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Bitterschokolade (Горький шоколад)
  • Текст добавлен: 21 сентября 2016, 18:27

Текст книги "Bitterschokolade (Горький шоколад)"


Автор книги: Мириам Пресслер



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Die Mutter kam herein und setzte sich zu ihr auf den Bettrand. Hilflos streichelte sie Evas Rьcken.

»Kind, er meint das nicht so, wirklich nicht. Er hat sich solche Sorgen gemacht um dich. Sogar bei der Po-lizei hat er schon angerufen, ob irgendwo ein Unfall gemeldet worden ist.«

Eva schluchzte. Sie weinte laut, hemmungslos, V wollte nichts mehr verbergen, der Vater sollte es ruhig hцren, dieses Schwein!

Bankert: abwertende Bezeichnung fьr »uneheliches Kind»

»Kind«, sagte die Mutter, »Kind, Kind.« Was anderes fiel ihr auch nicht ein! Eva weinte noch lauter.

»Du musst versuchen, ihn zu verstehen«, sagte die Mutter. »Er ist halt so.«

»Immer soll ich ihn verstehen! Immer ich! Geh doch zu deinem geliebten Fritz! Geh nur. Du verstehst ihn ja so gut.«

Die Mutter sagte nichts mehr. Dann verlieЯ sie das Zimmer. Eva hцrte die Tьr klappen. Ihr lautes Weinen ging in ein rhythmisches Schluchzen ьber, langsamer, beruhigender. Sie vergrub sich in das Kopfkissen. Ihr Gesicht brannte und fьhlte sich verquollen an. Weinen, weinen, nur noch weinen. Michel. Nichts verstand der Vater, gar nichts. Nie hatte er irgendetwas verstanden.

»ScheiЯe! ScheiЯe!«

Eva starrte aus dem Klassenfenster. Ihre Augen brannten. Sie fьhlte die Trдnen hinter ihren Augen, in den Hцhlen fьhlte sie den Druck der Trдnen. Sie erhob sich und ging zum Lehrertisch. »Kann ich bitte an die frische Luft gehen, mir ist schlecht.«

Frau Wittrock nickte. »Natьrlich, Eva.«

Eva ging wie auf Watte, aus dem Klassenzimmer hinaus, die Treppe hinunter zum Klo. Sie beugte sich tief ьber die Kloschьssel, stьtzte sich mit den Hдnden auf der Brille ab und erbrach den Kдse und die Sardinen in DillsoЯe, den Rest GrieЯauflauf und die beiden Frьchte Joghurts, die sie in der Nacht gegessen hatte, als sie verschwitzt und dreckig aufgewacht war, noch in Rock und Bluse, die ihr am feuchten Kцrper klebten. Sie erbrach, bis nur noch gelbliche, bittere Flьssigkeit kam. Sie lehnte sich an die Wand und wischte sich die SchweiЯtropfen aus dem Gesicht und die Trдnen.

Franzlska fьhrte sie zum Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. »Frau Wittrock hat gesagt, dass ich mit dir gehen kцnnte.«

Eva hielt ihr Gesicht unter das kalte Wasser, lieЯ es ьber die heiЯen Augen laufen und spьlte sich den

Mund aus. Es ging ihr viel besser. »Ich muss etwas Falsches gegessen haben«, sagte sie. »letzt ist es vorbei.«

Franziska nahm ein Papierhandtuch, machte es nass und bьckte sich. »Du hast ein paar Flecken am Rock.«

Dann saЯen sie unter einem Baum und tranken Tee aus Pappbechern, den Franziska aus dem Automaten geholt hatte.

»Wie lange darfst du abends wegbleiben?«, fragte Eva.

»Kommt drauf an. Eigentlich solange ich will.«

»Mein Vater hat mir gestern eine Ohrfeige gegeben, weil ich um halb zehn nach Hause gekommen bin.«

»Halb zehn ist doch nicht so spдt.«

»Ich hatte nicht gesagt, dass ich spдter komme.«

»Na ja«, sagte Franziska, »wenn ich spдter komme, muss ich auch anrufen.« Und dann fragte sie: »Schlдgt dich dein Vater oft?«

»Nein«, antwortete Eva. »Das letzte Mal hat er mir eine runtergehauen, als ich gesagt habe, die Oma sei eine alte Hexe.«

»Ist sie das?«

Eva schьttelte den Kopf. »Das nicht. Aber dumm ist sie.«

»Meine Eltern haben mich noch nie geschlagen«, sagte Franziska. »Auch nicht, als ich klein war.«

»Frьher, als Kind, habe ich цfter eine Ohrfeige bekommen. Aber nur von meinem Vater. Und mein Bruder kriegt auch heute noch oft etwas ab.«

»Und deine Mutter? Was sagt die dazu?«

Eva lachte.

