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Воистину
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Текст книги "Воистину"


Автор книги: Ингеборг Бахман


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Поэзия


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Воистину

WIE SOLL ICH MICH NENNEN?
 
Einmal war ich ein Baum und gebunden,
dann entschlüpft ich als Vogel und war frei,
in einen Graben gefesselt gefunden,
entließ mich berstend ein schmutziges Ei.
 
 
Wie halt ich mich? Ich habe vergessen,
woher ich komme und wohin ich geh,
ich bin von vielen Leibern besessen,
ein harter Dorn und ein flüchtendes Reh.
 
 
Freund bin ich heute den Ahornzweigen,
morgen vergehe ich mich an dem Stamm…
Wann begann die Schuld ihren Reigen,
mit dem ich von Samen zu Samen schwamm?
 
 
Aber in mir singt noch ein Beginnen
– oder ein Enden – und wehrt meiner Flucht,
ich will dem Pfeil dieser Schuld entrinnen,
der mich in Sandkorn und Wildente sucht.
 
 
Vielleicht kann ich mich einmal erkennen,
eine Taube einen rollenden Stein…
Ein Wort nur fehlt! Wie soll ich mich nennen,
ohne in anderer Sprache zu sein.
 
КАК МОЕ ИМЯ?{1}[17]17
  Перевод Е. Соколовой.


[Закрыть]
 
В прошлом – ивой, сплетенной корнями,
после – птицей я вольной была,
в полной жижей вонючею яме
пару грязных яичек снесла.
 
 
Как себя обрести? Я забыла,
кто, откуда я, путь мой каков,
сколько тел у меня уже было,
крыльев, листьев, копыт и клыков.
 
 
Нынче сестры мне – гибкие ветви,
завтра срубит ствол мой же топор…
Где вина та, что крутит и вертит
беспрестанно мой дух до сих пор?
 
 
Но пока во мне слышно начало
– и конец – избавленьем дразня,
той вины беспощадное жало
в птичке, в камне настигнет меня.
 
 
Может быть, я себя опознаю
в голубке или в быстрой реке…
Слова нет! Есть ли имя – не знаю —
для меня хоть в одном языке?
 
REIGEN
 
Reigen – die Liebe hält manchmal
im Löschen der Augen ein,
und wir sehen in ihre eignen
erloschenen Augen hinein.
 
 
Kalter Rauch aus dem Krater
haucht unsre Wimpern an;
es hielt die schreckliche Leere
nur einmal den Atem an.
 
 
Wir haben die toten Augen
gesehn und vergessen nie.
Die Liebe währt am längsten
und sie erkennt uns nie.
 
ВЕРЕНИЦА{2}[18]18
  Перевод И.Грицковой.


[Закрыть]
 
Угасли глаза любимых.
Их уводили от нас.
И тогда мы сами смотрели
В пустыню угасших глаз.
 
 
Воспаленные наши ресницы.
Остужает холодный дым.
Перехватывает дыханье
Перед этим Немым, Пустым.
 
 
Мы видели мертвые очи.
И не забудем их.
…Любимые не узнавали
Самых любимых своих.
 
DIE GESTUNDETE ZEIT
 
Es kommen härtere Tage.
Die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.
Bald mußt du den Schuh schnüren
und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe.
Denn die Eingeweide der Fische
sind kalt geworden im Wind.
Ärmlich brennt das Licht der Lupinen.
Dein Blick spurt im Nebel:
die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.
 
 
Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand,
er steigt um ihr wehendes Haar,
er fällt ihr ins Wort,
er befiehlt ihr zu schweigen,
er findet sie sterblich
und willig dem Abschied
nach jeder Umarmung.
 
 
Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
 
 
Es kommen härtere Tage.
 
ОТСРОЧЕННОЕ ВРЕМЯ{3}[19]19
  Перевод К. Богатырева.


[Закрыть]
 
Наступят дни пожесточе.
До времени отмененное время
заалело на горизонте.
Скоро тебе придется
завязать шнурки на ботинках
и собак отогнать к берегу моря,
потому что рыбьи потроха
застыли на ветру.
Бледным огнем загорелись люпины.
Ты рассек туман своим взглядом:
до времени отмененное время
заалело на горизонте.
 
 
А в пучине песка на той стороне —
твоя любимая.
Ей волосы запорошил песок,
перебивает ее,
велит замолчать.
Она же приемлет смерть
и готова проститься с жизнью
после каждого объятия.
 
 
Не оборачивайся.
Зашнуруй ботинки.
Отгони собак.
Выбрось в море рыб.
Загаси люпины.
 
 
Наступят дни пожесточе.
 
FRÜHER MITTAG
 
Still grünt die Linde im eröffneten Sommer,
weit aus den Städten gerückt, flirrt
der mattglänzende Tagmond. Schon ist Mittag,
schon regt sich im Brunnen der Strahl,
schon hebt sich unter den Scherben
des Märchenvogels geschundener Flügel,
und die vom Steinwurf entstellte Hand
sinkt ins erwachende Korn.
 
