Текст книги "Die Reize der Untreue"
Автор книги: Valentin Krasnogorov
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2. Die Reize der Untreue
Прелести измены
Comedietta
Handelnde Personen:
Mann
Frau
Er läuft mit großen Schritten durch Zimmer, sieht dabei nervös auf die Uhr. Offenbar erwartet er jemanden ungeduldig. Es klopft an der Eingangstür. Sie tritt mit schnellen Schritten ein. Sie ist im Mantel und hat eine große Einkaufstasche in den Händen. Eк wirft sich ihr jäh entgegen.
ER. (Gekränkt und gleichzeitig erfreut.) Endlich! Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben.
SIE. Ich habe selbst nicht mehr darauf gehofft. Konnte mich kaum loseisen.
ER. Du keuchst ja so.
SIE. Ich bin den ganzen Weg gerannt. Wir haben doch sehr wenig Zeit. (Will ihn umarmen.)
ER. (Fährt zurück.) Hast du die Tür verschlossen?
SIE. Nein. Ich kenne mich mit eurem Schloss nicht aus.
ER. Warte, ich schließe zu (Schließt die Tür mit dem Schlüssel zu, kommt zurück und will sie umarmen.)
SIE. (Fährt zurück.) Auf der Treppe bin ich einem Mann begegnet. Er hat mich so angeguckt, dass es mir ganz anders wurde.
ER. (Besorgt.) Was für ein Mann? Ein alter mit Stock, in einem grauen Anzug?
SIE. Nein, ein junger im Pullover.
ER. Hat er gesehen wie du in die Wohnung gegangen bist?
SIE. Nein. Ich habe so getan, als müsste ich noch eine Etage höher.
ER. (Erleichtert.) Dann ist nichts Schlimmes. (möchte sie umarmen.)
SIE. (fährt zurück.) Mir kam es vor, als hätte er mich erkannt.
ER. Wie kommst du darauf?
SIE. Mein Mann hat gesagt, dass irgendwo in diesem Bezirk ein Kollege von ihm wohnt.
ER. In diesem Bezirk wohnen hunderttausend Leute.
SIE. Und alle können mich erkennen.
ER. Weißt du, wie der Kollege aussieht?
SIE. Ja.
ER. Und war er das?
SIE. Nein.
ER. Und worüber regst du dich dann auf?
SIE. Wenn es nun ein anderer Kollege war, Einer, der mich kennt, den ich aber nicht kenne.
ER. So kann man sich vor allen Männern fürchten. Vor den Frauen auch.
SIE. Ich habe eben diese Angst.
ER. Letztendlich ist es kein Verbrechen, wenn man allein die Treppe hochsteigt.
SIE. Du hast gut reden
ER. Du kannst immer noch sagen, dass du bei der Schneiderin warst.
SIE. Na gut, irgendwie winde ich mich schon raus.
ER. (Zieht sie an sich.) Hast du dich beruhigt? (Langer Kuss.)
SIE. (fährt zurück.) So geht’s doch nicht!
ER. Was ist denn?
SIE. Du hast die Vorhänge nicht zugezogen.
ER. Was ist dabei?
SIE. Wir stehen doch direkt am Fenster!
ER. Vor uns liegt eine Wüste und außerdem wohnen wir in der 5. Etage.
SIE. Egal. Ich habe das Gefühl, dass alle auf uns sehen.
ER. (Zieht die Gardinen vor und umarmt sie.) Jetzt hast du keine Gefühle?
SIE. Nein, habe ich nicht.
ER. (Fährt zurück.) Vielleicht legst du endlich mal den Mantel ab?
SIE. Nein, Liebster, ich bin nur für eine Minute hier.
ER. Wieso für eine Minute? Wir wollten doch eine ganze Stunde mit einander verbringen.
SIE. Die Bedingungen haben sich geändert.
ER. Schon wieder? Ich habe mich so auf dieses Treffen gefreut.
SIE. Ich auch.
Er umarmt sie. Sie erwidert die Umarmungen, aber plötzlich stößt sie ihn erschrocken von sich.
Hast du das Fleisch gekauft?
