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Froschzauber
  • Текст добавлен: 6 октября 2016, 19:19

Текст книги "Froschzauber"


Автор книги: Cecilia Busby


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Aus dem Englischen

von Wieland Freund

Mit Illustrationen von

Franziska Harvey


Für Zoe, Max und Lily




Der Zufallszauber

Der Tag, an dem Max zufällig den Froschzauber entdeckte, begann wie jeder andere Tag auf Burg Periculum. Max und seine Schwester Olivia kamen wie immer zu spät zum Frühstück. Olivia hatte ihrem Schoßdrachen Adolphus noch ein Kunststück beibringen wollen und Max hatte über einen neuen Zaubertrank gegrübelt.

Am Frühstückstisch las er noch immer in seinem Zauberbuch und kaute gedankenverloren an einer Wurst. Olivia machte sich gerade zufrieden über ihre zweite Schüssel Haferbrei her.

Plötzlich platzte ihre Mutter, Lady Griselda Pendragon, in den Speisesaal. Wie immer war sie in Eile und stolperte über Adolphus.

»Aaarrghhh! Dieser verflixte Drache! Max! Ich brauche meinen Besen! Hast du ihn schon wieder benutzt? Du weißt, was dein Vater beim letzten Mal dazu gesagt hat.«

Max sah von seinem Frühstück auf. Genau genommen konnte er sich nicht erinnern, was sein Vater beim letzten Mal dazu gesagt hatte, aber er konnte es sich denken.

Sir Bertram Pendragon war ein raubeiniger, vierschrötiger Ritter mit einem gewaltigen Schnurrbart und einer tiefen Stimme. Nichts schätzte er mehr als einen Krug guten Biers und einen treuen Feind, dem er eins mit dem Schwert überziehen konnte. Zauberei hingegen konnte er gar nicht leiden. Zaubern, fand er, war wie Schummeln. Dass Lady Griselda hexte, nahm er hin, und Max durfte auch ein paar Formeln und Tränke lernen. Aber dass Max auf dem Besen ritt, kam überhaupt nicht infrage. Das war zu mädchenhaft.

Max seufzte. Wahrscheinlich hatte sein Vater gedroht, ihn im Schweinestall schlafen zu lassen, sollte er ihn je wieder auf dem Besen erwischen.

»Max!«, rief seine Mutter wieder. »Hast du ihn irgendwo verbummelt?«

Max überlegte. Ganz bestimmt hatte er den Besen zuletzt benutzt. Denn er konnte sich entsinnen, Olivia damit in den Burggraben geschubst zu haben, als sie Sir Gawain und der schwarze Ritter der Verdammnisgespielt hatten.

Er schielte zu seiner Schwester hinüber. Sie trug ein langes grünes Gewand und hielt sittsam den Blick gesenkt. Aber das täuschte. Am liebsten veranstaltete Olivia Ringkämpfe mit den Schildknappen oder tobte durch die Pferdeställe. Und dass es Max gelungen war, sie in den Burggraben zu schubsen, war eigentlich ein Wunder gewesen. Normalerweise war es nämlich andersherum.

Für seine elf Jahre war Max klein, ein schmaler Junge mit struppigem hellbraunem Haar und einem sommersprossigen Gesicht. Außerdem war Max nicht besonders geschickt und traf die meisten Ziele nicht, die er anpeilte.

Plötzlich wusste er wieder, wo der Besen war. Max war mit ihm zum Glockenturm hinaufgeflogen, um Adolphus zu retten. Der hatte sich nicht mehr heruntergetraut, nachdem er die Burgkatze hinaufgescheucht hatte. Dann aber hatte sich Adolphus auch nicht auf den Besen getraut. Also hatte Max den Drachen die ganze lange Wendeltreppe nach unten getragen.

»Wahrscheinlich ist der Besen oben auf dem Glockenturm, Mama«, sagte Max und widmete sich wieder seiner Wurst. »Olivia hatte ihn dort oben, als sie mit ihren Puppen gespielt hat.«

Olivia sah von ihrem Haferbrei auf, öffnete den Mund und wollte schon protestieren: Das sei überhaupt nicht wahr, sie habe nicht mal eine Puppe und Max sei ein Schleimbeutel … Aber da war ihre Mutter schon weg und außer ein paar grünen Rauchschwaden war nichts von ihr übrig.

»Du bist ein verdammter Lügner, Max«, sagte Olivia und schoss einen Löffel voll Haferbrei auf ihn ab. Er duckte sich und verpasste ihr unter dem Tisch einen Fußtritt.