 
Wo Deutschlands Himmel die Erde schwärzt,
sucht sein enthaupteter Engel ein Grab für den Haß
und reicht dir die Schüssel des Herzens.
 
 
Eine Handvoll Schmerz verliert sich über den Hügel.
 
 
Sieben Jahre später
fällt es dir wieder ein,
am Brunnen vor dem Tore,
blick nicht zu tief hinein,
die Augen gehen dir über.
 
 
Sieben Jahre später,
in einem Totenhaus,
trinken die Henker von gestern
den goldenen Becher aus.
Die Augen täten dir sinken.
 
 
Schon ist Mittag, in der Asche
krümmt sich das Eisen, auf den Dorn
ist die Fahne gehißt, und auf den Felsen
uralten Traums bleibt fortan
der Adler geschmiedet.
 
 
Nur die Hoffnung kauert erblindet im Licht.
 
 
Lös ihr die Fessel, fuhr sie
die Halde herab, leg ihr
die Hand auf das Aug, daß sie
kein Schatten versengt!
 
 
Wo Deutschlands Erde den Himmel schwärzt,
sucht die Wolke nach Worten und füllt den Krater mit
Schweigen,
eh sie der Sommer im schütteren Regen vernimmt.
 
 
Das Unsägliche geht, leise gesagt, übers Land:
schon ist Mittag.
 
НАСТАЛ ПОЛДЕНЬ{4}[20]20
  Перевод Г. Ратгауза.


[Закрыть]
 
В начале лета зеленеет липа,
побледневший матовый месяц мерцает
над полями. Вот и полдень
колодезную воду золотит,
и сказочной птицы крыло,
все в крови, поднялось из развалин.
На ладони лежит не обломок,
а колос ржи молодой.
 
 
Где германское небо землю мрачит,
обезглавленный ангел хочет ненависть схоронить,
на ладони он держит сердце.
 
 
Семь лет – или это снится? —
прошло, но добра не жди.
Глубока у заставы криница.
Не гляди в нее, не гляди.
Отчего глаза твои плачут?
 
 
Семь лет миновало, и снова —
сердце мое, молчи —
из кубка пьют золотого
вчерашние палачи.
Отчего ты глаз не подымешь?
 
 
Но солнце все ярче. В золе —
железный осколок, и клочья
знамен на терновнике. Снова
к утесу, как в древних сказаньях,
прикован орел.
 
 
Сегодня надежда ослепла на ярком свету.
 
 
Разбей ее цепи, веди
к нам в долину, ладонью прикрой
глаза ей и защити
ее от резкого света!
 
 
Где германское небо землю мрачит,
ищет облако слова и полнит кратер молчаньем,
пока не прольется редким июньским дождем.
 
 
Несказанное тихим сказаньем идет по немецкой земле
в ясный полдень.
 
ALLETAGE
 
Der Krieg wird nicht mehr erklärt,
sondern fortgesetzt. Das Unerhörte
ist alltäglich geworden. Der Held
bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache
ist in die Feuerzonen gerückt.
Die Uniform des Tages ist die Geduld,
die Auszeichnung der armselige Stern
der Hoffnung über dem Herzen.
 
 
Er wird verliehen,
wenn nichts mehr geschieht,
wenn das Trommelfeuer verstummt,
wenn der Feind unsichtbar geworden ist
und der Schatten ewiger Rüstung
den Himmel bedeckt.
 
 
Er wird verliehen
für die Flucht von den Fahnen,
für die Tapferkeit vor dem Freund,
für den Verrat unwürdiger Geheimnisse
und die Nichtachtung
jeglichen Befehls.
 
ИЗО ДНЯ В ДЕНЬ{5}[21]21
  Перевод К. Богатырева.


[Закрыть]
 
Войны не объявляются нынче:
их продолжают вести. Немыслимое
вошло в обиход. Но герой
отсиживается в тылу. Трусливый
уходит на фронт воевать.
Повседневной формой стало терпение,
наградою – выцветшая звезда
надежды, болтающаяся над сердцем.
 
 
Ее выдают, когда ничего не случается,
когда умолкает барабанный бой,
когда врага-то и не видно
и только тучи перевооружения
застилают небо.
 
 
Ее выдают:
за дезертирство,
за храбрость перед друзьями,
за выдачу мерзких тайн,
за презрение
к любому приказу.
 
GROßE LANDSCHAFT BEI WIEN
 
Geister der Ebene, Geister des wachsenden Stroms,
zu unsrem Ende gerufen, haltet nicht vor der Stadt!
Nehmt auch mit euch, was vom Wein überhing
auf brüchigen Rändern, und fuhrt an ein Rinnsal,
wen nach Ausweg verlangt, und öffnet die Steppen!
 
 
Drüben verkümmert das nackte Gelenk eines Baums,
ein Schwungrad springt ein, aus dem Feld schlagen
die Bohrtürme den Frühling, Statuenwäldern weicht
der verworfene Torso des Grüns, und es wacht
die Iris des Öls über den Brunnen im Land.
 