»Sie leidet mit uns. Fьr jede Ohrfeige gibt es mindestens eine heimliche Tafel Schokolade.«

»Gehst du oft weg abends?«

»Nein, ich war gestern das erste Mal tanzen. Und du?«

»Ich auch nicht. Ich kenne immer noch kaum Leute hier.«

Eva verzog das Gesicht. »Ich bin hier geboren und kenne trotzdem kaum jemanden.« Dann stand sie auf und klopfte sich den Staub aus dem Rock. »Sehe ich wieder ordentlich aus?«

»Ja«, antwortete Franziska. »Deine Haare sind viel schцner, wenn sie offen sind. Du hast wirklich tolle Haare.«

Eva schaute schnell zur Seite. »Komm, gehen wir wieder rauf.«

Eva lernte gerade: affligere, affligo, afflixi, afflictum, als Berthold ihre Tьr цffnete. »Der Papa ist am Telefon«, sagte er. »Fьr dich.«

Eva ging ins Wohnzimmer und nahm den Hцrer.

»Eva?«, fragte der Vater.

»Ja.«

»Ich bin zu der Telefonzelle an der Ecke gegangen, weil ich mit dir sprechen wollte.«

»Ja«, sagte Eva.

»Ich hatte gestern wirklich Angst, dass dir etwas passiert ist.«

Eva schwieg. Aus der Kьche drang das Klappern von Geschirr.

»Eva«, sagte der Vater. »Die Ohrfeige gestern, die hдtte ich dir nicht geben sollen.«

Eva presste den Hцrer fest an ihr Ohr. »Ich hдtte ja auch anrufen kцnnen«, sagte sie.

»Ja, hдttest du.«

»Aber das ging nicht. Ich war in einer Diskothek tanzen. Das erste Mal.«

»War es schцn?«

»Ja. Sehr.«

»Ich muss zurьck ins Bьro«, sagte der Vater. »Also, das nдchste Mal rufst du an, ja? Bis spдter.«

»Bis spдter, Papa.«

Eva ging in die Kьche. »Mama, soll ich fьr dich einkaufen gehen?«

Sie musste ьber das erstaunte Gesicht der Mutter lachen. Und sie lachte auch noch, als sie den schweren Einkaufskorb nach Hause trug. Sie fьhlte sich so leicht, so schwebend, sie wurde nur durch das Gewicht der Kartoffeln, der Дpfel und des Mehls auf der Erde gehalten. »So schlimm ist er nicht, mein Vater. Das soll ihm erst mal einer nachmachen, extra zur Telefonzelle gehen und anrufen!«

Sie beschloss, abends von dem Sommerfest im Freizeitheim zu erzдhlen. Sie wollte unbedingt hingehen.

Vielleicht wьrde er es erlauben, heute, wo er so sanft war.

Eva hatte zum Abendessen fast nichts gegessen vor Aufregung. Der Vater war zwar sehr freundlich gewesen, als er von der Arbeit gekommen war, hatte seinen Rundgang, den Kontrollgang, schnell und ohne v Meckern hinter sich gebracht, aber man konnte nie wissen!

»Bis zehn geht es am Samstag im Freizeitheim«, sagte Eva. »Und dann muss ich noch heimfahren. Vor elf kann ich nicht zurьck sein.«

»Kommt nicht in Frage, dass du so spдt allein durch die Gegend fдhrst.«

»Aber Fritz, bald sechzehn ist sie schon.«

»Ich bin kein kleines Kind mehr«, sagte Eva.

»Das weiЯ ich. Das habe ich in der letzten Zeit schon цfter hцren mьssen. Aber ich lasse meine Tochter nicht abends allein durch die Stadt fahren. Ich hole dich ab.«

»Um Gottes willen, Papa! Wie sieht denn das aus? Was sagen denn da die anderen, wenn du mich abholst wie ein kleines Mдdchen vom Kindergeburtstag!«

»Kein Wort mehr. Entweder ich hole dich ab oder du bleibst zu Hause. Was anderes kommt nicht in Frage. Lest ihr denn ьberhaupt keine Zeitung? Jeden Tag Mord und Totschlag. Und Vergewaltigungen.«

Eva heulte fast vor Wut.

»Fritz«, sagte die Mutter. »Man muss seinen Kindern auch Freiheit geben. Das steht in jeder Zeitung drin. In allen Illustrierten kannst du das lesen. Und die Leute, die das schreiben, verstehen was davon.«

»Du glaubst auch alles«, sagte der Vater bцse. »Wie ich meine Kinder erziehe, lasse ich mir von niemand vorschreiben. Ich weiЯ selbst am besten, was gut ist fьr sie.«

»Aber Eva ist ein vernьnftiges, anstдndiges Mдdchen. Sie hat noch nie eine Dummheit gemacht.«

»Und das soll auch so bleiben.« Der Vater ging in das Wohnzimmer und gleich darauf hцrte man die Stimme des Nachrichtensprechers.

»Gute Nacht«, sagte Berthold, der die ganze Zeit schweigend dabeigesessen hatte.

