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Bitterschokolade (Горький шоколад)
  • Текст добавлен: 21 сентября 2016, 18:27

Текст книги "Bitterschokolade (Горький шоколад)"


Автор книги: Мириам Пресслер



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Eva schaute auf die Tanzenden, betrachtete sie, be-sonders die Mдdchen, ihre Hьften, die Weite ihrer Taillen, die engen Hosen, und sie fьhlte sich wieder ganz fremd.

Schlager, Schnulzenmusik. Michel legte den Arm um sie. Sie gab sich Mьhe, nicht zur Seite zu sehen, nicht auf die Umgebung zu achten, nur Michels Hand auf ihrer Hьfte zu spьren, nur seinen Kцrper, der ihr so nah war. Nur das.

Jemand tippte ihr auf die Schulter. »Kannst du Wal-zer?«, fragte Petrus.

»Ja.«

»Entschuldige mal«, sagte Petrus zu Michel und tanzte mit Eva. In einer Ecke stand ein Paar, fast bewe-gungslos, eng umschlungen. Eva drehte den Kopf weg. Plцtzlich war sie sehr mьde. Stefan tanzte mit ihr und der Junge mit der schwarzen Weste, dann wieder Mi-chel. Sie lieЯ sich drehen und fьhren, bis das Licht vor ihren Augen verschwamm und das Zimmer anfing, sich zu drehen.

»Ich brauche frische Luft.«

Sie setzten sich auf die Stufen, die vom Haus m den Garten fьhrten. Im Garten war niemand. Auf den

Tischen standen die Pappteller mit Senfresten, leere Limoflaschen, angebissene Semmeln.

Eva rьckte nдher zu Michel, ganz dicht an ihn heran. »Ich bin verschwitzt«, sagte sie, »ich stinke.«

»Nein, du stinkst nicht.« Michel legte seine Hand auf ihr Knie, schob sie weiter unter ihren Rock.

»Gehst du noch ein bisschen mit mir spazieren?« Seine Stimme war so leise, dass Eva ihn kaum verstehen konnte. Er legte seinen Kopf an ihre Schulter. Eva schaute hinauf in den Himmel und die Welt war voller Sterne. Seine Hand, dachte sie. Wenn uns jemand sieht.

»Was macht denn unser Kleiner da?«, fragte Frank.

Eva zuckte zusammen. Es gab keine Sterne mehr auf der Welt. Michel hatte seine Hand zurьckgezogen.

»Hau ab, Frank.«

»Wie redest du denn mit mir? Bist du verrьckt geworden? Geh halt mit deiner Puppe woandershin, wenn du sie aufs Kreuz legen willst.«

»Nimm dich in Acht!« Michel war aufgesprungen und starrte seinen Bruder wьtend an. Frank stand da, die Daumen m den Schlaufen seiner Jeans eingehakt, breitbeinig.

Eva wich Michels Blick aus. Sie machte ein paar Schritte seitwдrts in den Garten, hinein in den Schutz der Dunkelheit. Ein Junge mit einer Lederjacke trat aus der Tьr. »Was ist, Frank, ziehst du wieder eine Schau ab?«, sagte er.

Frank beachtete ihn nicht. »Wie machst du es denn

mit ihr?«, fragte er Michel. »Kommst du ьberhaupt dran, wenn du auf ihr liegst?«

»Du alte Sau!«

»Werd nicht frech, Kleiner, sonst kannst du was erleben!«

»Probier's doch! Los, probier's doch mal!« Michels Stimme klang hoch und schrill. Frank, ohne die Arme zu bewegen, trat nach Michel. »Willst du deinem FettkloЯ beweisen, was fьr ein toller Kerl du bist?«

Michel stьrzte sich auf ihn, hдmmerte wild mit den Fдusten auf ihn ein. Eva stand erstarrt. Ihr Mund цffnete sich, aber sie schrie nicht. Sie sah, dass auf einmal einige Jungen und Mдdchen in der Tьr standen und dem Kampf zuschauten.

»Mensch, Frank, hцr auf zu spinnen!«, rief einer.

»Los, Michel, zeig's ihm!«, drдngte ein anderer.

Plцtzlich hatte Frank ein Messer in der Hand.

»Nein!«, schrie Eva. »Nein, nein!« Hatte sie laut geschrien? Panik erfasste sie. Sie wollte sich auf die Kдmpfenden stьrzen, aber sie konnte sich nicht rьhren. Die anderen, die in der Tьr, hatten weiЯe Gesichter, weiЯ mit dunklen Lцchern dann. Jemand schob Michel einen Stuhl zu, der Junge, der vorher »Zeig's ihm« gesagt hatte.