»Auu! Das kriegst du wieder!«

»Versuch’s doch«, sagte Max, kletterte vom Stuhl und ging zur Tür. »Aber später, bitte. Jetzt habe ich nämlich zu tun.

Also lass mich bloß in Ruhe, sonst zaubere ich dir mit meiner neuen Formel ein lila Gesicht.«

Dann machte er sich zum Zauberzimmer auf, um an seinem neuen Zaubertrank zu arbeiten.

Das Zauberzimmer befand sich im Keller der Burg, eine steile Steintreppe tiefer, wo sanft hin und her schwingende Spinnweben von der Decke hingen. Max liebte es hier unten. Hier konnte er mit seinen Formeln und Tränken herumexperimentieren. Und hierhin flüchtete er sich, wenn sein Vater Schwertkampf mit ihm üben wollte. Letzte Woche hatte Sir Bertram ein besonders schwieriges Manöver vorführen wollen und dabei einem Knappen versehentlich einen Finger abgeschlagen. Und auch wenn es Lady Griselda gelungen war, den Finger wieder an die Hand zu hexen, war Max nicht besonders scharf darauf, Sir Bertrams nächstes Opfer zu werden. Er hatte eine bessere Idee.

In nicht einmal einer Woche würde auf Burg Camelot das Jährliche Festival der Magiestattfinden. Max war fest entschlossen, bis dahin einen wahrhaft atemberaubenden Zauber für den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb vorzubereiten. Abgesehen von den zwanzig Goldmünzen Preisgeld erhoffte er sich, dass ein Sieg seinen Vater ein für allemal davon überzeugen würde, dass Max ein geborener Zauberer war, der die Ritterschule getrost vergessen sollte, um sich ganz auf die Zauberei zu konzentrieren. Bislang hatte Sir Bertram Max’ sämtlichen Bitten widerstanden und darauf beharrt, dass Max sich bloß mehr Mühe geben müsse. Dann würde schon noch ein ordentlicher Ritter aus ihm. Aber Max konnte Pferde nicht leiden, und als er das letzte Mal mit einer Lanze auf eine Strohpuppe losgeritten war, hatte er versehentlich fast Sir Bertram aufgespießt, obwohl der fünfzehn Meter weiter weg stand.

Max konnte einfach viel besser zaubern als reiten oder kämpfen. Zwar war es bei den letzten Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerben für ihn nicht gut gelaufen, aber das lag hauptsächlich an Adrian Hogsbottom, Max’ ärgstem Feind.

Max konnte sich nicht erinnern, wann genau sich Adrian Hogsbottom als schleimigste Unkenwarze im ganzen Königreich entpuppt hatte. In jedem Fall aber war es eine Ewigkeit her, dass er ein freundliches Wort mit ihm gewechselt hatte. Vorletztes Jahr hatte Adrian die Bühne genau in dem Augenblick in Flammen aufgehen lassen, als Max’ exakt berechneter Feuerwerkszauber auf seinen triumphalen Höhepunkt zusteuerte. Max hatte die Schuld bekommen und Adrian den Preis.

Max’ sommersprossiges Gesicht wurde immer noch rot vor Wut, wenn er an den Wettbewerb im letzten Jahr dachte. Er hatte einen Eimer so verzaubern wollen, dass er das Wasser aus dem Burgbrunnen ganz allein holte. Aber dann hatte der Eimer das Wasser ganz allein über dem Kopf des Prüfers ausgekippt.

Adrian hatte wieder gewonnen. Dieses Jahr musste Max es einfach schaffen.

Während Max herumprobierte und mixte und immer wieder in seinem Zauberbuch nachschaute, rief seine Mutter die Treppenstufen herunter: »Max! Ich muss jetzt los, nach Burg Pendennis – Lady Alys will einen Schönheitstrank für den Ball heute Abend. Dein Vater sitzt an der Tafelrunde, aber Miss Mudfoot wird ein Auge auf dich haben.«

»Ja, okay«, rief Max hinauf, während er ein paar silberne Libellenflügel in den Zauberkessel streute und zusah, wie blauer Dampf bis an die Kellerdecke aufstieg.

Miss Mudfoot war die Burgköchin. Sie hatte ein zwanzigfach gefaltetes Doppelkinn und zwei Mal so viele haarige Warzen. Ständig suchte sie nach einer Gelegenheit, Max in einen ihrer Kochtöpfe zu stecken und in einen leckeren Eintopf zu verwandeln. Max versuchte ihr, so gut es ging, aus dem Weg zu gehen.