Die Mutter wandte sich dem Abwasch zu. »Dass es immer Krach geben muss.«

Eva verlieЯ die Kьche und knallte die Tьr hinter sich zu.

Sie saЯ in ihrem Zimmer und malte wьtend groЯe, schwarze Striche auf ein Blatt Papier. Die Mutter kam mit einem Tablett herein. »Ich habe dir was zu essen gemacht. Du kannst doch nicht ohne Essen schlafen gehen.«

Auf dem Tablett stand neben Brot und Butter eine geцffnete Blechdose mit Lachs, zartrosa, цlglдnzend.

»Echter«, sagte die Mutter. »Ich hatte ihn eigentlich fьr Papas Geburtstag gekauft. Aber jetzt bekommst du

ihn.« Die Mutter griff in ihre Schьrzentasche. »Hier ist auch noch eine Tafel Schokolade.«

Sie stellte das Tablett auf Evas Nachttisch. »Lass dich halt von ihm abholen«, sagte sie. »So schlimm ist das doch nicht.«

Eva schьttelte den Kopf. »Nein.«

»Ach Gott«, sagte die Mutter, »den Dickkopf hast du von ihm.« Sie legte die Hand auf die Klinke. »Ich muss jetzt rьber, sonst wird er bцse.«

Eva legte eine Kassette ein, Simon und Garfunkel, Bridge over troubled water, rollte ihre Zudecke als Rьckenstьtze zusammen und stellte das Tablett neben sich auf das Bett. Dann fing sie an, sich ein Brot zu schmieren.

Echter Lachs ist zu schade fьr Brot, dachte sie. Viel zu schade. Ich werde ihn nachher so essen.

Sie schmierte die Butter sehr dick. Butter, ganz kalt aus dem Kьhlschrank, auf weichem Brot, das war etwas Gutes. Sie aЯ zuerst rundherum die Rinde ab, dann machte sie sich an das weiche Innenstьck. Sorgfдltig schob sie vor dem AbbeiЯen die Butter mit den Zдhnen nach hinten, bis sie nur noch ein kleines rundes Stьck ьbrig hatte, mit einem zahnspurigen Butterwall drum herum. Sie betrachtete es lange, bevor sie es in den Mund steckte. When evening falls so hard, I will comfort you. Vll take your pari. Die Mдnnerstimme klang sanft, weich, einschmeichelnd. Eva kaute. Wenn ich achtzehn bin, dachte sie, dann ziehe ich aus. Noch

zwei Jahre und drei Monate. Und wenn ich von Was-ser und Brot leben muss! Sie strich Butter auf die zweite Scheibe. Ein Zimmer wьrde sie haben, nur ein ganz kleines natьrlich. Und sie wьrde Nachhilfestun– den geben, um die Miete bezahlen zu kцnnen. Zwanzig Mark wьrde sie sicher fьr die Stunde bekommen. Mathe und Englisch konnte sie gut genug und auch in Franzцsisch wьrde es fьr die Unterklassen reichen. Viel Geld wьrde sie nicht haben, natьrlich nicht. Aber niemand wьrde ihr Vorschriften machen. Freiheit. Sie schob sich eine Scheibe Lachs in den Mund. Freiheit. Ein Wort, das wild und schцn in ihren Ohren klang, wie Abenteuer und groЯe, weite Welt. Wie zart der Lachs doch war. Er zerging einem ja richtig auf der Zunge. Echter Lachs! Geschieht dir ganz recht, dachte sie, als sie die zweite Scheibe langsam im Mund hin-und herschob. Geschieht dir ganz recht, dass ich ihn jetzt esse. Franziska darf abends so lange wegbleiben, wie sie will.

Vor der letzten Scheibe Lachs drehte sie die Kassette um. Es war zehn Uhr. Die Eltern gingen ins Bett. Sie hцrte die Wasserspьlung im Badezimmer. Automatisch drehte sie den Recorder leiser. »Gute Nacht«, rief die Mutter durch die Tьr. »Gute Nacht, Eva.«

Eva antwortete nicht. Freiheit! Noch zwei Jahre, drei Monate und fьnf Tage!

Sie nahm ein leeres Heft, ein Rechenheft, und schrieb auf die erste Seite ganz oben: Dienstag, L Juli,

und darunter: Mittwoch, 2. Juli, dann Donnerstag, 3. Juli, dann den vierten und immer weiter. Nach fьnf Seiten hцrte sie auf. Sie war erst beim achten September. Morgen wьrde sie weitermachen oder ьbermorgen. Und jeden Tag wьrde sie einen Tag durchstreichen, wie bei einem langen Adventskalender. Der Gedanke gefiel ihr. Sie fing an, neben die Zahlen kleine Bildchen zu machen. Einen Stier neben den ersten Juli, einen schwarzen Stier mit erhobenem Schwanz und Dampfwцlkchen aus den Nьstern. Einen runterhдngenden groЯen Penis malte sie ihm noch hin. Das hatte sie mal gesehen, als sie bei Tante Irmgard zu Besuch war. Doch dann radierte sie ihn schnell wieder weg.