Michel nahm den Stuhl an zwei Beinen, hielt ihn hoch ьber seinem Kopf, machte zwei staksige Schritte auf Frank zu und schlug mit dem Stuhl auf ihn ein. Eva schloss die Augen. Als sie sie wieder aufmachte,

lag Frank auf dem Boden. Aus einer Wunde an seinem Kopf lief Blut und verklebte die langen Haare zu Strдhnen, zu rцtlich braunen, hдsslichen Strдhnen. Michel stand da, noch immer den Stuhl in den Hдnden, und starrte auf seinen Bruder. »Nein«, wiederholte er immer wieder, »nein, nein! Das nicht!«

Ein Junge mit einem silbernen Kreuz um den Hals nahm Michel den Stuhl aus der Hand und trug ihn zurьck ins Zimmer. Die anderen machten ihm schweigend Platz. Dann war Ilona da, setzte sich neben Frank und nahm seinen Kopf auf den SchoЯ. Sie wiegte ihn hin und her, wie eine Puppe, und Trдnen liefen ьber ihr Gesicht. Ihr Kleid war hochgerutscht, ihre Oberschenkel waren dick und weiЯ in dem Licht, das aus der offenen Tьr fiel.

»Ilona, nicht! Frank muss ganz ruhig liegen.« Petrus hatte sich gebьckt und hielt den Kopf des Jungen. Ilona schaute ihn mit groЯen Augen an. Jemand kam und zog sie weg.

»Reiner, ruf den Notarzt an«, sagte Petrus.

Ein Junge ging zurьck in das Haus. Niemand sagte ein Wort. Auch als der Notarzt kam, mit Martinshorn und Blaulicht, wurde nicht viel gesprochen.

»Frank Weilheimer heiЯt er, ja.«

»Nein, wir haben nichts gesehen. Wir waren beim Tanzen.«

»Er muss gestьrzt sein.«

»Ja, so wird es gewesen sein.«

Die anderen standen um Michel herum, der mit aufgerissenen Augen zusah, wie Frank auf eine Trage gehoben und zum Wagen gebracht wurde.

»Wenn du nur nicht gekommen wдrst...!«, sagte Ilona zu Eva.

Alle halfen, das Haus aufzurдumen. Petrus brachte Michel und Ilona nach Hause, war aber bald wieder zurьck.

»Schluss mit der Feier«, sagte er.

Niemand antwortete ihm.

Eva sammelte gerade die Pappbecher ein, die ьberall herumlagen, als ihr Vater kam.

»Sehr frцhlich seht ihr ja nicht aus«, sagte er.

Eva fing an zu weinen. »Hat dir jemand etwas getan?«, fragte der Vater. Er sah groЯ und stark aus und sehr besorgt. Eva lehnte sich an ihn. Er legte den Arm um sie. »Hat dir jemand etwas getan?«, fragte er noch einmal. Eva schьttelte den Kopf und wischte sich die Trдnen aus dem Gesicht. Nein, niemand hatte ihr etwas getan. Nichts war geschehen, nein. Eva drьckte ihr Gesicht an seinen Дrmel. Der Geruch war vertraut und trцstend. Nein, es war nichts.

»Es hat einen Unfall gegeben«, erklдrte Petrus dem Vater. »Ein Junge ist gestьrzt.«

Eva weinte, den Kopf in die Kissen vergraben, mit heiЯem, verquollenem Gesicht. »Willst du deinem FettkloЯ beweisen, was fьr ein toller Kerl du bist?« Und

dann Frank, auf dem Boden liegend, Ilona, die seinen Kopf wiegte, Ilona, die sagte: »Wenn du nur nicht gekommen wдrst ...!«

Eva spьrte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Ich FettkloЯ! Meinetwegen ist das passiert, nur meinetwegen. Und Michel? Warum war er nicht einfach weggegangen? Frank hatte ein Messer in der Hand, es blitzte im Lichtschein.

Eva, mit kribbelnden Wangenmuskeln und vorgeschobenem Unterkiefer, erreichte gerade noch das Badezimmer, beugte sich ьber das Waschbecken und wьrgte, wьrgte alles heraus, bis ihr Bauch sich zusam-menkrampfte. Sie drehte den Kaltwasserhahn auf und lieЯ das Wasser ьber ihr Gesicht und ihre Hдnde laufen, spьlte das Erbrochene weg, wischte so lange, bis nur noch der sдuerliche Geruch ьbrig blieb.

Sie fьhlte eine groЯe Leere in sich, ein riesiges Loch, hohl war sie, ausgehцhlt, schmerzhaft ausgehцhlt. »Mir tut der Magen weh, weil er so leer ist.« Ein trцstlicher Gedanke, dass sie etwas gegen die schmerzende Unlust tun konnte.

Sie aЯ eine trockene Scheibe WeiЯbrot, ganz langsam aЯ sie, kaute lange, um ihren armen, gepeinigten Magen zu schonen. Das trockene Brot kratzte in ihrem Hals. Sie wдrmte sich Milch, aЯ ein Butterbrot dazu, dann noch eines, Salami war im Kьhlschrank und Mil~ kana Schmelzkдse, zwei Ecken waren noch da. Die Schmerzen in ihrem Bauch lieЯen nach, sanft wurde

ihr Magen, ganz sanft und voll. Sie schlich in ihr Bett zurьck.