»Benimm dich – pass auf Olivia auf! Und keine Dummheiten, hörst du?«

»Ja, ja, klar!«, rief Max genervt. Er wartete gerade auf den richtigen Moment, um die Flusswurzelfasern hinzuzufügen.

Als seine Mutter endlich verschwunden war, wandte er sich erneut dem Gebräu im Kessel zu. Das roch jetzt nach ungewaschenen Füßen. Perfekt! Sorgfältig fügte er jede Flusswurzelfaser einzeln hinzu, ohne zu bemerken, dass Olivia über die Steinstufen geschlichen kam und sich in der finstersten Kellerecke versteckte.

Mit der letzten Flusswurzelfaser verfärbte sich die Mixtur lila. Sie roch jetzt wie Butterkuchen.

»Ja!« Max ballte die Faust. Dann schaute er wieder in sein Zauberbuch. »Jetzt nur noch Zehennägel von der Schlange.«

Auf der Suche nach dem Glas mit den Schlangenzehennägeln irrte sein Blick durch den Raum und fiel auf einen Schatten im Winkel bei den Regalen. Der Schatten sah verdächtig nach Olivia aus. Max wagte sich ein bisschen näher. Es war Olivia.

»Olivia! Was willst du hier?! Ich habe gesagt, du sollst mich heute Morgen in Ruhe lassen! Du legst es darauf an, verzaubert zu werden!«

»Richtig«, sagte Olivia unbeeindruckt. »So wie letztes Mal, als du mir eine lange Nase hexen wolltest und überhaupt nichts passiert ist, außer dass ich zwei Mal niesen musste. Da hab ich jetzt aber Angst, Max.«

Max verengte die Augen zu Schlitzen. »Zu deiner Information, nervige Kröte: Ich habe gar nicht versucht, dir eine lange Nase zu hexen, ich habe dir nur damit gedroht, damit du verschwindest. Dieses Mal hingegen werde ich dich wirklich lila anlaufen lassen, wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt.«

»Keine gute Idee, wenn du mich fragst. Mama hat doch gesagt, dass du auf mich aufpassen sollst. Und abgesehen davon, hast du nicht was von Schlangenzehennägeln gesagt?« Olivia hielt ein blaues Glas hoch, das sie bislang hinter ihrem Rücken versteckt hatte, und sah ihn triumphierend an.

»Olivia! Gib das her!«, rief Max ärgerlich. Olivia war die Pest! Ehrlich! Dabei wollte er bloß ein bisschen Ruhe und Frieden, um bis zum Wettkampf seinen Zauber hinzukriegen. War das wirklich schon zu viel verlangt?

Olivia hatte den Blick auf das Glas geheftet und überlegte. »Ich geb’s dir, Max, wenn du versprichst, mir das Entwaffnungsmanöver beizubringen, das Papa dir gestern gezeigt hat«, sagte sie.

Max stöhnte. Schwertübungen mit Olivia waren jedes Mal eine schmerzhafte Angelegenheit. Wenn er sich schon nicht selbst in den Fuß stach, besorgte Olivia das für ihn. Keiner von ihnen war besonders gut – Olivia, weil sie eigentlich überhaupt kein Schwert in die Hand nehmen durfte, und Max, weil er überhaupt kein Talent dafür hatte. Aber Olivia bestand darauf, so oft wie nur möglich zu trainieren, und wurde unerbittlich besser.

»Okay«, seufzte er. »Gib mir das Glas, aber schnell.«

Er ging auf sie zu, um das Glas mit den Schlangenzehennägeln zu nehmen. Doch als er die Hand danach ausstreckte, entdeckte Olivia Max’ Hausratte Grimm, die gerade ihren Kopf aus dem Kragen seiner Tunika steckte.

»Max! Mama will nicht, dass du Grimm mit in den Keller nimmst!«, sagte sie vorwurfsvoll. »Außerdem ist er eklig, wahrscheinlich hat er Flöhe …«

Beleidigt sprang Grimm Olivia an. Sie versuchte, ihn mit einer Hand abzuwehren, traf aber stattdessen Max. Er verlor das Gleichgewicht, ruderte im Fallen mit den Armen und fegte dabei ein hohes grünes Glas vom Regal. Ein hässliches Klirren ertönte, als es zu Bruch ging. Kleine blaue Wolken aus Fledermausatem schwirrten durch den Raum. Max lag auf dem Boden und sah voller Grauen, wie drei der blauen Wölkchen im Kessel landeten. Dann war es für einen Augenblick ganz still und dann …

BÄNG!

