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Froschzauber
  • Текст добавлен: 6 октября 2016, 19:19

Текст книги "Froschzauber"


Автор книги: Cecilia Busby


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Der Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb

Sir Bertram Pendragon war lange nicht mehr so glücklich gewesen. So glücklich wie jetzt war er nicht mal gewesen, als er seinen ärgsten Feind Sir Richard Hogsbottom nach einer hitzigen Partie Wer spuckt am weitesten?in den Ententeich der Burg geschubst hatte. Er konnte die Geschichte, wie Max und Olivia ganz allein die Entführung des Kornischen Prinzen vereitelt hatten, gar nicht oft genug hören. Ganz besonders den Teil, wie Max Sir Richards grässlichen Sohn Adrian mit einem einzigen Hieb niedergestreckt hatte. Doch in der Version, die Sir Bertram erzählt wurde, wurden Zauberei, Frösche, Lady Morgana oder der gefährlich weit entfernte Wald vorsichtshalber weggelassen. Und so glaubte Sir Bertram, Max und Olivia seien Adrian mit dem entführten Prinzen in irgendeinem alten Kellergewölbe über den Weg gelaufen. König Artus wollte es so.

»Ich bin Max und Olivia zu großem Dank verpflichtet«, hatte er würdevoll gesagt, als Sir Bertram am gestrigen Nachmittag erschienen war, um seine Kinder abzuholen. »Sie haben uns vor einer großen unangenehmen Situation bewahrt. Doch ich fürchte, dass ihre Heldentaten geheim bleiben müssen. Allzu viele Feinde würden aus dem Geschehenen sonst Kapital schlagen. Wenn bekannt würde, dass es mir beinahe misslungen wäre, für die Sicherheit des Prinzen zu sorgen …« Artus seufzte und für eine Sekunde trübten sich seine blauen Augen. »Aber versuchen wir, nicht daran zu denken. Der Prinz ist glücklich zu seiner Mutter zurückgekehrt. Schlimmeres ist nicht geschehen. Merlin hat dafür gesorgt, dass er glaubt, er wäre mit Max und Olivia spielen gegangen. Und was Sir Richard angeht …« Artus zog eine Grimasse. »Ihn habe ich auf einen Posten in den nördlichen Grenzgebieten des Königreichs verbannt. Er ist außer Reichweite. Und von der unbekannten Hexe, die hinter allem stecken soll, gibt es weit und breit keine Spur.«

»Also, so weit ist sie nicht –«, fing Olivia an. Doch Artus unterbrach sie mit einem bloßen Blick und legte den Finger an die Lippen. Er sah so sorgenvoll und traurig aus, dass Olivia ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. Aber das traute sie sich dann doch nicht.

»Carl wurde gefunden, und das ist alles, was zählt«, sagte Artus. »Wir müssen das Geschehene jetzt hinter uns lassen und in Zukunft besser aufpassen.« Er wandte sich Max und Olivia zu. »Mein tief empfundener Dank an die beiden jüngsten Mitglieder meines Hofstaats«, sagte er. Als er sie ansah, wären sie vor Stolz beinahe geplatzt.

Max konnte verstehen, warum König Artus von seinen Rittern so verehrt wurde. Doch zugleich bemerkte er Merlins grimmigen Blick und erinnerte sich an dessen Worte. Der König habe ein zu weiches Herz. Artus hatte Lady Morganas Alibi Glauben geschenkt. Sir Richard und Adrian hatten es bestätigt. Artus hatte entschieden, dass sich Max und Olivia geirrt haben mussten und irgendeine andere, mysteriöse Hexe, die Sir Richard und dessen Sohn verzaubert hatte, hinter der Verschwörung steckte. Lady Morgana war also nach wie vor bei Hofe. Der König vertraute blind denjenigen, die er liebte, und Max fragte sich, für wie viel mehr Ärger das wohl noch sorgen würde …

Sir Bertram war trotz allem so glücklich wie ein Drache auf einem Berg aus Gold.

»Max, mein Junge! Ich bin so stolz auf dich!«, platzte es immer wieder aus ihm heraus, während er beherzt auf Max’ Schulter klopfte. »Ich wusste ja immer, was in dir steckt! Ein Aufwärtshaken, genau aufs Kinn, ja? War’s so?«

»Äh, nicht ganz«, sagte Max. Er hatte zu erklären versucht, dass es eher ein K.o.-Schubs als ein K.o.-Schlag gewesen war. Aber Sir Bertram schien das nicht zu registrieren.