ER. Habe ich.
SIE. Und die Milch?
ER. Ja.
SIE. (Erleichtert aufatmend.) Und ich habe einen Schreck bekommen, dass du es vielleicht vergessen hast.
ER. Nein, ich habe es nicht vergessen. Damit das später nicht passiert, legen wir alles gleich in deine Tasche. (Er holt das Fleisch und eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank.)
SIE. Was kostet das Fleisch?
Er macht eine protestierende Geste.
Ich möchte das wissen, falls plötzlich die Schwiegermutter fragt.
ER. Hier ist der Kassenzettel.
Sie gibt ihm Geld, er gibt ihr das Restgeld zurück.
SIE. Danke. (stopft die Tasche mit den Einkäufen voll.)
ER. Ziehst du vielleicht doch den Mantel aus?
SIE. Es lohnt sich nicht, ich bin nur für eine Minute da.
ER. Wann musst du weg?
SIE. Los, überschlagen wir das mal zusammen. Rechne mal, das ich ungefähr 40 Minuten das Fleisch ausgesucht und die Milch gekauft habe. Ziehe davon den Weg zu dir und zurück ab – da bleibt nichts übrig.
ER. Ich begreife nicht, warum du es so eilig hast.
SIE. Ich muss kochen.
ER. Früher hat doch deine Schwiegermutter gekocht.
SIE. Jetzt mache ich es selbst.
ER. Warum?
SIE. Damit mein Mann nicht merkt, dass ich schlechter zu ihm bin.
ER. Ich dachte, du hast dir freigenommen, um dich mit mir zu treffen und nicht um für deinen Mann das Mittagessen zu kochen.
SIE. Das habe ich auch gedacht, aber von der Schwiegermutter kommt man nicht für längere Zeit weg. Sie ist schrecklich misstrauisch.
ER. Und dein Mann?
SIE. Mein Mann auch. Gestern habe ich die Tasche genommen, und er hat mich so angesehen, gelächelt und gefragt “Einkaufen?“ Mir fiel das Herz in die Hose.
ER. Und wohin bist du in Wirklichkeit gegangen?
SIE. Einkaufen. (nimmt die Tasche.). Na gut, ich gehe.
ER. Du könntest doch auch abends kochen.
SIE. Abends gehen ich mit meinem Mann zum Fußball.
ER. Zum Fußball? Wozu?
SIE. Damit er nichts merkt.
ER. Du könntest doch lieber so tun, als gingest du zu einer Freundin.
SIE. Ich gehe jetzt nicht mehr zu Freundinnen.
ER. Warum
SIE. Damit er nichts merkt. Ich versuche jetzt sowieso die Lage nicht zu verschärfen.
ER. (betrachtet sie.) Was machst du noch, damit er nichts merkt?
SIE. Bist du etwa eifersüchtig?
ER. Nein. Ich habe es einfach satt über deinen Mann zu reden.
SIE. Finde doch ein anderes Thema.
ER. Was für eins?
SIE. Früher haben wir über Musik, über Poesie gesprochen.
ER. Apropos, ich habe dir einen neuen Gedichtband gekauft. Hier, nimm. (hält ihr das Buch hin.)
SIE. Oh, danke schön! (Sie schwankt ein bisschen, dann gibt sie ihm das Buch zurück.) Lieber nicht. Er würde fragen, woher es ist.
ER. Dann sagst du eben, dass deine Freundin dir das Buch geschenkt hat.
SIE. Sie kann sich verplappern.
ER. (Wirft das Buch auf den Boden.) Siehst du, so spricht man über Poesie.
SIE. Sei nicht böse.
ER. Ich bin nicht böse. Trotzdem ist es ärgerlich, dass wir beiden zusammen nichts lesen, nirgends hingehen.
SIE. Denkst du, ich ärgere mich nicht darüber? (nach kurzem Schweigen.) Weißt du was? Wir gehen ins Kino.
ER. Wann? Wie?
SIE. Ganz einfach: Wir kaufen Karten für eine Vorführung. Nur, natürlich für unterschiedliche Plätze. Ich komme mit meinem Mann und du mit deiner Frau. Und wir denken dabei, dass wir den Film gemeinsam sehen.