Es gab kein Problem auЯer diesem Problem, dem Problem der Probleme. Der Speck war es, diese widerliche, weiche Wabbelschicht, die zwischen ihr und ihrer Umwelt stand, StoЯdдmpfer und Kokon, Polster und Eisenring. Nur der Speck war schuld. Speck bedeutete Traurigkeit, Abseitsstehen, Abgelehntwerden, bedeutete Spott, Angst, Scham.

Eingebettet in Speck verbarg sie sich, sie, die wahre Eva, die eigentliche Eva, so wie sie sein sollte: unbelastet von der Last des Fettes, leicht-lebig, hebens-wert.

Eingesperrt in dieser Fettschicht war sie, die wirkliche Eva, die nicht stдndig an Essen dachte, an Nahrung und Fьllstoff, die nicht so beschдmend heimlich ьber alles Essbare herfiel und es in sich hineinfraЯ wie eine Maschine, wie ein Bagger, alles, egal was, und so lange, bis nichts mehr da war.

Eingepfercht in diesen Kokon lebte die andere Eva, die, die keine Gier kannte, kein wahlloses Mampfen, Schlingen, Schlucken, Wьrgen.

Eines Tages, an irgendeinem Tag, wьrde der Speck in der Sonne schmelzen, ein ganzer Fettbach wьrde in den Rinnstein flieЯen, eine widerliche, stinkende, цlige Flьssigkeit, und ьbrig blieb sie, die andere Eva, die schwerelose, heitere, wirkliche Eva. Die glьckliche Eva.

Um drei Uhr saЯ Eva montags am Brunnenrand, die Haare straff nach hinten gekдmmt, mit einer Spange gehalten.

Michel kam nicht.

Seltsam, dass die Sonne scheint, dachte sie. Es mьsste regnen. Es mьsste grau sein. Die Bдume sollten sich biegen im Wind und kein Vogel sollte singen dьrfen.

Sie zog sich ihre Sandalen aus und ging barfuЯ ьber den Kiesweg. Die kleinen Steinchen stachen und piekten in ihre weichen FuЯsohlen. Das ist gut, dachte sie. Sie versuchte, sehr fest aufzutreten, so fest, dass der Schmerz sie zwang, die Zдhne zusammenzubeiЯen. »Es tut weh«, sagte sie leise vor sich hin, rhythmisch, zu jedem Wort ein Schritt. »Es-tut-weh-es-soll-wehtun-es-muss-wehtun-es-geschieht-mir-recht-dass-es-wehtut.«

Durch den Park ging sie, bis auf die andere Seite, bis zum Gartencafe, und dann wieder zurьck. Michel war nicht da. Ihre Beine waren schwer wie Blei.

Sie zog ihre Sandalen wieder an und ging in Richtung Bahnhof. An der groЯen Buchhandlung blieb sie stehen, zцgerte, sie musste sich ьberwinden hineinzugehen.

»Kann ich Ihnen was helfen?«, fragte eine junge, sehr schlanke Buchhдndlerin.

»Danke«, sagte Eva. »Ich schaue nur.«

Dann stand sie vor einem Regal mit Diдtbьchern, Bьchern zum Abnehmen, Gewichtsreduzierung. Gesьnder leben.

Sie nahm ein Buch heraus und blдtterte darin herum. Brot in Kalorien und Joule, Joghurt in Kalorien und Joule, ein mageres Steak (150 g) in Kalorien und Joule.

Eva drehte sich um. Sie fьhlte sich beobachtet. Aber da stand nur die Buchhдndlerin, die schlanke. »Brauchen Sie etwas?«

Eva schьttelte den Kopf, legte das Buch zurьck in das Regal und nahm, ohne hinzusehen, ein anderes. »Das mцchte ich haben.«

Zu Hause setzte sie sich an den Schreibtisch und fing an zu lesen. Bis abends wusste sie ganze Kalorientabellen auswendig, gelernt wie Vokabeln. Ich bin schuld, weil ich so dick bin. Ich bin an allem schuld, weil ich mich nicht beherrschen kann. In welchem Krankenhaus war Frank? Tausend Kalorien am Tag, nicht mehr. Warum war Michel denn nicht gekommen? Was war mit Frank?

»Eva! Abendessen!«, rief die Mutter. Zwei Scheiben Toast mit Butter und Lachsschinken, selbst wenn man die Butter dьnn streicht, sind fьnfhundert Kalorien.

»Ich habe keinen Hunger«, sagte Eva. »Ich mag heute nichts.«

»Wieso denn?«, fragte die Mutter. »Bist du krank?«

Mama, kann ich dir trauen? Bist du verschwiegen?