Das Gebräu im Kessel explodierte und das klebrig blaue Geschmier spritzte durch den ganzen Keller. Ein Spritzer landete auf Max, einer landete auf Olivia und einer landete auf Grimm. Einen Wimpernschlag später schien es, als bebte der ganze Raum und würde auf merkwürdige Weise größer werden.

Olivia war jetzt ein lila Frosch mit roten Punkten. Grimm war ein roter Frosch mit lila Punkten. Und Max war ein orangefarbener Frosch mit blauen Punkten, der unheimlich wütend aussah.



Eine wichtige Zutat

Sprachlos starrten sich die Frösche an.

»Nun, das war wirklich sehr eindrucksvoll«, brummte Grimm schließlich. »Ständig müsst ihr beiden euch streiten! Kein Wunder, dass alles schiefgeht. Und schaut euch an, wie ich jetzt aussehe: hässlich, winzig und schleimig. Und was das Schlimmste ist: Ich habe keinen Schwanz

»Grimm«, stotterte Max. »Du kannst sprechen!«

»Natürlich kann ich sprechen!«, erwiderte Grimm beleidigt. »Das konnte ich schon immer. Bloß konntest du mich nicht verstehen, weil du keine Ratte bist. Und deinetwegen bin ich jetzt auch keine mehr«, fügte er hinzu, während er einen Fuß ausstreckte und niedergeschlagen die Schwimmhäute zwischen seinen Zehen betrachtete.

»Na ja«, sagte Olivia, die sich rasend schnell davon erholte, auf einmal klein, dick und lila zu sein. »Offenbar ist dir wirklich mal ein Zauber gelungen, Max. Hat mich einfach umgehauen. Die Frage ist: Was gedenkst du jetzt dagegen zu tun?«

Max legte den Kopf schief und überlegte.

»Also … wenn du mich fragst, siehst du als Frosch viel besser aus, Olivia. Deswegen bin ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt etwas dagegen tun sollte. Und außerdem ist es deine Schuld, dass das falsche Zeug in den Trank geraten ist. Wie wäre es also, wenn du etwas dagegen tun würdest?«

Olivia verengte die Augen und wollte gerade protestieren, als eine kleine Fliege vorbeischwirrte. Im selben Augenblick schoss Olivias Zunge hervor, packte sich die Fliege und das Froschmaul schnappte zu wie eine Falle. Olivia kaute konzentriert.

»Wow! Ich kann nicht fassen, dass du das gerade wirklich getan hast«, sagte Max schockiert.

»Mmmmm.« Olivia leckte sich die Lippen. »Ich auch nicht. Aber es war köstlich. Wie Erdbeereis mit Flügeln.«

Max sah sich um. Vielleicht war da ja noch eine Fliege. Und fing man erst an, nach ihnen Ausschau zu halten, mit diesem superverbesserten Fliegenfangfroschblick, waren sie überall. Max und Olivia schnappten nun nach Fliegen, als hätten sie nie etwas anderes getan.

Und sie fachsimpelten darüber, ob sie eher nach Erdbeereis oder Blaubeerkuchen schmeckten.

»Ähem! Wenn ihr dann zum Schluss kommen würdet …«, meldete sich Grimm nach ein paar Minuten zu Wort, »könnten wir uns vielleicht der Frage widmen, WIE WIR UNS ZURÜCKVERWANDELN! Ich habe nicht vor, für den Rest meines Lebens ein Frosch zu bleiben. Ich war gern eine Ratte!«

Voller Bedauern ließ Max eine ganz besonders saftig aussehende Fliege entkommen und wandte sich Grimm zu.

»Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich könnte ich in meinem Zauberbuch nachsehen – aber soweit ich weiß, ist es noch nie jemandem gelungen, Menschen in Frösche zu verwandeln. Also gibt es vermutlich gar keinen Umkehrzauber.«

»Aber ich dachte, Menschen würden alle naselang in Frösche verwandelt«, sagte Olivia verdutzt.

»Nein, bloß im Märchen«, sagte Max abschätzig.

»Oh, toll«, sagte Grimm. »Ich bin ein Frosch, und der Zauber ist auch noch völlig unbekannt. Echt toll.«

Aber Max hörte gar nicht zu. Schlagartig wurde ihm bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Es ist noch nie jemandem gelungen, Menschen in Frösche zu verwandeln. Es ist noch nie jemandem gelungen …

»Das ist es!«, stieß er hervor.