ER. Na, los!
SIE. Umarme mich.
ER. Zieh erst diesen verfluchten Mantel aus.
SIE. Ich bin doch nur für eine Minute da.
ER. Ich möchte dich nicht nur eine Minute umarmen. Nicht dafür habe ich mich für einen halben Tag von der Arbeit fortgestohlen.
SIE. (von einer Idee erleuchtet.) Hör mal, hast du Kohl?
ER. (verwundert.) Ich weiß nicht, ich glaube irgendwo ist ein Kohlkopf.
SIE. Wenn du ihn mir gibst, sage ich, dass ich noch auf dem Markt war, um Kohl zu kaufen. Da haben wir zusätzlich noch mindestens fünfzehn Minuten. Hab ich das gut ausgetüftelt?
ER. Einfach Super! (Bringt aus der Küche den Kohl, gibt ihn ihr in die Hände, aber dann überlegt er plötzlich.) Nein, ich kann ihn dir nicht geben.
SIE. Warum?
ER. Was sage ich meiner Frau? Ich war nicht zu Hause, aber der Kohlkopf ist weg (Nimmt den Kohlkopf zurück.)
SIE. (überlegt ein Weilchen.) Dann machen wir es eben so. Ich binde der Schwiegermutter auf, dass ich noch in der Buchhandlung war und dort den Gedichtband gekauft habe. Dann kriege ich die gleichen fünfzehn Minuten raus.
ER. (seine Züge hellen sich auf, er umarmt sie.). Das ist etwas ganz anderes.
SIE. (flüstert, indem sie ihn ebenfalls umarmt.) Borja, mein Liebster.
ER. Ich bin doch nicht Borja, ich bin Leva.
SIE. Ich weiß. Mir ist es lieber, dich Borja zu nennen.
ER. Warum?
SIE. Verstehst du, ich habe schreckliche Angst, dass ich mich verplappern könnte und ihn Leva nennen würde. Das wäre das Ende.
ER. Na, das muss ja nicht gleich das Ende sein.
SIE. Aber wenn du auch Borja bist, dann kann ich es niemals verwechseln. Einverstanden?
ER. (unwillig.) Naja, wenn du es so willst…
SIE. Danke, Leva.
ER. (mit Nachdruck.) Borja.
SIE. Ach ja, Borja. Bist du beleidigt?
ER. (trocken.) Nein.
SIE. Dann umarme mich fester. (flüstert mit geschlossenen Augen.) Borja, Borenka, Borboska, Barbariska, Barbarossa…
ER. (nimmt Abstand.) An wen denkst du jetzt – an ihn oder an mich?
SIE. (öffnet die Augen.) Natürlich an dich. Ich gewöhne mich an deinen neuen Namen.
ER. So sieht es nicht gerade aus.
SIE. Sei nicht eifersüchtig. Die Hauptsache ist – mir geht es jetzt gut.
ER. Dafür mir – schlecht.
SIE. Warum?
ER. Weil ich dich umarmen will und nicht deinen Mantel.
SIE. Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Ich habe ihn ganz vergessen. (wirft den Mantel ab.)
ER. (umarmt sie.) Darauf hab ich gewartet.
SIE. (voller Leidenschaft.) Borja, mein Geliebter! Mein Zärtlicher!
ER. Sprich leiser, die Unter-Mieter können alles hören.
SIE. Gut, ich flüstere (kaum hörbar.) Liebst du mich?
ER. Was?
SIE. Ich frage – Liebst du mich?
ER. Ich liebe dich.
die gerade beginnenden Umarmungen unterbricht ein durchdringendes Telefonklingeln.
SIE. Ach du mein Gott!
Klingeln.
ER. Hol`s doch der Teufel!
Das Telefon klingelt immer weiter.
Was meinst du, soll ich abnehmen?
SIE, Lass es, vielleicht ist es deine Frau?
ER. Andererseits, ich habe meine Kumpels gebeten, dass sie mir Bescheid sagen, wenn mich die Chefs vermissen. (Er greift zögernd in Richtung Hörer.)
