie ihm so entrannen des freuten sie sich sehr;
Da nahm er ihre Kleider und schadet' ihnen nicht mehr. (1579)
 
 
Da sprach das eine Meerweib, Habburg war sie genannt:
“Hagen, edler Ritter, wir machen euch bekannt,
Wenn ihr uns zum Lohne die Kleider wiedergebt,
Was ihr bei den Heunen auf dieser Hoffahrt erlebt.” (1580)
 
 
Sie schwebten wie die Vögel vor ihm auf der Flut.
Den Helden dächt ihr Wissen von den Dingen gut:
Da glaubt' er um so lieber was sie ihm wollten sagen.
Sie beschieden ihn darüber was er begann sie zu fragen: (1581)
 
 
Sie sprach: “Ihr mögt wohl reiten in König Etzels Land;
Ich setz euch meine Treue dafür zum Unterpfand:
Es fuhren niemals Helden noch in ein fremdes Reich
Zu solchen hohen Ehren, in Wahrheit, das sag ich euch.” (1582)
 
 
Die Rede freute Hagen in seinem Herzen sehr;
Die Kleider gab er ihnen und säumte sich nicht mehr.
Als sie umgeschlagen hatten ihr wunderbar Gewand,
Vernahm er erst die Wahrheit von der Fahrt in Etzels Land. (1583)
 
 
Da sprach das andre Meerweib mit Namen Siegelind:
“Ich will dich warnen, Hagen, Aldrianens Kind.
Es hat der Kleider willen meine Muhm gelogen:
Und kommst du zu den Heunen, so bist du schmählich betrogen. (1584)
 
 
“Wieder umzukehren, wohl wär es an der Zeit,
Dieweil ihr kühnen Helden also geladen seid,
Dass ihr müsst ersterben in König Etzels Land:
Die da hinreiten, haben den Tod an der Hand.” (1585)
 
 
Da sprach wieder Hagen: “Ihr trügt mich ohne Not:
Wie sollte das sich fügen, dass wir alle tot
Bei den Heunen blieben durch jemandes Groll?”
Da sagten sie dem Degen die Märe deutlich und voll. (1586)
 
 
Da sprach die eine wieder: “Wohl muss es so geschehn:
Keiner von euch Degen wird die Heimat wieder sehn
Als der Kaplan des Königs, das ist uns wohl bekannt,
Der kommt geborgen wieder heim in König Gunthers Land.” (1587)
 
 
Da sprach mit grimmem Mute der kühne Recke Hagen:
“Das ließen meine Herren schwerlich sich sagen,
Dass wir bei den Heunen verlören all den Leib:
Nun zeig uns übers Wasser, du allerweisestes Weib.” (1588)
 
 
Sie sprach: “Willst du nicht anders und soll die Fahrt geschehn,
So siebst du überm Wasser eine Herberge stehn:
Darinnen wohnt ein Fährmann und nirgend sonst umher.”
Der Mär, um die er fragte, glaubte nun der Degen hehr. (1589)
 
 
Dem unmutsvollen Recken rief noch die eine nach:
“Nun wartet, Herr Hagen, euch ist gar zu jach;
Vernehmet erst die Kunde wie ihr kommt durch das Land.
Der Herr dieser Marke, der ist Else genannt. (1590)
 
 
Sein Bruder ist geheißen Gelfrat der Held,
Ein Herr im Bayerlande: Nicht so leicht es hält,
Wollt ihr durch seine Marke: Ihr mögt euch wohl bewahren,
Und sollt auch mit dem Fergen gar bescheidentlich verfahren. (1591)
 
 
Der ist so grimmes Mutes, er lässt euch nicht gedeihn,
Wollt ihr nicht verständig bei dem Helden sein.
Soll er euch über holen, so gebt ihm guten Sold;
Er hütet dieses Land und ist Gelfraten hold. (1592)
 