»Es gehört einiges dazu, es mit einem größeren Jungen aufzunehmen«, stellte er mit Nachdruck fest. »Macht mich wirklich glücklich, dass du für die gute Sache kämpfst. Kann euch gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich und Olivia bin. Und, nebenbei«, fügte er, sich schadenfroh die Hände reibend, hinzu, »der alte Hogsbottom hat auch eins aufs Auge gekriegt, nicht wahr? Ha! Ganz blass sah er aus, als er gestern davongezogen ist. ›Na, wie geht’s Adrian?‹, hab ich gefragt. Sah aus, als wollte er mir an die Gurgel springen! Haha! Und jetzt muss er dort oben versauern! Auf einen verdammten Sumpf aufpassen! Außer Matsch und Modder gibt’s da nichts. Hat er nicht anders verdient!«

Den ganzen Vormittag über hatte Max das Lob und die Aufmerksamkeit genossen. Und das umso mehr, seit er bemerkt hatte, dass Olivia scheinbar übel wurde, sobald Sir Bertram den K.o.-Schlag erwähnte – was er ungefähr alle fünf Minuten tat. Doch die Freude wich der Nervosität, je näher der Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb rückte.

Denn so viele Komplimente Merlin ihm auch machte, wenn es Max nicht gelang, seinen Vater dazu zu bringen, ihn Zauberer werden zu lassen, würde er es mit seiner Magie nicht weit bringen. Unseligerweise hatte Max’ Schlag gegen Adrian Sir Bertram in seiner Ansicht nur zusätzlich bestärkt, dass Max schließlich doch noch eines Tages einen guten Ritter abgeben würde. Auf einmal war es also noch wichtiger zu beweisen, was für ein großartiger Zauberer in ihm steckte. Ein großer und beeindruckender Zauber – der war jetzt nötig. Etwas, das Sir Bertram bewies, dass Magie ebenso gut war wie Faustschläge. Max musste den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb dringender denn je gewinnen.

In der ganzen Aufregung hatten Max und Olivia keine Zeit mehr gehabt, ihren Auftritt zu proben. Jetzt war es schon fast so weit. Hektisch suchte Max in einem Winkel ihres Zimmers nach seinen Kleidern und den Zaubertränken.

»Olivia?«, rief er, halb begraben unter einem Berg aus Mänteln und Satteltaschen. »Wo ist das Fläschchen mit dem Umkehrzauber?«

»Woher soll ich das wissen?«, sagte Olivia. »Du hattest es zuletzt. Wahrscheinlich steckt es in deinem Gürtel.«

»Tut es nicht«, rief Max frustriert. »Das Fläschchen mit dem Froschzauber ist da. Aber das andere ist verschwunden …«

»Prima«, sagte Grimm. »Erst verwandelst du sie in einen Frosch, dann kannst du sie nicht zurückverwandeln. Große Klasse. So gewinnst du bestimmt.«

»Kann ich wohl.« Max wandte sich Grimm zu. »Oder besser gesagt: Du kannst es. Ich muss den Umkehrzauber irgendwo vergessen haben, aber – stell dir vor – gerade hatte ich eine tolle Idee. Ich mache auf der Bühne einfach ein bisschen Rauch. Dann sieht dich keiner, wenn du zu Olivia huschst und sie küsst!«

»Auf gar keinen Fall!« und »Nein, nein, nein!«, kreischten Olivia und Grimm in ein und demselben Moment und mit so ziemlich dem gleichen Abscheu in der Stimme. Erst nachdem Max mit Engelszungen auf sie eingeredet hatte, willigten sie schließlich doch ein. Olivia erklärte, dass ein Kuss von Grimm eigentlich nicht schlimmer sein könne als einer von Max. Grimm ließ sich erst erweichen, als Max ihm versprach, ihm ein Jahr lang von jeder Schinkenscheibe, die er aß, den weißen Rand abzugeben.

Die Buden waren verschwunden. Mitten auf der Burgwiese war stattdessen eine große, mit Wimpeln und Bannern geschmückte Bühne errichtet worden. Ein bunt gemischtes Völkchen aus Rittern, Hofdamen, Zauberern und Hexen saß davor. Sie sahen einem kleinen Jungen zu, der einen Pfeil in Kreisen fliegen ließ, und applaudierten höflich. Lady Griselda und Sir Bertram saßen in der ersten Reihe. Sie versuchte, aufmunternd zu gucken, er versuchte, nicht allzu gelangweilt auszusehen. Max und Olivia warteten aufgeregt neben der Bühne. Grimm streckte seinen Kopf aus Max’ Tasche und prüfte die Lage.