SIE. Und wenn sie es ist?
beide, schauen wie verhext auf das Telefon. Das Klingeln hört auf.
ER. Das war´s wohl.
SIE. Gott sei Dank (drückt sich an ihn.)
ER. (beachtet sie nicht.) Das war nicht meine Frau.
SIE. Bist du sicher?
ER. Sie weiß doch nicht, dass ich zu Hause bin.
SIE. Vielleicht hat sie dich zuerst auf der Arbeit angerufen?
ER. Sie hätten gesagt, dass ich für einen Augenblick rausgegangen bin.
SIE. (umarmt ihn.) Denk nicht mehr darüber nach.
ER. (besorgt.) Wer könnte das bloß gewesen sein?
SIE. (Ungeduldig.) Nimm mich doch in die Arme!
ER. Warte mal. (ruft an.) Mischka? Hier bin ich: Hat man sich für mich interessiert? Ach, hast du mich gerade angerufen? Nein? Na gut, Tschüs. (Legt den Hörer auf und sieht, dass sie schon wieder den Mantel an hat. Wo willst du hin?
SIE. Ich muss gehen, Liebster.
ER. Warte wenigstens noch zwei Minuten.
SIE. Kann ich nicht.
ER. Wir haben sogar unser nächstes Treffen nicht festgelegt.
SIE. Morgen kann ich nicht, übermorgen auch nicht.
ER. Vielleicht am Donnerstag nach der Arbeit?
SIE. (holt ihr Notizbuch hervor.) Am Donnerstag haben wir Versammlung. Man kann schwer sagen, wann sie zu Ende ist. Besser wäre Freitag.
ER. Am Freitag kann ich nicht. Meine Frau und ich sind eingeladen, (Holt sein Notizbuch hervor.). Mir würde Sonntag passen.
SIE. An den Wochenenden gehe ich jetzt nicht mehr aus dem Haus.
ER. Damit dein Mann nichts merkt?
SIE. Darüber muss ich überhaupt nicht lachen.
ER. Ich auch nicht.
SIE. Wie ist es mit nächster Woche?
ER. (schaut ins Notizbuch.) Geht nicht. Ich muss abends arbeiten.
SIE. Wie viel Tage?
ER. Bis zum fünften vielleicht.
SIE. Vom fünften bis zum Zehnten habe ich Weiterbildung.
ER. Am zwölften fahre ich mit meiner Frau in den Urlaub.
SIE. Für lange?
ER. Bis Ende des Monats
SIE. Und dann ist wieder Abendschicht?
ER. Wahrscheinlich/ (guckt angestrengt ins Notizbuch.) Könnten wir nicht versuchen, am elften zusammenzukommen?
SIE. So weit im voraus kann ich nichts festlegen.
ER. Einen anderen Tag haben wir einfach nicht. Wenigstens für eine halbe Stunde.
SIE. Wo?
ER. Mir wäre die Apotheke recht.
SIE. Da sind zu viele Leute
ER. Dann eben in der Bibliothek.
SIE. Da ist es zu leer. Da fallen wir auf. Vielleicht in ein Hotel?
ER. Zu teuer. Besser im Park.
SIE. Zu weit, da haben wir keine Zeit. Und außerdem frieren wir da.
ER. Dann setzen wir uns einfach in irgendeinen Bus und fahren zur Endstation und zurück.
SIE. Damit uns die ganze Stadt sieht?
ER. Und was schlägst du vor?
SIE. (denkt ein bisschen nach.) Gut, dann nehmen den Autobus. Aber du darfst nicht mit mir sprechen, dich nicht neben mich setzen und nicht in meine Richtung gucken.
ER. Einverstanden.
SIE. (trägt es in´s Notizbuch ein.) Also: am elften, um zwölf im Bus Nummer Dreizehn.
ER. (Möchte auch etwas in das Notizbuch eintragen, hält aber inne.) Warte! Am elften kann ich nicht!
SIE. Du hast das doch selbst vorgeschlagen!
ER. Ich habe vergessen, dass meine Frau Geburtstag hat.
SIE. Ihr habt doch vorigen Monat den Geburtstag gefeiert.