Nein, lieber nicht. Eva hatte Angst vor peinlichen Bemerkungen. »Lass nur, es gibt Mдnner, die haben ganz gern was in der Hand.«

»Ich bin nicht krank«, sagte sie zu ihrer Mutter. »Ich habe ganz einfach keinen Hunger.«

Die Tage vergingen quдlend langsam. Aufstehen, sich anziehen, beim Frьhstьck die vorwurfsvollen Blicke der Mutter, wenn Eva nur schwarzen Kaffee trank. Sie schmierte sich, um diese Blicke zu beschwichtigen, extradicke Brote fьr die Schule, drei doppelte, die sie dann an der nдchsten StraЯenecke in einen Papierkorb werfen wьrde. Sie fastete.

Franziska fragte: »Bist du krank?«

»Nein«, antwortete Eva, erklдrte das Knurren ihres Magens mit einer plцtzlichen Ьbelkeit, irgendein Virus wird es wohl sein. Franziska legte ihr trцstend die Hand auf den Arm. Ihre Hand war warm und angenehm, mit weichen, trockenen Handflдchen. Obwohl Eva frцstelte, trotz der Wдrme des Sommertages frцstelte sie, waren ihre Handflдchen feucht.

Wenn die Gier nach Essen sie ьberfiel, wenn sich ihr Magen wдhrend des Unterrichts schmerzhaft zusammenzog, brauchte sie sich nur ein bisschen zurьckzulehnen und ihre Oberschenkel mit denen von Franziska zu vergleichen. Franziska, immer in Hosen, mit

schmalen Beinen, die Knie fast mager, und dagegen sie: Knie wie Dampfnudeln, ьber die der Rock hochrutschte beim Sitzen, Wьlste oberhalb der Knie, Fettwьlste.

Wulst, Wьlste. Was fьr ein hдssliches Wort. Ein Wort zum Ekeln.

Die Vormittage waren schlimm, aber die Nachmittage waren noch schlimmer. Beim Mittagessen sagte sie, sie hдtte keinen Hunger, sie sagte, sie hдtte die Schulbrote, die drei doppelten, erst auf dem Heimweg gegessen.

Dann ging sie zum Park, wartete auf Michel, wusste, er wьrde nicht kommen, hoffte, er wьrde doch kommen.

Aber warum sollte er? Sie war schuld an allem. Oder nicht sie, nicht die Eva, diese verdammte Fetthьlle war schuld.

Um vier ging sie wieder nach Hause, zog sich in ihr Zimmer zurьck, lernte wьtend und verbissen Vokabeln, um hinterher festzustellen, dass sie sie nicht konnte.

Vor dem Abendessen ging sie ins Bett. »Mir ist nicht gut, Mama, wirklich. Lass mich in Ruhe, bitte. Lass mich schlafen.«

Die Brote, die die Mutter ihr brachte, mit дngstlichem, besorgtem Gesicht, »Kind, was ist denn los mit dir?«, wickelte sie in eine Plastiktьte und versteckte sie in ihrer Schultasche. Die Brote wьrde sie am nдchsten

Morgen in den Papierkorb werfen, zusammen mit den Schulbroten. Sie weinte sich in den Schlaf.

Warum kam Michel nicht?

Eva hatte Schmerzen, quдlende, durch nichts mehr zu unterdrьckende Schmerzen. Ihr Magen tat so weh, noch nie hatte ihr etwas so wehgetan. Und in ihrem Bauch krampften sich die Dдrme, wie Messerstiche war das.

Sie nahm ein Buch und versuchte zu lesen, aber die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Schwarze Flecken tanzten auf dem Papier. Sie konnte nur noch an Essen denken, alles andere wurde unwichtig neben dem Verlangen, ihren Hunger zu stillen. Still werden, die Gerдusche ihres Magens still werden zu lassen. Hunger tut weh.

»Ich will nicht essen«, dachte sie. »Ich will nicht.«

Vier Pfund hatte sie abgenommen in diesen vier Tagen, vier Pfund. Natьrlich war das nicht besonders viel im Vergleich zu den zwanzig, die sie noch abnehmen musste, aber immerhin!

Sie legte das Buch weg und griff nach den Diдttabellen.

l Scheibe Brot, 40 g, 100 Kalorien

5 g Butter, 38 Kalorien

100 g Salami, 526 Kalorien

100 g Gorgonzola, 410 Kalorien

l Tafel Schokolade, 536 Kalorien

Eva fror, obwohl die Sonne schien. Ihre Haut zog

sich zusammen und ihr Kopf drцhnte. Sie ging in die Kьche, wehrlos, hilflos ihrem Begehren ausgeliefert, ohne einen kleinen Rest Kraft zum Widerstand, und griff nach dem Brot, drьckte den groЯen Laib gegen ihren Bauch und schnitt mit dem Messer, dem mit der gesдgten Schneide, eine dicke Scheibe herunter. Sie legte die Brotscheibe auf ein Holzbrett und bestrich sie mit Butter, ganz dick.

»So dick brauchst du die Butter auch nicht zu schmieren«, sagte die Mutter.