 
Was liegt daran? Wir spielen die Tänze nicht mehr.
Nach langer Pause: Dissonanzen gelichtet, wenig cantabile.
(Und ihren Atem spür ich nicht mehr auf den Wangen!)
Still stehn die Räder. Durch Staub und Wolkenspreu
schleift den Mantel, der unsre Liebe deckte, das Riesenrad.
 
 
Nirgends gewährt man, wie hier, vor den ersten Küssen
die letzten. Es gilt, mit dem Nachklang im Mund
weiterzugehn und zu schweigen. Wo der Kranich
im Schilf der flachen Gewässer seinen Bogen vollendet,
tönender als die Welle, schlägt ihm die Stunde im Rohr.
 
 
Asiens Atem ist jenseits.
 
 
Rhythmischer Aufgang von Saaten, reifer Kulturen
Ernten vorm Untergang, sind sie verbrieft, so weiß ichs
dem Wind noch zu sagen. Hinter der Böschung
trübt weicheres Wasser das Aug, und es will
mich noch anfallen trunkenes Limesgefuhl;
unter den Pappeln an Römerstein grab ich
nach dem Schauplatz vielvölkriger Trauer,
nach dem Lächeln Ja und dem Lächeln Nein.
 
 
Alles Leben ist abgewandert in Baukästen,
neue Not mildert man sanitär, in den Alleen
blüht die Kastanie duftlos, Kerzenrauch
kostet die Luft nicht wieder, über der Brüstung
im Park weht so einsam das Haar, im Wasser
sinken die Bälle, vorbei an der Kinderhand
bis auf den Grund, und es begegnet
das tote Auge dem blauen, das es einst war.
 
 
Wunder des Unglaubens sind ohne Zahl.
Besteht ein Herz darauf, ein Herz zu sein?
Träum, daß du rein bist, heb die Hand zum Schwur,
träum dein Geschlecht, das dich besiegt, träum
und wehr dennoch mystischer Abkehr im Protest.
Mit einer andern Hand gelingen Zahlen
und Analysen, die dich entzaubern.
Was dich trennt, bist du. Verström,
komm wissend wieder, in neuer Abschiedsgestalt.
 
 
Dem Orkan voraus fliegt die Sonne nach Westen,
zweitausend Jahre sind um, und uns wird nichts bleiben.
Es hebt der Wind Barockgirlanden auf,
es fällt von den Stiegen das Puttengesicht,
es stürzen Basteien in dämmernde Höfe,
von den Kommoden die Masken und Kränze…
 
 
Nur auf dem Platz im Mittagslicht, mit der Kette
am Säulenfuß und dem vergänglichsten Augenblick
geneigt und der Schönheit verfallen, sag ich mich los
von der Zeit, ein Geist unter Geistern, die kommen.
 
 
Maria am Gestade —
Das Schiff ist leer, der Stein ist blind,
gerettet ist keiner, getroffen sind viele,
das öl will nicht brennen, wir haben
alle davon getrunken – wo bleibt
dein ewiges Licht?
 
 
So sind auch die Fische tot und treiben
den schwarzen Meeren zu, die uns erwarten.
Wir aber mündeten längst, vom Sog
anderer Ströme ergriffen, wo die Welt
ausblieb und wenig Heiterkeit war.
Die Türme der Ebene rühmen uns nach,
daß wir willenlos kamen und auf den Stufen
der Schwermut fielen und tiefer fielen,
mit dem scharfen Gehör für den Fall.
 
ОКРЕСТНОСТИ ВЕНЫ{6}[22]22
  Перевод А. Исаевой.


[Закрыть]
 
Духи равнины, духи взыгравшей реки,
предвестники гибели нашей, прочь от ворот городских!
В путь захватите и пенный излишек вина,
что стекает с оббитых краев, – пусть в русло вольется,
раз ищет исхода, – и распахните просторы!
 
 
Там коченеет дерева сгиб обнаженный,
колесо завертелось, из буровых скважин
бьет фонтаном весна, лес статуй теснит
зелени первый набросок, не дремлет
радужный масляный глаз у истоков страны.
 
 
Что из того? Танцевальная музыка смолкла.
После паузы: диссонансы слышнее, мелодия стерта.
(И дыхание ее уже щек моих не овевает!)
Замирает вращенье. Сквозь пыль и обрывки туч
волочит за собою «чертово колесо»,
плащ, укрывший нашу любовь.
 
 
Нигде не познаешь, как здесь, в поцелуе первом —
прощальный. Отблеск храня на губах,
дальше иди и молчи. Где журавль
в камыше мелководья свой круг завершает,
там и бьет его час, заглушая шум волн.
 
 
А на том берегу дыхание Азии.
 
 
Дружные ритмы всходов. Пусть для зрелой культуры
жатва перед гибелью – вечный закон, я успею
шепнуть еще ветру: там за откосом
влага иная взор затуманит, у римского вала
мною вновь овладеет пьянящее чувство…
 
 
Под тополями у межевого древнего камня
веду я раскопки: арену скорби народов,
улыбку «Да» и улыбку «Нет» здесь ищу я.
 