 
Und kommt er nicht bei Zeiten, so ruft über Flut,
Und sagt, ihr heißet Amelrich; das war ein Degen gut,
Der seiner Feinde willen räumte dieses Land:
So wird der Fährmann kommen, wird ihm der Name bekannt.” (1593)
 
 
Der übermütge Hagen dankte den Frauen hehr.
Der Degen schwieg stille, kein Wörtlein sprach er mehr;
Dann ging er bei dem Wasser hinauf an dem Strand,
Wo er auf jener Seite eine Herberge fand. (1594)
 
 
Laut begann zu rufen der Degen über Flut:
“Nun hol mich über, Ferge,” sprach der Degen gut,
“So geb ich dir zum Lohne eine Spange goldesrot;
Mir tut das Überfahren, das wisse, in Wahrheit Not.” (1595)
 
 
Es brauchte nicht zu dienen der reiche Schiffersmann,
Lohn nahm er selten von jemanden an;
Auch waren seine Knechte zumal von stolzem Mut.
Noch immer stand Hagen auf dieser Seite der Flut. (1596)
 
 
Da rief er so gewaltig, der ganze Strom erscholl
Von des Helden Stärke, die war so groß und voll:
“Mich Amelrich hol über; ich bin es, Elses Mann,
Der starker Feindschaft wegen aus diesen Landen entrann.” (1597)
 
 
Hoch an seinem Schwerte er ihm die Spange bot;
Die war schön und glänzte von lichtem Golde rot,
Dass man ihn überbrächte in Gelfratens Land.
Der übermütge Ferge nahm selbst das Ruder in die Hand. (1598)
 
 
Derselbe Schiffmann hatte neulich erst gefreit.
Die Gier nach großem Gute oft böses Ende leiht:
Er dachte zu verdienen Hagens Gold so rot;
Da litt er von dem Degen den schwertgrimmigen Tod. (1599)
 
 
Der Fährmann fuhr gewaltig hinüber an den Strand.
Den er nennen hörte, als er den nicht fand,
Da hub er an zu zürnen: Als er Hagen sah
Mit grimmen Ungestüme zu dem Helden sprach er da: (1600)
 
 
“Ihr mögt wohl sein geheißen mit Namen Amelrich:
Doch gleicht ihr dem mitnichten, des ich versehen mich.
Von Vater und Mutter war er der Bruder mein:
Nun ihr mich betrogen habt, so müsst ihr dieshalben sein.” (1601)
 
 
“Nein! Um Gottes willen,” sprach Hagen dagegen,
“Ich bin ein fremder Ritter, besorgt um andre Degen:
Nun nehmt, den ich geboten, freundlich hin den Sold
Und fahret uns hinüber: Ich bin euch wahrhaftig hold.” (1602)
 
 
Da sprach der Fährmann wieder: “Das kann nun nicht sein.
Viel Feinde haben die lieben Herren mein:
Drum fahr ich keinen Fremden hinüber in das Land;
Wenn euch das Leben lieb ist, so tretet aus an den Strand.” (1603)
 
 
“Nein, tut das nicht,” sprach Hagen, “traurig ist mein Mut;
Nehmt von mir zum Lohne die goldne Spange gut,
Und fahrt uns über, tausend Ross und auch so manchen Mann.”
Da sprach der grimme Fährmann: “Das wird nimmer getan.” (1604)
 
 
Er hob ein starkes Ruder, das war groß und breit,
Und schlug es auf Hagen; dem tat es solches Leid,
Dass er im Schiffe nieder strauchelt' auf das Knie.
Solchen grimmen Fährmann fand der von Tronje noch nie. (1605)
 
 
Noch stärker zu erzürnen den kühnen Fremdling, schwang
Er seine Ruderstange, dass sie ganz zersprang,
Auf das Haupt dem Hagen; er war ein starker Mann;
Davon Elses Ferge bald großen Schaden gewann. (1606)
 