»Lass mich, ich habe Hunger.«

Eva nahm den Salzstreuer, einen Porzellanfliegenpilz mit Lцchern in dem weiЯ gepunkteten Hut, weiЯe Punkte auf rotem Hut. Ein Fliegenpilz ist giftig. Sie streute die hellen Kristallkцrnchen auf die Butter.

»Soll ich dir nicht die Suppe warm machen?«, fragte die Mutter.

Eva antwortete nicht. Sie trug das Holzbrett in ihr Zimmer, legte es auf den Schreibtisch und setzte sich davor. Sie biss hinein in das Brot, riss den Bissen so heftig los, dass das Brot in ihrer Hand auseinander brach.

Was gibt es auf der Welt auЯer Kauen? Welche Weichheit lдsst sich mit Butter vergleichen, kьhler Butter auf frischem Brot? Welche Wьrze ist besser als Salz, nicht zu viel, nicht zu wenig? Es gibt kein Glьck auЯer diesem: Kauen, das Brot im Mund zerkauen und runterschlucken und dabei das Brot in der Hand sehen,

das Gefьhl des Ьberflusses: Es gibt noch den nдchsten Bissen, dann noch einen.

Der Hals tat ihr weh beim Schlucken und tief in ihr saЯ die Enttдuschung, das Versagthaben, Es-wieder-einmal-nicht-geschafft-Haben, und wurde zugedeckt mit diesem kцstlichen Brei aus zerkautem Brot, Butter und Salz.

Die letzten Wochen vor dem Zeugnis. Jetzt war nichts mehr zu дndern, nichts konnte man mehr ausbьgeln. Franziska war sehr still. »Ich schaffe es nicht«, sagte sie zu Eva. »Ich schaffe es einfach nicht. In Mathe kriege ich eine Fьnf, und wenn ich die Wahrheit sagen soll, ist das noch geschmeichelt.«

»Dafьr bist du in Englisch doch so gut.«

»Aber nur in Englisch. Mein Vater sagt, ich sollte die Klasse freiwillig wiederholen, das wдre das Gescheiteste.«

Sie standen auf dem Schulhof. Das Geschrei um sie herum wurde plцtzlich ganz laut, drцhnte in ihren Ohren, wurde so schrill, dass Eva nichts mehr wahrnehmen konnte auЯer diesem Geschrei, auch nicht mehr die leise Stimme neben ihr.

Und dann wusste sie, wie wichtig es ihr war, dass Franziska in der Klasse blieb, weiter neben ihr saЯ, morgens einfach da war und ihr die Hand gab.

»Nein«, sagte Eva. »Nein, du sollst nicht wiederholen.«

»Aber so geht es doch auch nicht weiter.« Franziska hakte sich bei Eva ein. »Ich bin einfach zu blцd fьr Mathe. Wenn ich es nur halb so gut kцnnte wie du!«

Eva zog Franziska in den leeren Gang zur Turnhalle. »Ich werde mit dir lernen«, sagte sie. »Dem Hochstein werden noch die Ohren schlackern, so gut wirst du in Mathe werden.«

»Wirklich?«

»Ja«, sagte Eva. »Wirklich. Ich werde mit dir lernen.«

Franziska, schlank, mit einem leichten Duft nach Flieder, legte ihre Arme um Evas Hals und gab ihr einen Kuss auf die Backe. »Du bist ein Schatz.«

Eva stand steif und unbeholfen unter dieser Berьhrung.

Michel kam am Freitag. Eva sah ihn schon von weitem. »Hallo, Eva.«

Sie setzte sich neben ihn und berьhrte seine Backe, eine dick geschwollene Backe mit einem blдulich violetten Bluterguss.

»Wer war das?«, fragte sie.

»Mein Vater. Wegen Frank. Unter Brьdern schlдgt man sich nicht, sagt er.«

Eva schwieg.

»Ich bin froh, wenn ich endlich wegfahren kann. Am einunddreiЯigsten Juli. Um vierzehn Uhr sechzehn geht mein Zug.«

»Ja«, sagte Eva. Und dann: »Wie geht es Frank?«

»Es ist nicht so schlimm«, antwortete Michel. »Gehirnerschьtterung. In zwei Wochen darf er wieder heim.«

»Willst du eine Cola?«

Michel nickte.

Sie gingen nebeneinander her, ohne sich zu berьhren, setzten sich unter die Platane, an denselben Tisch wie beim ersten Mal, und bestellten Cola.

»Der Frank ist schuld«, sagte Michel. »Hast du sein Messer gesehen?«

»Ja.«

»Er lдuft immer mit einem Messer herum. Jeder weiЯ das und jeder hat Angst davor, sich mit ihm anzulegen. Auch Petrus sagt das. Er war gestern Abend bei uns. Mein Vater wollte ihn erst nicht reinlassen. Er sagt, der Petrus ist schuld, er hдtte auf uns aufpassen mьssen. Dafьr wьrde er bezahlt. Aber dann hat er doch mit ihm geredet. Deswegen durfte ich heute kommen.«

»Ich habe schon gestern und vorgestern auf dich gewartet.«

»Petrus hat gesagt, dass ich kommen muss.«

»Wдrst du sonst nicht gekommen?«

»Ich weiЯ nicht.« Michel sah unglьcklich aus. »Ich habe mich geschдmt«, sagte er.