ER. Das war nicht der Geburtstag meiner Frau, sondern unseres Kindes.
SIE. Du hast jede Woche eine Familienfeierlichkeit.
ER. Was kann ich dagegen machen?
SIE. Kannst du dir nicht etwas ausdenken, damit du für eine halbe Stunde mal weggehen kannst?
ER. (denkt nach.) Kannst du vielleicht Haare schneiden?
SIE. Nein
ER. Schade. Da hätte ich sagen können, dass ich zum Friseur gehe.
SIE. Und wenn ich es auch könnte, wo hätte ich dir dann die Haare geschnitten? Im Park? Im Bus?
ER. Sei nicht böse.
SIE. Ich bin nicht böse.
ER. Ich rufe dich lieber an.
SIE. Mich kannst du nicht anrufen. Das weißt du doch. Auf dem Handy sieht man, wer angerufen hat. Mein Mann könnte dahinter kommen.
ER. Ich rufe dich auf Arbeit an.
SIE. Bist du verrückt geworden? Das ganze Büro weiß dann, dass mich eine männliche Stimme anruft.
ER. Na und?
SIE. Sie sagen es ihm.
ER. Warum machen sie das?
SIE. Du kennst die Menschen nicht.
ER. Wenn du willst, rufe ich mit Frauenstimme an.
SIE. Versteh doch, Leva…
ER. Borja.
SIE. Ach ja, Borja. Borja, siehst du, wie leicht man sich verwechseln kann.
ER. Was wolltest du sagen?
SIE. Dass du nicht mit Frauenstimme sprechen kannst.
ER. Wenn es sein muss, kann ich schon (mit Frauenstimme.)“Seien Sie so nett, rufen Sie doch bitte Frau.....ans Telefon.“ (Mit normaler Stimme.) Na, wie war´s?
SIE. (Seufzend.) Es ist besser, wenn ich dich auf der Arbeit anrufe. Es ist für mich sehr schwer anzurufen,
ER. Und ich bin schwer anzutreffen.
SIE. Aber im Fall der Fälle richten sie es dir aus?
ER. Ja schon. Besser wäre natürlich etwas Dienstliches.
SIE. Gut, weißt du was, wir verlegen auf alle Fälle die Zeit um einen Tag und 2 Stunden
ER. Wie geht das?
SIE. Nun, wenn ich sage „Sagen Sie ihm das die Besprechung morgen um Drei ist, dann treffen wir uns in Wirklichkeit übermorgen um Fünf.
ER. (endgültig verwirrt.) „Morgen um Fünf… übermorgen um Drei…“Vielleicht wird es einfacher, wenn ich dir eine Mail schicke.
SIE. Geht nicht. Mein Mann kennt mein Passwort.
ER. (schaut auf die Uhr.) Verzeih, aber ich muss schnellstens in mein Büro.
SIE. Wir haben aber noch nichts ausgemacht.
ER. Dann rufe ich wenigstens mal an. (wählt eine Nummer. Mit Frauenstimme.) Rufen Sie bitte Mischa…Mischa? Wie ist es, alles in Ordnung? Du erkennst mich nicht. Hier ist Borja( erinnert sich plötzlich, mit normaler Stimme.) Ach; Sch…Nicht Borja, sondern Leva! Leva! Nein ich hab nicht getrunken und mache mich auch nicht lustig. Ich erkläre das später. Was?! Er hat mich vermisst? (angstvoll.) Schon lange? Schreit und spielt verrückt? (Legt den Hörer auf. Tragisch.) Das hat gerade noch gefehlt.
SIE. Was ist passiert?
ER. Er droht, mich wegen Schwänzen zu entlassen.
SIE. Das wird schon vorbeigehen.
ER. Du hast gut reden.
SIE. Mach keine Panik.
ER. Der Chef hat mich schon lange auf dem Kieker. Er wartet nur auf einen Anlass.
SIE. Na gut, ich renne los.
ER. Wir gehen zusammen raus.
SIE. Zusammen geht nicht. Man könnte es bemerken.
ER. Das ist richtig. Geh als erste.