 
Mit grimmigem Mute griff Hagen gleich zur Hand
Zur Seite nach der Scheide, wo er eine Waffe fand:
Er schlug das Haupt vom Rumpf ihm und warf es auf den Grund.
Bald macht' er diese Mären auch den Burgonden kund. (1607)
 
 
Im selben Augenblicke, als er den Fährmann schlug,
Glitt das Schiff zur Strömung; das war ihm leid genug.
Eh er es richten konnte, fiel ihn Ermüdung an:
Da zeigte große Kräfte König Gunthers Untertan. (1608)
 
 
Er versucht' es umzukehren mit schnellem Ruderschlag.
Bis ihm das starke Ruder in der Hand zerbrach.
Er wollte zu den Recken sich wenden an den Strand;
Da hat er keines weiter: Wie bald er es zusammen band. (1609)
 
 
Mit seinem Schildriemen! Einer Borte schmal.
Da kehrt' er nach dem Walde das Schifflein zu Tal.
Da fand er seine Herren harren an dem Strand;
Es gingen ihm entgegen viel der Degen auserkannt. (1610)
 
 
Mit Gruß ihn wohl empfingen die schnellen Ritter gut:
Sie sahen in dem Schiffe rauchen noch das Blut
Von einer starken Wunde, die er dem Fergen schlug:
Da ward darnach Degen Hagen ausgefragt genug. (1611)
 
 
Als der König Gunther das heiße Blut ersah
In dem Schiffe schwimmen, wie bald sprach er da:
“Wo ist denn, Herr Hagen, der Fährmann hingekommen?
Eure starken Kräfte haben ihm wohl das Leben benommen.” (1612)
 
 
Er sprach mit Lügenworten: “Als ich das Schifflein fand
Bei einer wilden Weide, da lös't es meine Hand:
Ich habe keinen Fergen heute hier gesehn,
Es ist auch niemand Leides von meinetwegen geschehn.” (1613)
 
 
Da sprach von Burgonden der Degen Gernot:
“Heute muss ich bangen um lieber Freunde Tod,
Da wir keinen Schiffmann hier am Strome sehn:
Wie wir hinüber kommen, darob muss ich in Sorgen stehn.” (1614)
 
 
Laut rief da Hagen: “Legt auf den Boden her,
Ihr Knechte, das Geräte: Ich war, gedenkt mir, mehr
Der allerbeste Ferge, den man am Rheine fand:
Ich bring euch hinüber gar wohl in Gelfratens Land.” (1615)
 
 
Dass sie desto schneller kämen über Flut,
Banden sie die Mähren an; ihr Schwimmen ward so gut,
Dass ihnen auch nicht eines die starke Flut benahm.
Einge trieben ferner, als Ermüdung ihnen kam. (1616)
 
 
* Das Schiff war ungefüge, stark und weit genug:
Fünfhundert oder drüber es leicht auf einmal trug
Ihres Volks mit Speise und Waffen über Flut:
Am Ruder musste ziehen des Tages mancher Ritter gut. (1617)
 
 
Sie trugen zu dem Schiffe ihr Gold und auch den Staat,
Da sie der Hofreise nicht wollten haben Rat.
Hagen fuhr sie über; da bracht er an den Strand
Manchen zieren Recken in das unbekannte Land. (1618)
 
 
Zum ersten bracht er über tausend Ritter hehr,
Dazu auch seine Recken; dann kamen ihrer mehr,
Neuntausend Knechte, die bracht er an das Land:
Das Tages war unmüßig des kühnen Tronejers Hand. (1619)
 
 
Da er sie wohlgeborgen brachte über Flut,
Da gedachte jener Märe der schnelle Degen gut,
Die ihm verkündet hatte das wilde Meerweib:
Dem Kaplan des Königs gings schier an Leben und Leib (1620)
 