»Warum?«

»Ich weiЯ nicht.« Er sprach sehr langsam. »Wegen allem halt. Weil ich mich geprьgelt habe. Und weil Frank im Krankenhaus ist.«

Eva bestellte noch zwei Cola. »Michel, warum bist du denn so wьtend geworden? Warum hast du ihn nicht einfach stehen lassen und bist weggegangen?«

»Das hat mich Petrus auch gefragt.«

»Und was hast du ihm geantwortet?«

»Dass Frank dich beleidigt hat.«

Eva fьhlte, wie sie ganz zittrig wurde innen, sie fьhlte sich schwach und ihr Magen wurde zu einem Klumpen.

»Weil er gesagt hat, dass ich ein FettkloЯ bin?«

Michel wurde rot, schaute auf sein Glas, nickte.

»Aber ich bin dick«, sagte Eva und der Klumpen in ihrem Bauch lцste sich. »Ich bin ein FettkloЯ.« Sie musste lachen. »Hast du das denn nicht gesehen, Michel?«

»Schon«, sagte er. »Natьrlich habe ich es gesehen.«

Der Klumpen war ganz weg, ganz weich war ihr Bauch und angenehm warm. Eva legte ihre Hдnde auf den Tisch. Mit der linken Hand, die das Colaglas umklammert hatte, ganz dicht an ihrem Kцrper, schob sie das Glas weiter in die Mitte des Tisches, und die rechte, die sie vorher auf ihrem SchoЯ liegen gehabt hatte, fest zu einer Faust geballt, legte sie offen auf den Tisch, nahe zu Michels Hдnden.

»Trotzdem, den Frank geht es einen ScheiЯdreck an, ob du dick bist oder nicht.«

Er nahm ihre Hand.

Sie gingen am Fluss entlang.

»Bald fahre ich weg«, sagte Michel. »Es dauert nicht mehr lange.«

Eva nickte. »Schreibst du mir?«

»Natьrlich. Du mir auch?«

Michel legte den Arm um sie. Eva lachte und schaute den Vorьbergehenden direkt ins Gesicht. »Schaut her«, hдtte sie am liebsten laut gerufen. »Schaut alle her! Ich habe jemand. Ich, die dicke Eva, habe einen Freund.«

Sie waren aus den Anlagen heraus, gingen am Ufer

entlang, ьber Kies und moosbewachsene Steine. EvЈ ging langsam, vorsichtig. Sie wusste, "was kommer wьrde.

Sie trafen einen Angler, der reglos dastand und der rotweiЯen Schwimmer an seiner Angelschnur beobachtete, der weit drauЯen in der Strцmung trieb.

Dann war niemand mehr.

Michel ging vor, bahnte den Weg durch das Buschwerk und hielt die Zweige zur Seite. Auf einer kleiner Lichtung setzten sie sich ins Gras. Eva pflьckte einer Grashalm und kaute darauf herum. Er schmeckte bitter.

»WeiЯ deine Mutter, dass du bei mir bist?«, fragte Michel.

»Nein, sie denkt, ich wдre bei einer Freundin.«

Michel lachte. »Ich habe zu Hause auch nichts gesagt, wegen Ilona.«

»Meint sie immer noch, dass ich an allem schule bin?«

»Ja. Sie liebt Frank. Ich weiЯ auch nicht, warum.«

»Dich nicht?«

»Doch. Mich auch.«

Sie lagen nebeneinander im Gras, dicht nebeneinander.

Eva war wehrlos unter Michels Streicheln, seinen Atem an ihrem Hals, seinen Hдnden.

»Nein«, sagte sie. »Nicht.«

»Nicht«, sagte sie. »Noch nicht.«

Sie richtete sich auf. »Ich will nicht. Nicht jetzt.«

»Aber du bist doch mein Mдdchen«, sagte Michel hilflos. »Ich bin dein Freund. Du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben.«

Angst? War das Angst?

Sie nahm einen Kдfer, der ьber ihr Bein krabbelte, vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und setzte ihn zurьck ins Gras. Dann streckte sie sich wieder neben Michel aus.

»Die Sonne blendet.«

»Jetzt nicht mehr.« Michel legte sein Gesicht ьber ihres. Eva hцrte eine Hummel an ihrem Ohr vorbeibrummen. Sie kьssten sich. Michels Augen waren nicht mehr so braun, um die Pupillen herum hatte er graugrьne Flecken. Wie lang seine Wimpern waren!

»Das mag ich«, sagte Eva. »Das schon: so mit dir zu liegen.«

Michel streichelte sie. Seine Hдnde! Eva lag mit geschlossenen Augen. »Du bist ein schцnes Mдdchen«, sagte Michel.