»Der Umkehrzauber?«, fragte Olivia hoffnungsvoll.

»Nein, du Dummkopf! Ich habe einen neuen Zauber erfunden! Etwas nie Dagewesenes! Ich werde den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb gewinnen! Ich werde Adrian Hogsbottom besiegen!! Und danach muss Papa mich einfach Zauberer werden lassen und mit diesem dummen Ritter-Quatsch aufhören! Ich hab’s geschafft! Ich werde berühmt!«

»Außer, dass nie jemand erfahren wird, dass du es bist, der gewonnen hat. Ganz abgesehen davon, dass sie dich zum Wettbewerb erst gar nicht zulassen werden, weil du nämlich, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, jetzt ein Froschbist«, sagte Grimm.

Das stimmte. Grimms Worte holten Max wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Als Frosch konnte er wirklich nicht am Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb teilnehmen. Und er konnte sich vorstellen, was Mama und Papa sagen würden, wenn sie nach Hause kämen und statt ihrer spurlos verschwundenen Kinder zwei knallbunte Frösche vorfänden. Wie konnte er den Zauber rückgängig machen? Er brauchte einen Plan.

»Vielleicht schauen wir doch im Zauberbuch nach«, sagte er schließlich. »Es könnte ja eine Art allgemeinen Umkehrzauber geben.«

Die drei Frösche hüpften über die Steinplatten auf das aufgeschlagene Zauberbuch zu. Es war nicht ganz leicht, die steifen, vergilbten Seiten mit den Schwimmfüßen umzublättern. Und die Worte auf den Seiten zu lesen, war noch schwerer. Der Frosch-Blick war fabelhaft, wenn es darum ging, in einem dunklen Keller Fliegen zu erspähen. Wörter sahen allerdings mit Froschaugen bloß wie verwischte Schnörkel aus.

»Ich glaube, hier steht etwas über einen Umkehrzauber«, sagte Olivia, der vor Konzentration die Zunge aus dem Froschmaul hing.

»Mich musst du nicht fragen«, sagte Grimm. »Ich konnte schon als Ratte nicht lesen und als Frosch kann ich es schon gar nicht. Das ist eure Sache.«

Max starrte auf die Seite. Olivia hatte recht, da stand etwas.

»Ein allgemeiner Umkehrzauber für die meisten Zauber-und Hexsprüche«, las er langsam. »Das könnte das Richtige sein. Welche Zutaten braucht man?«

»Spinnwebwedel, abendroten Dämmerungspuder, gemahlene Igelstacheln und – äh – schwarze Pfefferkörner«, sagte Olivia und verdrehte die Augen.

»Schwarze Pfefferkörner?!«, rief Max voller Grauen. »Aber die sind in der Küche!«

Olivias runde Froschaugen sahen ihn mitleidig an.

»So ein Pech, Max. Ausgerechnet in der Küche. Aber da du uns in diesen Schlamassel gebracht hast, musst du wohl …«

»Neiiiin!«, heulte Max auf. »Das kann ich nicht. Da muss ich an Miss Mudfoot vorbei! Sie wird Eintopf aus mir machen, mich in ein Glas stopfen oder noch viel Schlimmeres …«

»Das ist hart«, sagte Grimm unbarmherzig. »Aber du musst wieder ein richtiger Junge sein. Und ich will auch wieder eine richtige Ratte werden. Und so bezaubernd deine Schwester in Lila mit roten Punkten auch aussieht – deine Eltern werden trotzdem nicht gerade begeistert sein, sollte das so bleiben. Sieh den Tatsachen ins Auge, Max. Du dienst dem Wohle der Allgemeinheit.«

Max kroch durch den Gang zur Küche. Er presste sich so dicht wie möglich an die feuchte, graue Wand aus Stein und hoffte, dass die Schatten seine grell orange Färbung ein bisschen weniger auffällig machten. Die schwere Eichentür zur Küche stand halb offen und dahinter konnte er Miss Mudfoot leise mit sich selbst reden hören.

»Eine Gemüsesuppe, also nee … ein feines Stück Rinderhirn braucht’s dazu, das gibt Geschmack …«

Max streckte den Kopf durch die Tür. Er sah ein breites, in die Luft gestrecktes Hinterteil. Die Köchin bückte sich gerade nach einem Korb zu ihren Füßen. Ihre langen grauen Röcke hatten schmutzige Falten, und Max konnte sehen, wie ihre fleischigen Hände nach zwei erdverschmierten Bund Möhren griffen. Er wollte nicht mal in die Nähe dieser Hände kommen …

»Abwaschen, hat sie gesagt. Abwaschen! Wo doch die Erde das Einzige ist, das nach was schmeckt. Zimperliches Pack! So’n bisschen Dreck hat noch keinem geschadet …«

Miss Mudfoot ging zur Spüle, tauchte die Möhren einen Augenblick lang ins Wasser und warf sie dann auf den langen Holztisch, wo sie sie mit einem großen Knochenbeil zerhackte. Hack! Hack! Hack!