 
Bei seinem Weihgeräte er den Pfaffen fand
Auf dem Heiligtume sich stützend mit der Hand:
Das kam ihm nicht zu Gute, als Hagen ihn ersah;
Der gottverlassne Priester, viel Beschwerde litt er da. (1621)
 
 
Er schwang ihn aus dem Schiffe mit eilender Gewalt.
Da riefen ihrer viele: “Halt! Herr Hagen, halt!”
Geiselher der junge hub zu zürnen an;
Er wollt es doch nicht lassen bis er ihm Leides getan. (1622)
 
 
Da sprach von Burgonden der Degen Gernot:
“Was hilft euch nun, Herr Hagen, des Kaplanes Tod?
Tat dies anders jemand, es sollt ihm werden leid:
Was verschuldete der Priester, dass ihr so wider ihn seid?” (1623)
 
 
Der Pfaffe schwamm und Kräften; er hoffte zu entgehn,
Wenn ihm nur jemand hilfe: Das konnte nicht geschehn,
Denn der starke Hagen, gar zornig war sein Mut,
Stieß ihn zu Grunde wieder: Das däuchte niemanden gut. (1624)
 
 
Als der arme Pfaffe hier keine Hilfe sah,
Da kehrt' er sich zurücke; Beschwerde litt er da.
Ob er nicht schwimmen konnte, doch half ihm Gottes Hand,
Dass er wohlgeborgen hinwieder kam an das Land. (1625)
 
 
Da stand der arme Priester und schüttelte sein Kleid.
Daran erkannte Hagen, ihm habe Wahrheit
Unmeidliche, verkündet das wilde Meerweib.
Er dachte: “Diese Degen verlieren Leben und Leib.” (1626)
 
 
Als sie das Schiff entladen und weggetragen dann
Was darauf besessen der dreien Fürsten Bann,
Schlug Hagen es in Stücke und warf es in die Flut:
Das wunderte gewaltig die Recken edel und gut. (1627)
 
 
“Was tut ihr das, Bruder?”, sprach da Dankwart,
“Wie sollen wir hinüber bei unsrer Wiederfahrt,
Wenn wir von den Heunen reiten an den Rhein?”
Hernach sagt' ihm Hagen, das könne nimmermehr sein. (1628)
 
 
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich tat es mit Bedacht:
Wenn wir einen Feigen in dieses Land gebracht,
Der uns entrinnen möchte in seines Herzens Not,
Dass er an diesen Wogen finde schmählichen Tod.” (1629)
 
 
* Als der Kaplan des Königs das Schiff zerschlagen sah,
Über das Wasser zu Hagen sprach er da:
“Mörder ohne Treue, was hat ich euch getan,
Dass mich unschuldgen Pfaffen euer Herz zu ertränken sann?” (1630)
 
 
* Zur Antwort gab ihm Hagen: “Die Rede lasst beiseit:
Mich kümmert, meiner Treue, dass ihr entkommen seid
Hier vor meinen Händen, das glaubt mir ohne Spott.”
Da sprach der arme Priester: “Dafür lob ich ewig Gott. (1631)
 
 
* Ich fürcht euch wahrlich wenig, des dürft ihr sicher sein;
Fahrt ihr zu den Heunen, so will ich an den Rhein.
Gott lass euch nimmer wieder nach dem Rheine kommen:
Das wünsch ich euch von Herzen; schier das Leben habt ihr mir genommen.” (1632)
 
 
Mit ihnen zog einer aus Burgondenland,
Der ein behender Degen und Volker war genannt.
Der redete gar launig nach seinem kühnen Mut:
Was Hagen je begangen von Fiedler däuchte das gut. (1633)
 
 
Die Rosse standen harrend, die Säumer wohl geladen;
Sie hatten auf der Reise bisher noch keinen Schaden
Genommen, der sie schmerzte, als des Königs Kapellan:
Der musst auf seinen Füßen sich zum Rheine suchen Bahn. (1634)
 

    Ваша оценка произведения:

Популярные книги за неделю