»Es wird nicht klappen«, sagte er düster. »Irgendwas geht immer schief. Wahrscheinlich verwandelst du deine Schwester in einen Dachs und dann können wir sie nicht zurückverwandeln. Weiß der Herrgott, was bei Dachsen wirkt.«

»Halt die Klappe, Grimm!«, zischte Olivia. »Tu du deinen Teil und alles geht klar.«

Jetzt tauchte auch noch Adolphus auf.

»Hallo! Hallo! Alles fertig? Jippie, ist das aufregend! Was für ein Spaß!«

Max sparte sich die Worte. Ihm war auf einmal ziemlich übel. Was, wenn es nicht klappte? Was, wenn der Trank seit gestern seine Wirkung verloren hatte? Was, wenn Olivia ein Frosch blieb? Oder, noch schlimmer, einfach ein Mädchen blieb und die anderen Zauberschüler sich totlachten?

Adrian Hogsbottoms plötzliche Abreise in die wilden nördlichen Sumpfgebiete hatte sie alle überrascht. Auf einmal war der Ausgang des Wettstreits völlig offen. Jeder malte sich gute Chancen aus, aber keiner rechnete mit dem Jungen, der jedes Mal Letzter wurde: Max »Pechvogel« Pendragon. Max schluckte. Drücken konnte er sich jetzt nicht mehr. Gleich war er dran. Gleich nach Oswald Tregart, einem von Adrians ganz besonderen Spezis.

Es gab schwachen Applaus für einen Jungen auf der Bühne, der gerade einen blauen Krug in einen violetten mit weißen Punkten verwandelt hatte. Dann rief der Vorsitzende der Zauberergemeinschaft: »Oswald Tregart, von Burg Nigror!«

Oswald bedachte Max und Olivia mit einem finsteren Blick. Dann schob er sich an ihnen vorbei und ging auf die Bühne. Aus der einen Tasche holte er ein Fläschchen, aus der anderen ein Ei. Dann träufelte er einen Tropfen aus dem Fläschchen auf das Ei und trat elegant einen Schritt zurück.

WUUUUSCH!, machte es und eine silbrige Rauchwolke stieg auf. Als sie sich verzogen hatte, war das Ei so groß wie ein Mensch. Die Schale zerbrach und aus dem Ei schlüpfte ein gewaltiger Pfau. Er schlug ein prächtiges blau-grünes Rad, schrie und stolzierte eine Minute lang über die Bühne. Dann begann er langsam zu schrumpfen. Als er kaum größer war als eine Maus, trat Oswald vor und legte ihn zurück auf die zerbrochenen Eierschalen. Und plötzlich hielt er wieder ein heiles, normal großes Ei in der Hand. Lauter Applaus ertönte und Oswald grinste ins Publikum. Er war sich seines Sieges ziemlich sicher.

»Wow!«, rief Adolphus, während das Publikum klatschte und jubelte. »Das war genial!«

»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«, fuhr Max ihn an. »Das war überhaupt nichts Besonderes! Er hat doch nur einen Wuchs-mit einem Umkehrzauber kombiniert. Und bloß davon, dass er ein hübsches Pfauenei nimmt, wird der Zauber auch nicht neu. Ich hab so was schon vor Ewigkeiten gemacht!«

»Das muss damals gewesen sein, als du aus dem Ei ein – äh – etwas größeresEi gemacht hast, richtig?«, fragte Grimm mit Unschuldsmiene.

Olivia stampfte mit dem Fuß auf.

»Hört sofort auf, ihr beiden! Max hat recht! Der Punkt ist doch: Kein Zauberschüler hat je einen Menschen in einen Frosch verwandelt! Das muss einfach der beste Zauber sein!«

Doch auch Olivia machte sich Sorgen. Oswalds Zauber war wirklich beeindruckend gewesen. Bei ihrem Froschzauber musste einfach alles glattgehen.



Der große Auftritt

»Und jetzt«, kündigte der Vorsitzende der Zauberergemeinschaft an, »Max Pendragon, von Burg Periculum!«

Das Publikum applaudierte höflich. Sir Bertram jubelte. Lady Griselda hielt sich die Augen zu und lugte zwischen den Fingern hindurch. Adolphus hüpfte wie ein Flummi auf und ab und spuckte ein bisschen Feuer in die Luft.