Das Dunkel war kein Dunkel. Vor ihren Augen zersprangen rote Kreise, sprьhten Funken in violette Nebel.

»Nein«, sagte Eva. »Ich will das nicht. Nicht jetzt. Nicht so. Ich weiЯ nicht, warum, aber es macht mir Angst.«

Michel antwortete nicht. Sie stemmte ihre Arme gegen ihn. Er rutschte von ihr herunter. Er hatte die

Arme um sie gelegt, drьckte sich an sie, drдngte von der Seite gegen ihr Bein. Wie ein Hund, dachte Eva erschrocken. Genau wie ein Hund.

Sie sah dieses nackte Gesicht, dieses fremde Gesicht, schutzlos, hilflos, mit geschlossenen Augen, sah die geцffneten Lippen, sah die Haut, gespannt ьber den Backenknochen, die etwas unregelmдЯigen Zдhne, die Eckzдhne standen vor. Seine Nasenflьgel waren sehr dьnn und zitterten. Noch nie hatte Eva ein so nacktes Gesicht gesehen. Michel atmete sehr laut und schnell.

Eva fьhlte plцtzlich die Peinlichkeit dieser Situation, wollte sich entziehen, aber Michel umklammerte sie fest, vergrub sein Gesicht an ihrer Brust und stцhnte.

Dann lieЯ er sie los, drehte sich auf den Bauch und lag, das Gesicht zur Seite gedreht, schweigend da.

Eva setzte sich auf. Sie war ratlos. Sie wusste nicht, ob sie etwas falsch gemacht hatte, sie wusste nicht, was Michel jetzt dachte. Sie war traurig. Sie betrachtete den Strauch neben sich. Was war das fьr einer? Dornen und winzige weiЯe Blьten. Warum hatte sie in Biologie nicht besser aufgepasst? Warum sagte Michel nichts? Sie dachte an Ilona. Wie sanft sie Franks Kopf gehalten hatte.

Eva drehte sich um und berьhrte Michel. »Bist du jetzt sauer?«

Pause.

»Ich kann nicht«, sagte Eva. »Nicht so schnell. Es macht mir Angst, ich weiЯ auch nicht, warum. Es ist

so ...« Sie suchte nach dem Wort fьr ihr Unbehagen, fand es nicht und schwieg.

»Macht doch nichts«, sagte Michel. »Dann halt nicht. Ich habe ja gewusst, dass du nicht so bist wie die anderen Mдdchen.«

»Vielleicht werde ich noch so«, sagte Eva. »Vielleicht lerne ich es noch.«

16

»Ich habe eine Neuigkeit fьr euch«, sagte Herr Hochstein. »Es wird noch eine zusдtzliche neunte Klasse eingerichtet. Fьnf Schьlerinnen sollen aus den bestehenden Klassen in die neue ьberwechseln. Nach Mцglichkeit sollen es welche sein, die sich freiwillig melden.«

»Warum?«, fragte Susanne, die Klassensprecherin. »Warum soll es plцtzlich noch eine Neunte geben?«

»Die Klassen sind zu groЯ, das wisst ihr doch auch. SiebenunddreiЯig! Es wird euch viel besser gehen, wenn ihr weniger seid. Also, ьberlegt es euch und redet mal darьber. Morgen machen wir eine Diskussionsstunde, falls es Schwierigkeiten gibt.«

Eva saЯ ganz still. SiebenunddreiЯig, dachte sie. Natьrlich sind SiebenunddreiЯig zu viel. Aber auch nicht viel mehr als zweiunddreiЯig. Und so lange sind wir jetzt zusammen, beinahe fьnf Jahre. Da kцnnen die doch nicht einfach kommen und sagen: Fьnf mьssen raus. Welche fьnf? Wer wьrde gehen?

Sie sah, von ihrem Platz in der letzten Reihe, dem Platz neben Franziska, die Kцpfe, die sich ьber die Hefte beugten, sah Hдnde, die nach dem Lineal griffen, nach Bleistift und Zirkel, hцrte das dumpfe

>plopp<, mit dem Zirkel auf Papier stieЯen, das leichte Kratzen der Bleistifte, Rascheln beim Umblдttern.

Christine hustete. Sie hustete schon die ganze Woche. Wie konnte sie sich nur so erkдltet haben, jetzt, mitten im Sommer? Heidi und Monika waren krank. Heidi fehlte schon seit ьber drei Wochen. Was hatte sie eigentlich? Warum kьmmerte sich niemand darum? Brachte Inge ihr die Aufgaben? Sie wohnten nebeneinander. Aber Inge steckte doch eigentlich immer mit Brigitte und Nina zusammen.

»Welcher Winkel ist denn da gemeint bei der Aufgabe b?«, fragte Maxi.

»Alpha 32 Grad natьrlich«, antwortete Irmgard hinter ihr. Irmgard hatte eine neue Bluse an, rosa. »Das wird die Modefarbe.« Karola, Fachmann in Fragen der Garderobe, hatte das bestдtigt.