SIE. (nimmt die Tasche.) Küsse mich zum Abschied.
ER. (küsst sie eilig.) Auf Wiedersehen.
SIE. Wir haben es nicht leicht, nicht wahr?
ER. Dafür ist es nicht langweilig.
SIE. Unsere Treffen sind für mich die einzige Freude im Leben. Und für dich?
ER. (macht sich eilig fertig.) Für mich auch.
SIE. Liebst du mich?
ER. (führt sie ungeduldig zur Tür.). Ich liebe dich, ich liebe dich, geh.
Es klingelt an der Tür. Beide erstarren vor Schreck.
SIE. (flüstert.) Wer ist das?
ER. Was weiß ich?
SIE. Ich zittere am ganzen Leib.
ER. Hab keine Angst, Sie klingeln ein-zweimal und gehen weg.
es klingelt wieder.
SIE. Ich werde verrückt!
ER. Leise! (wird ganz weiß.) Mir scheint, man versucht die Tür zu öffnen. Hörst du es?
Angespanntes Schweigen.
SIE. Guck mal vorsichtig durch den Spion.
Er schleicht sich auf Zehenspitzen zur Tür und kommt mit entstelltem Gesicht zurück.
SIE. Nun?
ER. (hoffnungslos.) Meine Frau.
SIE. Bist du sicher?
ER. Nicht ganz, auf dem Flur ist es dunkel.
SIE. Das ist ein Alptraum… (erschrocken.) Sie kann hier hereinkommen?
ER. Nein, die Kette ist davor.
Es klingelt.
SIE. Das ist unerträglich!
ER. Wir müssen etwas warten. Vielleicht geht sie weg.
SIE. Ich kann nicht warten, ich müsste schon längst zu Hause sein.
ER. Und ich auf der Arbeit.
Sie Mein Mann erschlägt mich.
ER. Mein Chef schmeißt mich raus.
SIE. Sie müsste doch auf Arbeit sein. Was hat sie hier zu suchen?
ER. Ich weiß nicht. Vielleicht muss sie etwas holen.
SIE. Ich wollte ja schon lange gehen, aber du immer mit deinem „warte mal“,“warte doch“.
ER. Ich war es, der dich angetrieben hat, aber du bist plötzlich ins Schwatzen gekommen.
SIE. Du bist gewissenlos. Ich wollte ja gar nicht kommen, ich hatte so eine Vorahnung.
ER. Denkst du vielleicht, ich wollte mich dünn machen, wenn der Chef jede Minute nach mir fragen kann. Ich wusste, dass das nicht gut ausgehen kann.
Klingeln.
SIE. Wir müssen aufmachen. Wir sind ja schließlich beide im Mantel.
ER. Das hätten wir gleich machen sollen. Was sagen wir ihr jetzt?
SIE. Wir können sowieso nirgends hin. Wozu hinauszögern?
ER. Ich weiß nicht… vielleicht geht sie doch weg?
SIE. Versteh doch, ich kann nicht länger hier bleiben. Die Schwiegermutter ruft wahrscheinlich schon meinen Mann an.
ER. Fünf Jahre war ich auf diesen Posten scharf – und dann so dumm reinfallen… Und dazu noch hier die Geschichte.
SIE. (mit Nachdruck.) Mach auf. Bist du nun ein Mann oder kein Mann?
ER. Ich bin ein Mann. Aber aufmachen werde ich nicht.
SIE. Was riskierst du denn? Du hast doch selbst gesagt, dass eure Beziehungen zerrüttet sind.
ER. Du behauptest ja auch, dass du und dein Mann wie Fremde sind, aber du zitterst vor ihm wie Espenlaub.
SIE. Das ist etwas ganz anderes.
ER. Bei mir ist es auch etwas ganz anderes. Wie werde ich ihr in die Augen sehen?
SIE. Es scheint, du hast ein schlechtes Gewissen. Ist das nicht ein bisschen spät?
ER. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen gehabt. Bei dir ist´s wohl anders.
SIE. Wenn du so ein Angsthase bist, dann mache ich eben selbst auf. (geht entschlossen zum Ausgang.)