»Ich werde meine Schwester in einen Frosch verwandeln und dann wieder in ein Mädchen«, kündigte Max an. Er war schrecklich nervös. Direkt unter ihm saßen seine Eltern. Ganz hinten lehnte Merlin lässig an einem Baum. Merlin zwinkerte ihm zu.

Max wandte sich zu Olivia und holte das Glasfläschchen aus seinem Gürtel. Vorsichtig träufelte er ein klein wenig des klebrig blauen Glibbers auf seine behandschuhte Hand und schleuderte es auf Olivia.

BÄNG!

Sie verschwand – und wo sie eben noch gestanden hatte, hockte jetzt ein lila Frosch mit roten Punkten. Durch das Publikum ging ein erstauntes Raunen. Dann trampelte es mit den Füßen und jubelte. Sir Bertram drehte sich zu seiner verblüfften Frau um und grinste breit.

»Na, das hat was, oder? Ich hatte ja

keine Ahnung, dass er so was kann! K.o.-Schlag und den mit Abstand besten Zauber im ganzen Wettbewerb! Sieh mal einer an.«

Max seufzte vor Erleichterung. Es hatte geklappt! Jetzt kam der schwierige Teil. Er streute ein bisschen Rauchpulver auf die Bühne und Olivia wurde von violetten Rauschschwaden umhüllt.

»Jetzt!«, rief Max Grimm zu und dieser machte einen Satz.

Als sich der Rauch aufgelöst hatte, hockten zwei schwarze Ratten da. Mitten auf der Bühne. Heillos überrascht.

Das Publikum schnappte nach Luft. Die Leute wandten sich einander zu. Stimmen wurden laut. Lady Griselda wimmerte leise und Sir Bertram machte ein besorgtes Gesicht. Merlin hingegen wirkte belustigt. Freundlich grinste er Max zu. Max hatte einen Kloß im Hals.

»Augenblick!«, rief er, als er sich halbwegs von dem Schrecken erholt hatte. »Aus einemFrosch – zweiRatten! Und jetzt …« Er verstreute noch einmal Rauchpuder und stürzte sich dann in die Schwaden. Als sich der Rauch diesmal auflöste, hatte er seine Schwester fest im Arm – und eine große Beule in seiner Gürteltasche …

» … zurück in Menschengestalt!«, rief er triumphierend und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Publikum klatschte, schrie und johlte. Max sah, wie Lady Griselda Sir Bertram vor lauter Erleichterung um den Hals fiel.

»Was ist passiert?«, fragte Olivia, sobald sie die Bühne verlassen hatten. »Warum hat es nicht geklappt?«

»Ich schätze, es funktioniert nur, wenn man von einem Menschen geküsst wird «, sagte Max nachdenklich. »Ein Tier verwandelt einen in seine Gestalt.«

»Na, damit wäre immerhin klar, dass Miss Mudfoot wider Erwarten doch ein Mensch ist«, sagte Olivia. »Ich war mir da nie ganz sicher. Egal – das war genial, Max! Echt. Du musst einfach gewinnen, das Publikum war begeistert!«

Eine tiefe, dröhnende Stimme schallte über die Burgwiese und unterbrach sie. »Und jetzt«, sagte die Stimme, »kommen wir zur Preisverleihung …«

Max und Olivia drängten sich wieder nach vorn. Max kreuzte die Finger und hoffte mit aller Macht.

»Unsere Preisrichterin trete vor: die erhabene Zauberin und Schwester des Königs – Lady Morgana le Fay!«

Max und Olivia sahen sich entgeistert an.

»Ich hatte keine Ahnung, dass sie den Sieger bestimmen würde!«, zischte Max.

»Ich auch nicht … Wir sind geliefert, Max. Von der kriegen wir den Preis nie!«

Lady Morgana – heiter, bezaubernd, das lange schwarze Haar wie ein Rahmen um das glatte, ebenmäßige Gesicht – schwebte förmlich in die Bühnenmitte und sah sich im Publikum um.

»Wahrlich«, sagte sie mit ihrer honigsanften Stimme, »wir haben hier eine ganz erstaunliche Vielzahl von Talenten erlebt. Wundervolle Zauber von allen Teilnehmern. Wirklich wundervoll.«

Sie lächelte in die Runde, ehrlich, wie es schien. Doch als Max ihren Blick auf sich ruhen spürte, lief ihm ein Schauer über den Rücken und seine Nackenhaare stellten sich auf.

»Aber es kann nur einenGewinner geben. Der wundervolle Wuchs-und Umkehrzauber des Zauberschülers von Burg Nigror hat mich sehr beeindruckt …«

»Jetzt kommt’s«, raunte Max düster. Doch er lag falsch.