Morgen musste sie zur Schmidhuber, die wьrde ihr noch ein neues Kleid nдhen fьr Samstag. »Ein Sommerkleid ist ja schnell gemacht«, hatte die Mutter gesagt. »Wir gehen gleich nach dem Essen zum Kaufhof wegen Stoff.« Eva malte ein Sommerkleid neben den zweiten Juli. Ьbermorgen wьrde sie Michel treffen, um drei am Brunnen. Sie zeichnete ein Herz, suchte ihre Filzstifte und malte es rot an. AuЯen herum schrieb sie ganz klein: Amo te, ama nie! Ich liebe dich, liebe mich! Das stand auf einem Ring, den man bei einer Ausgrabung gefunden hatte, hatte der Lateinlehrer erzдhlt. Und neben den Samstag setzte sie auch ein rotes Herz. Sie wьrde hingehen, und wenn sie ausreiЯen mьsste. Entschlossen klappte sie das Heft zu und steckte es in ihren Ranzen.

Im Bett dachte sie noch einmal: Zwei Jahre, drei Monate und fьnf Tage. Sie sagte das Wort: »Freiheit«, und lieЯ es mit einem Stьck Schokolade auf ihrer Zunge zergehen.

Freiheit. Freiheit!

12

Eva hatte einen braunbeige gestreiften Stoff gewдhlt. »Etwas Auffallendes kannst du nicht tragen«, hatte die Mutter gesagt, »aber etwas Frischeres, Krдftigeres sollte es schon sein. Schau mal der Rote da, ein ganz modernes Muster,«

»Nein«, hatte Eva beharrt. »Dieser da.«

»Na ja, wie du willst. Er Ist aber ziemlich teuer.« Aber sie hatte ihn gekauft. »Vielleicht hast du Recht. Streifen strecken.«

Bei der Schmidhuber saЯen sie dann um den groЯen Wohnzimmertisch herum und blдtterten in Modeheften. Es gab selbst gemachte Kekse und Limo. Die Mutter und die Schmidhuber benahmen sich so aufgeregt, als gingen sie selber zum Tanzen.

»Mein Gott, Renate, weiЯt du noch, wie wir frьher rumgelaufen sind, in was fьr Fдhnchen!«

»Es gab noch nicht so viel«, sagte die Schmidhuber. »Das Geld hat nicht gereicht fьr viele Kleider.«

»Aber schцn war's doch!«

»Hier«, sagte Eva und deutete auf ein einfaches Sommerkleid mit kurzen Дrmeln und rundem Ausschnitt. »So ein Kleid hдtte ich gern. Kannst du das machen?«

Aber natьrlich, Evachen. Wenn du das willst! Sollen wir nicht noch weiter suchen?«

»Nein. So eines hдtte ich gern.«

Eva half der Schmidhuber beim Tischabrдumen. Die Schmidhuber legte den Schnittmusterbogen mit dem Gewirr von Linien auf den Tisch und ein durchsichtiges Papier darьber. »Dass du dich da zurechtfindest!«, sagte Eva.

Die Schmidhuber lachte. »Gelernt ist gelernt«, sagte sie.

Bevor sie den Schnitt auf den Stoff ьbertrug, verglich sie Evas MaЯe mit den angegebenen und zeichnete an der Hьfte noch ein paar Zentimeter dazu. Eva war ihr dankbar, dass sie nicht wie sonst gesagt hatte: Du bist ja wieder dicker geworden.

»Wenn ich noch mal so jung wдre«, sagte die Mutter, »wьrde ich alles anders machen.«

»Wie denn?«, fragte Eva.

»Ich weiЯ nicht«, antwortete die Mutter. »Anders. Ich wьrde nicht mehr so frьh heiraten.«

»Aber du hast es doch ganz gut getroffen«, warf die Schmidhuber ein und fing an, den Stoff zu zerschneiden. »Dein Mann ist fleiЯig und hдuslich und schaut nicht nach anderen Frauen. Und zwei gute Kinder hast du.«

Eva biss die Zдhne zusammen.

»Ja. Ja. Man muss dankbar sein dafьr«, sagte die Mutter. »Da hast du Recht. Aber trotzdem...! Die

Tage gehen vorbei, und ehe du dich versiehst, ist wieder ein Jahr um.« Sie wischte sich mit der Hand ьber die Augen.

Freiheit, dachte Eva. Freiheit, Freiheit, Freiheit! Und sie steckte sich noch einen selbst gebackenen Keks in den Mund. Er schmeckte sehr gut.

»Evachen, wenn du auf mich hцrst, dann lernst du so einen Beruf, dass du nie auf einen Mann angewiesen bist. Auf sein Geld, mein ich«, sagte die Schmidhuber.