 
Жизнь отхлынула в ящик с конструктором детским,
боль смягчают теперь препараты, в аллеях
расцветают каштаны, но ароматом свечей
не напоен уже воздух, над парапетом в парке
ветер волосы треплет, и одиночеством веет,
мяч, скользнув мимо детских рук,
падает в воду, на дно, и безжизненный взгляд
встречается с тем голубым, каким он сам был когда-то.
 
 
Чудесам безверия несть числа.
Сердце уверено ль в том, что оно еще сердце?
Пусть снится тебе твоя чистота, подними руку в клятве,
пусть снится, что зов природы тебя побеждает, и все же
протест окажи ее таинственной силе.
Другой рукой удается складывать числа, а также
анализировать факты, которые нас расколдуют.
Кто тебя разлучает с тобой? Только ты. Расплывись,
в образе новом явись, все познав, чтоб проститься навеки.
 
 
Перегнав ураган, солнце мчится на запад.
Двадцать столетий прошло, а нам ничего не осталось.
Ветер срывает гирлянды барокко,
ангелочек падает вниз на ступени,
рушатся стены, едва лишь забрезжит рассвет,
со шкафов осыпаются маски с венками.
 
 
Только на площади – в свете полудня, – с цепью тяжелой
у основанья колонны, остановивши мгновенье,
предавшись его созерцанию, в плену красоты,
отрекусь я от времени, дух среди духов грядущих.
 
 
«Мария ам Гештаде»,
храм твой пуст, камень нем,
спасенных нет, погибших не счесть.
Лампадное масло шипит, мы все
его пригубили – где же
твой вечный свет?
 
 
Вот и уснувшую рыбу выносит теченьем
к черным морям, которые нас заждались.
Но мы так давно уже влились в иные потоки,
водоворотом подхвачены бурным, там, где наш мир,
ясный и яркий, остался навек за пределом.
Башни равнины нас прославляют за то,
что не волей своей мы явились и, по уступам
отчаянья падая глубже и глубже,
пристальным слухом внимали паденью.
 
EIN MONOLOG DES FÜRSTEN MYSCHKIN
Zu der Balettpantomime "Der Idiot"

Mit puppenhaften Schritten treten die Personen des Spiels – Parfion Rogoschin, Nastassia Filipowna, Totzki, Ganja Iwolgin, General Epantschin und Aglaja – auf. Die Pantomime endet mit dem Schlußtakt der Intrada, und Fürst Myschkin tritt in die Mitte der Szene. Er spricht den ganzen Monolog ohne Musik.


 
Ich habe das Wort, ich nahm's
aus der Hand der Trauer,
umwürdig, denn wie sollte ich
würdiger sein als einer der andern —
selbst ein Gefäß fiir jene Wolke,
die vom Himmel fiel und in uns tauchte,
schrecklich und fremd
und teilhaft der Schönheit
und jeder Verächtlichkeit dieser Welt.
 
 
(O Qual der Helle, Qual
des Fiebers, nah an anderen Fiebern,
unsrer gerechten Krankheit
gemeinsamer Schmerz!)
 
 
Laß den stummen Zug durch mein Herz gehen,
bis es dunkel wird
und, was mich erleuchtet,
wieder zurückgegeben ist
an das Dunkel.
 
 
Wahrhaftig, weil dieser Schmerz
in euch ist, tut ihr,
was ihr fiir euer Leben tut,
nicht fiir euer Leben,
und was ihr zu eurer Ehre tut,
geschieht nicht zu eurer Ehre.
 
 
In der Dämonen Gelächter gebrannt,
bodenlos, sind die Schalen
dieses glücklosen Lebens,
das bis zum Rand uns bedenkt.
Trifft eine die andre, so klingen
sie nicht, denn kein Einhalt
ist den Tränen geboten, sprachlos
stürzen sie ab, von Grund
zu Grund, und es verweigert
der letzte, in den sie vergehn,
sich immer unsrem Gehör.
О Stummheit der Liebe!
 

Jetzt nimmt er jede Person, die er nennt, an der Hand.


 
Parfion Rogoschin, der Kaufmannssohn,
weiß nichts von einer Million.
In den Winternächten hält sein Gespann
von den käuflichen Straßen der Welt
und kann sie nicht fahren.
Er schüttet sein Geld in den Schnee,
denn der Schnee ist das Maß
 
 
deiner Wangen, Nastassia Filipowna,
dein Name ist eine gefahrliche Kurve
in jedem Mund, sie sagen, am Schnee
nähmst du das Maß für deine Wangen,
in deinem Haar wohnten die Winde,
(ich sage nicht: sie sind launisch),
dein Aug sei ein Hohlweg,
in dem ihre Wagen stürzen,
es zählt sie der Schnee, und vom Schnee
erhältst du das Maß
für deine Wangen.
 