»Und doch wissen wir alle, glaube ich, auch ohne umfassendere magische Kenntnisse, dass die Verwandlung eines Menschen in einen Frosch phänomenal selten ist und nie zuvor beim Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb zu sehen war. Und deshalb überreiche ich den Pokal an – Max Pendragon!«

Max war sprachlos. Er sah zu Lady Morgana auf. Sie lächelte zu ihm herab und diesmal schienen ihre Augen vor Wärme und Anerkennung zu strahlen. Sogar ihre Ähnlichkeit mit König Artus fiel ihm auf, als sie ihm den goldenen Pokal entgegenstreckte.

Ihre Verwandlung verblüffte ihn so sehr, dass er nicht mehr als ein Stammeln hervorbrachte, als das Publikum ihm zujubelte und Sir Bertram mit den Füßen trampelte. Er sah zu Olivia hinüber, die offenbar ebenso verblüfft war wie er selbst. Doch seine Schwester musterte Morgana aus zusammengekniffenen Augen. Sie misstraute ihr nach wie vor.

Lady Morgana nahm Max’ Hand, riss seinen Arm in die Höhe und gebot dem Publikum zu schweigen.

»Dieses Jahr möchte ich als Jurorin einen Sonderpreis verleihen«, verkündete sie mit überwältigender Freundlichkeit. »Max Pendragon, der verdiente Sieger, darf sechs Wochen in meiner Sommerschule für Zauberer auf Burg Gore verbringen. Er wird mein Ehrengast sein. Es wird mir große Freude bereiten, diesen talentierten jungen Mann persönlich zu unterrichten und ihm einige meiner interessantesten Zaubertränke zu zeigen.« Lächelnd sah sie ins Publikum, das begeistert klatschte.

Nur Merlin, im Hintergrund, sah nachdenklich aus.

Max hielt seinen Pokal fest umklammert. Schon kamen Sir Bertram und Lady Griselda über die Burgwiese gelaufen, und er war immer noch ziemlich durcheinander. Seine Eltern lächelten und dann nahm Lady Griselda Max fest in den Arm.

»Max, mein Schatz!«, sagte sie. »Das hast du großartig gemacht! Allem Anschein nach bist du nicht zum Ritter, sondern zum Zauberer geboren!«

Fragend sah Max seinen Vater an, der zu seiner Überraschung heftig nickte.

»Allerdings!«, dröhnte Sir Bertram. »Verdammt beeindruckender Zauber. Hat alle richtig von den Stühlen gehauen! Frosch – Ratte – Olivia! Obwohl – der Teil in der Mitte hat mir einen kleinen Schrecken eingejagt. Dachte schon, ich würde als Vater einer Ratte enden, was, Olivia?« Er lachte herzhaft, während Max versuchte, so auszusehen, als wäre das alles genauso geplant gewesen. »Die Sache ist, Max, Lady Morgana le Fay ist eine sehr mächtige Zauberin, die einen guten Zauber erkennt, wenn sie einen sieht. Also – auch wenn du einen ordentlichen Aufwärtshaken hast …« Für einen Augenblick mischte sich Wehmut in seine Stimme. »… sieht es danach aus, dass du besser eine Zaubererlehre machen solltest, mein Junge!«

Olivia jubelte und fiel Max um den Hals. »Du hast es geschafft, Max – du wirst ein Zauberer! Und ich werde jetzt ein Ritter!«

»Äh, also … Augenblick! Augenblick!«, sagte Sir Bertram schnell. »Zunächst einmal können Mädchen gar keine Ritter werden. Und dann wäre da noch etwas. Eine Aufgabe für Max. Bevor die Entscheidung endgültig ist.«

Max rutschte das Herz in die Hose. Ihn beschlich eine fürchterliche Ahnung.

»Wir wollen einfach ganz sicher gehen, dass wir auch die richtige Entscheidung treffen, Max«, sagte Lady Griselda. »Und dazu ist ein bisschen mehr nötig als ein einziger guter Zauber. Lady Morganas Angebot ist eine erstklassige Gelegenheit – ihre Sommerschule für Zauberer ist im ganzen Königreich berühmt. Solltest du also mit einem guten Zeugnis von dort zurückkommen, werden wir jemanden suchen, der dich als Lehrling nimmt.«

»Wie man ein Schwert schwingt, musst du natürlich trotzdem lernen«, fügte Sir Bertram hinzu und tätschelte Max’ Schulter. »Man weiß ja nie, wann man es brauchen kann.«

Max tauschte einen Blick mit Olivia und zog eine Grimasse. Schwerter zu schwingen, könnte sich nur allzu bald als nützlich erweisen, dachte er. Sechs Wochen in Burg Gore, bei einer gefährlichen Zauberin, die ihn vermutlich am liebsten tot sähe.