Eva lachte. »Das mach ich, Tante Renate«, sagte sie. Die Mutter warf ihr einen erstaunten Blick zu. Eva grinste. Die Mutter lдchelte ein bisschen traurig. »Tante Renate hat ganz Recht, Eva.«

Als das Vorderteil und der Rьcken zusammengeheftet waren, musste Eva anprobieren. Schnell schlьpfte sie aus Rock und Bluse und schnell zog sie das neue Kleid ьber. Sie hatte den beiden Frauen den Rьcken zugedreht.

Dann steckte und heftete die Schmidhuber an ihr herum, mit Stecknadeln zwischen den Zдhnen und der Nдhnadel mit dem Reihfaden an ihrer Bluse festgesteckt.

»Arme hoch, Evachen.«

»Ja, so ist's recht.«

»Dreh dich mal um.«

»Schau, Marianne, ich mach da am Rьcken noch zwei Abnдher rein. Da sieht sie von der Seite schlanker aus.«

Dann legte sie die Stecknadeln zurьck in die Schachtel. »So!«, sagte sie. »Jetzt kannst du in den Spiegel gucken.«

Im Flur war ein groЯer Spiegel mit Goldrahmen. Zu beiden Seiten des Spiegels hingen zwei Engel, nackt, nur mit einem kleinen Tuch um den Bauch und mit kleinen, goldenen Flьgeln. Sie stammten noch von der Oma der Schmidhuber. Der Linke hieЯ Eva. »So hast du ausgesehen, als du noch ein Baby warst«, sagte die Schmidhuber immer wieder. »Genau so.«

Eva betrachtete den Engel jedes Mal, wenn sie herkam, versuchte, in dem pausbдckigen, lachenden Gesicht die Spuren ihres frьheren Aussehens zu finden. Der dicke Bauch und die runden Beine stimmten sicher, dachte sie, obwohl sie auf ihren Kinderfotos gar nicht besonders dick aussah. Natьrlich auch nicht dьnn, das nicht, aber fett war sie damals nicht gewesen. Trotzdem, der Engel sah hьbsch aus und Eva freute sich ьber ihn.

So war ich, dachte sie. Und wann habe ich aufgehцrt, so zu sein?

Sie drehte sich langsam vor dem Spiegel hin und her. Das Kleid gefiel ihr und sie sah wirklich nicht gar zu fett darin aus. Besser jedenfalls als in Rock und Bluse. Sie цffnete den Pferdeschwanz und schьttelte den Kopf, bis die Haare locker ьber ihre Schultern fielen. Die Schmidhuber war hinter sie getreten und legte ihre runden Arme um sie.

»Gut siehst du aus, Eva. So solltest du die Haare immer tragen.«

»Zu Hause trau ich mich nicht. Du kennst Papa ja.« Die Schmidhuber lachte. »Eine richtige Lцwenmдhne hast du, Eva.« Sie fasste hinein in die Haare und zauste sie spielerisch. »Lass dir nicht alles gefallen. Lass dir ja nicht alles gefallen!«

»Also, was ist mit morgen Abend?«, fragte der Vater am Freitag beim Essen. Eva senkte den Kopf ьber den Teller mit dem Linseneintopf und fischte mit dem Lцffel ein Speckstьckchen heraus. »Du kannst mich abholen«, sagte sie.

»Gut.« Der Vater war zufrieden. »Wann soll ich kommen?«

»Um zehn ist es aus. Aber Michel hat gesagt, dass es meistens ein bisschen lдnger dauert. Wenn du vielleicht um halb elf kommst?«

»Ich werde pьnktlich sein.« Er war wirklich besonders freundlich.

Kunststьck, dachte Eva, wo er doch seinen Willen durchgesetzt hat.

Michel hatte es nicht schlimm gefunden, dass ihr Vater sie abholen wollte. »Ich verstehe dich nicht«, hatte er gesagt, »ich an deiner Stelle wдre froh, wenn ich abends nicht mehr mit der StraЯenbahn fahren mьsste.«

»Und wo ist das eigentlich?«, fragte der Vater.

»StaufenerstraЯe«, antwortete Eva. »Staufenerstra-Яe 34.«

Der Vater schaute hoch. Eva hatte das erwartet. Sie suchte mit unbewegtem Gesicht weiter nach Speckstьckchen. Es waren keine mehr da. »Kann ich ein bisschen Essig haben?«

Berthold gab ihr den Essig. »Wo gehst du denn hin?«, fragte er.

»Bis du mal etwas mitkriegst, kann die Welt untergehen. Ich gehe morgen Abend tanzen, m ein Freizeitheim.«

»Ach so.« Berthold war nicht weiter daran interessiert, er fuhr fort, seine Suppe zu essen.

Es klirrte laut, als der Vater seinen Lцffel auf den Teller legte. »Hast du gewusst, dass es da ist, Marianne?«

Er dehnte das »a« in »da« sehr lang, sehr von oben herab, fand Eva. So wie er das sagte, klang es so, als wдre es mindestens die Vorhцlle. Eva hatte gewusst, dass es so sein wьrde. Die Mutter warf ihr einen Blick zu, einen von diesen Schulmдdchen-Verschwцrungsblicken, einen von diesen Kumpelblicken, die Eva nicht leiden konnte. Sie wurde nervцs davon.