 
Totzki – dies ist wohl zuviel,
eh man zur Ruhe geht: eines Kindes Augenblick
in den Armen war die Vergangenheit, und jetzt
ist die Zeit von Blicken, die Zeit
von Lippen über euch beide gekommen.
 
 
Gahja Iwolgin, wenn ein Band zwischen allen
gesponnen ist,
werden deine Hände die Knoten sein,
die es spannen,
denn du lächelst nicht gut.
Du forderst zu viel für dich
und verlangst zu wenig von dir.
Dich gängelt nur ein Verlangen:
die Wagen stürzen zu sehn,
in denen die anderen fahren,
eh du selbst unter Rädern verendest.
 
 
General Epantschin – es sind nicht Zufälle,
die uns in die Nähe derer führen, die wir meiden.
Wie wir uns in den Kindern entgleiten,
gleiten wir uneingestandenen Wünschen nach
und halten vor fremden Türen als Hüter,
die wir uns selbst so wenig zu hüten vermögen.
 
 
Was aber entglitt? Der weiße,
erkaltete Traum einer Jugend,
die nicht Nachsicht verlangt?
Vollkommenes also? Und Schönheit
in solcher Gestalt, daß wir uns
mit ihrem Rätsel begnügen? Aglaja,
so werde ich in dir nichts sehen
als die Botschaft einer Welt,
in die ich nicht eintreten,
ein Versprechen, das ich nicht halten,
und einen Besitz, den ich nicht wahren kann.
 

Er wendet sich um und steht mit dem Gesicht zum Publikum.


 
Erwacht zum Leben im Schein,
von Planeten verfuhrt,
die von uns Ausdruck verlangen,
seh ich zur grenzenlosen Musik
die Bewegung der Stummen.
 

Hier münden seine Worte in einen marionettenhaft starren Tanz.


 
Unsere Schritte sind nur die wenig
genauen Anschläge weniger Töne,
die uns erreichen.
 

In den Tanz, der die Einsamkeit jedes einzelnen zum Ausdruck bringen soll, wird auch Myschkin hineingezogen.

Ein Interieur, das die Atmosphäre einer Zirkusarena schafft. Nastassia gängelt Totzki, Ganja und den General an weißen Bändern und spielt in einem tragischen, gewagten, gefahrlichen Tanz ihre Macht über die drei Männer aus. Dann erscheint Rogoschin, und Nastassia dreht sich an den Männern vorbei. Ihr Kostüm fällt stückweise von ihr ab, so daß sie zuletzt, nur mit einem weißen Trikot bekleidet, unter einer goldenen Kugel steht. Sie hebt eine Hand zum Ball und reicht die andere Rogoschin, der abwartend abseits gestanden ist. In diesem Augenblick tritt Myschkin auf sie zu.


 
Halt ein! Dich beschwör ich,
Gesicht der einzigen Liebe,
bleib hell und schlag mit den Wimpern
das Auge zur Welt zu, bleib schön,
Gesicht der einzigen Liebe,
und heb deine Stirn
aus dem Wetterleuchten der Zweifel.
Deine Küsse werden sie teilen,
dich entstellen im Schlaf,
wenn du nach Spiegeln blickst,
in denen du jedem gehörst!
 

Myschkin fuhrt Nastassia zur Vorderbühne und steigt mit ihr in ein Trapez, das aus dem Schnürboden herabgelassen wurde. Während die beiden langsam in die Höhe schweben, erklingen nur wenige Takte einer sehr zarten Musik.


 
Sei wahr und gib dem Schnee die Jahre zurück,
nimm Maß an dir selbst und laß die Flocken
dich nur von ungefähr streifen.
Auch dies ist die Welt:
ein früher Stern, den wir als Kinder
bewohnen; verteilt an die Brunnen
als Inhalt und Regen der Stunden,
als Vorrat von heiterer Zeit.
Auch dies ist schon Geist, eines armen
fröhlichen Spiels Einerlei, die Schaukel
im Wind und ein Lachen oben und unten;
dies ist das Ziel, von uns selbst
nicht besessen zu sein
und jedes Ziel zu verfehlen;
und auch dies ist Musik,
mit einem törichten Ton,
immer demselben,
einem Lied nachzugehen,
das uns ein spätres verspricht.
Fall nicht in den Tumult des Orchesters,
in dem die Welt sich verspielt.
Du stürzt, wenn du jetzt deinen Bogen
vergibst, und redest mit deinem Fleisch
eine vergängliche Sprache.
 

Doch Nastassia gleitet vom Trapez in Rogoschins Arme.

Vor einer riesigen roten Ikone steht eine Leiter, auf der Myschkin sitzt. Rogoschin liegt rücklings auf einer Pritsche, hört mit zunehmender Spannung der Erzählung Myschkins zu und beobachtet erregt, wie Myschkin langsam von der Leiter heruntersteigt.


 
Jedem meiner Augenblicke zähle ich einen fremden
Augenblick zu, den Augenblick eines Menschen,
den ich in mir verborgen trage zu jeder Zeit,
und sein Gesicht in diesem Augenblick,
das ich nie vergessen werde, mein Leben lang nicht.
 