Max zuckte bei jedem Hieb zusammen. Er kroch über die Türschwelle und wagte sich auf Zehenspitzen (soweit das mit Schwimmfüßen ging) in den Schatten des großen Gewürzschranks. Da musste der Pfeffer sein. Er war fast da. Alles gut so weit.

Er schluckte. Wem machte er hier etwas vor? Der schwierigste Teil lag noch vor ihm.

Miss Mudfoot war immer noch mit ihren Möhren beschäftigt. Also warf er einen prüfenden Blick zum Gewürzschrank hinauf. In welchem Fach würden die Pfefferkörner sein? Er hüpfte ein Stückchen näher und las das Etikett auf der untersten Schublade. Senfkörnerstand da, in ordentlicher schwarzer Schrift. Darüber stand Safranund daneben Froschschenkel. Max erschauderte. Und dann sah er es. Das Pfefferfach. Oben rechts, genau vor Miss Mudfoots blitzenden schwarzen Augen …

Beinahe hätte Max jetzt und sofort aufgegeben. Er sah beim besten Willen keine Möglichkeit, an diese Schublade zu kommen. Geschweige denn, sie aufzukriegen, die Pfefferkörner zu erbeuten und dann auch nochaus der Küche zu entwischen, ohne vorher zu einem Froschpfannkuchen oder einer deftigen Suppe verarbeitet zu werden. Er seufzte. Vielleicht würde er besser gleich zum Burgteich hüpfen und sich mit den anderen Fröschen bekannt machen. Er könnte den Rest seines Lebens damit verbringen, von Seerosenblatt zu Seerosenblatt zu springen und Insekten mit Apfel-Krokant-Geschmack zu naschen.

Doch die Vorstellung, dass Adrian Hogsbottom dann zum dritten Mal in Folge den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb gewinnen würde, war mehr, als Max ertragen konnte. Er mussteeinfach an diese Pfefferkörner kommen.

Miss Mudfoot war mit ihren Möhren fertig und wandte sich dem Schrank zu. Max erstarrte.

»So, jetzt noch fiese Kräuter, frisch aus dem Garten. Wenigstens werden ein paar krosse Käfer dabei sein, für ein bisschen Würze.« Schwerfällig machte sie kehrt und stampfte Richtung Tür, einen Korb in der Hand. Max hätte am liebsten auf der Stelle einen Purzelbaum geschlagen. Fantastisch!, dachte er. Sie verschwindet in den Kräutergarten! Ich bin allein in der Küche!

Er hüpfte auf einen Stuhl und schätzte die Entfernung zum Schrank ab. Es sah weit aus. Andererseits war er ja ein Frosch. Er spannte seine kräftigen Hinterbeine an und sprang.

Mit einem Rums, der ihm den Atem raubte, knallte er gegen die obere Schrankkante, kriegte sie mit den Vorderfüßen zu fassen und strampelte wild mit den Hinterbeinen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die er gefährlich von der Kante baumelte, gelang es Max, sich hinaufzuziehen.

Puh! Vorsichtig sah er über die Kante zu den Fächern hinab. Da war das richtige – Pfefferkörner–, mit einem blanken Messinggriff, um die Schublade herauszuziehen.

Max hockte sich hin und überlegte. Dass er jetzt ein Frosch und kein Junge war und auf dem Schrank saß, statt vor ihm zu stehen, machte die Sache ein klein wenig komplizierter. Am besten wäre es, beschloss er schließlich, sich auf den Bauch zu legen und die Schublade mit den Hinterbeinen zu öffnen.

So gut es ging, klammerte sich Max mit den Vorderfüßen an der glatten Oberfläche fest, während er die Hinterbeine über die Kante schob, bis er den Messinggriff spürte. Dann holte er tief Luft und zog.

In genau diesem Moment hörte er die Tür. Miss Mudfoot kam wieder in die Küche. Max sah auf – seine Vorderfüße gerieten ins Rutschen – und dann plumpste er kopfüber in die Finsternis des Pfefferfachs.


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