»Ja«, sagte die Mutter. »Natьrlich habe ich das gewusst.«

Eva дrgerte sich. »Sie hat es nicht gewusst«, sagte sie.

»Warum sollte es nicht dort drauЯen sein?«, fragte

die Mutter schnell und sammelte die leeren Teller ein. »Gleich bringe ich den Nachtisch.«

Der Vater schwieg. Er ist bцse, dachte Eva. Er wьrde mir am liebsten verbieten hinzugehen, aber jetzt traut er sich nicht mehr.

Der Schokoladenpudding war dunkelbraun, die Pfirsichhдlften aus der Dose sehr gelb, fast orange, und oben drauf prangten Schlagsahnehдufchen, mit Schokostreuseln verziert. »Das Auge isst immer mit.«

Eva schob einen Lцffel Schlagsahne in den Mund und lieЯ ihn auf der Zunge zergehen. Das neue Kleid war auch fertig geworden, die Schmidhuber hatte es heute gebracht. »Viel SpaЯ, Eva«, hatte sie gesagt. »Und vergiss nicht: Nichts gefallen lassen!«

Eva dachte an das Kleid. Streifen streckten wirklich. Das Kleid war schцn und stand ihr gut. Sie schob den Glasteller mit dem Nachtisch weg.

»Ich bin satt.« Ein bisschen Schlagsahne hatte sie gegessen, sonst nichts. Der Vater nahm den Teller und J stellte ihn vor Berthold hin. Nur nichts verkommen lassen.

Eva lag in der Badewanne und formte aus dem Schaum kleine Bдllchen, kleine weiЯe Schaumbдllchen, vцllig ohne Gewicht, die auf ihrer Haut kitzelten. Wenn sie tiefer in die Wanne hineinrutschte, konnte sie den Schaum knistern hцren. Es klang sehr laut, sehr beeindruckend. Kaum zu glauben, dass dieses kцrperlose

Zeug diese Gerдusche verursachte. Eva liebte Schaumbдder, Fichtennadelschaumbдder. Es roch nach Pinien und Urlaub. Sie musste nur die Augen zumachen. Ka-rola hatte ihr mal erzдhlt, dass man in Sьdfrankreich Lavendel am StraЯenrand pflьcken kцnnte. Frankreich. »Dieses Jahr klappt es nicht mit dem Urlaub«, hatte der Vater gesagt. »Aber nдchstes Jahr fahren wir nach

Frankreich. Und in zwei Jahren nach Griechenland.«

Und danach, hatte Eva gedacht, danach fahre ich nicht mehr mit.

Sie lieЯ ihre Hдnde ьber die Schaumhьgel gleiten, streichelte den Schaum, bis er zerging unter ihren Handflдchen. Schцn war das warme Wasser, und schцn war die Schaumdecke, die ihren Kцrper verbarg. Im Sand hatte sie sich eingegraben, vor zwei Jahren, in Grado, im warmen Sand. Berthold hatte sie voll geschaufelt, und als sie schon unter einer dicken Sandschicht lag, nur ihr Kopf schaute noch heraus, hatte er weiter Sand auf sie geworfen, bis sie das Gefьhl bekam, zu ersticken unter der Last, wirklich begraben zu werden in der flimmernden Hitze, allein zwischen so vielen Menschen. Berthold hatte ihr Sand ins Gesicht geschaufelt und Vater, mit auffallend dьnnen Beinen fьr seinen mдchtigen Kцrper, hatte gelacht. Er hatte laut gelacht, als Eva plцtzlich anfing zu weinen und sich mit hastigen Hдnden Sand vom Kцrper schob, ungeduldig mit den sandigen Fingern ьber die Augen wischte, noch mehr Sandkцrner in die trдnenden Au-

gen brachte. Eva war wьtend gewesen, wьtend ьber den Vater, wьtend ьber Berthold, hatte sich auf den Bruder gestьrzt und sein Gesicht so lange in den Sand gedrьckt, bis er wild um sich schlug. Der Vater hatte gelacht dazu. Mit seinen dьnnen Beinen hatte er dagestanden und gelacht.

Der Schaum war weniger geworden. Er bildete nur noch schwimmende Inseln auf dem hellgrьnen Wasser. Eva konnte wieder ihren Bauch sehen und ihren Busen. Die Konturen ihres Kцrpers verschwammen, wenn sie mit der Hand im Wasser plдtscherte.

Der Vater klopfte an die Tьr. »Mach schnell, Eva. Ich muss mal.«

Eva trocknete sich ab und zog ihr Nachthemd an. In ihrem Zimmer nahm sie das Kleid, das ьber ihrem Bett lag, und hдngte es sorgfдltig auf einen Kleiderbьgel.

Michel.