 
(Kein Gesicht, das abends von innen reift!)
Bedeckt vom Reif einer Kerkernacht
und frostgrün, weht es dem Morgen entgegen,
mit dem Gitter über den Augen, die doch dem Himmel
einmal aufgetan waren.
 
 
Durch die kalten Gänge der Glieder verläßt den Gefangenen der Schlaf.
Die Schritte des Wärters hallen in seiner Brust.
Ein Schlüssel sperrt seinen Seufzern auf.
 
 
Weil er keine Worte hat,
weil keiner ihn versteht,
bringt man ihm Fleisch und Wein
und übt Nächstenliebe an ihm.
Er aber, versunken
in die Zeremonien des Ankleidens,
kann Wohltaten nicht begreifen,
auch nichts von der Vermessenheit
dessen, was befohlen ist.
 
 
Es beginnt ja ein langes Leben,
wenn die Tür aufgeht und offen bleibt,
wenn die Straßen in Straßen
münden und das Gefälle der Stimmen
des ganzen Volkes ihn hinunterträgt
an die Gestade des Blutmeers,
das von den verbrecherischen
Gerichten der ganzen Welt
mit Todesurteilen
gespeist wird.
 
 
Nun ist aber eine Gemeinsamkeit zwischen uns
und dem Urteil, das auch sagt, daß dieser Mann
mit einem vollkommen wahren Gesicht zu der einen
Wahrheit kommt, eh er den Kopf
genau auf das Brett legt
(obwohl sein Gesicht
weiß ist und ohne Bewegung,
und die Gedanken, die er denken mag,
sind vielleicht ohne Bedeutung, er sieht
nur den rostigen Knopf an der Jacke
des Scharfrichters).
 
 
Eine Gemeinsamkeit ist auch zwischen uns
und dem Verurteilten, da er uns zu überzeugen vermag,
daß dem Mord, den wir bereiten,
und dem Mord, der für uns bereitet wird,
die Wahrheit vorangeht.
 
 
Und es liegt einer vor mir,
und ich stehe vor einem
mit allen Möglichkeiten zu dieser Wahrheit
und mit dem Mut zu ihrem Leben
und zu unserem Tode.
 
 
Doch in meiner Sterblichkeit
kann ich nichts lehren
und könnt'ich's, so selbst
nur in dem Augenblick, von dem ich spreche,
und ich hätte in diesem Augenblick
nichts mehr zu sagen.
 

Jetzt springt Rogoschin auf und wirft Myschkin, der gegen Ende der Erzählung die unterste Sprosse erreicht hat, zu Boden. Es erklingt wieder die sehr zarte Musik. Verwandelt geht Rogoschin auf Myschkin zu, hebt ihn auf und hält ihn in den Armen. Sie tauschen ihre Kreuze.

Auf der leeren schwarzen Bühne ist in ganz dünnen, weißen Umrissen ein schloßartiges Haus aufgebaut. Durch das Haus ist eine gleichfalls weiße Ballettstange gezogen, an der Aglaja, in ein blendend weißes Tutu gekleidet, steht. Myschkin, der die Variation auf Puschkins Ballade vom armen Ritter auf der Vorderbühne mit dem Gesicht zum Publikum spricht, dreht sich zu Aglaja kein einziges Mal um, die jedes Mal, wenn der Text von der Musik – einem Ritornell – unterbrochen wird, an der Ballettstange ein kristallklares Ballettexercise vollbringt. Die Szene beginnt mit Musik.


 
Bürgschaft übernehm ich für einen,
der auf dieser Welt lebte vor langer Zeit
und als sonderbar galt, einen Ritter,
aber wie nenn ich ihn heute,
da's kein Verdienst ist, in Armut
und nicht auf Schlössern zu leben?
 
 
Sorglos kleidete er sich in die Tage,
bis einer um seine Schultern
franste und ihm ein Licht
auflud, in dessen Umkreis
die Scham nicht geduldet war
und der endliche Friede der Langmut.
 
 
Die den Krieg verdammen, sind auserwählt,
zu kämpfen in diesem Licht.
Sie streuen das Korn
auf die toten Äcker der Welt,
sie liegen in den Feuerlinien
einen Sommer lang,
sie binden die Garben für uns
und fallen im Wind.
 

Aglaja wiederholt zum ersten Teil des Ritornells ihre Variation.


 
In der Zeit der Vorbereitung mied ich die Städte
und lebte gefährlich, wie man es aus Liebe tut.
 
 
Später geriet ich in eine Abendgesellschaft
und erzählte von einer Hinrichtung. So fehlte ich abermals.
 
 
Meinen ersten Tod empfing ich aus der Hand eines Gewitters
und ich dachte: so hell ist die Welt und so außer sich,
 
 
wo ich die Wiesen verdunkle, schaufelt der Wind Erde
über ein Kreuz, laßt mich liegen mit dem Gesicht nach unten!
 