Wer wьrde freiwillig aus der Klasse gehen?

Agnes, in der ersten Reihe, weil sie so kurzsichtig war, die Kleinste aus der Klasse, sah aus wie zwцlf, trug immer nur Bluejeans und T-Shirts, sie sah jeden Tag gleich aus. Ob ihre Eltern kein Geld hatten? Claudia und Ruth flьsterten miteinander. Sie wьrden sich nie trennen. Sie waren schon seit der fьnften Klasse miteinander befreundet. Die Einzigen eigentlich, bei denen die Freundschaft gehalten hatte. Maja und Anna waren lange zusammen gewesen, aber jetzt ging Maja mit Ines und Anna mit Susanne.

Was war eigentlich, wenn freiwillig niemand aus der

Klasse ging? Die Turnstunden fielen ihr ein, wenn Mannschaften gebildet wurden. Waren es die, die erst am Schluss gewдhlt wurden, die gehen mussten?

Was dachten die anderen? Wurde von ihr erwartet, dass sie freiwillig gehen sollte?

Warum ich?, dachte Eva. Ich will nicht gehen. Ich kenne alle. Alexandra war eine AuЯenseiterin, sie und Sabine Karl. Keiner mochte Sabine Karl. Warum eigentlich nicht? Wьrden sie jetzt wollen, dass Sabine Karl geht?

Eva kдmpfte gegen die aufsteigende Trauer und Resignation. Es ist nicht nur, dass ich alle kenne, dachte sie. Kennen ist es nicht allein. Es ist noch etwas anderes. Hier gehцre ich her, hier in diese Klasse.

Karola stцhnte ьber der Aufgabe. Von ihr wьrde niemand erwarten, dass sie ginge. Sie, Lena, Babsi, Tine und Sabine Mьller, die waren eine richtige Clique, die Schцnen, die in den Pausen immer zusammensteckten.

Was passierte wirklich, wenn keine freiwillig gehen wollte? Konnte man das per Beschluss entscheiden? Oder mit geheimer Wahl? Eva fror.

»Eva, hast du heute keine Lust zum Arbeiten oder was?«, fragte Herr Hochstein.

Karola lachte laut. »Ich habe jedenfalls keine Lust«, sagte sie.

»Bald sind Ferien, da kannst du dich ausruhen«, antwortete Herr Hochstein.

Eva wurde rot und nahm ihren Zirkel.

In der Pause drдngten sie sich zusammen, alle Mдdchen der 9 b.

»Warum soll plцtzlich jemand raus aus der Klasse? Ich finde das blцd«, sagte Kathrin, die sonst sehr wenig sagte.

»Ich auch. Will irgendjemand freiwillig gehen?«, fragte Susanne.

»Mir wьrde es nichts ausmachen. Ich habe sowieso meine Freundin in der 9 a, wenn die sich auch melden wьrde, wдre das ganz schцn fьr mich.« Das war Ingrid.

»Finde ich aber nicht gut, dass du einfach von uns wegwillst.«

»So ist das ja nicht. Aber wenn doch jemand raus muss!«

»Wir sollten uns das nicht gefallen lassen«, sagte Eva. »Wir sollten uns wehren. Keiner darf gezwungen werden, aus einer Klasse zu gehen, in der er nun schon fast fьnf Jahre drin ist.«

»Richtig. Eva hat Recht. Wir lassen uns das nicht gefallen. Wenn einer das selbst will, weil er zum Beispiel eine Freundin in einer anderen Klasse hat, dann ist das in Ordnung. Aber keiner soll mьssen.«

»Wenn es aber einfach vom Direktorat bestimmt wird?«, fragte Agnes.

»Dann streiken wir.«

»Wie?«

»Stell dich nicht so blцd. Entweder kommen wir ьberhaupt nicht zur Schule oder wir sitzen in den Bдn-

ken und machen nichts, irgendetwas wird uns schon einfallen.«

»In den Bдnken sitzen und nichts machen ist das Beste«, sagte Eva.

»Wir gehen jedenfalls nicht raus, ich und Eva«, sagte Franziska ganz laut. »Wir weigern uns.«

»Der Esel nennt sich immer zuerst.« Karola gab Franziska einen freundlichen StoЯ.

Eva wurde ganz warm vor Freude. Wir gehen nicht raus, ich und Eva.

»Wir sollten einen Brief schreiben bis morgen«, schlug sie vor, »mit allen Argumenten dagegen, und dass wir entschlossen sind, uns zu wehren, wenn das Direktorat ьber uns bestimmen will. Den sollten wir alle unterschreiben und beim Direktor abgeben. Und uns auf keine Diskussionsstunde einlassen.«

Susanne klopfte Eva anerkennend auf die Schulter. »Das ist eine gute Idee, Eva.«

Christine hustete wieder. »Wo hast du dich eigentlich so erkдltet, mitten im Sommer?«, fragte Eva.


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