Sie strich sich die nassen Haare aus der Stirn. Morgen um vier Uhr wьrden sie sich am Brunnen treffen. Eva hдngte den Kleiderbьgel an den Schrank und lieЯ sich auf ihr Bett fallen. Es war schwьl

13

»Komm endlich, Eva.« Michel zog sie hinter sich her. In dem barackenartigen, hellen Bau liefen viele Kinder und Jugendliche herum.

»Hej, Michel, ist das deine Freundin?«, fragte ein Junge mit einer schwarzen Samtweste. Michel nickte.

»Das war Stefan, ein Freund von meinem Bruder«, erklдrte er Eva. »Aber jetzt komm, ich will dir jemand zeigen.«

Sie betraten einen mit Papiergirlanden geschmьckten Raum. Auf einer kleinen Bьhne stand eine Anlage, an der drei Mдnner herumbastelten. Es quietschte und brummte. Michel hielt sich die Ohren zu. »Petrus«, schrie er. »Kommst du mal?«

Einer der Mдnner, ein groЯer, magerer, drehte sich um. Er lieЯ die Anlage noch einmal so laut aufheulen, dass Eva erschrocken den Kopf einzog, dann drehte er den Knopf nach links. »Es klappt jetzt, Jungs«, sagte er zu den beiden anderen. »Ihr kцnnt jetzt die Bдnder ordnen.« Dann sprang er mit einem Satz von der Bretterbьhne herunter. »Hallo, Michel.« Er reichte Michel die Hand, dann Eva. »Und du bist die Eva?«

Sie nickte verlegen. Der Mann war noch jung. Er gefiel ihr, trotz Hakennase und Stirnglatze.

»Ich heiЯe Peter Guardini. Aber hier sagen alle Petrus zu mir.« Er grinste und sein Schnauzbart zog sich in die Breite. »Obwohl das nicht immer ein Paradies ist, das ich bewache.«

Eva betrachtete Michel von der Seite. Mit leicht offenem Mund starrte er Petrus an. Wie ein kleiner Junge, der gelobt werden will, fand Eva.

Petrus legte seine groЯe Hand auf Michels Schulter. »Schцn, dass du deine Freundin mitgebracht hast. Wir fangen gleich an. Ihr kцnntet noch im Garten beim Dekorieren helfen.«

»O. K., Petrus, machen wir.« Eva ging hinter Michel her durch einen kleinen Raum, in dem Tische und Stьhle aufeinander gestellt waren und nur einen schmalen Weg zur Tьr frei lieЯen, hinaus in die Sonne.

Im Garten standen auf langen Tischen Pappteller und Pappbecher. Ein paar Mдdchen dekorierten die Tische mit Zweigen. »Schau mal, Ilona, dein Bruder mit einem Mдdchen!«

Eva legte die Hand ьber die Augen. Die Sonne blendete sie und sie konnte keine Gesichter erkennen.

Ein Mдdchen kam auf sie zu, jьnger als Eva, farblos, fad, viel zu dick. Eva, verlegen, unsicher, hдtte am liebsten gekichert. Das Mдdchen trug ein Kleid aus genau dem Stoff, den die Mutter fьr sie hatte kaufen wollen. Was hatte die Mutter gesagt? »Nimm lieber was Frischeres, Krдftigeres.« Dieses Mдdchen sah nicht frisch aus. Im Gegenteil.

»Wer ist das?«, fragte das Mдdchen und schaute Michel fragend an.

Michel legte einen Arm um Eva. »Das ist Eva«, sagte er. »Meine Freundin.« Und zu Eva gewandt fьgte er hinzu: »Und das ist meine Schwester Ilona.«

Eva streckte dem Mдdchen die Hand entgegen, wollte Guten Tag sagen oder so etwas, aber bevor sie noch den Mund aufmachen konnte, hatte das Mдdchen sich umgedreht und war weggegangen. Eva zog die Hand zurьck. Sie fьhlte sich beschдmt.

»Ilona ist ein bisschen komisch«, sagte Michel. »Aber sie meint es nicht so. Wenn du sie erst ein bisschen besser kennst, dann wirst du das merken.«

Eva schaute dem Mдdchen zu, das schon wieder mit bedдchtigen Bewegungen Zweige von einem blьhenden Strauch schnitt. Ilona war ein unpassender Name fьr so ein Mдdchen, ein Name, der nach Lagerfeuer und Zigeunermusik klang.

Eva half Michel beim Zurechtrьcken der Bдnke und beim Verteilen der Limoflaschen. Michel grinste: »Bier gibt es drin an der Theke. Das muss man kaufen.«

»Trinkst du schon Bier?«

Michel lachte. »Hast du geglaubt, ich war' ein Baby?«

»Nein, aber das Tueendschutzeesetz ...« Eva war

verwirrt.