 
Blaue Steine flogen nach mir und erweckten mich vom Tode.
Sie rührten von einem Sternengesicht, das zerbrach.
 

Aglaja wiederholt zum ersten Teil des Ritornells ihre Variation.


 
Und ausgestoßen aus dem Orden der Ritter,
verwiesen aus den Balladen,
nehme ich einen Weg durch die Gegenwart,
zu auf den Horizont, wo die zerrissenen
Sonnen im Staub liegen,
wo die Schattenspiele
auf der unerhörten Wand des Himmels
zu Verwandlungen greifen und ihr
einen Stoff einbilden
aus dem alten
Glauben meines Kindergebets.
 
 
Wenn auch die Kränze entzwei sind,
abgesprungen die Perlen, wenn der Kuß
in die blauen Falten der Madonnen,
abgeschmackt nach den Ekstasen
so vieler Nächte, beim ersten Hauch
das Licht in den Nischen löscht,
trete ich aus dem schwarzen
Blut der Ungläubigen in mein eignes
und höre auf den Abgesang
einer Geschichte,
die unsre Opfer verachtet.
 

Aglaja wiederholt zum ersten Teil des Ritornells ihre Variation.


 
Mir will eine Schwäche, der Wahnsinn
willkommen ist, meinen Weg
vertreten und mich der Freiheit entziehn.
 
 
Hörig dem Sog, wich mein Fleisch
früh den Messern aus, die ich hob,
um es aufzureißen. Mit dem Hauch,
den es umklammert, will es hinab,
mit meinem Atem, den ich zurückgeben werde
zum Beweis, daß mein Mund
nicht gefragt hat nach meinem Leben
und den Bedingungen, unter denen
wir fiir die Schöpfung
zu zeugen haben.
 

Mit dem zweiten Teil des Ritornells endet die Szene, und Aglaja erstarrt auf der Spitze, in der letzten ihrer Attitüden.

Wir sehen eine Kurpromenade mit einem Orchestertempelchen im Hintergrund. Eine Gesellschaft von Vögeln hat sich hier versammelt – gemeint ist die Petersburger Hautevolee. Wenn der Vorhang sich öffnet, hält der Dirigent der kleinen Kapelle den Taktstock hoch. Die Vogelgesellschaft steht regungslos. Jeder ist in seiner Pose erstarrt, so daß die Szene den Eindruck eines kolorierten Druckes macht. Im Vordergrund steht Myschkin, der sich sehr fremd in dieser Umgebung fühlt.


 
Die leicht fliegen, werde ich nicht
beneiden, die Gesellschaft der Vögel,
die viele Orte berührt
und noch im raschesten Flug
voll Überdruß ist.
 

Myschkin geht ab. Der Dirigent des kleinen Orchesters bewegt seinen Taktstock zur Musik, und die erstarrte Vogelgesellschaft löst sich in eine «Kurpromenade» auf. Wenn die Musik endet, wenden sich alle dem Kapellmeister zu und applaudieren. Etwas vor Schluß des Tanzes treten Myschkin und Aglaja auf. Sie nehmen an dem Treiben teil und gehen dann zur Vorderbühne. Und Myschkin erklärt sich Aglaja.


 
Wo ich hinkam, fand ich mich unter Steinen,
wie sie ergraut und von Vertrauen befangen.
 
 
Mir ist gewiß, daß auch dein Gesicht
so alt herabfiel und sich neben mich legte
unter den eisweißen Wasserfall,
unter dem ich zuerst mein Bett aufschlug
und unter dem ich in meinem Tode
liegen werde, den Absturz
der Reinheit vor Augen.
 

Myschkin und Aglaja gehen ab. Es wird Abend. Einige Lampions leuchten auf, die Kapelle hört zu spielen auf, die Gesellschaft findet sich paarweise zusammen und verläßt die Bühne. Blaue Versatzstücke kommen von oben, und die Bühne wird von einem klaren Blau überströmt. Dann fliegt Aglaja herein, von weißen Tänzern gefolgt, und Myschkin erscheint ihr als Wunschbild in einem weißen Kostüm. Doch Nastassias Erscheinung tritt zwischen die Liebenden und trennt sie. Die blauen Versatzstücke werden weggehoben. Allein im nächtlichen Garten sieht Aglaja sich ernüchtert um und wirft sich weinend auf eine Bank. Myschkin, in realer Gestalt, kommt und kniet vor ihr nieder.


 
Ich habe Zutrauen gefaßt zum Verzicht.
Du weinst, weil ich dich meinen Wünschen vorziehe?
Du wählst ein kurzes Los: meine Zeit, und ich will
die Verheerungen aller Träume, mit denen
du schläfst und herausreichst aus der Welt.
 
 
Für dich habe ich keinen Trost.
Wir werden beisammen liegen,
wenn die Bewegung der Berge geschieht,
mit einem Steingefuhl, alterslos,
auf dem Boden der Nachtfurcht
und im Anfang einer großen Verstörung.
 