Max und Olivia lagen am Ufer des Burggrabens im Gras und genossen die Abendsonne. Die Vögel zwitscherten fröhlich, die Forellen im Graben schnappten träge nach den Fliegen, die über der Wasseroberfläche schwebten, und der Duft der Festvorbereitungen im Burghof stieg den Geschwistern in die Nase.

Es war ein glorreicher Tag gewesen.

Max hatte gerade den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb gewonnen und die Hälfte von zwanzig Goldmünzen obendrein. Er hätte im siebten Himmel schweben können. Bloß war da leider noch die Sache mit Lady Morgana und der Sommerschule, die er in ihrer Gesellschaft erst einmal heil überstehen musste.

Max kaute auf einem Grashalm herum. »Glaubst du, sie ist wirklich so böse?«, fragte er Olivia. »Ich fand sie sogar irgendwie nett, als sie mich zur Sommerschule eingeladen hat. Und der König vertraut ihr.«

Olivia schnaubte. »Machst du Witze? Die spielt doch bloß Theater. Bevor die aufhört böse zu sein, verzichtet ein Hecht auf kleine Frösche.«

Max seufzte. Genau genommen sah er es genauso. Jedes Mal, wenn er an die Sommerschule dachte, bekam er Angst und kalte Schauer liefen ihm über den Rücken.

»Glaub bloß nicht, dass die sich ändern könnte«, sagte Olivia entschieden. »Sie führt etwas im Schilde, Max, sieh es ein. Was du in Gore brauchen wirst, sind ein paar Leute, denen du vertrauen kannst. Verbündete. Irgendwie müssen wir es hinkriegen, dass ich, Adolphus und Grimm mitkommen.«

Max setzte sich auf.

»Echt? Das würdet ihr tun?«

»Na klar komme ich mit«, sagte Grimm säuerlich. »Weiß gar nicht, wie du darauf kommst, ich könnte da fehlen. Du kennst mich doch – stets willens, der guten Sache ein paar Barthaare zu opfern. Bereit, der bösartigsten Zauberin der Welt zu trotzen. Wenn sie irgendwas Übles plant, beiß ich ihr einfach die Zehen ab …«

Max überlegte. Grimm in seiner Tunika oder der Satteltasche zu verstecken, wäre leicht. Aber Olivia und Adolphus?

»Das klappt nie«, seufzte er. »Papa würde euch nie gehen lassen.«

»Papa«, sagte Olivia mit einem Ausdruck äußerster Entschlossenheit, »wird nichts dagegen tun können. Ich komme mit, Max. Ob es dir passt oder nicht. Gewöhn dich also schon mal an den Gedanken!«

Max musterte seine kleine Schwester. So aussichtslos es auch scheinen mochte, dachte er, wahrscheinlich würde es ihr sogar gelingen. Er grinste und fühlte sich plötzlich viel besser.

»Und vergiss nicht«, sagte Olivia, »wir haben immer noch den Froschzauber. Wir können uns in Frösche verwandeln, wann immer wir wollen. Oder – hey! – in Ratten. Oder in Drachen, wenn uns ein Kuss von Adolphus nichts ausmacht!«

»Au ja!«, rief Adolphus fröhlich dazwischen. »Bitte, kann ich auch ein Drache sein?«

»Du bist ein Drache, Erbsenhirn«, stellte Grimm fest. »Lasst uns Adolphus bitte keine wichtige Aufgabe übertragen, ja? Sonst enden wir alle im Ententeich.«

Max grinste und legte sich wieder in die Sonne. Vielleicht würde der Sommer sogar ganz lustig werden, dachte er. Irgendwie würde er Gore schon überstehen. Und dann, wenn er zurückkäme, würde er endlich richtige Zauberstunden kriegen. Er würde nie lernen müssen, wie man kämpft. War das nicht toll? Und dann war da ja auch noch die Sache mit Adrian Hogsbottom. Der saß jetzt in den nördlichen Sümpfen fest, wahrscheinlich knietief in Matsch und Modder. Und das alles, weil Max zufällig den Froschzauber entdeckt hatte! Mal ehrlich, was hätte ihm Besseres passieren können?


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