»Ach das«, antwortete Michel verдchtlich. »AuЯerdem bin ich gestern sechzehn geworden.«

»Wirklich? Warum hast du mir nichts gesagt?«

»Ich dachte, wir feiern heute sowieso.«

»Ich hдtte dir etwas schenken kцnnen.«

»Schenk mir etwas, wenn ich wegfahre.«

Laute Musik drang aus dem Haus. »Es fдngt an«, sagte Michel. »Komm schnell.«

In dem geschmьckten Raum hatten viele schon angefangen zu tanzen. »Nebenan gibt es ein Programm fьr die Kleinen und die, die nicht tanzen wollen«, erklдrte Michel. »Was magst du?«

»Tanzen.«

Sie brauchte viel Zeit diesmal, bis sie sich endlich in die Musik hineinfand, viel Zeit und Michels Hand. Aber dann ging es. Es ging dann sogar sehr gut. Ich kann das, dachte sie. Ich kann das immer wieder. Staunen und Freude fьhlte sie.

Freiheit.

Sie tanzte schnell, Gesichter schwammen vorbei, fremde Gesichter, und manchmal Michel. Als sie schon fast keine Luft mehr bekam, ging sie mit Michel zu der kleinen Theke.

»Bier«, bestellte Michel. »Du auch, Eva?«

Sie schьttelte den Kopf. »Cola.« Sie sagte das ganz automatisch. Selterswasser wдre ihr lieber gewesen.

»Mach keinen ScheiЯ, Michel«, sagte der bдrtige junge Mann hinter der Theke. »Du weiЯt genau, dass ich dir keins geben darf.«

»Bin gestern sechzehn geworden.«

»Wirklich?«

»Wenn ich es sage!«

Spдter, sie hatten alle im Garten Wьrstchen gegessen, wurde es sehr voll im Tanzraum. Die Musik war jetzt lauter, das Licht schummriger. Jemand hatte die groЯen Deckenleuchten ausgemacht.

Eva tanzte. Sie tanzte auch weiter, als Michel wieder etwas trinken wollte. Sie tanzte allein weiter, merkte kaum, dass er wegging. Ein junge stellte sich neben sie,

so einer mit langen Haaren, hautengen, glдnzenden Hosen und einem bunten Hemd. Ein Angebertyp., aber ein sehr gut aussehender.

»Du tanzt gut«, sagte er und griff nach ihr, wollte sie an sich ziehen.

»Nein«, sagte Eva, die jetzt erst sah, dass viele Paare dicht aneinander gedrьckt tanzten. »Nein, das mag ich nicht.«

»Gefalle ich dir nicht?«, fragte der junge herausfor-

dernd.

Eva lieЯ ihn stehen, drehte sich um und ging zur Theke. Eine Gruppe von Jungen und Mдdchen stand dort herum, Bierflaschen in der Hand.

»Lasst mal Michels Braut durch«, rief ein Rothaariger. Die anderen lachten. Eva дrgerte sich, als sie merkte, dass sie rot wurde.

»Michel, deine Frau sucht dich!«, sagte der Rothaarige.

Eva wдre am liebsten unsichtbar gewesen. Sie spьrte

plцtzlich, wie verschwitzt sie war, spьrte, wie ihr Kцr-per anschwoll und plump und unbeweglich wurde un-ter den neugierigen Blicken. Doch da war Michel und nahm ihre Hand. »Hдlt's Maul, Pete«, sagte er zu dem Rothaarigen. »Hдlt's Maul und lass mein Mдdchen in Ruhe.«

»Was denn«, antwortete der Rote. »Seit wann bist du so empfindlich? Hдltst dich jetzt wohl fьr was Bes-seres, wie? So toll ist sie ja nun auch wieder nicht. Da-fьr hдttest du zwei kriegen kцnnen.«

Er hat mit mir angegeben, dachte Eva, als sie hinter Michel herging, hinaus in den Garten. Er hat sicher al-len gesagt, dass ich ins Gymnasium gehe. Aber er hat vergessen zu sagen, dass ich so fett bin.

DrauЯen im Freien war es kaum kьhler als im Haus. »Es wird ein Gewitter geben«, sagte Eva.

»Ja.«

»Tut es dir Leid, dass du mich hierher gebracht hast?«

»Nein«, antwortete Michel bцse. »Der Pete ist ein blцder Kerl. Man darf gar nicht hinhцren, wenn er was sagt, so blцd ist der. Komm wieder rein.«

An den Tьrpfosten gelehnt stand der Junge mit der engen Jeans und dem bunten Hemd. »Na«, sagte er. »Wo "war denn mein kleiner Bruder mit seinem Frau-chen? Bisschen Hдndchen halten? Traust du dich ьber-haupt?«

»Lass mich in Ruhe, Frank«, sagte Michel und

drдngte sich an dem Jungen vorbei. Als Eva durch die Tьr ging, streckte Frank die Hand aus und streifte ihre Brust. Eva ging schnell weiter. »Dein Bruder ist nicht besonders freundlich«, sagte sie zu Michel. Er schьt-telte den Kopf. »Wir haben oft Streit. Er ist so.«


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