 
Einmal nur hatte der Mond das Nachsehn.
Ins Geäst unsres Herzens
fiel das einsamere
Licht der Liebe.
Wie kalt die Welt ist
und wie rasch die Schatten
sich auf unsre Wurzeln niederlegen!
 

Aglaja hört Myschkin verständnislos zu; ihre Erwartungen sind enttäuscht worden, sie springt auf und läßt Myschkin betroffen stehen. Die Vögel kehren in den nächtlichen Garten zurück, diesmal um Nastassia Filipowna versammelt, die durch ihre faszinierende Schönheit in einem herausfordernden Tanz alles in Atem hält. Dann stehen die beiden Frauen voreinander. Nastassia beleidigt Aglaja und wird von einem der Begleiter Aglajas wieder beleidigt. Myschkin geht ab, und die aufgescheuchte Vogelgesellschaft flieht. Das Licht ist auf den Vordergrund gerichtet, während die Kulissen fortgetragen werden; nur ein schwarzumkleidetes Podium mit zwei Seitenleitern bleibt auf der Bühne, und Aglaja und Nastassia tanzen mit schwarzgekleideten Partnern ihre Variationen, als kämpften sie mit unsichtbaren Floretten auf Leben und Tod. Wenn Myschkin zurückkommt, steigen die beiden Frauen auf je eine der Leitern und bedeuten ihm, daß sie seine Erklärung erwarten. Aglaja sieht Myschkins Zögern, wirft sich vom Podium herunter und wird von ihrem Partner weggetragen. Ehe Myschkin ihr folgen kann, bricht Nastassia wie leblos vor ihm zusammen. Er hebt sie auf und hält sie in den Armen.

Auf der leeren Bühne stehen, in schwarzen Kostümen, mit dem Rücken zum Publikum, Menschen mit Kandelabern, während Myschkin, zum Publikum gewendet, spricht.


 
Mit einem geliehenen Wort bin ich,
und nicht mit dem Feuer, gekommen
und schuld an allem, о Gott!
Es sind die Kreuze getauscht,
und das eine wird nicht getragen.
Schwach lob ich die Strenge
Deines Gerichts und ich denke
schon an Vergebung, ehe Du sie gewährst.
 
 
Wo die Angst in mir aufspringt
und Helle vor mir herwirft, entdeck ich
Schreckliches und meine Schuld
an allem, an dem Verbrechen,
mit dem ich noch diese Nacht
in Deine Nacht kommen muß,
und mein heilloses Wissen will ich
nicht preisgeben an mein Gewissen.
 
 
Sei Du die Liebe, ich bin nur in leisem
Fieber aus Dir hervorgegangen
und unter Fiebernden hinfällig
geworden. Deine Blindheit erkennend,
vor der wir eins sind im Dunkel,
bekenn ich, daß ich schuld bin
an allem, denn Du, seit Du uns nicht
mehr siehst, zählst auf ein Wort.
 

Ein roter Teppich wird herausgerollt. Myschkin dreht sich um und steht jetzt auch mit dem Rücken zum Publikum. Nastassia erscheint und versucht, auf die Vorderbühne zu Myschkin zu gelangen, doch Rogoschin springt einige Male, mit einem Messer in der Hand, dazwischen. Die schwarzen Gestalten fuhren an Ort und Stelle entsprechende Schritte zu einem Bolero aus. Schließlich ergreift Rogoschin Nastassia und trägt sie, mit dem Rücken zum Publikum, von der Bühne. Auch die schwarzen Gestalten gehen ab. Die Ikone senkt sich aus dem Schnürboden herunter. Myschkin steht ohnmächtig davor.


 
Öffne mir!
Alle Tore sind zugefallen, es ist Nacht,
und was zu sagen ist, ist noch nicht gesagt,
mir!
Die Luft ist voll von Verwesung, und mein Mund
hat den blauen Mantel noch nicht geküßt,
öffne mir!
Ich lese schon in den Linien deiner Hand, mein Geist,
der meine Stirne berührt und mich heimholen will,
öffne mir!
 

Endlich tritt Rogoschin heraus, und Myschkin geht ihm entgegen.


 
Geheim ist der Mund, mit dem ich morgen rede. Ich will
diese Nacht mit dir wachen und werde dich nicht verraten.
 

Behutsam fuhrt Rogoschin Myschkin hinter die Ikone. Die Bühne wird ganz dunkel, und im Dunkeln spricht Myschkin die beiden Terzinen.


 
In den Strängen der Stille hängen die Glocken
und läuten den Schlaf ein,
so schlafe, sie läuten den Schlaf ein.
 
 
In den Strängen der Stille kommen die Glocken
zur Ruhe, es könnte der Tod sein,
so komm, es muß Ruhe sein.
 

Es wird etwas hell. Aus dem Schnürboden kommen weiße Stricke zu den Klängen der Apotheose herab. Myschkin bleibt unbeweglich stehen, und während immer mehr Stricke herabsinken, erscheinen Tänzer, die in verhaltenen, feierlichen Bewegungen den Ausbruch des Wahnsinns darstellen.


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