ER. (Hält sie fest.) Bleib stehen!
SIE. (versucht, sich loszureißen.) Lass mich!
ER. (flüstert.) Leise!
SIE. Du kläglicher Feigling!
ER. Bei mir geht vielleicht mein ganzes Leben in die Brüche, und du fürchtest nur, dass du ja nicht zu deiner boshaften Schwiegermutter zu spät kommst.
SIE. Und du fürchtest eine alte Hexe, von der du dich schon längst hättest scheiden sollen.
ER. Die „alte Hexe“ ist, erstens, fünf Jahre jünger als du und zweitens zwanzigmal schöner. Du siehst neben ihr aus…(er sucht einen möglichst stark beleidigenden Ausdruck.) wie eine zerknitterte Giftmorschel.
SIE. Warum hast du dann mit mir geflirtet?
ER. Erstens, wegen der Abwechslung, zweitens aus Dummheit.
SIE. Wenn du wüsstest, wie ich dich jetzt hasse!
ER. Nicht mehr als ich dich.
Pause
SIE. Irgendwie hat es lange nicht geklingelt.
ER. Ich habe auf der Treppe Schritte gehört.
SIE. Vielleicht ist sie weggegangen? Guck doch mal nach.
er schleicht zur Tür und kommt strahlend wieder.
ER. Niemand da.
SIE. Was für ein Glück! (Wirft sich ihm an den Hals.) Sei nicht böse, gut?
ER. Und du sei auch nicht böse
SIE. (Ergreift die Tasche.) Ich renne los.
ER. Mach´s gut.
SIE. Ein Treffen machen wir später aus.
ER. Gut.
SIE. Mach auf.
Sie laufen schnell zur Tür, doch sie werden durch ein scharfes, anhaltendes Klingeln an der Tür aufgehalten. Sie stehen wie versteinert. Gleichzeitig beginnt das Telefon zu klingeln. Verzweifelt sehen sie sich an.
Ende des Dramoletts „Die Reize der Untreue“
3. Eine alltägliche Geschichte
Такие дела
Dramolett
Handelnde Personen:
Mann
Frau
Eine Küche in einer modernen Wohnung. Eine junge Frau deckt den Tisch für das Abendbrot. Es klingelt an der Tür. Die Frau geht gemächlich zur Tür, öffnet und kommt zurück. Ihr folgt ein Mann. Er trägt Taschen mit Gemüse, Brot und anderen Lebensmitteln.
ER. Ich habe alles gekauft, was du gesagt hast.
SIE. (gibt ihm eine Schmatz auf die Wange.) Danke. Packe alles in den Kühlschrank. Aber zieh erst die Hausschuhe an.
Er stellt die Taschen auf den Boden, zieht die Schuhe aus, steckt mit gewohnter Bewegung die Füße in die Hausschuhe und verteilt die Einkäufe in die Fächer des Kühlschranks.
SIE. Wollen wir gleich Abendbrot essen oder willst du dich erst ausruhen?
ER. (gibt ihr ebenfalls einen Schmatz.) Lieber gleich. Ich bin irgendwie hungrig.
SIE. Dann wasche dir die Hände.
Er zieht das Jackett aus und wäscht sich die Hände.
SIE. (Schneidet Brot, stellt Teller auf den Tisch u.a.) Bist du fertig?
ER. Ja, ich bin fertig
SIE. Setz dich.
Er setzt sich an den Tisch,
SIE. Wie geht es dir, nicht besser?
ER. Nicht besser, aber auch nicht schlechter.
SIE. Wie war es auf Arbeit?
ER. Wie immer.
SIE. (gibt das Essen auf.) Du hörst dich nicht sehr fröhlich an.
ER. Ich bin so wie immer
SIE. Willst du ein Gläschen Wein?
ER. Ja gern.
SIE. (holt den Wein.) Bring mal den Flaschenöffner
ER. Liegt er dort, wo er immer liegt?
SIE. Ja.
Er holt den Flaschenöffner und kommt zurück.
ER. (beim Öffnen der Flasche.) Wo ist dein Glas?
SIE. Ich trinke nicht.